Das Kaisertum Rußland. 27
Bevölkerung. Von der Bevölkerung Rußlands sind rund 80 % Russen;
nur 20 °/0 gehören anderen Nationen an. Das Russische Reich ist hiernach zwar
kein national einheitlicher Staat, aber gegenüber der ungeheuren Masse des russischen
Volkes verschwinden die übrigen Bevölkerungselemente fast gänzlich. — Zwischen
den oberen Klassen und der Masse des Volkes bestehen große Unterschiede in
Bezug aus Besitz und Bildung.
Rußlands Hilfsquellen. Ihre Hauptstütze findet Rußlands Machtstellung
in dem Reichtum des Landes an natürlichen Hilfsquellen. Obenan steht in dieser
Beziehung der Ackerbau, der in günstigen Jahren % alles europäischen Getreides
liefert und im Gebiet der schwarzen Erde bei reichlichen Niederschlägen trotz der
schlechten Bewirtschaftung außerordentlich ergiebige Ernten abwirft, Ein Haupt-
getreidelaud sind auch die Ostseeprovinzen. Rußland gilt daher als der erste
Äckerbanstaat Europas. In Westrußland ist auch die Flachs-, Rüben- und
Kartoffelerzeugung sehr bedeutend. Wein liefert Rußland nur im Süden,
besonders auf der Halbinsel Krim. Im Norden des Reiches erstrecken sich aus-
gedehnte Wälder, wie denn Rußland neben Schweden das waldreichste Land
Europas ist. Die Bewirtschaftung der Forsten steht freilich noch auf niederer
Stufe. — Die Viehzucht hat ihren Hauptsitz in den Steppen des Ostens und
Südostens. Die Rinderzucht wird besonders in den Ostseeprovinzen mit Sorg-
falt betrieben. Große Erträge wirft auch die Geflügelzucht ab. Die Aus-
fuhr von Eiern steht unter den Exportartikeln mit in vorderster Reihe (1906:
120 Mill. Mark). Sehr ertragreich ist ferner die Fischerei, besonders in der
Wolga und im Kaspischen Meer. Endlich liefert Nordrußland reichliches
Pelzwerk.
In Europa sind Waldflüchen (in Prozent):
21.1 Rumänien |
21.2 Norwegen |
25,8 Deutschland
80,1 Österreich-Ungarn
_39,6 Rußland
40,6 Schweden
Auch durch seine Mineralprodukte aus dem Uralgebirge nimmt Rußland
in Europa eine wichtige Stelle ein. Es liefert unter allen Staaten Europas
das meiste Gold und allein in unserem Erdteil Platin. Aber auch die Haupt-
Hebel der modernen Industrie, Eisen und Kohle, fehlen dem Reiche nicht. Kohle
tritt vor allem auf um Lodz (lodsch) in Polen, dann in Mittelrußland um
Moskau und Tula und im Donezbecken.
Einzelne Zweige der Industrie, vor allem Baumwoll-, Wollen-, Leder- und
Hüttenindustrie, haben sich schon zu bedeutender Höhe entwickelt. Die Haupt-
industriezeutreu sind infolge der hier auftretenden Kohlenlager Lodz, das polnische
Manchester (315000 Einw., darunter viele Deutsche), der Don-Douezbezirk
(mit Hüttenindustrie), ferner Tula mit bedeutender Eisen- und Stahlindustrie und
Moskau, Hauptsitz der russischen Baumwollindustrie. Auch Warschau, die
alte Hauptstadt Polens und drittgrößte Stadt Rußlands (680000 Einw.), ist Sitz
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Extrahierte Personennamen: Rußlands
Extrahierte Ortsnamen: Europas Westrußland Europas Wolga Kaspischen_Meer Europa Norwegen Deutschland Schweden Europa Europas Lodz Polen Moskau Tula Donezbecken Lodz Don-Douezbezirk Moskau Warschau Polens
28 Europa.
einer lebhaften Woll-, Seiden-, Zucker- und Maschinenindustrie. Hauptorte der
Lederfabrikation (Juchten und Saffian) sind Moskau, Kasan und Kiew.
