Sigismund.
253
In Ungarn war 1301 mit Andreas Hl. das Geschlecht der Arpaden
erloschen, worauf nach längerer Anarchie von den Kronprätendenten Karl
Robert, aus dem neapolitanischen Hause (1310), den Thron behauptete.
Ihm folgte (1342—1382) sein Sohn Ludwig der Große; derselbe zwang
Serbien, Bosnien, die Moldau und die Walachei zur Anerkennung seiner
Oberherrschaft und entriß der Republik Venedig Dalmatien, das diese
seinen Vorgängern abgenommen hatte; er war überdies eifrig bedacht,
das Wohl seiner Völker durch Gesetze und Stiftungen zu befördern. 1370
wurde er auch König von Polen und dadurch der mächtigste Monarch
- im östlichen Europa; er war auch weise genug, um Neapel nicht mit Un-
garn vereinigen zu wollen, nachdem er die Ermordung seines Vetters
Andreas gerächt hatte (s. unten bei Neapel). Von seinen Töchtern sollte
die jüngere, Hedwig, die Krone Polens, die ältere, Maria, die Ungarns
erben; Maria verlobte er mit Sigismund, die Königin-Wittwe Elisabeth
sollte nach Ludwigs Tod einstweilen die Regentschaft führen. Eine Partei
der ungarischen Großen wählte dagegen Karln Hi. von Neapel zum
König; derselbe wurde auch 1385 zu Stuhlweißenburg gekrönt, aber im
Februar 1366 von der Partei der Königin ermordet. Sein Sohn Ladis-
laus verfolgte zwar seine Ansprüche mit Waffengewalt, Horvath, der
Ban von Kroatien und Ladislaus mächtigster Anhänger, ermordete sogar
die Königin-Wittwe, Sigismund errang jedoch mit Waffengewalt die
Oberhand und war seit 1378 König von Ungarn; hier hatte er bald
mit den unruhigen Großen, bald mit den fürchterlichen Türken zu
schaffen; gegen die Türken verlor er 1396 die große Schlacht von Ni-
kopolis, was aber die Herren in Ungarn und Siebenbürgen nicht hin-
derte, zu ihren Aufständen Türkenhilfe zu gebrauchen und 1401 den
König in Ofen gefangen zu nehmen. Nun bekriegten die deutschen
Luxemburger Ungarn und schon nach achtzehnwöchentlicher Gefangenschaft
wurde Sigismund aus seiner Haft wieder frei. Darauf demüthigte
er mit Hilfe des Adels den hohen Klerus und erließ ein Landesgesetz,
durch welches die Geistlichen gehalten wurden, in weltlichen Dingen von
weltlichem Gerichte Recht zu nehmen, gerade wie es die eidgenössischen
Bauern einige Jahre vorher angeordnet hatten. Sonst verdankt ihm Un-
garn manches; so beförderte er den Handel durch vernünftige Zollgesetze,
gab den Bauern freien Zug in die königlichen Städte (deutsches, viel-
bestrittenes Städterecht), berief zum Reichstage Abgeordnete des Komi-
tatsadels und der königlichen Städte, von welcher Zeit an der ungarische
Reichstag aus zwei Tafeln bestand: Ltntus et oräir>68.
Mit Venedig führte Sigismund als ungarischer König einen drei-
jährigen blutigen Krieg. Den Venetianern hatte der Usurpator der un-
garischen Krone, Ladislaus von Neapel, das dalmatische Küstenland
1409 um 100,000 Dukaten verkauft und sie wollten es nun um keinen
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Andreas_Hl Karl
Robert Karl Ludwig_der_Große Ludwig Andreas Hedwig Maria Maria Maria Maria Sigismund Elisabeth Ludwigs Horvath Ladislaus Sigismund Sigismund Sigismund Ladislaus
268
Deutschland und Italien sinken.
aber gab, von den polnischen Großen gezwungen, dem heidnischen Groß-
fürsten Witold Iagello (Jagiel) ihre Hand (1386), der in der Taufe
den Namen Wladislaw (V.) annahm und auch seine Lithauer zum
Christenthum bewog; die vollständige Vereinigung beider Länder erfolgte
jedoch erst 1569 (Dynastie der Jagellonen 1386—1572). Wladislaw V.
erneuerte den Krieg seiner Vorgänger gegen den Deutschorden und be-
siegte am 15. Juli 1410 den Hochmeister Ulrich von Jungingen bei
Tannenberg in einer blutigen Schlacht; der Hochmeister selbst mit 40,000
Kriegern des Ordens fiel, dagegen sollen über 60,000 Polen, Lithauer,
Russen und Tataren umgekommen sein. Der polnische König fand jedoch
vor den Ordensschlössern und Städten solchen Widerstand, daß er sich
mit der Abtretung Samogitiens begnügte, obwohl Kaiser Sigismund für
den Orden nur einige Demonstrationen machte. Wladiölaws V. Sohn
und Nachfolger Wladislaw Vi., zugleich König von Ungarn, blieb 1444
bei Varna gegen die Türken, aber Kasimir Iv. (1444—1492) nöthigte
1466 den Orden zur Abtretung von Ermeland und Westpreußen und
zur Anerkennung der polnischen Oberlehensherrlichkeit über Ostpreußen;
Kaiser Friedrich Iii. vermochte damals dem Orden so wenig zu helfen,
als 1410 Kaiser Sigismund.
