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1. Erdkunde - S. 304

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 304 Mit Bethanien übersieht das Auge den Ölberg, die Stätte der heiligen Erinnerungen. Nahe am Ölberge liegt Gethsemane, unten an seinem Fuße der Olivengarten und oben auf dem Gipfel die Himmelfahrtskirche. Ich konnte mein Auge fast nicht wenden von den heiligen Hügeln. Noch einmal trank ich in vollstem Zuge das heilige Schauspiel und wandte mich dann mit dem Wunsche des heimatlichen Dichters ab: „Bleibt mir nah mit eurem heil'gen Walten, Hohe Bilder, himmlische Gestalten!" (Nach F. W. Hackländer u. a.) Die Überschwemmungen des Wits. Schon im Altertum wurde Ägypten ein „Geschenk des Nils" genannt, und das mit Recht; denn der Nil ist es, der das Land bewässert und fetten Schlamm auf demselben ablagert, dadurch unter einem fast regenlosen Himmel üppige Fruchtbarkeit erzeugeud. Zwar haben auch andere Ströme jährliche Überschwemmungen; aber bei keinem derselben treten diese mit solcher Regelmäßigkeit auf und lassen sich so genan und so weit zurück verfolgen. Wir wissen, daß der Nil von den mächtigen Wassermassen angeschwellt wird, welche zur Zeit der tropischen Regen in seinem Quellgebiet, besonders in Abessinien, herabstürzen. Gegen Schluß des Juni verrät der steigende Strom den gewaltigen Zuwachs des Wassers. Diese Schwellung nimmt nun in gleichmäßiger Folge so zu, daß um die Mitte des Augusts der Fluß iu Ägypten seine Ufer überschreitet und allmählich das ganze Thal bis zum Fuße der Berge überflutet, um während des Oktobers in seine Grenzen zurückzukehren und ebenso gleichmäßig, wie er gewachsen, auf den niedrigsten Wasserstand herabzusinken. Das höchste, aber gewöhnliche Maß der Steigung beträgt für das Delta heute noch wie schon im Altertum 5 m, und die Wassermenge, welche der Strom in dieser Zeit dem Meere zuwälzt, ist zwanzigmal größer als zuvor. Zuweilen bleibt er auch uuter dem angegebenen Maße zurück. Dann aber trifft Hungersnot oder doch Mangel die Be- völkeruug, welche eben den Überschwemmungen allein ihre reichen

2. Erdkunde - S. 162

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 162 — oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham". — Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel. — Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge- legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig. 2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.) ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow (175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und Wolle. Universität. 3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak- baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.), ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel- Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew (92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien. 4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste Stadt Litauens. 5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor- orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie. 6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa- Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels- platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt (60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat, rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. — Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten 283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee, wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.

