4f> Die Wirtschaftsreiche der Erde und ihre Bedeutung für Deutschland.
b) Die Viehzucht, Jagd und Fischerei. Sowohl in der feuch-
teren und kühleren Waldzone Nordrußlands als auch in den trockneren
und wärmeren Gebieten der einstigen Grassteppe Südrußlands ist die
Viehzucht stets sehr in den Vordergrund getreten. In Finnland ist
sie viel wichtiger als der Ackerbau, und die Wolgasteppe dient
ausschließlich der Viehzucht. Besonders Rinder-, Schaf- und
Pferdezucht werden in Rußland stark betrieben, obfchon sie im Rückgang
begriffen sind. Großes Gewicht wird ferner auf die Geflügelzucht gelegt.
Auch Sibirien ist bereits ein viehreiches Land. Wie in Rußland
ist sowohl die kühle nördliche Waldzone als auch die südliche Steppe
dem Betrieb der Viehzucht günstig. Die au Sibirien nach 8 sich an-
schließende Kirgisensteppe ist von viehzuchttreibenden Nomaden
Völkern bewohnt. — Im nördlichen Rußland und mehr noch im nörd-
lichen Sibirien liefert die Jagd auf Pelztiere eine wertvolle Aus-
beute. — Die Fischerei ist nur iu der untern Wolga und im Kaspifchen
Meere wichtig; sie erstreckt sich dort hauptfächlich auf Störe und ver-
wandte Fischarten, die den teuren Kaviar lieferu.
e) Der Bergbau. Sowohl Rußland als auch Sibirien siud
reich au Mineralschätzen, so daß der Bergbau einer großen Ent-
Wickelung fähig ist. Die Ha uptb er gbaugebiete in Rußland sind
der Ural und das Donezgebiet (Abb 14); letzteres liegt im süd-
lichen Rußland. Im Ural wird Eisen, Gold und das seltene Platina
gewonnen. Das Donezgebiet enthält das größte Steinkohlenlager
Rußlands und liefert auch viele andere Schätze. Ein kleineres Kohlen-
lager ist das von Tula. In der Nähe von beiden Kohlenlagern wird
auch Eisen gewonnen. Sibirien ist an Gold und an fast allen
andern Metallen reich.
d) Die Gewerbtätigkeit. Die Industrie ist im allgemeinen
in Rußland uoch wenig entwickelt. Ihre Entwicklung steht mit dem
Vorkommen von Steinkohlen in naher Beziehung. Es können drei
Jndustriebezirke unterschieden werden, das Donezgebiet, der Bezirk
um Tula und Rnfsisch-Poleu. Charkow, Tula und Lodz siud
iu ihueu die bedeutendsten Industriestädte. Auch die großen Städte,
besonders Moskau und Warschau, und die Hafenstädte, wie Riga,
Petersburg und Odessa, wurden Sitz der Industrie. Gewerbtätig
sind ferner die Wolga st ädte, die für den Bezug der Rohstoffe und deu
Versand der fertigen Waren einen großen Strom zur Verfügung haben.
§ 17. e) Die Beteiligung am Welthandel. Auf eine rege. Betei-
liguug am Welthandel ist das osteuropäische und nordasiatische Wirt-
schaftsreich nicht in dem Maße wie das mittel- und uordwesteuropäische
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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Das Europäische ober Kaukasische Weltwirtschaftsreich. 47
angewiesen. Es umfaßt nur weiträumige und schwachbevölkerte
Länder, deren Bewohner vorwiegend Landwirtschaft treiben und das
zum Leben Nötige dem heimatlichen Boden abzugewinnen vermögen.
Der Überfluß der landwirtschaftlichen Erzeugung gelangt zur
Ausfuhr. Die Eutwickluug einer Ausfuhrindustrie (Exportindustrie)
und die Eroberung von Handelsmärkten bildet keine Lebensfrage für
das russische Volk, würde aber auch so leicht nicht gelingen, trotz des
natürlichen Reichtums des Landes. Sowohl in der geringen Bildung
des russischen Volkes als auch in der ungünstigen Lage Rußlands
und Sibiriens zum Meere liegen gewaltige Hemmnisse. Rußland fehlt
die unmittelbare Verbindung mit dem Ozean, dem Weltmeere; denn
Ostsee und Schwarzes Meer, an die es im N und S stößt, sind eigent-
lich Binnenmeere. Nur fern im 0 hat Rußland den Ozean erreicht;
aber diese Küste des Großen Ozeaus liegt zu weit entfernt, um die
Angliedernng des Wirtschaftsreiches an den Weltverkehr bewirken zu
können. Hauptfächlich folgende Gegenstände liefert Rußland anf
den Weltmarkt: aus Südrußland Weizen und Leinfamen (zur
Ölbereitung), aus Mittelrußland ebenfalls Weizen und Gerste,
ferner Geflügel und Eier, aus Nordrußland Roggen, Holz,
Butter, Flachs und Pelzwerk, aus Finnland Holz und Butter,
aus Sibirien Getreide, Butter, Pelzwerk und Metalle.
