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Bespannung gewährt, von großer Wichtigkeit. Endlich hat Rußland an
Fischen und Pelzthieren (Bären, Zobeln, Hermelinen, Füchsen, Bibern, Eich-
hörnchen, Vielfraßen, weißen Hasen, wilden Katzen rc.) einen solchen Ueber-
fluß, wie kein anderes Land von Europa.
Kein Staat Europas hat endlich solche Schätze im Gebiete des Mi-
neralreichs aufzuweisen, wie der russische. Goldminen finden sich im Ural
und asiatischen Altai; man schätzte ihren Ertrag in den Jahren 1842 — 1846
auf 350 Millionen Franken. Ebenso ergiebig sind die Plasina-, Silber-,
Kupfer-, Eisen-, Blei- und Edelstein-Gruben. Stein- und Braunkohlen,
Salz, Mineralquellen sind in Ueberfluß vorhanden.
Hat sich auch die Industrie und der Handel im europäischen Rußland
in den letzten hundert Jahren um ein Bedeutendes gehoben, so steht doch na-
mentlich erstere noch der anderer europäischen Länder bedeutend nach. Be-
sondere Erwähnung verdient die Bereitung des Leders in Rußland; die
sogenannten Juchten oder Insten, welche ihren eigenthümlichen Geruch durch
Gerben mit Birkentheer erhalten, sowie der russische Saffian *) bilden neben
dem Getreide, Hanf, Flachs, Talg und Pelz die bedeutendsten Handels- und
Ausfuhrartikel. Die Fabriken in Tuch- und' Baumwollenzeugen sind beträcht-
lich. Zu bemerken bleibt noch, daß die Russen sich des alten julianischen
Kalenders bedienen. (§ 124.)
Ortsbeschreibung.
Wir betrachten die wichtigsten Städte nach folgenden Provinzen:
1) Die Dftseeprovinzeu.
а. Jugermsnland: St. Petersburg an der Newa, 540,000 Einw., ist
eine der schönsten Städte Europa's. Viele prächtige Kirchen und
Paläste, das Denkmal Peters des Gr. und die Älexandersäule sind
sehenswerth. Eisenbahn nach dem kaiserlichen Lustschloß Zarskoje Selü.
Der Seekriegshafen Kronstadt (50,000 Einw.). Schlüsselburg, Fest-
ung Carl Xii. bei Narwa 1700;
d. Esthland: Reval, 30,000 E.
б. Piefland: Riga, 78,000 E., Univ. Dorpat, 14,000 E. Sternwarte,
ä. Kurland: Mitau an der Aa, 23,000 E.
2) " Das Grostfürstruthum Finnland.
Abo, 15,500 E., Helstngfors, 20,000 E., Univ. Tornea. Alands-Inseln.
3) Grostrustland.
Moskau an der Moskwa, 360,000 E. „der Kreml" (Napoleon 1812.
Gouverneur Graf Rostopschin). Nowgorod am Ilmen-See, 18,000 E.
Nischei-Nowgorod, ein sehr bedeutender Meßplatz am Einfluß der Oka
in die Wolga, zählt 42,000 E. Kaluga, 35,000 E. Tula, Gewehr-
fabriken, Smolensk und Borodino 1812. Woronesch und Orel, Städte
von 40 — 45,000 E. Archangel an der Dwina 20,000 E. Kola,
Härings- und Wallfischfang. Die Insel Nowaja-Semlja, eine Doppel-
*) Saffian, marokkanisches Leder oder Maroquin, ein aus Ziegenfellen be-
reitetes, farbiges Leder, hat seinen Namen von der marokkanischen Seestadt Saffi,
von wo es nach Europa (früher ausschließlich von da) versandt wird.
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TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Jugermsnland Carl_Xii Piefland Tornea Napoleon Graf_Rostopschin Borodino
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Ueberfluß Kronstadt Schlüsselburg Narwa Riga Dorpat Kurland Finnland Helstngfors Moskau Moskwa Ilmen-See Nischei-Nowgorod Wolga Kaluga Tula Smolensk Europa
150
3) Das Ejalat Bosnien mit -er Herzegowina: Bosna Serai 70,000
Einw. Stapelplatz des macedonisch-albanisch-bosnischen Handels.
