— 58
Neu-Orsova endet, und durchzieht die walachische Niederung in einem
flachen, nach Norden offenen Bogen. Durch die hügelige Platte der
Dobrudscha wird der Strom noch einmal auf eine kurze Strecke
nordwärts gedrängt und biegt dann rechtwinklig nach Osten.
Von den drei Hauptmündungen, die ein sumpfiges Delta einschließen,
ist nur die mittlere, die Sülina, schiffbar.
Nebenflüsse der Donau siud:
a) rechts: 1. die Jller, 2. der Lech, 3. die Isar links mit den
Abflüssen des Ammer- und Starnbergersees, 4. der Inn, der links die
Gewässer des Tegern- und rechts die des Chiemsees sowie die Salzach
aufnimmt, 5. die Traun aus den Seen des Salzkammerguts, 6. die
Enns, 7. die Leitha, 8. die Raab, 9. die Drau links mit der Mur,
10. die Save vom Terglou. Alle diese Nebenflüsse kommen von den
Alpen und führen der Donau gewaltige Waffermengen zu. Vom Balkan-
system strömen noch zur Douau: 11. die Morawa und 12. der Jsker;
b) links: 1. die Wörnitz, 2. die Altmühl, 3. die Naab und
4. der Regen münden in der Nähe von Regensburg, wo die Dampf-
fchiffahrt auf der Donau beginnt, 5. die March, 6. die Waag,
7. die Gran, 8. die fischreiche Theiß, der größte Nebenfluß (so
lang wie der Rhein), 9. der Alt, 10. der Seret und 11. der Prut.
Der Rhein.
Der Rhein, „Deutschlands Strom, nicht Grenze", ist wirklich
ein ganz deutscher Strom, denn wenn auch das Quell- und
Mündungsgebiet nicht zum Deutschen Reiche gehören, so haben sie
doch deutsche Bevölkerung.
Der Rhein entsteht auf der Ostseite des St. Gotthard aus dem
Vorder- und Mittelrhein, fließt zuerst nach Nordosten und ver-
einigt sich bei Reichenau mit dem Hinterrhein vom Rheinwaldgletscher.
Bei Chur wendet er sich nach Norden, durchströmt den grünen Boden-
see und den Untersee, durchbricht westwärts den Jura und bildet bei
Schaffhausen den 24 in hohen Rheinfall. Bei Basel nach Norden
umbiegend, fließt er, immer noch ein reißender Strom, durch die
oberrheinische Tiefebene. Von der Münduug des Mains ab wendet
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— 100 —
die zweitgrößte Stadt Ungarns, ein sehr lebhafter Handelsplatz.
Nördlich vom Franzens-Kanal, welcher die Donau mit der
Theiß verbindet, liegt Maria-Theresiopel (75 000 E.), der
Marktplatz für die Produkte der getreide- und viehreichen Umgebung.
•—- Östlich der Theiß, zwischen Maros und Donan liegt Temesvar
(40 000 E.). — An der Grenze gegen Rumänien, am „Eisernen
Thor", der nunmehr für die Schiffahrt regulierten Stromschnelle der
Donau (Bild S. 57), ist Alt-Orsova. In der Nähe die warmen
Schwefelquellen (Herkulesbad) von Mehadia.
Siebenbürgen hat zum Teil deutsche Bevölkerung (etwa V^Mill.),
die sogenannten Sachsen, deren wichtigste Orte das gewerbreiche
Kronstadt (33 000 E.) und Hermannstadt sind. — In dem
von Magyaren bewohnten Gebiete liegt Klausenburg (34000 E.).
Universität. — Die im Westen lebenden Rumänen, über die
Hälfte der Bevölkerung, haben keine größere Stadt.
2. Fiume samt Gebiet. Die Stadt Fiume (31000 E.) am
Busen vou Quarnero ist der Hauptplatz für den ungarischen
Seeverkehr.
3. Kroatien und Slavonien. Die Hauptstadt Agram unfern
der Save hat 38 000 E. Universität. —- Esseg ist eine Festuug
oberhalb der Draumündung.
(Bosnien und die Herzegowina siehe S. 125.)
Die Schweiz.