k) Die Bedeutung des Wirtschastsreiches für Deutschland
Für den Handelsverkehr mit dem großen russischen Reiche hat Deutsch-
laud eine günstige Lage, da es auf langer Landstrecke mit ihm
zusammenstößt und ferner in der Ostsee einen unmittelbaren und nahen
Seeverkehr mit ihm unterhalten kann. Günstig ist ferner, daß in Ruß-
land zahlreiche Deutsche leben, die zur Festigung der Handels-
beziehnngen in hohem Maße beitragen. Die russischen Ostseepro-
vinzen sind deutsches Kolonistenland aus der Zeit des deutscheu
Ritterordens, und Riga und Reval sind noch heute vorwiegend
deutsche Hafen- und Handelsstädte; in Südrußland und zwar im
untern Wolgagebiet, in der Krim, in Beffarabien und im Kaukasus
gibt es sehr zahlreiche deutsche Kolonien; in allen größeren ruf-
fifcheu Städten aber leben viele deutsche Kaufleute, Gewerbe-
treibende und Industrielle, und in der bedeutendsten Industrie-
stadt Westrußlands, in Lodz (ludfch), sind fast alle Fabriken von
Deutschen gegründet worden.
Im Jahre 1908 betrug die Einfuhr Deutschlands aus Rußland 950,
die Ausfuhr nach dort 450, der Gesamthandel also 1400 Mill. Mark. Die
Hauptgegenstände der Einfuhr waren Gerste (für 200 Mill. Mark), Holz (70),
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— 58
Neu-Orsova endet, und durchzieht die walachische Niederung in einem
flachen, nach Norden offenen Bogen. Durch die hügelige Platte der
Dobrudscha wird der Strom noch einmal auf eine kurze Strecke
nordwärts gedrängt und biegt dann rechtwinklig nach Osten.
Von den drei Hauptmündungen, die ein sumpfiges Delta einschließen,
ist nur die mittlere, die Sülina, schiffbar.
Nebenflüsse der Donau siud:
a) rechts: 1. die Jller, 2. der Lech, 3. die Isar links mit den
Abflüssen des Ammer- und Starnbergersees, 4. der Inn, der links die
Gewässer des Tegern- und rechts die des Chiemsees sowie die Salzach
aufnimmt, 5. die Traun aus den Seen des Salzkammerguts, 6. die
Enns, 7. die Leitha, 8. die Raab, 9. die Drau links mit der Mur,
10. die Save vom Terglou. Alle diese Nebenflüsse kommen von den
Alpen und führen der Donau gewaltige Waffermengen zu. Vom Balkan-
system strömen noch zur Douau: 11. die Morawa und 12. der Jsker;
b) links: 1. die Wörnitz, 2. die Altmühl, 3. die Naab und
4. der Regen münden in der Nähe von Regensburg, wo die Dampf-
fchiffahrt auf der Donau beginnt, 5. die March, 6. die Waag,
7. die Gran, 8. die fischreiche Theiß, der größte Nebenfluß (so
lang wie der Rhein), 9. der Alt, 10. der Seret und 11. der Prut.
Der Rhein.
Der Rhein, „Deutschlands Strom, nicht Grenze", ist wirklich
ein ganz deutscher Strom, denn wenn auch das Quell- und
Mündungsgebiet nicht zum Deutschen Reiche gehören, so haben sie
doch deutsche Bevölkerung.
Der Rhein entsteht auf der Ostseite des St. Gotthard aus dem
Vorder- und Mittelrhein, fließt zuerst nach Nordosten und ver-
einigt sich bei Reichenau mit dem Hinterrhein vom Rheinwaldgletscher.
