66
Bespannung gewährt, von großer Wichtigkeit. Endlich hat Rußland an
Fischen und Pelzthieren (Bären, Zobeln, Hermelinen, Füchsen, Bibern, Eich-
hörnchen, Vielfraßen, weißen Hasen, wilden Katzen rc.) einen solchen Ueber-
fluß, wie kein anderes Land von Europa.
Kein Staat Europas hat endlich solche Schätze im Gebiete des Mi-
neralreichs aufzuweisen, wie der russische. Goldminen finden sich im Ural
und asiatischen Altai; man schätzte ihren Ertrag in den Jahren 1842 — 1846
auf 350 Millionen Franken. Ebenso ergiebig sind die Plasina-, Silber-,
Kupfer-, Eisen-, Blei- und Edelstein-Gruben. Stein- und Braunkohlen,
Salz, Mineralquellen sind in Ueberfluß vorhanden.
Hat sich auch die Industrie und der Handel im europäischen Rußland
in den letzten hundert Jahren um ein Bedeutendes gehoben, so steht doch na-
mentlich erstere noch der anderer europäischen Länder bedeutend nach. Be-
sondere Erwähnung verdient die Bereitung des Leders in Rußland; die
sogenannten Juchten oder Insten, welche ihren eigenthümlichen Geruch durch
Gerben mit Birkentheer erhalten, sowie der russische Saffian *) bilden neben
dem Getreide, Hanf, Flachs, Talg und Pelz die bedeutendsten Handels- und
Ausfuhrartikel. Die Fabriken in Tuch- und' Baumwollenzeugen sind beträcht-
lich. Zu bemerken bleibt noch, daß die Russen sich des alten julianischen
Kalenders bedienen. (§ 124.)
Ortsbeschreibung.
Wir betrachten die wichtigsten Städte nach folgenden Provinzen:
1) Die Dftseeprovinzeu.
а. Jugermsnland: St. Petersburg an der Newa, 540,000 Einw., ist
eine der schönsten Städte Europa's. Viele prächtige Kirchen und
Paläste, das Denkmal Peters des Gr. und die Älexandersäule sind
sehenswerth. Eisenbahn nach dem kaiserlichen Lustschloß Zarskoje Selü.
Der Seekriegshafen Kronstadt (50,000 Einw.). Schlüsselburg, Fest-
ung Carl Xii. bei Narwa 1700;
d. Esthland: Reval, 30,000 E.
б. Piefland: Riga, 78,000 E., Univ. Dorpat, 14,000 E. Sternwarte,
ä. Kurland: Mitau an der Aa, 23,000 E.
2) " Das Grostfürstruthum Finnland.
Abo, 15,500 E., Helstngfors, 20,000 E., Univ. Tornea. Alands-Inseln.
3) Grostrustland.
Moskau an der Moskwa, 360,000 E. „der Kreml" (Napoleon 1812.
Gouverneur Graf Rostopschin). Nowgorod am Ilmen-See, 18,000 E.
Nischei-Nowgorod, ein sehr bedeutender Meßplatz am Einfluß der Oka
in die Wolga, zählt 42,000 E. Kaluga, 35,000 E. Tula, Gewehr-
fabriken, Smolensk und Borodino 1812. Woronesch und Orel, Städte
von 40 — 45,000 E. Archangel an der Dwina 20,000 E. Kola,
Härings- und Wallfischfang. Die Insel Nowaja-Semlja, eine Doppel-
*) Saffian, marokkanisches Leder oder Maroquin, ein aus Ziegenfellen be-
reitetes, farbiges Leder, hat seinen Namen von der marokkanischen Seestadt Saffi,
von wo es nach Europa (früher ausschließlich von da) versandt wird.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Jugermsnland Carl_Xii Piefland Tornea Napoleon Graf_Rostopschin Borodino
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Ueberfluß Kronstadt Schlüsselburg Narwa Riga Dorpat Kurland Finnland Helstngfors Moskau Moskwa Ilmen-See Nischei-Nowgorod Wolga Kaluga Tula Smolensk Europa
150
3) Das Ejalat Bosnien mit -er Herzegowina: Bosna Serai 70,000
Einw. Stapelplatz des macedonisch-albanisch-bosnischen Handels.
Travnik und Zwornik (15,000 E.) Mostar ist Hauptstadt des
Fürstenthums Saba, dessen Fürst 1440 von Friedrich Iii. den
Herzogstitel erhielt.