Unter Sigismund kamen Holland, Friesland, Hennegau und See-
land an den Herzog Philipp von Burgund, welcher diese Länder der ver-
wittweten Jakobea, dem letzten Sprossen der niederländischen Wittels-
bacher, entriß, ohne daß es der Kaiser zu hindern vermochte.
Dagegen führte er seit der Kaiserkrönung von 1433 einen doppel-
ten Reichsadler im Siegel, wie nach ihm die andern Kaiser; früher ge-
nügte ein einfacher Adler. Sigismund starb den 9. Dezember 1437 und
mit ihm erlosch das luxemburgische Haus.
Achtes Kapitel.
Albrecht Ii. (1438-1439).
Dieser war Tochtermann Sigismunds und sein Nachfolger in Böh-
men und Ungarn; in Böhmen mußte er jedoch vorher einen Kampf mit
einem Theil der Kalirtiner bestehen, welche den polnischen Königssohn
Kasimir herbeiriefen. Die deutschen Kurfürsten wählten ihn einmüthig
zum Könige; er bereitete einen allgemeinen Landfrieden und einen Krieg
gegen die Türken vor, als der 42jährige hoffnungsreiche Fürst zur all-
gemeinen Trauer von der Ruhr hinweggerafft wurde.
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Extrahierte Personennamen: Witold_Iagello Ulrich_von_Jungingen Tannenberg Sigismund Wladiölaws Kasimir_Iv Friedrich_Iii Friedrich Sigismund Sigismund Philipp_von_Burgund Philipp Sigismund Albrecht_Ii Albrecht Tochtermann_Sigismunds Kasimir
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Ungarn Varna Holland Friesland Hennegau Wittels- Böh- Ungarn
630 Die Kirchentrennung in England, im Norden und in Polen.
Königen streitig machte. Auch seit die Türken unter Suleiman Ii. die
Herrschaft über jene beiden walachischen Staaten gewonnen hatten, be-
saß Polen noch eine große Ausdehnung« Doch hatte es an den Türken,
Tartaren und Russen so lästige Feinde, daß es keiner großen Kraft-
entwicklung fähig wurde. Selbst während der glücklichen Kriege mit
dem deutschen Orden hatte es durch innere Veränderungen, zu denen
eben dieser Krieg beitrug, an Kraft eingebüßt. Dadurch, daß der Adel
Behufs der für den Krieg zu leistenden Hülfe häufiger hatte versammelt
werden müssen, war der König von demselben abhängiger geworden
und, da die häufigen Versammlungen bei dem Adel das Bedürfniß einer
Vertretung hervorgerufen, hatte sich die Einrichtung gebildet, daß der-
selbe in Lezirksversammlungen Abgeordnete wählte, welche unter dem
Namen von Landboten zu den Reichstagen gingen, um Steuern zu be-
willigen oder zu verweigern und dem Könige in Angelegenheiten der
Regierung zu rathen. So erhielt diejenige Gewalt, welche dem Könige
beschränkend gegenüberstand, durch festere Einrichtung eine zusammen-
hängendere und ausgedehntere Wirksamkeit. Die drei jüngeren Brüder
des böhmisch-ungarischen Königs Ladislaus, welche nacheinander (1492
bis 1548) Polen regierten, Johann Albrecht, Alexander und Sigis-
mund I., hatten neben den äußeren Feinden auch den Widerstand des
auf Erhaltung und Erweiterung seiner Befugnisse bedachten Adels zu
bekämpfen. Unter Sigismund fand nun auch die Glaubensneueruug
Eingang, indem einerseits von Böhmen aus die sogenannten böhmischen
Brüder, die Nachkommen der nicht zur Kirche zurückgekehrten Husfiten,
ihr den Weg bahnten, und anderseits in dem polnischen Preußen das
Uebergewicht der deutschen Bevölkerung und das Beispiel der in Ost-
preußen vorgegangenen Veränderung dem Lutherthum festen Fuß zu
fassen erlaubte. Dazu kamen noch reformirte Gemeinden, deren sich
namentlich in Litthauen viele bildeten. Sowohl Sigismund als sein
Sohn Sigismund August (1548—1572) leisteten dem Eindringen der
Neuerung entschiedenen Widerstand. Einen großen Antheil daran hatte
der Cardinal Hosius, Bischof von Culm und nachher von Ermland, der
mit unermüdlicher Thätigkeit an Erhaltung und Wiederherstellung der
Kirche arbeitete, wie er später auch eines der bedeutendsten Mitglieder
des Concils von Trient war und zur Befestigung der katholischen Lehre
in Polen noch die Hülfe des Jesuitenordens gewann. Einen Anhalt
fanden die verschiedenen protestantischen Sekten an dem zur Auflehnung
geneigten Adel, der durch Anschluß an die Neuerung einen Boden zu
gewinnen glaubte, auf welchem der Widerstand gegen die königliche
Gewalt eine höhere Berechtigung zu erhalten schien. Als mit Sigis-
mund August der Stamm Jagello's ausstarb, benutzte der Adel die Ge-
legenheit, Polen in ein Wahlreich zu verwandeln, und da der nach
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Extrahierte Personennamen: Ladislaus Johann_Albrecht Johann Albrecht Alexander Alexander Sigismund Sigismund Sigismund August Cardinal_Hosius Culm August
Extrahierte Ortsnamen: England Polen Polen Polen Polen Polen
656
Russisches Reich. — Jetziger Bestand.
