66
Bespannung gewährt, von großer Wichtigkeit. Endlich hat Rußland an
Fischen und Pelzthieren (Bären, Zobeln, Hermelinen, Füchsen, Bibern, Eich-
hörnchen, Vielfraßen, weißen Hasen, wilden Katzen rc.) einen solchen Ueber-
fluß, wie kein anderes Land von Europa.
Kein Staat Europas hat endlich solche Schätze im Gebiete des Mi-
neralreichs aufzuweisen, wie der russische. Goldminen finden sich im Ural
und asiatischen Altai; man schätzte ihren Ertrag in den Jahren 1842 — 1846
auf 350 Millionen Franken. Ebenso ergiebig sind die Plasina-, Silber-,
Kupfer-, Eisen-, Blei- und Edelstein-Gruben. Stein- und Braunkohlen,
Salz, Mineralquellen sind in Ueberfluß vorhanden.
Hat sich auch die Industrie und der Handel im europäischen Rußland
in den letzten hundert Jahren um ein Bedeutendes gehoben, so steht doch na-
mentlich erstere noch der anderer europäischen Länder bedeutend nach. Be-
sondere Erwähnung verdient die Bereitung des Leders in Rußland; die
sogenannten Juchten oder Insten, welche ihren eigenthümlichen Geruch durch
Gerben mit Birkentheer erhalten, sowie der russische Saffian *) bilden neben
dem Getreide, Hanf, Flachs, Talg und Pelz die bedeutendsten Handels- und
Ausfuhrartikel. Die Fabriken in Tuch- und' Baumwollenzeugen sind beträcht-
lich. Zu bemerken bleibt noch, daß die Russen sich des alten julianischen
Kalenders bedienen. (§ 124.)
Ortsbeschreibung.
Wir betrachten die wichtigsten Städte nach folgenden Provinzen:
1) Die Dftseeprovinzeu.
а. Jugermsnland: St. Petersburg an der Newa, 540,000 Einw., ist
eine der schönsten Städte Europa's. Viele prächtige Kirchen und
Paläste, das Denkmal Peters des Gr. und die Älexandersäule sind
sehenswerth. Eisenbahn nach dem kaiserlichen Lustschloß Zarskoje Selü.
Der Seekriegshafen Kronstadt (50,000 Einw.). Schlüsselburg, Fest-
ung Carl Xii. bei Narwa 1700;
d. Esthland: Reval, 30,000 E.
б. Piefland: Riga, 78,000 E., Univ. Dorpat, 14,000 E. Sternwarte,
ä. Kurland: Mitau an der Aa, 23,000 E.
2) " Das Grostfürstruthum Finnland.
Abo, 15,500 E., Helstngfors, 20,000 E., Univ. Tornea. Alands-Inseln.
3) Grostrustland.
Moskau an der Moskwa, 360,000 E. „der Kreml" (Napoleon 1812.
Gouverneur Graf Rostopschin). Nowgorod am Ilmen-See, 18,000 E.
Nischei-Nowgorod, ein sehr bedeutender Meßplatz am Einfluß der Oka
in die Wolga, zählt 42,000 E. Kaluga, 35,000 E. Tula, Gewehr-
fabriken, Smolensk und Borodino 1812. Woronesch und Orel, Städte
von 40 — 45,000 E. Archangel an der Dwina 20,000 E. Kola,
Härings- und Wallfischfang. Die Insel Nowaja-Semlja, eine Doppel-
*) Saffian, marokkanisches Leder oder Maroquin, ein aus Ziegenfellen be-
reitetes, farbiges Leder, hat seinen Namen von der marokkanischen Seestadt Saffi,
von wo es nach Europa (früher ausschließlich von da) versandt wird.
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Extrahierte Personennamen: Jugermsnland Carl_Xii Piefland Tornea Napoleon Graf_Rostopschin Borodino
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Ueberfluß Kronstadt Schlüsselburg Narwa Riga Dorpat Kurland Finnland Helstngfors Moskau Moskwa Ilmen-See Nischei-Nowgorod Wolga Kaluga Tula Smolensk Europa
150
3) Das Ejalat Bosnien mit -er Herzegowina: Bosna Serai 70,000
Einw. Stapelplatz des macedonisch-albanisch-bosnischen Handels.
