Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erdkunde - S. 162

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 162 — oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham". — Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel. — Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge- legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig. 2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.) ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow (175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und Wolle. Universität. 3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak- baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.), ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel- Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew (92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien. 4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste Stadt Litauens. 5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor- orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie. 6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa- Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels- platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt (60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat, rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. — Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten 283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee, wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.

2. Geographische Repetitionen für die oberen Klassen von Gymnasien und Realschulen - S. 8

1874 - Mainz : Kunze
Preußen, Pommern, Mecklenburg in sich gegliedert durch die parallelen Durchbrüche der Weichsel und Oder und durch deren und des Pregel und Niemen breite und fette Niederungen. Die bedeutendste Entwicklung im deutschen Ordenslande*). Sein Vorland an der Straße von Marienburg nach Königs- berg und von da über Tilsit nach Livland reicher geschicht- licher Boden, im Inneren noch nicht ausgeglichene Gegensätze der Kultur zwischen den deutschen Städten und der lettischen und slavischen (masurischeu) Landbevölkerung; ähnlicher Gegensatz an der Grenze Pommerns (Kassuben) und Westpreußens, eine Nach- Wirkung des der deutsch-evangelischen Kultur feindlich entgegen- getretenen Thorner Friedens. Das übrige Küstenland vollständig germanisiert.**) Im insularen***) Holstein und Schleswig (Stecknitzkanal, Eiderkanal, Isthmus zwischen Schleswig und Tondern, Dannewirk) begleitet die Seeplatte oft mit lieblichen Waldlandschaften die Ostküste, dahinter die Geest, auf ihr die Verbindung nach dem N., westlich zur Nordseeküste friesisches Marschland bis Ditmarschen. Der Zusammenhang mit der offenen Nordsee durch die Batten gehemmt, der Nordseehafeu Altona neben Hamburg; der Schwerpunkt des Landes an der den nahen dänischen Inseln ähnlichen Ostseeküste. Der durch die Dynastie geförderte langdauernde Zusammenhang mit Däne- mark durch Preußen gelöst. Stammland dieser Dynastie, die auch in Rußland und Griechenland (eine Zeitlang auch in Schwe- *) Die Bewohner des polnischen Sumpflandes kannten und nützten die günstige Lage und Beschaffenheit ihres Mündungslandes Preußen nicht; deutsche christliche Ritterschaft im Bunde mit den Seestädten zogen es in das Bereich deutscher Kultur. Nach langer Störung durch die Polnische Herrschaft wurde diese Aufgabe durch die Hohenzolleru wieder aufgenom- men und auf das Hinterland ausgedehnt. Anfiedlung der evangelischen Salzburger in Ostpreußen durch Friedr. Wilh. I., Kultur des Netzedistricts durch Friedrich d. Gr. **) Die den Littanern verwandten, den Reußen anwohnenden Preußen haben durch ihren ruhmvollen Widerstand ihren Namen verewigt; auch das treue deutsche Pommerland ist stolz'auf seinen Namen (am Meere); Meck- lenbnrg hat Slavisches in dem Dienstverhältniß der Landbevölkerung bewahrt, Wagrien (östliches Holstein) selbst den Namen Stargard in Oldenburg über- setzt. Ratzeburg-Ratibor. ***) Daher zum Theil der Partikularismus der Bewohner. Die Knicks Erinnerungen an altsächsische Abgeschlossenheit. Altsächsisches auch im Bau der Bauernhäuser, die wie in Westfalen auch das Vieh unter ihrem Dache bergen: engste Concentration des freien Besitzes (weit verschieden von den Wohnungen der slavischen Bauern).

