Die Staaten der Balkanhalbinsel. 13
Stadt in dem Goldenen Horn einen der besten Häfen der Welt, und wegen ihrer
malerischen Lage gilt sie zugleich als einer der schönsten Wohnplätze der Erde.
Die zweitwichtigste Siedelung der Türkei ist der Hafenplatz Salo niki (100000 Einw.)
am Endpunkte des wichtigen Schienenweges, der von Belgrad ausgeht.
Im übrigen sind die Kulturverhältnisse der Türkei wenig
günstig. Erst % des Bodens ist angebaut, Handel und Wandel sind nur
dürftig entwickelt, auch die Industrie nur durch das Klein- und Hausgewerbe
vertreten. Seine Hauptzweige bilden Wollweberei, Teppichknüpferei, Waffen-
fabrikation und Lederarbeiten.
2. Das Königreich Bulgarien mit der Hauptstadt Sofia (100000 Einw.)
und dem Hafen Warna am Schwarzen Meere besitzt guten Getreideboden und
große Waldbestände. Der Hauptort von Südbulgarien oder Ostrumelien ist
Philippopel an der Maritza. Bei Kasanlik am Schipkapaß wird das
kostbare Rosenöl gewonnen.
3. Das Königreich Rumänien, ein Land des Großgrundbesitzes, ist in der
Walachischen Tiefebene außerordentlich getreidereich. Bedeutende Fortschritte hat
auch die Petroleumgewinnung gemacht. Hauptstadt ist Bu karest (300000 Einw.),
Haupthafen Galatz an der Donau. Das Land dankt seinen derzeitigen Aus-
schwung besonders der Regierung seines Hohenzollernsürsten.
4. Das Königreich Serbien liefert gute Weine und große Mengen von
Pflaumen; noch bedeutsamer aber ist seine Schweinemast, die durch den Reichtum
des Landes an Eichenwäldern sehr begünstigt wird. Die Hauptstadt Belgrad
(80000 Einw.), an der Donau gelegen, steht mit den Heldentaten des Prinzen
Eugen von Savoyen in enger Verbindung.
5. Bosnien und Herzegowina sind nunmehr der Österreichisch-Ungarischen
Monarchie einverleibt. Hauptorte: Sera je wo und Mostar.
6. Das Küstenland Dalmatien mit dem Hauptorte Zara gehört ebenfalls
zu Osterreich.
7. Das Königreich Montenegro ist ein armes, schwer zugängliches Felsen-
land. Hauptstadt: Cetinje.
8. Das Königreich Griechenland. Es treibt vorzüglich Wein- und Oliven-
knltur. Die wertvollsten Erzeugnisse der ersteren sind Korinthen und Rosinen,
welche nebst dem Weine die Hauptausfuhr bilden. Die landwirtschaftliche Pro-
dnktion leidet jedoch unter dem vielfach karstartigen Boden und der großen Wald-
armnt. Immerhin hat sich die wirtschaftliche Lage des Landes in der jüngsten
Zeit gehoben. Auch die Eisenbahnlinien haben sich gemehrt, und der Kanal von
Korinth kommt besonders der Schiffahrt und dem Handel zugute. Neuestens
wird Griechenland wegen seiner bedeutsamen Denkmäler aus der Zeit des klassischen
Altertums immer mehr aufgesucht, und hiermit hängt teilweise der Aufschwung
Athens zusammen, das jetzt schon wieder 170000 Einw. erreicht hat. Die
Akropolis mit ihren ehrwürdigen Bauresten (Propyläen und Parthenon) ist vor
allein die Stätte, an die sich das Interesse aller Freunde altklassischer Bildung
knüpft. Von Athen führt eine Bahn nach der Hafenstadt Piräus. In dem
bavorliegenden Golfe von Ägina erhebt sich die Felseninsel Salamis. Zur
ionischen Inselgruppe gehört die Heimatinsel des Odysseus, Jthaka.