Verkehr. Das weite, fast ununterbrochene Tiefland begünstigt die Entwick-
lung riesiger und vortrefflicher Wasserstraßen und die Anlage künstlicher Verkehrs-
Wege, besonders von Kanälen und Eisenbahnen. Die Wolga wird fast in ihrem
ganzen Laufe von Dampfschiffen befahren, desgleichen der Dnjepr. Die Strom-
systeme der Newa, Wolga und Dwina sind durch Kanäle miteinander ver-
bunden und eben darauf beruht die Bedeutung St. Petersburgs, das ebenso-
wohl mit der Nordrussischen Tiesebene als mit dem oberen Wolgagebiet, dem
Hauptproduktionsbezirk Rußlands, in Verbindung steht. Moskau wieder ist der
Mittelpunkt eines weitverzweigten Schienennetzes. Infolge dieses Reichtums an
Verkehrsmitteln werden die so weit voneinander entfernten Landesteile sich näher
gerückt und hebt sich auch der Handel Rußlands immer mehr, namentlich mit
den westeuropäischen Staaten und im besonderen mit Deutschland.
Die Bedeutung der russischen Flüsse als Verkehrsadern wird freilich durch
verschiedene Umstünde stark beeinträchtigt. Alle ergießen sich nur in Nebenmeere,
der größte sogar in einen Binnensee; dazu sind das Nördliche Eismeer und das
Weiße Meer infolge ihrer Eisbedeckung nur wenige Monate für den Verkehr
offen. Auch die Flüsse selbst sind monatelang durch Eis verschlossen und im
So. wird die Schiffahrt durch die Dürre des Sommers erschwert.
Der Handel Rußlands läßt sich kurz also kennzeichnen: Nach Westeuropa
führt es Getreide, Flachs, Hanf und Erzeugnisse der Viehzucht aus, dagegen erhält
es von dort feinere Industriewaren, eine Unzahl von Rohstoffen und Halbfabrikaten
sowie von Kolonialwaren; nach Asien versendet es die Erzeugnisse seiner In-
dustrie und bezieht dafür Rohstoffe (Baumwolle) und einige 'Genußartikel wie
namentlich den Tee.
Siedelungen. Eigentliche Städte sind zuerst unter dem Einfluß der
westeuropäischen Kultur, also besonders in den Ostseeprovinzen, dann auch in Polen
und Klein-Rußland entstanden. Ältere Städte hat also nur das westliche Rußland;
solche sind Grodno, Wilna, 180000 Einw., Smolensk; dem ganzen östlichen
Rußland gehen sie ab. Hier hat sich städtisches Leben erst in neuerer Zeit entwickelt,
zunächst in den alten Residenzen wie in Moskau und Kiew. Nunmehr hat die
Entwicklung der Industrie und des Handels das Aufblühen einer Unzahl von Städten
bewirkt. Gleichwohl ist die Bedeutung der Städte in Rußland auch heute noch viel
geringer als in Westeuropa.
Die politische Hauptstadt und zugleich die größte Stadt des Reiches (Iv2 Mill.
Einw.) ist St. Petersburg an der Mündung der Newa und damit am natürlichen
Eingangstor Groß-Rußlands, eine der wichtigsten Handels- und Hasenstädte Europas.
Der eigentliche Hafen von Petersburg ist Kronstadt. Die Krönungsstadt und noch
heute die eigentliche nationale Hauptstadt ist Moskau (über 1^/2 Niill. Einw.), zu-
gleich der wichtigste Verkehrsmittelpunkt und die größte Handelsstadt des Binnen-
landes, auch Mittelpunkt des zentralrussischen Industriegebietes. Zu den alten
Hauptstädten Rußlands zählt ferner Kiew am mittleren Dnjepr, ein Hauptmeß-
und Handelsplatz für Getreide, Zucker und Holz, 320000 Einw. — Nach St. Peters-
burg und Moskau sind im eigentlichen Rußland die beiden größten Städte die
Seehandelsplätze Riga mit über 300000 Einw. und Odessa mit 450000 Einw.
