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1. Geographische Repetitionen für die oberen Klassen von Gymnasien und Realschulen - S. 101

1874 - Mainz : Kunze
— 101 — tes Thal zwischen den transylvanischen Alpen und dem Balkan, dessen Nordfnß der Strom in noch behaglicherer Breite als in der ungarischen Ebene begleitet, bis er, der Küste des schwarzen Meeres nahe (Landschwelle Dobrndscha) nach langer nördlicher Ausbiegung sein Sumpfdelta erreicht (Snlinamündnng). — Der Boden unter der Herrschaft des Continentalklimas; in den weiten Ebenen (trotz des Steppencharakters in Niederungarn) und in den Flußthäleru des äußern Bogens reich an Getreide und Weide; an den Niedern Gebirgshängen der obern Theiß (Toka y), Oberungarns (Ödenburg) und Syrmiens an Wein, in den höhern Theilen *) an Wäldern, in den Bergen der Centralkarpathen und des Siebenbürgischen Erzgebirges an edeln Metallen (Kremnitzer Dukaten), Salz vor allem in den Beskiden (Wieliezka). Da- her eben so geeignet für die skythischen Steppenbewohner wie für die deutschen arbeitsamen Ansiedler. In den Ebenen und Abhän-- gen Ackerleute und Viehzüchter (Magyaren, Rumänen, Slaven), in den Bergthälern die deutschen Bergleute, in den spärlichen Zrößern Städten geistiges Leben nur wo deutscher Einfluß. Der Handel meist in den Händen der Juden **). Als Passageland lange Jahrhunderte hindurch seit der Völkerwanderung ein Kampsobjeet, zuletzt der mit den Kräften der unterjochten Bulgaren und Albaueseu vordringenden Os- manen. Nachdem deren Uebermacht durch den nachhaltigen Widerstand der Deutschen, Polen und Russen gebrochen, die „orientalische Frage" vertagt, sind bei aller Unruhe im Innern die politischen Grenzen fester und den Naturgrenzen entsprechender. 1. Die außerdeutschen Kronländer der östreichisch- ungarischen Monarchie. Ihre Mitte das Königreich Un- garn, das karpathische Donanland, wenig größer als die deut- heute mit römischen Alterthümern), das östliche fette Tiefland der Daker zur Bereicherung des Staats. Seitdem in Siebenbürgen wie in der Walachei die lateinische Sprache, deren Tochter das Rumänische. *) Neben den klimatischen Gegensätzen tritt auf kleinem Räume der Gegensatz von Feuchtigkeit und Dürre auffällig hervor. Furchtbare, fast tägliche Sommergewitter in den Centralkarpathen von Ende Mai bis An- fang August. **) In den unter der Herrschaft der Türken stehenden Ländern ist der Jüdische Stamm spärlich vertreten. Der Türke verachtet den Juden, und die Griechischen und Armenischen Handelsleute übertreffen noch die Jü- dischen an Schlauheit. — Auf der bunten Völkertafel find auch die Zigeuner vertreten. Ihr musikalischer Einfluß auf das Stillleben der Hirten.

