117
Der Reichtum an Rohstoffen, Kohlen und Eisen be-
günstigt die Entwicklung der Industrie, welche nament-
lich in den westlichen Ländern (Böhmen, Mähren,
Schlesien und Niederösterreich) zu grösserer Entfaltung
gelangt ist.
Der Handel erhält in dem grossen Reichtum an Er-
zeugnissen des Bodens und des Gewerbefleisses den
Stoff zu einem sehr umfangreichen Verkehr. Er wird
durch die Lage des Landes inmitten Europas, durch
ein grossartiges Netz schiffbarer Wasserstrassen, durch
ein gutes Eisenbahnnetz und durch den Anteil der
Monarchie am Adriatischen Meere wesentlich begünstigt.
Der Schwerpunkt der Handelsthätigkeit liegt, der kontinen-
talen Lage des Landes entsprechend, im Binnenhandel,
der schon im Austausche der Natur- und Iiidustrie-
produkte der einzelnen Kronländer untereinander ge-
waltige Mengen umsetzt. Der Sechandel hat durch den
Suezkanal und durch Begründung des ^Österreichisch-
ungarischen Lloyd" an Bedeutung gewonnen. Sein Haupt-
verkehr richtet sich nach dem Orient. Die wichtigsten
Ausfnhrproduktc des Handels sind : Getreide, Mehl, Vieh
Holz, Kohlen, Wein, Obst und Industriewaren.
Wichtige Mittelpunkte des Binnenhandels sind :
In Niederösterreich: **Wien. *)
.,. Oha-Österreich : Linz und Steyr.
,, Tirol: Innsbruck und Bozen.
,, Salzburg: Salzburg und Hallein.
,, Steiermark : *Graz.
,, Kärnten: Villach.
,, Kr a in: Idria.
,, Böhmen: *Prag, Budweis, Pilsen und Reichenberg.
„ Mähren: *Brünn und Olmütz.
,, Galizien: * Lemberg und Krakau.
„ Ungarn: * Budapest, Maria - Theresiopel, Debreczin,
Pressburg, Temesvar, Fiume etc.
,, Siebenbürgen: Kronstadt.
*) Die Städte, welche mindestens 100 Tausend Einwohner haben,
sind mit *, die, welche über eine Million haben, mit ** bezeichnet.
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Extrahierte Personennamen: Maria_-_Theresiopel Maria
Extrahierte Ortsnamen: Niederösterreich Europas Niederösterreich Linz Steyr Bozen Salzburg Salzburg Hallein Steiermark Villach Idria Budweis Pilsen Reichenberg Galizien Lemberg Krakau Ungarn Budapest Pressburg Temesvar Fiume Kronstadt
131
bahnen, sowie durch eine besondere Neigung des Volkes
zum Handeln unterstützt wird. Hauptknotenpunkte des
russischen Bahnnetzes sind : Moskau, Petersburg, Warschau
und Kiew. Von Bedeutung sind die zahlreichen Messen
und Märkte, die hier insofern notwendig sind, als in
vielen Gebieten die spärliche Bevölkerung ununter-
brochene Handelsbeziehungen nicht zu erhalten vermag.
Der wichtigste Messplatz ist Nischm-Nowgorod. Der
Aussenhandel Russlands wird durch die Natur der Grenz-
meere beeinträchtigt. Das Eismeer hat wegen seiner
nördlichen Lage geringe, Ostsee und Schwarzes Meer
als Binnenmeere haben nur massige Bedeutung für den
Handel.
Die Hauptverkehrsländer Russlands sind: Deutschland,
England, Frankreich, Holland etc.
Die wichtigsten Ausfuhrprodukte sind : Getreide, Flachs,
Hanf, Leinsaat, Vieh, Wolle, Talg, Häute, Leder, Pelz-
waren, Höh, Metalle, Kaviar etc.
Die wichtigsten Handelsplätze sind :
a) In den Ostseeprovinzen: **St. Petersburg mit dem
Vorhafen Kronstadt. Riga. Reval.
b) In Grossrussland: * Moskau, Niscbni-Nowgorod. Arch-
angel.
c) In Kleinrussland : * Kiew. * Charkow.
d) In Westrussland : :!:Wilna.
e) In Polen: * Warschau.
f) In Südrussland: * Odessa. Nikolajew. Chersson.