Travnik und Zwornik (15,000 E.) Mostar ist Hauptstadt des
Fürstenthums Saba, dessen Fürst 1440 von Friedrich Iii. den
Herzogstitel erhielt.
4) Das Ejalat Dschefair umfaßt den Küstenstrich an den Dardanellen
und mehrere Inseln des ägäischen Meeres, welche wir eigentlich
schon zu Asien zählen müssen. Gallipoli auf der gleichnamigen
Halbinsel, 80,000 E. Die 4 Dardanellen-Schlösser mit 900
Kanonen, die neuen nach dem ägäischen, die alten nach dem Marmor-
Meere gelegen, wehren jedem Kriegsschiffe den Durchpaß. Die
Inseln Thasos, Samothrake, Jmbros, Lemnos oder Stalimenc, Tc-
nedos, Skio oder Chios, Samos, Pathmos (Verbannungsort des
Apostels Johannes), Rhodus und Cypern. Rhodus, ein wald-
reiches schönes Eiland, hat nicht mehr seine frühere Bedeutung.
Während cs im Alterthume viele berühmte Städte besaß, be-
schränkt sich jetzt die Einwohnerzahl auf 32,000. Die Hauptstadt
Rhodus ist ein befestigter Kriegshafen. (Koloß von Rhodus. Die
Johanniter auf Rhodus). Cypern (300 Q.-M., 120,000 Einw.)
zählte im Alterthum 8 Königreiche. Die Insel besitzt schöne frucht-
bare Ebenen, hat aber durch Fällen der Wälder sehr an Pro-
duktionskrast verloren. Der Wein gedeiht vortrefflich. Krapp und
Coloquinten werden zur Ausfuhr gebaut; der Oelbaum wird ver-
nachlässigt , ungeachtet er vortrefflich gedeiht. Die Hauptstadt ist
Nikosia (20,000 E.).
5) Das Ejalat Kandis (Kirid) umfaßt die gleichnamige Insel (156
Q.-M., 210,000 Einw.). Die gebirgige Insel hat viel durch
Erdbeben gelitten; von 120 Städten stehen nur noch wenige.
Rindvieh- und Schafzucht, Steinböcke, Seide, Wachs, Honig, Süd-
früchte, Baumwolle, Marmor und Alabaster bilden ihren vorzüg-
lichsten Reichthum. Candia und Canea.
8 71.
Die Vasattenländer der europäischen Türkei.
Serbien, die Moldau und Walachei stehen unter eigenen Fürsten, welche
als Vasallen der Pforte einen bestimmten Tribut alljährlich an dieselbe ent-
richten. Die Fürsten der Moldau und Walachei führen den Titel Hospe-
dare; sie werden von den Bojaren (Adel) gewählt und vom Sultan be-
stätigt. Seil 1859 stehen die Moldau und Walachei oder Rumänien unter
einem gemeinsamen Fürsten. Der 1866 vom Volke erwählte Fürst Karl
ist dem preußischen Königshause nahe verwandt; er hat größere Selbständig-
keit vom Sultan erlangt als seine Vorgänger.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Apostels Johannes) Rhodus Krapp Candia Canea Karl Karl
152
Hautfarbe und dem struppigen, unordentlichen Haar. „Du bist ein Zigeuner"
ist fiir einen Walachen das entehrendste Schimpfwort.
Bucharest (100,000 E.) ist eine bedeutende Stadt, worin viel Leip-
ziger und Wiener Waaren verkauft werden. Brail (Brailow oder Jbrahil),
39,000 E., ist für die Schifffahrt auf der Donau wichtig.