Fischer-Geistbeck, Erdk.f, Höh, Mädchenschulen. V. Teil. 3. Aufl. 2
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Extrahierte Personennamen: Eugen_von_Savoyen Eugen Ägina
38 Europa.
Moskau, Hauptsitz der russischen Baumwollindustrie. Auch Warschau, die
alte Hauptstadt Polens und drittgrößte Stadt Rußlands (850000 Einw.), ist Sitz
einer lebhasten Woll^, Seiden-, Zucker- und Maschinenindustrie. Hauptorte der
Ledersabrikation (Juchten und Saffian) sind Moskau, Kasan und Kiew.
Verkehr. Das weite, fast ununterbrochene Tiefland begünstigt die Entwick-
lung riesiger und vortrefflicher Wasserstraßen und die Anlage künstlicher Verkehrs-
Wege, besonders von Kanälen und Eisenbahnen. Die Wolga wird fast in ihrem
ganzen Laufe von Dampfschiffen befahren, desgleichen der Dnjepr. Die Strom-
systeme der Newa, Wolga und Dwina sind durch Kanäle miteinander ver-
Kunden, und eben darauf beruht die Bedeutung St. Petersburgs, das ebenso-
wohl mit der Nordrussischen Tiesebene als mit dem oberen Wolgagebiet, dem
Hauptproduktionsbezirk Runlands, in Verbindung steht. Moskau wieder ist der
Mittelpunkt eines weitverzweigten Schienennetzes. Infolge dieses Reichtums an
Verkehrsmitteln werden die fo weit voneinander entfernten Landesteile einander
näher gerückt und hebt sich auch der Handel Rußlands immer mehr, namentlich
mit den westeuropäischen Staaten und im besonderen mit Deutschland.
Die Bedeutung der russischen Flüsse als Verkehrsadern wird freilich auch
durch verschiedene Umstände stark beeinträchtigt. Alle ergießen sich nur in Neben-
meere, der größte sogar in einen Binnensee; dazu sind das Nördliche Eismeer
und das Weiße Meer infolge ihrer Eisbedeckung nur wenige Monate für den
Verkehr offen. Auch die Flüsse selbst sind monatelang durch Eis verschlossen,
und im So. wird die Schiffahrt durch die Dürre des Sommers erschwert.
Der Handel Rußlands läßt sich also kennzeichnen: Nach Westeuropa
führt es Getreide, Flachs, Hanf und Erzeugnisse der Viehzucht aus, dagegen führt
es von da feinere Industriewaren, eine Unzahl von Rohstoffen und Halbfabrikaten
sowie von Kolonialwaren ein; nach Asien versendet es die Erzeugnisse seiner
Industrie und bezieht dafür Rohstoffe (Baumwolle) und einige Genußartikel, wie
namentlich den Tee.
Siedelungen. Die Bedeutung der Städte in Rußland ist viel geringer
als in Westeuropa. Ihr Aussehen zeigt gewisse landschaftliche Unterschiede.
Die westlichen Städte verraten mehr westeuropäischen Charakter, die Städte des
östlichen Rußland dagegen bestehen noch heute vielfach aus niedrigen, mit Holz
erbauten Häusern.
Die politische Hauptstadt und zugleich die größte Stadt des Reiches (fast 2mill.
Einw.) ist St. Petersburg an der Mündung der Newa und damit am natür-
lichen Eingangstor Groß-Rußlands. Der eigentliche Hafen von Petersburg ist
Kronstadt. — Die Krönungsstadt und noch heute die eigentliche nationale
Hauptstadt, an der das Herz des Russen hängt, ist Moskau (l1^ Mill.
