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Bespannung gewährt, von großer Wichtigkeit. Endlich hat Rußland an
Fischen und Pelzthieren (Bären, Zobeln, Hermelinen, Füchsen, Bibern, Eich-
hörnchen, Vielfraßen, weißen Hasen, wilden Katzen rc.) einen solchen Ueber-
fluß, wie kein anderes Land von Europa.
Kein Staat Europas hat endlich solche Schätze im Gebiete des Mi-
neralreichs aufzuweisen, wie der russische. Goldminen finden sich im Ural
und asiatischen Altai; man schätzte ihren Ertrag in den Jahren 1842 — 1846
auf 350 Millionen Franken. Ebenso ergiebig sind die Plasina-, Silber-,
Kupfer-, Eisen-, Blei- und Edelstein-Gruben. Stein- und Braunkohlen,
Salz, Mineralquellen sind in Ueberfluß vorhanden.
Hat sich auch die Industrie und der Handel im europäischen Rußland
in den letzten hundert Jahren um ein Bedeutendes gehoben, so steht doch na-
mentlich erstere noch der anderer europäischen Länder bedeutend nach. Be-
sondere Erwähnung verdient die Bereitung des Leders in Rußland; die
sogenannten Juchten oder Insten, welche ihren eigenthümlichen Geruch durch
Gerben mit Birkentheer erhalten, sowie der russische Saffian *) bilden neben
dem Getreide, Hanf, Flachs, Talg und Pelz die bedeutendsten Handels- und
Ausfuhrartikel. Die Fabriken in Tuch- und' Baumwollenzeugen sind beträcht-
lich. Zu bemerken bleibt noch, daß die Russen sich des alten julianischen
Kalenders bedienen. (§ 124.)
Ortsbeschreibung.
Wir betrachten die wichtigsten Städte nach folgenden Provinzen:
1) Die Dftseeprovinzeu.
а. Jugermsnland: St. Petersburg an der Newa, 540,000 Einw., ist
eine der schönsten Städte Europa's. Viele prächtige Kirchen und
Paläste, das Denkmal Peters des Gr. und die Älexandersäule sind
sehenswerth. Eisenbahn nach dem kaiserlichen Lustschloß Zarskoje Selü.
Der Seekriegshafen Kronstadt (50,000 Einw.). Schlüsselburg, Fest-
ung Carl Xii. bei Narwa 1700;
d. Esthland: Reval, 30,000 E.
б. Piefland: Riga, 78,000 E., Univ. Dorpat, 14,000 E. Sternwarte,
ä. Kurland: Mitau an der Aa, 23,000 E.
2) " Das Grostfürstruthum Finnland.
Abo, 15,500 E., Helstngfors, 20,000 E., Univ. Tornea. Alands-Inseln.
3) Grostrustland.
Moskau an der Moskwa, 360,000 E. „der Kreml" (Napoleon 1812.
Gouverneur Graf Rostopschin). Nowgorod am Ilmen-See, 18,000 E.
Nischei-Nowgorod, ein sehr bedeutender Meßplatz am Einfluß der Oka
in die Wolga, zählt 42,000 E. Kaluga, 35,000 E. Tula, Gewehr-
fabriken, Smolensk und Borodino 1812. Woronesch und Orel, Städte
von 40 — 45,000 E. Archangel an der Dwina 20,000 E. Kola,
Härings- und Wallfischfang. Die Insel Nowaja-Semlja, eine Doppel-
*) Saffian, marokkanisches Leder oder Maroquin, ein aus Ziegenfellen be-
reitetes, farbiges Leder, hat seinen Namen von der marokkanischen Seestadt Saffi,
von wo es nach Europa (früher ausschließlich von da) versandt wird.
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Extrahierte Personennamen: Jugermsnland Carl_Xii Piefland Tornea Napoleon Graf_Rostopschin Borodino
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Ueberfluß Kronstadt Schlüsselburg Narwa Riga Dorpat Kurland Finnland Helstngfors Moskau Moskwa Ilmen-See Nischei-Nowgorod Wolga Kaluga Tula Smolensk Europa
150
3) Das Ejalat Bosnien mit -er Herzegowina: Bosna Serai 70,000
Einw. Stapelplatz des macedonisch-albanisch-bosnischen Handels.
