294 Europa.
Tripoli und (nur dem Namen nach) die Regentschaft Tunis (im ganzen
60 000 □ Meil. und über 20 Mill. Einw.).
Früher waren der Türkei tributpflichtig, sind aber seit dem russisch-türkischen
Kriege von 1877/78 völlig unabhängig: die Fürstentümer Rumänien, Serbien
und Montenegro. — Ueber Bosnien und die Herzegowina vergl. § 65,
Seite 231.
I. Das Fürstentum Rumänien.
(2300 □ Meil., 51/3 Mill. Einw.)
Die Fürstentümer Moldau und Walachei entstanden im 13. Jahrhundert,
kamen zu Anfange des 16. Jahrhunderts unter türkische Oberhoheit und 1802
unter russischen Einfluß. Später erhielten die Fürstentümer das Recht, ihre
Fürsten selbst zu wählen, kamen zwar auf einige Zeit wieder mehr unter
türkische Oberhoheit (feit 1858), erhielten aber endlich unter dem Prinzen
Karl von Ho henzollern-Sigmaringen durch den letzten russisch-tür-
kischen Krieg (1877/78) ihre volle Unabhängigkeit. Der zu ihnen gehörige
Teil von Bessarabien (am linken Ufer des Pruth) mußte gegen die Dobrndscha
an Rußland abgetreten werden, welche die Russen den Türken abgewonnen
hatten.
Die Walachei, am linken Donauufer, ist größtenteils ein fruchtbares,
aber auch von Sumpfstrecken erfülltes Tiefland, an das sich im N. und W. ein
ebenfalls fruchtbares Hügelland anschließt, durch welches der liebergang zu den
transsylvanischen Alpen gebildet wird. Dieses Hügelland ist ebenso mit Wein-
bergen und Obstgärten, wie mit prachtvollen Laubwäldern besetzt. Die Be-
Wässerung ist ausgezeichnet. Bei der vorherrschenden Fruchtbarkeit könnte weit
mehr Getreide erzeugt werden, wenn der Ackerbau sich etwas höbe. Trotzdem
hat das Land Cerealien zum Export übrig und erzeugt auch Wein und Tabak
in ziemlicher Menge. Die Moldau, welche sich zwischen den transsylva-
nischen Alpen und dem Pruth befindet, ist größtenteils fruchtbares Hügelland,
das aber gleichfalls noch sehr wenig kultiviert ist. Die Viehzucht ist nicht
unerheblich, namentlich wird die Schafzucht in bedeutender Weise betrieben. —
Der Bergbau erstreckt sich besonders aus Steinsalz, doch besitzt der Boden
auch Schätze von Erzen und Steinkohlen, die der Hebung entgegen sehen. —
Das Klima ist kontinental, daher sind die Winter kalt, die Sommer heiß
und ziemlich trocken. — Die Industrie ist nicht der Erwähnung wert. —
Der Handel wird im Jnlande durch die schlechten Wege (keine Chausseen)
sehr erschwert, doch durch die große Wasserstraße der Donau, sowie neuer-
dings durch zwei bedeutende Eisenbahnen erheblich gefördert. Die Haupthäfen
sind Galacz und Bra'ila, wozu neuerdings der Seehafen Küstendsche
in der Dobrudscha kommt. Hauptausfuhrartikel sind Landespro-
dukte (Getreide, Tiere, tierische Abfälle, Salz und Petroleum), im Werte
von 136 Mill. Fr. (1874); Haupteinfuhrartikel sind Kolonial- und
Industriewaren, im Werte von 92 Mill. Fr. (1874).
Der größte Teil der Bevölkerung besteht aus Rumänen, einem be-
gabten, gutmütigen, aber durch die traurigen Verhältnisse der früheren Zeit
herabgekommenen Volke. Der Adel (die Bojaren) ist reich begütert, einfluß-
reich und einem üppigen Leben ergeben; der Bürger- und Bauernstand ist
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Extrahierte Personennamen: Karl_von_Ho Karl Küstendsche
Extrahierte Ortsnamen: Europa Tripoli Tunis Serbien Montenegro Bosnien Bessarabien Donau Dobrudscha
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fort, Mais und Wein werden aber in der Regel nicht mehr reif. Den
größten Temperaturwechsel hat die ungarische Tiefebene aufzuweisen, da
der Sommer dort durchschnittlich sehr heiß, der Winter sehr kalt, jedoch
kurz ist. Die größte Regenmenge haben die Alpenländer, die geringste
Dalmatien, Jstrien und die ungarische Tiefebene, die zuweilen an ver-
derblicher Dürre leidet. Von den Winden sind die westlichen feucht und
regenreich, die östlichen trocken. Schädliche Winde sind der heiße Sirocco
oder Föhn und die kalte Bora. In der ungarischen Ebene kommen oft
heftige Gewitter vor, Hagel am häufigsten in Tyrol, Südsteiermark und
Unterkrain.