I. Die Schweiz ist vorherrschend Gebirgsland. In der
südlichen Hälfte erheben sich gewaltige Massen der Alpen. An ihrem
nördlichen Abhang breitet sich die wellenförmige schweizerische
Hochebene aus, welche gegen Frankreich vom Jura, einem Wasser-
armen, bis zu 1700 m hohen Gebirge abgeschlossen wird. — Die
Schweizer Alpen sind alljährlich das Reiseziel Tausender von Frem-
den, die hierher eilen, die Wunder der Hochgebirgswelt stauneud
zu betrachten. Besonders besucht ist das sogeuannte Berner Ober-
land. In kühnen Formen erheben sich hier Gipfel wie das Finster-
aarhorn, die Jungfran u. a. zu einer Höhe von über 4000 m.
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Extrahierte Personennamen: Alt-Orsova Mehadia
Extrahierte Ortsnamen: Ungarns Donau Maros Donan Temesvar Donau Sachsen Kronstadt Hermannstadt Klausenburg Fiume Kroatien Agram Bosnien Frankreich
— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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Iii. Die Zeit der großen Concilien
1378
1406
Gleiche Verwirrung und Anarchie in Reich und Kirche. In
jenem wie in dieser eine Dreispaltnng. Nach Ruprechts Tod
wird der unruhige und leichtsinnige Luxemburger Sigismund
(1410—1438) von Ungarn, ein längerer Sohn Karls Iv, von
der einen, sein Vetter Jodocus (Jost,Jobst, tz 1411) von der
andern Partei der Kurfürsten gewählt, ohne daß Wenzel ab-
gedankt hatte.
Beendigung des s. g. babylonischen Exils der Kirche
(s. ob. S. 83) durch Pabst Gregor Xi, der, dem Verlangen
Italiens und der Römer nachgebend, 1377 nach Rom zurückkehrt.
Nach seinem Tod 1378 eine Dvppelwahl: Urban Vi, ein Ita-
liener, mit dem Sitze in Rom, Clemens Vii, ein Franzose, in
Avignon; — gegenseitiger Bann, doppelte Erpressungen. Fort-
setzung des Schismas durch fortgesetzte Doppelwahlen.
Ein allgemeines Concil zu Pisa 1409 als höhere Instanz,
von den Cardinälen beider Pübste betrieben, sollte den Nothstand
heilen. Zugleich erhebt sich der Ruf des Volks wie der Cardinäle
nach einer Reformation der Kirche an Haupt und Glie-
dern. Absetzung der beiden, in Wirklichkeit aber nicht abtreten-
den Schismatiker Gregor Xii und Benedict Xiii, Neuwahl des
schon betagten Alexander V und nach seinem baldigen Tode (1410)
des sittenlosen und ränkevollen Johann Xxiii. So i. I. 1410
3 Kaiser und 3 Pübste! — Nach des kinderlosen Jobsts Tode
theilen sich die beiden Vettern Wenzel und Sigismund in seine
Erblande (Mähren und die Niederlausitz an Böhmen, Branden-
burg an Sigismund). Herstellung der Reichscinheit, indem der
letztere 1411 einstimmig zum römischen König gewählt wird und
sich niit Wenzel gütlich verständigt.
Concil von Kostnitz 1414—1418, eifrig von Sigismund
betrieben, von Johann Xxiii besucht; die größte Kirchenversamm-
luug des Mittelalters und zugleich der erste große Fürstencon-
greß der neueren Zeit. Abstimmung nicht nach Köpfen, sondern
nach Stationen. Die Häupter der Reform-Partei G erso n,
Kanzler von Paris, und der Cardinal Peter d'ailly. Drei
Hauptstücke kommen zur Erledigung.
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Extrahierte Personennamen: Sigismund
( Karls Jost,Jobst Pabst_Gregor_Xi Gregor Urban Clemens_Vii Gregor_Xii Gregor Benedict_Xiii Alexander_V Alexander Johann_Xxiii Johann Sigismund Sigismund) Sigismund Johann_Xxiii Johann Peter_d'ailly
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Karls Italiens Rom Rom Avignon Niederlausitz Paris
93
1) Beseitigung des Schisma, indem das Concil all-
mählich alle 3 Päbste absetzt, ihre Wiederwahl für unzulässig und
jede Neuwahl von der Zustimmung des Cotteils abhängig erklärt.
Prozeß gegen den unwürdigen Johann Xxiii; seine Flucht mit
Hülfe Friedrichs von Oesterreich, der durch den Bann des Con-
cils und die Reichsacht des Königs zum Nachgeben genöthigt wird;
Gefangennehmüng und Entsetzung Johanns 1415; freiwilliger
und ehrenvoller Rücktritt Gregors, hartnäckige Weigerung Bene-
dicts, den man erst 1417 absetzt.