Metropolitanen, 28 Erz- und 38 Bischöfen, wird vom Kaiser durch die heilige
Synode oder obern Kirchenrath regiert. Im I. 1831 zählte man in Rußland
58000 orthodoxe (d. h. griechisch - katholische) Priester und 68000 Kirchendiener,
mit ihren Familien 330000 Köpfe; eben so groß war die Kaufmannschaft mit
ihren Familien. Der gesummte Adel aber bestand aus 375000 Männern und
345000 Frauen, und die Bürgerschaft (den Kausinannsstand abgerechnet) ans
3,200000 Köpfen. In Polen ist mau mehrentheils römisch-katholisch, unter den
Deutschen und Finnländern lutherisch, im Süden hängen viele (Tartaren n. a.)
noch am Islam und ganz im Norden (Lappen u. a.) am Heidenthum. Der
römisch-katholischen und armenischen Christen sollen 8 und der Protestanten
2 Millionen sein, Juden l4/s, Mnhamedaner über 23/10 Millionen und
Buddhisten 300000. —
Das Gewerbwesen ist sichtbar im Steigen, besonders im Gouvernement
Moskau, wo neben der älteren Stahlfabrikation die Bearbeitung der Baumwolle
so in Schwung gekommen ist, daß Rußland jetzt nur noch y6 feines Bedarfs an
Banmwollwaaren ans der Fremde bezieht. Die Fabrikation von Wollewaaren
konnte aber bedeutender sein als sie ist, denn immer noch geht eine große
Quantität (164000 Ctr.) der inländischen Wolle roh ins Ausland. Zucker aus
Runkelrüben verfertigt man jährlich fast 350000 Ctr. — Im Innern sind
Moskau und Nischnei Nowgorod (wohin die ehmalige Makariew - Messe verlegt
ist) Kasan und Orenbnrg die bedeutendsten Handelplätze; an der See:
Petersburg und Riga, Odessa, Archangel. Die meiste Ausfuhr besteht in Talg,
Flachs, Hanf, Getraide (über 57 Mill. Scheffel) Nutzholz für 2% Mill.
Silberrubel, Pelzwerk und Leder, letzteres vorzüglich als Saffian uno als
Jnfleu, das seinen Geruch durch Gerbung mit Birkentheer erhält. Der Handel
zur See ist übrigens noch meist in den Händen der Ausländer, wirft aber,
Ein- und Ausfuhr gegen einander gerechnet, einen jährlichen Gewinn von 6
Mill. Silberrubel ab. Der innere Verkehr hebt sich seit einiger Zeit, da
man die Flußsysteme durch Kanäle, besonders die Wolga mit der Newa und
Dwina, den Dnepr mit Niemeu und Duna, in Verbindung gesetzt hat, und
gegenwärtig Schienenwege baut. Die kleine Eisenbahn von Petersbnrg uach
den nahen kaiserlichen Schlössern war der Anfang, worauf die von Libau zum
Niemen, von Warschau bis zur Ferdinands Nordbahn, von Morschansk im
Gouvernement Tambow bis zur Mündung der Zna in die Mokscha, und zuletzt
als die wichtigste die von Petersbnrg nach Moskau folgte. — Der Volks-
unterricht ist noch sehr mangelhaft, obwohl sich die Zahl der Schulen ver-
größert. Gymnasien sind jetzt in jedem Gouvernement, doch werden nnr gewisse
Stände zum höhern Unterricht zugelassen; es gibt neue und strenge Vorschriften
darüber. Universitäten hat das Reich 7, zu Moskau, Petersburg, Dorpat, Kiew,
Kasan, Charkow, Helsingfors. Sehr bedeutsam ist es, daß der jetzige Kaiser die
1816 gestiftete Warschauer Universität 1832 wieder aufgehoben und den Polen
nur die medicinisch-chirurgiiche Facultät zu Wilna gelassen hat. — Die Finanzen
sind wenig bekannt; die Staatsansgabe beträgt in Friedenszeit etwa 162 Mill.
