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Bespannung gewährt, von großer Wichtigkeit. Endlich hat Rußland an
Fischen und Pelzthieren (Bären, Zobeln, Hermelinen, Füchsen, Bibern, Eich-
hörnchen, Vielfraßen, weißen Hasen, wilden Katzen rc.) einen solchen Ueber-
fluß, wie kein anderes Land von Europa.
Kein Staat Europas hat endlich solche Schätze im Gebiete des Mi-
neralreichs aufzuweisen, wie der russische. Goldminen finden sich im Ural
und asiatischen Altai; man schätzte ihren Ertrag in den Jahren 1842 — 1846
auf 350 Millionen Franken. Ebenso ergiebig sind die Plasina-, Silber-,
Kupfer-, Eisen-, Blei- und Edelstein-Gruben. Stein- und Braunkohlen,
Salz, Mineralquellen sind in Ueberfluß vorhanden.
Hat sich auch die Industrie und der Handel im europäischen Rußland
in den letzten hundert Jahren um ein Bedeutendes gehoben, so steht doch na-
mentlich erstere noch der anderer europäischen Länder bedeutend nach. Be-
sondere Erwähnung verdient die Bereitung des Leders in Rußland; die
sogenannten Juchten oder Insten, welche ihren eigenthümlichen Geruch durch
Gerben mit Birkentheer erhalten, sowie der russische Saffian *) bilden neben
dem Getreide, Hanf, Flachs, Talg und Pelz die bedeutendsten Handels- und
Ausfuhrartikel. Die Fabriken in Tuch- und' Baumwollenzeugen sind beträcht-
lich. Zu bemerken bleibt noch, daß die Russen sich des alten julianischen
Kalenders bedienen. (§ 124.)
Ortsbeschreibung.
Wir betrachten die wichtigsten Städte nach folgenden Provinzen:
1) Die Dftseeprovinzeu.
а. Jugermsnland: St. Petersburg an der Newa, 540,000 Einw., ist
eine der schönsten Städte Europa's. Viele prächtige Kirchen und
Paläste, das Denkmal Peters des Gr. und die Älexandersäule sind
sehenswerth. Eisenbahn nach dem kaiserlichen Lustschloß Zarskoje Selü.
Der Seekriegshafen Kronstadt (50,000 Einw.). Schlüsselburg, Fest-
ung Carl Xii. bei Narwa 1700;
d. Esthland: Reval, 30,000 E.
б. Piefland: Riga, 78,000 E., Univ. Dorpat, 14,000 E. Sternwarte,
ä. Kurland: Mitau an der Aa, 23,000 E.
2) " Das Grostfürstruthum Finnland.
Abo, 15,500 E., Helstngfors, 20,000 E., Univ. Tornea. Alands-Inseln.
3) Grostrustland.
Moskau an der Moskwa, 360,000 E. „der Kreml" (Napoleon 1812.
Gouverneur Graf Rostopschin). Nowgorod am Ilmen-See, 18,000 E.
Nischei-Nowgorod, ein sehr bedeutender Meßplatz am Einfluß der Oka
in die Wolga, zählt 42,000 E. Kaluga, 35,000 E. Tula, Gewehr-
fabriken, Smolensk und Borodino 1812. Woronesch und Orel, Städte
von 40 — 45,000 E. Archangel an der Dwina 20,000 E. Kola,
Härings- und Wallfischfang. Die Insel Nowaja-Semlja, eine Doppel-
*) Saffian, marokkanisches Leder oder Maroquin, ein aus Ziegenfellen be-
reitetes, farbiges Leder, hat seinen Namen von der marokkanischen Seestadt Saffi,
von wo es nach Europa (früher ausschließlich von da) versandt wird.
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TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Jugermsnland Carl_Xii Piefland Tornea Napoleon Graf_Rostopschin Borodino
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Ueberfluß Kronstadt Schlüsselburg Narwa Riga Dorpat Kurland Finnland Helstngfors Moskau Moskwa Ilmen-See Nischei-Nowgorod Wolga Kaluga Tula Smolensk Europa
150
3) Das Ejalat Bosnien mit -er Herzegowina: Bosna Serai 70,000
Einw. Stapelplatz des macedonisch-albanisch-bosnischen Handels.
Travnik und Zwornik (15,000 E.) Mostar ist Hauptstadt des
Fürstenthums Saba, dessen Fürst 1440 von Friedrich Iii. den
Herzogstitel erhielt.
