Die Staaten der Balkanhalbinsel. 13
Stadt in dem Goldenen Horn einen der besten Häfen der Welt, und wegen ihrer
malerischen Lage gilt sie zugleich als einer der schönsten Wohnplätze der Erde.
Die zweitwichtigste Siedelung der Türkei ist der Hafenplatz Salo niki (100000 Einw.)
am Endpunkte des wichtigen Schienenweges, der von Belgrad ausgeht.
Im übrigen sind die Kulturverhältnisse der Türkei wenig
günstig. Erst % des Bodens ist angebaut, Handel und Wandel sind nur
dürftig entwickelt, auch die Industrie nur durch das Klein- und Hausgewerbe
vertreten. Seine Hauptzweige bilden Wollweberei, Teppichknüpferei, Waffen-
fabrikation und Lederarbeiten.
2. Das Königreich Bulgarien mit der Hauptstadt Sofia (100000 Einw.)
und dem Hafen Warna am Schwarzen Meere besitzt guten Getreideboden und
große Waldbestände. Der Hauptort von Südbulgarien oder Ostrumelien ist
Philippopel an der Maritza. Bei Kasanlik am Schipkapaß wird das
kostbare Rosenöl gewonnen.
3. Das Königreich Rumänien, ein Land des Großgrundbesitzes, ist in der
Walachischen Tiefebene außerordentlich getreidereich. Bedeutende Fortschritte hat
auch die Petroleumgewinnung gemacht. Hauptstadt ist Bu karest (300000 Einw.),
Haupthafen Galatz an der Donau. Das Land dankt seinen derzeitigen Aus-
schwung besonders der Regierung seines Hohenzollernsürsten.
4. Das Königreich Serbien liefert gute Weine und große Mengen von
Pflaumen; noch bedeutsamer aber ist seine Schweinemast, die durch den Reichtum
des Landes an Eichenwäldern sehr begünstigt wird. Die Hauptstadt Belgrad
(80000 Einw.), an der Donau gelegen, steht mit den Heldentaten des Prinzen
Eugen von Savoyen in enger Verbindung.
5. Bosnien und Herzegowina sind nunmehr der Österreichisch-Ungarischen
Monarchie einverleibt. Hauptorte: Sera je wo und Mostar.
6. Das Küstenland Dalmatien mit dem Hauptorte Zara gehört ebenfalls
zu Osterreich.
7. Das Königreich Montenegro ist ein armes, schwer zugängliches Felsen-
land. Hauptstadt: Cetinje.
8. Das Königreich Griechenland. Es treibt vorzüglich Wein- und Oliven-
knltur. Die wertvollsten Erzeugnisse der ersteren sind Korinthen und Rosinen,
welche nebst dem Weine die Hauptausfuhr bilden. Die landwirtschaftliche Pro-
dnktion leidet jedoch unter dem vielfach karstartigen Boden und der großen Wald-
armnt. Immerhin hat sich die wirtschaftliche Lage des Landes in der jüngsten
Zeit gehoben. Auch die Eisenbahnlinien haben sich gemehrt, und der Kanal von
Korinth kommt besonders der Schiffahrt und dem Handel zugute. Neuestens
wird Griechenland wegen seiner bedeutsamen Denkmäler aus der Zeit des klassischen
Altertums immer mehr aufgesucht, und hiermit hängt teilweise der Aufschwung
Athens zusammen, das jetzt schon wieder 170000 Einw. erreicht hat. Die
Akropolis mit ihren ehrwürdigen Bauresten (Propyläen und Parthenon) ist vor
allein die Stätte, an die sich das Interesse aller Freunde altklassischer Bildung
knüpft. Von Athen führt eine Bahn nach der Hafenstadt Piräus. In dem
bavorliegenden Golfe von Ägina erhebt sich die Felseninsel Salamis. Zur
ionischen Inselgruppe gehört die Heimatinsel des Odysseus, Jthaka.
Fischer-Geistbeck, Erdk.f, Höh, Mädchenschulen. V. Teil. 3. Aufl. 2
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Extrahierte Personennamen: Eugen_von_Savoyen Eugen Ägina
38 Europa.
Moskau, Hauptsitz der russischen Baumwollindustrie. Auch Warschau, die
alte Hauptstadt Polens und drittgrößte Stadt Rußlands (850000 Einw.), ist Sitz
einer lebhasten Woll^, Seiden-, Zucker- und Maschinenindustrie. Hauptorte der
Ledersabrikation (Juchten und Saffian) sind Moskau, Kasan und Kiew.