3. Deutsche Schulgeographie - S. 57

1908 - Gotha : Perthes
57 Preußen) bewohnt. Hauptort an der Memel ist Tilsit*. Das Pregel- land ist dadurch begünstigt, daß hier die russische Eisenbahn von St. Petersburg her einmündet; sie führt über Gumbinnen nach Jnsterburg und teilt sich hier in zwei Arme: Königsberg—weichsel- delta—küstrin—berlin, und Jnsterburg—thorn—posen—frankfurt- Berlin. Daher ist Königsberg** ^) in der Nähe der Pregel- mündung und der Öffnung der Frischen Nehrung bei Pill au nicht bloß der Hauptausfuhrhafen der>,ostpreußischen Produkte (besonders Holz und Getreide), sondern auch ein Einfuhrhafen für Rußland, um so mehr, als das Frische Haff durch Eis kürzere Zeit gesperrt ist als die russischen Ostseehäfen Außerdem ist Königsberg eine wichtige Grenzfestung und Universitätsstadt. Das Pregelgebiet zeichnet/sich auch durch Pferde- zucht aus; Jnsterburg und Gumbinnen sind die Mittelpunkte des Pferde- Handels. Auf der Seenplatte ist Allenstein die einzige größere Stadt. § 69. Westxrenszens Bevölkerung konzentriert sich hauptsächlich im breiten, fruchtbaren, aber häufigen Überschwemmungen ausgesetzten Weichseltale. Hier liegen die wichtigsten Gründungen des Deutschen Ritterordens: Thorn*, bedeutende Grenzfestung, da sich hier diezweite russische Hauptbahn (von Moskau und Warschau) mit der Petersburger vereinigt, Kulm, Graudenz* (Festung), Marienwerder, Marien- burg (die jetzt wiederhergestellte Marienburg, ein prächtiges gotisches Bauwerk, war Sitz des Hochmeisters). (Vgl. auch D. Sch.-A. 2/3.) Marien- bürg liegt an der Nogat, dem Ostarme der Weichsel, der in das Frische Haff mündet; in der Nähe davon Elb ing* die östlichste deutsche Fabrikstadt (Maschinen, Schiffbau). Der westliche Flußarm, die eigent- liche Weichsel), ist die wichtigere Wasserstraße, weil sie in das offene Meer mündet. Danzig**, die Mündungsstadt der Weichsel, mit dem Hafen Neufahrwasser, ist die Seehandelsstadt für ganz Polen, dessen Naturprodukte (Getreide, Holz) sie ausführt. Auch ist Danzig große Festung, sowohl zum Schutze des Weichselüberganges (berühmte Eisenbahnbrücke bei Dirschau) wie gegen einen Einbruch von der Seeseite. Die Seenplatte westlich von Danzig (Pommerellen) bewohnen die den Polen verwandten Kassuben. § 79. Die preußische Provinz ^ommern^) besteht aus zwei Teilen. Der östliche oder Hinterpommern umfaßt die pommersche Seenplatte (soweit sie nicht Westpreußen und Brandenburg angehört), auf deren magerem Boden hauptsächlich Schafzucht betrieben wird. Die *) Benannt nach König Ottokar Ii. von Böhmen, der den Deutschen Ritter- orden im Kampfe gegen die Preußen unterstützte. 2) Pomarie, slavisch --- Land am Meere.

4. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 245

1906 - Gotha : Thienemann
— 245 — ohne alle Frage weit über ihnen stand, ihren Trotz zu besiegen, indem er häufig durch Gesandtschaften mit ihnen verkehrte und sie in seinen Briefen als Brüder anredete." (Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit.) Unmittelbar nach Karls Tode traf eine Gesandtschaft aus Ostrom ein, die die Zustimmung des oströmischen Kaisers zu der Annahme des Kaisertitels durch Karl überbrachte. Aus diesen Berichten heben sich drei Tatsachen heraus: Die Kaiserkrönung war von Papst Leo Iii. gut vorbereitet worden und wurde von ihm ohne Vorwissen Karls vollzogen; Karl war unwillig darüber; er bemühte sich noch 14 Jahre lang, die Anerkennung Ostroms zu empfangen. Damit verbinden sich zwei Fragen: Was bewog den Papst zu der von ihm vorgenommenen Handlung? Hat Karl die Kaiserwürde erstrebt oder nicht? Die Lückenhaftigkeit der Berichte gestattet keine klare, untrügliche, unwiderlegbare Ansicht von jenen Ereignissen. Daher beobachten wir auch bei den Forschern einen großen Zwiespalt der Meinungen. 2. Idee des Kaisertums und Tatsachen der damaligen Weltlage. Das Kaisertum erhob den Anspruch, die oberste, höchste Gewalt der Welt zu besitzen. In dem Kaisertitel lebte der Name Cäsars fort und die Macht, die er und seine nächsten Nachfolger, die Julier, hatten: die Beherrschung der bekannten Welt durch Rom, d. h. durch die Person des Kaisers. Kaisertum war Weltherrschaft und sollte es immer sein. Aber wie wenig entsprachen die Tatsachen der Idee! Ein Brief Alkuins aus dem Jahre 799 zeigt uns, daß Karl und seine Hofleute die Weltlage genau überschauten: „Drei Personen waren in der Welt bisher die höchsten: nämlich die apostolische Erhabenheit, welche den Sitz des heiligen Petrus, des Apostelfürsten, stellvertretend einnimmt; sodann die kaiserliche Würde und die weltliche Macht des zweiten Rom; endlich die königliche Würde, in welcher unser Herr Jesus Christus Euch zum Leiter des christlichen Volkes einsetzte, die Ihr an Macht den beiden anderen Herrschern vorangeht, an Weisheit sie übertrefft und an Würde des Reichs sie überragt. Siehe, auf Dir allein beruht das ganze Heil der Kirche Christi!" Vergessen hatte Alkuin die Macht, in die die Kraft des Islam zusammengefaßt war, das Chalifat von Bagdad, doch er konnte sie; denn zwischen Bagdad und Aachen, zwischen Harnn-al-Raschid und Karl gingen Gesandtschaften hin und her. Sehen wir die drei europäischen Mächte an! Ostrom war ohnmächtig. Im Mittelmeer hatte der Islam die Vorherrschaft. Italien war durch die Taten Pippins (754, 756) und Karls (774, 786/87) der Herrschaft des Kaisers fast verloren gegangen; in loser Abhängigkeit stand Venedig, sicher war nur noch der Besitz der Südspitze. Der Kaiserthron ward von Parteiungen bedrängt. Jetzt hatte ihn eine Frau inne, die Kaiserin Irene, die Witwe eines 780 verstorbenen Kaisers.