4) Das Ejalat Dschefair umfaßt den Küstenstrich an den Dardanellen
und mehrere Inseln des ägäischen Meeres, welche wir eigentlich
schon zu Asien zählen müssen. Gallipoli auf der gleichnamigen
Halbinsel, 80,000 E. Die 4 Dardanellen-Schlösser mit 900
Kanonen, die neuen nach dem ägäischen, die alten nach dem Marmor-
Meere gelegen, wehren jedem Kriegsschiffe den Durchpaß. Die
Inseln Thasos, Samothrake, Jmbros, Lemnos oder Stalimenc, Tc-
nedos, Skio oder Chios, Samos, Pathmos (Verbannungsort des
Apostels Johannes), Rhodus und Cypern. Rhodus, ein wald-
reiches schönes Eiland, hat nicht mehr seine frühere Bedeutung.
Während cs im Alterthume viele berühmte Städte besaß, be-
schränkt sich jetzt die Einwohnerzahl auf 32,000. Die Hauptstadt
Rhodus ist ein befestigter Kriegshafen. (Koloß von Rhodus. Die
Johanniter auf Rhodus). Cypern (300 Q.-M., 120,000 Einw.)
zählte im Alterthum 8 Königreiche. Die Insel besitzt schöne frucht-
bare Ebenen, hat aber durch Fällen der Wälder sehr an Pro-
duktionskrast verloren. Der Wein gedeiht vortrefflich. Krapp und
Coloquinten werden zur Ausfuhr gebaut; der Oelbaum wird ver-
nachlässigt , ungeachtet er vortrefflich gedeiht. Die Hauptstadt ist
Nikosia (20,000 E.).
5) Das Ejalat Kandis (Kirid) umfaßt die gleichnamige Insel (156
Q.-M., 210,000 Einw.). Die gebirgige Insel hat viel durch
Erdbeben gelitten; von 120 Städten stehen nur noch wenige.
Rindvieh- und Schafzucht, Steinböcke, Seide, Wachs, Honig, Süd-
früchte, Baumwolle, Marmor und Alabaster bilden ihren vorzüg-
lichsten Reichthum. Candia und Canea.
8 71.
Die Vasattenländer der europäischen Türkei.
Serbien, die Moldau und Walachei stehen unter eigenen Fürsten, welche
als Vasallen der Pforte einen bestimmten Tribut alljährlich an dieselbe ent-
richten. Die Fürsten der Moldau und Walachei führen den Titel Hospe-
dare; sie werden von den Bojaren (Adel) gewählt und vom Sultan be-
stätigt. Seil 1859 stehen die Moldau und Walachei oder Rumänien unter
einem gemeinsamen Fürsten. Der 1866 vom Volke erwählte Fürst Karl
ist dem preußischen Königshause nahe verwandt; er hat größere Selbständig-
keit vom Sultan erlangt als seine Vorgänger.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Apostels Johannes) Rhodus Krapp Candia Canea Karl Karl
113
zwischen Drau, Sau und Kulpa Slavonien; erst später nannte man den
westlichen Theil Croatien, d. h. Bergland, der östliche ward türkisch und
seitdem Slavonien genannt. In Croatien ist die alte slavonische Bevölkerung
geblieben, in Slavonien sind übergesiedelte, flüchtige Serbier vorherrschend.
In Slavonien ist Efsek an der Drau, 14,000 E., zu merken; in Croa-
tien außer der Hauptstadt Agram, 17,000 E., wo die Centralregierung
dieses Kronlandes ist, noch Karlstadt und Fiume, 15,500 E., welche beide
durch ihre Lage auf den Handel mit Wein, Tabak und Getreide hinge-
wiesen sind.
Iv. Die italienischen Crbstaaten.
A. Das Königreich Dalmatien
(232 Q.-M. und 450,000 Einwohner)
besteht aus einer Inselwelt und festem Lande. Die erstere besteht aus zahl-
losen, unbewohnten Klippen und vortrefflichen bewohnten Inseln, welche eben-
sowohl durch ihre zugänglichen Buchten, als durch ihre nützlichen Produkte
(Del, Wein, Salz, Fische, Kohlen, Datteln rc.) berühmt sind. Mit dem
gebirgigen, höhlenreichen Festlande theilen sie den Mangel an Quellwasser,
welchem Cisternen abhelfen. Die Bewohner sind gemischt und führen ver-
schiedene Namen. Dalmato ist der beliebteste für Alle. Bodolo heißt der
Küstenbewohner, Montanare der Bergbewohner, auch Morlache, was er als
Schimpfname ansieht, Uskoke der Eingewanderte oder Flüchtling. Die Landes-
sprache ist die illyrische, die Amtssprache und die der Gebildeten ist die ita-
lienische. Die Morlachen sind in ihren Häusern und Geräthschaften sehr
einfach; die Arbeit lieben sie nicht. Kostbar und verschwenderisch ist ihre
Kleidung. Die Männer tragen nicht selten mit Glaskorallen verzierte Zöpfe;
die Mädchen lassen ihre Haare in Einem Zopfe, die Frauen in zweien herab-
hängen. Jedes Mädchen trägt eine hochrothe Mütze, auf welche viel gehal-
ten wird. Sie schmücken sich gerne mit Gold und Perlen. Zara, Haupt-
stadt des Landes 18,500 E., Hafen. Die große Cisterne Fünfbrunnen saßt
40,000 Tonnen Wasser, theils Regen-, theils hergeleitetes Quellwasser.