Travnik und Zwornik (15,000 E.) Mostar ist Hauptstadt des
Fürstenthums Saba, dessen Fürst 1440 von Friedrich Iii. den
Herzogstitel erhielt.
4) Das Ejalat Dschefair umfaßt den Küstenstrich an den Dardanellen
und mehrere Inseln des ägäischen Meeres, welche wir eigentlich
schon zu Asien zählen müssen. Gallipoli auf der gleichnamigen
Halbinsel, 80,000 E. Die 4 Dardanellen-Schlösser mit 900
Kanonen, die neuen nach dem ägäischen, die alten nach dem Marmor-
Meere gelegen, wehren jedem Kriegsschiffe den Durchpaß. Die
Inseln Thasos, Samothrake, Jmbros, Lemnos oder Stalimenc, Tc-
nedos, Skio oder Chios, Samos, Pathmos (Verbannungsort des
Apostels Johannes), Rhodus und Cypern. Rhodus, ein wald-
reiches schönes Eiland, hat nicht mehr seine frühere Bedeutung.
Während cs im Alterthume viele berühmte Städte besaß, be-
schränkt sich jetzt die Einwohnerzahl auf 32,000. Die Hauptstadt
Rhodus ist ein befestigter Kriegshafen. (Koloß von Rhodus. Die
Johanniter auf Rhodus). Cypern (300 Q.-M., 120,000 Einw.)
zählte im Alterthum 8 Königreiche. Die Insel besitzt schöne frucht-
bare Ebenen, hat aber durch Fällen der Wälder sehr an Pro-
duktionskrast verloren. Der Wein gedeiht vortrefflich. Krapp und
Coloquinten werden zur Ausfuhr gebaut; der Oelbaum wird ver-
nachlässigt , ungeachtet er vortrefflich gedeiht. Die Hauptstadt ist
Nikosia (20,000 E.).
5) Das Ejalat Kandis (Kirid) umfaßt die gleichnamige Insel (156
Q.-M., 210,000 Einw.). Die gebirgige Insel hat viel durch
Erdbeben gelitten; von 120 Städten stehen nur noch wenige.
Rindvieh- und Schafzucht, Steinböcke, Seide, Wachs, Honig, Süd-
früchte, Baumwolle, Marmor und Alabaster bilden ihren vorzüg-
lichsten Reichthum. Candia und Canea.
8 71.
Die Vasattenländer der europäischen Türkei.
Serbien, die Moldau und Walachei stehen unter eigenen Fürsten, welche
als Vasallen der Pforte einen bestimmten Tribut alljährlich an dieselbe ent-
richten. Die Fürsten der Moldau und Walachei führen den Titel Hospe-
dare; sie werden von den Bojaren (Adel) gewählt und vom Sultan be-
stätigt. Seil 1859 stehen die Moldau und Walachei oder Rumänien unter
einem gemeinsamen Fürsten. Der 1866 vom Volke erwählte Fürst Karl
ist dem preußischen Königshause nahe verwandt; er hat größere Selbständig-
keit vom Sultan erlangt als seine Vorgänger.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Apostels Johannes) Rhodus Krapp Candia Canea Karl Karl
113
zwischen Drau, Sau und Kulpa Slavonien; erst später nannte man den
westlichen Theil Croatien, d. h. Bergland, der östliche ward türkisch und
seitdem Slavonien genannt. In Croatien ist die alte slavonische Bevölkerung
geblieben, in Slavonien sind übergesiedelte, flüchtige Serbier vorherrschend.
In Slavonien ist Efsek an der Drau, 14,000 E., zu merken; in Croa-
tien außer der Hauptstadt Agram, 17,000 E., wo die Centralregierung
dieses Kronlandes ist, noch Karlstadt und Fiume, 15,500 E., welche beide
durch ihre Lage auf den Handel mit Wein, Tabak und Getreide hinge-
wiesen sind.
Iv. Die italienischen Crbstaaten.