Riga ist der Bauweise und der herrschenden Bevölkerung nach eine deutsche Stadt,
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Moskau Kasan Kiew Wolga Petersburgs Rußlands Moskau Deutschland Westeuropa Asien Polen Grodno Wilna Smolensk Moskau Kiew Westeuropa Europas Petersburg Kronstadt Moskau Kiew Moskau Riga Odessa Riga
Österreich-Ungarn, 31
2. Nicht weniger als die Hälfte des österreichischen Staatsgebietes gehört
den Alpen an. Steiniger Boden, rauhes Höhenklima und natürliche Schranken
des Verkehrs verursachen hier eine nur geringe Bevölkerungsdichte (30 Einw. auf
1 qkm); doch muß ausdrücklich hervorgehoben werden, daß Osterreich auf dem
Gebiete des alpinen Straßen- und Bahnbaues geradezu Großartiges geleistet hat.
Es sei an die Arlberg-, Brenner-, Pustertal-, Semmering-, Gisela- und die
Tauernbahn (Salzburg —Gastein —Klagenfurt—trieft) erinnert. Eine weitere
Schranke in der wirtschaftlichen Entwicklung des Kaiserstaates ist hiernach durch
die weite Ausbreitung des Hochgebirges gegeben.
3. Das bunte Völkergemisch und der unaufhörliche Nationalitätenhader
wirken ebenfalls störend auf die wirtschaftliche und politische Machtentfaltung
der Monarchie ein.
Am günstigsten liegen die Erwerbsbedingungen in den außeralpinen Teilen
der Monarchie, besonders in Böhmen, Mähren, Galizien und in der ungarischen
Reichshälfte.
A. Die Länder des Österreichischen Kaiserstaates.
300000 qkm, 28^ Mill. Einw.; 95 auf 1 qkm.
I. Das Österreichische Alpenvorland.
Naturgaben. Es bildet die östliche Fortsetzung des Bayerischen Alpen-
Vorlandes, erfreut sich aber im Gegensatz zu diesem einer großen schiffbaren Wasser-
straße, tieferer Lage (Wien 170 m) und eines durchaus fruchtbaren Bodens.
Dieser liefert vor allem Getreide; in Niederösterreich auch noch Wein, Obst und
Zuckerrüben. Oberösterreich, das einen großen Teil des sog. Salzkammer-
gutes umfaßt, ist reich an Salz und besitzt überdies eine blühende Eisenindu-
strie, während Niederösterreich infolge seiner Lage inmitten des großen Doppel-
reiches außer Industrie auch regen Handel treibt; in Niederösterreich ist denn auch die
Bevölkerungsdichte sehr hoch. Das Österreichische Alpenvorland genießt also große
Vorzüge der Natur. — Der Abstammung nach sind die Bewohner rein deutsch.
In Oberösterreich ist Linz an der Donau, 60000 Einw., ein wichtiger Handels-
platz; an der Enns liegt Steyr, der Mittelpunkt der oberösterreichischen Eisen-und
Stahlindustrie. Dem wegen seiner Naturschönheiten von Fremden vielbesuchten Salz-
kammergut gehören an: Gmunden am Traunsee, Ischl an der Traun, einer der
berühmtesten Badeorte des Kontinents, und Hallstadt am See gl. N.
In Niederösterreich ist an der Donau Wien an dem wichtigsten Straßenkreuz
des südöstlichen Europa emporgewachsen. Hier wird die Donaustraße geschnitten von
einer nordsüdlichen, die aus dem Gebiete der Weichsel und Oder durch die Mährische
Pforte entlang der March und über den Semmering zum Adriatischen Meere führt.