Thaler preußisch. Zu Anfang 1853 ward die Staatsschuld auf 400 Mill. Sil-
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Gebiet der Donau.
217
Von Wien führt eine Straße durch Neustadt und über den Semmering nach
der Provinz Steyermark; daselbst liegt Bruck an der Muhr und unweit davon
Leoben, durch den Frieden von 1798 bekannt. Den Fluß hinunter kommt man
nach Gräz, Hauptstadt von Steyermark mit 56000 E. in herrlicher Gegend,
und Wohnort des kenntnißreichen biedern Erzherzogs Johann, der sich zu einem
Regenten geeignet hätte, vom Schicksal aber nur ans einige Zeit zu der macht-
losen Würde eines Reichsverwesers in Frankfurt bestimmt war. Beim Volke
in Tyrol und Steyermark ist er sehr beliebt, und Gräz verdankt ihm das Jo-
hanneum, eine wissenschaftliche Anstalt mit reichen Sammlungen. Außerdem
können sich die Gräzer noch mancher ausgezeichneter Landsleute rühmen. Der
berühmte Schauspieler Brockmann wuchs unter ihnen auf, und der gelehrte
Orientalist I. von Hammer, Geschichtschreiber des Türkenreichs. Ulrich von
Liechtenstein und Ottokar Horneck, beide vorhin erwähnt, waren Steyermärker,
und in neuester Zeit der genievolle Mechaniker Tendler aus Eisenärz, der als
Automaten-Verfertiger neben dem Franzosen Vaucanson, neben Droz aus Locle
und Kempelen aus Presbnrg glänzt. Der Erzherzog hat noch einen Lieblingssitz,
den Br and hos, nicht weit von Mariazell; das bescheidene Gebäude ähnelt einem
altdeutschen Gehöfde, enthält aber schöne Kunstsachen und Alterthümer. Ans dem
nahen Hochschwab (7000') hegt er Gemsen.
Südlich liegen die Länder Kärntheu und Krain. Man findet aber auf den
Karten auch den Namen Jllyrien. Illyrier hießen eigentlich blos die Urbe-
wohner der Ostküste des adriatischen Meers. Auswanderer dieses Stammes zogen
viele Jahrhunderte vor Christi Geburt um die Nordseite des Meeres an die gegen-
überliegende italische Küste, weshalb die erobernden Römer auch die Gebiete der
obern Sawe zur Provinz Jllyrien schlugen. In neuester Zeit ist mm die römische
Benennung wieder aufgefaßt und den Ländern Kärnthen, Krain und Istrien ge-
geben. Die meisten Bewohner dieser Länder, auch schon im südl. Steyermark,
sind wendischen od. slawischen Stammes, die sich ungern mit Fremden vermischen,
und lebhafter aber nicht so gutmüthig sind als die deutschen Oestreicher. Klagen-
fürt, kärnthische Hauptstadt, nahe der obern Drau, mit 14000 E. und dem
Standbilde Maria Theresia's, das aus Blei, dem Haupterzeugniß des Landes,
gegossen ist. In der Umgegend zeigt man den alten steinernen Fürstenstuhl.
Dort mußte ehmals vor versammeltem Adel u. Volk jeder neue kärnthische Herzog
in Landmanns Tracht erscheinen. Ein wendischer Bauer auf dem Stuhle empfing
und begrüßte ihn; und erst, nachdem der Fürst die herkömmlichen Fragen be-
antwortet und die Gerechtsame des Volkes beschworen hatte, räumte ihm der
Bauer den Sitz ein. Zum letztenmale geschah dies 1564. — Nicht größer als
Klagenfurt ist Laibach an der Sawe, ' auptstadt von Krain. Südöstlich davon
liegt Anersberg, Stammschloß Anastasius Grün's, dessen „Spaziergänge eines
Wiener Poeten" vielen Beifall gefunden. - Das südl. Krain wie das südl. Tyrol
gehören nicht zum Donaugebiet.
§. 3. Die Sprachgränze.
Beim Ueberblick der andern Stromgebiete ist schon gezeigt worden,
wie weit die deutsche Sprache als Volkssprache im Nordosten und im
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Brockmann I._von_Hammer Ulrich_von
Liechtenstein Ottokar_Horneck Ottokar Droz Christi Maria_Theresia's Maria Anersberg Stammschloß_Anastasius_Grün's
Deutscher Bund
Oestreich.