Einw.), zugleich der wichtigste Verkehrsmittelpunkt und die größte Handelsstadt
des Binnenlandes, auch Mittelpunkt des zentralrussischen Industriegebietes. Zu
den alten Hauptstädten Rußlands zählt ferner Kiew am mittleren Dnjepr; es
vereinigt nationale Eigenart mit moderner Knltur, 450000 Einw. — Nach
St. Petersburg und Moskau sind im eigentlichen Rußland die beiden größten
Städte die Seehandelsplätze Riga mit 300(100 Einw. und Odessa mit
480000 Einw. Riga ist der Bauweise und der herrschenden Bevölkerung nach
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Extrahierte Personennamen: Clemens_Vii Cambrap_Burgunb Äarl Slorenj Johann_von_3o* Johann Brubcrs
r
120 Vierte Periode. 1273 — 1402.
Behauptung ihrer Rechte tääo den preußischen Bund zu Marien-
werder schlossen und sich sogar 1454 unter den Schuh des polnischen
Königs Kasimir'ö Iii. begaben, welcher durch einen verheerenden Krieg
den Orden zwang, im Frieden zu Thorn (1466) ganz Westprcu-
ßen abzutreten und über Ostpreußen polnische Lehnshoheit anzuer-
kennen. Das Ordenshaupthaus wurde nach Königsberg verlegt, und
^»aus Geldmangel wurde unter dem Hochmeister Albrecht, drittem
Sohne Friedrich's von Ansbach, dem Schwertorden in Liefland, Esth-
land und Kurland 1520 die Wahl seines Heermeisters ganz überlassen.
§. 3. Die italienischen Staaten.
Die besonders bei der langobardischen Einwanderung von zahl,
reichen, auch vornehmen Familien bevölkerten venetianisehen
Inseln hatten sich 697, früher unter mehreren militärischen Tri,
bunen stehend, einen gemeinsamen Dux, Paulucius Anafestus,
gewählt und während des Bilderstrcits entzogen sie sich der Herr,
schaft der Griechen, wenn auch nicht der Verbindung mit den,
selben; durch ihre Lage zwischen dem westlichen und östlichen
Europa wurden sie bald ein Weltmarkt, während in ihren Be,
wohnern durch Kämpfe mit den slavischen Anwohnern des adria-
tischen Meeres, über welche früh in Dalmatien Eroberungen ge,
macht wurden, kriegerischer Geist genährt wurde. Durch den
vierten Kreuzzug gewannen die Venetianer griechische Inseln —
Candia durch Kauf von Bonifaz von Montferrat — und Kü,
stenstriche von Epirus bis nach dem schwarzen Meere und große
Erweiterung ihres Handels, welcher vornämlich nach jenem
Meere, Syrien, Nordafrika, der Lombardei und den Donauge-
genden ging. Schon 1256 entstand aus Handelseifersucht zwi,
sehen den Venetianern und den Genuesern (mit welchen
sie den Handel nach dem schwarzen Meere seit 1261 theilen muß,
ten) ein bis 1381 dauernder Krieg, in welchem noch 1379 die
Genueser, verbündet mit Franz Carrara von Padua und dem
Könige Ludwig von Ungarn, durch die Einnahme von Chioggia
Venedig selbst bedrohten, bis Victor Pisani 1380 ihnen dasselbe
wieder entriß, und welcher wegen beiderseitiger Erschöpfung durch
den Frieden von Turin 1381 beendet wurde, in welchem Venedig
Dalmatien an Ludwig überließ. Jedoch begann jetzt die glän,
zendste Zeit dieses Staates. Verbündet mit Johann Ga,
leazzo Visconti zur Vernichtung der carraresischen Herrschaft, ge,
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Paulucius_Anafestus Bonifaz Franz_Carrara_von_Padua Franz Ludwig_von_Ungarn Ludwig Chioggia