3. Geographische Repetitionen für die oberen Klassen von Gymnasien und Realschulen - S. 111

1874 - Mainz : Kunze
— 111 — Gora)*) an die Karpathen anlehnend, im N. durch die Depression des Narew von der baltischen Seenplatte geschieden, dazwischen etwas gehoben der Getreide- und Waldboden, in dessen Mitte Warschau. b. Das Gebiet des schwarzen Meeres. Das Quell- gebiet des Dnjepr (Borysthenes), den Pripät entlang (Rokit- nofümpfe) bis zu deu höhern Sandufern der Beresina ein uuge- heuerer waldiger Morast, dessen Wassermassen der Dnjepr durch die niedere, aber hügelige Ukrain e (Pultawa) von Kijew, dem hochgelegenen Mittelpunkte dieses Flußgebietes an über lange und gefährliche Stromschnellen den pontischen Steppen und dem Meere zuführt. Mit der Stadt Kijew steigt auf dem rechten Ufer wieder der Landrücken an, der nun ohne Steppen durch das fruchtbare Podolien und Wolyuieu in das verwandte Galizien und Polen zieht. Zwischen Dnjester und Pruth das walachische Bessarabieu (Bender), die äußerste Karpa- theuterrasse bis zur Küste. Im Mündungsgebiet zwischen Dnje- ster und Bug (mit deutschen Kolonieen) Odessa, die neue politische Großstadt, und hinter dem Bug verdeckt der seit Seba- stopols Fall gegründete Kriegshafen Nikolajew. — Die über den schmalen Isthmus von Perekop durch die Krim (Cherson- nesus Taurica) ziehende tanrisch e Steppe endigt im S. in einer lieblichen, seit ältester Zeit besungenen, malerischen Gebirgs- landschast, mit mehrern vor den pontischen Stürmen gesicherten Häsen, den Emporien für das skythische Hinterland, daher von Griechen, Gothen, Genuesen, Tataren und Russen**) besetzt, ein farbenreiches Geschichtstableau in eintöniger Umgebung. — Der Don (Tanais) fast ein Nebenfluß der Wolga; uur die schmale Wolgahöhe in der Nähe der Herrnhuterkolouie Sarepta hin- dert das Zusammenströmen und zwingt ihn, die palus Maeotis immer weiter mit seinem Schlamme auszufüllen. Sein Ufer- *) Höchster Theil des südlichen Landrückens überhaupt, bis 2000' auf- steigend , mit wirklichem Gebirgscharakter. Er nöthigt die Weichsel zu der großen östlichen Ausbiegung. Im Westen ^begrenzt ihn die Warta, im Norden die Pilica. **) Der Besitz der Krim (Sinope gegenüber) eine Lebensfrage für Ruß- lands Macht. — Von hier gieng die venetianische und genuesische Karawa- neustraße über Sarepta (den Tragplatz) in die Steppen Asiens nach Indien und China. Damals zahlte Kaffa um asowschen Meere 100000 Ew., in derselben Zeit, wo auf der nördlichen Handelsstraße zwischen Byzanz und der Ostsee Kijew 200000, Nowgorod 400000 Ew. hatte.

4. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 15

1826 - Erfurt : Müller
15 fein« Nachkommen *) die Eroberung ihres Ahnherrn nach Möglichkeit zu befestigen und zu erweitern such- ten, bis endlich mit Heinrich Iii. die askanrschr Für- stenlinie von Brandenburg ausstarb, ward das Be- kehrungsgeschaft in Preußen allmahlkg von der Geist- lichkeit im Verein mit den genannten Ordensrittern in ein System gebracht. — Zuerst fanden sich Jo- hanniter in den Gränzlanden ein; Herzog Gri- mislav von Pommern räumte dem Orden sein Schloß und den. Flecken Stargard nebst der Kirche von Lubisow ein. Kauni waren die Ritter im Be- sitze dieser Schenkung, als sie die Johanniskirche in Stargard, das Städtchen Schöneck und eine Comthu- rei zu Lubisow gründeten. Fast gleichzeitig mit die- ser Begebenheit stiftete Bischof Alb recht, der Er- bauer von Riga, den Schwertorden in Livland. Diese.. Christusstreiter (milites Christi) verbreiteten deutsche Herrschaft und christlicke Lehre längs der gan- zen Küste über Livland und Esthland bis hinauf in Karelien und Jngermanland. Sie theilten Gewalt und Land mit dem jedesmaligen Erzbischöfe zu Riga. Für die preußischen Bekehrer und Bekehrten war bis jetzt von Seilen des päpstlichen Stuhls wenig ge- schehen. Als aber der Benediktiner Christian, Abt zu Oliva, der Abt Gottfried zu Lukina und dev Cisterciensermönch Philipp von ihren Werbeplatzen an der masovischen Granze aus mit Sanfhmuth und Klugheit das Bekchrungswerk zu treiben ansin, gen, als sie mit Erfolg wirkten, und Abt Chri- stian, der in Begleitung mehrerer neubekehrter preu- ßischer Szupanen wiederholt Resten nach Rom machte, zuerst als Apostel in Preußen, dann als Bischof von Preußen bestellt und ihm die Eroberung des Landes zu Gunsten des römischen Stuhls durch geistliche und weltliche Waffen aufgetragen wurde, — da fehlte - auch die Kreuzpredigt nicht, und bald erhielten die polnischen Namenchristen, die, seit der ersten Apostel Ermordung bereits, fruchtlos an der Unterjochung ih- rer heidnischen Bluts- und Sittenverwandten, der rzrc» H93 1201 1211 1215 *) C, Regentenverzeichniß.

5. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 16

1826 - Erfurt : Müller
i6 regierte Preußen, arbeiteten, eine willkommene Verstärkung, von 1216 Papst Honorius Hi. schrieb gleich nach seiner Er- btsi22? Hebung auf den Stuhl Petri einen Kreuzzug aus, er- 1219 theilte dem Bischof Christum die Vollmacht des Ab- lasses und das Recht Preußen in Sprengel und Bis- thümer einzutheilen. Wahrend der geistlichen und weltlichen Rüstung zum Kreuzzuge rief der von den wiederholten Ein- fällen der Preußen hart bedrängte Herzog Konrad von Masovien die livländischen Schwertritter zum Schirm seiner Gränzen auf, und versprach dem Orden die Hälfte aller von den Preußen zu machenden Er- oberungen. Vinno, der erste Ordensmeister, sandte dem Herzoge sofort 50 Ritterbrüder mit ihren Knech- ten, denen das Land Dobrziü eingeräumt und eine Burg gleiches Namens erbaut wurde. Diese Käm- pfer, von nun an Ritter des Ordens von Dobrzin genannt, erlitten bald nach ihrem Einzuge eine Nie- derlage durch die Preußen, aus der nur fünf Ritter in die Burg zurückkehrten, welche sie dem Herzoge wieder übergaben und sich zugleich von der Verbin- dung mir ihm lossagten. Masovien, Culm und Lobau wurden durch die Preußen verheert, und nur von dem Kreuzzuge konnte dem Herzog Hülfe kommen. i2zi Wirklich rückte auch Ehristian an der Spitze eines zahlreichen Kreuzheers, in dessen Reihen Herzog Hein- rich von Schlesien, mehrere polnische Magnaten und Bischöfe sich befanden, in des Herzogs von Maso- vien Gebiet. Als aber den Heerführern, besonders dem Herzog Heinrich kund ward, nie Bischof Chri- stian im Namen der Kirche Schenkungen und Erobe, rungen an und in Besitz nahm, da erkaltete der Ei- fer bald; die Führer zogen sich allmählig zurück, die übrigen aus Deutschland, Böhmen, Mähren, Polen, Pommern und Ungarn zusammen gelaufenen Streiter litten in dem verheerten Lande Mangel an allem, konnten wider die in ihren Wäldern und Sümpfen verborgenen Preußen nichts ausrichten, und hatten 1224 kaum ihren Rückzug aus des Herzogs Landen voll- führt, als diese den erbitterten Feinden ein Raub wurden. «Viele Klöster*, berichtet der Chroniken- schreiber Lucas David, «250 Pfarrkirchen, selbst Ploczk,

6. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 17

1826 - Erfurt : Müller
i7 Konrads Fürst enfltz, nebst der Domkkrche plünderten und verbrannten die Preußen." Für den Augenblick entfernten endlich Geschenke den Feind, worauf ein Landtags-Beschluß, theils auf Bischof Christians Rath, theils durch eine Von den Lkthauern erlittene Niederlage der Kreuzfahrer bestimmt, 1ä*5 die Absendung einer Gesandtschaft an Herrmann v. Salza, Hochmeister des deutschen Ordens, mit der Bitte um Beistand, unter Anerbietung wichtiger Landbesitzungen zur ersten Niederlassung der Ordens- ritter bewilligte. Der Hochmeister schloß mit dem Herzoge einen Vergleich, in welchem er seines Ordens Vortheil nach Möglichkeit berücksichtigte, ließ densel- den durch ein Diplom vom Kaiser Friedrich Ii. zu- »228 gleich mit der Schenkung des zu erobernden Preußens bestätigen, und erhielt endlich noch eine genehmigende Bulle vom Papste Gregor Ix., in der die fle* *^3 ^I2.27 sammte Christenheit zum Beistände des Ordens er- 1223 mahnt wurde. In dem genannten Vergleiche trat der Herzog Konrad das kulmische Land, die Stadt Orlau in Cujavien, chas Schloß Dobrzin und dessen Gebiet für sich und seine Nachkommen an den Orden ab, und ertheilte diesem die Zollfreiheit zu Wasser und zu Lande. Auch Bischof Christian brachte den Ähnlichst erwarteten Rettern das Opfer des Zehntens in den abgetretenen Bezirken. Sobald die indeß vom Hochmeister auf Kund- schaft nach Preußen abgesandten Ritter heimgekehrt, die Vertragsurkunden sammt allen Bestätigungen aus- gewechselt waren, sandte derselbe den H e r rm a nn v 0 n ^ 2„0 Balk als ersten Landmeister, in Begleitung eines 0 Marschalls, Comthurs und Spittlers mit hundert Rittern nach Preußen. Von da vergingen drei und fünfzig Jahre in stetem Kampf und blutigen Gräueln von beiden Seiten, bis zuletzt, unter dem dreizehnten Landmeister, Konrad von Thorberg d. j., die 1255 Eroberung Preußens vollbracht wurde. -Der Orden ward unumschränkter Herr; die Errichtung von Bis- thümern, die Gründung von festen Städten und Bur- gen, die Einwanderung vieler deutscher Einwohner sicherten ihm die Herrschaft. Die Colonisten brachten ihren Gewerbfleiß in die von ihnen ausschließlich be- 2

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 171

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Ludwig Xiv. und die Kirche. 171 Hause Habsburg, so daß es in Europa nur noch zwei Wahlreiche gab, Polen, das an dieser Freiheit zu Grunde ging, und Deutschland, das darüber seine nationale Einheit verlor. Unterdessen wurde auch Siebenbürgen befreit und Michael Apasi huldigte dem Kaiser als Schirm- herrn; 1688 den 6. September fiel Belgrad durch einen fürchterlichen Sturm in die Gewalt des christlichen Heeres, wobei sich der bayerische Kurfürst wieder besonders auszeichnete. Nach Karl von Lothringen führte den Oberbefehl der wackere Markgraf Ludwig von Baden, der 1689 die Türken bei Patasch und Nissa schlug, diese Stadt sowie Semen- dria und Widdin eroberte und 1691 den großen Sieg bei Salanke- men erfocht, in welchem Mustafa Kiuprili blieb, der 1690 den Christen Belgrad und Serbien wieder entrissen hatte. Zuletzt befehligte Prinz Eugenius und vertrieb die Türken durch die Schlacht bei Zenta (11. Sept. 1697) aus Ungarn. Zm Frieden von Karlowitz (1699) trat der Sultan Ungarn bis auf das Banat von Temeswar und Sie- benbürgen (der junge Michael 11. Apasi legte 1690 die fürstliche Würde in die Hände des Kaisers nieder) an Oesterreich ab, an die Venetianer Morea und einige Inseln, denn auch Venedig half die Roßschweife rupfen, seit die kaiserlichen Waffen siegreich waren. So wurde Ungarn größten- theils durch deutsches Blut den Türken entrissen und die Magyaren soll- ten es nie vergessen, daß sie ohne deutsche Hilfe die Sklaven türkischer Paschen wären. Viertes Kapitel. Ludwig Xiv. und die Kirche. Aushebung des Edikts von Nantes (22. Vktober 1685). Während der französische König Eroberungen über seine Nachbarn machte und auf neue sann, setzte er den Uebergriffen seiner Vorfahren gegen die Kirche die Krone auf und die Päpste mußten es bereuen, daß sie in ihrem Kampfe gegen die deutschen Kaiser den französischen Königen zu gefällig gewesen waren. Wie Philipp der Schöne Bonifacius Viii. lohnte, wissen wir, und von dieser Zeit an geht ein Widerstreben gegen den päpstlichen Stuhl durch die Geschichte Frankreichs, dem auch der hohe Klerus nicht fremd blieb, der sich auf die alten Rechte der „galli- kanischen Kirche" berief und die Bestimmungen des Konstanzer und Basler Koncils über das Verhältniß der Päpste zu den Koncilien an- führte; keine Rede davon, daß Rom gegen den französischen Klerus jene Reservationen von Beneftcien, Erspektationen und Annaten geltend machen durfte, über welche in Deutschland so viel geklagt wurde. Papst Leo X.