563
Salzburg und dem benachbarten Salzkammergute, und viele kleinere, liefern
jährlich an 6 Mill. Ctr., also auf den Kopf 17% Pfd. Rechnet man als zum
Berbrauch nöthig 12 Pfd. auf den Kopf, so können %7 des ganzen Salzertrags
ausgeflihrt werden. Des Eisenö in Steyermark ist schon im Kap. über die
Alpen Erwähnung geschehen. Der Gesammtertrag an Eisen in der Monarchie
beläuft sich auf 1688000 Ctr., und der Steinkohlen, die indeß in noch größerer
Menge zu gewinnen sind, ans 4500000 Ctr. Das Quecksilberbergwerk zu Jdria
ist schon erwähnt. Mineralquellen zählt man 1500, worunter höchst berühmte,
wie Baven unweit Wien. Gastein im Salzburgischen, Carlsbad und Töplitz in
Böhmen n. a. m
Das Gewerbwesen hätte bei so großer Fülle von Produkten Anlaß genug
zur bedeutendsten Thätigkeit; auch rühmt man Quantität und Qualität von
Leinwand, Tüchern, Seiden-, Banmwoll-, Stahl- und Eisenwaaren, Papier, Por-
cellan, Glas, Lederarbeiten, Quincarllerie- und Galanteriewaaren, namentlich die
glänzenden Fabrikate aus Wien, Mailand, Prag, Pesth u. s. w. Dennoch be-
findet sich die Industrie noch lange nicht im Verhältniß zur Mannigfaltigkeit der
Naturprodukte. Die Ostprovinzen besonders sind hinter den deutschen und itali-
schen zurück. Da aber die vorhandenen Hindernisse allmählig weggeräumt wer-
den , so steht dem östreich. Gewerbwesen noch eine größere Entwickelung bevor.
Wie mit der Industrie, so ists mit dem Landhandel, dem fahrbare Flüsse,
vermehrte Straßen, einige Kanäle, jetzt auch Dampfschiffe und Eisenbahnen zu
Hülfe kommen. Früher hemmten inne-e Zolllinien ven gegenseitigen Verkehr der
Provinzen. Es gab Mauthen zwischen ven deutschen, ungrischen und italischen
Landestheilen, ja sogar zwischen Oestreich und Tprol; auch Dalmatien hotte ein
eignes Zollsystem. — Zum S eeha nd e l, nainentlich auf dem Mittelmeere, ermun-
tert der adcialische Golf. Trieft ist der wichtigste Hafen, außerdeni Venedig,
Fiume, Ragusa, Caltaro. Man zählt ohne die kleinen Küstenschiffe und Fischer-
barken 1100 Kauffahrer von 100 bis 500 Tonnen.
Die Bevölkerung beläuft sich fast aus 38 Mill. Menschen in 798
Städten, 2290 Marktflecken und 67680 Dörfern, mit 5300000 Wohnhäusern, ist
also größer als die von Frankreich. Allein der östreichische Staat ist kein
gleichartiger, er umfaßt Völker verschiedenen Stammes, sowohl nach
Sprachen und Gesittung, als nach Geschichte und Verfassungen. Es sind: Deutsche
fast 8 Mill., Slawen 15% (nämlich Tschechen, Wenden, Moraven. Slowaken,
Polen, Ruthenen, Croaten, Serben, Slawonier, Dalmatiner, Schokazen u. Jstrier),
Magyaren 5% , Rumänen oder Walachen 2690000, Juden 730000, Friauler
394000, Zigeuner 94000, Italiener 5 Mill., und zerstreut noch mehrere tausend
Griechen, Armenier u. s. w. Bei weitem die Mehrheit ist römisch-katholisch;
Protestanten gibt es 3% Million. meist in Ungarn. Zu bemerken ist, daß die
staatsbürgerlichen Rechte der verschiedenen christlichen Confessionen nicht, wie in
andern deutschen Staaten, einander gleich sind; nur in Ungarn und Siebenbürgen
stehen die Protestanten den Katholiken ziemlich gleich, in den andern Provinzen,
also auch im eigentlichen Oestreich, wurden sie bisher nur geduldet, während in
36*
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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Extrahierte Personennamen: Caltaro Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Salzburg Steyermark Wien Carlsbad Wien Mailand Prag Oestreich Dalmatien Venedig Fiume Ragusa Frankreich Polen Ungarn Ungarn
Deutscher Bund — Oestreich.
565
Hauses ei» Zankapfel zwischen Ottokar von Böhmen und Rudolf von Habs-
burg*). Dieser, ein allemannischer zur Königswürde erhobener Graf, eroberte
es im Namen des Reichs 1278 und belehnte damit seine eigne Familie. Nun
erwarb Habsburg-Oestreich 1336 Kärnthen durch Erbschaft, 1363 Tyrol,
dann Triest, Eil ly, Görz, bis am Ende des 15. Jahrhunderts, durch Hei-
rathen und Erbverträge, Aussichten auf ungeheure Größe sich eröffneten. Wirk-
lich erhielt es 1521 Ungarn, Böhmen und Mähren. Im 18. Jahrhundert
kamen hinzu: Mantua, Mailand, Siebenbürgen, Galizien, Buko-
wina und unlängst Venedig. Dagegen sind die althabsburgischen kleinen
Ländereien in Schweiz und Schwaben, auch das einige Zeit besessene Belgien rc.
verloren gegangen. — Der jetzige Kaiser, geb. 1830 und seinem Vorgänger
Ferdinand den 2. Dec. 1848 folgend, heißt Franz Joseph.
