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1. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 66

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
66 Bespannung gewährt, von großer Wichtigkeit. Endlich hat Rußland an Fischen und Pelzthieren (Bären, Zobeln, Hermelinen, Füchsen, Bibern, Eich- hörnchen, Vielfraßen, weißen Hasen, wilden Katzen rc.) einen solchen Ueber- fluß, wie kein anderes Land von Europa. Kein Staat Europas hat endlich solche Schätze im Gebiete des Mi- neralreichs aufzuweisen, wie der russische. Goldminen finden sich im Ural und asiatischen Altai; man schätzte ihren Ertrag in den Jahren 1842 — 1846 auf 350 Millionen Franken. Ebenso ergiebig sind die Plasina-, Silber-, Kupfer-, Eisen-, Blei- und Edelstein-Gruben. Stein- und Braunkohlen, Salz, Mineralquellen sind in Ueberfluß vorhanden. Hat sich auch die Industrie und der Handel im europäischen Rußland in den letzten hundert Jahren um ein Bedeutendes gehoben, so steht doch na- mentlich erstere noch der anderer europäischen Länder bedeutend nach. Be- sondere Erwähnung verdient die Bereitung des Leders in Rußland; die sogenannten Juchten oder Insten, welche ihren eigenthümlichen Geruch durch Gerben mit Birkentheer erhalten, sowie der russische Saffian *) bilden neben dem Getreide, Hanf, Flachs, Talg und Pelz die bedeutendsten Handels- und Ausfuhrartikel. Die Fabriken in Tuch- und' Baumwollenzeugen sind beträcht- lich. Zu bemerken bleibt noch, daß die Russen sich des alten julianischen Kalenders bedienen. (§ 124.) Ortsbeschreibung. Wir betrachten die wichtigsten Städte nach folgenden Provinzen: 1) Die Dftseeprovinzeu. а. Jugermsnland: St. Petersburg an der Newa, 540,000 Einw., ist eine der schönsten Städte Europa's. Viele prächtige Kirchen und Paläste, das Denkmal Peters des Gr. und die Älexandersäule sind sehenswerth. Eisenbahn nach dem kaiserlichen Lustschloß Zarskoje Selü. Der Seekriegshafen Kronstadt (50,000 Einw.). Schlüsselburg, Fest- ung Carl Xii. bei Narwa 1700; d. Esthland: Reval, 30,000 E. б. Piefland: Riga, 78,000 E., Univ. Dorpat, 14,000 E. Sternwarte, ä. Kurland: Mitau an der Aa, 23,000 E. 2) " Das Grostfürstruthum Finnland. Abo, 15,500 E., Helstngfors, 20,000 E., Univ. Tornea. Alands-Inseln. 3) Grostrustland. Moskau an der Moskwa, 360,000 E. „der Kreml" (Napoleon 1812. Gouverneur Graf Rostopschin). Nowgorod am Ilmen-See, 18,000 E. Nischei-Nowgorod, ein sehr bedeutender Meßplatz am Einfluß der Oka in die Wolga, zählt 42,000 E. Kaluga, 35,000 E. Tula, Gewehr- fabriken, Smolensk und Borodino 1812. Woronesch und Orel, Städte von 40 — 45,000 E. Archangel an der Dwina 20,000 E. Kola, Härings- und Wallfischfang. Die Insel Nowaja-Semlja, eine Doppel- *) Saffian, marokkanisches Leder oder Maroquin, ein aus Ziegenfellen be- reitetes, farbiges Leder, hat seinen Namen von der marokkanischen Seestadt Saffi, von wo es nach Europa (früher ausschließlich von da) versandt wird.

2. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 150

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
150 3) Das Ejalat Bosnien mit -er Herzegowina: Bosna Serai 70,000 Einw. Stapelplatz des macedonisch-albanisch-bosnischen Handels. Travnik und Zwornik (15,000 E.) Mostar ist Hauptstadt des Fürstenthums Saba, dessen Fürst 1440 von Friedrich Iii. den Herzogstitel erhielt. 4) Das Ejalat Dschefair umfaßt den Küstenstrich an den Dardanellen und mehrere Inseln des ägäischen Meeres, welche wir eigentlich schon zu Asien zählen müssen. Gallipoli auf der gleichnamigen Halbinsel, 80,000 E. Die 4 Dardanellen-Schlösser mit 900 Kanonen, die neuen nach dem ägäischen, die alten nach dem Marmor- Meere gelegen, wehren jedem Kriegsschiffe den Durchpaß. Die Inseln Thasos, Samothrake, Jmbros, Lemnos oder Stalimenc, Tc- nedos, Skio oder Chios, Samos, Pathmos (Verbannungsort des Apostels Johannes), Rhodus und Cypern. Rhodus, ein wald- reiches schönes Eiland, hat nicht mehr seine frühere Bedeutung. Während cs im Alterthume viele berühmte Städte besaß, be- schränkt sich jetzt die Einwohnerzahl auf 32,000. Die Hauptstadt Rhodus ist ein befestigter Kriegshafen. (Koloß von Rhodus. Die Johanniter auf Rhodus). Cypern (300 Q.-M., 120,000 Einw.) zählte im Alterthum 8 Königreiche. Die Insel besitzt schöne frucht- bare Ebenen, hat aber durch Fällen der Wälder sehr an Pro- duktionskrast verloren. Der Wein gedeiht vortrefflich. Krapp und Coloquinten werden zur Ausfuhr gebaut; der Oelbaum wird ver- nachlässigt , ungeachtet er vortrefflich gedeiht. Die Hauptstadt ist Nikosia (20,000 E.). 5) Das Ejalat Kandis (Kirid) umfaßt die gleichnamige Insel (156 Q.-M., 210,000 Einw.). Die gebirgige Insel hat viel durch Erdbeben gelitten; von 120 Städten stehen nur noch wenige. Rindvieh- und Schafzucht, Steinböcke, Seide, Wachs, Honig, Süd- früchte, Baumwolle, Marmor und Alabaster bilden ihren vorzüg- lichsten Reichthum. Candia und Canea. 8 71. Die Vasattenländer der europäischen Türkei. Serbien, die Moldau und Walachei stehen unter eigenen Fürsten, welche als Vasallen der Pforte einen bestimmten Tribut alljährlich an dieselbe ent- richten. Die Fürsten der Moldau und Walachei führen den Titel Hospe- dare; sie werden von den Bojaren (Adel) gewählt und vom Sultan be- stätigt. Seil 1859 stehen die Moldau und Walachei oder Rumänien unter einem gemeinsamen Fürsten. Der 1866 vom Volke erwählte Fürst Karl ist dem preußischen Königshause nahe verwandt; er hat größere Selbständig- keit vom Sultan erlangt als seine Vorgänger.

3. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 113

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
113 zwischen Drau, Sau und Kulpa Slavonien; erst später nannte man den westlichen Theil Croatien, d. h. Bergland, der östliche ward türkisch und seitdem Slavonien genannt. In Croatien ist die alte slavonische Bevölkerung geblieben, in Slavonien sind übergesiedelte, flüchtige Serbier vorherrschend. In Slavonien ist Efsek an der Drau, 14,000 E., zu merken; in Croa- tien außer der Hauptstadt Agram, 17,000 E., wo die Centralregierung dieses Kronlandes ist, noch Karlstadt und Fiume, 15,500 E., welche beide durch ihre Lage auf den Handel mit Wein, Tabak und Getreide hinge- wiesen sind. Iv. Die italienischen Crbstaaten. A. Das Königreich Dalmatien (232 Q.-M. und 450,000 Einwohner) besteht aus einer Inselwelt und festem Lande. Die erstere besteht aus zahl- losen, unbewohnten Klippen und vortrefflichen bewohnten Inseln, welche eben- sowohl durch ihre zugänglichen Buchten, als durch ihre nützlichen Produkte (Del, Wein, Salz, Fische, Kohlen, Datteln rc.) berühmt sind. Mit dem gebirgigen, höhlenreichen Festlande theilen sie den Mangel an Quellwasser, welchem Cisternen abhelfen. Die Bewohner sind gemischt und führen ver- schiedene Namen. Dalmato ist der beliebteste für Alle. Bodolo heißt der Küstenbewohner, Montanare der Bergbewohner, auch Morlache, was er als Schimpfname ansieht, Uskoke der Eingewanderte oder Flüchtling. Die Landes- sprache ist die illyrische, die Amtssprache und die der Gebildeten ist die ita- lienische. Die Morlachen sind in ihren Häusern und Geräthschaften sehr einfach; die Arbeit lieben sie nicht. Kostbar und verschwenderisch ist ihre Kleidung. Die Männer tragen nicht selten mit Glaskorallen verzierte Zöpfe; die Mädchen lassen ihre Haare in Einem Zopfe, die Frauen in zweien herab- hängen. Jedes Mädchen trägt eine hochrothe Mütze, auf welche viel gehal- ten wird. Sie schmücken sich gerne mit Gold und Perlen. Zara, Haupt- stadt des Landes 18,500 E., Hafen. Die große Cisterne Fünfbrunnen saßt 40,000 Tonnen Wasser, theils Regen-, theils hergeleitetes Quellwasser. Spaläto, 16,000 E., feste Seestadt, ist Geburtsort des Kaisers Diokletian, welcher auch hier in Zurückgezogenheit sein Leben beschloß. Ragusa und Cattaro, befestigte Hafenstädte, werden häufig durch Erdbeben heimgesucht. B. Das Königreich Venetien ist 1866, nach dem Siege Preußens über Oesterreich, an Italien abgetreten worden, hat also aufgehört, der österreichischen Monarchie anzugehören. Der österreichische Staat hat über 360 Meilen Eisenbahnen. Die Hauptbahnen sind: 1) Die kaiserliche Nordbahn verbindet Wien mit Brünn, Prag, Dresden, sowie in nordöstlicher Richtung mit Krakau und Warschau; 2) die Südbahn führt von Wien über den Sömmering nach Gratz, Laibach und Triest. 3) die ungarische Bahn lehnt sich an die Nordbahn, um Wien, Cassian, Gcographie. 4. Aufl. g