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 205

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Rußland unter Peter dem Großen. 205 Schlüssel des baltischen Meeres besitzt und dadurch Petersburg und seine Städte an der Ostsee gegen jeden Angriff sicher stellt und kein englischer Admiral mehr Petersburg in Grund zu schießen droht. Andererseits wies Peter seine Nachfolger an das schwarze Meer. Asow war ein zu kümmerlicher Antheil, als daß sich das russische Reich damit begnügen konnte, und die zunehmende Schwäche der Pforte er- leichterte die Eroberungen der Küsten des schwarzen Meeres ans eine sehr einladende Weise. Seitdem ist das schwarze Meer bereits zu einem russischen Landsee geworden, und wenn Rußland vollends die Meerenge von Konstantinopel und die Dardanellen besitzt, so hat es ein zweites geschlossenes Meer und ist auch im Süden unangreifbar. Auch nach dem innern Asien richtete Peter seinen Blick. Auf dem kaspischen See baute er Schiffe und fing darauf mit Persien Krieg an, das ihm drei Provinzen: Masanderan, Asterabad und das seiden- reiche Ghilan abtreten mußte. Jetzt befahren russische Dampfschiffe das hyrkanische Meer der Alten und dringen den Orus und Jarartes hin- auf in das Innere vor; der Handel mit dem Turan der alten Perser ist in russischen Händen, Persien selbst an die russische Politik gekettet. Peter war es aber auch, welcher die unbeschränkte Macht der rus- sischen Herrscher seinen Nachfolgern fertig hinterlicß. Nach dem Frieden von Nystädt, den Schweden 1721 eingehen mußte, legte er sich mit gegründetem Stolze den Kaisertitel und den Beinamen des Großen bei. Er nahm dem Adel seinen Einfluß auf die Negierung des Landes, er- richtete statt des Bojarenhofes einen Senat, dessen Mitglieder der Kai- ser ernennt, als obersten Gerichtshof des Reiches, für die Provinzen aber Regierungskollegien. Die kaiserlichen Erlasse, Ukase, hatten auch gesetzliche Geltung ohne die Beistimmung der Bojaren, und eine euro- päisch-organisierte Polizei mit der geheimen Jnquisitionskanzlei wachte über die öffentliche Sicherheit und über das Treiben unzufriedener Rus- sen. Der russisch-griechischen Kirche war bisher ein Patriarch mit so großen Rechten vorgestanden, daß er mit dem Kaiser die erste Person des Reiches war; letzteres wurde besonders durch den Gebrauch ange- deutet, daß der Zar und der Patriarch am Neujahrstage sich öffentlich umarmten und küßten. Als (1700) der Patriarch Adrian starb, ließ Peter keinen neuen mehr wählen und ernannte während 20 Jahren nur Stellvertreter, so daß das Volk allmählig des sonst so hoch angesehenen Patriarchen vergaß; dann setzte er 1720 eine heilige dirigierende Synode ein, welche von ihm ihre Verhaltungsbefehle erhielt und wurde so auch das Haupt der russischen Kirche. Ausdrücklich bemerkte er der Geistlich- keit, er wolle nicht, daß das Volk neben dem Kaiser einen Patriarchen sehe, dessen Worte es wie eine Stimme Gottes anhöre und ihm viel- leicht gehorche, wenn er gegen die Verordnungen des Kaisers spreche.