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 282

1868 - Mainz : Kunze
282 Dritte Periode der neueren Geschichte. Der Krieg der venetianische Königreich von Oestreich abgefallen und hatte die Truppen derlombardet unter ^er Führung des greisen Feldniarschalls Radetzky zurückgedrängt. Sardinische, römische und toskanische Freischaaren strömten den Lom- barden zu, und der König Karl Albert von Sardinien, welcher zum Herrscher des einigen freien Italiens ausersehen war, rückte ebenfalls mit 100,000 Mann heran. Inzwischen hatte Radetzky bedeutende Verstärkungen an sich gezogen, und durch seinen Sieg bei Mortara und Novara lieferte er nicht nur Mailand wieder in die Hände des Kaisers, sondern nöthigte auch den König von Sardinien zum Rückzüge in sein Land. Nach der Eroberung von Brescia wurde der Aufstand in der Lombardei von Haynau mit blutiger Strenge unterdrückt; Ve- nedig, welches die Republik proklamirt hatte, wurde eng eingeschlossen und mußte sich nach einer schwierigen Belagerung endlich ergeben. Auch in Mittel- und Süditalien gab es Unruhen. Pius Ix., seit 1846 Papst, mußte in: November 1848 nach Gaeta fliehen, und Rom ward für eine Republik erklärt; aber ein französisches Heer unter Oudinot eroberte die Stadt, und der Papst konnte 1850 zurückkehren. Tos- cana hatte sich für eine Republik erklärt, aber der geflüchtete Groß- herzog kehrte in Folge einer Gegenrevolution zurück. Auch Sicilien, und:» das sich von Neapel losgerissen, ward wieder unterjocht. In Böh- Ungarn. men unk ¡n uit£arn waren gefährliche Unruhen ausgebrochen. Die ersteren hatte Fürst Windifchgrätz bald gedämpft, die letzteren nahmen einen so großartigen Charakter an, daß Oestreich allein sich außer Stand sah, die Ruhe wieder herzustellen. Hier war nämlich der Gedanke an- geregt worden, den Ungarn die alten Privilegien wieder zu erzwingen, deren sie sich von je her zu erfreuen hatten, und darum verlangten die Stände eine selbständige Natioualregierung unter dem Erzherzog Palatin, eine Reforn: ihrer Verfassung, Minderung der Steuern und für das ungarische Militär das Vorrecht, nicht außerhalb ihres Königreichs dienen zu müssen. Kaiser Ferdinand I. hatte diese Forderungen nicht alle unbedingt gewähren können, aber die Einsetzung eines besonderen ver- antwortlichen ungarischen Ministeriums bewilligt, dessen Seele der Finanzminister Ludwig Kossuth wurde. Zwischen den Magyaren und Slavoniern und Kroaten bestand schon längst Uneinigkeit, und den Augenblick, wo die Ungarn dem Kaiser jene Vorrechte im Drange der Zeitverhältnisse abgenölhigt hatten, benutzte der Banus Iellachich von Kroatien, um sich von Ungarn loszureißen und das kaiserliche An- sehen wieder auszurichten. Zwar mußte der Kaiser die Absetzung des ungehorsamen Banus verhängen, allein derselbe reiste nach Innsbruck, wo Ferdinand weilte, und fand daselbst freundliche Aufnahme. Iellachich

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 283

1876 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 283 eine Republik erklärt; aber ein französisches Heer unter Dubinot eroberte die Stadt, und der Papst konnte 1850 wieber einziehen. Toscana hatte sich ebenfalls für eine Republik erklärt, aber der geflüchtete Großherzog kehrte in Folge einer Gegenrevolution zurück. Auch Sicilien, das sich von Neapel losgerissen, warb wieber unterjocht. In Böhmen und in Ungarn waren gefährliche Unruhen ausgebrochen. Die ^”b l”n ersteren hatte Fürst Winbischgrätz balb gebämpst, die letzteren nahmen einen so großartigen Charakter an, daß Oesterreich allein sich außer Stanbe sah die Ruhe wieber herzustellen. Hier war nämlich der Gebanke angeregt worben, den Ungarn die alten Privilegien wieber zu erzwingen, bereit sie sich von jeher zu erfreuen hatten, und barum verlangten die Stänbe eine selbstänbige Nationalregierung unter einem Erzherzog (Palatin), eine Reform ihrer Verfassung, Minberung der Steuern und für das ungarische Militär das Vorrecht, nicht außerhalb des Königreiches bienen zu müssen. Kaiser Ferbinanb I. hatte diese Forberungen nicht alle unbebingt gewähren können, aber die Einsetzung eines befonberett verantwortlichen ungarischen Ministeriums bewilligt, besten Seele der Finanzminister Ludwig Kossuth würde. Zwischen den Magyaren und Slavoniern und Kroaten bestanb schon längst Uneinigkeit, und den Augenblick, wo die Ungarn dem Kaiser jene Vorrechte im Drange der Zeitverhältnisse abgenöthigt hatten, benutzte der Banus Jellachich von Kroatien, um sich von Ungarn loszureißen und das kaiserliche Ansehen wieber auszurichten. Zwar mußte der Kaiser die Absetzung des ungehorsamen Banus verhängen, allein berselbe reiste nach Innsbruck, wo Ferbinanb weilte, und fanb baselbstsreunbliche Aufnahme. Jellachich überschritt alsbalb die ungarische Grenze, mußte sich aber wieber zurückziehen. Kurz baraus ernannte der Kaiser, nachdem er die ungarische Nationalversammlung aufgehoben hatte, den Banus zu feinem Stell- ^tiotutiontn Vertreter in Ungarn und bekleibete ihn mit unumschränkter Gewalt. 2bien 1848-Die Wiener «übersetzten sich sofort dem Abmärsche der österreichischen Truppen, welche zu Jellachichs Armee nach Ungarn aufzubrechen Befehl erhalten hatten, und das gefammte Proletariat der Kaiserstabt bewaffnete sich- Der Kriegsminister Latour würde vom Volke grausam ermorbet. Da verhängte der Kaiser den Belagerungszustanb über Wien, schloß die Stadt ein und ließ sie durch den Fürsten Winbischgrätz beschießen, den Reichstag aber nach Kremster in Mähren verlegen. Wien konnte sich nicht lange halten und fiel bett Truppen in die Hänbe. Ein blutiges Strafgericht warb über die Räbelsführer „der Wiener Oktoberrevolution" verhängt. Robert Blum, ein Mitglieb des Frankfurter Parlaments, welcher auf die Kunbe von biefen Vorgängen nach Wien geeilt war,

4. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 636

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
636 Die Zeit von 1815 bis 1857. sterium, das ihn noch immer seinen Souverän nannte, auf eigene Faust gegen Unterthanen, welche an ihren Kaiser und König appellierten, einen Krieg beginne, er mußte sich der Slaven annehmen, wenn er sich nicht tatsächlich der Rechte des Souveräns entschlagen wollte. Der ungarische Reichstag verlangte aber umgekehrt, daß der Kaiser und König die Unterordnung der Slaven unter die Magyaren, was Gehorsam gegen die Verfassung genannt wurde, befehlen und die ministeriellen Maßregeln sanktionieren solle, so daß die Spannung immer größer wurde und der Kaiser das ungarische Ministerium zuletzt nicht anerkannte. Kossuth hatte dem Banns bei dessen Abschied in Pesth erklärt, der Streit zwischen Magya- ren und Kroaten werde an der Drau entschieden werden; an der Donau, antwortete ihm Iellachich aus Kroatien, und in der That rückte er am 11. Sept. mit einem ansehnlichen Korps in Ungarn ein und drang über Stuhl- weißenburg bis in die Nähe von Ofen vor. Bei Velencze jedoch erlitt er am 29. ziemlichen Verlust an Gefangenen, worauf er sich gegen Oesterreich wandte und durch das Bakonyer Waldgebirge an die Raab und an Preßburg vorbei gegen Wien marschierte, wo er nöthiger als vor Ofen war. Der Kaiser hatte nämlich gegen das Treiben des un- garischen Reichstags und Ministeriums entscheidende Schritte gethan: am 25. September schickte er den Grafen Lamberg als Kommissär und Oberbefehlshaber nach Pesth, derselbe wurde am 29. durch eine Rotte am Hellen Tage auf offener Straße ermordet; der Reichstag erklärte Iellachich in die Acht, der Kaiser aber ernannte ihn zu seinem alter ego, befahl die Auflösung des Reichstags und bevollmächtigte den Grafen Reksey als Präsidenten eines neuen ungarischen Mini- steriums (3. Oktober); zwischen offener Rebellion und Gehorsam blieb demnach für den Reichstag Kossuths kein Mittelweg mehr. Kossuth war längst vorbereitet und schwankte keinen Augenblick, er hatte in Wien seine Leute und mit diesen führte er gegen die kaiserliche Regierung die gefährlichsten Schläge. Dort hatten sich am 22. Juli die frei gewähl- ten Reichsstände versammelt und auf ihre Bitte kehrte der Kaiser am 12. August nach Wien zurück, mußte aber von der Versammlung, die sich als souverän gebärdete, Forderungen anhören, die über alles Maß hinausgingen. Es schien oft, als ob dieselbe zu sich komme, aber hand- umkehrt begann der Taumel aufs neue; sie war so unpatriotisch, daß sie für den Heldengreis Radetzky und seine herrliche Armee kein Wort des Dankes und des Lobes hatte, als die Siegesberichte von Kustozza und Mailand einliefen, um so weniger durfte man ihr zumuthen, daß sie die ungarischen Trennungsgelüfte einsehe und würdige, oder dem Treiben jugendlicher Phantasten und Tollköpfe, italienischer, polnischer und ungarischer Revolutionsagenten, dazu einer Sippschaft verkaufter oder auf allerlei, nur nichts Gutes, spekulierender Juden ein Ziel setze. Am

5. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 653

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Schlacht bei Temeswar. Kapitulation bei Vilagos. 653 im Südosten fiel Arad durch Hunger bezwungen am 30. Juni, aber schon am 1. Mai hatte der Kaiser von Oesterreich mit Rußland einen Jnterventionsvertrag geschlossen, der im Juni zur Ausführung kam. Ucbermüthig gemacht durch Bems und Görgeys Erfolge, von den deutschen und italienischen Revolutionären um großartige Maßregeln be- stürmt und von gränzenlosem Ehrgeize angeftachelt, beredete Kossuth den Reichstag am 14. April das Haus Habsburg des Thrones verlustig und Ungarn als Republik zu erklären, deren Regierungspräsident Kossuth wurde. Damit war die so lange getragene Maske weggeworfen, die Revolution zeigte ihr Gesicht, die Täuschung hörte auf. Doch konnte der Kaiser die Wirkung der Maßregeln Kossuths, den Widerstand der Generale und der angesehensten Männer gegen das Treiben des revolu- tionären Emporkömmlings, die nationale Reaktion gegen die Polen, denen Kossuth die höchsten Posten übergab, die Auflehnung des Volks gegen die republikanische Staatsform, von der es nie etwas wissen wollte, nicht abwarten, denn während dieser Zeit hätte der Kampf Ströme Bluts gekostet und unsäglichen Schaden angerichtet. Eine schnelle Entscheidung, welche durch die Intervention Rußlands gesichert war, lag im Interesse des ganzen Reichs und in dem Ungarns am meisten, Rußland selbst aber fand es seinetwegen nothwendig, zur schnellen Dämpfung der Re- volution beizutragen, weil dieselbe den Brand nach Polen zu verbreiten drohte; waren doch polnische Flüchtlinge nicht nur Befehlshaber und Ober- offiziere, sondern dienten auch massenhaft als gemeine Soldaten. Außer- dem drohte eine längere Dauer der ungarischen Revolution mit einer Erschütterung des türkischen Reichs, die der russischen Politik damals sehr- ungelegen gekommen wäre; die Walachei hatte versucht, ohne Rücksicht auf Rußland ihre Regierung über den Haufen zu werfen, die Serben zeigten ein Gelüsten ihre Stammgenossen an sich zu ziehen, und die Tür- kei selbst konnte zuletzt doch noch durch Kossuth und Bern in den Strudel hineingezogen werden, was wieder eine englische Einmischung und eine europäische Verwicklung herbeigeführt hätte. Die russische Hauptarmee unter Paskewitsch rückte anfangs Juni durch die Pässe der Karpathen dem Kampfplatz zu, auf dem eine Divi- sion unter Paniutin, die durch Mähren dirigiert wurde, schon früher angekommen war; sie drängte mit General Wohlgemuth am 21. Juni Görgey an der Waag zurück, am 22. erstürmten die Oesterreicher Raab, am 2. Juli wurde Görgey bei Ko morn, vom 15. bis 17. Juli bei Waitzen in einer Reihe von blutigen Treffen geschlagen, worauf er sich durch ein geschicktes Manöver einen Weg durch die Russen öffnete, das Thal der Eupel hinaufmarschierte, von dort in das der Theiß hinüber- ging und in der Nähe von Arad erschien. Paskewitsch folgte in gemes- senen Märschen, schlug ein ungarisches Korps unter Nagy Sandor den

6. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 873

1874 - Mainz : Kunze
Europa — Öst er reich-Ungarn. 873 Solyman, ein Kroat gewesen! Und als ihnen früher einmal gegen ihre Zustimmung etwas aufgenöthigt werden sollte, protestirte der Banus Erdödy mit dem stolzen Worte: regnum regno noxi dat leges. Der Gebrauch des Lateins war allerdings den Kroaten lästig wie den Magyaren, allein sie sahen sich dabei gleich gestellt. Nun trat eine starke Ungleichheit ein. Und der Verdruß stieg, als die Magyaren Verlegung des Reichs- tags von Presburg nach Pest*), also nach der alten Residenz magyarischer Könige, begehrten. Die Verlegenheit, in welche der plötzliche Ausbruch des achtnndvierziger Revo- lutionssturmes zu Wien, Prag und in der Lombardei das Wiener Kabinet versetzte, machte die Magyaren kühner, ihre Forderungen steigerten sich und die Reform nahm den Charakter der Revolution an. Schon wurde, zum großen Schrecken der Sachsen, die Notwendigkeit erörtert, den Landtag Siebenbürgens — das seit Jahrhundertenein besonderes Land unter österreichischer Oberhoheit gebildet — mit dem nngarisch-kroatischen zu vereinigen, damit man ein Centrum für das altungarische Reich habe. Bald forderte man auch ein eigenes königliches Ministerium, das zu Pest, am Orte des Reichs- tags, seinen Sitz nehmen sollte. Der kaiserliche Hos, in seiner Bedrängnis, mußte nach- geben und verlangte nnr, daß Ungarn bei solcher Absonderung wenigstens einen Theil der kaiserlichen Staatsschuld übernehme. Dies ward verweigert. Ja man ging so weit, den Rückmarsch der beim Heere in der Lombardei befindlichen ungarischen Regi- menter zu fordern, da Ungarn ihren Beistand nicht verwilligt habe. Die Leidenschaft stieg und mit ihr die Erbitterung. Was die Feder nicht vermochte, fiel endlich dem Degen anheim, und konnte ihm, wenn man wollte, ohne Zaudern anheim fallen, da eben Prag bezwungen, Oesterreich durch Berufung eines Parlaments vorläufig zufrieden- gestellt, das Kriegsvolk in Italien durch Radetzkys Siege auf kaiserliche Seite ge- bracht und Kroatien zu vollem Abfall von den Magyaren bewogen war. Das letztere war die Folge eines politischen Fehlers, den die Herrn in Pest ge- macht; sie hatten nämlich in das erlangte eigne Ministerium lauter Magyaren gewählt und Kroatien dabei vergessen. Der Banus Jellachich trat sofort, erst im stillen, dann offen aus kaiserliche Seite. Mit ihm im Verein konnte General Windischgrätz die zu Gunsten der Ungarn plötzlich aufs neue (im Oktober 1848) empörte Stadt Wien be- zwingen und dann gegen Pest aufbrechen. So begann der Krieg, der zu Anfang die Magyaren noch wenig gerüstet fand, jedoch zehn Monate lang mit wachsender Anstrengung von beiden Seite geführt wurde, bis er — als ein gewaltiges Russenheer dem Kaiser zu Hilfe eilte — zum Verderben der tapfern Magyaren ausschlug. Mit der Ergebung Görgeys bei Vilkgos am 13. August 1849 brachen ihre Kräfte zusammen, und die Führer des Aufstandes und der Armee suchten entweder ihre Rettung in der Flucht oder fielen unter dem harten Ausspruche des Standrechts. So ist das selbständige Magyarenreich **) schnell *) Pest hängt mit Buda oder Ofen durch eine Brücke zusammen. **) Am 2. Dec. 1848 hatte Kaiser Ferdinand die Krone an seinen Neffen Franz Joseph abgetreten. Der ungarische Reichstag versagte seine Zustimmung und erklärte sogar', am 14. Apnl 1849. Ungarn für einen selbständigen Staat, von dessen Regierung das Haus Habsburg-Lothrmgen auf immer ausgeschlossen sein solle. Schacht, Lehrb. d. Geographie 3. Aufl. 5ß

7. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 874

1874 - Mainz : Kunze
874 Europa — Ö st erreich-Ungarn. zergangen wie entstanden; und das nicht allein, auch die Rechte und Freiheiten, welche die Nation Jahrhunderte lang besessen, wurden der Gnade des obsiegenden Herrn völlig preisgegeben. Während der Revolntions poche hatte Ungarn versucht, die sogenannten Nebenländer — Siebenbürgen, Kroatien und Slavonien, die Militärgrenze — die bis dorthin faktisch von ihm ganz unabhängig gewesen waren, sich anzugliedern und zu einem großen Reiche zu vereinigen; allein die Bevölkerung derselben hatte dieser Per- einigung, von der man eine Unterdrückung der heimischen Nationalitäten durch die Magyaren fürchtete, widerstrebt und wesentlich znm Siege Oesterreichs ü8er Ungarn beigetragen. Zum Danke für die gebrachten Opfer wurden sie nun nicht nur als selbständige Kronländer eingerichtet, sondern es wurde auch, zur Belohnung der Serben, aus dem Banat und der Woiwodina ein neues Kronland, die serbische Woiwod- schaft, errichtet. In Ungarn aber herrschte von nun an die österreichische Regiernng mit unumschränkter Gewalt. Es bestand eine geordnete Verwaltung, gute Justiz, rasches Gedeihen auf allen wirtschaftlichen Gebieten. Die Germanisirnng machte un- glaubliche Fortschritte, die Magyaren aber trauerten und stählten sich in passivem Widerstande. Infolge der Ereignisse von 186ß kam Ungarn in die glückliche Lage, diese Verhält- nifse wieder zu ändern und die Gleichberechtigung mit dem cisleithanischen Kerne wieder zu erringen. Ungarn und Siebenbürgen wurden unter einem gemeinsamen Ministerium vereinigt und erhielten im ungarischen Reichstag eine gemeinsame Vertretung; Kroatien- Slavonien wurde auch wieder mit Ungarn verbunden, behielt aber daneben noch eine Sonderregiernng und einen Sonderlandtag. Die Militärgrenze verblieb vorläufig unter dem Reichskriegsministerium. Diesen Ausgleich von 1867 haben eigentlich die Magyaren allein, ohne die 10 Mill. der andern Nationalitäten Ungarns gemacht; denn sie allein bildeten damals eine rührige, politisch geschulte Masse von mehr als 5 Mill., jede der andern Völkerschaften betrug weniger, keine war gewappnet und entschlossen. So er- langten sie eine Herrschaft, die in keinem Verhältnisse zu ihrer Volkszahl, zu ihrer Kultur und Bildung steht. Wie haben nun die Magyaren bis jetzt die Probe ihrer Regierungsfähig- keit bestanden? In politischer Beziehung unzweifelhaft glänzend; sie haben in dieser kurzen Zeit ein magyarisches Ungarn fertig gebracht, welches magyarischen Interessen dient und von magyarischen Verbindnngssäden durchzogen ist. Auch sonst wurde manches Gute ge- fördert (z. B. durch Anlage von Eisenbahnen.) Aber Ungarn ist ein erbarmungsloser Centralisationsstaat geworden, Siebenbürgen ist in Comitate zerschlagen und jeder Spur provinzieller Selbständigkeit, die Woiwodina sogar ihres Namens beraubt. Gründliche Kenner der Verhältnisse entwerfen ein trübes Bild von den innern Zuständen des Landes. *) Zwei Dinge, sagen sie, schlagen dem Reisenden, sowie er den Fuß über die ungarische Grenze setzt, im Gegensatze zur früheren deutschen Verwaltung sofort ins Gesicht: die schlechte Rechtspflege und der Völkerhader. Sofort nach er- langter Herrschaft warf sich die ganze Energie der Magyaren, ihr politisches Talent, ihr wildes Ungestüm, ihre tiefe Angst vor der Zukunft auf das eine große Ziel, ans Ungarn einen magyarischen Staat zu machen. Um nicht selbst in den Wogen des Slaventhnms unterzugehen, werden sie dämonisch getrieben, andere Nationen zu erwürgen; sie ahnen *) Dr. von Löher, die Magyaren und cndcre Ungarn. Leipzig 1874.

8. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 572

1855 - Mainz : Kunze
570 Deutscher B u nv — Oestreich (Geschichte v. Ungarn). ihre Steuerfreiheit und auf ihre p r iv i l e g ir te u Gerichtshöfe, der glänzendste Beweis. Wären sie nur in dieser segensreichen Reformenbahn ge- blieben! und sie hätten noch manches Jahrzehend darin bleiben können, da der Uebelstände, und der Hindernisse gegen deren Abhülfe immer mehrere hervor- traten. Allein, die Parthei, welche die Reformen hauptsächlich betrieb, hatte nicht Stätigkeit und Umsicht genug; ihr Vaterlandsgefühl mit schwärmerischer Er- innerung an alte Großthaten verbunden, riß sie allmählig von der betretenen Bahn seitwärts und zu Schritten hin, die nicht aus Beachtung der gegenseitigen Stellung der verschiedenen Volksstämme hervorgingen. Warum — sagten ihre Redner — soll unsre nunmehr gebildete Sprache nicht auch Staatssprache sein? — An sich ein natürlicher Wunsch, wenn er im 15. Jahrhundert aus- gesprochen und die jetzige magyarische Literatur ihm vorangegangen wäre. In unsrer Zeit jedoch war er bedenklich, denn auch Kroatien hatte Althergebrachtes abzustreifen begonnen und erfreute sich auch bereits einer gewissen literarischen Bildung seines eignen Idioms. Zwar ging die Abschaffung des Lateins als Staatssprache ans den Landtagen durch, doch mit Widerwillen der Kroaten. Die Kroaten, niemals wie Slowaken und Walachen als unterjocht betrachtet blos durch fr e i e n Vertrag (schon 1089) und mit Gleichberechti- gung dem ungrischen Reiche verbunden, mußten sich verletzt fühlen. Sie hatten Helden gehabt wie die Magyaren; war doch der berühmte Zriny, Szigeths Vertheidiger gegen Solyman, ein Kroat gewesen! Und als ihnen früher einmal gegen ihre Zustimmung etwas aufgenöthigt werden sollte, prolestirte der Banus Erdödy mit dem stolzen Worte: regniim regno non dal leges. Der Gebrauch des Latein war allerdings den Kroaten lästig wie den Magyaren, allein sie1 sahen sich dabei gleich gestellt. Nun trat eine starke Ungleichheit ein, das setzte übles Blut. Und der Verdruß stieg, als die Magyaren Verlegung des Landtags von Preßbnrg nach Pesth*), also nach der alten Resi- denz inagyarischer Könige, begehrten. Offenbar — klagte der Kroat — gehe das Trachten der Landtags - Majorität nach Vergrößerung des Uebergewichts über die Slawen. Dem Wiener Kabinet, das eben solche und noch größere Besorgniß hegte als die Kroaten, lag es nahe, die wachsende Uneinigkeit zu benutzen. Es war auch bereits damit beschäftigt, als unerwartet der acht und vierziger Revolunons- sturm in Wien, Prag und der Lombardei, ausbrach und den ganzen unförmlichen Bau des östreichischen Kaiserstaats zu sprengen drohte. Dies beflügelte die Hoff- nungen der Parthei, die auf dem nngrischen Landtage herrschte. Ihre Rede ward kühner, ihre Forderungen steigerten sich, die Reform nahm den Charakter der Revolution an. Kossuth, unter den Sprechern der einflußreichste, hatte schon, zu großem Schreck der Sachsen, die Nothwendigkeit erörtert, den sieben- bürgischen Landtag mit dem ungrisch - kroatischen zu vereinigen, damit man ein Centrum für das gesammte alt-ungrische Reich habe. Ehe sich dies ausführen ließ, ward zu gletchem Zwecke der Beschluß gefaßt, statt der ungrischen Hof- *) Pesth hängt mit Buda oder Ofen durch eine Brücke zusammen.
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