Travnik und Zwornik (15,000 E.) Mostar ist Hauptstadt des
Fürstenthums Saba, dessen Fürst 1440 von Friedrich Iii. den
Herzogstitel erhielt.
4) Das Ejalat Dschefair umfaßt den Küstenstrich an den Dardanellen
und mehrere Inseln des ägäischen Meeres, welche wir eigentlich
schon zu Asien zählen müssen. Gallipoli auf der gleichnamigen
Halbinsel, 80,000 E. Die 4 Dardanellen-Schlösser mit 900
Kanonen, die neuen nach dem ägäischen, die alten nach dem Marmor-
Meere gelegen, wehren jedem Kriegsschiffe den Durchpaß. Die
Inseln Thasos, Samothrake, Jmbros, Lemnos oder Stalimenc, Tc-
nedos, Skio oder Chios, Samos, Pathmos (Verbannungsort des
Apostels Johannes), Rhodus und Cypern. Rhodus, ein wald-
reiches schönes Eiland, hat nicht mehr seine frühere Bedeutung.
Während cs im Alterthume viele berühmte Städte besaß, be-
schränkt sich jetzt die Einwohnerzahl auf 32,000. Die Hauptstadt
Rhodus ist ein befestigter Kriegshafen. (Koloß von Rhodus. Die
Johanniter auf Rhodus). Cypern (300 Q.-M., 120,000 Einw.)
zählte im Alterthum 8 Königreiche. Die Insel besitzt schöne frucht-
bare Ebenen, hat aber durch Fällen der Wälder sehr an Pro-
duktionskrast verloren. Der Wein gedeiht vortrefflich. Krapp und
Coloquinten werden zur Ausfuhr gebaut; der Oelbaum wird ver-
nachlässigt , ungeachtet er vortrefflich gedeiht. Die Hauptstadt ist
Nikosia (20,000 E.).
5) Das Ejalat Kandis (Kirid) umfaßt die gleichnamige Insel (156
Q.-M., 210,000 Einw.). Die gebirgige Insel hat viel durch
Erdbeben gelitten; von 120 Städten stehen nur noch wenige.
Rindvieh- und Schafzucht, Steinböcke, Seide, Wachs, Honig, Süd-
früchte, Baumwolle, Marmor und Alabaster bilden ihren vorzüg-
lichsten Reichthum. Candia und Canea.
8 71.
Die Vasattenländer der europäischen Türkei.
Serbien, die Moldau und Walachei stehen unter eigenen Fürsten, welche
als Vasallen der Pforte einen bestimmten Tribut alljährlich an dieselbe ent-
richten. Die Fürsten der Moldau und Walachei führen den Titel Hospe-
dare; sie werden von den Bojaren (Adel) gewählt und vom Sultan be-
stätigt. Seil 1859 stehen die Moldau und Walachei oder Rumänien unter
einem gemeinsamen Fürsten. Der 1866 vom Volke erwählte Fürst Karl
ist dem preußischen Königshause nahe verwandt; er hat größere Selbständig-
keit vom Sultan erlangt als seine Vorgänger.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Apostels Johannes) Rhodus Krapp Candia Canea Karl Karl
92
an der Ostsee fruchtbar und stark bewaldet. Die Hauptprodukte beider
Laudestheile sind Getreide, Obst, Hanf, Flachs, Torf und viele Fische. Die
Viehzucht steht auf hoher Stufe. Rindvieh wird in Menge nach England
ausgeführt.
Die Bewohner Holsteins sind Niedersachsen und reden sämmtlich deutsch,
die Schleswigs theils Deutsche (Angelsachsen), theils Dänen, theils Friesen.
Im Süden von Schleswig wird deutsch, im Norden dänisch gesprochen.