Dank dieser günstigen Lage hat sich Wien zur größten und schönsten Stadt Österreichs
entwickelt und ist wie Reichshauptstadt und Residenz so auch die erste Handels- und
Industriestadt und der geistige Mittelpunkt der Monarchie (über 2 Mill. Einw.). Wiens
mannigfache Industrie erzeugt Mode- und Galanteriewaren, Bier, Maschinen, Jnstru-
mente it. a.
Ii. Die Osterreichischen Alpenländer.
Wirtschaftliche Zweiteilung. In den Gebieten der Nördlichen Kalk-
alpen und der Zentralalpen weisen das ausgedehnte Wald- und Weideland
3*
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Extrahierte Ortsnamen: Osterreich Salzburg Galizien Wien Niederösterreich Niederösterreich Niederösterreich Oberösterreich Donau Steyr Gmunden Hallstadt Niederösterreich Donau_Wien Europa Wien Wiens
70
Mitteleuropa.
Die Österreichisch-Ungarische Monarchie.
Mit Bosnien und Herzegowina 675 000 qkm, somit größer als das Deutsche
Reich, 51 Mill. Einw., auf 1 qkm 76.
Grenzen, Lage und Größe. Österreich-Ungarn liegt zwischen Deutsch-
land, der Schweiz, Italien, der Türkei und Rußland. Mit dem Deutschen Reich
hat es die längste Grenzlinie gemein, mit ihm teilt es die wichtigsten Stromgebiete,
durch Deutschland führt auch sein Weg zum Atlantischen Ozean. Desgleichen war
es geschichtlich viele Jahrhunderte mit den Gebieten des heutigen Deutschen Reiches
vereinigt. In ganz besonders enger Verbindung steht die Österreichisch-Ungarische
Monarchie sohin durch Natur und Geschichte mit unserem Vaterlande.
Durch die Adria hat Österreich-Ungarn auch Anteil am Meere und dieses
weist es auf den Verkehr mit Südeuropa und den Orient hin. Aber unwirtliche
Gebirge erschweren den Zugang zum Meere und so ist der Seehandel der Monarchie
beschränkt. Österreich-Ungarn ist vorwiegend Binnenstaat.
Bezüglich seiner Größe wird Österreich-Ungarn in Europa nur von seinem
Nachbarstaate Rußland übertroffen.
Einteilung und Verfassung. Seiner Natur wie den politischen Ver-
Hältnissen nach zerfällt Österreich-Ungarn in zwei Reichshälften von an-
nähernd gleicher Größe:
1. das Kaisertum Österreich und
2. die Länder der Ungarischen Krone.
In beiden Ländergruppen ist die Regierung konstitutionell. Beide
Gebiete sind nur durch Personalunion verbunden, in ihren staatlichen Einrich-
tungen dagegen getrennt.
Seit kurzem sind auch Bosnien und Herzegowina der österreichisch-ungari-
schen Monarchie einverleibt.
A. Das Kaisertum Österreich.
300000 qkm, 281/2 Mill. Einw., auf 1 qkm 94 (nicht so groß wie Preußen und
auch weniger bevölkert).
I. Die Alpen tan der.
Ausdehnung. Die Alpenländer umfassen den weitaus größteu Teil der
Ostalpen und das Österreichische Alpenvorland. Sie nehmen nahezu die Hälfte
des österreichischen Kaiserstaates ein und zeichnen sich durch hohe landschaftliche
Schönheit aus.
1. pie Mähen.
Einteilung. Diese gliedern sich in drei Parallelzüge: Die Nördlichen
Kalkalpen, die kristallinischen Zentralalpen und die Südlichen Kalk-
a lp e n (f. S. 4).