Venedig Victor_Pisani Ludwig Ludwig Johann_Ga Johann
56 Zweite Periode. 814 — 1096.
Von den tatarischen Völkern nördlich vom griechischen
Kaiserthum blieben die Bulgaren bis 1186 diesem unterwor,
fen; die Chafaren verloren sich nach ihrer Ueberwältigung um
tcr andere Stämme. Petschenegen wanderten im Anfänge des
10. Zahrh.'S, von den Komanen aus den Steppen von Saratov
vertrieben, gegen die Donau, besetzten, indem sie die Chafaren
gegen Süden zurückdrängtcn, den Landstrich vom Don bis zur
Donau und machten sich durch räuberische Wildheit den Grie,
chen, Bulgaren, Russen und Ungarn furchtbar, bis sie durch meh,
rere Siege der Griechen (1088.1122) fast ganz ausgerattet wur,
den. Zn ihre Wohnsitze und bis zur Aluta verbreiteten sich die
Komanen (auch Uzen und Polovzer genannt), welche in der
Mitte des 11. Zahrh.'s aus dem Lande zwischen Wolga und Don
gegen Europa vorgerückt waren und nunmehr das griechische Kai,
serthum, Ungarn und besonders Rußland aufs furchtbarste ver,
heertcn, bis sie am Dnjepr durch die Mongolen (um 1225) ver,
nichtet oder unterworfen wurden, die westlichern aber bei den
Ungarn Schutz und zum Theil Aufnahme fanden und allmälig
zum Christenlhum übertraten.
§. 11. Die Araber.
Das Khalifat löste sich schnell auf durch Ertheilung
ausgedehnter Gewalt an Beamte, Schwäche der Khalifen und
Entstehung ketzerischer, nur durch Empörung sich behauptender
Secten, während sich Anfangs noch Gewerbfleiß, Handel und Gei,
stesbildung zu voller Blüthe entfalteten (S. d. Anhang). Schon
Harun al Raschid untergrub die Einheit desselben durch Theilung
unter seine Söhne, von welchen der älteste Emin die ihm be«
stimmte Oberhoheit so wenig behaupten konnte, daß ihn sein Bru,
der Mamun (st. 833) schon 813 stürzte, und dieser vcranlaßte
durch Ertheilung der erblichen Statthalterschaft über Chorasan an
Thaher daselbst die Gründung des Reiches der Thaheriden (822).
Motcassem (833 — 842) errichtete eine türkische Leibwache,
welche dem Khalifen um so gefährlicher wurde, als auch die mei.
sten Statthalter und Feldherrn aus den Türken gewählt wurden.
Die Schwäche der folgenden Khalifen, deren geistliches Anschn
überdieß durch die Vermehrung der ketzerischen Secten immer
mehr sank, vermehrte die Zerrüttungen und Empörungen,
und Ahmed Iv. überließ, sich mit seinem geistlichen Vorrange
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Extrahierte Personennamen: Harun Ahmed_Iv
Extrahierte Ortsnamen: Donau Donau Wolga Europa Ungarn Ungarn Christenlhum
Geistliche Ritterorden, Deutschland und Italien.
237
Cypern verlegt und 1312 auf dem Concilium zu Vienne durch
Papst Clemens V. aufgehoben.
3) Deutscher Orden, ursprünglich Brüderschaft des 1128 gestifteten
deutschen Hospitals in Jerusalem, durch Friedrich von Schwaben
auf dem dritten Kreuzzuge vor Accon zum Ritterorden erhoben.
Weißer Mantel, schwarzes Kreuz. Ordenssitz in Accon. Unter
dem Hochmeister Hermann von Salza geht 1226 eine Schaar
Ritter nach Preußen. Hermann von Balk, erster Landmeister
in Preußen, welches durch blutige Kämpfe (1226—1283) unter-
worfen wird. Im Jahre 1291 wird der Sitz des Hochmeisters
nach Venedig, 1309 nach Mcvricnbwrg, 1457 nach Königsberg
verlegt. 1525 wird das Ordensland säcularisirt. Die katholisch
bleibenden Ritter behaupten sich im Besitz der deutschen Güter
(Sitz ilrres Hochmeisters in Mergentheim in Franken). Der
Orden wird 1809 aufgehoben.