A. Das Königreich Dalmatien
(232 Q.-M. und 450,000 Einwohner)
besteht aus einer Inselwelt und festem Lande. Die erstere besteht aus zahl-
losen, unbewohnten Klippen und vortrefflichen bewohnten Inseln, welche eben-
sowohl durch ihre zugänglichen Buchten, als durch ihre nützlichen Produkte
(Del, Wein, Salz, Fische, Kohlen, Datteln rc.) berühmt sind. Mit dem
gebirgigen, höhlenreichen Festlande theilen sie den Mangel an Quellwasser,
welchem Cisternen abhelfen. Die Bewohner sind gemischt und führen ver-
schiedene Namen. Dalmato ist der beliebteste für Alle. Bodolo heißt der
Küstenbewohner, Montanare der Bergbewohner, auch Morlache, was er als
Schimpfname ansieht, Uskoke der Eingewanderte oder Flüchtling. Die Landes-
sprache ist die illyrische, die Amtssprache und die der Gebildeten ist die ita-
lienische. Die Morlachen sind in ihren Häusern und Geräthschaften sehr
einfach; die Arbeit lieben sie nicht. Kostbar und verschwenderisch ist ihre
Kleidung. Die Männer tragen nicht selten mit Glaskorallen verzierte Zöpfe;
die Mädchen lassen ihre Haare in Einem Zopfe, die Frauen in zweien herab-
hängen. Jedes Mädchen trägt eine hochrothe Mütze, auf welche viel gehal-
ten wird. Sie schmücken sich gerne mit Gold und Perlen. Zara, Haupt-
stadt des Landes 18,500 E., Hafen. Die große Cisterne Fünfbrunnen saßt
40,000 Tonnen Wasser, theils Regen-, theils hergeleitetes Quellwasser.
Spaläto, 16,000 E., feste Seestadt, ist Geburtsort des Kaisers Diokletian,
welcher auch hier in Zurückgezogenheit sein Leben beschloß. Ragusa und
Cattaro, befestigte Hafenstädte, werden häufig durch Erdbeben heimgesucht.
B. Das Königreich Venetien
ist 1866, nach dem Siege Preußens über Oesterreich, an Italien abgetreten
worden, hat also aufgehört, der österreichischen Monarchie anzugehören.
Der österreichische Staat hat über 360 Meilen Eisenbahnen. Die
Hauptbahnen sind: 1) Die kaiserliche Nordbahn verbindet Wien mit Brünn,
Prag, Dresden, sowie in nordöstlicher Richtung mit Krakau und Warschau;
2) die Südbahn führt von Wien über den Sömmering nach Gratz, Laibach
und Triest. 3) die ungarische Bahn lehnt sich an die Nordbahn, um Wien,
Cassian, Gcographie. 4. Aufl. g
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Einfluß und den schwachen König, für das Alleinrecht der katho-
lischen Kirche, in vergeblicher Hoffnung aus) Frankreichs Beistand.
Kriegserklärung der Pforte an Rußland wegen einer Grenz-
verletzung 1768. Das Kriegsglück der Russen nähert die be-
sorgten Nachbarstaaten Preußen und Oesterreich einander, nur die
russischen Uebergrifse zu hindern und den Türkenkrieg zu endigen.
Zweimalige Zusammenkunft Friedrichs Ii und Josephs Ii
(römischer König 1764, Kaiser 1765—1790) in Neiße 1769 und
Neustadt bei Austerlitz 1770.
Die Idee einer Theilung Polens voll Rußland ausgehend,
auch von Oesterreich zuletzt angenvmnien 1772. Friedrich erhält
das polnische Preußen und das Bisthum Ermeland (das jetzige
Westpreußen, mit Ausnahme von Danzig llnd Thorn), ein Stück
von Grvß-Pvlen, bald noch durch den Netzedistriet erweitert —
zusammen 645 Qm.; -— eine Brücke zwischen Ostpreußen und
seinen Stammlanden. Rußland erhält 3500; Oesterreich nament-
lich Galizien und Lodomirien, zusammen 2500 Qm.
2. Der Bairische Erbfolgekrieg 1778—1779.
Mit Maxiinilian Joseph starb Ende 1777 die jüngere Wit-
telsbachsche Linie aus; es erbte der kinderlose Karl Theodor voll
Pfalz-Sulzbach. Ansprüche des Kaisers auf bedeutende bairische
Territorien, zll deren Abtretung er den neuen Kurfürsten nöthigt.
Protest des präsumtiven Erben Karl August, Herzogs voil
Pfalz-Zweibrückell unter Friedrichs Anregung ilnd Schutz, der
sich mit Sachsen, Rußland und Frankreich verständigt hatte.