Beide Herzogthümer gehörten bis zum Jahre 1864 zum Königreich Däne-
mark, Holstein zugleich zum deutschen Bunde. Durch den Krieg von 1864
und 1865 wurden sie Dänemark genommen und von den Siegern, Preußen
und Oesterreich, verwaltet. In Folge des Krieges zwischen Oesterreich und
Preußen fielen beide Theile 1866 an Preußen.
1) Holstein. Altona an der Elbe, 53,000 E., ist durch die Ham-
burgische Vorstadt St. Pauli mit Hamburg selbst verbunden und
daher auch Freihandelsstadt. Im Jahre 1500 noch ein winziges
Fischerdorf, ist Altona jetzt eine der regsten Handelsstädte Deutsch-
lands, mit Zucker- und Seifensiedereien, Thranbrennereien, Kattun-
druckerei, starkem Härings- und Walsischsang. Kiel am Kieler
Hafen, dem schönsten der Ostsee, hat 18,800 E., eine Universität,
einige Fabriken, treibt etwas Handel und Schifffahrt. Rendsburg,
Festung an der Eider, 9500 E. Glückstadt an der Elbe, 5000 E.
2) Schleswig. Schleswig, 11,000 E., liegt um das Westende der
Schlei, einer langen, seichten Ostseebucht. Flensburg, 20,200
Einw., am gleichnamigen Hafen, ist eine wichtige nordische Han-
delsstadt. Hadersleben, 8300 E., liegt an einer Ostseebucht, inner-
halb dänischer Landumgebung, ist aber selbst fast gänzlich deutsch.
Auf der Insel Alsen liegt das durch die letzte Erstürmung der
Düppeler Schanzen bekannte und fast zerstörte Sonderburg, am
Eingang des Kieler Hafens die kleine, aber wichtige Festung
Friedrichsort. An der Westseite liegt die alte Stadt Husum, höher
hinauf Tondcrn.
15. Die Hohcnzollern'schen Lande
(21 Q.-M. und 65,000 Einw.)
sind seit 1850 mit Preußen vereinigt, und liegen zu beiden Seiten der
Donau am westlichen Abhange der rauhen Alp, von Württemberg und Baden
umgrenzt. Die Hauptorte sind Hechingeu und Sigmaringen. Die alte
Stammburg der Hohenzollern auf dem 2666' hohen Kegelberg ist neu her-
gestellt und befestigt.
16. Bon Baiern sind 1866 an Preußen abgetreten
10 Q.-M. mit 33,000 E., nämlich die Enklave Gaulsdorf im Königreich
Sachsen, das Bezirksamt Gersfeld, östlich von Fulda, und das Landgericht
Orb (ohne Aura) an der obern Kinzig.
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113
zwischen Drau, Sau und Kulpa Slavonien; erst später nannte man den
westlichen Theil Croatien, d. h. Bergland, der östliche ward türkisch und
seitdem Slavonien genannt. In Croatien ist die alte slavonische Bevölkerung
geblieben, in Slavonien sind übergesiedelte, flüchtige Serbier vorherrschend.
In Slavonien ist Efsek an der Drau, 14,000 E., zu merken; in Croa-
tien außer der Hauptstadt Agram, 17,000 E., wo die Centralregierung
dieses Kronlandes ist, noch Karlstadt und Fiume, 15,500 E., welche beide
durch ihre Lage auf den Handel mit Wein, Tabak und Getreide hinge-
wiesen sind.
Iv. Die italienischen Crbstaaten.