Die Nördlichen Kalkalpen. Sie setzen sich nach ihrem Aufbau aus mehreren
Parallelketten zusammen, von denen die nördlichsten zu Bayern gehören. Ans
österreichischem Boden liegen die Nordtiroler Kalkalpen mit dem vielzackigen
Wilden Kaiser (2350 m), die seenreichen Alpen des Salzkammergutes mit
dem Dachstein (3000 m) und die Niederösterreichischen Alpen.
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Extrahierte Ortsnamen: Mitteleuropa Bosnien Deutsch- Schweiz Italien Deutschland Atlantischen_Ozean Adria Südeuropa Europa Ungarischen_Krone Bosnien Niederösterreichischen
84
Mitteleuropa.
Zürich
Basel
Genf
Bern
Im Erwerbsleben der Schweiz spielt die Landwirtschaft
eine wichtige Rolle, noch größere Bedeutung aber haben
Industrie, Handel und Verkehr. Die Schweiz ist deshalb
das dichtestbevölkerte Hochgebirgsland der Erde.
200000
130000
115000
85000
Ztädte.
Einw,
Lausanne . . 65000
St. Gallen.. 50000
Chaux-de-Fonds 40000
Luzern . . . 30000
Winterthur .
Neuenburg .
25000
20000
Übungsaufgaben.
Die Österreichisch-Ungarische Monarchie. Die Alpenländer:
Zwischen welchen Längen- und Breitengraden dehnt sich Österreich-Ungarn aus?
Wieviel Uhr ist es nach der Ortszeit in Bregenz, wenn es in Wien 12 Uhr
Mittag ist?
Welche Flußgebiete verbinden Österreich mit Deutschland?
Welche Flußgebiete scheidet, welche Landschaften verbindet der Brenner? Welche
Stadt liegt an seinem Nordfuße, welche südlich davon?
Zeichne die Österreichischen Alpen samt deren wichtigsten Pässen!
Welche Länder der Österreichischen Monarchie gehören dem Bereiche der Süd-
lichen Kalkalpen an?
Die Sudetenländer. Zeichne eine Faustskizze von Böhmen!
Welche Tore führen von Böhmen nach Bayern, nach Sachsen, nach Österreich?
Wievielsprachig ist Böhmen? Wo sitzen die einzelnen Volksstämme?
Vergleiche Böhmen und Mähren 1. nach ihrer Bvdengestaltnng, 2. nach ihrer
Bewässerung, 3. nach ihrer gewerblichen Tätigkeit, 4. nach ihrer Bevölkerung I
In welchen Ländern liegen die Städte Troppau, Olmütz, Reichenberg, Klagen-
snrt, Graz, Pola, Laibach, Trient, Kufstein?
Die Karpatenländer. Gib die Naturgrenzen Ungarns nach den vier Welt-
gegenden an!
Was sind Pußten?
Welche Volksstämme bewohnen Ungarn?
Zeichne den Laus der Donau von Passau bis Orsowa!
Die Schweiz. Welche Bodenformen scheiden sich bei Basel?
Welche Flußtäler führen aus der Schweiz nach Deutschland, Frankreich, Italien
und Österreich?
Vergleiche die Schweizerische Hochfläche mit der Schwäbifch-Bayerifchen 1. nach
ihrer Erhebung, 2. nach den Flußgebieten und 3. nach dem Anbau!
Beschreibe eine Fußwanderung von Chur nach Genf!
Welche Schweizer Orte sind Sitze der Uhren-, der Seiden- und der Baumwoll-
lndnstrie und der Stickerei?
Welche Staaten haben am Bodensee Anteil?
Zeichne den Gotthard als Gebirgsknoten und Wasserscheide!
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Extrahierte Personennamen: Pola Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Mitteleuropa Lausanne Luzern Winterthur Neuenburg Bregenz Wien Deutschland Bayern Sachsen Olmütz Reichenberg Graz Laibach Ungarns Ungarn Basel Deutschland Frankreich Italien Schweizerische_Hochfläche Genf
79
3) ]?olen vor 1305.