Ii. Die Moldau (667 Q.-M., 1,464,000 E.)
ist, wie die Walachei, ein fruchtbares, aber nicht fleißig angebautes Land,
und wird von Griechen, Armeniern, Juden, Zigeunern und Walachen be-
wohnt. Das Volk führt ein elendes Leben und sah sein Land gar oft schon
als Schauplatz der verheerendsten Kriege, welche zwischen Rußland und der
Türkei geführt wurden; dabei drückt es das Bewußsein nieder, daß der
Fleiß die Lage des Arbeiters nicht verbessert, und macht es faul, trunksüchtig,
unsittlich und abergläubisch, obwohl es von Natur munter, lernfähig, kräftig,
gewandt und phantasiereich ist. Branntwein, Kukurutz und Schläge sind die
Bedinguugen, welche das Leben des Moldavenen erträglich machen; ohne sie
kann er nicht bestehen. Die Bojaren sind frei von Abgaben, zu allen Aem-
tern berechtigt und gegen die Bauern wahre Despoten. Die Geistlichen
sind unwissend, werden aber vom Volke hochgehalten, so lange sie ihre Amts-
tracht tragen; ohne dieselbe werden sie nicht selten öffentlich mißhandelt. Das
Volk arbeitet für den Adel und die Geistlichkeit.
Jassi (60,000 E.) ist die Hauptstadt des Landes. Galacz (40,000
Einw.) an der Donau ist für Handel und Schifffahrt sehr günstig gelegen.
Die falzreichen Lager bei Okna werden wie die von Okna Mare und Kra-
jowa in der kleinen Walachei nicht sorgfältig genug ausgebeutet.
Anm. Durch den Pariser Frieden von 1856 sind die Donaumün-
dungen den Russen abgenommen worden.
8 72.
Die apenninische Halbinsel (4919 Q.-M., 22,450,000 E.).
In Bezug auf Klima und Bodenbeschasfenheit ist § 44, 2 zu wieder-
holen; von den Strömen war S. 50 bereits die Rede.
Die Bewohner der italienischen Halbinsel sind gemischt aus den ur-
sprünglichen Ansiedlern und den verschiedenartigsten Einwanderern, den Griechen,
Celten, Germanen und Arabern. Ihre Sprache ist die italienische, eine
Tochter der lateinischen, welche an Weichheit und Wohlklang die meisten
lebenden Sprachen übertrifft. Die vorherrschende Religion ist die römisch-
katholische. Der Italiener ist sehr lebhaft und leicht erregbar. Während
bei uns aus den Straßen die Leute still an einander vorübergehen und
höchstens plaudernd bei einander stehen bleiben, herrscht in Italien auf den
Straßen, im Theater und auf den öffentlichen Plätzen ein ungemein lautes Treiben.
Weit lauter Stimme und mit lebhafter Geberde unterhält man sich. Die
an Tischen sitzenden Obstverkäufer rufen fortwährend die Waaren aus, welche
sie feil haben, und preisen den Vorübergehenden ihre Güte an. Alles thut
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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180
einander? 19. Welche Orte in demselben haben historische Berühmtheit er-
langt? 20. Wie liegt Theben von Athen? 21. Welches Dorf liegt an
der Stelle des alten Delphi? 22. Was für Denkmäler erinnern dort noch
an das berühmte Orakel? 23. Welche 5 Nomarchien liegen im Pelo-
ponnes? 24. Welche bildet das Herz dieser Halbinsel? 25. Wie liegen
die vier andern von dieser? 26. Welche Inseln gehören zur Nomarchie
Attika, welche zu Argolis und Korinth? 27. Wo brach der griechische
Freiheitskamps zuerst aus? 28. In welchem Seehafen ward er ausge-
kämpft? 29. Welche 2 Städte Griechenlands liegen auf einer Insel, welche
durch eine Brücke mit dem Festlande verbunden ist? Wo wohnen die Nach-
kommen der alten Spartaner, und wie heißen sie? 31. Welches sind die
zu Griechenland gehörigen Inseln? 32. Welche ist die größte? 33. Welche
ist die wichtigste? 34. Wie bestimmt man die Lage der Insel Euboea?