Spaläto, 16,000 E., feste Seestadt, ist Geburtsort des Kaisers Diokletian,
welcher auch hier in Zurückgezogenheit sein Leben beschloß. Ragusa und
Cattaro, befestigte Hafenstädte, werden häufig durch Erdbeben heimgesucht.
B. Das Königreich Venetien
ist 1866, nach dem Siege Preußens über Oesterreich, an Italien abgetreten
worden, hat also aufgehört, der österreichischen Monarchie anzugehören.
Der österreichische Staat hat über 360 Meilen Eisenbahnen. Die
Hauptbahnen sind: 1) Die kaiserliche Nordbahn verbindet Wien mit Brünn,
Prag, Dresden, sowie in nordöstlicher Richtung mit Krakau und Warschau;
2) die Südbahn führt von Wien über den Sömmering nach Gratz, Laibach
und Triest. 3) die ungarische Bahn lehnt sich an die Nordbahn, um Wien,
Cassian, Gcographie. 4. Aufl. g
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Einfluß und den schwachen König, für das Alleinrecht der katho-
lischen Kirche, in vergeblicher Hoffnung aus) Frankreichs Beistand.
Kriegserklärung der Pforte an Rußland wegen einer Grenz-
verletzung 1768. Das Kriegsglück der Russen nähert die be-
sorgten Nachbarstaaten Preußen und Oesterreich einander, nur die
russischen Uebergrifse zu hindern und den Türkenkrieg zu endigen.
Zweimalige Zusammenkunft Friedrichs Ii und Josephs Ii
(römischer König 1764, Kaiser 1765—1790) in Neiße 1769 und
Neustadt bei Austerlitz 1770.
Die Idee einer Theilung Polens voll Rußland ausgehend,
auch von Oesterreich zuletzt angenvmnien 1772. Friedrich erhält
das polnische Preußen und das Bisthum Ermeland (das jetzige
Westpreußen, mit Ausnahme von Danzig llnd Thorn), ein Stück
von Grvß-Pvlen, bald noch durch den Netzedistriet erweitert —
zusammen 645 Qm.; -— eine Brücke zwischen Ostpreußen und
seinen Stammlanden. Rußland erhält 3500; Oesterreich nament-
lich Galizien und Lodomirien, zusammen 2500 Qm.
2. Der Bairische Erbfolgekrieg 1778—1779.
Mit Maxiinilian Joseph starb Ende 1777 die jüngere Wit-
telsbachsche Linie aus; es erbte der kinderlose Karl Theodor voll
Pfalz-Sulzbach. Ansprüche des Kaisers auf bedeutende bairische
Territorien, zll deren Abtretung er den neuen Kurfürsten nöthigt.
Protest des präsumtiven Erben Karl August, Herzogs voil
Pfalz-Zweibrückell unter Friedrichs Anregung ilnd Schutz, der
sich mit Sachsen, Rußland und Frankreich verständigt hatte.
Ein kurz dauernder Einfall der Preußen in Böhmen, durch
Krankheiten und Mangel gehemmt, blieb ohne entscheidenden Zn-
sammenstoß. Frankreichs nub Rußlands Vermittlung führte zun:
T e s ch e n e r Frieden 1779: Oesterreichs Ansprüche werden durch i
Abtretung des Inn Viertels (zwischen Donau, Inn nub Salza,
etwa 40 Qm.) abgefunden. Preußens Stellilllg in Deutschland
hob sich durch diesen an sich ereignißlosen Krieg bedeutend, noch
mehr durch Friedrichs letzte politische Thal,
3. Die Gründung des deutschen Fürstenbnndes 1785.
Joseph Ii, seit seiner Mutter Tod (1780) auch Herr der
habsburgischen Läilder, mit Rußland im Bund, gewann 1784
Herbst, historisches Hülfsbuch Itt, T
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Joseph Karl_Theodor Karl Karl_August Karl August Friedrichs Friedrichs Joseph_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Oesterreich Friedrichs Josephs Neiße Oesterreich Danzig Thorn Oesterreich Galizien Pfalz-Sulzbach Sachsen Frankreich Oesterreichs Donau Deutschland Friedrichs
— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural]]
— 164 —
folgen Berg und Tal, Flur und See, Wald und Wiese, und durch schattige
Schluchten und sonnige Täler steigt man hinauf zu reizenden Fernsichten, die
nach N. hin dem Beschauer oft einen Ausblick bis nach der Weichselniederung
und dem frischen Haff eröffnen.