* Kischinew. Sebastopol (auf der Krim).
g) In den Ostprovinzen: Kasan. Jekaterinenburg.
* Astrachan. * Saratow.
h) In Finnland: Helsingfors.
Auswärtige fíesitzíingen :
In Asien: Sibirien. Russ. Turkestan. Kaukasien.
Vasallen - Staaten : Chiwa. Buchara.
9*
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Extrahierte Personennamen: Nikolajew
Extrahierte Ortsnamen: Moskau Petersburg Warschau Kiew Russlands Ostsee Russlands Deutschland England Frankreich Holland Petersburg Kronstadt Riga Grossrussland Moskau Niscbni-Nowgorod Kleinrussland Kiew Charkow Westrussland Polen Warschau Südrussland Odessa Sebastopol Kasan Jekaterinenburg Astrachan Saratow Finnland Helsingfors Asien Sibirien Kaukasien Buchara
133
Unter den Erwerbsquellen ist in erster Linie die
Landwirtschaft zu nennen. Freilich ist dieselbe trotz
des fruchtbaren Bodens und günstigen Klimas arg ver-
nachlässigt, Von Bedeutung für die Ausfuhr ist der
Weinbau und die Olivenkultur in Griechenland, die
Rosenkultur im Maritzathale, der Getreidebau in Rumänien
und der Anbau von vorzüglichem „türkischen" Tabak.
Sehr ausgedehnt ist die Schafzucht (das Fleisch der
Schafe ist ein Hauptnahrungsmittel) und in Bosnien und
Serbien, begünstigt durch die grossen Eichenwaldungen,
die Schweinezucht. Auch Seidenzucht und an den Küsten
Griechenlands die Schwammfischerei zählen zu wichtigen
Erwerbsquellen.
Die Erzeugnisse der Industrie sind unbedeutend, ab-
gesehen von der Teppichweberei. Den Binnenhandel
fördern die neuen Bahnstrecken Belgrad-Konstantinopel
und Belgrad-Saloniki. Der Seehandel liegt in der Türkei
darnieder und befindet sich meist in den Händen von
Ausländern, während er in Griechenland ein sehr leb-
hafter ist.
Die wichtigsten Ausfuhrprodukte sind: Getreide, Wein,
Südfrüchte, Korinthen, Vieh (Schweine), Avoile, Häute,
Seide, Schwämme etc.
Die wichtigsten Handelsplätze sind :
a) In Rumänien: * Bukarest. Jassy. Galatz.
b) In der Türkei: * Konstantinopel. ^Saloniki. Adrianopel.
— Insel Kreta.
c) In Serbien: Belgrad.
d) In Bulgarien : Sofia. Philippopel (in Ostrumelien). Warna.
e) In Montenegro : Cetinje.
f) In Griechenland: * Athen mit dem Vorhafen Piräus.
Larissa. Patras. Hermupolis (auf Syra). Korfu (auf
Korfu).
§ 156. Königreich Italien. Die Bevölkerung ist der Ab-
stammung nach fast durchweg romanisch und hinsichtlich
der Konfession der römisch-katholischen Kirche angehörig.
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70
mit Kussland. Haupthandelsgegenstände sind Getreide,
Flachs, Hanf, Holz, Spiritus und Kolonialwaren. Be-
deutende Industrie. Universität. — Pillau, befestigter
Vorhafen von Königsberg. — Briistcrort an der sam-
ländischen Küste, Hauptsitz der Bernsteinfischerei.
Braunsberg (12 Tsd.). Alte Hansastadt. Industrie und
Handel mit Bodenerzeugnissen.
Allenstein (25 Tsd.). Industrie und Handel.
Memel (19 Tsd.). Nördlichste Stadt des Deutschen Reiches.
Seehandelsplatz für Holz und Getreide aus Kussland.
2) Regbz. Gumbinnen.