Das slavische Volk der Sarmaten, welches sich westlich von der mittleren Weichsel niedergelassen hatte und später mit dem Namen Polen (Potacy, Nachkommen der Lazier?) bezeichnet wurde, wählte um 840 einen Ackersmann, Pi äst, zum Herzog, dessen Stamm über fünf' Jahrhunderte (bis 1379) herrschte. Herzog Miecyslaw I leistete 955 dem deutschen Könige Otto 1 den Lehnseid und führte 966 das Christentum ein. Sein Sohn Boleslaw I der Glorreiche (922—1025), gab dem Reich nach Westen und Osten hin eine» bedeutende Ausdehnung, unterstützte den hl. Adalbert in der Bekehrung der heidnischen Ostpreußen, führte seinen Schwiegersohn Swätopolk auf den Tron von Kiew zurück und nahm unter Lossagung vom deutschen Reiche 1025 die Königskrone an. Die Zerrüttung des Staates, welche nach seinem Tode eintrat, ward durch Kasimir I (f 1058) und Boleslaw Ii (1058—1080) wieder gehoben, aber letzterer mußte in Folge eines von dem Papste Gregor Vii erlassenen Bannfluches (Boleslaw Ii hatte den Bischof Stanislaus von Krakau am Altare niedergebauen) dem Königstitel entsagen. Sein zweiter Nachfolger, Boleslaw Iii (1102—1138), mußte auf Andringen des deutschen Königs Heinrich V ebenfalls dem Königstitel entsagen (s. S. 55) und teilte auf dem Todbette das Land unter seine vier-älteren Söhne mit der Bestimmung, daß dem jedesmaligen Attesten der Familie mit dem Besitze von Krakau die Oberherrschaft über die andern Glieder des Herrscherhauses zukomme. Die Unruhen, welche in Folge dieser Teilung entstanden, fanden durch Kasimir Ii (1178 - 1194) ihre Beilegung, allem nach ihm traten neue Zerwürfnisse ein, welche von den nördlichen Nachbarn, den heidnischen Litthanern, zu ihrem Vorteile ausgebeutet wurden. Die 1241 einfallenden Mongolen richteten eine solche Verwüstung an, daß Polen über ein halbes Jahrhundert ohnmächtig darniederlag.
4) Ungarn unter arpab und dessen Nachkommen, 889—1301.
Die Ungarn oder Ungern, d. i. Fremde*), ein Zweig des finnisch-nralischen Volksstammes, waren aus ihrer Heimat am Ural uach Süden gezogen, wählten um 889 ihren Führer Arpad zum Herzog und besetzten das Land zwischen den Karpathen und der Save. Auf ihren Plünderungszügen nach Westen durch die deutscheu Könige Heinrich I und Otto I blutig zurückgewiesen, gaben sie ihr Nomadenleben auf und erlangten durch den Arpaden Geisa I (f 997) die ersten Elemente einer Staatsordnung und des Christentums. Geisas Sohn und Nachfolger Stephan der Heilige (997—1038) gab dem Christentum eine feste Begründung, nahm die Königskrone, ordnete die Verfassung (Einteilung des
*) Sie selbst nannten sich nach dem ersten ihrer Geschlechter Magyaren.
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Extrahierte Personennamen: Miecyslaw Otto Boleslaw Boleslaw Swätopolk Kasimir_I Boleslaw Gregor_Vii Gregor Boleslaw_Ii Boleslaw Stanislaus_von_Krakau Boleslaw Heinrich_V Heinrich Kasimir_Ii Arpad Heinrich_I Heinrich Otto Stephan_der_Heilige
— 58
Neu-Orsova endet, und durchzieht die walachische Niederung in einem
flachen, nach Norden offenen Bogen. Durch die hügelige Platte der
Dobrudscha wird der Strom noch einmal auf eine kurze Strecke
nordwärts gedrängt und biegt dann rechtwinklig nach Osten.