5. Die deutsche Urzeit - S. 104

1905 - Gotha : Thienemann
— 104 — o) Milch und Butter. Milch war Nahrungsmittel für arm und reich, für jung und alt, frifch, gesotten und gestanden. Schon vermochte man aus dem Rahm durch heftiges Schütteln Butter zu erzeugen; aber die Arbeit war schwer und langweilig, darum ward nur im Hause der Hohen von den Sklavinnen die Butter bereitet, darum war Butter bis weit in das Mittelalter hinein wie Brot nur ein Herreneffen. Also war Butterbrot, bei uns tägliche und billige Speise, im Anfang unsrer Kultur seltene und köstliche Speise. Unser Name Butter kam erst spät auf; alt dagegen find wohl die Namen anke, ahd. ancho, heute noch im Alemannischen gebräuchlich, und smalz (Schmalz), Heute in Bayern üblich. 6) Alkoholische Getränke. Die alkoholischen Getränke, die der Germane selbst zu bereiten vermochte, waren Met und Bier. Der Met, gemischt aus Honig und Wasser, dann gesotten und im offenen Gefäß gegoren, nicht lange haltbar, darum schnell getrunken und schnell wieder erzeugt, war allgemeines Volksgetränk; es war im Hause des kleinen Mannes wie auf dem Tisch des Fürsten, und selbst die Götter sollten ihn lieben. Sein Gefolge reich mit Met zu versorgen, war Pflicht des Fürsten; die Halle, in der er mit seinen Gesolgsmannen aß und trank, hieß darum auch Methalle, die Bank, aus der die trinkenden Helden saßen, Metbank. Den Honig gaben die wilden Waldbienen. Ein uraltes Rechtssprichwort sagte: „Die Biene ist ein wilder Wurm"; wer einen Bau fand, erwarb damit nach altgermanischem Recht die Befugnis, sich den Honig anzueignen. Er schlug in die Nähe des Flugloches seine Hausmarke ein, und jedermann achtete dies Zeichen. Der Vorgang der Bierbereitung war in den Grundzügen dem heutigen gleich: Keimen der Getreidekörner, damit sich der Stärkegehalt des Kornes in Zucker umwandele (Malz), Schroten der wieder getrockneten Körner, Abkochen des Malzes mit Wasser, wodurch eine süße Flüssigkeit gewonnen wird, Gären dieser Flüssigkeit. In jedem Haushalte bereitete die Hausfrau das Bier selbst, und so blieb es bis weit in das Mittelalter hinein. Bier ward von den Alten noch lieber getrunken als Met; und die Römer tadelten an ihnen die Trunksucht des öfteren; doch darf man bei der Beurteilung dieser römischen Nachrichten nicht übersehen, daß der Südländer jeden für einen Trinker hält, der den Wein unvermifcht zu sich nimmt. Trinkgefäß war das Horn der Rinder und des Urs. 6) Leder, Gewebe. Rohstoffe der Kleidung waren die Felle zahmer und wilder Tiere und Wolle. Bei dem Reichtume des Landes an zahmen und wilden Tieren war an Tierfellen kein Mangel. Die Bearbeitung der Haut war Sache jedes einzelnen Haushaltes und ward daher mit Worten bezeichnet, die zunächst noch gar keinen technischen Sinn haben, sondern nur ein Herrichten, Zurechtmachen: ahd. garawen (aus garwjan = gar machen). Die einzelnen Arbeiten dabei waren wohl wie in Vorgeschichte