An Naturprodukten aller Art ist das Land reich. Fast alle Me-
talle werden gewonnen. Böhmen liefert Granaten, Ungarn Opale. Salz
findet sich in Galizien (Wieliczka, Bochnia), in der Bukowina, in Ungarn,
Siebenbürgen, Oberösterreich, Salzburg und Tyrol so reichlich daß jährlich
über 7 Mill. Centner gewonnen werden. Stein- und Braunkohlen werden
jährlich gegen 90 Mill. Centner gewonnen. Das Pflanzenreich liefert Ge-
kreide und Gemüse aller Art, Flachs, Hanf, Mohn, Safran (Niederster-
reich), Senf, Tabak, Hopfen (Böhmen), Wein, Obst. Die besten Vieh-
weiden trifft man in den Alpenländern, in den Karpathen und im un-
garischen Tieflande (Pußten). Die Wälder haben große Ausdehnung; die
Nadelhölzer herrschen in den nördlichen Gebieten und in den Gebirgsge-
genden vor, die Eichenwälder in Ungarn und Slavonien, die Buchenwälder
in den Karpathen, in der Bukowina und in Siebenbürgen, die Birken-
Wälder in Galizien. Die Viehzucht nimmt einen hohen Stand ein. Die
Gebirgswälder bergen Edel- und Dammhirsche, Rehe, Gemsen und Hasen,
daneben allerdings auch mancherlei Raubthiere, darunter Wölfe und Bären.
Nützliche Vögel werden fast überall gezüchtet. Die Flüsse und Seen sind
voll schmackhafter Fische.
Der Reichthum an Naturproducteu hat eine reiche gewerbliche
Industrie ins Leben gerufen. Am höchsten stehen in dieser Beziehung
Böhmen, Mähren, Niederösterreich, Schlesien und Vorarlberg. Man er-
zeugt namentlich Leinen-, Wollen-, Seiden-, Leder-, Gold-, Silber-, Eisen-,
Stahl-, Glas- und Thonwaaren, außerdem Chemikalien, Maschinen, musi-
kalische Instrumente, Holzwaaren, Bier, Branntwein, Zncker u. a. Der Ge-
sammtwerth dieser Erzeugnisse wird auf mehr als 1500 Mill. Gulden
jährlich geschätzt.
Oesterreich-Ungarn treibt lebhaften Handel im Lande selbst und mit
dem Auslande. Zur Ausfuhr gelangen: Metallwaaren (namentlich steier-
ische Eisenwaaren), Schaf- und Baumwollen - Erzeugnisse, Getreide- und
Hülsenfrüchte, Leinwand, Glas, Holzarbeiten, Wein, Salz, Brenn- und
Werkholz u. a. Die wichtigsten Handelsplätze im Lande sind Wien, Pest,
Prag, Brody, Bozen, Kronstadt, Temeswar u. a. m., an der See: Trieft,
Fiume, Buccari, Zengg, Portors und Carlopago, welche sämmtlich Frei-
Häsen, d. h. nicht der Zollpflicht unterworfen sind. Die vorzüglichsten
Absatzorte sind: die Türkei mit ihren Schutzstaaten, Deutschland, Rußland,
Italien, Griechenland, die Schweiz, Frankreich, die Niederlande, England,
Nordafrika und Nordamerika. Zur Erleichterung des Handels dienen schiff-
bare Flüsse und Seen, gute Landstraßen, Eisenbahnen (1871: 1372 Mei-
len), Telegraphen (1870: 3594 Meilen) und eine Marine von 7843
Schiffen mit 375,822 Tonnen Gehalt. Die Schifffahrt auf dem adria-
tischen Meere wird namentlich durch deu „österreichischen Lloyd" vermittelt.
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TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Mohn Carlopago
Extrahierte Ortsnamen: Dalmatien Tyrol Südsteiermark Ungarn Galizien Wieliczka Bochnia Bukowina Ungarn Salzburg Tyrol Niederster- Ungarn Bukowina Siebenbürgen Galizien Niederösterreich Vorarlberg Oesterreich-Ungarn Werkholz Wien Prag Bozen Kronstadt Temeswar Fiume Buccari Deutschland Italien Griechenland Frankreich Niederlande England Nordafrika Nordamerika
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abtreten müssen. Ausfuhr: Getreide, Eier, Rosenöl, Zelle; Einfuhr:
Eisen- und Textilwaren.