Von den drei Hauptmündungen, die ein sumpfiges Delta einschließen,
ist nur die mittlere, die Sülina, schiffbar.
Nebenflüsse der Donau siud:
a) rechts: 1. die Jller, 2. der Lech, 3. die Isar links mit den
Abflüssen des Ammer- und Starnbergersees, 4. der Inn, der links die
Gewässer des Tegern- und rechts die des Chiemsees sowie die Salzach
aufnimmt, 5. die Traun aus den Seen des Salzkammerguts, 6. die
Enns, 7. die Leitha, 8. die Raab, 9. die Drau links mit der Mur,
10. die Save vom Terglou. Alle diese Nebenflüsse kommen von den
Alpen und führen der Donau gewaltige Waffermengen zu. Vom Balkan-
system strömen noch zur Douau: 11. die Morawa und 12. der Jsker;
b) links: 1. die Wörnitz, 2. die Altmühl, 3. die Naab und
4. der Regen münden in der Nähe von Regensburg, wo die Dampf-
fchiffahrt auf der Donau beginnt, 5. die March, 6. die Waag,
7. die Gran, 8. die fischreiche Theiß, der größte Nebenfluß (so
lang wie der Rhein), 9. der Alt, 10. der Seret und 11. der Prut.
Der Rhein.
Der Rhein, „Deutschlands Strom, nicht Grenze", ist wirklich
ein ganz deutscher Strom, denn wenn auch das Quell- und
Mündungsgebiet nicht zum Deutschen Reiche gehören, so haben sie
doch deutsche Bevölkerung.
Der Rhein entsteht auf der Ostseite des St. Gotthard aus dem
Vorder- und Mittelrhein, fließt zuerst nach Nordosten und ver-
einigt sich bei Reichenau mit dem Hinterrhein vom Rheinwaldgletscher.
Bei Chur wendet er sich nach Norden, durchströmt den grünen Boden-
see und den Untersee, durchbricht westwärts den Jura und bildet bei
Schaffhausen den 24 in hohen Rheinfall. Bei Basel nach Norden
umbiegend, fließt er, immer noch ein reißender Strom, durch die
oberrheinische Tiefebene. Von der Münduug des Mains ab wendet
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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— 100 —
die zweitgrößte Stadt Ungarns, ein sehr lebhafter Handelsplatz.
Nördlich vom Franzens-Kanal, welcher die Donau mit der
Theiß verbindet, liegt Maria-Theresiopel (75 000 E.), der
Marktplatz für die Produkte der getreide- und viehreichen Umgebung.
•—- Östlich der Theiß, zwischen Maros und Donan liegt Temesvar
(40 000 E.). — An der Grenze gegen Rumänien, am „Eisernen
Thor", der nunmehr für die Schiffahrt regulierten Stromschnelle der
Donau (Bild S. 57), ist Alt-Orsova. In der Nähe die warmen
Schwefelquellen (Herkulesbad) von Mehadia.
Siebenbürgen hat zum Teil deutsche Bevölkerung (etwa V^Mill.),
die sogenannten Sachsen, deren wichtigste Orte das gewerbreiche
Kronstadt (33 000 E.) und Hermannstadt sind. — In dem
von Magyaren bewohnten Gebiete liegt Klausenburg (34000 E.).
Universität. — Die im Westen lebenden Rumänen, über die
Hälfte der Bevölkerung, haben keine größere Stadt.
2. Fiume samt Gebiet. Die Stadt Fiume (31000 E.) am
Busen vou Quarnero ist der Hauptplatz für den ungarischen
Seeverkehr.
3. Kroatien und Slavonien. Die Hauptstadt Agram unfern
der Save hat 38 000 E. Universität. —- Esseg ist eine Festuug
oberhalb der Draumündung.
(Bosnien und die Herzegowina siehe S. 125.)
Die Schweiz.