Ein kurz dauernder Einfall der Preußen in Böhmen, durch
Krankheiten und Mangel gehemmt, blieb ohne entscheidenden Zn-
sammenstoß. Frankreichs nub Rußlands Vermittlung führte zun:
T e s ch e n e r Frieden 1779: Oesterreichs Ansprüche werden durch i
Abtretung des Inn Viertels (zwischen Donau, Inn nub Salza,
etwa 40 Qm.) abgefunden. Preußens Stellilllg in Deutschland
hob sich durch diesen an sich ereignißlosen Krieg bedeutend, noch
mehr durch Friedrichs letzte politische Thal,
3. Die Gründung des deutschen Fürstenbnndes 1785.
Joseph Ii, seit seiner Mutter Tod (1780) auch Herr der
habsburgischen Läilder, mit Rußland im Bund, gewann 1784
Herbst, historisches Hülfsbuch Itt, T
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Joseph Karl_Theodor Karl Karl_August Karl August Friedrichs Friedrichs Joseph_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Oesterreich Friedrichs Josephs Neiße Oesterreich Danzig Thorn Oesterreich Galizien Pfalz-Sulzbach Sachsen Frankreich Oesterreichs Donau Deutschland Friedrichs
— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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284
wolmtes Land gefallen; für Oesterreich bestand der Wert seiner
Erwerbung in dem natürlichen Reichtum des gewonnenen Landes
(besonders den Salzbergwerken von Wieliczka), für Preussen darin,
dass durch Westpreussen, das unter Friedrichs Ii. Verwaltung
rasch aufblühte, Ostpreussen mit den Kernlanden der Monarchie
verbunden war. Friedrich nannte sich jetzt König von Preussen.
Der russisch - türkische Krieg wurde, nachdem die Russen
über die Donau gegangen waren und das türkische Heer bei
Schumla eingeschlossen hatten, durch den Frieden von Ivut-
schuk-Kainardsche (21. Juli 1774) beendigt: Russland be-
hielt Kertsch und Jenikale (in der Krim), sowie Kinburn (an der
Dnjeprmiindung) und erhielt über die Donaufürstentümer, die
ihren Hospodaren zurückgegeben wurden, ein Schutzrecht in
kirchlichen Dingen, sowie für seine Unterthanen freie Handels-
schiffahrt in den türkischen Meeren, freie Religionsübung in
türkischem Gebiet und freien Zutritt zu den heiligen Stätten;
die Tataren in der Krim und am Kuban, ebenso die (westlichen)
Kaukasusvölker wurden von der Türkei für unabhängig erklärt.
An Oesterreich musste die Türkei für die Dienste, die es ihr
nicht sowohl geleistet als versprochen hatte, die von Rumänen
bewohnte Bukowina 1775 abtreten.
§ 87. Der bayrische Erbfolgekrieg und der deutsche Fiirsten-
bund; der Regierungswechsel in Preussen.
Bayrischer Erbfolgekrieg. Joseph Ii. wollte das in naher
Aussicht stehende Aussterben des kurfürstlich bayrischen Hauses
benützen, um mindestens einen Teil von Bayern zu erwerben,
das nach den vom Reich anerkannten Wittelsbachischen Haus-
verträgen an die Rudolfinische Linie, d. h. an das Pfälzische
Haus, fallen musste; bei einem Besuch in Versailles 1777 suchte
er dafür die Unterstützung Frankreichs zu gewinnen, das sich
aber ablehnend verhielt. Gleichwohl schloss Joseph nach
Maximilian (Iii.) Josephs Tod mit dem kinderlosen Kurfürsten
von der Pfalz, Karl Theodor, im Januar 1778 den Vertrag
von Wien, wonach der grösste Teil Niederbayerns und der
Oberpfalz an Oesterreich fallen sollte, liess auch sofort, sein-
alte und zweifelhafte Rechtsansprüche benützend, die betreffenden
Gebiete besetzen und sich huldigen. Aber während Joseph mit
Karl Theodor weiter verhandelte über einen Austausch ganz
Bayerns gegen ein aus vorderösterreichischen und niederländischen
Gebieten bestehendes Königreich, bestimmte Friedrich Ii.
den Herzog Karl von Zweibrücken, als künftiges Ober-
haupt des Pfälzischen Hauses und rechtmässigen Erben Karl
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222
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«
i,
/-
{fl;
> *
land dem Kampfe sich an). Unter der Führung Karls von Loth-
ringen und Ludwigs von Baden errangen die kaiserlichen Heere,
wesentlich verstärkt durch kurbayerische und kursächsische (seit
1686 auch kurbrandenburgische) und andere deutsche Truppen,
über die Türken, wie über die aufständischen Ungarn Erfolge
(u. a. 1685 Eroberung von Neuhäusel, Kaschau und Eperies,
September 1686 von Ofen, 1687 grosser Sieg beimohacs).