Ter oberländische Kanal verbindet die oberländische Seenplatte n. mit
dem Drausensee, w. mit dem Geserichsee und s. mit dem Drewenzsee. Er
lvurde in den Jahren 1s44 bis 1860 erbaut und stellt unter Benutzung mehrerer
Seen eine Wasserstraße von 190 km Länge dar, darunter 40 km eigentliche
Kanalstrecken. Auf der n. Kanalstrecke hat man nun, um den bedeutenden
Höhenunterschied von 106 m auf der kurzen Strecke zwischen dem letzten See
der Seenplatte und dem Drausensee zu überwinden, nach dem Vorbilde des
Morriskanals in Pennsylvanien, das System der geneigten Ebenen
angewandt, öci die Anlage von Schleusen in großer Zahl auf der kurzen Strecke
untunlich, ja gefährlich ivar. Jede der 5 geneigten Ebenen von 14 bis 25 m
Höhe ist ein künstlicher Berg inmitten der Kanalstrecke mit zwei ungleichen
Böschungen, einer kurzen nach der hochliegenden obern, einer längern nach der
tiefliegenden untern Kanalstrecke. Die Überführung des Schiffs geschieht auf
einem großen, eisernen Gitterwagen von 3 m Breite, 20 m Länge und 10000 kg
Gewicht, der sich über die geneigte Ebene aus einem Eisenbahngeleise fortbewegt,
und dauert etwa 10 Minuten. Bei der Aufnahme und Abgabe des Schiffes
steht der Wagen, dessen Gitterwerk über das Wasser ragt, so tief unter Wasser,
als das Schiss Wassertiese braucht, um in die Bettung des Wagens zu gelangen
oder sie zu verlassen. Da zwei Bahngeleise mit Weichen vorhanden sind, können
zu gleicher Zeit aucki zwei Schiffe übergeführt iverden, die sich dann gegen-
einander bewegen. Das Maschinenwerk befindet sich im Maschinenhause am
Scheitelpunkt der Ebene und wird von einem rückschlägigen Wasserrade von
etwa 70 Pferdekräften getrieben. — Zu Tal werden ausgeführt Getreide, Holz,
Ziegel. Flachs, Spiritus: zu Berg kommen Steinkohlen, Salz, Heringe,
Maschinen u. a. m. in den Handel.
Die landschaftlichen Schönheiten Masurens treten insonderheit im so.
Seengebiet zu Tage. Der Spirdin gder Mauer- und der L ö wentinsee
gehören zu den größten Seen des baltischen Landrückens überhaupt. Kein
Geringerer als König Friedrich Wilhelm Iv. hat die Masuren auf die ganz
eigenartige Schönheit ihrer Heimat aufmerksam gemacht. In der Stadt Lotzen
hat sich neuerdings eine „Gesellschaft zur Erleichterung des Personenverkehrs
auf den masurischen Seen" die Aufgabe gestellt, dem Reisenden die Schönheiten
Masurens zu erschließen und die hervorragendsten Aussichtspunkte in der
Nachbarschaft der Seen zugänglicher zu machen. An der Südostgrenze Masurens
dehnt sich das größte Forstgebiet des baltischen Landrückens, „die Johannis^
burger Heide" aus. Ein Seitenstück dazu ist die „Rominter Heide",
n.ö. von Goldap auf der Grenze von Masuren und Littauen. Mitten in dem
Heidegebiet liegt an der seenartig erweiterten Rominte Theerbude mit dem
kaiserlichen Jagdschloß Rominten mit Kirche, beide im norwegischen
Stil erbaut.
Die Niederungsgebiete um Memel und Pregel gehören
zu den fruchtbarsten Strichen des Deutschen Reichs, sind reich an
Getreide, Flachs, Futterpflanzen und Weiden; sie sind Hauptstätten des
Ackerbaues und der Vieh- und Pferdezucht. Besonders ist die „Tilsiter
Niederung" durch ihre Fruchtbarkeit und durch den „Tilsiter Käse"
weit und breit berühmt. Hin und wieder, namentlich n. vom Memel-
ström, finden sich kleine heideartige Landstrecken, „Palven" genannt.
In dem wasserreichen, unvollständig eingedeichten Memeldelta zwischen
Ruß und Gilge wird der Verkehr vielfach aus Kähnen, im Winter durch
Eis vermittelt. Die schlimmste Zeit für die Bevölkerung ist die nebelreiche
Übergangszeit bei Beginn und am Ende des Winters, wenn das Eis „nieder-
hält noch bricht." In dieser Zeit des „Schacktarp"*) (= Nebel) sind die Be-
*) Bergl. Wicherts Erzählung: „Schacktarp."