Verkehr. Das weite, fast ununterbrochene Tiefland begünstigt die Entwick-
lung riesiger und vortrefflicher Wasserstraßen und die Anlage künstlicher Verkehrs-
Wege, besonders von Kanälen und Eisenbahnen. Die Wolga wird fast in ihrem
ganzen Laufe von Dampfschiffen befahren, desgleichen der Dnjepr. Die Strom-
systeme der Newa, Wolga und Dwina sind durch Kanäle miteinander ver-
Kunden, und eben darauf beruht die Bedeutung St. Petersburgs, das ebenso-
wohl mit der Nordrussischen Tiesebene als mit dem oberen Wolgagebiet, dem
Hauptproduktionsbezirk Runlands, in Verbindung steht. Moskau wieder ist der
Mittelpunkt eines weitverzweigten Schienennetzes. Infolge dieses Reichtums an
Verkehrsmitteln werden die fo weit voneinander entfernten Landesteile einander
näher gerückt und hebt sich auch der Handel Rußlands immer mehr, namentlich
mit den westeuropäischen Staaten und im besonderen mit Deutschland.
Die Bedeutung der russischen Flüsse als Verkehrsadern wird freilich auch
durch verschiedene Umstände stark beeinträchtigt. Alle ergießen sich nur in Neben-
meere, der größte sogar in einen Binnensee; dazu sind das Nördliche Eismeer
und das Weiße Meer infolge ihrer Eisbedeckung nur wenige Monate für den
Verkehr offen. Auch die Flüsse selbst sind monatelang durch Eis verschlossen,
und im So. wird die Schiffahrt durch die Dürre des Sommers erschwert.
Der Handel Rußlands läßt sich also kennzeichnen: Nach Westeuropa
führt es Getreide, Flachs, Hanf und Erzeugnisse der Viehzucht aus, dagegen führt
es von da feinere Industriewaren, eine Unzahl von Rohstoffen und Halbfabrikaten
sowie von Kolonialwaren ein; nach Asien versendet es die Erzeugnisse seiner
Industrie und bezieht dafür Rohstoffe (Baumwolle) und einige Genußartikel, wie
namentlich den Tee.
Siedelungen. Die Bedeutung der Städte in Rußland ist viel geringer
als in Westeuropa. Ihr Aussehen zeigt gewisse landschaftliche Unterschiede.
Die westlichen Städte verraten mehr westeuropäischen Charakter, die Städte des
östlichen Rußland dagegen bestehen noch heute vielfach aus niedrigen, mit Holz
erbauten Häusern.
Die politische Hauptstadt und zugleich die größte Stadt des Reiches (fast 2mill.
Einw.) ist St. Petersburg an der Mündung der Newa und damit am natür-
lichen Eingangstor Groß-Rußlands. Der eigentliche Hafen von Petersburg ist
Kronstadt. — Die Krönungsstadt und noch heute die eigentliche nationale
Hauptstadt, an der das Herz des Russen hängt, ist Moskau (l1^ Mill.
Einw.), zugleich der wichtigste Verkehrsmittelpunkt und die größte Handelsstadt
des Binnenlandes, auch Mittelpunkt des zentralrussischen Industriegebietes. Zu
den alten Hauptstädten Rußlands zählt ferner Kiew am mittleren Dnjepr; es
vereinigt nationale Eigenart mit moderner Knltur, 450000 Einw. — Nach
St. Petersburg und Moskau sind im eigentlichen Rußland die beiden größten
Städte die Seehandelsplätze Riga mit 300(100 Einw. und Odessa mit
480000 Einw. Riga ist der Bauweise und der herrschenden Bevölkerung nach
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Extrahierte Personennamen: Clemens_Vii Cambrap_Burgunb Äarl Slorenj Johann_von_3o* Johann Brubcrs
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Geistliche Ritterorden, Deutschland und Italien.
237
Cypern verlegt und 1312 auf dem Concilium zu Vienne durch
Papst Clemens V. aufgehoben.
3) Deutscher Orden, ursprünglich Brüderschaft des 1128 gestifteten
deutschen Hospitals in Jerusalem, durch Friedrich von Schwaben
auf dem dritten Kreuzzuge vor Accon zum Ritterorden erhoben.