I. Die Schweiz ist vorherrschend Gebirgsland. In der
südlichen Hälfte erheben sich gewaltige Massen der Alpen. An ihrem
nördlichen Abhang breitet sich die wellenförmige schweizerische
Hochebene aus, welche gegen Frankreich vom Jura, einem Wasser-
armen, bis zu 1700 m hohen Gebirge abgeschlossen wird. — Die
Schweizer Alpen sind alljährlich das Reiseziel Tausender von Frem-
den, die hierher eilen, die Wunder der Hochgebirgswelt stauneud
zu betrachten. Besonders besucht ist das sogeuannte Berner Ober-
land. In kühnen Formen erheben sich hier Gipfel wie das Finster-
aarhorn, die Jungfran u. a. zu einer Höhe von über 4000 m.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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Extrahierte Personennamen: Alt-Orsova Mehadia
Extrahierte Ortsnamen: Ungarns Donau Maros Donan Temesvar Donau Sachsen Kronstadt Hermannstadt Klausenburg Fiume Kroatien Agram Bosnien Frankreich
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oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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Staaten,
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Der Mittelgürtel umfaßt die Tiroler Alpen mit dem
Brennerpaß (nur 1400 m), über den die Deutschland und
Italien verbindende Brennerbahn führt, dann die hohen
Tauern mit dem Großglockner, 3800 m, und die steieri-
schen Alpen mit dem Semmeringpaß; letzteren übersteigt
die Wien-Triester Bahn. — Dem Südgürtel gehören
außer anderen Ketten die Ortler- und D olo mit-Alpen
an. 2. Das böhmisch-in ährische Stusenland nördlich
der Donau. Es wird umschlossen von den Sudeten, dem
Erzgebirge, dem Böhmerwald und den Karpaten.
Z. Die Karpaten; sie beginnen an der Donau bei Preßburg
und ziehen in einem großen Bogen längs der Nordgrenze
Ungarns und der Ostgrenze Siebenbürgens und enden an der
Donan bei Orsowa (örschowa).
Das Tiefland umfaßt die ungarische Tiefebene. —
Dft Hauptfluß Österreich-Ungarns ist die Donau; ihre
wichtigsten Zuflüsse sind links: March, Waag und Theiß;
rechts: Inn mit Salzach, Enns, Drau, Save. — Andere
bemerkenswerte Flüsse sind noch die Elbe, welche Böhmen
durchströmt und dabei die Moldau aufnimmt, und die Etsch,
welche aus den Alpen zum Adriatischen Meere geht. — Unter
den Nahrungsquellen steht obenan die Landwirtschaft; sie
liefert namentlich Getreide (in Ungarn, Mähren, Böhmen), Obst
und Wein, letztere Produkte besonders in Tirol und Ungarn.
Mit der Landwirtschaft ist meist Viehzucht verbunden. Eine
große Rolle als Einkommensquelle fpielen ferner die Wälder
und der Reichtum des Laudes an Mineralien. Die In-
dustrie blüht besonders in den westlichen Teilen der Monarchie.
— Von den Bahnen Österreich-Ungarns sind die A l p e n b a h n e n
inbezng auf ihren Bau sehr bedeutsam. — Betreffs der Bev öl-
kerung herrscht die größte Mannigfaltigkeit; es gibt Deutsche,
Slaveu, Magyaren (Madjaren), Juden, Zigeuner. —
Der Staat besteht aus einer österreichischen und einer
ungarischen Hälfte, beide unter demselben Herrscher.
1. Österreich. Städte: Au der Douau: Linz und Wien,
letzteres Haupt- und Residenzstadt, l2/5 Mill. E. — In Böhmen:
Prag an der Moldau. In West-Böhmen: Pilsen und die
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TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Donau Böhmerwald Karpaten Donau Preßburg Ungarns Donan Orsowa Donau Ungarn Ungarn Linz Wien West-Böhmen Pilsen