A. Das Königreich Dalmatien
(232 Q.-M. und 450,000 Einwohner)
besteht aus einer Inselwelt und festem Lande. Die erstere besteht aus zahl-
losen, unbewohnten Klippen und vortrefflichen bewohnten Inseln, welche eben-
sowohl durch ihre zugänglichen Buchten, als durch ihre nützlichen Produkte
(Del, Wein, Salz, Fische, Kohlen, Datteln rc.) berühmt sind. Mit dem
gebirgigen, höhlenreichen Festlande theilen sie den Mangel an Quellwasser,
welchem Cisternen abhelfen. Die Bewohner sind gemischt und führen ver-
schiedene Namen. Dalmato ist der beliebteste für Alle. Bodolo heißt der
Küstenbewohner, Montanare der Bergbewohner, auch Morlache, was er als
Schimpfname ansieht, Uskoke der Eingewanderte oder Flüchtling. Die Landes-
sprache ist die illyrische, die Amtssprache und die der Gebildeten ist die ita-
lienische. Die Morlachen sind in ihren Häusern und Geräthschaften sehr
einfach; die Arbeit lieben sie nicht. Kostbar und verschwenderisch ist ihre
Kleidung. Die Männer tragen nicht selten mit Glaskorallen verzierte Zöpfe;
die Mädchen lassen ihre Haare in Einem Zopfe, die Frauen in zweien herab-
hängen. Jedes Mädchen trägt eine hochrothe Mütze, auf welche viel gehal-
ten wird. Sie schmücken sich gerne mit Gold und Perlen. Zara, Haupt-
stadt des Landes 18,500 E., Hafen. Die große Cisterne Fünfbrunnen saßt
40,000 Tonnen Wasser, theils Regen-, theils hergeleitetes Quellwasser.
Spaläto, 16,000 E., feste Seestadt, ist Geburtsort des Kaisers Diokletian,
welcher auch hier in Zurückgezogenheit sein Leben beschloß. Ragusa und
Cattaro, befestigte Hafenstädte, werden häufig durch Erdbeben heimgesucht.
B. Das Königreich Venetien
ist 1866, nach dem Siege Preußens über Oesterreich, an Italien abgetreten
worden, hat also aufgehört, der österreichischen Monarchie anzugehören.
Der österreichische Staat hat über 360 Meilen Eisenbahnen. Die
Hauptbahnen sind: 1) Die kaiserliche Nordbahn verbindet Wien mit Brünn,
Prag, Dresden, sowie in nordöstlicher Richtung mit Krakau und Warschau;
2) die Südbahn führt von Wien über den Sömmering nach Gratz, Laibach
und Triest. 3) die ungarische Bahn lehnt sich an die Nordbahn, um Wien,
Cassian, Gcographie. 4. Aufl. g
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— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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568 Unsre Zeit.
klärt, und auch iu Deutschland und in Italien wnrde wieder 1800.zu den Waffen gegriffen. Moreau überschritt mit 100000 Mann den Nhein an sechs Punkten, siegte in mehreren Schlachten und besetzte sogar Mönchen. Bonaparte stieg mit 60 000 Mann über den Großen Bernhard und überfiel unversehens die i8oo.österreicher. Die Schlacht von Marengo, welche durch das unerwartete Erscheinen des Generals Desaix gegen die Österreicher unter Melas gewonnen wurde, entschied das Schicksal Italiens. Da mittlerweile Moreau bei Hohenlinden, sieben Stunden östlich von München, die Österreicher und Bayern unter dem Erzherzoge Johann und dem bayrischen General Wrede schlug, und die Franzosen von Bayern und von Italien ans gegen Wien vorrückten, wurde zwischen Frankreich und Österreich der Friede von Lüneville geschlossen, wonach der Thalweg des Rheines die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich bilden sollte und die Bestimmungen des Friedens von Campo bntar 8 0 r In i o erneuert wurden. Eine Folge dieses Friedens war auch 180?der Regensburger Reichsdeputatious-Hauptschluß, durch welchen die deutschen Fürsten für ihre Verluste an Österreich mit den Besitzungen der geistlichen Fürsten und der Reichsstädte entschädigt wurden. Die cisalpinische Republik wurde in eine italienische verwandelt und Bonaparte selbst auf zehn Jahre zum Präsidenten ernannt. Da England eine Schuldenlast von 500 Millionen Pfund angehäuft hatte, so war es ebenfalls zum Frieden von Amiens gezwungen, in welchem es mit Ausnahme von Ceylon (ßilon) und Trinidad alle seine Eroberungen zur See an Frankreich, Spanien und Holland zurückgab. Mit 1802. Rußland und der Hohen Pforte wurden besondere Friedensverträge zu Petersburg und Paris abgeschlossen.