4) Das Ejalat Dschefair umfaßt den Küstenstrich an den Dardanellen
und mehrere Inseln des ägäischen Meeres, welche wir eigentlich
schon zu Asien zählen müssen. Gallipoli auf der gleichnamigen
Halbinsel, 80,000 E. Die 4 Dardanellen-Schlösser mit 900
Kanonen, die neuen nach dem ägäischen, die alten nach dem Marmor-
Meere gelegen, wehren jedem Kriegsschiffe den Durchpaß. Die
Inseln Thasos, Samothrake, Jmbros, Lemnos oder Stalimenc, Tc-
nedos, Skio oder Chios, Samos, Pathmos (Verbannungsort des
Apostels Johannes), Rhodus und Cypern. Rhodus, ein wald-
reiches schönes Eiland, hat nicht mehr seine frühere Bedeutung.
Während cs im Alterthume viele berühmte Städte besaß, be-
schränkt sich jetzt die Einwohnerzahl auf 32,000. Die Hauptstadt
Rhodus ist ein befestigter Kriegshafen. (Koloß von Rhodus. Die
Johanniter auf Rhodus). Cypern (300 Q.-M., 120,000 Einw.)
zählte im Alterthum 8 Königreiche. Die Insel besitzt schöne frucht-
bare Ebenen, hat aber durch Fällen der Wälder sehr an Pro-
duktionskrast verloren. Der Wein gedeiht vortrefflich. Krapp und
Coloquinten werden zur Ausfuhr gebaut; der Oelbaum wird ver-
nachlässigt , ungeachtet er vortrefflich gedeiht. Die Hauptstadt ist
Nikosia (20,000 E.).
5) Das Ejalat Kandis (Kirid) umfaßt die gleichnamige Insel (156
Q.-M., 210,000 Einw.). Die gebirgige Insel hat viel durch
Erdbeben gelitten; von 120 Städten stehen nur noch wenige.
Rindvieh- und Schafzucht, Steinböcke, Seide, Wachs, Honig, Süd-
früchte, Baumwolle, Marmor und Alabaster bilden ihren vorzüg-
lichsten Reichthum. Candia und Canea.
8 71.
Die Vasattenländer der europäischen Türkei.
Serbien, die Moldau und Walachei stehen unter eigenen Fürsten, welche
als Vasallen der Pforte einen bestimmten Tribut alljährlich an dieselbe ent-
richten. Die Fürsten der Moldau und Walachei führen den Titel Hospe-
dare; sie werden von den Bojaren (Adel) gewählt und vom Sultan be-
stätigt. Seil 1859 stehen die Moldau und Walachei oder Rumänien unter
einem gemeinsamen Fürsten. Der 1866 vom Volke erwählte Fürst Karl
ist dem preußischen Königshause nahe verwandt; er hat größere Selbständig-
keit vom Sultan erlangt als seine Vorgänger.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Apostels Johannes) Rhodus Krapp Candia Canea Karl Karl
113
zwischen Drau, Sau und Kulpa Slavonien; erst später nannte man den
westlichen Theil Croatien, d. h. Bergland, der östliche ward türkisch und
seitdem Slavonien genannt. In Croatien ist die alte slavonische Bevölkerung
geblieben, in Slavonien sind übergesiedelte, flüchtige Serbier vorherrschend.
In Slavonien ist Efsek an der Drau, 14,000 E., zu merken; in Croa-
tien außer der Hauptstadt Agram, 17,000 E., wo die Centralregierung
dieses Kronlandes ist, noch Karlstadt und Fiume, 15,500 E., welche beide
durch ihre Lage auf den Handel mit Wein, Tabak und Getreide hinge-
wiesen sind.
Iv. Die italienischen Crbstaaten.
A. Das Königreich Dalmatien
(232 Q.-M. und 450,000 Einwohner)
besteht aus einer Inselwelt und festem Lande. Die erstere besteht aus zahl-
losen, unbewohnten Klippen und vortrefflichen bewohnten Inseln, welche eben-
sowohl durch ihre zugänglichen Buchten, als durch ihre nützlichen Produkte
(Del, Wein, Salz, Fische, Kohlen, Datteln rc.) berühmt sind. Mit dem
gebirgigen, höhlenreichen Festlande theilen sie den Mangel an Quellwasser,
welchem Cisternen abhelfen. Die Bewohner sind gemischt und führen ver-
schiedene Namen. Dalmato ist der beliebteste für Alle. Bodolo heißt der
Küstenbewohner, Montanare der Bergbewohner, auch Morlache, was er als
Schimpfname ansieht, Uskoke der Eingewanderte oder Flüchtling. Die Landes-
sprache ist die illyrische, die Amtssprache und die der Gebildeten ist die ita-
lienische. Die Morlachen sind in ihren Häusern und Geräthschaften sehr
einfach; die Arbeit lieben sie nicht. Kostbar und verschwenderisch ist ihre
Kleidung. Die Männer tragen nicht selten mit Glaskorallen verzierte Zöpfe;
die Mädchen lassen ihre Haare in Einem Zopfe, die Frauen in zweien herab-
hängen. Jedes Mädchen trägt eine hochrothe Mütze, auf welche viel gehal-
ten wird. Sie schmücken sich gerne mit Gold und Perlen. Zara, Haupt-
stadt des Landes 18,500 E., Hafen. Die große Cisterne Fünfbrunnen saßt
40,000 Tonnen Wasser, theils Regen-, theils hergeleitetes Quellwasser.