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wicherts
— 157 —
das frische Haff, umsäumt von dem dunkeln Waldbande der großen kapor
uischen Heide.
Ottskunde.
ki) In Ostpreußen: Memel, am „Memeler Tief," nörd-
lichste Stadt des Deutschen Reichs; Handelsplatz für Holz, Getreide,
Flachs (Ausfuhr) und Kohlen (Einfuhr). Handel und Reederei sind
in den letzten Jahren sehr zurückgegangen, teils infolge der Zoll-
schränken, teils ans Mangel an Binnenverkehrsstraßen, die das Hinter-
land erschließen. S. von der Stadt führt der König-Wilhelm-Kanal
nach der untern Minge, von wo aus die Binnenwasserstraße sich durch den
Ruß memelaufwärts und durch die Gilge und den großen Friedrichsgraben zur
Seime und von hier zum Pregel fortgesetzt. — Cranz, bedeutendes
Ostseebad am Südende der knrischen Nehrung, durch Eisenbahn mit
Königsberg verbunden. — Königsberg i. Pr.*), (188 Tsd. E.), un-
weit der Pregelmünduug gelegen. 1225 durch den Orden angeblich auf den
Rat Ottokars von Böhmen erbaut, entwickelte sich Königsberg als Handelsplatz
bedeutend und bestand bis 1724 aus drei Städten: der Altstadt mit dem
Schloßbezirk, dem von den Pregelarmen umschlossenen Kneiphof mit dem
Dom und dem Löbenicht. Seit dem zweiten Thorner Frieden Sitz des
Hochmeisters, war sie später Residenz der Herzöge und wurde 1701 die Krönungs-
stobt der preußischen Könige mit dem Titel einer „Kgl. Haupt- und Residenzstadt".
Heute ist K. die Hst. der Provinz, Festung I. Ranges mit
zahlreichen, weit vorgeschobenen Forts nnd.ein bedeutender Handels-
pl atz für Getreide, Holz, Flachs, Kohlen und Kolonialwaren. Doch
hat der Handel infolge der Zollschranken wesentlich gelitten, so daß
Königsberg darin von dem aufstrebenden Stettin überflügelt worden
ist. Auch das Großgewerbe (Maschinenbau, Bernsteinwaren, Bier
und Spiritus, Leder) ist hervorragend. Zu den Sehenswürdig-
feiten gehören das Schloß mit den Kaiserzimmern und dem
Moskovitersaal, das mit Gärten umrandete große Becken des Schloß-
teichs, die Universität, 1544 von Herzog Albrecht gestiftet, die
Königsdenkmäler, die Börse, der Dom und das Museum. In der
Umgegend die herrlichen Anlagen der „Hufen". — Pillan, befestigter
Vorhafen von Königsberg am „Pillauer Tief", mit lebhaftem Verkehr
besonders auch im Winter, wenn Haff und Pregel zugefroren sind.
b) In We st Preußen Danzig (141 Tsd. E.), alte Seehandels-
stadt am Einfluß der Radaune in die Mottlau, unweit der alten
Weichselmündung gelegen. D. war bereits um 1000 Hauptstadt von
Pommerellen. Dieses kam mit Danzig 1309 an den Orden, 1466 an Polen;
bei der 2. Teilung Polens 1793 siel die Stadt an Preußen. Heute ist D. die
Hst. von West Preußen. Als Stapelplatz der Erzeugnisse des weiten
Weichselgebiets, sowie als Einfuhrhafen des Hinterlandes war die Stadt
von jeher von großer Bedentuug, wenn auch neuerdings die Zoll-
schranken die Entwickelnng etwas eingeengt haben. Zweiter deutscher
Ostseehafen, Haupthaudelsvlatz für Getreide, Holz, Kohlen und
Kolonialwaren. Auch das Großgewerbe ist bedeutend, namentlich
*) Wirkungsstätte berühmter Männer: Kant, Herbart, Fichte, Bessel,
Rosenkranz.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
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Extrahierte Personennamen: Cranz Ottokars Königsberg Albrecht Albrecht Herbart Bessel
— 157 —
sind meist lichthaarig und blauäugig, von kurzer, gedrungener Gestalt und
breiten, wenig ansprechenden Zügen. Ihrem Charakter nach sind sie gutmütig,
freundlich, gastfrei und zuvorkommend. Die Jahrtausende lange Unterdrückung
seitens der verschiedensten Volksstämme hat sie geduldig und fügsam, schüchtern
und mißtrauisch gemacht. In dieser Hinsicht sind ihre Stammesverwandten,
die ehedem so kriegerischen Littauer, anders geartet. Der Lette ist anstellig und
gelehrig, ein arbeitsamer Ackerbauer, Hirte und Handwerker. Seine Sprache ist
überreich an Ausdrücken der Zärtlichkeit, an Liebkosungs- und Verkleinerungs-
Wörtern. Der größte Teil der Letten ist evangelisch. Neuerdings hat sich
in dem halbgebildeten „Jung l et ten t um" das Bestreben breit gemacht, für
Herstellung einer großlettischen Nationalität zu wirken. Ein eigentümlicher
Zug dieser junglettischen Richtung ist der Deutschenhaß.