*>) Die Provinzen im Deutschen Bunde (12'/, Mill. Bew., worunter
etwa 100000 Protestanten).
Da bei der Durchwanderung des Stromgebiets der Donau und obern Elbe
bereits die bedeutenderen Orte erwähnt worden, so reicht es hin, hier vie ein-
zelnen Theile des Kaiserreichs nur kurz zu überblicken.
1) Erzherzogthnm Oestreich zw. Baiern und Ungarn, an beiden Seiten
der Donau, eingetheilt in die Lande: ob und unter der Ens, und Salzburg.
Seelenzahl 2350000. — Wien, die Hauptst. des Reichs, hat ohne Einschluß des
Militärs 432000 Bew., wovon 11000 protestantisch. Linz mit 29000, unlängst
durch Maximilianische Forts befestigt. Salzburg mit 17000. Steier und
Wienerisch Neustadt, jede mit 10000. Kleinere: St. Pölten, Krems, Wels rc.
2) Herzogthuni Steiermark (1 Mill. Bew.) südl. vom vorigen, Gebirgs-
land, nur im Osten sind kleine Ebenen, z. B. die fruchtbaren windischen Bühel
zwischen der Muhr und Drau. Gräz Hauptort und Universität an der Muhr
mit 56000. Kleinere Städtchen: Bruck, Leoben, Cilly, Marburg.
3) Die gefürstete Grafschaft Tyrol nebst Voralberg, mit 870000 Bew.
Ins brück Hauptst. mit 13000, und das benachbarte Hall am Inn. In der
Südhälfte: Trient 15000; Botzen, Roveredo, Brixen u. a. haben keine 4000.
— In Voralberg: das Städtchen Bregenz am Bodensee, und der große Markt-
flecken Dornbirn.
4) Königreich Jllyrien mit 1290000 Bew. Es besteht aus: a) den beiden
Kronländern Kärntben und Krain. Die Bewohner, vorzüglich in Krain, sind
wendischen Ursprungs; Kärnthens nördl. Theil ist deutsch. Siehe oben pag. 218
das Kapitel über die Sprachgränze. Laibach, Hauptort Krains mit 16000, und
Klagen fürt in Kärnthen mit 14000. — l>) Istrien und Görz, worin: Ro-
vigno mit 10000; Capo d'jstria; Görz oder Gradiska am Jsonzo. Zu Pola
in Istrien ist ein röm. Amphitheater. Die quarnerischen Inseln, worauf die
*) Das Schloß Habsburg, eine Rume im Schweizerkanton Aargau, ward
im 11. Jahrhundert erbaut.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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Extrahierte Personennamen: Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolf_von_Habs- Rudolf Ferdinand Franz_Joseph Franz Oestreich Gräz Cilly Voralberg
568 Deutscher Bund — Oestreich (Geschichte v. Ungarn).
Es geschah nun damals nicht, und was Heroen wie Ludw'g und Matthias
in der Kraftzeit des selbständigen Ungarns versäumten, war später so bald nicht
nachzuholen. Nach Corvins Tode *) sank Ungarns Macht und Bedeutung. Es
gab schwache Regenten, Zerwürfnisse im Reich, Niederlagen im Krieg mit den
Türken, nainentlich die bei Mohacz 1526; ferner eine zwiespältige Königswahl,
wodurch die Krone an Oestreich, Siebenbürgen aber abhanden kam**); widrige
Kirchenzwiste zwischen Katholiken und Protestanten, denn auch die Jesuiter fanden
sich ein; und außerdem große Länderverluste. So folgten trübe Zeiten, mehr
als anderthalb Jahrhundert hindurch. In Ofen schlug ein türkischer Beglerbeg
seine Residenz auf, und nur ein Rest Ungarns verblieb dem neuen Königshause
Habsburg, unter besten Prinzen die Magyaren, eingegangener Berbindlichkeit
gemäß, von nun an ihren König zu wählen hatten. Endlich, im letzten Drittel
des 17. Jahrhunderts, als der türkische Halbmond zu erblassen begann, führte
das Glück dem Kaiserhause nacheinander einige tüchtige Generale zu: den Monte-
cuculi ans Italien, der 1664 bei St. Gotthard wieder bewies, daß man Türken
schlagen könne; den Herzog Karl von Lothringen, der 1683 Wien retten half,
1686 Buda im Sturm nahm und 1687 bei Mohacz die frühere Niederlage da-
selbst rächte; endlich den edeln Prinz Eugen von Savoyen, der im glorreichen
Kampfe bei Zentha 1697 die Befreiung Ungarns vollendete, und 20 Jahr später
bei Peterwardein und bei Belgrad eben so ruhmreich focht.