6. Die deutsche Urzeit - S. 187

1905 - Gotha : Thienemann
— 187 — der Totengott. Die Vorstellung von dem Gott der Toten wandelt sich dann bald um in die von dem Gott des Todes, des Herrn über das Leben und damit über das Schicksal der Menschen. Den Totengott begleiten die schwarzen Totenvögel, die Raben (S. 157), mit den Toten wohnt er tief im Innern der Berge, in ihren Höhlen und Hallen. Solch eine Halle heißt Walhalla (ahd. wala = Leichenhause). Also ist Wodan der Herr, der vor Karl dem Großen, Heinrich I. und Friedrich Rotbart in den Sagen lebte, die uns von dem Aufenthalte dieser Herrscher in den Bergen erzählen (S. 156). Das mythische Bild von der Walhalla ward ein bestimmteres unter der Einwirkung des Glaubens, daß Wodan auch der Gott des Krieges sei. Der Sturm ist ein Abbild der Männerschlacht, der im Sturm daherbrausende Gott ein Krieger, er ist der Krieger erster und vornehmster. Er erfand die Kunst des Krieges und lehrte die Männer nach dem Bilde des Eberkopfes die Schlachtordnung, den Keil (S. 20). Er lenkt die Schlacht, er verleiht den Sieg, seinen Günstlingen reicht er das Sieg-schwert (W ö l f u n g e n s a g e). In feinem Dienste stehen göttliche Mädchen, die Walküren. Die eilen aus schnellen Wolkenrossen im Sturmgebranse auss Schlachtfeld (Walstatt = Stätte, wo es Leichen gibt, Kampfplatz). Und was sie da tun, kündet uns noch ein alter Zauberspruch, der sogenannte erste Merseburger Zauberspruch: Einst setzten sich Jdisi, setzten sich hierhin und dorthin, Einige hefteten Hafte, einige hemmten das Heer, Einige klaubten an den Fesieln herum: Entspringe den Haftbanden, entfahre den Feinden! Jdisi heißen hier die Schlachtgöttinnen, Jdisiaviso hieß das Schlacht-seld, wo sie sich niedergelassen hatten (S. 41). In drei Haufen geteilt, kamen die Walküren unseres Liedes heran, ihren Freunden zu helfen. Die ersten hefteten Hafte, d. H. sie fesselten die Gefangenen; die andern hemmten das feindliche Heer, warfen sich den Feinden mit den Kriegern entgegen; die dritten aber kamen hinter den Feind, wo gefangene Freunde lagen, klaubten an deren Fesseln herum und riefen dann den Befreiten zu: Entspringe den Haftbanden, entfahre den Feinden! Was das Lied von den Walküren berichtet, das ist das Bild von den germanischen Frauen, die in der Schlacht mitkämpfen (Aquä Sextiä, S. 24; Frauennamen, S. 96), übertragen ins Leben der Götter. Die gefallenen Helden küren die Walküren für Wodan und führen sie in die Walhalla, in einen Berg; denn daß dies die alte, ursprüngliche Vorstellung von der Walhalla ist, zeigt noch deutlich die Sage von dem Hirten auf dem Kyfshäuser (Grimm, Deutsche Sagen Nr. 296): „Der Hirt folgte dem Kaiser Friedrich, der nahm ihn bei der Hand und führte ihn nicht weit von den Schafen zu einem Loch in den Berg hinein. Sie kamen zu einer eisernen Tür, die alsbald aufging, nun

7. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 88

1906 - Gotha : Thienemann
lebigt, wenn Rom durch seine Erlasse seine Lehmiemnng knnbgegeben habe___________ bas alles war jetzt allgemeine Überzeugung bet abenblänbischen Christen-heit. Papst Leo der Große (440—461) hatte aus Matthäus 16, 13 ff. und Lukas 22, 31 ff. das Primat Roms gefolgert: „Von der ganzen Welt wirb Petrus allein auserlesen, um an die Spitze sowohl der Berufung aller Völker als aller Apostel und der gesamten Kirchenväter gestellt zu werben, bamit, obgleich es im Volke Gottes viele Priester und viele Hirten gibt, eigentlich boch Petrus sie alle regiere, die ursprünglich auch Christus regiert. — In Petrus wirb die Stärke aller befestigt, und die Hilfe der göttlichen Gnabe wirb so georbnet, daß die Festigkeit, die durch Christus bein Petrus verliehen wirb, durch Pettus auf die Apostel übertragen wirb." Nach einem Ebikt Valentinians Iii. von 445 nahm der Papst das Recht in Anspruch, die Bischöfe aller Provinzen und Völker vor sein Gericht zu ziehen. Die Päpste lebten in Augustins Gebanken vom Gottesstaate. „Eo haben zwei Arten der Liebe zwei Staaten geschaffen, den irischen nämlich die Liebe des eigenen Selbst bis zur Verachtung Gottes, den himmlischen bagegen die Liebe Gottes bis zur Verachtung des eigenen selbst," — und sie waren überzeugt, daß der himmlische Staat um seines höheren Prinzips willen auch der höhere, der wahre Staat und daß dieser himmlische Staat die Kirche sei. Papst Gelasius I. hatte bereits 494 in einem Briefe an den oströmischen Kaiser Anastasius von beni höheren Recht der geistlichen Gewalt gesprochen: „Denn zwei finb es, erhabener Kaiser, von benen hauptsächlich diese Welt regiert wirb: die geheiligte Autorität der Päpste und die königliche Gewalt. Unter biesen ist das Gewicht der Priester um so schwerer, als sie auch für die Könige der Menschen selbst bei der göttlichen Prüfung Rechenschaft ablegen sollen. Denn Du weißt, gnäbigster Sohn, daß Du, ob Du auch durch Deine Würbe an der Spitze des Menschengeschlechts stehst, den noch den Vorstehern der göttlichen Dinge bemütig den Nacken beugst und von ihnen die Ursachen Deines Heils erwartest und erkennest, daß 2)u Beirrt Genuß der himmlischen Sakramente und bei ihrer geziemenben Darreichung Dich vielmehr nach der Orbuuug der Religion unterwerfen als einen Vorrang haben sollst, und daß so hierbei Du vom Urteile jener abhängst, nicht jene nach Deinem Willen gelenkt wissen willst. Denn wenn auch die Vorsteher der Religion in der Erkenntnis, daß in dem, was die Drbnung der öffentlichen Verfassung betrifft, die Herrschaft nach fnmntlifcher Anorbnung Dir übertragen ist, Deinen Gesetzen gehorchen, bamit sie nicht in weltlichen Dingen einem ergangenen Urteil sich zu wiber-setzen scheinen, mit welchem Eifer, ich bitte Dich, geziemt es Dir, benen zu gehorchen, die bamit betraut stnb, die verehrungswürbigen Sakramente auszuteilen? Und wenn es sich gebührt, daß allen Bischöfen insgemein, die das Göttliche recht verwalten, die Herzen der Gläubigen sich unter-

8. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 100

1906 - Gotha : Thienemann
— 100 — alter ward er dem Kloster übergeben, und das Kloster war und blieb seine Heimat. In der Schule des Klosters erwarb er sich nicht nur treffliche Kenntnisse in der Heiligen Schrift, sondern auch ein über das gewöhnliche Maß hinausgehendes Wissen in Grammatik und Metrik. Er war Lehrer im Kloster, nach dem Zeugms seiner Schüler ein trefflicher Lehrer. In Wort und Wandel, in Glauben und Keuschheit galt er als Vorbild. Und doch war er unbefriedigt. Er sah das mönchische Ideal wohl auch im Entsagen, doch mehr im Kämpfen und Ringen für den Herrn: alles verlassen, was ihm lieb war (Matth. 19, 21), und hinausziehen zu den Heiden und dem Herrn neue Verehrer gewinnen (Matth. 28, 19 n. 20). Wynfrith kam 716 nach Friesland, gerade, als Herzog Radbod Frankenherrschaft und Christentum erfolgreich bekämpfte. Sofort sah er, worauf es ankam: den Herzog gewinnen, dann war das Volk gewonnen. Kühn trat er zu Utrecht dem Herzog Radbod entgegen, umsonst. Daher kehrte er schon im Herbst 716 nach England zurück. Beobachte, wie die Missionare sich zuerst an die germanischen Großen wenden. Remigius von Reims — Chrodechilde, Chlodovech; Wynfrith — Radbod. Die Brüder, denen der Abt eben gestorben war, erwählten ihn dazu. Ein geruhiges Leben in hohen Ehren, ein einflußreiches Amt mit leitender Gewalt, beides lockte ihn nicht; er sehnte sich nach Arbeit in Kampf und Not, in der Mission. Und doch ging er nicht gleich zu den Heiden, erst nach Rom. Weshalb? Die Angelsachsen waren treue Anhänger Roms, von Rom hatte Willibrord Vollmacht und Auftrag, so wollte es auch Wynfrith. Jni Winter 718 traf er in Rom ein, und da bedurfte man feiner, er kam zur günstigen Stnnde. Seit 715 saß auf dem Stuhle Petri Gregor Ii., ein weitblickender Mann. Die Kirchen des Abendlandes hatten sich dem Primate Roms unterworfen. Für Rom arbeitete Willibrord bei den Friesen; und eben eröffnete sich die Aussicht, daß sich auch die bayrischen Christen Rom anschließen würden. Aber dazwischen, in Hessen und Thüringen, waren romfreie, von den irischen Mönchen bekehrte Christen und noch viele, viele Heiden. Dadurch schien das katholische Christentum bei den Friesen und Bayern gefährdet, die Anerkennung des römischen Oberhirten bedroht. Dieser Gefahr zu begegnen, die Glieder der Kette zu schließen, dazu ward Wynfrith von Gregor Ii., nachdem beide während des Winters öfters Unterredungen gehabt, ausersehen. Beobachtung. Der innere Drang eines zu großen Taten fähigen, begeisterten Menschen mit stark ausgeprägter Anhänglichkeit an ererbte Institutionen (Bonifatius) und die weltumspannenden Pläne des Papsttums (Gregor Ii.) vereinigten sich und schufen Ereignisse, die das Geschick Deutschlands und damit der Welt bis heute bestimmen.

9. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 102

1906 - Gotha : Thienemann
— 102 — und bei diesem deinem allerheiligsten Leib" (offenbar am Grabe des Petrus!), „daß ich alle Treue und die Reinheit des katholischen Glaubens an den Tag legen und mit Gottes Hilfe in der Einheit dieses Glaubens verharren will, in der alles Heil der Christen ohne Zweifel liegt; daß ich keineswegs gegen die Einheit der gemeinsamen und allgemeinen Kirche auf irgend jemandes Zureden stimmen, sondern, wie gesagt, meine Treue und Reinheit und Mitwirkung dir und dem Besten deiner Kirche, der von Gott dem Herrn die Gewalt zu binden und zu lösen gegeben ist, und deinem besagten Stellvertreter und seinen Nachfolgern durchweg zur Verfügung stellen, aber auch, wenn ich erfahre, daß Priester gegen die alten Anordnungen der heiligen Väter verstoßen, mit ihnen keine Gemeinschaft oder Verbindung haben, sondern vielmehr, wenn ich sie hindern kann, hindern, wenn nicht, sie sogleich getreulich meinem apostolischen Herrn anzeigen will. Wenn ich aber, wassern sei, gegen den Inhalt dieses meines Gelübdes auf irgendeine Weise oder in irgendwelchem Sinne oder bei irgendwelcher Gelegenheit etwas zu tun mich unterstehe, so will ich beim ewigen Gericht schuldig erfunden werden und der Strafe des Ananias und der Sapphira verfallen, die euch gleichfalls in betreff ihres Eigentums zu betrügen oder zu belügen wagten (Apg. 5, 1—11). Diese Eidesformel aber habe ich, der geringe Bischof Bonifatius, mit eigner Hand geschrieben, und nachdem ich sie auf deinen allerheiligsten Leib gelegt, habe ich, wie oben zu lesen, vor Gott als Zeugen und Richter den Eid geleistet, den ich auch zu halten gelobe." (Übersetzung von Mehlhorn Ii, 215/16.) Beobachtungen, a) Bei der Eidesleistung ward das Gefühl des Schwörenden in stärkstem Maße erregt: er schwur dem Petrus, dem Apostelfürsteu, erst in zweiter Linie Gregor Ii. und dessen Nachfolgern; er schwur am Grabe des Petrus; er legte die von ihm niedergeschriebene Eidesformel auf den Leib des Petrus. Und Bonifatius war in der Verehrung Roms groß geworden, sein Blick war von jeher ans Rom gerichtet, er verehrte wie alle feine Zeitgenossen „die Reliquien als heilbringende Quellen, die auf vielfältige Weise ihre Wohltaten ausströmen" (Mehlhorn H, 81). Wie hätte er jemals diese Stunde vergessen, wie hätte er sich von dem inneren Zwang dieses Erlebnisses freimachen können? b) Der Grundgedanke des Eides ist 1. die Unterwerfung unter Rom, unter die von Rom für gültig erklärten Glaubensnormen, und 2. die Arbeit für Rom, für die von ihm repräsentierte und durch feine Leitung garantierte Einheit der Kirche. c) Rückblick auf das Leben des Bonifatius bis 722. Bonifatius war Mönch; Mönchtum war das Ideal feines Lebens, doch nicht das geruhige, sondern das für den Herrn streitende. So ward er Missionar. Aber er war auch ergeben der Kirche, die ihn erzogen hatte; in ihm lebte ein starkes Gefühl der Abhängigkeit von Rom; er mochte nichts tun ohne, nichts gegen die Kirche. So kam er in Verbindung mit Gregor ü.

10. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 246

1906 - Gotha : Thienemann
— 246 — Zwar erschien das den Zeitgenossen unnatürlich, gesetzwidrig. Aber sie behauptete sich vorläufig doch. Der religiös-kirchlichen Gewalt des Papsttums waren untertan die Römer und Gallier und alle germanischen Völker West- und Mitteleuropas. Das fränkische Königtum bezeichnet Ranke mit Recht als ein Großkönigtum. Sein Länderbesitz war wohl dem des alten Römerreiches gleich. Was vom alten daran fehlte, wie Spanien, Griechenland, das war ersetzt durch die Länder jenseits des Rheins und Limes bis an Elbe, Saale und Böhmerwald, ja darüber hinaus. Der König der Franken und Langobarden, der Patricias von Rom war mehr, als sein Name sagte. Des Königs Macht war gewaltig, durch seine Getreuen aus dem Königsland (S. 162, 201 ff.), durch den Heer- und Gerichtsbann (S. 188, 218) und durch die Führung des geistigen Lebens der Völker (S. 234 ff.) Auch das Papsttum fügte sich dem Willen des weithin gebietenden Frankenkönigs. Wir sahen es (S. 134) an Papst Hadrian. Seit 794 war Leo Iii. Papst. Gleich nach seiner Wahl hatte er Karl davon Mitteilung gemacht, ihm die Schlüssel zur Konfession des Apostels und das Banner der Stadt übersandt und ihn zugleich gebeten, daß er einen der Großen nach Rom entsende, daß dieser dem Volke den Treueid abnehme. In seiner Antwort sprach sich Karl über das Verhältnis der königlichen Macht zur Papstmacht fo aus: „Unsere Aufgabe ist es, mit Hilfe Gottes die heilige Kirche Christi nach außen gegen den Einbruch der Heiden und die Verwüstung durch die Ungläubigen mit den Waffen zu verteidigen und nach innen durch Anerkennung des katholischen Glaubens zu festigen. Eure Aufgabe ist es, wie Moses mit zu Gott erhobenen Händen unseren Kriegsdienst zu unterstützen, damit das christliche Volk, dank Eurer Fürbitte, von Gott geführt und ausgestattet, stets und überall den Sieg über die Feinde seines Namens habe." So wies Karl dem Papst eine rein religiöse Aufgabe zu. Im Jahre 799 ries Leo Iii. Karls Schutz gegen seine eigenen Untertanen an. Er war bei einer Prozession von bewaffneten Haufen einer ihm feindlichen Partei überfallen, ausgeplündert und gefangen worden. Ja, die Legende erzählt, man habe ihn sogar geblendet und ihm die Zunge ausgerissen, und nur durch wunderbare Heilung habe er Gesicht und Sprache wiedererlangt. Es gelang Leo Iii., zu entfliehen; er kam nach Paderborn und erflehte dort Karls Schutz. Aber auch die Gegner hatten Boten dahin entsandt und klagten den Papst schwerer Verbrechen (des Ehebruchs und Meineids) an. So kam deutlich zum Ausdruck, daß Karl als Herrscher über Rom und den Papst erschien und handelte. Karl überlegte das, was jetzt von entgegengesetzten Seiten von ihm verlangt wurde, eingehend; erst nach reiflichen Erwägungen mit seinen Großen
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