In allen drei Orden: lütter, Priester, dienende Brüder.
§. 2. Deutschland Und Italien.
1125—1137. Lothar von Sachsen.
Mit Hülfe seines Schwiegersohnes, Heinrich des Stolzen,
Herzogs von Baiern (Welf), den er später auch zum Herzog von
Sachsen macht, und des Herzogs Berthold von Zähringen kämpft
Lothar gegen die beiden mächtigen Hohenstaufen, Friedrich, Herzog
von Schwaben, und Konrad, die Neffen des letzten Kaisers Heinrich V.
(Ihr Vater Friedrich von Büren und Staufen, Schwiegersohn Kaiser
Heinrichs Iv., s. S. 226.)
1132. Auf dem ersten Römerzuge wird Lothar durch Papst Inno-
cenz Ii. gekrönt und nimmt Mathildens Allodialbesitz
in Italien als Lehen vom Papste
1136. Auf dem zweiten Römerzuge bekämpft Lothar den Nor-
mannen Roger Ii., welcher den Titel König beider
Sicilien angenommen hatte, und vertreibt ihn auf kurze
Zeit nach Sicilien. Auf dem Rückzuge stirbt Lothar
in Oberbaiern, in der Nähe von Hohenschwangau.
Unter Lothars Regierung Ausdehnung des deutschen Einflusses
nach Norden und Nordosten. Der dänische König Magnus erkennt
von neuem die Oberhoheit des Kaisers an, Böhmen leistet die Lehns-
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Extrahierte Personennamen: Clemens_V. Friedrich_von_Schwaben Friedrich Hermann_von_Salza Hermann_von_Balk Heinrich_des Heinrich Welf) Berthold_von_Zähringen Lothar Friedrich Friedrich Konrad Konrad Heinrich_V. Heinrich_V. Friedrich_von_Büren Friedrich Schwiegersohn_Kaiser
Heinrichs_Iv. Heinrichs_Iv. Mathildens_Allodialbesitz Lothar Lothar Magnus Magnus
— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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155
die Jagellonen (13861524)
den Thron Polens einnahmen. Jagello nahm das Christenthum an und regierte unter dem Namen Wladislav Ii. (bis 1414). Er war es, der die Kraft des deutschen Ordens durch die Schlacht bei Tannenberg (1410) brach und ihn zur Abtretung groer Gebiets-theile zwang. Sein Sohn
Wladislav Iii., bereits König von Ungarn, siel (1444) bei Varna gegen die Osmanen. Dessen Bruder
Kasimir Iv. (14471492) vereinigte Littauen mit Polen und zwang den deutschen Orden (1466) im Frieden zu Thorn zur Abtretung von Westpreuen sowie zur Anerkennung seiner Lehnshoheit der Ostpreuen.
5. Das christliche Spanien.
a. Kastilien.