Weißer Mantel, schwarzes Kreuz. Ordenssitz in Accon. Unter
dem Hochmeister Hermann von Salza geht 1226 eine Schaar
Ritter nach Preußen. Hermann von Balk, erster Landmeister
in Preußen, welches durch blutige Kämpfe (1226—1283) unter-
worfen wird. Im Jahre 1291 wird der Sitz des Hochmeisters
nach Venedig, 1309 nach Mcvricnbwrg, 1457 nach Königsberg
verlegt. 1525 wird das Ordensland säcularisirt. Die katholisch
bleibenden Ritter behaupten sich im Besitz der deutschen Güter
(Sitz ilrres Hochmeisters in Mergentheim in Franken). Der
Orden wird 1809 aufgehoben.
In allen drei Orden: lütter, Priester, dienende Brüder.
§. 2. Deutschland Und Italien.
1125—1137. Lothar von Sachsen.
Mit Hülfe seines Schwiegersohnes, Heinrich des Stolzen,
Herzogs von Baiern (Welf), den er später auch zum Herzog von
Sachsen macht, und des Herzogs Berthold von Zähringen kämpft
Lothar gegen die beiden mächtigen Hohenstaufen, Friedrich, Herzog
von Schwaben, und Konrad, die Neffen des letzten Kaisers Heinrich V.
(Ihr Vater Friedrich von Büren und Staufen, Schwiegersohn Kaiser
Heinrichs Iv., s. S. 226.)
1132. Auf dem ersten Römerzuge wird Lothar durch Papst Inno-
cenz Ii. gekrönt und nimmt Mathildens Allodialbesitz
in Italien als Lehen vom Papste
1136. Auf dem zweiten Römerzuge bekämpft Lothar den Nor-
mannen Roger Ii., welcher den Titel König beider
Sicilien angenommen hatte, und vertreibt ihn auf kurze
Zeit nach Sicilien. Auf dem Rückzuge stirbt Lothar
in Oberbaiern, in der Nähe von Hohenschwangau.
Unter Lothars Regierung Ausdehnung des deutschen Einflusses
nach Norden und Nordosten. Der dänische König Magnus erkennt
von neuem die Oberhoheit des Kaisers an, Böhmen leistet die Lehns-
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Extrahierte Personennamen: Clemens_V. Friedrich_von_Schwaben Friedrich Hermann_von_Salza Hermann_von_Balk Heinrich_des Heinrich Welf) Berthold_von_Zähringen Lothar Friedrich Friedrich Konrad Konrad Heinrich_V. Heinrich_V. Friedrich_von_Büren Friedrich Schwiegersohn_Kaiser
Heinrichs_Iv. Heinrichs_Iv. Mathildens_Allodialbesitz Lothar Lothar Magnus Magnus
132
Thrakien.
180. Gebirge. Binnenlandschaften. Dieses engere Thrakien der späteren Zeit ist nördlich gegen das untere Donaugebiet begrenzt durch die lange Gebirgskette des Haemos oder
mit Gipfeln bis zu 2300m, wenigen gangbaren Pässen zwischen 600 und 1500m und steilem südlichen Abfall gegen die oberen Nebentäler des Heb ros (j. Maritza), dessen Flussgebiet den grössten, vielfach in weite fruchtbare Ebenen ausgebreiteten Teil des Landes einnimmt. Zu diesen gehört auch, aber in viel höherer Lage, das obere Talbecken des Oskios (lat. Oescus, j. Isker), des einzigen Donauzuflusses, welcher die Haemos-Kette in enger Felsschlucht nach Norden hin durchbricht.1) Demselben, sowie dem weit grösseren Tale des Hebros liegt in Sw. vor die breite und an Gipfelhöhe dem Haemos gleichende schwer zugängliche Gebirgsmasse der Rhodöpe (j. Despot-Planina), noch bis in die römische Zeit Wohnsitz einzelner ziemlich unabhängiger oder öfters rebellirender thrakischer Stämme und eine natürliche Grenzscheide iür Thrakien im engeren Sinne gegen die dauernd mit dem Reich und der Provinz Makedonien verbundenen westlichen thrakischen Landschaften.