Ortskunde. In Kurland: Li bau, hat im letzten Jahrzehnt als
Hasenstadt durch Verbesserung seiner Hasenverhältnisse und Vermehrung der
Getreideausfuhr sehr gewonnen. Mit au, alte Residenz der ehemaligen Herzöge
von Kurland. — Dünaburg, Festung an der Düna, lebhaste Handelsstadt.
In Livland: Riga (283 Tsd. E.), bedeutender Seehafen an
der Dünamündung, einst Hauptsitz des Ordens der Schwertbrüder und
später mächtige Hansastadt, heute der zweite russische Ostseehafen und
Hauptausfuhrort für die landwirtschaftlichen Produkte der Hinterländer.
Über Riga werden Getreide, Flachs, Hanf, Leinsamen, Holz, Balken und
Bretter, ja auch kleine Mengen von Naphta und russischem Petroleum
ausgeführt. —Dorpat, alte deutsche, der Russifizieruug anheimgefallene
Universitätsstadt.
Jn Efthland: Reval, Hafenstadt am sinnischen Meerbusen, weniger
wichtig als Riga und Libau. — Noch unbedeutender ist N arw a am sinnischen
Meerbusen.
In Jngermannland: Petersburg (mit Vororten 1,4 Mill. E.),
prächtige, modern aufgebaute Haupt- und Residenzstadt an der Newa,
erste Handelsstadt des Reichs und Hauptsitz der Kunst und Wissenschast
in Rußland. Als Sitz des Hofes und der obersten Verwaltungs-
behörden und als Wiuteraufeuthaltsort des reichen russischen Adels ist
Petersburg der wichtigste Eiufuhrplatz für ausländische Artikel. Infolge
der zahlreichen günstigen Wasserstraßen und Bahnen, welche die Stadt
mit den Hinterländern verbinden, ist sie zugleich wichtigster Ausfuhr-
Hafen aller landwirtschaftlichen Erzeugnisse derselben. In ihrem äußern
Ansehen stellt die Stadt mit ihren vielen modernen Großbauten und Palästen,
sowie in dem Leben der Bewohner des modernen Rußland einen Gegensatz zu
dem altrussischen Moskau dar. Die schönste Straße, die Promenade der vor-
nehmen Welt, ist der Newskiprospekt. 5 km lang und sehr breit. Von
den großartigen Palästen seien hier der Winterpalast und der Marmor-
Palast erwähnt, unter den vielen Denkmälern das Denkmal Peters des Großen
und Katharinas Ii. — Kronstadt, stark befestigte Vorstadt von P.,
auf einer von Klippen umgebenen Insel, Hauptstation der Ostseeflotte.
— Schlüsselburg, starke Festung.
e) Das westrussische Tiefland umfaßt die Landschaften West-
rußland, Wolynien, Polen und Littauen. Das größten-
teils ganz ebene Gebiet wird im N. von Düna und Njemen, im
W. von der Weichsel mit Bug und Narew, im O. vomdnjepr
durchflössen, der rechts die Berefina und den Pripet aufnimmt.
Um den Pripet dehnen sich die Rokitnosümpfe aus, das größte
Sumpfgebiet Europas, dreimal so groß als die Provinz Posen. Die
Sumpfwaldungen machen oft den Eindruck von feuchten Urwäldern.
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Littauer und Weißrussen sind katholisch, im ganzen 15,4 Mill., die
Finnen, Schweden, Deutschen und viele der lettischen Bewohner sind
evangelisch (6,1 Mill.), die tatarischen Stämme und die Kirgisen
sind Mohammedaner (2,7 Mill.), und die Kalmücken bekennen sich
zum Buddhismus. Unter den mongolischen Völkern Nordrußlands
findet sich noch finsteres Heidentum. Juden gibt es 4,3 Mill. Zu
ihnen gehören auch die Kar aiten (S. 165).