Vor der Neuwahl eines all gen: ein en Pabstes verlangte
Sigismund, auf die germanischen Nationen (die deutsche und
englische) gestützt, die kirchliche Reform. Die romanischen
(Italiener, Franzosen, Spanier) begehrten zuerst das neue
Kirchenoberhaupt. Sigismund gab nach unter Bedingung, daß
der zu wählende Pabst das Concil vor erreichter Reform nicht
auflöjen dürfe.
Einstimmige Wahl des Cardinals Otto von Colonna als
Martin V 1417. Unzulänglichkeit seines Reformationsent- 1417
Wurfes; Separatverträge des Pabstes mit den einzelnen Nationen;
sein Abzug von Kostnitz 1418; formelle Auflösung des Concils
1422. Die Reform blieb unerreicht. —
2) Erhebung der Hyh enzollern: Die arg verkommene
Mark Brandenburg hatte bereits 1411 König Sigismund dem
trefflichen Burggrafen von Nürnberg Fr i e d r i ch Vi v 0n Hohen-
zollern als einem „vollmächtigen gemeinen Verweser und obristen
Hauptmann" zur Verwaltung (mit Ausnahme der Kur) über-
tragen, nicht verpfändet. — Uebertragung auch der Kur- und
Erzkämmererwürde auf Friedrich auf dem Kostnitzer Concil 1415.
3) Johann Hus: Böhmen ward besonders stark ergriffen
von dem Verlangen nach kirchlichen Reformen. Beispiel und Be-
deutung der reformatorisch gesinnten Prager Universität. Einfluß
der Wicliffscheu (John Wicliffe 1324—1384) Lehren auf
Böhmen und vor allen auf die Prager Universitätslehrer Johann
Hus und seinen Freund Hieronymus v0n Prag. Haupt-
es ntro Versen Wicliffs: die Stellung des Pabstthums, Fegfeuer,
Mönchthum, Ohrenbeichtc, Ablaß, Abendmahlslehre u. s. w.
Johann Hus, geb. 1369 zuhusinec, aus niederm Stande,
böhmisch-czechischen Stammes, seit 1391 Prediger an der Bethle-
hemskapelle, seit 1398 Lehrer an der Hochschule zu Prag, 1402
Rector, Beichtvater der Königin. Anhänger der Wicliffschen
Ii
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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TM Hauptwörter (200): [T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Xxiii Johann Friedrichs Johanns Johanns Gregors Sigismund Sigismund Cardinals_Otto_von_Colonna Otto Martin_V Sigismund Friedrich Friedrich Johann_Hus Johann John_Wicliffe Johann Wicliffs Johann_Hus Johann
— 100 —
im W., und den in der Sprache romanisch gebliebenen dakischen.
Stamm der Walachen (Rumänen) im O. „wie eine Krebs-
scheere" umfaßt. — Der Donaustrom der Führer der Völker-
Wanderungen (vgl. S. 29). Zwischen der Pforte von Theben
(Deven) und dem eisernen Thore (Orsova), den beiden Grenz-
punkten des Mittlern Donaugebiets, die Karpathen, ein auf
jenen beiden Punkten ruhender, 180 Meilen langer Kreisbogen
(Ostspitze und höchster Theil des mitteleuropäischen Gebirgsdrei-
ecks), ein Gebirgssystem von ungleichartiger Coustruetion: zwei gra-
nitne Gebirgsmasseu mit Hochgebirgscharakter (aber ohne Firn
und Gletscher) die Centralkarpathen mit den aus einer
kleiueu Hochebene sich schroff und zackig erhebenden Spitzen der
Tatra (Gerlsdorfer Spitze 8374'), und die ein großes Hoch-
landsviereck einschließenden transsyldänischen Alpen, beide
durch einen leicht übersteigbareu breiten Kaum: von nur 3000',
das karpathische Waldgebirge, mit einander verbuuden.
