Ii. Frankreich als Kaiserreich »bis jur
ijülje seiner Macht».
1804-1812.
Die Gründung der neuen Monarchie.
Nach Unterdrückung der letzten ohnmächtigen Versuche gegen *
seine Alleinherrschaft — Moreaus Exil, Pichegrus Tod im Kerker,
des Herzogs von Enghien widerrechtliche Erschießung — wird
Bonaparte auf Vorschlag der Tribunen durch Senatsbeschluß als
Napoleon erblicher Kaiser der Franzosen. Umgebung dexis. Mai.
jungen Dynastie mit neuem Glanz: Napoleons Geschwister mit
dem Titel Kaiserliche Hoheit'; 18 neue Marschälle; Proelamierung
des Ordens der Ehrenlegion; Salbung des Imperators durch
Papst Pins Vii, seine und seiner Gemahlin Selbstkrönung; —2. Dem.
Napoleons bürgerliches Gesetzbuch vollendet 1804, mit dem Titel
Cod6 Napoleon 1807; schon vorher Herstellung der Kirche und
des Cultus, seit Anfang 1806 auch der christlichen Zeitrechnung.
Verwandlung der eisalpinischen (seit 1802 italienischen)
Republik in ein Königreich Italien 1805, Napoleons
Königskrönung im Dom zu Mailand, sein Stiefsohn Eugene
Beauharnais Vicekönig. Einverleibung Liguriens, Parmas,
Piacenzas und Gnastallas.
Napoleons siegreiche Kämpfe.
I. Gegen Oesterreich und Unluand 1805.
Dem für England trotz seiner Seesiege im ganzen ungünstigen
Frieden von Amiens folgte bald eine abermalige Spannung beider
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Napoleons Napoleon Napoleons Eugene
Beauharnais_Vicekönig Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Moreaus_Exil Pichegrus Napoleons Napoleons Italien Napoleons Mailand Napoleons Oesterreich England Amiens
117
Der Reichtum an Rohstoffen, Kohlen und Eisen be-
günstigt die Entwicklung der Industrie, welche nament-
lich in den westlichen Ländern (Böhmen, Mähren,
Schlesien und Niederösterreich) zu grösserer Entfaltung
gelangt ist.
Der Handel erhält in dem grossen Reichtum an Er-
zeugnissen des Bodens und des Gewerbefleisses den
Stoff zu einem sehr umfangreichen Verkehr. Er wird
durch die Lage des Landes inmitten Europas, durch
ein grossartiges Netz schiffbarer Wasserstrassen, durch
ein gutes Eisenbahnnetz und durch den Anteil der
Monarchie am Adriatischen Meere wesentlich begünstigt.
Der Schwerpunkt der Handelsthätigkeit liegt, der kontinen-
talen Lage des Landes entsprechend, im Binnenhandel,
der schon im Austausche der Natur- und Iiidustrie-
produkte der einzelnen Kronländer untereinander ge-
waltige Mengen umsetzt. Der Sechandel hat durch den
Suezkanal und durch Begründung des ^Österreichisch-
ungarischen Lloyd" an Bedeutung gewonnen. Sein Haupt-
verkehr richtet sich nach dem Orient. Die wichtigsten
Ausfnhrproduktc des Handels sind : Getreide, Mehl, Vieh
Holz, Kohlen, Wein, Obst und Industriewaren.
Wichtige Mittelpunkte des Binnenhandels sind :
In Niederösterreich: **Wien. *)
.,. Oha-Österreich : Linz und Steyr.
,, Tirol: Innsbruck und Bozen.
,, Salzburg: Salzburg und Hallein.
,, Steiermark : *Graz.
,, Kärnten: Villach.
,, Kr a in: Idria.
,, Böhmen: *Prag, Budweis, Pilsen und Reichenberg.
„ Mähren: *Brünn und Olmütz.
,, Galizien: * Lemberg und Krakau.