Mit der Niederbeugung der ungarischen Aristokratie unter ein
strammeres monarchisches Regiment verbanden sich anfangs
noch Gewaltsamkeiten gegen den Protestantismus (Blutgericht des
Generals Caraifa in Eperies, nach einiger Zeit durch dessen
Abberufung eingestellt). Jedoch wurde, als Anfang 1688 der
ungarische Reichstag die Erblichkeit der Krone anerkannte
und auf das seit 1222 verbriefte Adelsrecht der Rebellion ver-
zichtete, den Protestanten örtlich beschränkte Religions-
freiheit gewährleistet (aber ohne ius reformandi der prote-
stantischen Grundherren). Freilich gelang es den Jesuiten auch
fernerhin dem Protestantismus nach und nach viel Boden zu ent-
ziehen. Auch Siebenbürgen erkannte 1688 die liabsbur-
gische Oberherrschaft an. Belgrad wurde unter Führung
Max Emanuels von Bayern September 1688 genom m e n. Ludwig
von Baden erfocht noch 1689 drei Siege in Serbien, und Leopold
hoffte mindestens Bosnien und die Herzegowina, womöglich auch
Serbien unter seine Oberherrschaft zu bringen. Dievenetianer
hatten 1685—87 unter Morosini, zum Teil mit deutschen
Kräften, Morea erobert (Athen 1687 genommen, 1689 wieder
verloren).
Ludwigs Xiv. Kirchenpolitik. Gallikanische Deklaration.
Für Ludwig, der die Päpste wiederholt seine Macht und semen
Eigenwillen in schroffer Weise fühlen liess, waren die Frei-
heiten der gallikanischen Kirche gleichbedeutend
mit der Beherrschung der Kirche durch die Krone.
Das dem König in manchen Kirchenprovinzen zustehende Regalien-
recht (Bezug der Einkünfte und Ausübung der Kollationsrechte
während der Erledigung von Bistümern) dehnte er 1673 ohne
weiteres auch auf die südlichen aus. Das Widerstreben zweier
Bischöfe wurde 1678 von Innocenz Xl unterstützt, der 1681
einen der Krone gefügigen Erzbischof exkommunizierte. Durch
eine assemblée générale des Klerus liess der König 19. März 1682
die von Bossuet verfasste „gallikanische Deklaration“
beschliessen; von ihren vier Artikeln nahm der zweite die
eine Superiorität der Konzilien feststellenden De-
krete von Konstanz wieder auf, der vierte zog die Un-
fehlbarkeit des Papstes in Abrede. Diese Deklaration sollte
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von_Baden Ludwig Leopold Leopold Ludwigs Ludwig Ludwig Innocenz_Xl Innocenz
— 204 —
(Urban Vi. bis 1389; Bonifatins Ix. bis 1404; Innocenz Vii. bis 1406; Gregor Xii.) und denen von Avignon (Clemens \ Il, f 1394; hierauf wider den Willen der französischen Krone der Spanier Benedikt Xiii. gewählt) war von der grössten Bedeutung der Krieg um das Königreich Neapel zwischen dem ungarischen Prinzen Karl von Durazzo (1386 in Ungarn ermordet) und dessen Sohn Ladislaus einerseits, andererseits dem Franzosen Ludwig von Anjou (f 1384) und dessen gleichnamigem Sohn. 1400 fiel das Königreich dem siegreichen Ladislaus zu. Wenzel war anfangs bestrebt, dem von ihm anerkannten Urban, für den auch die rheinischen Kurfürsten eintraten, die Obedienz des gesamten Reichs zu verschaffen. Aber