35. Welche 2 Cykladen haben mit Hydra gleiche geographische Breite?
36. Welche Insel haben wir bereits kennen gelernt, auf welcher sich
die gleiche Erscheinung wie auf Mykonos zeigt? 37. Welche Landschaften
gehören zur europäischen Türkei? 38. Wie unterscheiden sich die unmittel-
baren Provinzen der Türkei von den Vasallenländern? 39. In welche 5
Ejalate zerfallen erstere? 40. Welche Landschaften umfaßt das erste Eja-
lat? 41. Welche das zweite? 42. Welches sind die wichtigsten Orte in
Thracien? 43. Wie liegen diese von einander? 44. Welche in Macedonien
und Thessalien? 45. Welches sind die wichtigsten türkischen Donaufestungen
von W. nach O.? 46. Zu welchem Ejalate gehören alle? 47. Was ist
von Belgrad insbesondere zu bemerken? 48. Welche Orte von Bosnien kennst
du? 49. Was bedeutet der Name Herzegowina? 50. Wie heißt die
Hauptstadt derselben? 51. An welche Staaten grenzt Bosnien? 52. Welche
Inseln helfen das Ejalat Dschesair bilden? 53. Was versteht man unter
den alten, den neuen und den kleinen Dardanellen? 54. Was ist von der
Insel Creta zu merken? 55. Welche Landschaften der europäischen Türkei
liegen am Meere? 56. Welche an der Donau? 57. Welche türkische
Festung liegt in der Nähe des schwarzen Meeres? 58. Was für eine Ver-
fassung hat das türkische Reich? 59. Wie heißen die Mitglieder des Staats-
rathes? 60. Wer sind die Ulemas? 61. Welches sind die Gruudzüge
des türkischen Charakters? 62. Wie steht es in der.türkei mit der Bil-
dung? 63. Welche Leistungen gewahrt man in der Agricultur? 64. Welche
Zweige der Viehzucht werden besonders sorgfältig gepflegt? 65. Welche
Handelsartikel der Türkei begehrt das Ausland? 66. In welchem Ver-
hältniß stehen die Christen zu den Muselmännern in Bezug auf die Zahl?
67. Welche 4 Hauptklassen sind in der Bevölkerung der europäischen Türkei
zu unterscheiden? 68. Wie wird es mit den: Steuereinzug in den Pro-
vinzen gehalten? 69. Welches sind die europäischen Vasallenländer des
ttirkischen Kaisers? 70. Welcher Staat übt einen größeren Einfluß auf
dieselben aus, als die Pforte? 71. Welches sind die Grenzen von Serbien?
72. Wie heißen seine Bewohner, und wodurch zeichnen sie sich von ihren
Stammesverwandten aus? 73. Welches sind die wichtigsten Wohnorte da-
selbst? 74. Welche 2 Städte liegen der Donau am nächsten? 75. Was
versteht man unter den Donaufürstenthümern? 76. Welche Sprache
reden die Bewohner derselben? 77. Welcher russischen Landschaft liegt die
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
92
an der Ostsee fruchtbar und stark bewaldet. Die Hauptprodukte beider
Laudestheile sind Getreide, Obst, Hanf, Flachs, Torf und viele Fische. Die
Viehzucht steht auf hoher Stufe. Rindvieh wird in Menge nach England
ausgeführt.
Die Bewohner Holsteins sind Niedersachsen und reden sämmtlich deutsch,
die Schleswigs theils Deutsche (Angelsachsen), theils Dänen, theils Friesen.
Im Süden von Schleswig wird deutsch, im Norden dänisch gesprochen.
Beide Herzogthümer gehörten bis zum Jahre 1864 zum Königreich Däne-
mark, Holstein zugleich zum deutschen Bunde. Durch den Krieg von 1864
und 1865 wurden sie Dänemark genommen und von den Siegern, Preußen
und Oesterreich, verwaltet. In Folge des Krieges zwischen Oesterreich und
Preußen fielen beide Theile 1866 an Preußen.