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 229

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Dissidenten und Konföderierte in Polen. Erste Theilung Polens. 229 ihnen das Feld bauten, oder ihnen die Heerden der Rosse, Rinder und Schafe weideten; die Herren selbst vergnügten sich auf der Jagd in den ungeheuren Wäldern, praßten bei Gelagen oder reisten im Auslande, die wenigsten befaßten sich mit der Verbesserung des Zustandes ihrer Bauern. In den Städten konnte der Bürgerstand niemals aufkommen, die Handels- geschäfte waren daher in den Händen der Juden, deßwegen hatte Polen auch keinen Gewerbsfleiß und blieb ein armes Land. Durch das Aussterben der Jagellonen wurde es 1572 ein förmliches Wahlreich. Der Adel wählte den König, dem alle Macht entrissen und nur der Name gelassen war; denn der König mußte vor allem die pacta conventa unterschreiben, welche es ihm verboten, einem Prinzen von Geblüte eine Würde zu ver- leihen, wodurch dieser Sitz und Stimme in dem Reichstage erhalten hätte; er durfte keine Ländereien kaufen und sich keine konfiscierten Güter aneignen. Die höchste Gewalt blieb bei dem Reichstage, der aus den höhern geist- lichen und weltlichen Würdeträgern und den adeligen Deputierten der ein- zelnen Distrikte bestand; da galt das unsinnige Recht des liberum veto, dem zufolge das „Nein" eines einzigen Edelmannes jeden Beschluß ungiltig machte; der polnische Reichstag ist durch seine stürmischen Auftritte in Deutschland sprichwörtlich geworden. Das liberum veto hatte der Reichs- tag dem Könige Johann Ii. Kasimir (1648—1672) abgedrungen, welcher demselben vergebens den Untergang des Staates als nothwendige Folge einer derartigen Anarchie voraussagte. Dem liberum veto gegenüber hatte der Adel das Recht zur Durchführung eines Beschlusses Konfödera- tionen oder Bündnisse zu machen, welche in der Regel zu Bürgerkriegen führten. So mußte Polen untergehen, obwohl es auf ungefähr 14,000 Geviertmeilen 16 Millionen Einwohner zählte, der Adel kriegerisch war und eine treffliche Reiterei stellte, die rohen Bauern den besten Stoff zu einem Fußvolk darboten. Schon manchmal hatte Polen das Unheil- volle einer solchen Verfassung erfahren; mit Mühe erwehrte es sich der Schweden von Gustav Adolf bis auf Karl Xii., und unter Peter 1. hatte es bereits brutale russische Einmischung dulden müssen, nichtsdestoweniger blieb es bei seiner Verfassung. Selbst der edle Johannes Sobieski (1674 — 1696), der in ganz Europa gefeierte Held, vermochte über die Parteien nicht so viel, daß ihn während seiner Feldzüge gegen die Türken und Tataren nicht ganze Heeresabtheilungen unter der Anführung eines Großen, z. B. des Grafen Pac, verließen, und daß Polen (1699) seine verlorenen Landstriche in Podolien und der Ukraine von den Türken zu- rückerhielt, verdankte es nur dem Siege der österreichischen Waffen. Wie verderblich Polen die Theilnahme Augusts Ii. (1696 —1733) an dem nordischen Kriege war, ist oben bereits erzählt worden; unter dem glei- chen Könige erfuhren die Rechte der Dissidenten 1717 eine beträcht- liche Schmälerung, was sich 1737 unter seinem Nachfolger August Iii.

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 561

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Revolutionen und Aufstände in der europäischen Türkei. 561 lution 1848 vom Baume fiel. (Seitdem haben die Fürstenthümer bekannt- lich die Stellung Serbiens und einstweilige Union errungen.) Die Träume oder Plane der dacischen Partei in den beiden Hospo- dariaten scheinen wie das Spinngewebe, das man den fliegenden Som- mer nennt, sich nicht ganz auf ihre Geburtsstätte beschränkt zu haben, doch blieben sie ohne sichtbare Einwirkung auf den Gang der Dinge jen- seits der Gränze, und noch weniger Bedeutung hatten die wiederkehren- den Unruhen der muselmännischen Albanesen oder Arnauten, die von den türkischen Pascha noch jedesmal durch Gewalt und Hinterlist be- zwungen wurden. Die Häuptlinge der Albanesen gewähren bei ihrer gegenseitigen Feindschaft und ihrer Geldgier den Pascha ein leichtes Spiel; sind einige Köpfe gefallen, so ist wieder Ruhe und die Pforte kann gegen Sold so viele dieser irregulären Krieger anwerben, als sie für gut findet, lauft aber freilich Gefahr, daß dieselben auf türkischem Boden ihr räuberisches Gelüsten befriedigen und sich um großherrliche Befehle erst bekümmern, wenn dieselben von einer gehörigen Anzahl re- gulärer Truppen Nachdruck erhalten. So geschah es z. B. 1841 in Bulgarien. Die Bulgaren haben das Lob treuer, mäßiger und fleißiger Leute, welche nicht nur zum Acker- bau, sondern auch zu der Industrie und dem Handel viel Neigung und Geschick zeigen, aber unkriegerisch sind; sie bewohnen nicht bloß die nach ihnen benannte Provinz, sondern haben sich südwärts bis gegen Thessa- lien und Epirus ausgebreitet. In dem russisch-türkischen Kriege von 1828 und 29 zeigten sie für die Russen keine bcsondern Sympathieen und verhielten sich auch nach dem Kriege ruhig; 1836 jedoch, als in Bosnien und Türkisch-Kroatien vereinzelte Aufstände stattfanden, hörte man auch von Unruhen in Bulgarien, welche jedoch von keiner Bedeu- tung sein konnten, denn sie waren bald verschollen und wahrscheinlich nur die Folge einzelner Gewaltthaten, die sich der eine oder andere Türke erlaubte. Planmäßig angelegt scheint jedoch ein bulgarischer Aufstand im Jahre 1841 gewesen zu sein, möglicherweise war er eine verspätete Folge der Einverständnisse, die Mehemet Ali von Aegypten gegen den Sultan auf dessen europäischem Gebiete angesponnen oder veranlaßt hatte. Einige bulgarische Bezirke griffen zu den Waffen, es genügten aber we- nige Bataillone Arnauten zur Unterdrückung des Aufstandes, die hierauf nach altem Brauche so lange mordeten und plünderten, bis sie durch reguläres türkisches Militär zu einer andern Bestimmung abgeführt wur- den. Damals erschien ein poetischer Aufruf der Bulgaren an das christ- liche Europa, was den Verdacht wenigstens entschuldigt, der Aufstand sei eine fremde Machination gewesen, um die öffentliche Meinung Euro- pas gegen die Türken wieder aufzustacheln, denn die Katastrophe von Navarin so gut als der russisch-türkische Krieg von 1828/29 wären un- Duinüncr, Neue Zeit. Oc
   bis 10 von 28 weiter»  »»
28 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 28 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 33
1 25
2 12
3 44
4 235
5 227
6 121
7 229
8 25
9 76
10 319
11 350
12 43
13 16
14 41
15 123
16 69
17 85
18 44
19 133
20 52
21 102
22 104
23 156
24 56
25 47
26 99
27 134
28 35
29 66
30 54
31 140
32 38
33 41
34 75
35 24
36 86
37 467
38 131
39 89
40 28
41 69
42 671
43 20
44 48
45 219
46 269
47 20
48 78
49 96