Die geistige Bildung steht in Rußland auf sehr niedriger Stufe. Da
ein allgemeiner Schulzwang nicht durchgeführt ist, so erhebt sich die Land-
bevölkerung kaum über die Bildungsstufe halbzivilisierter Völker. Am besten
ist es mit" der Schulbildung noch in den Ostseeprovinzen bestellt. Neuerdings-
beginnt man dem Unterrichtswesen mehr Sorgfalt zuzuwenden. 74 Lehrer-
und 9 Lehrerinnenseminare sorgen für Heranbildung der Lehrkräfte. Die höheren
Schichten der Gesellschaft weisen nicht selten einen hohen Grad geistiger Bildung
auf. Das Reich besitzt neun Universitäten: St. Petersburg, Helsingfors,
Dorpat, Warschau, Moskau, Kasan, Kijew, Charkow und Cdessa, eine Akademie
der Wissenschaften in Petersburg und zahlreiche höhere Lehranstalten und Fach-
schulen. Doch wird Rußland noch lange zu tun haben, bis die Bildung der
Bevölkerung im Durchschnitt derjenigen der westeuropäischen Völker nahe kommt.
Das russische Gelehrtentum hat in neuerer Zeit nennenswerte Erfolge aufzu-
weisen, und russische Dichter und Schriftsteller (Puschkin, Baratinsky, Alexei
Tolstoi, Turjenzew, Dostojewsky) haben eine beachtenswerte nationale Litteratur
begründet.
3. Nahrungsquellen. Die Natur des Landes weist die
Bewohner in erster Linie auf Ackerbau, Liehzucht und Forst-
betrieb hin. Diese Nahruugsquellen stellen anch die meisten Aus-
suhrprodukte. *) Über '/z der ganzen Getreideernte Europas kommt
auf Rußland. Die Viehzucht umfaßt alle Gattungen der mittel-
europäischen Haustiere. Dazu kommt im sö. Steppengebiet das Kamel,
im N. das Renntier. Sehr ergiebig ist im n. Rußland auch die Jagd
auf Pelztiere. Ganze Völkerschaften entrichten ihre Abgaben an den
Staat in Pelz und Pelzwaren. Sehr bedeutend ist ferner die Fischerei
in deu Meereu und Flüssen. Namentlich bildet der Kaviar einen sehr
wichtigen Ausfuhrartikel. Außer dem Hausen werden auch Störe und
Robben in großer Menge gefangen.
Rußlaud ist nicht arm an Mineralien. Der Bergbau im mitt-
leren Ural liefert Gold, Silber, Platiua, Kupfer und Eisen. Ein
großes Kohlenrevier ist im Vorural bei Perm und im Gebiet der
südrussischen Platte, namentlich am Donez. Salz liesern besonders-
die Steppenseen n. vom Kaspisee; Petroleum und Naphta kommen
immer mehr zur Ausfuhr. — Die Industrie Rußlands ist noch
wenig entwickelt. Die wichtigsten Zentren derselben sind Petersburg und
Moskau. Letzteres ist der Mittelpunkt der nationalen Textil-
industrie in Leinen, Baumwolle und Wolle. Die bedeutenden Gewehr-
sabriken in Tula sind bereis erwähnt. Berühmt ist das russische Leder
(Kaluga). Sehr verbreitet ist die Spiritusfabrikation, namentlich
in den westlichen und mittleren Provinzen.
*) 1900 kamen zur Ausfuhr: 1912 Mill. kg Weizen, 1 527 Mill. kg
loggen, 887 Mill. kg Gerste, 1311 Mill. kg Hafer, 312 Mill. kg Buch-
weizen, Hirse und Mais; Flachs und Sämereien 173 Mill. kg. Leinöl und-
Petroleum 1166 Mill. kg, Holz für 126,2 Mill. Rubel.
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Ter Handel Rußlands ist im Innern trotz der Weitmaschigkeit
des Bannetzes (45 000 km) außerordentlich lebhaft. Zur Förderung
desselben tragen die Flußwasserstraßen und Kanalstrecken, sowie die günstigen
Schlittenbahnen zur Winterszeit bei. Die Messen von Nischnij-Nowgorod
haben Weltruf. Berühmt sind auch die Messen von Charkow. —■ Der
Außenhandel wird durch die Natur der Grenzmeere beeinträchtigt. Das
Eismeer hat wegen seiner u. Lage geringe, Ostsee und schwarzes Meer
haben als Binnenmeere nur mäßige Bedeutung für den Seehandel.
Rußland nimmt mit seiner Handelsflotte nur die 9. Stelle (Deutschland
die dritte!) anf der Erde ein. Dagegen ist der Außenhandel an der
Südwest- und Südostgrenze sehr bedeutend.