Spaläto, 16,000 E., feste Seestadt, ist Geburtsort des Kaisers Diokletian,
welcher auch hier in Zurückgezogenheit sein Leben beschloß. Ragusa und
Cattaro, befestigte Hafenstädte, werden häufig durch Erdbeben heimgesucht.
B. Das Königreich Venetien
ist 1866, nach dem Siege Preußens über Oesterreich, an Italien abgetreten
worden, hat also aufgehört, der österreichischen Monarchie anzugehören.
Der österreichische Staat hat über 360 Meilen Eisenbahnen. Die
Hauptbahnen sind: 1) Die kaiserliche Nordbahn verbindet Wien mit Brünn,
Prag, Dresden, sowie in nordöstlicher Richtung mit Krakau und Warschau;
2) die Südbahn führt von Wien über den Sömmering nach Gratz, Laibach
und Triest. 3) die ungarische Bahn lehnt sich an die Nordbahn, um Wien,
Cassian, Gcographie. 4. Aufl. g
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
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254
Siebenter Zeitraum.
den Bischof Heinrich, welcher durch Geld den habsüchtigen Kai-
ser gewann. Gewissensangst trieb ihn zu einem Kreuzzuge nach
i*98 Palästina, wo er starb; W ladis law Ii!. aber entsagte freiwillig
der Krone und begnügte sich mit Mahren, um einen Bürgerkrieg
zu vermeiden, bis endlich Otto car I., aus dem Hause Przemysl,
des deutschen Reichs Zwiespalt benutzend, wo P h i l i p p von S ch w a-
den und Otto von Sachsen um die Kaiserkrone stritten, erster
ríos erblicher König von Böhmen ward. Mit kluger Berechnung
" erkannte ec den Hohenstaufen Friedrich Ii. als Kaiser an, da Ot-
Macht wankte, und erweiterte Böhmen südwärts bis an
à2i5 die Donau, was ihn zwar mit dem Herzoge von Oeffreich in Krieg
verwickelte, den er aber zu seinem Vortheile endigte. Sein Sohn,
¿2,0 Wenzesla w I., herrschte mit kühnem Muthe in einer stürmi-
— 53 schm Zeit. Seine Absicht, Steiermark und Oestreich an sich zu
^ 23 bringen, erreichte er nicht, dagegen ward er Böhmens und ganz
Deutschlands Hort gegen die Mongolen, welche, unter ihrem
1241 Anführer Peta, heranstürmten, Wenzeslaw aber schlug sie bei
Glatz, befestigte Olmütz, wo der tapfere Jaroslaw von Sternberg
den Mongolen Peta mit eigener Hand erlegte. Wenzeslaw sah
traurige Tage gegen das Ende seiner Regierung. Seinen noch-
1246 maligen Versuchen auf Oestreich und Steiermark trat der Kaiser
Friedrich I!. entgegen; der böhmische König ergriff wider ihn die
Waffen zum Mißvergnügen der Vasallen, welche theilweise von
ihm absielen, seinen Sohn Ottocar in ihren Bund zogen, und so
entstand ein Bürgerkrieg zwischen Vater und Sohn. Zwar versöhn-
ten sie sich endlich, doch letzterer goß neue Bitterkeit in seines
Vaters Leben durch ausgestoßene Drohungen, bis dieser endlich der
1253 Last seiner Leiden erlag. Ottocar Ii. bestieg nach ihm den
~ 78 Thron mit beflecktem Gewissen, aber ein großartiger Herrschersinn
Ä 25 lebte in ihm. Mit starker Faust drückte er die meuterischen Va-
sallen nieder, stürmte mit einem Kreuzheere von 60,000 Mann
bis an die Oñsee gegen die Preußen, gründete Königsberg
und überließ den deutschen Rittern das Weitere. Oestreich,
1255 Steiermark, Kärnthen, Krain brachte er an sich, seine
Staaten berührten das adriatische und das baltische Meer. Deutsch-
land zerfiel bei den Wirrsalen des Zwischenceichs; man trug Otto-
car von Böhmen die, freilich sehr herabgekommene, Kaiserkrone an.
Er verschmahete sie und bereute es zu spat, als sie Rudolf von
1273 Habsburg übernommen. Gewohnt die bisherigen Schattenkaiser,
Wilhelm von Holland, Alfons X. und Richard von Cornwallis,
geringschätzig zu behandeln, fand Ottocar in Rudolf einen Kaiser.