1) Holstein. Altona an der Elbe, 53,000 E., ist durch die Ham-
burgische Vorstadt St. Pauli mit Hamburg selbst verbunden und
daher auch Freihandelsstadt. Im Jahre 1500 noch ein winziges
Fischerdorf, ist Altona jetzt eine der regsten Handelsstädte Deutsch-
lands, mit Zucker- und Seifensiedereien, Thranbrennereien, Kattun-
druckerei, starkem Härings- und Walsischsang. Kiel am Kieler
Hafen, dem schönsten der Ostsee, hat 18,800 E., eine Universität,
einige Fabriken, treibt etwas Handel und Schifffahrt. Rendsburg,
Festung an der Eider, 9500 E. Glückstadt an der Elbe, 5000 E.
2) Schleswig. Schleswig, 11,000 E., liegt um das Westende der
Schlei, einer langen, seichten Ostseebucht. Flensburg, 20,200
Einw., am gleichnamigen Hafen, ist eine wichtige nordische Han-
delsstadt. Hadersleben, 8300 E., liegt an einer Ostseebucht, inner-
halb dänischer Landumgebung, ist aber selbst fast gänzlich deutsch.
Auf der Insel Alsen liegt das durch die letzte Erstürmung der
Düppeler Schanzen bekannte und fast zerstörte Sonderburg, am
Eingang des Kieler Hafens die kleine, aber wichtige Festung
Friedrichsort. An der Westseite liegt die alte Stadt Husum, höher
hinauf Tondcrn.
15. Die Hohcnzollern'schen Lande
(21 Q.-M. und 65,000 Einw.)
sind seit 1850 mit Preußen vereinigt, und liegen zu beiden Seiten der
Donau am westlichen Abhange der rauhen Alp, von Württemberg und Baden
umgrenzt. Die Hauptorte sind Hechingeu und Sigmaringen. Die alte
Stammburg der Hohenzollern auf dem 2666' hohen Kegelberg ist neu her-
gestellt und befestigt.
16. Bon Baiern sind 1866 an Preußen abgetreten
10 Q.-M. mit 33,000 E., nämlich die Enklave Gaulsdorf im Königreich
Sachsen, das Bezirksamt Gersfeld, östlich von Fulda, und das Landgericht
Orb (ohne Aura) an der obern Kinzig.
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113
zwischen Drau, Sau und Kulpa Slavonien; erst später nannte man den
westlichen Theil Croatien, d. h. Bergland, der östliche ward türkisch und
seitdem Slavonien genannt. In Croatien ist die alte slavonische Bevölkerung
geblieben, in Slavonien sind übergesiedelte, flüchtige Serbier vorherrschend.
In Slavonien ist Efsek an der Drau, 14,000 E., zu merken; in Croa-
tien außer der Hauptstadt Agram, 17,000 E., wo die Centralregierung
dieses Kronlandes ist, noch Karlstadt und Fiume, 15,500 E., welche beide
durch ihre Lage auf den Handel mit Wein, Tabak und Getreide hinge-
wiesen sind.
Iv. Die italienischen Crbstaaten.