Abdachung der Außenseiten zu den Thälern der March und
Oder gegenüber den Sudeten (vgl. S. 24), der Weichsel, des
Dujeftr und Pruth gegenüber dem süduralifcheu Landrücken,
und zum Tieflande der nntern Donau. Steiler fallen die in-
nern Wände*) zur ober- und niederungarischen Tief-
ebene ab. An das rechte Ufer der Mittlern Donau treten die
Ausläufer der Alpen dreimal: 1) mit dem Leithagebirge,
gegenüber den kleinen Karpathen (westliches Thor: Theben),
2) mit dem Bakonywalde, gegenüber dem Neograder Kar-
parthenzweige (mittleres Thor: Waizen), 3) mit den Hügeln vou
Syrminm (Syrmische Halbinsel), der Fortsetzung des Wa-
rasdiner Gebirges. Das illyrisch-serbische Bergland
erreicht die Donau gegenüber dem Banaler Gebirge (östliches
Thor: Orsova) **). Hier der Eintritt der untern Donau (Ister)
in die große Walachische Tiefebene***); zunächst ein brei-
*) In Siebenbürgen ist die Außenwand gegen das Walachische
Tiefland am steilsten, vgl. die Südränder der Aequatorialgebirge vom Hima-
laya bis zu den Alpen und Pyrenäen.
**) In der Nähe dieser Thore übertrifft der aufgeschwemmte Boden die
Tragfähigkeit des lombardischen, namentlich auf der Insel Schütt (zwischen
Presburg und Komorn) und im Mündungsgebiet der Theiß.
***) Hier überschritt auch Trajan die Donaugrenze: das nördliche Gebirge
lockte zu den Aquae Herculis, der Schwefelquelle von Mehadia (noch
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— 101 —
tes Thal zwischen den transylvanischen Alpen und dem Balkan,
dessen Nordfnß der Strom in noch behaglicherer Breite als in
der ungarischen Ebene begleitet, bis er, der Küste des schwarzen
Meeres nahe (Landschwelle Dobrndscha) nach langer nördlicher
Ausbiegung sein Sumpfdelta erreicht (Snlinamündnng). — Der
Boden unter der Herrschaft des Continentalklimas; in den weiten
Ebenen (trotz des Steppencharakters in Niederungarn) und in
den Flußthäleru des äußern Bogens reich an Getreide und
Weide; an den Niedern Gebirgshängen der obern Theiß (Toka y),
Oberungarns (Ödenburg) und Syrmiens an Wein, in den höhern
Theilen *) an Wäldern, in den Bergen der Centralkarpathen und
des Siebenbürgischen Erzgebirges an edeln Metallen (Kremnitzer
Dukaten), Salz vor allem in den Beskiden (Wieliezka). Da-
her eben so geeignet für die skythischen Steppenbewohner wie für
die deutschen arbeitsamen Ansiedler. In den Ebenen und Abhän--
gen Ackerleute und Viehzüchter (Magyaren, Rumänen, Slaven),
in den Bergthälern die deutschen Bergleute, in den spärlichen
Zrößern Städten geistiges Leben nur wo deutscher Einfluß. Der
Handel meist in den Händen der Juden **).
Als Passageland lange Jahrhunderte hindurch seit der
Völkerwanderung ein Kampsobjeet, zuletzt der mit den Kräften
der unterjochten Bulgaren und Albaueseu vordringenden Os-
manen. Nachdem deren Uebermacht durch den nachhaltigen
Widerstand der Deutschen, Polen und Russen gebrochen, die
„orientalische Frage" vertagt, sind bei aller Unruhe im Innern
die politischen Grenzen fester und den Naturgrenzen entsprechender.
1. Die außerdeutschen Kronländer der östreichisch-
ungarischen Monarchie. Ihre Mitte das Königreich Un-
garn, das karpathische Donanland, wenig größer als die deut-
heute mit römischen Alterthümern), das östliche fette Tiefland der Daker zur
Bereicherung des Staats. Seitdem in Siebenbürgen wie in der Walachei
die lateinische Sprache, deren Tochter das Rumänische.
*) Neben den klimatischen Gegensätzen tritt auf kleinem Räume der
Gegensatz von Feuchtigkeit und Dürre auffällig hervor. Furchtbare, fast
tägliche Sommergewitter in den Centralkarpathen von Ende Mai bis An-
fang August.
**) In den unter der Herrschaft der Türken stehenden Ländern ist der
Jüdische Stamm spärlich vertreten. Der Türke verachtet den Juden, und
die Griechischen und Armenischen Handelsleute übertreffen noch die Jü-
dischen an Schlauheit. — Auf der bunten Völkertafel find auch die Zigeuner
vertreten. Ihr musikalischer Einfluß auf das Stillleben der Hirten.