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 31
1 6
2 18
3 36
4 36
5 8
6 11
7 25
8 43
9 48
10 28
11 17
12 3
13 3
14 2
15 16
16 51
17 70
18 175
19 2
20 15
21 15
22 0
23 42
24 1
25 3
26 2
27 5
28 14
29 35
30 1
31 0
32 8
33 9
34 19
35 4
36 17
37 11
38 0
39 6
40 9
41 42
42 4
43 48
44 13
45 25
46 7
47 9
48 109
49 31
50 20
51 16
52 4
53 1
54 8
55 2
56 8
57 0
58 3
59 21
60 21
61 49
62 17
63 3
64 2
65 22
66 4
67 72
68 12
69 10
70 50
71 9
72 11
73 4
74 35
75 1
76 58
77 11
78 303
79 7
80 7
81 1
82 2
83 6
84 2
85 12
86 14
87 0
88 2
89 2
90 1
91 8
92 74
93 24
94 7
95 92
96 15
97 138
98 122
99 17

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 2
1 0
2 0
3 0
4 1
5 0
6 0
7 2
8 0
9 0
10 0
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 3
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 2
26 1
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 1
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 2
40 0
41 0
42 0
43 1
44 2
45 0
46 0
47 2
48 0
49 0
50 1
51 0
52 0
53 0
54 1
55 0
56 0
57 9
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 1
72 0
73 0
74 0
75 1
76 0
77 4
78 2
79 0
80 1
81 1
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 11
88 3
89 1
90 0
91 1
92 0
93 0
94 1
95 1
96 0
97 1
98 1
99 0
100 0
101 0
102 0
103 0
104 0
105 0
106 0
107 2
108 0
109 0
110 0
111 0
112 1
113 3
114 0
115 0
116 0
117 1
118 0
119 1
120 0
121 0
122 2
123 0
124 0
125 0
126 0
127 1
128 1
129 1
130 0
131 0
132 0
133 0
134 0
135 1
136 1
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 6
143 0
144 0
145 1
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 1
152 0
153 4
154 0
155 2
156 0
157 0
158 0
159 3
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 0
167 0
168 0
169 0
170 0
171 0
172 0
173 1
174 0
175 0
176 1
177 1
178 0
179 0
180 0
181 0
182 1
183 1
184 0
185 0
186 0
187 1
188 0
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 0
195 0
196 0
197 0
198 0
199 1