Bei Chur wendet er sich nach Norden, durchströmt den grünen Boden-
see und den Untersee, durchbricht westwärts den Jura und bildet bei
Schaffhausen den 24 in hohen Rheinfall. Bei Basel nach Norden
umbiegend, fließt er, immer noch ein reißender Strom, durch die
oberrheinische Tiefebene. Von der Münduug des Mains ab wendet
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— 100 —
die zweitgrößte Stadt Ungarns, ein sehr lebhafter Handelsplatz.
Nördlich vom Franzens-Kanal, welcher die Donau mit der
Theiß verbindet, liegt Maria-Theresiopel (75 000 E.), der
Marktplatz für die Produkte der getreide- und viehreichen Umgebung.
•—- Östlich der Theiß, zwischen Maros und Donan liegt Temesvar
(40 000 E.). — An der Grenze gegen Rumänien, am „Eisernen
Thor", der nunmehr für die Schiffahrt regulierten Stromschnelle der
Donau (Bild S. 57), ist Alt-Orsova. In der Nähe die warmen
Schwefelquellen (Herkulesbad) von Mehadia.
Siebenbürgen hat zum Teil deutsche Bevölkerung (etwa V^Mill.),
die sogenannten Sachsen, deren wichtigste Orte das gewerbreiche
Kronstadt (33 000 E.) und Hermannstadt sind. — In dem
von Magyaren bewohnten Gebiete liegt Klausenburg (34000 E.).
Universität. — Die im Westen lebenden Rumänen, über die
Hälfte der Bevölkerung, haben keine größere Stadt.
2. Fiume samt Gebiet. Die Stadt Fiume (31000 E.) am
Busen vou Quarnero ist der Hauptplatz für den ungarischen
Seeverkehr.
3. Kroatien und Slavonien. Die Hauptstadt Agram unfern
der Save hat 38 000 E. Universität. —- Esseg ist eine Festuug
oberhalb der Draumündung.
(Bosnien und die Herzegowina siehe S. 125.)
Die Schweiz.
I. Die Schweiz ist vorherrschend Gebirgsland. In der
südlichen Hälfte erheben sich gewaltige Massen der Alpen. An ihrem
nördlichen Abhang breitet sich die wellenförmige schweizerische
Hochebene aus, welche gegen Frankreich vom Jura, einem Wasser-
armen, bis zu 1700 m hohen Gebirge abgeschlossen wird. — Die
Schweizer Alpen sind alljährlich das Reiseziel Tausender von Frem-
den, die hierher eilen, die Wunder der Hochgebirgswelt stauneud
zu betrachten. Besonders besucht ist das sogeuannte Berner Ober-
land. In kühnen Formen erheben sich hier Gipfel wie das Finster-
aarhorn, die Jungfran u. a. zu einer Höhe von über 4000 m.
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Extrahierte Personennamen: Alt-Orsova Mehadia
Extrahierte Ortsnamen: Ungarns Donau Maros Donan Temesvar Donau Sachsen Kronstadt Hermannstadt Klausenburg Fiume Kroatien Agram Bosnien Frankreich
— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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334
Das Russische und Rumänische Tiefland.
Hauptgegenstand des Fanges ist der Stör, der den teuren Kaviar
liefert. Als der feinste Fisch gilt der Sterlet.
Die Bedeutung der Wolga als Schiffahrtsstrasse.
Wegen ihres Wasserreich turas, ihrer Tiefe und ihrer bedeutenden
Länge ist die Wolga für die Schiffahrt sehr geeignet. Dies gilt
auch von mehreren ihrer Nebenflüsse, besonders von der Kama
und der Oka. Da die Wolga ferner durch Kanalbauten leicht
mit dem Stromnetz der Newá und zwar auf drei Wegen, sowie
mit dem der nördlichen Dwina in Verbindung gesetzt werden
konnte, ihre Mündung aber in einem Meere erfolgt, das den Schif-
fahrtsweg noch weithin verlängert, dient die Schiffahrt nicht bloss
dem Personen- und Güterverkehr der angrenzenden Gebiete,
sondern auch dem Durchgangsverkehr von S nach dem N und
von 0 nach dem W Russlands.
Im ganzen bewegen sich etwa 30000 Schiffe auf dem Riesenstrome. Unter
denselben befinden sich 1200 Dampfer. Der Schiffsverkehr würde noch ein viel
grösserer sein, wenn er nicht etwa 5 */2 Monate jährlich durch Eis gesperrt wäre.