569) Im Innern Frankreichs stellte Bonaparte wieder gesetzliche Zustände her und wurde der Schöpfer einer neuen Staatsordnung. Er revidierte die Emigrantenliste und gab 145 000 Auswanderern die Erlaubnis zur Rückkehr. Das Land wnrde wieder in regelmäßige Verwaltungsdistrikte eingeteilt, und 100 Präfekten, 400 Unterpräfekten und 10 000 Maires sorgten für das öffentliche Wohl. Es wurden Kanäle und Häsen gegraben, Brücken gebaut, neue Straßen angelegt und der Verkehr dadurch auf allen Punkten Frankreichs gehoben. Den größten Dienst aber erwies der erste Konsul dem Lande durch das mit Pins Vii. abgeschlossene Konkordat, durch welches der Gottesdienst wiederhergestellt wurde und die kirchlichen Verhältnisse wieder eine feste Gestalt erhielten. Auch schuf er durch die Stiftung der Ehrenlegion wieder einen Verdienstadel und schwächte dadurch die noch
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Moreau Bernhard Marengo Johann Johann Wrede
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Italiens Bayern Italien Wien Frankreich Deutschland Frankreich England Amiens Ceylon Trinidad Frankreich Spanien Holland Petersburg Paris Frankreichs Frankreichs
Europa.
und Siebenbürgen; die Schweinezucht in Ungarn, die Geflügel-
zu cht in Böhmen und Ungarn. — Die Wälder haben große Ausdeh-
nnng (3300 □ Meilen), sind zum Teil noch urwaldartig und nicht rationell
genug bewirtschaftet. Die Nadelhölzer herrschen in den nördlichen Gebieten
und in den Gebirgsgegenden vor, die Eichenwälder in Ungarn und Slavonien,
die Buchenwälder in den Karpaten, in der Bukowina und in Siebenbürgen,
die Birkenwälder in Galizien. Die Wälder bergen zahlreiches Wild, darunter
Wölfe und Bären. Die Flüsse und Seen sind voll schmackhafter Fische (ua-
mentlich die Theiß).
Die Industrie findet in dem Reichtum an Naturprodukten eine reiche
Anregung und hat sich daher auch auf der westlichen Reichshälste mächtig
gehoben, dennoch steht sie noch nicht aus ihrem Höhepuukte; Ungarn kommt
sür dieselbe wenig in Betracht. Am gewerbfleißigsten sind Böhmen, Mähren,
Niederösterreich, Schlesien und Vorarlberg; der Hauptfih der Industrie
ist jedoch Wien. Man erzeugt namentlich Leinen-, Baumwollen- (1 560 000
Spindeln), Wollen-, Seiden-, Leder-, Gold-, Silber-, Eisen-, Stahl-, Glas-
und Thonwaren, außerdem Chemikalien, Maschinen, musikalische Jnstru-
meute, Holzwaren, Bier, Branntwein, Zucker. Für Stahlwaren ist beson-
ders Steier in Oesterreich zu ueunen; die Textilindustrie blüht in Nord-
böhmen (Reichenberg), in Mähren (Brünn) und West galizien (Bielitz-
Biala); die Glas- und Porzellanindustrie iu Böhmen (namentlich im Pilsener
Bezirk und in der Gegend von Karlsbad).
Oesterreich-Ungarn treibt lebhaften Handel im Lande selbst und mit
dem Auslande. In Industrie Produkten ist die Ausfuhr bereits zu gleicher
Höhe mit der Einfuhr gestieaen; in Naturprodukten hat die Ausfuhr die
Einfuhr fast durchweg überflügelt. Zur Ausfuhr gelangen besonders Me-
tallwaren (namentlich steierische Eisenwaren), Wollen- und Baumwollen-Er-
zeuguisse; Leinwand, Glas, Holzarbeiten; Getreide, Wein, Obst, Vieh, Felle,
Flachs, Hanf, Wolle, Tabak, Metalle, Salz, Brenn - und Werkholz. Die
wichtigsten Handelsplätze im Laude sind Wien, Pest, Brünn, Prag, Brody,
Bozen, Kronstadt, Debreezin; an der See Trieft und Finme (Freihäfen).