Die Handelsbeziehungen Deutschlands zu Rußland sind infolge
der Ungleichartigkeit der Produktionen beider Länder, infolge der nachbarlichen
Lage und der langen politischen Freundschaft sehr enge. In seiner Einfuhr
nach Deutschland steht Rußland mit Finnland an 3. Stelle, in der Ausfuhr
an 5. Stelle unter den handeltreibenden Mächten. Rußlands Einfuhr nach
Deutschland ist besonders groß in Artikeln seiner Viehzuchtund seines
Ackerbaus und deren Nebenerzeugnissen (1900: 89,3 Mill. M. Roggen.
40 Mill. M. Eier, 39.3 Mill. M. Gerste, 38,9 Mill. M. Hafer, 36,4 Mitf. M.
Weizen, 28,7 Mill. M. Flachs, 34.2 Mill. M. Kleie und andere Getreideabsälle,
28,3 Mill. M. Leinsaat, 20,3 Mill. M. Borsten, Därme und andere tierische
Abfälle. 18.3 Mill. M. lebendes Federvieh, 17,7 Mill. M. Felle für die Pelz-
bereitung, 17.6 Mill. M. Ölkuchen. 15,4 Mill. M. Pferde, 14 Mill. M. Hanf,
13,5 Mill. M. Kalbfelle, 12,2 Mill. M. Schmieröle; dazu geringere Mengen
von Butter, Mais, Werg, Erbsen und Wicken, Kleesaat, Raps u. a., von denen
jeder Artikel auch noch über 5 Mill. M. in der Einfuhr nach Deutschland be-
trägt). Außerdem besteht Rußlands Einfuhr noch in Bau- und Nutzholz
(1900: 48,1 Mill. M.), in gemünztem Golde (1900: 43,5 Mill. M), in
Kautschuck und Guttapercha (1900: 10,2 Mill. M), Petroleum
{1900: 9,4 Mill. M.), Manganerzen und Kaviar. — Deutschland führt
aus nach Rußland: Erzeugnisse seiner Eisenindustrie (1900: 68,6
Mill. M.), Baumwolle (1900: 11,4 Mill. M.), Steinkohlen (1900: 10,1
Mill. M.), außerdem in Beträgen von über 5 Mill. M. Erzeugnisse des Buch-
gewerbes, Gold- und Silberivaren, Dampfschiffe, Wollengarn und Silber.
4. Staatlich e Verhältnisse. Rußland ist eine unumschränkte,
erbliche Monarchie. (Autokratie). Der Zar als „Selbstherrscher aller Reußen"
hat die oberste Gewalt in Bezug auf Gesetzgebung, Kirchenlvesen und Rechtsver
Hältnisse. Ihm stehen drei beratende Körperschaften zur Seite, deren Mitglieder
er beruft: 1) Der Reichs rat in Sachen der Gesetzgebung, Finanzverwaltung
und Diplomatie, 2) der heilige Synod in allen kirchlichen Angelegenheiten
und 3) der Senat als höchster Gerichtshof in der Rechtspflege. — Finn-
land ist dagegen nur durch Personalunion mit Rußland verbunden, hat
.feine eigene Verwaltung und eine Volksvertretung aus 4 Ständen, dem Adel,
der Geistlichkeit, den Bürgern und Bauern. — In neuerer Zeit versucht die
russische Regierung, Finnland enger an das Hauptland anzuschließen.
Außer Finnland ist das europäische Rußland in 60 Gouvernements
geteilt, die sich in folgende historische Landschaften zusammenfassen lassen:
1. Großrußlan d, 2. die Ostseeprovinzen (Kurland, Livland, Esthland.
Jngermannland), 3. Westrußland mit Littauen und Wolynien. 4. Polen,
'5. Kleinrußland oder die Ukraine, 6. Südrußland mit Podolien,
Wessarabien, dem pontischen Küstenlande mit der Krim und dem Lande der
Donschen Kosaken, 7. L st ruß land mit Kasan und Astrachan. Dazu kommt
8. F i n n l a n d.
Auswärtige Besitzungen in Asien: Diese betragen 16v2 Mill. qkm
-mit 22,7 Mill. Bewohnern. Zu ihnen gehören Kaukasien, Sibirien mit der
.Insel Sachalin (incl. Neusibirien, Wrangelland, De-Long-Jnseln), die Steppen-
gebiete Ferghana und Pamir, Samarkand, Syr- und Amu-Darja, weiter
Transkaspien, Turkestan, die Vasallenstaaten Ehiwa und Buchara, chinesisches
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Extrahierte Personennamen: Großrußlan Westrußland
Extrahierte Ortsnamen: Charkow Ostsee Deutschland Deutschlands Deutschland Finnland Deutschland Werg Deutschland M. Kautschuck Deutschland Rußland M. Finnland Finnland Kurland Livland Esthland Podolien Wessarabien Kasan Astrachan Asien Sibirien Sachalin Samarkand Ehiwa Buchara