Der Wert der Frachtgüter, die vornehmlich aus Getreide, Holz, Naphtha, Salz
u. s. w. bestehen, wird auf über 300 Mill. M. geschätzt. Dem Personenverkehr
dienen zweistöckige Riesendampfer. Derselbe ist in den Sommermonaten
ein sehr reger; denn viele Russen lieben es, statt einer Badereise, auf dem
heiligen Strome, den sie „Mütterchen Wolga" nennen, eine Fahrt hinunter
bis Astrachan und wieder zurück zu machen. Wenn auch die Uferbilder nur an
wenigen Punkten das Auge zu bezaubern vermögen und besonders die Steppen-
bilder an dem Unterlaufe dasselbe sehr ermüden, so hat die Fahrt auf dem
majestätischen, überall mit zahllosen grossen und kleinen Schiffen belebten
Strome und vorbei an vielen eigenartigen Städten und Völkern doch ihre be-
sondern Reize, die jene Vorliebe wohl erklären.
Die Verkehrsvorteile, welche die Wolga und ihre Neben-
flüsse darbieten, kommen besonders den Städten zu gute, die an
ihren Ufern erblüht sind. Es sind von dem obersten Laufe an
folgende mit mehr als 50000 E.: Twer (55000 E.), wo die Schiff-
barkeit der Wolga beginnt, Jaroslawl (75000 E.), Nischni-
Nöwgorod (= Nieder-Neustadt, 100000 E.), Kasan (= Kessel,
Vertiefung, 135000 E.), Samára (95000 E.), Sarátow (spr.
ssarátoff, 140000 E.), Zarizyn (60000 E.) und Astrachan
(115000 E.). In den meisten dieser Städte hat sich, da die
Wolga den billigen Bezug von Rohstoffen und den billigen Versand
fertiger Waren ermöglichte, oder weil die Umgegend viele Roh-
stoffe liefern konnte, die Industrie lebhaft entwickelt, so in Twer,
das noch dem nordwestrussischen Flachsbezirk angehört, die Lein-
wandweberei, in Jaroslawl das Leinen- und Baumwollgewerbe,
in Iwanowo-Wosnessensk (55000 E.), einer Stadt, die etwas
südlich von der Wolga und zwar von Kostroma liegt, ebenfalls
das Baumwollgewerbe (das russische Manchester genannt), in
Nischni-Nowgorod die Verarbeitung: vou Getreide und
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384
Die Balkanhalbinsel.
7. Der Austausch der Erzeugnisse: Binnenhandel,
Ein- und Ausfuhr.
Infolge der politischen Zerrissenheit der Landschaft
sind dem Handelsverkehr zwischen den einzelnen Teilen
derselben Schranken gesetzt. Zu den politischen Schranken
kommen die natürlichen der hohen Gebirge. Zwar öffnet das
Meer, das auf drei Seiten die Halbinsel umgiebt, einen andern
Verkehrsweg, aber fast nur für die Gegenden, die auf derselben
Gebirgsseite und an der nämlichen Küste liegen. Zu einem regen
Austausch der Erzeugnisse ist zudem wenig Veran-
lassung gegeben, da diese ziemlich gleichartig sind. Bedeu-
tender ist zum Teil noch der Ein- und Ausfuhr verkehr mit
fernem Gebieten, die andere wirtschaftliche Verhältnisse haben.
In der Türkei hatte 1894/95 die Einfuhr einen Wert von 445 Mill. M.
(Hauptgegenstände: Gewebe, Getreide und Mehl, Zucker), die Ausfuhr von
254 Mill. M. (Hauptg. : Rohseide und Cocons, Trauben, Getreide und Mehl).
Fast der gesamte Handel, besonders der Geldhandel, wird von Griechen und
Armeniern betrieben.
Bulgarien (mit Ostrumelien) hatte 1896 eine Einfuhr von 61 Mill. M.
(hauptsächlich von Geweben und Garnen, Kolonialwaren, Metallen und Metall-
waren und eine Ausfuhr von 87 Mill. M. (vorwiegend von Getreide und Vieh).
Serbien führte 1896 für 27 Mill. M. Waren ein (besonders Gewebe, Me-
talle und Metallwaren) und für 43 Mill. M. Waren aus (besonders Getreide,
Pflaumen, Wein, Vieh).