Der österreichische Handel kann sich wegen der kontinentalen Lage des
Staates weniger leicht am Weltverkehr beteiligen, als der deutsche; ganz
außerordentlich wichtig sür denselben sind die Küstengebiete am adriati-
schen Meere, deren Verlust kaum zu verschmerzen wäre. Der Handel nimmt
seine Richtung von hier aus nach der Levante; außerdem folgt er Haupt-
sächlich der Donau abwärts nach dem fchwarzen Meere und dem Laufe der
Elbe nach Sachsen und Preußen. — Die Handelsflotte des Staates beträgt
den dritten Teil der deutschen; doch ist der „Oesterreichische Lloyd" zu
Triest mit e. 80 großen Schissen im Welthandel von hoher Bedeutung. Auch
die Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft nimmt mit c. 700 Schiffen
(worunter c. 150 Dampfer) eine bedeutende Stellung ein. — 1879 befaß der
Staat über 14 000 km Eisenbahnen. Die Gesamteinfuhr betrug 1876 551^2
Million Gulden; die Gesamtausfuhr 540 Million Gulden.
Die österreichisch-ungarische Monarchie enthält mehrere einander wider-
strebende Nationalitäten, unter denen sich noch besondere Stämme uuterfchei-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Brody
Extrahierte Ortsnamen: Europa Ungarn Ungarn Ungarn Bukowina Siebenbürgen Galizien Ungarn Niederösterreich Vorarlberg Wien Oesterreich Reichenberg Karlsbad Oesterreich-Ungarn Wien Prag Bozen Kronstadt Donau Sachsen
292
Europa.
O Multnzz'jfosp ital
Kons ta n tinopcl
uruj Ijrrtye y ctbtt
stadt Gallipoli, mit 2 Häfen (Seidenhandel), 20 000 Einw. — An der Maritza-
mündung Enos, Getreidehafen. Im Sw. der Halbinsel Gallipoli die Inseln
Limnos, Samothraki, Thasos.
2) Macedonien> westlich vom vorigen. Saloniki, am gleichnamigen Golf,
80 000 Einw., wichtige Handelsstadt (Getreide, Wolle, Baumwolle, Seide, Ta-
bak :c.); auch Industrie (Teppiche, Seidenwaren). Im No. liegt an dem Struma
Scrcs, 30 000 Einw., lebhafter Handel mit Baumwolle, die in der Nähe viel
gebaut wird. — Oestlich davon das Dorf Filibe, welches an das alte Philippi
erinnert (Schlacht 42 v. Chr.). Auf der südöstlichen Halbinsel der Chalcidice der
Hagion Oros (Monte Santo) mit vielen griechisch-katholischen Klöstern (22)
und Kirchen, bewohnt von c. 6000 Mönchen. Oestlich vom Golf von Orfani
die früher wegen ihres Goldreichtums berühmte Insel Thasos. — Ganz im W.
von Macedonien Bitolia, 16 000 Einw., am gleichnamigen Passe, der nach
Albanien führt; lebhafter Binnenhandel. — Am oberen Wardar Skoplje (Uesküb),
nahe dem zum Amselfelde führenden Paffe, wichtiger Durchgangspnnkt für
den Handel zwischen Belgrad und Saloniki.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land]]
294 Europa.
Tripoli und (nur dem Namen nach) die Regentschaft Tunis (im ganzen
60 000 □ Meil. und über 20 Mill. Einw.).
Früher waren der Türkei tributpflichtig, sind aber seit dem russisch-türkischen
Kriege von 1877/78 völlig unabhängig: die Fürstentümer Rumänien, Serbien
und Montenegro. — Ueber Bosnien und die Herzegowina vergl. § 65,
Seite 231.