Auch die ackerbauenden Thraker der Ebene wohnten lieber in einzelnen Höfen, als in grösseren Ortschaften; von festen Fürstenburgen werden einzelne genannt, wie Bizye (j. Wiza), die Residenz der Odry-senkönige. Eigentliche Städte entstanden im Binnenlande erst durch die griechischen und römischen Eroberer: letztere nicht vor dem 2. Jahrh. n. Chr.; wie Trajanopolis, Plotinopohs (nach K. Trajans Gemahlin benannt), besonders das durch seine centrale Lage bedeutend gewordene Adrianopolis (noch j. griech. ebenso, türk. Edirne, angeblich vorher Orestias genannt). Aelter ist das von K. Philippos Ii. nach der Unterwerfung des Hebros-Gebietes erbaute Philippopolis (noch jetzt eine halbgriechische Stadt, türk. Filibe).
l) Diese schon innerhalb der nördlichen Abdachung gelegene lalebene bildete die auch unter der römischen Verwaltung zum eigentlichen Thracia gehörige Landschaft Sardica oder Serdica, ein Name, der auch auf ihre spät entstandene Hauptstadt, das byzantin. und jetzige Sofia (slaw. Sredetz), Hauptstation der grossen Strasse vom Bosporos zur mittleren Donau, übeigmg.
181. Griechische Städte am aegaeischen Meere (innerhalb der engeren Provinz Thrakia, östlich von den zu Makedonien geschlagenen Städten). Asiatisch-ionische Colonien waren Abdera von Teos, das weinberühmte Maroneia von Chios um 540 v. Chr. angelegt. Aeolisch das von Kyme und Mytilene gegründete, durch seine Lage an der Mündung des Hebros, welche den Getreideexport aus dei thrakischen Binnenebene beherscht, blühende Aenos (noch j. so genannt, aber durch Flussanschwemmung verödet); ebenso die älteren An-
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142
Illyrien.
schliessen und in diesem nördlichen Teile schon in antikem Sprachge-brauche selbst den Alpennamen annehmen.1) Nur wenige und kurze Flüsse (Naro, j. Narenta, Neretwa der grösste) erhält das adriatische Meer aus diesem, auf weite Strecken mit hohem felsigen Absturze an die Küste vortretenden Berglande; reich bewässert ist dagegen die No-Abdachung desselben zum Donaugebiete, zunächst zu deren Nebenstrom Saus (Save), dessen Zuflüsse innerhalb des alten Illyriens (des heutigen Bosniens), — die grössten der Drinus, j. Drina und Bassanius, j. Bosna — mehrere weite ebene Längstäler von grosser Fruchtbarkeit durchfliessen, während die nicht mehr der Kalkformation angehörigen Bergzüge dieser Seite an mineralischen Reichtümern namentlich Gold^ Silber, Kupfer, Eisen, Salz enthalten. Die Vegetation dieser Binnenabdachung Illyriens hat mitteleuropäischen Charakter, die adriatische Abdachung dagegen sehr viel wärmeres Klima, sie ist daher, bei dem in den Küstenstrichen und auf den Inseln vorherschenden Wassermangel nur für Wein- und Oelbau ein geeigneter Boden.
*) Ausser der Julischen Alpe, dem Uebergang aus Italien nach Pannonien, nennen einige Autoren auch Dalmatische Alpen, andere in derselben Gegend das "Alß^ov oder 'Alßuvov boog; diess scheint also eine Art allgemeiner Benennung dieses Berglandes gewesen zu sein. Die grösste Höhe von ca. 2500m erreicht gegen Süden in der Nähe des Drilon-Tales die Gruppe des Bertiskos der Alten, j. Kom.
193. Südliches Illyrien. Von korinthischen Colonisten wurden 634 und 627 v. Chr. im ebenen illyrischen Küstenlande zwei bedeutende Handelsniederlassungen gegründet: Apollonia (j. Ruinen Pollina) mit seinem Hafenorte Aulön (j. ital. Yalona, alb. Vljora) und Epidamnos oder mit älterem einheimischem, später von den Römern wieder eingeführtem Namen Dyrrhachion (j. ital. Durazzo, alb. Drasch), beide in römischer Zeit die gewöhnlichen Uebergangspunkte für den Landverkehr zwischen Italien und den griechischen Provinzen. Sie lagen auf dem Gebiete des damals mächtigsten unter den illyrischen Volks-stämmen, der Taulantier, welche den ganzen ebenen Küstenstrich inne hatten1) und im 3. Jahrb. v. Chr. selbst jene Griechenstädte ihrem Reiche einverleibten; zu Makedonien hatten sie nur unter Alexanders Regierung in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnisse gestanden. Dagegen war diesem Reiche schon seit Philippos H. der die innere Berglandschaft um den lychnitischen See mit der Hauptstadt Lychnidos (j. Ochrida) bewohnende Stamm der Dassareten untei-worfen. Beide Gebiete wurden nach der römischen Besitznahme, welche 229 mit den Küstenstädten begann, 130 v. Chr. zur Provinz Macedonia geschlagen, bis sie erst in der neuen Reichseinteilung des 4. Jahrh. eine besondere Provinz Nova Epirus bildeten.