Rücksichten auf seinen Bruder Sigmund, dem eine Gegnerschaft des clementistischen Leopold von Oesterreich in Ungarn hätte gefährlich werden können, teilweise_ auch auf Frankreich, bestimmten ihn bald zur Unthätigkeit, später hinderten ihn auch die Umtriebe seines geldgierigen Vetters Jost, „des grossen Lügners“. Nachdem Ludwig der Grosse (1342—82), seit dem Tode seines Oheims und Schwiegervaters Casimir des Grossen 1370 auch König von Polen, gestorben war, gelang es Sigmund unter grossen Schwierigkeiten (u. a. französische Gegenbewerbung), die Hand der ihm längst verlobten, gleich nach des Vaters Tode zum „Könige von Ungarn“ gewählten Maria 1385 zu erringen und 1387 in Stuhlweissenburg gekrönt zu werden. Aber die Polen zwangen die andere Tochter Ludwigs, Hedwig, die sie 1384 in Krakau gekrönt hatten, obwohl sie mit Wilhelm von Oesterreich verlobt war, den Grossfürsten Jagello, nun Wladislaw von Polen, zu heiraten, der Christ wurde und die Christianisierung Litauens durchführte. Diese Vereinigung Polens mit Litauen, das allerdings sehr lange eigene Grossisten behielt, wurde besonders für den innerlich zerfallenden Deutschorden verderblich; der polnische Sieg bei Tannenberg {1410) hatte allerdings noch keinen beträchtlichen territorialen \ erlust zur Folge. Wenzel wurde, nachdem er 1393 den Generalvikar des Prager Erzbischofs, Johann von Pomuk, hatte ertranken lassen, von dem böhmischen Adel und seinem Vetter Jost einige Monate gefangen gehalten. Er übertrug 1395 (durch e ge wonnen, vielleicht auch, um an ihm ein Gegengewicht gegen Frankreich zu haben) Mailand als Herzogtum an Giovanni 6a-leazzo, der seinen Oheim und Schwiegervater 1385 gestürzt und beseitigt und seme Herrschaft aul V erona ausgedehnt hatte. Im Reich erschien er seit 1387 erstmals 139 < wieder und vereitelte die von den Kurfürsten geplante Ein-
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Extrahierte Personennamen: Urban Innocenz Innocenz Gregor Clemens_\ Karl_von_Durazzo Karl Ladislaus Ludwig_von_Anjou Ludwig Ladislaus Wenzel Urban Leopold_von_Oesterreich Leopold Jost Ludwig Ludwig Casimir Maria Maria Ludwigs Ludwigs Hedwig Wilhelm Grossfürsten_Jagello Wladislaw_von_Polen Wenzel Johann_von_Pomuk Johann Jost Giovanni_6a-leazzo
Extrahierte Ortsnamen: Bonifatins Avignon Neapel Ungarn Ungarn Frankreich Polen Ungarn Stuhlweissenburg Krakau Oesterreich Litauens Tannenberg Frankreich Mailand
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1254 Die Anfänge des rheinischen Städtebundes.
1256 Doppelwahl Alphon s’, Königs von Kastilien,
und Richards, Grafen von Cornwallis.
1266 König Manfred (gekrönt 1258) fällt in der
Schlacht bei Benevent.
1268 Konradins Niederlage bei Scurcola. Seine Hin-
richtung zu Neapel. — Graf Karl von Provence und Anjou, König beider Sicilien.
1270 Siebenter Kreuzzug. Ludwig Ix. f 1282 Sicilianische Vesper.
1291 Akkon, die letzte Besitzung der Christen im Morgenlande, fällt in die Hände der Ungläubigen.
1312 Aufhebung des von Philipp dem Schönen von Frankreich verfolgten Templerordens durch Papst Clemens V.
1226 Der deutsche Orden (Hochmeister Hermann von Salza 1210—1239) wird von Herzog Konrad von Masovien gegen die Preussen zu Hülfe gerufen.
1230—1283 Eroberung Preussens durch den Orden.
1351—1382 Hochmeister Winrich von Kniprode. Blüthezeit des Ordens.
1410 Niederlage des deutschen Ordens bei Tannenberg durch die Polen.
1411 Erster Friede von Thorn. Hochmeister Heinrich Reuss von Plauen.
1466 Zweiter Friede von Thorn.
1525 Säcularisierung Preussens durch den Hochmeister Albrecht von Brandenburg.
Yierte Periode.