„ Ungarn: * Budapest, Maria - Theresiopel, Debreczin,
Pressburg, Temesvar, Fiume etc.
,, Siebenbürgen: Kronstadt.
*) Die Städte, welche mindestens 100 Tausend Einwohner haben,
sind mit *, die, welche über eine Million haben, mit ** bezeichnet.
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Extrahierte Personennamen: Maria_-_Theresiopel Maria
Extrahierte Ortsnamen: Niederösterreich Europas Niederösterreich Linz Steyr Bozen Salzburg Salzburg Hallein Steiermark Villach Idria Budweis Pilsen Reichenberg Galizien Lemberg Krakau Ungarn Budapest Pressburg Temesvar Fiume Kronstadt
131
bahnen, sowie durch eine besondere Neigung des Volkes
zum Handeln unterstützt wird. Hauptknotenpunkte des
russischen Bahnnetzes sind : Moskau, Petersburg, Warschau
und Kiew. Von Bedeutung sind die zahlreichen Messen
und Märkte, die hier insofern notwendig sind, als in
vielen Gebieten die spärliche Bevölkerung ununter-
brochene Handelsbeziehungen nicht zu erhalten vermag.
Der wichtigste Messplatz ist Nischm-Nowgorod. Der
Aussenhandel Russlands wird durch die Natur der Grenz-
meere beeinträchtigt. Das Eismeer hat wegen seiner
nördlichen Lage geringe, Ostsee und Schwarzes Meer
als Binnenmeere haben nur massige Bedeutung für den
Handel.
Die Hauptverkehrsländer Russlands sind: Deutschland,
England, Frankreich, Holland etc.
Die wichtigsten Ausfuhrprodukte sind : Getreide, Flachs,
Hanf, Leinsaat, Vieh, Wolle, Talg, Häute, Leder, Pelz-
waren, Höh, Metalle, Kaviar etc.
Die wichtigsten Handelsplätze sind :
a) In den Ostseeprovinzen: **St. Petersburg mit dem
Vorhafen Kronstadt. Riga. Reval.
b) In Grossrussland: * Moskau, Niscbni-Nowgorod. Arch-
angel.
c) In Kleinrussland : * Kiew. * Charkow.
d) In Westrussland : :!:Wilna.
e) In Polen: * Warschau.
f) In Südrussland: * Odessa. Nikolajew. Chersson.
* Kischinew. Sebastopol (auf der Krim).
g) In den Ostprovinzen: Kasan. Jekaterinenburg.
* Astrachan. * Saratow.
h) In Finnland: Helsingfors.
Auswärtige fíesitzíingen :
In Asien: Sibirien. Russ. Turkestan. Kaukasien.
Vasallen - Staaten : Chiwa. Buchara.
9*
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Extrahierte Personennamen: Nikolajew
Extrahierte Ortsnamen: Moskau Petersburg Warschau Kiew Russlands Ostsee Russlands Deutschland England Frankreich Holland Petersburg Kronstadt Riga Grossrussland Moskau Niscbni-Nowgorod Kleinrussland Kiew Charkow Westrussland Polen Warschau Südrussland Odessa Sebastopol Kasan Jekaterinenburg Astrachan Saratow Finnland Helsingfors Asien Sibirien Kaukasien Buchara
133
Unter den Erwerbsquellen ist in erster Linie die
Landwirtschaft zu nennen. Freilich ist dieselbe trotz
des fruchtbaren Bodens und günstigen Klimas arg ver-
nachlässigt, Von Bedeutung für die Ausfuhr ist der
Weinbau und die Olivenkultur in Griechenland, die
Rosenkultur im Maritzathale, der Getreidebau in Rumänien
und der Anbau von vorzüglichem „türkischen" Tabak.
Sehr ausgedehnt ist die Schafzucht (das Fleisch der
Schafe ist ein Hauptnahrungsmittel) und in Bosnien und
Serbien, begünstigt durch die grossen Eichenwaldungen,
die Schweinezucht. Auch Seidenzucht und an den Küsten
Griechenlands die Schwammfischerei zählen zu wichtigen
Erwerbsquellen.