A. Das Königreich Dalmatien
(232 Q.-M. und 450,000 Einwohner)
besteht aus einer Inselwelt und festem Lande. Die erstere besteht aus zahl-
losen, unbewohnten Klippen und vortrefflichen bewohnten Inseln, welche eben-
sowohl durch ihre zugänglichen Buchten, als durch ihre nützlichen Produkte
(Del, Wein, Salz, Fische, Kohlen, Datteln rc.) berühmt sind. Mit dem
gebirgigen, höhlenreichen Festlande theilen sie den Mangel an Quellwasser,
welchem Cisternen abhelfen. Die Bewohner sind gemischt und führen ver-
schiedene Namen. Dalmato ist der beliebteste für Alle. Bodolo heißt der
Küstenbewohner, Montanare der Bergbewohner, auch Morlache, was er als
Schimpfname ansieht, Uskoke der Eingewanderte oder Flüchtling. Die Landes-
sprache ist die illyrische, die Amtssprache und die der Gebildeten ist die ita-
lienische. Die Morlachen sind in ihren Häusern und Geräthschaften sehr
einfach; die Arbeit lieben sie nicht. Kostbar und verschwenderisch ist ihre
Kleidung. Die Männer tragen nicht selten mit Glaskorallen verzierte Zöpfe;
die Mädchen lassen ihre Haare in Einem Zopfe, die Frauen in zweien herab-
hängen. Jedes Mädchen trägt eine hochrothe Mütze, auf welche viel gehal-
ten wird. Sie schmücken sich gerne mit Gold und Perlen. Zara, Haupt-
stadt des Landes 18,500 E., Hafen. Die große Cisterne Fünfbrunnen saßt
40,000 Tonnen Wasser, theils Regen-, theils hergeleitetes Quellwasser.
Spaläto, 16,000 E., feste Seestadt, ist Geburtsort des Kaisers Diokletian,
welcher auch hier in Zurückgezogenheit sein Leben beschloß. Ragusa und
Cattaro, befestigte Hafenstädte, werden häufig durch Erdbeben heimgesucht.
B. Das Königreich Venetien
ist 1866, nach dem Siege Preußens über Oesterreich, an Italien abgetreten
worden, hat also aufgehört, der österreichischen Monarchie anzugehören.
Der österreichische Staat hat über 360 Meilen Eisenbahnen. Die
Hauptbahnen sind: 1) Die kaiserliche Nordbahn verbindet Wien mit Brünn,
Prag, Dresden, sowie in nordöstlicher Richtung mit Krakau und Warschau;
2) die Südbahn führt von Wien über den Sömmering nach Gratz, Laibach
und Triest. 3) die ungarische Bahn lehnt sich an die Nordbahn, um Wien,
Cassian, Gcographie. 4. Aufl. g
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149
Zutrauen als ein griechischer. Die Türken beobachten einen gewissen Ernst;
viel Lachen, Reden und Bewegen dünkt ihnen nicht anständig; sie leben
mäßig und bringen einen großen Theil des Tages auf ihren Divans mit
unterschlagenen Beinen sitzend, lange Pfeifen rauchend und Kaffee trinkend zu.
Im Hause herrscht gewöhnlich große Einfachheit.
Die Bodenkultur ist in der ganzen europäischen Türkei sehr vernachlässigt,
das Klima aber so mild und die Fruchtbarkeit so bedeutend, daß das Bedürfniß
des Landes vollständig befriedigt wird. Mais oder türkisches Korn, Weizen
und Gerste werden am meisten gebaut; in Macedonien findet sich eine nicht
unbedeutende Baumwollenkultur in der Ebene von Seres. Wichtiger und an-
gesehener ist die Viehzucht; besondere Sorgfalt verwendet man auf Schaf-,
Ziegen-* **)), Schweine-, Pferde- und Bienenzucht. Dagegen ist die türkische
Industrie unbedeutend. Einige Handelsartikel werden übrigens auch gern
aus der Türkei bezogen, z. B. Lederwaaren, Säbel, Teppiche, Meerschaum-
pfeisenköpfe, Tabak, Rosenöl und Opium. Besondere Erwähnung verdienen
die Türkisch-Rothfärbereien. Tie bedeutendsten Seehandelsplätze der euro-
päischen Türkei sind Constantinopel, Salonichi, Gallipoli und Varna.
Wir betrachten die wichtigsten Orte in den unmittelbaren Besitzungen
der Pforte nach der türkischen Staatseintheilung:
1) Das E)atat Rum-Jli umfaßt die Landschaften Thracien, Bulgarien,
Macedonien, Thessalien und Albanien. Hauptstadt ist Constanti-
uopel (Stambul oder Istambul, das Byzanz der Alten); es zählt
mit seinen 16 Vorstädten 1 Mill. E.; unter diesen sind die wich-
tigsten Pera, wo die europäischen Gesandten wohnen, Galata, der
Aufenthalt der Kaufleute, St. Demetri, das Griechen-Viertel, und
Skutari auf asiatischer Seite. Adrianopel hat 150,000 Einw.,
Philippopel 100,000 Einw., Sophia, 50,000 Einw., Saloniki
oder Thessalonich 70,000 E., Seres am Strymon 30,000 E.