Da er diesem die Huldigung verweigerte, erklärte selbiger die vier
von Ottocar neu erworbenen Länder für verfallen, Böhmen und
Mähren für verwirkte Lehen, und stand schon an der Donau,
1270 seinen Spruch zu vollziehen. Ottocar leistete die Huldigung, mußte
aber Oestreich, Steiermark, Kärnthen und Krain abtreten. Zu
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Otto Otto Friedrich_Ii Friedrich Wenzesla Wenzeslaw Glatz Jaroslaw_von_Sternberg Wenzeslaw Friedrich_I! Friedrich Oestreich Rudolf_von
1273_Habsburg Rudolf Wilhelm Alfons_X Richard_von_Cornwallis Ottocar Rudolf Rudolf Ottocar Ottocar Oestreich
306
Achter Zeitraum.
Seine Kriege gegen Rußland, Litthauen und Schlesien förderten
den Wohlstand nicht; unendlicher Jammer aber kam über das
Land, als die Mongolen, unter dem Häuptlinge Tula-Buga noch-
1287 mals einbrachen und 21,000 Frauen und Jungfrauen hinwegraub-
ten. Lessek ftarb kinderlos und ohne Verfügung über seine Nach-
folge. Darum haderten, zum Verderben Polens, mehrere Be-
werber um dcffen Besitz. Wladislaw Lokcek, d. i der Zwerg,
Wenceslaus von Böhmen, Przemysl, Herzog von Posen u. a.
1333 kriegten wider einander, bis endlich mit Casimir dem Großen Ml
— 70 die ersehnte Ruhe wiederkehrte. Er sicherte des Reiches Grenzen,
8=37 gebot den innern Fehden Stillestand, veranstaltete eine schriftliche
Gesetzsammlung, bauete die eingeascherten Städte wieder auf, grün-
dete Kirchen und beförderte die Künste. Die Regierung Casimirs
blieb ein glanzender Punkt in der Geschichte der polnischen Re-
genten. Sein Neffe, Ludwig von Anjou, König von Ungarn,
folgte ihm, da er keine Söhne hinterlaffen (1370 — 82). Doch
Ludwig hatte für Polen kein Herz, verweilte nur selten daselbst,
und übergab seiner Mutter, einer stolzen, vergnügungssüchtigen
Fürstin, die Regentschaft, zum großen Mißvergnügen der Polen.
1382 Sftad) Ludwigs Tode huldigten die Stande seiner ältesten Tochter
Maria, der Gemahlin des Markgrafen von Brandenburg, Si-
gismunds, Sohn Kaiser Karls Iv. und nachmaliger Kaiser.
Doch bald erklärte sich die Stimmenmehrheit für Marien's jüngere
Schwester, Hedwig. Die - 5jährige, in jugendlicher Schönheit
prangende, Fürstin gewann aller Herzen; eine Vermahlung mit
Jagello, Fürsten von Litthauen, sollte ihren Thron befestigen,
das Haus der Jagellonen bestieg den polnischen Thron, wel-
1388 chen der Fürst unter dem Namen Wladislav Ii. einnahm.
— Die Vereinigung Litthauens vermehrte Polens Macht zur gelege-
14^4 nen Zeit, denn gefährlich griff der in dem benachbarten Preußen
5=3 angesiedelte Orden .der deutschen Ritter um sich. Auch
Böhmen ward tief erschüttert durch den ausbrechenden Huffiten-
krieg; die Huffiten trugen Wladislav die Krone von Böhmen an,
ec aber lehnte sie ab. Es gebührt ihm der Ruhm, des Reiches
äußeres Ansehen gewahrt zu haben, doch für des innern Lebens und
Gedeihens Förderung hat er nicht gesorgt. - Sein unmündiger
1434 Sohn Wladislav Iii. ward sein Nachfolger (14.14 — 44),
Unruhen bewegten das Land wahrend seiner Minderjährigkeit, und
die Berufung auf den Thron von Ungarn verwickelte ihn dort
1443 in anderweitige Streitigkeiten und in einen Krieg mit den Tür-
ken. Seine Waffen waren glücklich, die Osmanen schloffen einen
zehnjährigen Frieden, den beide Theile feierlich beschwuren. Doch
der päpstliche Legat, Cardinal Julian, beredete Wladislaw zum
denn. Bruche dieses Friedens, entband ihn seines Eides und die Schlacht
Nov. £,ei Varna wurde geliefert. Alsein Gottesurtheil konnte deren
° 4 4 Ausgang betrachtet werden, denn Wladislaw blieb und sogar sein
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Wladislaw_Lokcek Casimir Ludwig_von_Anjou Ludwig Ludwig Ludwig Ludwigs Maria Maria Karls Hedwig Cardinal_Julian Alsein_Gottesurtheil
465
Südliche Reiche. Ungarn, Böhmen.