Die Erzeugnisse der Industrie sind unbedeutend, ab-
gesehen von der Teppichweberei. Den Binnenhandel
fördern die neuen Bahnstrecken Belgrad-Konstantinopel
und Belgrad-Saloniki. Der Seehandel liegt in der Türkei
darnieder und befindet sich meist in den Händen von
Ausländern, während er in Griechenland ein sehr leb-
hafter ist.
Die wichtigsten Ausfuhrprodukte sind: Getreide, Wein,
Südfrüchte, Korinthen, Vieh (Schweine), Avoile, Häute,
Seide, Schwämme etc.
Die wichtigsten Handelsplätze sind :
a) In Rumänien: * Bukarest. Jassy. Galatz.
b) In der Türkei: * Konstantinopel. ^Saloniki. Adrianopel.
— Insel Kreta.
c) In Serbien: Belgrad.
d) In Bulgarien : Sofia. Philippopel (in Ostrumelien). Warna.
e) In Montenegro : Cetinje.
f) In Griechenland: * Athen mit dem Vorhafen Piräus.
Larissa. Patras. Hermupolis (auf Syra). Korfu (auf
Korfu).
§ 156. Königreich Italien. Die Bevölkerung ist der Ab-
stammung nach fast durchweg romanisch und hinsichtlich
der Konfession der römisch-katholischen Kirche angehörig.
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70
mit Kussland. Haupthandelsgegenstände sind Getreide,
Flachs, Hanf, Holz, Spiritus und Kolonialwaren. Be-
deutende Industrie. Universität. — Pillau, befestigter
Vorhafen von Königsberg. — Briistcrort an der sam-
ländischen Küste, Hauptsitz der Bernsteinfischerei.
Braunsberg (12 Tsd.). Alte Hansastadt. Industrie und
Handel mit Bodenerzeugnissen.
Allenstein (25 Tsd.). Industrie und Handel.
Memel (19 Tsd.). Nördlichste Stadt des Deutschen Reiches.
Seehandelsplatz für Holz und Getreide aus Kussland.
2) Regbz. Gumbinnen.
(iumbinnen (14 Tsd.). Industrie und Handel mit Boden-
erzeugnissen. Östlich davon Trakehnen, das Haupt-
gestüt Preussens, und Eydtkuhnen, Eisenbahnstation an
der russischen Grenze (Hauptzollamt).
Insterburg an dem Pregel (26 Tsd.) Industrie und Handel.
Eisenbahncentrum.
Tilsit a. d. Memel (31 Tsd.). Getreidehandel und Maschinen-
bau (Friedensschluss 1807).
§ 98. 3) Prov. Westpi •eussen. Die Provinz breitet sich im
Gebiete der unteren Weichsel aus und hat besonders
im Weichseldelta sehr fruchtbaren Boden. Die Be-
völkerung ist zu V3 deutsch, Ys slavisch (Polen
und Kassuben). Haupterwerbsquellen bilden Ackerbau
und Viehzucht, besonders Pferde- und Schafzucht.
Die Grossindustrie ist nur in den Zweigen von Belang,
die in Beziehung zur Landwirtschaft stehen (Mühlen-
betrieb, Ziegelei, Brennerei etc). Der Handel ist sehr
lebhaft und knüpft sich besonders an Danzig und die
Weichselstädte.
1) Regbz. Danzig.
Danzig, unweit der Weichselmündung (134 Tsd.). Festung.
Durch altertümliche Bauart merkwürdig (Artushof).
Zweiter deutscher Ostseehafen. Ausfuhrort für alle
Produkte des Weichselgebietes: Getreide, Holz,
Zucker etc. Grosse Schiffswerften. Vorhafen ist
Neufahrwasser mit der Festung Weichselmünde. Nw.
davon liegen das ehemalige Kloster Oliva und das See-
bad Zoppot.