Nach der Zerstrung des Westgothenreiches in Spanien durch die Araber hatten sich die Christen unter Pe lag ins in die nrdlichen Gebirge geflchtet und hier ein eigenes kleines Knigreich, Astnrien gestiftet, von wo aus sie allmlig den Arabern einen Strich Landes nach dem andern zu entreien suchten. Schon Alfons Ii. (791 bis 842) konnte seinen Wohnsitz nach Oviedo verlegen. Alfons Iii. der Groe (866910) eroberte Coimbra und Salamanca und suchte den Zustand des Reiches zu ordnen. Sein Sohn Garcias (910914) verlegte seinen Sitz nach Leon; allein das hiernach be-nannte Knigreich wurde durch Almauzor bald wieder auf Astnrien und einen Theil Galiziens beschrnkt und sogar zum Tribut gezwun-gen. Erst Alfons V. (9991027) setzte sich wieder in den Besitz von Leon. Als im Jahre 1038 der Mannsstamm der leonischen Könige ausstarb, siel das Land an Ferdinand I. von Castilien, das sich in der Mitte des zehnten Jahrhunderts durch Ferdinand Gon-zalez als ein unabhngiges Reich losgerissen hatte. Unter Ferdi-nand I. (10371065) trat der berhmte Don Rodrigo de Vi-var, gewhnlich der Cid genannt, auf, welcher auch unter seinen Nachfolgern, besonders unter Alfons Vi. (10721109) den Arabern eine Stadt nach der andern nahm. So eroberte er (1085) Toledo und (1094) Valencia, und starb im Jahre 1099. Nach dem Tode Alfons erhielt Heinrich von Burgund Portugal als eigene Grafschaft, wogegen Uracca, seine Tochter, die brigen Be-sitznngen erhielt. Ihr Sohn, Alfons Vii. theilte diese bei seinem Tode (1157) in die beiden Reiche Castilien und Leon, bis Fer-dinand Iii. sie (1230) wieder vereinigte.
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Extrahierte Personennamen: Jagello Kasimir_Iv Alfons_Ii Alfons_Iii Garcias Alfons_V. Leon Ferdinand_I._von_Castilien Ferdinand_I. Ferdinand_Gon-zalez Ferdinand Alfons_Vi Toledo Alfons Heinrich_von_Burgund_Portugal Heinrich Alfons_Vii
Preußen, Pommern, Mecklenburg in sich gegliedert durch die
parallelen Durchbrüche der Weichsel und Oder und durch deren
und des Pregel und Niemen breite und fette Niederungen. Die
bedeutendste Entwicklung im deutschen Ordenslande*).
Sein Vorland an der Straße von Marienburg nach Königs-
berg und von da über Tilsit nach Livland reicher geschicht-
licher Boden, im Inneren noch nicht ausgeglichene Gegensätze der
Kultur zwischen den deutschen Städten und der lettischen und
slavischen (masurischeu) Landbevölkerung; ähnlicher Gegensatz an
der Grenze Pommerns (Kassuben) und Westpreußens, eine Nach-
Wirkung des der deutsch-evangelischen Kultur feindlich entgegen-
getretenen Thorner Friedens. Das übrige Küstenland vollständig
germanisiert.**) Im insularen***) Holstein und Schleswig
(Stecknitzkanal, Eiderkanal, Isthmus zwischen Schleswig und
Tondern, Dannewirk) begleitet die Seeplatte oft mit lieblichen
Waldlandschaften die Ostküste, dahinter die Geest, auf ihr die
Verbindung nach dem N., westlich zur Nordseeküste friesisches
Marschland bis Ditmarschen. Der Zusammenhang mit der
offenen Nordsee durch die Batten gehemmt, der Nordseehafeu
Altona neben Hamburg; der Schwerpunkt des Landes an
der den nahen dänischen Inseln ähnlichen Ostseeküste. Der durch
die Dynastie geförderte langdauernde Zusammenhang mit Däne-
mark durch Preußen gelöst. Stammland dieser Dynastie, die
auch in Rußland und Griechenland (eine Zeitlang auch in Schwe-
*) Die Bewohner des polnischen Sumpflandes kannten und nützten die
günstige Lage und Beschaffenheit ihres Mündungslandes Preußen nicht;
deutsche christliche Ritterschaft im Bunde mit den Seestädten zogen es in
das Bereich deutscher Kultur. Nach langer Störung durch die Polnische
Herrschaft wurde diese Aufgabe durch die Hohenzolleru wieder aufgenom-
men und auf das Hinterland ausgedehnt. Anfiedlung der evangelischen
Salzburger in Ostpreußen durch Friedr. Wilh. I., Kultur des Netzedistricts
durch Friedrich d. Gr.