4. Erdkunde - S. 162

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 162 — oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham". — Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel. — Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge- legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig. 2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.) ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow (175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und Wolle. Universität. 3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak- baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.), ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel- Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew (92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien. 4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste Stadt Litauens. 5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor- orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie. 6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa- Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels- platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt (60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat, rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. — Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten 283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee, wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.

5. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 353

1859 - Lübeck : Rohden
Xix. 8- 15. Einbruch der Magyaren in die Christenheit. 353 führer von den Slaven selber geladen, dann aber auf ihren Herrscher- thron gehoben, also, daß der Waräger Rurik (862) als der Be- gründer des russischen Reiches Novgorod erscheint. Theils durch die Kenntniß des Christenthums, welche sie bereits mitbrachten, theils durch den unablässigen Seeverkehr über das schwarze Meer mit Constantinopel, erwuchs auch unter diesem normannischen Fürstenge- schlecht und ihren slavischen Unterthanen allmälig eine christliche Partei, die sich aber nicht wie die nordischen Normannen an die römische Kirche und den Papst anlehnte, sondern an den Patriarchen von Constanti- nopel. Dort ließ sich 955 die russische Großfürstin Olga taufen und von dort her ward die griechische Prinzessin Anna gesandt, die 980 ihren Gemahl, den Warägerfürften Wladimir, bewog, sich mit seinem ganzen Volk in den Wellen der Dniper taufen zu lassen und in Kiew ein eignes Erzbisthum für die russische Kirche zu gründen. §. 15. Einbruch der Magyaren in die Christenheit. Neben den Normannen haben wir noch ein ganz anderes, in der karolingischen Zeit zum ersten Mal auf dem Schauplatz erscheinen- des Volk zu erwähnen, welches ebenfalls sofort in die Kirche des Frankenreichs eindringen zu wollen schien, aber doch noch lange und langer draußen vor der Pforte stehen blieb als der größte Theil der Normannen. Das waren die Ungarn oder Magyaren. Drei große Völkerstamme haben wir bisher schon aus dem Mittlern Asten her- vorgehen sehen: die Kelten, nach ihnen die Germanen, zuletzt die Slaven. Aber noch war der große Menschenbrunnen keineswegs er- schöpft. Schon waren die türkischen Stämme hinter den slavischen hergekommen. Wir sind ihnen schon begegnet in den Seid sch uk k e n, die das syrische Khalisat umstürzten (1075), und in den Avaren, deren gewaltiges Reich Karl der Große zertrümmerte (796). Hinter ihnen, ln Südrußland und der Krim hatte sich ein Chazarenreich gebildet, wo türkische Stämme mit den Resten der alten Germanen, die dort ehemals ihre Wohnsitze hatten, sich vermischten. Auch den Bulgaren, die auf den Trümmern des Avarenreichs ihre Herr- schaft weiter auszubreiten suchten, und die aus Slaven und Hunnen sich gemischt hatten, scheinen türkische Bestandtheile beigemischt zu sein. Nun aber tritt uns ein ganz neues Geschlecht entgegen: das ugrische. Ob die Hunnen schon ein Zweig dieses ugrischen Völ- kerstammes waren, laffen wir dahingestellt. Zu diesem ugrischen Ge- schlecht gehören von den jetzt noch näher bekannten Stämmen die Finnen, Lappen, Esthen, Lieven, gehörten auch die Ungarn. Früher saßen sie an der westlichen Seite des Uralgebirges an der Kama. Von dort zogen sie etwa um 884 südwärts, weil sie von einem an- v. Rohden, Leitfaden. 25

6. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 416

1859 - Lübeck : Rohden
416 Xxi. §. 11. Kreuzzug wider die Ketzer. eine neue stets bereite Streitmacht wider die Heiden, nämlich einen Ritterorden, der sich seine Burgen mitten im heidnischen Land baute und in unermüdlicher Fehde und langsamem, oft unterbrochenem Fort- schritt allmälig das ganze lievische Volk zur Taufe und zur Unterwer- fung unter den Papst und den Bischof zwang. Die Stiftung dieses Ordens der Schwertbrüder erfolgte 1202 nach dem Rath und der nähern Anweisung des Innocenz. Doch hat Innocenz keines- wegs die Waffen für genügend gehalten zum Bekehrungswerk. Alles Ernstes hat er darauf gedrungen, daß Priester, Geistliche, Mönche in's Land kämen, nach allen Gegenden sich verbreiteten und das unwissende Volk mit aller Geduld und Eifer unterrichteten. Das ist auch geschehen, obgleich keineswegs in dem Maße, wie der Papst es wünschen mochte. Zunächst vollbrachten überall die Waffen ihr blutiges Werk. Nachdem Lievland unterworfen war, kam die Reihe an Esthland, dann an Kur- land und Semgallen und zuletzt an Preußen. Nur das heidnische Litthauen blieb noch unbekehrt dazwischen. In Preußen hatte schon 1207 der polnische Abt Gottfried das Evangelium zu verbreiten gesucht. Doch blieb der Erfolg nur gering. Da berief Innocenz den pommerschen Mönch Christian zum Missionar und Bischof für Preußen, ließ ihn selbst nach Rom kommen und gab ihm Instructionen und Briefe an alle geistlichen und weltlichen Fürsten, mit denen sein Beruf ihn in Verbindung bringen konnte; und Christian's Pretigt hatte zu Anfang einen sehr erfreulichen Fortgang. Schon war ein Bischofsitz in Culm gegründet und mehrere preußische Fürsten zur Taufe bewogen. Allein bald brach die ganze heidnische Wildheit in einem rasenden Aufstande los, und alles Gewonnene wurde in einem Augen- blick vernichtet. Man versuchte es mit Kreuzzügen aus Deutschland und Polen. Aber so wie die Kreuzheere den Rücken wieder gewendet hatten, war auch das Heidenthum wieder auf dem Plan. Da rief Christian den Orden der Deutschherren in's Land, und seit 1227 begann nun der tapfere Landmeister Hermann von Valk mit sei- nen Rittern (seit 1237 mit dem Orden der Schwertbrüder vereinigt) das mühselige, bisweilen scheinbar wieder ganz vernichtete, aber in sei- nen letzten Erfolgen reichgesegnete Werk, die schöne preußische Provinz dem deutschen Volke und der christlichen Kirche als ein unveräußerliches Eigenthum zu gewinnen. §. 11. Kreuzzug wider die Ketzer. Die Macht des Papstes, die irdische Herrlichkeit der Kirche stand jetzt in ihrem höchsten Glanze. Aber da diese Herrlichkeit nicht aus dem Geist geboren, sondern zum weit überwiegenden Theile aus dem Fleische stammte, der Ehrgeiz, Herrschsucht, Willkür, Hochmuth, Selbst- sucht in ihren verschiedensten Verzweigungen an dem Aufbau dieser irdischen Theokratie mitgebaut hatten und in immer steigendem Maße sich daran berheiligten, so konnte es nicht fehlen, daß aus der Tiefe des christlichen Bewußtseins, aus dem unvertilgbaren Bedürfniß des

7. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 358

1859 - Lübeck : Rohden
358 Xix. §. 17. Papst Nicolaus I. und die Kirchenspaltung. dem Gott der Christen, und durch seinen Sohn, Boleslav den Mil- den. ward die Gründung der böhmischen Kirche vollendet. Sie er- starkte bald so sehr, daß von ihr aus Missionsversuche in der Nähe und Ferne unternommen wurden, unter den benachbarten Magyaren und unter den heidnischen Preußen an der Ostsee. Der berühmte Bischof Adalbert von Prag stand selber an der Spitze. Doch hatten diese Versuche keinen nennenswerthen Erfolg. Dagegen ward von Böhmen aus das Christenthum nach Polen hinübergepflanzt, freilich nicht sowohl durch Missionare als durch eine politische Verbindung. Der Polen- herzog Miecislav verlangte die böhmische Prinzessin Dambrowka zur Ehe. Aber die christliche Prinzessin wollte nicht anders einwilligen, als wenn ihr Gemahl zum Christenthum überträte. Er that es und alles Volk mußte ihm folgen (966). Der alte heidnische Cultus wurde mit Gewalt unterdrückt, die Polen zur Annahme christlicher Gebräuche gezwungen, und jede heidnische Widersetzlichkeit strenge geahndet. Auch in Polen ward ein römisches Erzbisthum gegründet mit mehreren Bis- thümern, und somit auch diese wichtige Kirchenprovinz dem großen Kirchensystem des Abendlandes eingeordnet. Im Ganzen mögen wir also sagen, daß mit dem Anbeginn des zweiten Jahrtausend nach Christo die Christianisirung des nördlichen und östlichen Europa vollendet war. Denn die damals noch übrigbleibenden heidnischen Länder, nämlich die Ostseeprovinzen Pommern, Preußen, Liefland, Litlhauen, Esthland, Kurland, dazu Finnland und selbst noch ein Theil von Holstein, von Mecklenburg und der brandenburgischen und schlesischen Landen wa- ren so sehr von christlichen Ländern und Fürsten umgrenzt und einge- schlvssen, daß auch sie nothwendig in der Kürze dem allgemeinen Zuge folgen und in die christliche Kirche eintreten mußten. §. 17. Papst Nicolaus I. und die Kirchenspaltung. Während sich die römische Kirche und somit das Gebiet der päpstlichen Herrschaft nach allen Seiten ausbreitete, saßen freilich auf dem päpstlichen Stuhl keine solche Männer, die in Wahrheit als Oberhirten der ganzen lateinischen Christenheit sich erwiesen. In die Streitigkeiten der römischen Großen und der italienischen Fürsten ver- flochten, ohne persönliche Kraft und Würde, ließen sie es ruhig ge- schehen, daß Geistliche und Mönche in der Ferne wie in der Nähe des päpstlichen Hofes verwilderten, in Unwissenheit und Rohheit da- hinlebten, abergläubischen Mißbrauch des Heiligen einführten und be- förderten, und ihre Sprengel auf unverantwortliche Weise verwahr- losten. Inzwischen griffen die Herrscher in allen Theilen des aufge- lösten Frankenreiches zu, rissen das Kirchengut an sich, besetzten die geistlichen Stellen nach ihrem Belieben, größtentheilö mit unwürdigen Leuten, vergewaltigten die Bischöfe, schnitten ihnen die Verbindung mit den Päpsten ab und brachten die Angelegenheiten deö gesammten