Montenegro führte 1896 für I1/* Mill. M. Waren ein; der Wert der
Ausfuhr, die hauptsächlich aus Vieh und Vieherzeugnissen besteht, ist unbekannt.
Die Einfuhr Griechenlands belief sich 1895 auf 85 Mill. M. (Haupt-
gegenstände: Getreide, Gewebe und Garne, Metalle), die Ausfuhr auf 57 Mill. M.
(besonders Korinthen, Metall und Erze, Wein, Feigen und Olivenöl).
8. Das Verkehrswesen: Eisenbahn- und Schiffahrtslinien.
Die fast überall von Gebirgen durchzogene Balkanhalbinsel
kann erst Anfänge eines geordneten Verkehrswesens
aufweisen. Eine höhere Kultur ist zur Überwindung der Verkehrs-
schwierigkeiten nötig. Es fehlt sogar fast überall noch an Land-
Strassen, und in Gebirgsgegenden müssen Gebirgspfade, die
von Lasttieren erklettert werden, dem Verkehr genügen. Das
Eisenbahnnetz ist ebenfalls noch wenig ausgebaut. Eine
wichtige Bahnlinie ist die Orientbahn, die die Balkanhalbinsel
und ihre bedeutendste Stadt, Konstantinopel, dem Weltverkehr an-
gliedert. Sie führt, von Budapest kommend, über Belgrad, Sofia,
durch die Porta Trajani, über Philippopel und Adrianopel nach
Konstantinopel. In gleicher Richtung geht eine zweite Bahnlinie,
die von Saloniki ausläuft, dem Wardar- und Mórawathal folgt und
sich in Niscli mit der andern Linie vereinigt. Die Verbindung mit
dem Donaugebiet fehlt noch. Eine weitere wichtige Bahnlinie ist
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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Extrahierte Ortsnamen: Bulgarien Serbien Montenegro Griechenlands Konstantinopel Budapest Belgrad Sofia Konstantinopel Saloniki Niscli
328
Das Russische und Rumänische Tiefland.
haltigen Boden haben, sind für den Anbau noch wenig gewonnen.
In dem grössten Teile der Steppe breiten sich aber heute wogende
Getreidefluren aus, wo früher nur Grassteppe war. Zahlreicher
sind infolgedessen die Ansiedelungen geworden, wenn auch das
Land noch immer nicht dicht bevölkert ist, und die Fruchtschober,
die in grosser Zahl um die Dörfer stehen, deuten zusammen
mit den vielen Windmühlen, die alle Hügel in deren Nähe be-
setzt haben, im Bilde der Landschaft schon die reichen Erträge
des Steppenbodens an. Die wichtigsten Anbaugewächse sind
Weizen, Mais und Flachs. Letzterer wird aber fast nur zur
Samen-, nicht zur Fasergewinnung gezogen. Ausserdem wird
stellenweise auch Tabakbau, z. B. in Podolien am mittleren
Dnjestr und in der Krim, Zuckerrübenbau, ebenfalls in Podolien
und in der Umgegend von Charkow, Weinbau, nämlich in Bessa-
rabien am untern Dnjestr und untern Don, sowie Obstbau, in
Podolien und Bessarabien, bei Charkow, am untern Don und eben-
falls besonders in der Krim, betrieben. Von geringerer Bedeutung
sind noch einige andere Kulturen, wie der Cichorien!)au bei
Rostow, der Kar den distelbau in Bessarabien und in der Krim.
Fast überall werden in der Steppe in grosser Menge ferner Kür-
bisse und Melonen gezogen, die in den heissen Zeiten eine er-
frischende Speise bilden.
Von allen Anbaugebieten Südrusslands ist am meisten die
Südküste der Krim durch die Gunst der Lage und des Klimas
ausgezeichnet. Einer wirksamen Sonnenbestrahlung ausge-
setzt und zugleich in der Nähe des klimamildernden Meeres
liegend, ferner mit einem Boden, nämlich Kalkboden, ausgestattet,
der sich kräftig erwärmt, ist das Jailagebirge auf seinen Süd-
abhängen und in seinen südlichen Thälern, in die der warme
und feuchte Hauch des Meeres wehen kann, für eine feinere Obst-
und Weinkultur in hohem Masse geeignet.
Der Obst- und Weinbau der Krim.