**) Die den Littanern verwandten, den Reußen anwohnenden Preußen
haben durch ihren ruhmvollen Widerstand ihren Namen verewigt; auch das
treue deutsche Pommerland ist stolz'auf seinen Namen (am Meere); Meck-
lenbnrg hat Slavisches in dem Dienstverhältniß der Landbevölkerung bewahrt,
Wagrien (östliches Holstein) selbst den Namen Stargard in Oldenburg über-
setzt. Ratzeburg-Ratibor.
***) Daher zum Theil der Partikularismus der Bewohner. Die Knicks
Erinnerungen an altsächsische Abgeschlossenheit. Altsächsisches auch im
Bau der Bauernhäuser, die wie in Westfalen auch das Vieh unter ihrem
Dache bergen: engste Concentration des freien Besitzes (weit verschieden
von den Wohnungen der slavischen Bauern).
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Gora)*) an die Karpathen anlehnend, im N. durch die Depression
des Narew von der baltischen Seenplatte geschieden, dazwischen
etwas gehoben der Getreide- und Waldboden, in dessen Mitte
Warschau.
b. Das Gebiet des schwarzen Meeres. Das Quell-
gebiet des Dnjepr (Borysthenes), den Pripät entlang (Rokit-
nofümpfe) bis zu deu höhern Sandufern der Beresina ein uuge-
heuerer waldiger Morast, dessen Wassermassen der Dnjepr durch
die niedere, aber hügelige Ukrain e (Pultawa) von Kijew, dem
hochgelegenen Mittelpunkte dieses Flußgebietes an über lange
und gefährliche Stromschnellen den pontischen Steppen und dem
Meere zuführt. Mit der Stadt Kijew steigt auf dem rechten
Ufer wieder der Landrücken an, der nun ohne Steppen durch
das fruchtbare Podolien und Wolyuieu in das verwandte
Galizien und Polen zieht. Zwischen Dnjester und Pruth
das walachische Bessarabieu (Bender), die äußerste Karpa-
theuterrasse bis zur Küste. Im Mündungsgebiet zwischen Dnje-
ster und Bug (mit deutschen Kolonieen) Odessa, die neue
politische Großstadt, und hinter dem Bug verdeckt der seit Seba-
stopols Fall gegründete Kriegshafen Nikolajew. — Die über
den schmalen Isthmus von Perekop durch die Krim (Cherson-
nesus Taurica) ziehende tanrisch e Steppe endigt im S. in
einer lieblichen, seit ältester Zeit besungenen, malerischen Gebirgs-
landschast, mit mehrern vor den pontischen Stürmen gesicherten
Häsen, den Emporien für das skythische Hinterland, daher von
Griechen, Gothen, Genuesen, Tataren und Russen**) besetzt, ein
farbenreiches Geschichtstableau in eintöniger Umgebung. — Der
Don (Tanais) fast ein Nebenfluß der Wolga; uur die schmale
Wolgahöhe in der Nähe der Herrnhuterkolouie Sarepta hin-
dert das Zusammenströmen und zwingt ihn, die palus Maeotis
immer weiter mit seinem Schlamme auszufüllen. Sein Ufer-
*) Höchster Theil des südlichen Landrückens überhaupt, bis 2000' auf-
steigend , mit wirklichem Gebirgscharakter. Er nöthigt die Weichsel zu der
großen östlichen Ausbiegung. Im Westen ^begrenzt ihn die Warta, im
Norden die Pilica.
**) Der Besitz der Krim (Sinope gegenüber) eine Lebensfrage für Ruß-
lands Macht. — Von hier gieng die venetianische und genuesische Karawa-
neustraße über Sarepta (den Tragplatz) in die Steppen Asiens nach Indien
und China. Damals zahlte Kaffa um asowschen Meere 100000 Ew., in
derselben Zeit, wo auf der nördlichen Handelsstraße zwischen Byzanz und
der Ostsee Kijew 200000, Nowgorod 400000 Ew. hatte.
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