8. Lehrbuch der allgemeinen Geographie für höhere Lehranstalten - S. 216

1881 - Frankfurt a.M. : Jaeger
Europa. und Siebenbürgen; die Schweinezucht in Ungarn, die Geflügel- zu cht in Böhmen und Ungarn. — Die Wälder haben große Ausdeh- nnng (3300 □ Meilen), sind zum Teil noch urwaldartig und nicht rationell genug bewirtschaftet. Die Nadelhölzer herrschen in den nördlichen Gebieten und in den Gebirgsgegenden vor, die Eichenwälder in Ungarn und Slavonien, die Buchenwälder in den Karpaten, in der Bukowina und in Siebenbürgen, die Birkenwälder in Galizien. Die Wälder bergen zahlreiches Wild, darunter Wölfe und Bären. Die Flüsse und Seen sind voll schmackhafter Fische (ua- mentlich die Theiß). Die Industrie findet in dem Reichtum an Naturprodukten eine reiche Anregung und hat sich daher auch auf der westlichen Reichshälste mächtig gehoben, dennoch steht sie noch nicht aus ihrem Höhepuukte; Ungarn kommt sür dieselbe wenig in Betracht. Am gewerbfleißigsten sind Böhmen, Mähren, Niederösterreich, Schlesien und Vorarlberg; der Hauptfih der Industrie ist jedoch Wien. Man erzeugt namentlich Leinen-, Baumwollen- (1 560 000 Spindeln), Wollen-, Seiden-, Leder-, Gold-, Silber-, Eisen-, Stahl-, Glas- und Thonwaren, außerdem Chemikalien, Maschinen, musikalische Jnstru- meute, Holzwaren, Bier, Branntwein, Zucker. Für Stahlwaren ist beson- ders Steier in Oesterreich zu ueunen; die Textilindustrie blüht in Nord- böhmen (Reichenberg), in Mähren (Brünn) und West galizien (Bielitz- Biala); die Glas- und Porzellanindustrie iu Böhmen (namentlich im Pilsener Bezirk und in der Gegend von Karlsbad). Oesterreich-Ungarn treibt lebhaften Handel im Lande selbst und mit dem Auslande. In Industrie Produkten ist die Ausfuhr bereits zu gleicher Höhe mit der Einfuhr gestieaen; in Naturprodukten hat die Ausfuhr die Einfuhr fast durchweg überflügelt. Zur Ausfuhr gelangen besonders Me- tallwaren (namentlich steierische Eisenwaren), Wollen- und Baumwollen-Er- zeuguisse; Leinwand, Glas, Holzarbeiten; Getreide, Wein, Obst, Vieh, Felle, Flachs, Hanf, Wolle, Tabak, Metalle, Salz, Brenn - und Werkholz. Die wichtigsten Handelsplätze im Laude sind Wien, Pest, Brünn, Prag, Brody, Bozen, Kronstadt, Debreezin; an der See Trieft und Finme (Freihäfen). Der österreichische Handel kann sich wegen der kontinentalen Lage des Staates weniger leicht am Weltverkehr beteiligen, als der deutsche; ganz außerordentlich wichtig sür denselben sind die Küstengebiete am adriati- schen Meere, deren Verlust kaum zu verschmerzen wäre. Der Handel nimmt seine Richtung von hier aus nach der Levante; außerdem folgt er Haupt- sächlich der Donau abwärts nach dem fchwarzen Meere und dem Laufe der Elbe nach Sachsen und Preußen. — Die Handelsflotte des Staates beträgt den dritten Teil der deutschen; doch ist der „Oesterreichische Lloyd" zu Triest mit e. 80 großen Schissen im Welthandel von hoher Bedeutung. Auch die Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft nimmt mit c. 700 Schiffen (worunter c. 150 Dampfer) eine bedeutende Stellung ein. — 1879 befaß der Staat über 14 000 km Eisenbahnen. Die Gesamteinfuhr betrug 1876 551^2 Million Gulden; die Gesamtausfuhr 540 Million Gulden. Die österreichisch-ungarische Monarchie enthält mehrere einander wider- strebende Nationalitäten, unter denen sich noch besondere Stämme uuterfchei-

9. Lehrbuch der allgemeinen Geographie für höhere Lehranstalten - S. 292

1881 - Frankfurt a.M. : Jaeger
292 Europa. O Multnzz'jfosp ital Kons ta n tinopcl uruj Ijrrtye y ctbtt stadt Gallipoli, mit 2 Häfen (Seidenhandel), 20 000 Einw. — An der Maritza- mündung Enos, Getreidehafen. Im Sw. der Halbinsel Gallipoli die Inseln Limnos, Samothraki, Thasos. 2) Macedonien> westlich vom vorigen. Saloniki, am gleichnamigen Golf, 80 000 Einw., wichtige Handelsstadt (Getreide, Wolle, Baumwolle, Seide, Ta- bak :c.); auch Industrie (Teppiche, Seidenwaren). Im No. liegt an dem Struma Scrcs, 30 000 Einw., lebhafter Handel mit Baumwolle, die in der Nähe viel gebaut wird. — Oestlich davon das Dorf Filibe, welches an das alte Philippi erinnert (Schlacht 42 v. Chr.). Auf der südöstlichen Halbinsel der Chalcidice der Hagion Oros (Monte Santo) mit vielen griechisch-katholischen Klöstern (22) und Kirchen, bewohnt von c. 6000 Mönchen. Oestlich vom Golf von Orfani die früher wegen ihres Goldreichtums berühmte Insel Thasos. — Ganz im W. von Macedonien Bitolia, 16 000 Einw., am gleichnamigen Passe, der nach Albanien führt; lebhafter Binnenhandel. — Am oberen Wardar Skoplje (Uesküb), nahe dem zum Amselfelde führenden Paffe, wichtiger Durchgangspnnkt für den Handel zwischen Belgrad und Saloniki.