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Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Balkan Landschwelle_Dobrndscha Niederungarn Oberungarns Wieliezka Polen
— 125 —
halten. So erlitt er denn an seinem 42. Geburtstag den Tod auf dem Holzstoß (6. Juli 1415); ihm folgte das Jahr darauf im Märtyrertum sein Freund Hieronymus von Prag. Aber aus jenen zwei Scheiterhaufen flammte gegen den wortbrüchigen Siegmund der blutige Hussitenkrieg auf, der vom Tode Wenzels (1419) an Schrecken und Not über das östliche Deutschland und Böhmen verbreitete und erst 1436 durch Dazwischentreten des Basler Concils mit gegenseitigem Nachgeben beendet wurde. Die Verheerungszüge der fanatischen Böhmenführer Ziska und der beiden Prokope hatten zur Genüge die Schwäche des Reiches dargethan, dessen Kraft immer mehr vom Haupt in die Glieder übergieng.
Auf dem Constanzer Concil übertrug der Kaiser 1415 die Mark Brandenburg an Friedrich Vi., den Burggrafen von Nürnberg, der dieselbe bereits vier Jahre seit Jobsts von Mähren Tode als Verweser verwaltet hatte. Die feierliche Belehnung fand 1417 statt, in Anbetracht der mannichfachen Dienste, welche der Burggraf dem Kaiser erwiesen und der vielen Opfer, die er zum Besten des armen ausgesogenen Landes gebracht. Für den Fall aber daß Wenzel die Mark wieder mit Böhmen vereinigen wollte, wurde bestimmt, daß Friedrich eine Entschädigung von 400 000 Goldgulden erhielte. Nach Wenzels Tode erst war also Brandenburg und die damit verbundene Kurwürde fester Besitz des Hohenzollern, der mit dem Schwerte und der faulen Grethe sich die Anerkennung des widerspenstigen Adels hatte erkämpfen müssen.
Weil er im Kampfe mit den Hussiten unglücklich gewesen war, auf dem Basler Concil zur Nachgiebigkeit gerathen hatte und auch sonst des Kaisers Pläne öfters kreuzte, so erkaltete die Freundschaft beider immer mehr. Siegmund starb 1437. Wenn ihm auch eine gewisse Ritterlichkeit nicht abzusprechen und er in dieser Hinsicht seinem Urgroßvater Heinrich Vii. und seinem Großvater Johann von Böhmen an die Seite zu stellen ist, so muß doch seine Treulosigkeit, sein Leichtsinn, sein unstetes Wesen und vor allem seine Lust am Familienhader beklagt werden. Er hinterließ nnr eine Tochter Elisabeth, die dem ihr vermählten Habsburger Albrecht die große lützelburgische Hausmacht zubrachte, (Böhmen mit Schlesien und Mähren, Ungarn mit seinen Nebenländern, — während Brandenburg an die Hohenzollern, das Stammland Lützelburg an Burgund gekommen waren.) Derselbe
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Extrahierte Personennamen: Ziska Friedrich_Vi Friedrich Friedrich Friedrich Basler_Concil Siegmund Heinrich_Vii Heinrich Johann_von_Böhmen Johann Elisabeth Albrecht Albrecht
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der Vater 1640 starb. Mit zwanzig Jahren übernahm nun Friedrich Wilhelm die Herrschaft eines durch Misverwaltung und Krieg gänzlich heruntergekommenen, durch seine geographische Lage inselartig zerstreuten, confessionell gespaltenen und bisher nach ganz verschiedenen Rechts- und Verwaltungsgrundsätzen regierten Landes, dessen Festungen seit dem Prager Separatfrieden größten-theils in fremden Händen, dessen wenig zahlreiche Truppen durch Eid dem Kaiser verpflichtet waren. Trotz seiner Jugend und seines Unwillens über seine unwürdige beklagenswerthe Stellung bewies er die Besonnenheit des reifen Alters. Um dem Kaiser nicht sofort Anlaß zur Erdrückung Brandenburgs zu geben, ließ er den in österreichischem Interesse wirkenden Minister Schwarzenberg bis zu dessen bald darauf erfolgendem Tode noch am Ruder, traf aber geschickt durch Schöpfung und Vermehrung einer eigenen zuverlässigen Truppenmacht Gegenmaßregeln zur Sicherung seiner Selbständigkeit. Das kam ihm beim westfälischen Frieden sehr zu statten; denn wenn er nicht Achtung gebietend auf seine 8000 Mann hätte Hinweisen können, so würde man das arme Brandenburg ganz bei Seite geschoben und schwerlich auch den Reformierten Religionsfreiheit bewilligt haben.