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— 58
Neu-Orsova endet, und durchzieht die walachische Niederung in einem
flachen, nach Norden offenen Bogen. Durch die hügelige Platte der
Dobrudscha wird der Strom noch einmal auf eine kurze Strecke
nordwärts gedrängt und biegt dann rechtwinklig nach Osten.
Von den drei Hauptmündungen, die ein sumpfiges Delta einschließen,
ist nur die mittlere, die Sülina, schiffbar.
Nebenflüsse der Donau siud:
a) rechts: 1. die Jller, 2. der Lech, 3. die Isar links mit den
Abflüssen des Ammer- und Starnbergersees, 4. der Inn, der links die
Gewässer des Tegern- und rechts die des Chiemsees sowie die Salzach
aufnimmt, 5. die Traun aus den Seen des Salzkammerguts, 6. die
Enns, 7. die Leitha, 8. die Raab, 9. die Drau links mit der Mur,
10. die Save vom Terglou. Alle diese Nebenflüsse kommen von den
Alpen und führen der Donau gewaltige Waffermengen zu. Vom Balkan-
system strömen noch zur Douau: 11. die Morawa und 12. der Jsker;
b) links: 1. die Wörnitz, 2. die Altmühl, 3. die Naab und
4. der Regen münden in der Nähe von Regensburg, wo die Dampf-
fchiffahrt auf der Donau beginnt, 5. die March, 6. die Waag,
7. die Gran, 8. die fischreiche Theiß, der größte Nebenfluß (so
lang wie der Rhein), 9. der Alt, 10. der Seret und 11. der Prut.
Der Rhein.
Der Rhein, „Deutschlands Strom, nicht Grenze", ist wirklich
ein ganz deutscher Strom, denn wenn auch das Quell- und
Mündungsgebiet nicht zum Deutschen Reiche gehören, so haben sie
doch deutsche Bevölkerung.
Der Rhein entsteht auf der Ostseite des St. Gotthard aus dem
Vorder- und Mittelrhein, fließt zuerst nach Nordosten und ver-
einigt sich bei Reichenau mit dem Hinterrhein vom Rheinwaldgletscher.
Bei Chur wendet er sich nach Norden, durchströmt den grünen Boden-
see und den Untersee, durchbricht westwärts den Jura und bildet bei
Schaffhausen den 24 in hohen Rheinfall. Bei Basel nach Norden
umbiegend, fließt er, immer noch ein reißender Strom, durch die
oberrheinische Tiefebene. Von der Münduug des Mains ab wendet
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— 100 —
die zweitgrößte Stadt Ungarns, ein sehr lebhafter Handelsplatz.
Nördlich vom Franzens-Kanal, welcher die Donau mit der
Theiß verbindet, liegt Maria-Theresiopel (75 000 E.), der
Marktplatz für die Produkte der getreide- und viehreichen Umgebung.
•—- Östlich der Theiß, zwischen Maros und Donan liegt Temesvar
(40 000 E.). — An der Grenze gegen Rumänien, am „Eisernen
Thor", der nunmehr für die Schiffahrt regulierten Stromschnelle der
Donau (Bild S. 57), ist Alt-Orsova. In der Nähe die warmen
Schwefelquellen (Herkulesbad) von Mehadia.
Siebenbürgen hat zum Teil deutsche Bevölkerung (etwa V^Mill.),
die sogenannten Sachsen, deren wichtigste Orte das gewerbreiche
Kronstadt (33 000 E.) und Hermannstadt sind. — In dem
von Magyaren bewohnten Gebiete liegt Klausenburg (34000 E.).
Universität. — Die im Westen lebenden Rumänen, über die
Hälfte der Bevölkerung, haben keine größere Stadt.
2. Fiume samt Gebiet. Die Stadt Fiume (31000 E.) am
Busen vou Quarnero ist der Hauptplatz für den ungarischen
Seeverkehr.