nähme von 2,166,000 Thalern betrug. Ein russisches Heer
blieb fortan im Lande, der russische Gesandte Igel ström übte
in Warschau fast königliche Macht aus, und der König war ein
fügsames Werkzeug feines Willens. Da stellten sich Kosciuszko
und Madalinsky an die Spitze der Patrioten, der König er-
klärte sich weder für noch wider sie; in der Schlacht bei Mac- 1704
zi ew i ce griffen die Russen unter dem General F er sen das pol-
Nische Heer mit Ueberlegenheit an, schlugen, zerstreueten es, Kos-
ciuszko ward verwundet und gefangen und das Ende des pol- 1705
Nischen Reichs war gekommen. Stanislaus August legte
die Krone nieder, die letzte Theilung geschah to, daß Rußland
ganz Wolhynien, fast ganz Samogicien und Litthauen, Oestreich
Ostgalizien, nämlich die Palatinate Lublin, Sendomic, Cracau,
Preußen Neu-Ostpreußen, Warschau und den Ueberrest von
Südpreußen erhielten.
§. 80.
Südliche Reiche. Ungarn, Böhmen.
Ungarn schon unglücklich unter dem schwachen Ludwig Ii.
(ff 152h), erfuhr nach dessen Tode die Uebel innerer Zerwürfnisse
und einer unseligen Doppelherrschaft, denn eine Partei krönte Fer-
dinand I. von Oestreich, den Bruder des Kaisers Karl V., zu 1527
Ofen zum Könige, wahrend eine andere dem Fürsten von Sie- - f>4
benbürgen, Johann von Zapolya, welcher sich der heiligen = 37
Krone bemächtigt hatte, zu Stuhlweißenburg die königliche Wurde
gleichfalls übertrug. Von seinen Gegnern mehrmals uberwunden,
floh Johann zum Sultan Soliman. Mit furchtbarer Heeres- J;n0
macht erschien derselbe vor Wien, zog aber zurück, als die Streiter
des Kaisers herbei eilten. Ein Friede zu Großwardein be- yiis
stimmte endlich, daß Johann, so lange er lebe, Ofen nebst
dem größten Tkeile von Ober-Ungarn mit dem königlichen Titel
behalten, nach seinem Töde aber dieses alles auf Ferdinand über-
gehen solle. Gleichwohl suchten nach dessen Tode > 540 Die Vor-
münder seines nachgelassenen Sohnes Johann Sigismund
im Besitze zu bleiben. Seine Mutter Jsabella rief die Türken
wiederum zu Hülfe> Soliman strebte jetzt Ungarn für sich zu
erobern; die Christenheit zitterte, ein Heer von 80,<>00 Mann
zog zu Ferdinands Hülfe, und dennoch konnte ec nur einen fünf-
jährigen Waffenstillestand von dem Sultan erlangen nebst dem
Besitze der an Oestreich granzenden Provinzen Ungarns, wofür er
einen jährlichen Tribut von w,000 Ducaten zahlen muß^e. I 0-
hann «Sigismund behielt Siebenbürgen und Ober-Ungarn
bis Kaschau. Ferdinand bewirkte, daß man seinen Sohn Maxi-
30
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Kosciuszko Stanislaus_August August Ludwig_Ii Ludwig I._von_Oestreich Karl_V. Karl_V. Johann_von_Zapolya Johann Johann_zum_Sultan_Soliman Johann Johann Johann Ferdinand Johann_Sigismund Johann Soliman Ferdinands Oestreich Ferdinand
252
Siebenter Zeitraum.
1088 Rumänen davon, und verpflanzte die gemachten Kriegsgefange-
nen in die Gegenden der Theis. Das Christenthum suchte
1001 er ferner zu verbreiten, führte eine regelmäßige Besteuerung
ein und strebte des Volkes Rohheit zu mindern. Sein Nach-
1095 svlger Colomann trat rühmlich in seine Fußtapfen. Die
— Kreuzfahrer begannen Ungarn zu durchziehen und Colomann wi-
iii4 dersetzte sich ihren Plünderungen mit gewaffneter Hand; auch ver-
einigte er ganz Ccoatien nebst Dalmatien mit seinem Reiche.