Eine Fülle der edelsten Erzeugnisse kann von der Krim aus
nach den grossen Städten des Russischen Reiches versandt werden. Überall sind
Obst- und Weingärten angelegt. Dieselben nehmen einen Raum von über
60 qkm ein. Etwa ljz Mill. Ctr. frisches Obst wird erzeugt. Bedeutende Mos-
kauer und Petersburger Geschäfte kaufen alljährlich für fast 2x/a Mill. M. Obst
und Trauben ein. Unter den Obstsorten steht der Apfelbaum an erster Stelle.
Doch werden auch viele Birnen, Aprikosen, Pfirsichen, Kirschen und
Paranüsse geerntet. Auch die Trauben werden zum grossen Teil zum Frisch-
genuss versandt. Sie sind dünnschalig und sehr süss. Weine, die man an der
Südküste, besonders in dem berühmten Sudakthaie, das allein jährlich über
100000 Ctr. Weintrauben liefert, gewinnt, sind ebenfalls süsslich, während in
einigen nördlichen Thälern minderwertige und herbere Weine gezogen werden.
Für die Ernährung der Bevölkerung ist ausser Ackerbau und
Viehzucht auch der Fischfan#' wichtig, der sowohl an einer langen
Küste als auch auf grossen Strömen betrieben werden kann.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
342
Das Russische und Rumänische Tiefland.
wechselt, so lange sie ungeteilt ist, zwischen 800 bis 1400 m.
Auch die Tiefe ist bedeutend und beträgt an mehreren Stellen
bis zu 30 m. Noch einen Lauf von etwa 900 km legt der Strom
bis zu seiner Mündung ins Schwarze Meer zurück. Er fliesst
vom Eisernen Thor bis Widin nach S, von dort bis unterhalb
Silistria nach 0, dann bis Gal atz nach N und zuletzt wieder nach
0. Besonders von Silistria an verzweigt er sich stark. Bei Brail a
sammelt die Donau ihr Wasser wieder mehr, bis etwa 80 km vor
der Mündung die eigentliche Gabelung und Deltabildung beginnt.
Es sind hauptsächlich drei Mündungsarme zu unterscheiden, der
Kiliaarm im N, der Sulinaarm in der Mitte und der St. Georgs-
arm im S. Der Kiliaarm ist der stärkste. Er führt 63% des
Donauwassers ins Meer. Für den Verkehr hat aber der mittlere,
der Sulinaarm mehr Bedeutung, obschon er der schwächste ist
und nur 8 % der Wassermenge fortführt. Von den Nebenflüssen,
die die Donau aus dein Rumänischen Tieflande und noch kurz vor
ihrer Mündung empfängt, sind die bedeutendsten die Aluta, die
aus Siebenbürgen kommt, und der Prath, der längs des östlichen
Sudetenrandes nach S fliesst. Die Richtung, die dieser letztere
Fluss nimmt, beweist, dass auch auf der Ostseite der Karpaten die
Abdachung nach S die nach 0 übertrifft.
b. Das Kulturbild,
Fast das ganze Gebiet hat einen sehr fruchtbaren Boden.
Dieser ist im W Lehmboden, von den Karpatengewässern her-
beigetragen, im 0 Löss, den die Winde brachten. Weniger
günstig ist das Klima. Infolge der hohen Gebirgsumwallung im
N und W ist es ein streng kontinentales. Auf einen heissen
Sommer, in welchem das Thermometer bis zu 40° C steigt, folgt
ein Winter, der eine Kälte bis zu —36° C bringt. Die mittlem
Temperaturen betragen in Bukarest für das ganze Jahr 10,30 C,
für den Juli 22,40 C und für den Januar —4,40 C. Günstig ist
aber, dass die Hauptregenzeit in den Sommer fällt. Sonst
würde das rumänische Tiefland wohl Steppennatur zeigen. Die
reichen Sommerregen — im ganzen fallen 55—60 cm Regen — aber
sichern zusammen mit dem grossen Wärmemass allen Gewächsen
ein schnelles und üppiges Wachstum. Sie verzögern nur zuweilen
die Ernte.
Das Hauptgetreide ist der 3iais, nächst diesem der Aveizen.
In der Regel wird Winterweizen gesäet, nur bei ungünstiger Wit-
terung auch viel Sommerweizen. Sowohl Mais als auch Weizen
werden über den Bedarf gebaut. Am meisten wird sogar Weizen
ausgeführt, dessen Reife schon Ende Juni eintritt. In der Moldau
wird auch viel Wein gebaut. Es sind dort 100000 ha mit Reben
bepflanzt.