Siege tragen ihre Frucht. Kaiser Leopold (1682) durft' es wagen, den
Ungarn das Recht der Königswahl zu nehmen, und der Erstgeborne des re-
gierenden Hauses galt fortan auch für ihren Herrn. Ja, als Kaiser Karl Vi.
dringend die Nachfolge aus sein einziges Kind Maria Theresia und auf die
Descendenz ihres künftigen Gemahls (Franz aus dem Hanse Lothringen ward
es) zu übertragen wünschte, ließ sich der Landtag zu Preßburg 1722 leicht zur
Einwilligung bewegen ***). Das Band zwischen Ungarn und Oestreich ward
sichtbar fester, und in welcher freundlichen Weise sich die Berhättiiiste gestalteten,
sah man sowohl an der Pracht, womit die uugrischen Magnaten das kaiserliche
Hoflager zu Wien zierten, alö auch an dem treuen Eifer, womit sie für „ihren
König" Maria Theresia sich wastneten uno in der That die östreichische
Monarchie retteten. Weiter gingen sie indeß in der Unterthänigkeit nicht, ihre
bewahren. Die Geschichte lehrt, daß dies nicht immer heilsam sei, weder für
das herrschende Hauptvolk noch für den einverleibten fremden Volksrest.
*) Das nngrische Sprüchwort — „Matthias todt, Gerechtigkeit
todt" — beweist, daß er im Andenken des Volks blieb.
**) Dem von der einen Parthei gewählten tapfern Johann Zapolya
stellte die andre Parthei den Ferdinand von Oestreich, Bruder Kaiser
Karls V., entgegen.
***) Es gehört dieser Vertrag zu der häufig besprochenen sanctio pragmatica,
einem Staatsgesetze, das alle Länder der östreichischen Monarchie, unbeschadet
ihrer verschiedenen Verfassungen, für untrennbar erklärte und die fernere Thron-
folge für die Zukunft feststellte.
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Matthias Oestreich Gotthard Karl_von_Lothringen Karl Eugen_von_Savoyen Eugen Leopold_( Leopold Karl_Vi Karl Maria_Theresia Maria Theresia Franz Franz Maria_Theresia Maria Theresia Johann_Zapolya Johann Ferdinand_von_Oestreich Ferdinand Karls_V. Karls_V.
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Ungarns Habsburg Italien Wien Zentha Belgrad Lothringen Ungarn Wien
Das oströmische Reich bis zum Ende des elften Jahrhunderts- 279
Von dauernder Wirkung war, daß unter Constantin durch den Patriarchen
Michael Cärularius das Schisma erneuert wurde. Vergeblich suchte
Papst Leo Ix. denselben zur Einheit der Kirche zurückzuführen, und
obgleich der nächste Kaiser den Patriarchen absetzte, wurde die der Kirche
geschlagene Wunde nicht mehr geheilt. Die Trennung der griechischen
Kirche von der katholischen, die auch das kirchliche Schicksal Rußlands
entschied, war vollendet zu der Zeit, als der Islam durch die Seld-
schuken eine neue Macht erhielt.
5. Nachdem Constantin, der die Zoe überlebte, im Jahre 1054
gestorben war, bemächtigte sich Zoe's Schwester Theodora der Gewalt
und ernannte einen Nachfolger in der Person des Feldherrn Michael Vi.
Stratiotikus. Doch Unzufriedenheit in den Heeren des Ostens berief
in Paphlagonien den tapfern Feldherrn Isaak aus dem mächtigen Hause
der Komnenen zur Negierung, und ein Sieg bei Nicäa stürzte den Gegner,
worauf Isaak im Jahre 1057 in die Hauptstadt einzog und die Krönung
empfing. Das neue Haus, welches in Besitz der Kaiserwürde gekommen
war, befestigte sich in deren Besitz erst, nachdem die Reihe der aus ihm
stammenden Herrscher nach Isaak noch durch vier ihm fremde Herrscher in
Folge von Ereignissen, in welchen sich immer das alte Spiel von Ränken
im Palaste und Empörungen im Heere wiederholt, unterbrochen worden
war. In den Beginn der Begebenheiten, welche mit dem Schlüsse des
elften Jahrhunderts die Gestalt der Welt zu verändern anfangen, fällt die
Regierung des zweiten Komnenen Alerius (1081—1118), eines Neffen
Isaaks. In kleinliche Angelegenheiten verwickelt, steht er zwischen dem
Andrange des Sultans von Jkonium und des normannischen Herzogs
und sieht Italien ganz, Kleinasien fast ganz verloren. Zugleich wurde
nach Nordwesten hin, wo slavische Staaten nur in halber Abhängigkeit
von dem Reiche gestanden, durch zwei neu emporstrebende Mächte der
Einfluß und das Gebiet des Reiches geschmälert. Der König Ladislaw
von Ungarn streckte die Hand nach den Ländern der Kroaten und der
Slavonier. Diese Völker wohnten südwärts der Drau und an der
adriatischen Küste hin und durch ihre Sprache weisen sic sich aus als
Angehörige des servischen Stammes, obgleich der Name Kroatien sich
in der Folge auf einen Theil der zwischen Drau und Sau wohnenden
Bevölkerung beschränkt hat, der mit den Nachkommen der karantani-
schen Slaven eine besondere slavische Sprache, die slavonische, theilt.