1114 Dem 15jährigen Stephan Ik. entrissen die Venetianer Dalma-
— 3i tien wieder; auch führte ec einen nachtheiligen Krieg gegen By-
--- 17 zanz. Bela Ii. der Blinde, Colomanns Bruderssohn, der ihn
1131 hatte blenden lassen, wußte sich wider seine Gegner zu behaupten
I. Jj und erwarb Bosnien durch Heirath. Einflußreich auf die Cultur
*i4i des Landes war die Regierung Geisa's H., denn er zog Colonisten
— 00 aus Flandern, Sachsen, Elsaß und andern deutschen Landen nach
= io Ungarn und siedelte sie unter vortheilhaften Bedingungen, vornehm-
. 1143 lich in Siebenbürgen, an. Familienzwiste trübten seine letzten Re-
gierungsjahre, doch wählten die Magnaten seinen unmündigen
Hoi Sohn Stephan Iii. zum Könige. Allein fortwährende Unru-
3. 12 hen verhinderten das Gedeihen des Gemeinwohles, welches in B e-
H73 la I!i. einen glücklichem Beschützer fand. Seine Erziehung in
— 96 Constantinopel und seine Vermahlung in zweiter Ehe mit Mar-
=3 23 garetha von Frankreich, Schwester Heinrichs I., brachten griechische
ii8o Bildung und französische Zierlichkeit an den Hof; auch eroberte er
^ ii96 Dalmatien wieder. Sein Nachfolger Emerich kriegte gegen
1205 Servien und Bulgarien, eroberte beide Lander, ohne sie behaupten
— 9 zu können, und hinterließ das Reich voll innerer Gahrung An-
leosdreas Ii. Wahrend seines nach Palästina unternommenen
— 25 Kreuzzuges brachen die Unruhen in Ungarn los, an denen sogar
sein Sohn Bela Theil nahm. Nach seiner Rückkehr mußte er
1222 dem Adel große Vorrechte durch die goldene Bulle und der
1223 Geistlichkeit durch das Concordat einraumen; der Grundstein
zu der Ungarn freier Verfassung ward dadurch gelegt, nach wel-
cher das Volk seine Rechte mit den Waffen vertheidigen darf, falls
sie der König verfaffungswidrig angriffe. Auch die Sachsen in Sieben-
1224 bürgen erlangten Erweiterungen ihrer Privilegien. Unglücksschwere
1230 Zeiten kamen über Ungarn wahrend der Regierung Bela's Iv..
7u durch die Unruhen der Magnaten, vor allem aber durch den Ein-
^ druck) der Mongolen. Ein erfochtener Sieg befreiete Ungarn von
1260 diesen Barbaren, der König suchte das verödete Land mit deutschen
und italienischen Ansiedlern auss neue zu bevölkern, dem leibeige-
nen Bauernstands aber gereichte der Eroberungszug jener Horden
in so weit zum Vortheile, daß man selbigem manche Freiheiten
1270 ertheilte, um nur Hände für die Bebauung des Ackers zu gewinnen.
Böhmens Herzog Wratislaw H. hatte von dem Kaiser
Heinrich Iv. den Königstitel erhalten, der jedoch nicht erblich
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder]]
308
Achter Zeitraum.
Sie Mongolen unternahmen wiederum einen Raubzug und der
Haß gegen den unthatigen König wuchs endlich dergestalt, daß
einige Meuchelmörder seinem Leben ein Ende machten. Mit sei-
nem Sohne Andreas Iii. (1290 — 1301) erstarb der greise,
männliche Stamm der Arpadischen Könige, welche seit dem
neunten Jahrhunderte geherrscht. Andreas 111. Schwestersohn,
Karl Robert von Anjou, aus Neapel, bestieg den Thron
unter dem Namen Karl I., kämpfte sieben Jahre um selbigen
wider mehrere Mitbewerber und beglückte Ungarn durch eine 34-
jahrige, kraftvolle Regierung (1308 —42). Vor allem widmete
er seine Sorgfalt dem Innern, schaffte die sinnlosen Gottesurtheile
ab, verbesserte das Münzwesen, schuf eine gleichmäßigere Verthei-
lung der Abgaben und hinterließ das Reich seinem noch ausge-
zeichneteren Sohne, Ludwig I. dem Großen (1342 — 82).
Ungarns schönste Blüte gehört der Regierung dieses weisen Mon-
archen an, die sich durch innern Wohlstand und hohe Achtung
^ des Auslandes verkündete. Ludwig erzwang von der Republik
i.;56 Venedig die Abtretung Dalmatiens, eroberte Widdin und nöthigte
1359 Moldau ihm zu huldigen; er ward König von Polen und
i37o eroberte einen Thcil Rußlands. Vom Ausflüsse der Weichsel bis zum
adriatnchen und von diesem bis an die westlichen Ufer des schwar-
zen Meeres reichte sein mächtiger Scepter. Dabei behielt er des
Volkes Aufklärung und geistigen Fortschritt unverrückt im Auge.