10. Lehrbuch der allgemeinen Geographie für höhere Lehranstalten - S. 294

1881 - Frankfurt a.M. : Jaeger
294 Europa. Tripoli und (nur dem Namen nach) die Regentschaft Tunis (im ganzen 60 000 □ Meil. und über 20 Mill. Einw.). Früher waren der Türkei tributpflichtig, sind aber seit dem russisch-türkischen Kriege von 1877/78 völlig unabhängig: die Fürstentümer Rumänien, Serbien und Montenegro. — Ueber Bosnien und die Herzegowina vergl. § 65, Seite 231. I. Das Fürstentum Rumänien. (2300 □ Meil., 51/3 Mill. Einw.) Die Fürstentümer Moldau und Walachei entstanden im 13. Jahrhundert, kamen zu Anfange des 16. Jahrhunderts unter türkische Oberhoheit und 1802 unter russischen Einfluß. Später erhielten die Fürstentümer das Recht, ihre Fürsten selbst zu wählen, kamen zwar auf einige Zeit wieder mehr unter türkische Oberhoheit (feit 1858), erhielten aber endlich unter dem Prinzen Karl von Ho henzollern-Sigmaringen durch den letzten russisch-tür- kischen Krieg (1877/78) ihre volle Unabhängigkeit. Der zu ihnen gehörige Teil von Bessarabien (am linken Ufer des Pruth) mußte gegen die Dobrndscha an Rußland abgetreten werden, welche die Russen den Türken abgewonnen hatten. Die Walachei, am linken Donauufer, ist größtenteils ein fruchtbares, aber auch von Sumpfstrecken erfülltes Tiefland, an das sich im N. und W. ein ebenfalls fruchtbares Hügelland anschließt, durch welches der liebergang zu den transsylvanischen Alpen gebildet wird. Dieses Hügelland ist ebenso mit Wein- bergen und Obstgärten, wie mit prachtvollen Laubwäldern besetzt. Die Be- Wässerung ist ausgezeichnet. Bei der vorherrschenden Fruchtbarkeit könnte weit mehr Getreide erzeugt werden, wenn der Ackerbau sich etwas höbe. Trotzdem hat das Land Cerealien zum Export übrig und erzeugt auch Wein und Tabak in ziemlicher Menge. Die Moldau, welche sich zwischen den transsylva- nischen Alpen und dem Pruth befindet, ist größtenteils fruchtbares Hügelland, das aber gleichfalls noch sehr wenig kultiviert ist. Die Viehzucht ist nicht unerheblich, namentlich wird die Schafzucht in bedeutender Weise betrieben. — Der Bergbau erstreckt sich besonders aus Steinsalz, doch besitzt der Boden auch Schätze von Erzen und Steinkohlen, die der Hebung entgegen sehen. — Das Klima ist kontinental, daher sind die Winter kalt, die Sommer heiß und ziemlich trocken. — Die Industrie ist nicht der Erwähnung wert. — Der Handel wird im Jnlande durch die schlechten Wege (keine Chausseen) sehr erschwert, doch durch die große Wasserstraße der Donau, sowie neuer- dings durch zwei bedeutende Eisenbahnen erheblich gefördert. Die Haupthäfen sind Galacz und Bra'ila, wozu neuerdings der Seehafen Küstendsche in der Dobrudscha kommt. Hauptausfuhrartikel sind Landespro- dukte (Getreide, Tiere, tierische Abfälle, Salz und Petroleum), im Werte von 136 Mill. Fr. (1874); Haupteinfuhrartikel sind Kolonial- und Industriewaren, im Werte von 92 Mill. Fr. (1874). Der größte Teil der Bevölkerung besteht aus Rumänen, einem be- gabten, gutmütigen, aber durch die traurigen Verhältnisse der früheren Zeit herabgekommenen Volke. Der Adel (die Bojaren) ist reich begütert, einfluß- reich und einem üppigen Leben ergeben; der Bürger- und Bauernstand ist
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