Den ungarischen Ansprüchen auf diese Gebiete begegnete der venetianische
Staat. Dieser hatte, in die Mitte zwischen das westliche und östliche
Europa gestellt und durch Handel und Seemacht reich und mächtig ge-
worden, bei einer lange dem Namen nach fortdauernden Abhängigkeit von
dem oströmischen Reiche, endlich eine selbstständige Stellung erworben.
Der Doge, das Oberhaupt des Staates, hervorgegaugen aus dem kai-
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Extrahierte Personennamen: Constantin Michael_Cärularius Leo_Ix Leo Constantin Theodora Michael_Vi Isaak Isaak Isaak Isaak Isaak Isaak Alerius Isaaks Isaaks
Extrahierte Ortsnamen: Nicäa Jkonium Italien Kleinasien Ungarn Kroatien Europa
368 Das römisch-deutsche Reich im Zeitalter der Kreuzzüge.
einer Reise nach Bremen, wo er im Aufträge des Papstes Clemens Iii.
zum Bischöfe Liflands geweiht worden war, zurückkehrte, fand er die
junge Pflanzung von dem Grimme der Heiden zertreten. Papst Cöle-
stinus Iii. ließ das Kreuz gegen die nordischen Heiden predigen und
unter dem Schutze der Waffen konnte das Bekehrungswerk von Neuem
beginnen. Doch da die Heere immer bald wieder heimkehrten, entschloß
sich Meinhards Nachfolger zur Gründung eines Ritterordens, der,
während die Kreuzzüge fortdauerten, stets zum Schutze des Christen-
thums bereit wäre. So entstanden die Brüder des Ritterdienstes Christi,
nach dem Schwerte, dessen Zeichen sie neben einem schwarzen Kreuze
auf weißem Mantel trugen, die Schwertbrüder genannt. Als fester
Stützpunkt ward im Jahre 1200 die Stadt Riga gegründet. Die
Eroberung des Landes gelang ungeachtet der Angriffe, welche die benach-
barten Lithauer, Eftheu und Russen machten, und ungeachtet der zwi-
schen dem Bischöfe und dem Orden eintretenden Mißhelligkeiten. Selbst
das nördlich benachbarte Efthland, von einem Volke finnischen Stammes
bewohnt, ward bis zum Jahre 1217 mit Hülfe des Dänenkönigs Wal-
demar Ii. unterworfen, der dem Orden nur einzelne Striche abtrat.
Durch die Begründung des Christenthums in Lifland wurden die Preußen,
an deren Bekehrung von Polen aus schon lange ohne nachhaltigen
Erfolg gearbeitet worden war, von christlichem Gebiete umschlossen, zu-
mal sich die südwestlich von Lifland wohnenden Kuren ebenfalls dem
Christenthume unterwarfen. Es erwachte ein neuer Eifer für die Be-
kehrung dieses heidnischen Volkes. Der Mönch Christian aus dem
pommerischen Kloster Oliva trat als Glaubeusbote auf und erfreute sich
der Unterstützung des Herzogs Konrad, der in dem vielfach getheilten
Polen Masovien als besonderes Gebiet beherrschte. Christian, der von
Innocenz Iii. zum Bischöfe des Landes geweiht worden, fand aber bald
gleichen Widerstand, wie Meinhard in Lifland, und suchte auf demselben
Wege eine Hülfe, indem er einen Ritterorden stiftete, der die Regel der
Templer erhielt und nach einer mit Hülfe Herzog Konrads erbauten
Burg der Orden von Dobrin genannt wurde. Doch die furchtbaren
Preußen vertilgten in einer Schlacht fast den ganzen Orden und machten
nicht bloß in Masovien, sondern auch in Pommern, wo das Kloster
Oliva ihnen im Jahre 1224 erlag, Raubzüge. Nun warf der Bischof
Christian seinen Blick auf die deutschen Ritter, und in seinem und Herzog
Konrads Namen ging eine Gesandtschaft nach Italien zu Hermann von
Salza, erhielt gegen das Versprechen, dem Orden ein an der Nordwest-
grenze Masoviens gelegenes Gebiet, das Land nördlich von dem Flusse
Drewenz, abzutreten, dessen Zusage sowie die päpstliche Einwilligung,
und Kaiser Friedrich bestätigte im Voraus dem Orden den Besitz aller
zu machenden Eroberungen, wie es vorher Philipp und Otto Iv. den
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Extrahierte Personennamen: Clemens_Iii Meinhards Christian Konrad Konrad Christian Innocenz_Iii Innocenz Meinhard Konrads Konrads Christian Konrads Konrads Hermann_von
Salza Friedrich Friedrich Philipp Philipp Otto