3. Kroatien und Slavonien. Die Hauptstadt Agram unfern
der Save hat 38 000 E. Universität. —- Esseg ist eine Festuug
oberhalb der Draumündung.
(Bosnien und die Herzegowina siehe S. 125.)
Die Schweiz.
I. Die Schweiz ist vorherrschend Gebirgsland. In der
südlichen Hälfte erheben sich gewaltige Massen der Alpen. An ihrem
nördlichen Abhang breitet sich die wellenförmige schweizerische
Hochebene aus, welche gegen Frankreich vom Jura, einem Wasser-
armen, bis zu 1700 m hohen Gebirge abgeschlossen wird. — Die
Schweizer Alpen sind alljährlich das Reiseziel Tausender von Frem-
den, die hierher eilen, die Wunder der Hochgebirgswelt stauneud
zu betrachten. Besonders besucht ist das sogeuannte Berner Ober-
land. In kühnen Formen erheben sich hier Gipfel wie das Finster-
aarhorn, die Jungfran u. a. zu einer Höhe von über 4000 m.
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Extrahierte Personennamen: Alt-Orsova Mehadia
Extrahierte Ortsnamen: Ungarns Donau Maros Donan Temesvar Donau Sachsen Kronstadt Hermannstadt Klausenburg Fiume Kroatien Agram Bosnien Frankreich
— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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— 100 —
im W., und den in der Sprache romanisch gebliebenen dakischen.
Stamm der Walachen (Rumänen) im O. „wie eine Krebs-
scheere" umfaßt. — Der Donaustrom der Führer der Völker-
Wanderungen (vgl. S. 29). Zwischen der Pforte von Theben
(Deven) und dem eisernen Thore (Orsova), den beiden Grenz-
punkten des Mittlern Donaugebiets, die Karpathen, ein auf
jenen beiden Punkten ruhender, 180 Meilen langer Kreisbogen
(Ostspitze und höchster Theil des mitteleuropäischen Gebirgsdrei-
ecks), ein Gebirgssystem von ungleichartiger Coustruetion: zwei gra-
nitne Gebirgsmasseu mit Hochgebirgscharakter (aber ohne Firn
und Gletscher) die Centralkarpathen mit den aus einer
kleiueu Hochebene sich schroff und zackig erhebenden Spitzen der
Tatra (Gerlsdorfer Spitze 8374'), und die ein großes Hoch-
landsviereck einschließenden transsyldänischen Alpen, beide
durch einen leicht übersteigbareu breiten Kaum: von nur 3000',
das karpathische Waldgebirge, mit einander verbuuden.
Abdachung der Außenseiten zu den Thälern der March und
Oder gegenüber den Sudeten (vgl. S. 24), der Weichsel, des
Dujeftr und Pruth gegenüber dem süduralifcheu Landrücken,
und zum Tieflande der nntern Donau. Steiler fallen die in-
nern Wände*) zur ober- und niederungarischen Tief-
ebene ab. An das rechte Ufer der Mittlern Donau treten die
Ausläufer der Alpen dreimal: 1) mit dem Leithagebirge,
gegenüber den kleinen Karpathen (westliches Thor: Theben),
2) mit dem Bakonywalde, gegenüber dem Neograder Kar-
parthenzweige (mittleres Thor: Waizen), 3) mit den Hügeln vou
Syrminm (Syrmische Halbinsel), der Fortsetzung des Wa-
rasdiner Gebirges. Das illyrisch-serbische Bergland
erreicht die Donau gegenüber dem Banaler Gebirge (östliches
Thor: Orsova) **). Hier der Eintritt der untern Donau (Ister)
in die große Walachische Tiefebene***); zunächst ein brei-
*) In Siebenbürgen ist die Außenwand gegen das Walachische
Tiefland am steilsten, vgl. die Südränder der Aequatorialgebirge vom Hima-
laya bis zu den Alpen und Pyrenäen.