4. Serbien: Belgrad (Hauptstadt, 70); im neuen Gebiet: Rovibazar, Us-
küb,Monastir. Aus« und Einfuhr wie bei Bulgarien, hinzu kommen
Schweine und Pflaumen.
5. Montenegro: Letinje (Hauptstadt). Montenegro ein rings abgeschlossenes
Bergland, sehr schwer zugänglich.
6. Albanien: Skutari (die wahrscheinliche Hauptstadt); das Land noch ohne
Zürsten; noch manches Dunkle liegt für Ribanien im Schoße der Zukunft
verborgen.
Besonderes: „Oie Balkanhalbinsel der Wetterwinkel Europas"; „Oie Türkei
der kranke Mann"; „Zaul wie ein Türke"; „Hausen wie die Türken"; „Türken-
herrschaft bezw. Paschawirtschaft"; „Türkischer Halbmond, Tabak, Teppiche,
Pflaumenmus" usw.; „Türkische Basare"; „Griechischer wein"; „Griechische
Schwämme"; „Griechische Runst und Wissenschaft"; „Eulen nach Rthen tragen";
„Spartanische Zucht und Strenge".
Rußland.
Lage: im Osten Europas; von gewaltiger Rusdehnung (großer als
das übrige Europa, zehnmal so groß wie Deutschland) — und doch nicht be-
deutend an innerer Rraft und Macht, ja, oft genug dem Staatsbankrott
nahe gewesen. Rußland mehr Zusammenhang mit Rsien als mit Europa,
Verhältnisse halb asiatisch. Grenzen? vier Meere also stoßen daran und
vier Rulturländer — und doch die Lage ungünstig: Rördliches Eismeer
sechs Monate mit Eis bedeckt, Raspisches Meer vollständig Binnenmeer, und die
Zugänge der beiden anderen sind in fremden Händen (die Straße der vardanellen
nur für russische Handelsschiffe geöffnet); die vier Rulturländer weisen durch
Lage und Verkehr mehr nach Westen als nach Osten. So erklärt es sich, daß
Rußland seine Blicke nach Rsien richtet und dort nach Osten und nach Süden
Zugang zu den Ozeanen zu gewinnen sucht.
Rlima: Rußlands Lage zu den Meeren auch in klimatischer Beziehung
von geringem Rußen; Rlima ausgesprochen kontinental; das Rörd-
liche Eismeer von verderblichem Einfluß: Winterkälte furchtbar, im mittleren
Rußland (Moskau) oft 40 °, im südlichen (Rstrachan) sogar noch 30 °. Überall
im Lande lange, anhaltende Winter und kurze, heiße Sommer.
Der Boden im Norden (noch mehr im Rordosten) lange gefroren, im Sommer
völlig versumpft; nach Süden nimmt die Brauchbarkeit zu, hört aber im Süd-
osten (am Raspischen Meer) wieder ganz auf, unfruchtbare Salz- und Sand-
steppe. Riederschläge im Westen, Rordwesten, Süden und Südwesten aus-
reichend, nach Südosten gering.
Landschaftliches: Rußland eine gewaltige Tiefebene mit wenigen hohen
(Rordlicher Landrücken mit waldaihöhe und Südlicher Landrücken; im Osten
und Südosten Ural und Raukasus). Raum für große wasserreiche Zlüsse: nach
Norden Dwina; nach Westen Newa, Düna, Nie men, Weichsel; nach
Süden Dnjestr, Dnjepr, Don, Wolga (größter Strom Europas). Die Zlüsse
weit hinauf schiffbar (warum?), doch münden alle in Binnenmeere
(Nachteil?); durch zahlreiche Kanäle verbunden. Seen: Ladoga-, Gnega-See,
dazu viele kleine im ganzen Lande zerstreut, namentlich im Nordwesten. Doch
sind alle Gewässer lange mit Eis bedeckt, gleichwohl äußerst fischreich
(Stör liefert Raviar).
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen]]
Extrahierte Personennamen: Montenegro Rlima
Extrahierte Ortsnamen: Serbien Belgrad Bulgarien Montenegro Albanien Wetterwinkel_Europas" Europas Europa Deutschland Europa Moskau Rstrachan Raspischen_Meer) Westen_Newa Wolga Europas Gnega-See