1273—1291 Rudolf I.; Graf von Habsburg. — Erzbischof Werner von Mainz. Burggraf Friedrich von Nürnberg.
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Extrahierte Personennamen: Doppelwahl_Alphon Richards Cornwallis Manfred Konradins Scurcola Karl_von_Provence Karl Ludwig_Ix Ludwig Vesper Philipp Philipp Clemens_V. Hermann_von_Salza Konrad_von_Masovien Konrad Winrich_von_Kniprode Heinrich_Reuss Heinrich Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Rudolf_I.;_Graf_von_Habsburg Rudolf_I. Werner_von_Mainz Friedrich_von_Nürnberg Friedrich
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und der Philosophie). Als sein bedeutendstes Porträt gilt das des Papstes Leo X. (jetzt in Florenz); von seinen Madonnen sind am berühmtesten die Sixtinische (in Dresden) und die Madonna della Sedia in Florenz.
§ 77. Entwickelung der türkischen Macht 1453—1526.
Muhammed Ii., 1451—81, der die türkische Staatsverwaltung und Rechtspflege organisierte und die Heeresverfassung weiter ausbildete, machte Serbien zur türkischen Provinz (1459), eroberte 1464 Bosnien, 1467 Herzegowina, die islamisiert wurden, grosse Teile Griechenlands und 1475 die Krim. Bis 1473 brachte er die Unterwerfung Kleinasiens (u. a. durch Eroberung des Kaisertums Trapezunt) zum Abschluss, in einem 1479 abgeschlossenen Frieden musste Venedig nach 16jährigem Kriege Skutari, Negroponte, Lemnos u. a. abtreten. Matthias Corvinus schützte, auch nachdem er durch Einmischung in die böhmischen und österreichischen Wirren sich der Bekämpfung des Islam entfremdet hatte, mit dem von ihm geschaffenen (von seinem Nachfolger wieder aufgelösten) stehenden Heer „der schwarzen Legion“ die Grenzen Ungarns; dagegen wurden Steiermark und Kärnten schon jetzt häufig durch Raubzüge heimgesucht. 1480 besetzte Muhammed sogar Otranto, das 1481 wieder verloren ging, ein grosser Angriff auf Rhodus misslang. Bajesid Ii. (1481—1512), ein noch eifrigerer Pfleger der Künste und Wissenschaften, erhöhte bei seinem Regierungsantritt den Sold der Janitscharen und gab ihnen Geschenke, was den Anfang des Einflusses dieser Prätorianer auf die Besetzung des Thrones bildete. Er zahlte zuerst dem Johanniterorden, dann den Päpsten Innocenz Viii. und Alexander Vi. viel Geld, damit sie seinen geflüchteten Bruder Dschem bewachten. Nach einem unglücklichen 16jährigen Kriege musste Venedig die meisten seiner Besitzungen im Peloponnes und im Archipel abtreten (1503). Ungarn griff Bajesid nach dem Tode Matthias’ an (1493—95 und 1500—1503). Sein grausamer Sohn Sei im (bis 1520) liess bei seinem Regierungsantritt alle Brüder und Neffen töten; er unterwarf Mesopotamien, Kurdistan, Syrien und Aegypten. Dessen Sohn So lim an (bis 1566), der grösste Herrscher der Türken, eroberte 1521 Belgrad, 1522 nach heldenmütiger Verteidigung Rhodus und vernichtete ein ungarisches Heer in der Schlacht bei Mohacs (1526), in der Ludwig Ii. von Ungarn fliehend fiel.
Kapitel Xxii.
Rechtsentwickelung, gesellschaftliche Zustände, Kultur und kirchliches Leben in Deutschland.
§ 78. Reclitsentwickelung. Rittertum und Bauernschaft.
Das deutsche Recht war immer mehr partikularistisch zersplittert worden und auf dem platten Lande rückständig geblieben; die Unsicherheit, was Rechtens war, sowie ob und auf welche Weise
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Leo_X Leo Muhammed Negroponte Lemnos Matthias_Corvinus Muhammed Innocenz_Viii Innocenz Alexander_Vi Alexander Ludwig_Ii Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Florenz Dresden Florenz Serbien Bosnien Griechenlands Kleinasiens Mesopotamien Kurdistan Syrien Belgrad Rhodus Ungarn Deutschland