Um die Zeit als die letzten Verhandlungen in Münster und Osnabrück gepflogen wurden, vermählte sich der Kurfürst mit der Oranierin Henriette Luise, nachdem ein früherer Heiratsplan mit seiner schwedischen Cousine Christine wegen der Consessions-verschiedenheit noch mehr aber wegen der unweiblichen Abneigung jener gegen jede Vermählung gescheitert war. Luise gereichte dem Lande zum größten Segen; war sie es doch, welche die erste Kartoffel in märkischen Boden pflanzte und so viel in ihren Kräften stand, die Landwirtschaft, z. B. durch Heranziehung tüchtiger holländischer Bauern, hob. Eine kurze Friedenszeit, während welcher Oranienburg fröhlich herangedieh, unterstützte sie in ihrem Bemühen.
Aber Christinens Thronentsagung zu Gunsten ihres zwei-brückischen Vetters Karl Gustav (1655) brachte den letztem mit Polen in Krieg, an welchem Friedrich Wilhelm ohne rechte Freudigkeit sich betheiligte. Zu dem Siege der Schweden bei Warschau
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Schwarzenberg Henriette_Luise Christine Christinens_Thronentsagung Karl_Gustav_( Karl Gustav Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
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war die Befreiung vieler Christensklaven. Ein 1541 gegen Algier unternommener Zug endete durch die Schuld der Elemente unglücklich.
Bis zum Frieden von Crespy hatte der Kaiser die Protestanten, welche ihm wesentliche Hilfe gegen die Türken und Frankreich leisteten, schonen müssen. Weil sie aber das Tridentiner Concil nicht anerkennen wollten, begann er mit dem evangelischen sächsischen Herzog Moritz im Bunde den Kampf gegen sie 1546. Man nennt diesen kurzen aber erfolgreichen Krieg den schmal-kaldischen. Im ersten Jahre wurden die oberdeutschen Städte gezwungen den Frieden mit schweren Opfern zu erkaufen, 1547 unterlag die protestantische Hauptmacht unter dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen bei Mühlberg nach kurzem Kampfe. (Alba.) Karl nahm darauf Witt enberg durch Capi-tulation ein und gab dem Albertiner Moritz außer der Kurwürde noch den ganzen sogenannten Kurkreis mit Wittenberg. Den ehemaligen sächsischen Kurfürsten ernestinischer Linie, sowie Philipp von Hessen, der vergebens seine Gnade angefleht hatte, behielt er in harter Gefangenschaft.
1548 ließ er zu Augsburg das Interim aufstellen, eine Richtschnur, nach welcher bis zur definitiven Regelung durchs Concil die Protestanten sich in Glaubenssachen verhalten sollten. Da dasselbe nur den evangelischen Pfarrern ihre Frauen und den Laien den Kelch ließ, so stieß es auf starken Widerstand, den der Kaiser durch Ausweisung vieler Geistlichen vergebens zu brechen suchte. Besonders Magdeburg sträubte sich dagegen; es wurde in die Reichsacht erklärt und die Ausführung derselben Moritz und Joachim von Brandenburg übertragen. Weil nun der erstere als Schwiegersohn Philipps über dessen harte Behandlung empört war und zugleich sich bei seinen Glaubensgenossen von dem Vorwürfe des Verraths reinigen wollte, so schloß er mit dem französischen König Heinrich Ii. insgeheim einen Vertrag, nach welchem diesem für zu leistende Hilfe die Bistümer Metz, To ul und Verdün überlassen werden sollten. Während Heinrich so das Reich im Westen beraubte, nötigte Moritz in Verbindung mit Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Culmbach den Kaiser zur Flucht von Innsbruck über die Alpen und schloß darauf 1552
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Extrahierte Personennamen: Crespy Moritz Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Karl Karl Moritz Philipp_von_Hessen Philipp Moritz Joachim_von_Brandenburg Philipps Philipps Heinrich_Ii Heinrich Heinrich Heinrich Moritz Albrecht_Alcibiades_von_Brandenburg-Culmbach Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Mühlberg Wittenberg Magdeburg