Die natürliche Fruchtbarkeit des Bodens könnte noch viel mehr
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'348
Das Russische und Rumänische Tieñand.
ganze Land ihren Weg nehmen, sind Kohlen. Holz, Zucker, Tabak,
Obst und Wein.
Der Überfluss des Landes, besonders an Nahrungs-
mitteln und Rohstoffen, muss an das Ausland abgegeben werden,
das für dieselben mancherlei Waren, die in der Landschaft selbst
noch nicht in genügendem Umfange hergestellt werden können,
liefert. Es gilt dies sowohl für den russischen als auch für den
rumänischen Teil der Landschaft.
Russland führte i. J. 1896 ohne Finnland für 1910 Mill. Jl. Waren
ein und für 2235 Mill. Jl. Waren aus. Die Hauptgegenstände der Einfuhr
waren Raumwolle (245), Maschinen (212), Eisen (143), Thee (135), Metallwaren
(80) und Kohle (53 Mill. Jl.), die der Ausfuhr Getreide (1045), Flachs (203), Holz
(151), Leinsamen (114), Zucker (94), Petroleum (94) und Eier (70 Mill. Jl). Den
Haupthandelsverkehr unterhält Russland mit Deutschland und Grossbritannien.
Finnland führte 1897 für 164 Mill. Jl Waren ein, darunter für 33
Mill. Jl. Getreide, und für 137 Mill. Jl Waren aus, darunter für 64 Mill. Jl
Holz und für 25 Mill. Jl Rutter.
Rumänien hatte im Durchschnitt der Jahre 1892—1896 eine Einfuhr
von 300 und eine Ausfuhr von 246 Mill, Jl. Die Einfuhr bestand hauptsäch-
lich aus Spinnstoffen, Garnen, Geweben, Metallen und Metallwaren, die Ausfuhr
vorwiegend aus Getreide (221). Letzteres geht hauptsächlich zu Schiff nach
Relgien, Grossbritannien und Westdeutschland. Seine Einfuhr empfängt Rumä-
nien vorwiegend aus Deutschland, Österreich-Ungarn und Grossbritannien. Der
Handelsverkehr mit dem benachbarten Russland ist äusserst gering, weil die
beiden Länder gleiche Produkte auf den Weltmarkt liefern und daher nicht auf
einen Austausch der Erzeugnisse angewiesen sind.
8. Das Verkehrswesen: Eisenbahn- und Schiffahrtslinien.
Bei dem Vorwiegen des landwirtschaftlichen Betriebes und bei
der verhältnismässig geringen Zahl von grösseren Städten war das
Verkehrsbedürfnisnicht so g r o s s als in den meisten andern
europäischen Staaten, die wir bisher kennen lernten. Hierzu kam,
dass die Landschaft über ein ausgedehntes Netz von natür-
lichen Wasserstrassen verfügt. So fehlte der Ansporn, das
Verkehrsnetz so auszubauen, wie es in den andern Ländern geschehen
ist. Selbst an guten, stets benutzbaren Land st rassen fehlt es.
Der Schlitten verkehr während des langen, gewöhnlich sclmee-
reichen Winters gleicht diesen Übelstand aber etwas aus. Auch
ein Eisenbahnnetz erhielt die Landschaft erst in den letzten
Jahrzehnten, und manche wichtige Linien, besonders Verbindungs-
strecken, sind noch zubauen. Der wichtigste K n o t e n p u n k t des-
selben ist das in der Mitte Russlands gelegene Moskau. Von dort
laufen 7 wichtige Eisenbahnlinien aus und zwar nach Warschau,
mit einer Abzweigung nach Riga, nach Charkow und Sewastopol
mit einer Abzweigung nach Kiew, nach Rostów und weiter zum
Kaukasus mit einer Abzweigung nach Zarizyn an der untern Wolga,
nach Samara (Sibirische Balm), nach Nischni-Nowgorod, nach
Archangelsk (im Bau begriffen) und nach Petersburg. Wichtig für
den Verkehr sind auch die Linien Odessa-Warschau und Petersburg-
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Extrahierte Ortsnamen: Russland Finnland Russland Deutschland Grossbritannien Finnland Grossbritannien Westdeutschland Deutschland Grossbritannien Russland Russlands Moskau Warschau Riga Charkow Sewastopol Kiew Rostów Kaukasus Wolga Samara Nischni-Nowgorod Archangelsk Petersburg