Das türkische Torf Filibe (Brutus und Cassius, ch 42 v. Chr.).
Auf der Halbinsel Chalcidike ist der monte santo (4200') mit
22 Kirchen, 20 Klöstern und 480 Kapellen. — Larissa am Pe-
neus, 22,000 E., heißt jetzt Jenischehr. Trikala, 12,000 Einw.
Farsa oder Pharsalus (Cäsar besiegte den Pompejus 48). —
Janina am gleichnamigen See, 5000 E. Arta, Suli und Chi-
mara; die Sulioten und Chimarioten nahmen am griechischen Kampfe
Theil. Skutari am gleichnamigen See, 20,000 E. Durazzo, das
alte Dyrrhachium oder Epidamnus.
2) Das Ejslat Silistria umfaßt fast ganz Bulgarien; Varna, Festung
am schwarzen Meer, 15,000 E. Schnmla, Balkanfestung, schon
3 Mal von den Russen vergeblich belagert. Silistria, Rustschuk,
Sistowa, Nikopoli, Widdin und Belgrad*) (30,000 E.) sind be-
deutende Festungen.
*) Die angorische Ziege, welche in der Gegend von Angora in Kleinasien ihre
tzeimath ^at, trügt bekanntlich ein seidenartiges Haar, das gesponnen wird; ihre
Zucht breitet sich auch in Europa aus.
**) Die Festung Belgrad kommandirt ein türkischer Pascha und hält sie mit
türkischen Soldaten besetzt; die Stadt selbst gehört zum Fürstenthum Serbien.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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TM Hauptwörter (200): [T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
181
Moldau am nächsten? 78. Welcher Fluß scheidet beide? 79. Welches
sind die wichtigsten Städte in der Moldau? 80. Wie liegt Jassy von
Galacz? 81. Welche ergiebigen Salzwerke gehören zum Gebiet der Donau-
fürstenthümer? 82. Welchen Titel führen die Fürsten? 83. Wer wählt
sie? 84. Wer bestätigt sie? 85. Welches sind die wichtigsten Städte in
der Wallachei? 86. Was für eine Bodenbeschaffenheit hat die südliche Hälfte
der Wallachei? 87. Welche türkische Festung liegt Giurgewo gegenüber?
88. Welches sind die Grenzen der Wallachei und Moldau? 89. Wie er-
reicht man Galacz am schnellsten von Wien und Konstantinopel? 90. Wie
heißt die mittlere von den 3 größeren Donaumündungen? 91. Welcher
Paß führt aus Siebenbürgen in die Wallachei? 62. Wo befindet sich der
Strompaß des eisernen Thores? 93. Welche Festung schützt oder verhindert
den Uebergang über den Balkan? 94. Wie heißen einige von den Vor-
städten von Konstantinopel? 95. Wie viel Mal kommt der Name Skutari
in der türkischen Geographie vor? 96. Kann man in alle Provinzen der
europäischen Türkei von Konstantinopel aus gelangen, ohne fremdes Gebiet
zu passiren?
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Extrahierte Ortsnamen: Moldau Galacz Wallachei Moldau Wien Konstantinopel Donaumündungen Wallachei Balkan Konstantinopel Konstantinopel
Ii. Frankreich als Kaiserreich »bis jur
ijülje seiner Macht».
1804-1812.
Die Gründung der neuen Monarchie.