Der Handel ward frei und die Juden, einem betrügerischen Scha-
cher ergeben, mußten auswandern; die ersten Anpflanzungen der
Weinreben zu T o k a y verdankt man ihm; zu Fünftirchen
legte er eine hohe Schule an und durch feine vielfältigen Reisen
brachte er die Kenntniß feiner Sitten in sein Land. Sein Tod,
nach welchem keine männlichen Nachkommen hinterblieben, stürzte
Ungarn in fünsiahrige Anarchie, bis Sigismund von Bran-
*387 denburg den Thron in Besitz nahm. Sein, durch Leidenschaft
1437 u.n^ Schwache unsteter Charakter ermangelte der Grundlagen, um
=:io Glück zu verbreiten. Die auf ihre Freiheit eifersüchtigen Ungarn
setzten ihn sogar einmal gefangen, welches seinem fernern Verhal-
ten mehr Glimpf und Mäßigung verlieh. Auf den deutschen
1410 Kaiscrthron^gelangt, wurde Sigismund durch die obwaltenden
kirchlichen Streitigkeiten und den nachmaligen Huffitenkrieg zu sehr
beschäftigt, um einzig über Ungarn wachen zu können. Dalma-
tien ging daher wieder an Venedig verloren und Rothrußland und
Podolien nahm Polen. Sigismunds fortwährende Geldverlegen-
heiten erwarben auch den Ungarn manche Freiheiten, unter wel-
1*37 chen ec zuerst einen geregelten Waffendienst einführte. Nach sei-
nem Tode erhielt sein Schwiegersohn, Al brecht Ii., mit der
Kaiserkrone auch den Scepter von Ungarn (1437 — 39), doch
nuc, um zu zeigen, was ec würde geleistet haben, wenn ihm ein
längeres Leben vergönnt gewesen wäre. Sein Sohn, Wladis-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Andreas_Iii Schwestersohn Karl_Robert_von_Anjou Karl Karl_I. Karl_I. Ludwig_I. Ludwig Ludwig Sigismund_von_Bran- Sigismunds
464 Neunter Zeitraum.
tid) August I. Mühe und bedeutende Geldsummen und ward
unter dem Namen
1697 August H. gewählt. Wie seine Vorgänger hatte auch er
— gegen den Ungehorsam, die Parteisucht der Woiwoden zu kam-
pfen und die Ankunft des Königs von Sdiweden, Karls Xii.
’ (f. §. 77.), brachte sogar in Stanislaus Lesczynski einen
Gegenkönig auf den Thron. Diesen erlangte August nach Karls
1705 Niederlage bei Pultawa zwar wieder, doch erkannten die Polen
1709 fejne wohlgemeinten Absichten nur wenig an. Die Beeinträchti-
gung der Nichtcatholiken veranlagte störende Reibungen; ungern
sah man sächsische Truppen in Polen, ja viele äußerten, den Wunsch
dw König möge den Thron zum zweiten Male verlassen, wobei
man sich als Nachfolger schon den portugiesischen Prinzen Don
Emanuel, einen abentheuerlichen Sonderling, der in Ungarn lebte,
1733 ausersah. > August 1?. starb in Warschau, wohin er schon krän-
kelnd gekommen und durch Rußlands und Oestreichs Einfluß ge-
langte dessen Sohn Friedrich August Ii. als
37 ^ Augu st Iii. auf den Thron. Die von Frankreich nur
^m Scheine unterstützten Versuche des entsetzten Stanislaus
Lesczynski (s. §. 69.), die polnische Krone wieder zu erwerben,
waren ohne Erfolg. Bei den drei schlesischen Kriegen, worein
der neue König als Churfürst von Sachsen verwickelt wurde, blieb
Polen neutral, dagegen walteten fast wie in den Zeiten des
Faustrechtes innere Unruhen, wozu die Religion vomemlich den
Vorwand gab und denen der Monarch nicht Stillestand zu gebieten
vermochte, dagegen erlaubte sich Rußland, so oft es ihm beliebte,
Polens Grenzen zu überschreiten und Truppen durch dessen Pro-
vinzen ziehen zu lassen. Noch tiefer griff die neue Kaiserin Ca-
tharr na Ii. in Polens Angelegenheiten ein, denn durch ihren
'Einfluß ward, nad) Augusts Ui. Absterben, der von ihr viel be-
günstigte Graf Stanislaus Poniatowski auf den Thron befördert,
weld)en er unter dem Namen
i7i>4 Stanislaus Zi. August Iv. einnähm. Ein trauriges
— '05 unheilbringendes Geschenk war ihm geworden. Verurcheilt, der ge-
fällige Sklav Rußlands zu seyn, zerfiel ec mit seinem bessern Ge»
fühl und mit seinem Volke, das ihn mit Widerwillen betrachtete,
1772 als ec den ersten Theilungsvectrag unterzeichnet, nach welchem
Polen aber noch immer 10,000 Quadratmeilen mit einer Bevöl-
kerung von 8 Millionen Einwohnern zählte. Dem Könige ver-
blieb ein Einkommen von 1,266,000 Thalern. Endlich ge-
wahrten die Polen das Verderbliche ihres Wahlsystems und ver-
wandelten ihr Wahlreid) in ein Erb reich, wobei man dem
fächsifd-en Churhause die erbliche Nad)folge zuwenden wollte.