**) In der Nähe dieser Thore übertrifft der aufgeschwemmte Boden die
Tragfähigkeit des lombardischen, namentlich auf der Insel Schütt (zwischen
Presburg und Komorn) und im Mündungsgebiet der Theiß.
***) Hier überschritt auch Trajan die Donaugrenze: das nördliche Gebirge
lockte zu den Aquae Herculis, der Schwefelquelle von Mehadia (noch
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566
Unsre Zeit.
Direktoren sahen sich genötigt, weil die von ihnen ausgesaugten Länder keine Hilfsmittel mehr boten, den Franzosen selbst hohe Steuern auszulegen und znletzt den Staatsbankerott zu erklären. Es entspannen sich deshalb gegen das Direktorium Verschwörungen, welche blutig bestraft wurden. Als nun Bonaparte in Frankreich landete, betrachtete man ihn allgemein als den Retter in der Rot, und seine Reise voufrejus nach Paris glich einem wahren Triumphzuge. Schon einen Monat nach seiner Landung war das Direktorium gestürzt und eine Konsularregierung, mit 10.N0-Bo naparte als erstem Kousul an der Spitze, eingeführt. Neben 6er: ihm figurierten noch Sisyes und Roger Ducos als Konsuln.
1799.
Anmerkungen.
1. Der französische General Dnphot, welcher sich in Urlaub in Rom aufhielt, überrumpelte mit einigen Demokraten einen Wachtposten und wurde nach militärischer Ordnung von demselben niedergeschossen. General Berthier, der nach Napoleons Abgang das Oberkommando in Italien übernommen hatte, marschierte sofort in den Kirchenstaat ein und erklärte denselben zur römischen Republik, an deren Spitze fünf Konsuln, ein Senat und ein Tribunal stehen sollten. Berthier verlangte vom Papste, er sollte abdanken, aber Pins Vi. antwortete: „Ich bin gewählter Papst und werde als Papst sterben; ich bin auf jede Mißhandlung gefaßt. Einem dreinndachtzigjährigen Greise könnet ihr schweres, aber nicht langes Leiden zufügen. Ich bin in eurer Gewalt, aber ihr habt den Leib allein und nicht den Geist." Pins wurde nun nach Siena in ein Kloster abgeführt und von dort nach Valence gebracht. Er verfügte noch, daß nach seinem Tode das Konklave d a abgehalten werden sollte, wo die meisten Kardinäle seien. Dies fand statt zu Venedig und wurde am 14. März 1800 der Kardinal Barnabas Chiara-monti zum Papste gewählt. Er nahm den Namen Pius Vii. an. Nachdem Österreich und Neapel den Franzosen einen Teil des Kirchenstaates entrissen halten, begab sich Pius Vii wieder nach Rom, wo er am 3. Juli 1800 seinen Einzug hielt.
2. Wie sehr die Franzosen bemüht waren, die Erinnerung an alles Bestehende zu verwischen, beweist der Einfall, der neugeschaffene« neapolitanischen Republik den Namen parthenopeische zu geben. Par-thenope war nämlich der alte Name für Neapolis, und soll derselbe von der Sirene Parthenope herstammen, deren Grabmal man in diese Gegend verlegte.
3. Erzherzog Karl schlug am 20. März 1799 die Franzosen unter Jour bau bei Ostrach in der Nähe von Sigmaringen und ant 25. und 26. März bei Stockach. Hieraus brang Karl in bte Schweiz ein, welche von Masse na besetzt war, und schlug benselben am 27. Mai bei Winterthur und ant 4. Juni bei Z ürich, zog sich aber dann nach Deutschland zurück und überließ bte Kriegführung itt der Schweiz bett Russen. Feldmarschall Kray schlug die Franzosen unter ch e r e r bei Legnano, Ronco, Magnano und Verona am 26. und 30. März und am 5. April. Moreau wurde ant 26. und 27. April an der Abba von
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