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TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos]]
— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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Ii — 59 —
Inseln? Die befestigte Insel Malta (bibl. Melite) gehört den Engländern und
ist eine wichtige Flottenstation. Umwandere die Halbinsel und gieb bxe wich-
tigsten Häfen und Flußmündungen an! Wo entspringen, wie laufen, wohin
und wo münden die einzelnen Flüsse?
33. Die Kalkan - Halbinsel (Türkei mtfr Griechenland).
Europ. Türkei: 176000 qkm, 5,7 Mill. Einw.; mit den asiatis ch en Besitzungen 2 Mill. qkir
und 21 Mill. Einw. — Griechenland: 65000 qkm, 21/2 Mill. Einw.)
1. Die Balkan-Halbinsel liegt im S.-O. Europas und bildet durch den
griechischen Archipel (Jnselflur) den Übergang nach Asien.
2. Sie hat bis zur Donau die Größe des Deutschen Reiches, doch nicht
die Hälfte seiner Bewohner.
3. Umschiffe die sehr gegliederte Halbinsel von der Donaumündung bis
zur dalmatischen Küste am Adriatischen Meere; gieb dabei die wechselnde
Richtung an, in der du fährst, die Meeresteile, die du durchschiffst, und be-
stimme die Lage von Konstantinopel, Saloniki, Athen, Patras,
Korinth und Korfu! Die Gliederung der Küste ist ungewöhnlich reich.
4. Die Halbinsel ist gebirgig. Das Hauptgebirge, der Balkan, steht
westlich in loser Verbindung mit den Alpen und zieht nach O. Viele Ge-
birgsketten durchkreuzen und teilen das Land schachbrettartig in viele Hoch-
länder mit vielen Einsenkungen.
5. Die vielen Flüsse haben nur einen kurzen Lauf und sind nicht schiff-
bar. Die Maritza empfängt ihr Wasser vom Balkan, läuft erst östlich, dann
südlich und mündet in das Ägäifche Meer; an ihr liegt Adrianopel,
die zweite Stadt der Türkei.
6. Das Klima zeigt nördlich von der Balkanlinie heiße Sommer und
rauhe Winter. Das Land ist hier wald-, korn- und weidereich. Weiter südlich
herrscht Regenarmut, Dürre und Waldlosigkeit; die Thäler zeigen aber hin-
reichende Fruchtbarkeit. Das Mittelmeerklima der südlichen Küstenländer endlich
zeitigt allerlei Südfrüchte und die herrlichen griechischen Weine. Unter der
langen Herrschaft der Türken ist die Kultur sehr zurückgegangen, wird aber
jetzt in oen selbständigen Kleinstaaten, namentlich auch unter dem einst so hoch-
gebildeten und mächtigen, durch die Türkenknechtschaft und listigen Schachergeist
aber sehr heruntergekommenen Griechenvolk sehr gefördert. Die Türken sind
Mohammedaner, die Mehrzahl der übrigen Bewohner griechisch-katholisch.
7. Der südliche Teil der Halbinsel mit den Kykladen- (kreisförmigen)
im Osten und den Jonischen Inseln im Westen bilden jetzt das christliche
Königreich Griechenland mit der Hauptstadt Athen (Iii). Die südliche
kleinere Halbinsel Peloponnes hing früher durch die Landenge von Korinth,
welche jetzt von einem Kanal durchbrochen ist, mit Mittelgriechenland zu-
sammen. — Die Türkei unter dem Sultan in Konstantinopel (875)
besitzt den nördlichen großen Teil der Halbinsel.