I. Das Fürstentum Rumänien.
(2300 □ Meil., 51/3 Mill. Einw.)
Die Fürstentümer Moldau und Walachei entstanden im 13. Jahrhundert,
kamen zu Anfange des 16. Jahrhunderts unter türkische Oberhoheit und 1802
unter russischen Einfluß. Später erhielten die Fürstentümer das Recht, ihre
Fürsten selbst zu wählen, kamen zwar auf einige Zeit wieder mehr unter
türkische Oberhoheit (feit 1858), erhielten aber endlich unter dem Prinzen
Karl von Ho henzollern-Sigmaringen durch den letzten russisch-tür-
kischen Krieg (1877/78) ihre volle Unabhängigkeit. Der zu ihnen gehörige
Teil von Bessarabien (am linken Ufer des Pruth) mußte gegen die Dobrndscha
an Rußland abgetreten werden, welche die Russen den Türken abgewonnen
hatten.
Die Walachei, am linken Donauufer, ist größtenteils ein fruchtbares,
aber auch von Sumpfstrecken erfülltes Tiefland, an das sich im N. und W. ein
ebenfalls fruchtbares Hügelland anschließt, durch welches der liebergang zu den
transsylvanischen Alpen gebildet wird. Dieses Hügelland ist ebenso mit Wein-
bergen und Obstgärten, wie mit prachtvollen Laubwäldern besetzt. Die Be-
Wässerung ist ausgezeichnet. Bei der vorherrschenden Fruchtbarkeit könnte weit
mehr Getreide erzeugt werden, wenn der Ackerbau sich etwas höbe. Trotzdem
hat das Land Cerealien zum Export übrig und erzeugt auch Wein und Tabak
in ziemlicher Menge. Die Moldau, welche sich zwischen den transsylva-
nischen Alpen und dem Pruth befindet, ist größtenteils fruchtbares Hügelland,
das aber gleichfalls noch sehr wenig kultiviert ist. Die Viehzucht ist nicht
unerheblich, namentlich wird die Schafzucht in bedeutender Weise betrieben. —
Der Bergbau erstreckt sich besonders aus Steinsalz, doch besitzt der Boden
auch Schätze von Erzen und Steinkohlen, die der Hebung entgegen sehen. —
Das Klima ist kontinental, daher sind die Winter kalt, die Sommer heiß
und ziemlich trocken. — Die Industrie ist nicht der Erwähnung wert. —
Der Handel wird im Jnlande durch die schlechten Wege (keine Chausseen)
sehr erschwert, doch durch die große Wasserstraße der Donau, sowie neuer-
dings durch zwei bedeutende Eisenbahnen erheblich gefördert. Die Haupthäfen
sind Galacz und Bra'ila, wozu neuerdings der Seehafen Küstendsche
in der Dobrudscha kommt. Hauptausfuhrartikel sind Landespro-
dukte (Getreide, Tiere, tierische Abfälle, Salz und Petroleum), im Werte
von 136 Mill. Fr. (1874); Haupteinfuhrartikel sind Kolonial- und
Industriewaren, im Werte von 92 Mill. Fr. (1874).
Der größte Teil der Bevölkerung besteht aus Rumänen, einem be-
gabten, gutmütigen, aber durch die traurigen Verhältnisse der früheren Zeit
herabgekommenen Volke. Der Adel (die Bojaren) ist reich begütert, einfluß-
reich und einem üppigen Leben ergeben; der Bürger- und Bauernstand ist
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Extrahierte Personennamen: Karl_von_Ho Karl Küstendsche
Extrahierte Ortsnamen: Europa Tripoli Tunis Serbien Montenegro Bosnien Bessarabien Donau Dobrudscha
146 Europa.
(Bären, Zobeln. Hermelinen, Füchsen, Bibern ze.) einen solchen Ueberflnß,
wie kein anderes Land von Europa.