Catharina verwarf dieses und die zweite Theilung des polnischen
1777 Reichs kam zu Stande, nad) welcher es nur noch 4016 Qua-
dratmeilen mit 3,150,629 Einwohnern und einer Gesammtein-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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TM Hauptwörter (200): [T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
Extrahierte Personennamen: August_I. August Karls Stanislaus_Lesczynski August Karls Emanuel August Friedrich Friedrich August Stanislaus
Lesczynski Augusts Stanislaus_Poniatowski Stanislaus_Zi August Catharina
Extrahierte Ortsnamen: Karls Karls Polen Ungarn Warschau Frankreich Sachsen Polens Polens
406
Neunter Zeitraum.
is64 mi lían Ii. zum Könige wählte. Kurz nach dem Antritte seiner
~ /fl Regierung gerieth ec in Krieg mit Johann Sigismund, dem auch
1=112 der Sultan Solimán zu Hülfe zog. Vor der Feste S zigeth,
in welcher der Graf Zrini befehligte, fand dieser seinen Tod.
Mit 2500 Mann schlug der Commandant 20 Stürme der Tür-
1566 ab, stürzte sich, da keine Rettung mehr möglich, mir dem
letzten Reste der Besatzung unter die Belagerer und fand daselbst
den gesuchten Tod, nachdem er vorher Feuer in die Pulvervor-
rathe gelegt, so daß die meisten der eindringenden Türken unter
?. den Trümmern der Festung begraben wurden. Solimán war
einige Tage vorher an einer Lagerkrankheit verstorben. Diese ein-
zige Belagerung hatte ihm 20,000 Menschen gekostet. Maxi-
milian schloß mit dessen Nachfolger Sclim Ii. einen achtjähri«
iro? gen Waffenstiliestand und machte Friede mir Johann Sigis-
mund, wocnach selbiger als ö st reich isch er Va fall Sieben-
,570 bürgen zun; erblichen Fürstenthume und Ober. Ungarn für die
Dauer seines Lebens behielt. Auch auf des Kaisers Maximi-
1576 lians Ii. Nachfolger, Rudolf Ii., ging die ungarische Krone über.
— Den Jesuiten ergeben, verstattete er ihnen sich auch in Ungarn
und Siebenbürgen auszubreiten, wo sie die Protestanten mög-
' lichst beeinträchtigten. Einzelne Räubereien an den Grenzen er-
i59z zeugten einen neuen Krieg mit den Türken, welchen, nachdem er
mit wechselndem Glücke geführt worden war, der Wiener Frie-
u,o8 d e beendigte. Der Zojahrige Krieg begann jetzt Deutschland
urd die angrenzenden Lander zu entzünden; ohne Erbrecht kam
die ungarische Krone immer an die deutschen Kaiser; Ungarn
wurde zwar nie der eigentliche Kriegsschauplatz, litt aber darum
nicht weniger durch innere Parteiungen, und die Fürsten von Sie-
benbürgen blieben tange gefährliche Gegner der Kaiser. So schloß
sich Ober - Ungarn an den siebenbürgischen Fürsten Stephan
Bathori an, 1608; ein ungarischer Edelmann, Stepban
B o tschkai, erregte einen gefährlichen Aufstand; der Fürst von
«6i8 Siebenbürgen Bethlen Gabor stand den Böhmen bei, eroberte
Preßburg, ward von den Mißvergnügten als König von Ungarn
anerkannt und Ferdinand Ii. mußte einen Frieden mit ihm ab-
ic.22 schließen und selbigem sieben Gespannschaften abtreten. In gleiche
Rechte trat dessen Nachfolger, Georg Ragoczy, ein. Ais den
Feuerherd stets wiederkehrender Unruhen und Empörungen hegten
die Kaiser Mißtrauen gegen Ungarn, und die Beamten behandelten
es oft mit Harre. Das gab den Mißvergnügten die Waf-
u.77 fen in die Hand unter der Anführung eines Grasen Tökely zur
Zeit Leopolds I. Dieser half den erhobenen Beschwerden auf ei-
legi nem Landtage zuoedenburg großentheils ab und brachte es endlich
dahin, daß die Ungarn auf dem Reichstage zu Preßburg
ihrem Wahlrechte entsagten und ein östreich isch es Erbreich
'637 anerkannten. Mit Beibehaltung einer eigenen Verfassung
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Sigismund Johann Johann_Sigis- Johann Rudolf_Ii Rudolf Stephan
Bathori Gabor Ferdinand_Ii Ferdinand Georg_Ragoczy Leopolds_I.
Extrahierte Ortsnamen: Graf_Zrini Ungarn Deutschland Ungarn Ungarn