Nach Unterdrückung der letzten ohnmächtigen Versuche gegen *
seine Alleinherrschaft — Moreaus Exil, Pichegrus Tod im Kerker,
des Herzogs von Enghien widerrechtliche Erschießung — wird
Bonaparte auf Vorschlag der Tribunen durch Senatsbeschluß als
Napoleon erblicher Kaiser der Franzosen. Umgebung dexis. Mai.
jungen Dynastie mit neuem Glanz: Napoleons Geschwister mit
dem Titel Kaiserliche Hoheit'; 18 neue Marschälle; Proelamierung
des Ordens der Ehrenlegion; Salbung des Imperators durch
Papst Pins Vii, seine und seiner Gemahlin Selbstkrönung; —2. Dem.
Napoleons bürgerliches Gesetzbuch vollendet 1804, mit dem Titel
Cod6 Napoleon 1807; schon vorher Herstellung der Kirche und
des Cultus, seit Anfang 1806 auch der christlichen Zeitrechnung.
Verwandlung der eisalpinischen (seit 1802 italienischen)
Republik in ein Königreich Italien 1805, Napoleons
Königskrönung im Dom zu Mailand, sein Stiefsohn Eugene
Beauharnais Vicekönig. Einverleibung Liguriens, Parmas,
Piacenzas und Gnastallas.
Napoleons siegreiche Kämpfe.
I. Gegen Oesterreich und Unluand 1805.
Dem für England trotz seiner Seesiege im ganzen ungünstigen
Frieden von Amiens folgte bald eine abermalige Spannung beider
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Napoleons Napoleon Napoleons Eugene
Beauharnais_Vicekönig Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Moreaus_Exil Pichegrus Napoleons Napoleons Italien Napoleons Mailand Napoleons Oesterreich England Amiens
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die Bosna und Driua, während andererseits Narentci und
Drin zum Adriatischeu Meer abfließen. Vom Ostabhang des Schar
Dagh geht die Morava zur Donau und der Vardar zum Golf
von Saloniki. Der Balkan selbst entsendet den Strnma (Strymou)
und die Maritza mit der Tuudscha zum Ägäischeu Meer. — Die
übrigen Flüsse siud uubedeuteud. Im Sommer trocknen viele der-
selben aus.
Iv. Das Klima der Halbinsel ist infolge der vorherrschenden
Gebirgssorm im ganzen rauher als in den beiden andern Halbinseln;
doch erfreuen sich die geschützten Küstenstriche Griechenlands wie auch
die Juselu einer äußerst milden und gesunden Witterung, die Herr-
liche Südfrüchte zeitigt.
(Produkte sieh bei den einzelnen Ländern der Balkanhalbinsel.)
V. Die Balkanhalbinsel, früher gauz im Besitze der Türkei,
löst sich allmählich in eine Anzahl selbständiger Staaten aus. Voll-
ständig unabhängig sind die Königreiche Griechenland und Serbien
und das Fürstentum Montenegro. Unter türkischer Oberhoheit
steht noch das Fürstentum Bulgarien, dessen Herrscher zugleich
Statthalter der türkischen Provinz Ostrumelien (Südbulgarien) ist.
Bosnien und die Herzegowina endlich werden von der öfter-
reichischen Regierung verwaltet.
A. Die europäische Türkei.
a) Die Bevölkerung der europäischen Türkei (ohne Bul-
garien und Ostrumelieu) zählt uach ueuester Schätzung nur 6^/4 Mil-
lionen, so daß bei einem Flächenraume von 178 900 qkm ans 1 qkm
35 Menschen treffen.
b) Der Abstammuug nach ist die Bevölkerung außerordeut-
lich gemischt. Die Mehrzahl der Bewohner bilden die Slaven
(Bulgaren), an 2 Millionen; außerdem giebt es noch Albanesen über
1 Million, Griechen über 1 Million, Armenier u. s. w. Eigeuliche
Türken oder Osmanen (Bild 37) sind es etwa 11/2 Million,
so daß der herrschende Stamm kaum den vierten Teil der Gesamt-
bevölkerung ausmacht.
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Extrahierte Ortsnamen: Bosna Donau Saloniki Griechenlands Griechenland Serbien Bulgarien Bosnien