Kein Staat Europas hat endlich solche Schätze im Gebiete des Mi-
neralreichs aufzuweisen, wie der russische. Dieselben finden sich besonders
im Ural auf einer Strecke von nahezu 140 Meilen. Es wurden 1871
2400 Pud *) Gold und 125 Pud Platin; 808 Pud Silber; 311786
Pud Kupfer; über 22 Million Pud Gußeisen; fast 15 ^2 Million Pud
anderes Eisen; 28^4 Mill. Pud Salz und über 24^2 Mill. Pud Stein-
und Brannkohlen prodnciert. — Großer Kohlenreichtum findet sich
namentlich an der obersch lesischen Grenze (Steinkohlen), in der Umgegend
von Moskau (Braunkohlen); am West ab hange des Ural (Steinkohlen)
und am Donetz (Steinkohlen). Die Kohlen finden sich ost in großer Mäch-
tigkeit und treten mehrfach zu Tage.
Hat sich auch die Industrie und der Handel im europäischen Rußland
in den letzten hnudert Jahren um ein bedeutendes gehoben, so steht doch
namentlich erstere, ungeachtet hoher Einfuhrzölle, noch der anderer europäischen
Länder bedeutend nach. Besondere Erwähnung verdient die Bereitung des
Leders in Rußland (Juchten, Saffian); dasselbe bildet nebst Holz, Metallen,
Getreide, Hanf, Flachs, Talg, Borsten, Wolle, Tierknochen, Häuten, Vieh und
Pelz einen bedeutenden Handelsartikel Rußlands. Nicht unerheblich ist die
Fabrikation von Wollen-, Baumwollen-, Leinen- und Seidenwaren, nament-
lich für den Export nach Asien. (1877 gab es für Tuchfabriken c. 14 000
Webstühle; für Baumwollenindustrie e. 23/4 Mill. Spindeln und 54 570 Web-
stühle.) — Das Eisenbahnuetz betrug 1878 über 23 000 km Länge.
Geschichtliches: Die Slaven wanderten verhältnismäßig spät in die ost-
europäische Tiefebene ein. Angeblich gründete Rnrik vom normannischen
Fürstenhause Ruß, von Slavenstämmen gerufen, zu Nowgorod amjlmen-See
862 n. Chr. das russische Reich; Hauptstädte waren Nowgorod und Kiew.
Nachdem das Christentum von Constantinopel her Eingang gefunden hatte
(durch Wladimir den Großen, Gemahl der Prinzessin Anna, einer
Schwester der deutschen Kaiserin Theophano, 988 n. Chr.), wurde in der
ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das Land unter das Joch der Mongolen
gebeugt. Iwan Iii. Wassiljewitsch, Großfürst von Moskau, wurde um 1480
der Wiederhersteller des russischen Reiches. Als 1598 die Ruriks aus-
starben, folgte eine Zeit der Verwirrung (der „falsche Demetrius") und 1613
das den Ruriks verwandte Haus der Romanows. Unter ihm stieg Ruß-
land allmählich zu seiner heutigen Größe. Peter der Große gewann (im
Kampfe mit Karl Xii.) die schwedischen Ostseeprovinzen Livland, Esth-
land, Jngermanland und einen Teil von Karelien (1721), außerdem
von Polen Kiew. Mit Peter Ii. folgte (1761) das Hans Holstein-
Gottorp. Seine Gemahlin, Katharina Ii. (ans dem Hause Anhalt-
Zerbst) gewann durch die drei Teilungen Polens (1774, 1793 und ^795)
Lithanen, die Ukräne, Volhynien, Podolien, sowie von der Türkei
bedeutende Gebiete am schwarzen Meere. Unter Alexander I. kam Finnland
von Schweden, außerdem Kongreßpolen und Bessarabien, sowie kaukasische
*) Ein $ub = 32,76 Zollpfund.
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Extrahierte Personennamen: Anna Theophano Wassiljewitsch Karl_Xii Karl Peter_Ii Hans_Holstein-
Gottorp Katharina_Ii Alexander_I.
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Europas Moskau Donetz Saffian Asien Kiew Constantinopel Moskau Livland Karelien Polen_Kiew Zerbst Polens Podolien Finnland Schweden Bessarabien