C Mit den asiatischen und afrikanischen Besitzungen ist die Türkei ein großes
Reich fast von der Volkszahl Preußens, aber ein todkranker Mann, dem ein
Glied nach dem andern abfällt. Die Königreiche Rumänien, nördlich von
der Donau mit der Hauptstadt Bukarest, und Serbien mit der Hauptstadt
Belgrad, sowie das Fürstentum Montenegro mitzettinje haben sich die
Unabhängigkeit erkämpft; das Fürstentum Bulgarien mit der Hauptstadt
Sofia und Ostrumelien, sowie die Insel Kreta hängen nur noch lose mit
ihr zusammen; Herzegowina und Bosnien stehen unter österreichischer Ver-
waltung. Es ist keine Kraft, kein Zusammenhalt, kein Leben in diesem Reiche
der Despotenwillkür. „Der Hauch des Islam ist Grabesmoder!" Wie werden
in der Bibel Athen, Korinth, Thessalonich und Philippi erwähnt?
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
Extrahierte Personennamen: Türkei
Extrahierte Ortsnamen: Malta Griechenland Griechenland Europas Asien Adriatischen_Meere Konstantinopel Saloniki Athen Patras Korinth Korfu Balkan Griechenland Athen Korinth Mittelgriechenland Konstantinopel Donau Bukarest Serbien Belgrad Bulgarien Sofia Bosnien Athen Korinth Thessalonich
— 96 —
von den Jonischen Inseln im W. entfernt, der Mittelpunkt der alten
griechischen Welt. Athen, Hauptstadt und Mittelpunkt eines neu
geschaffenen, nur das eigentliche Hellas nebst dem Spercheioschal
und den Peloponnes nebst Euböa, den Kykladen und Jonischen
Inseln umfassenden Königreichs, 910 Qm. mit kaum 1500000
Ew. (nur dreimal so viel, als Attika zur Zeit der Blüte hatte),
mehr der Sprache als der Nationalität nach Griechen (vgl. das
neue Königreich Italien und die Hauptstadt Rom.).
Ueberhaupt ist die Balkanhalbinsel die bunteste Völkertafel,
soweit der Sultan herrscht, voller Gegensätze der Sprache, Sitte,
Religion, ohne innere Einheit, nur äußerlich zusammengehalten durch
die herrschenden Muhamedaner, die überall zerstreut die Zwietracht
der Christen fördern. Vorherrschend, nur von den Küsten des
ägäischen Meeres zurückgehalten, die Slaven des Serbischen
und Bulgarischen Stammes. Beides Binnenvölker, am Alten
festhaltend: daher noch heute der Bulgar Ackerbauer, der Serbe ^
Viehzüchter, der Handel meist in fremden (besonders Griechen)
Händen. — Die Serben die hauptsächlichste Bevölkerung im Nw.,
die Bulgaren im O. bis tief in Maeedonien und Thraeien
hinein*). jjhueu zunächst die Albanesen, dann die Bevöl-
keruug im Königreich Griechenland; die Griechen in der Türkei
(auf Festland und Inseln) eben so zahlreich wie die herrschenden
Osmanen (1 Million). Dazwischen Armenische Handels-
lente, Zigeuner, Tscherkessen und Juden. Durch den
Uebertritt einer großen Zahl Bulgaren und Albanesen zum Islam
haben die Türken des Uebergewicht behauptet. Ihr Gebiet außer
den Vasallenstaaten Serbien, Rumänien und Montenegro: 6700
Qm. mit 9000000 Ew.
Das Türkische Reich umfaßt in Asien 35000 Qm.mit
nur 13000000 Ew.: Kleinasien, Syrien, Armenien, Mesopotamien
und die Außenseiten von Arabien. In Afrika erkennen die
Vasallenstaaten Aegypten, Tripolis und Tunis bis jetzt noch die
Oberhoheit des Sultans an. — Die europäische Kultur beginnt
auch in diesen unter der Türkenherrschast erstarrten Ländern
neues Leben zu wecken, nicht bloß die alten Ruinen mit ihren
scheu Kleinasien verbunden, die Grenzmarke der griechischen Welt. — Vergeb-
liche Versuche der schwachen christlichen Bevölkerung, sich an das verwandte
selbständige Griechenland anzuschließen.
*) Ueber die Slaven haben unter dem Schutze der Türken die Griechen
die geistige und geistliche Macht.
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