(iumbinnen (14 Tsd.). Industrie und Handel mit Boden-
erzeugnissen. Östlich davon Trakehnen, das Haupt-
gestüt Preussens, und Eydtkuhnen, Eisenbahnstation an
der russischen Grenze (Hauptzollamt).
Insterburg an dem Pregel (26 Tsd.) Industrie und Handel.
Eisenbahncentrum.
Tilsit a. d. Memel (31 Tsd.). Getreidehandel und Maschinen-
bau (Friedensschluss 1807).
§ 98. 3) Prov. Westpi •eussen. Die Provinz breitet sich im
Gebiete der unteren Weichsel aus und hat besonders
im Weichseldelta sehr fruchtbaren Boden. Die Be-
völkerung ist zu V3 deutsch, Ys slavisch (Polen
und Kassuben). Haupterwerbsquellen bilden Ackerbau
und Viehzucht, besonders Pferde- und Schafzucht.
Die Grossindustrie ist nur in den Zweigen von Belang,
die in Beziehung zur Landwirtschaft stehen (Mühlen-
betrieb, Ziegelei, Brennerei etc). Der Handel ist sehr
lebhaft und knüpft sich besonders an Danzig und die
Weichselstädte.
1) Regbz. Danzig.
Danzig, unweit der Weichselmündung (134 Tsd.). Festung.
Durch altertümliche Bauart merkwürdig (Artushof).
Zweiter deutscher Ostseehafen. Ausfuhrort für alle
Produkte des Weichselgebietes: Getreide, Holz,
Zucker etc. Grosse Schiffswerften. Vorhafen ist
Neufahrwasser mit der Festung Weichselmünde. Nw.
davon liegen das ehemalige Kloster Oliva und das See-
bad Zoppot.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
— 58
Neu-Orsova endet, und durchzieht die walachische Niederung in einem
flachen, nach Norden offenen Bogen. Durch die hügelige Platte der
Dobrudscha wird der Strom noch einmal auf eine kurze Strecke
nordwärts gedrängt und biegt dann rechtwinklig nach Osten.
Von den drei Hauptmündungen, die ein sumpfiges Delta einschließen,
ist nur die mittlere, die Sülina, schiffbar.
Nebenflüsse der Donau siud:
a) rechts: 1. die Jller, 2. der Lech, 3. die Isar links mit den
Abflüssen des Ammer- und Starnbergersees, 4. der Inn, der links die
Gewässer des Tegern- und rechts die des Chiemsees sowie die Salzach
aufnimmt, 5. die Traun aus den Seen des Salzkammerguts, 6. die
Enns, 7. die Leitha, 8. die Raab, 9. die Drau links mit der Mur,
10. die Save vom Terglou. Alle diese Nebenflüsse kommen von den
Alpen und führen der Donau gewaltige Waffermengen zu. Vom Balkan-
system strömen noch zur Douau: 11. die Morawa und 12. der Jsker;
b) links: 1. die Wörnitz, 2. die Altmühl, 3. die Naab und
4. der Regen münden in der Nähe von Regensburg, wo die Dampf-
fchiffahrt auf der Donau beginnt, 5. die March, 6. die Waag,
7. die Gran, 8. die fischreiche Theiß, der größte Nebenfluß (so
lang wie der Rhein), 9. der Alt, 10. der Seret und 11. der Prut.
Der Rhein.
Der Rhein, „Deutschlands Strom, nicht Grenze", ist wirklich
ein ganz deutscher Strom, denn wenn auch das Quell- und
Mündungsgebiet nicht zum Deutschen Reiche gehören, so haben sie
doch deutsche Bevölkerung.
Der Rhein entsteht auf der Ostseite des St. Gotthard aus dem
Vorder- und Mittelrhein, fließt zuerst nach Nordosten und ver-
einigt sich bei Reichenau mit dem Hinterrhein vom Rheinwaldgletscher.
Bei Chur wendet er sich nach Norden, durchströmt den grünen Boden-
see und den Untersee, durchbricht westwärts den Jura und bildet bei
Schaffhausen den 24 in hohen Rheinfall. Bei Basel nach Norden
umbiegend, fließt er, immer noch ein reißender Strom, durch die
oberrheinische Tiefebene. Von der Münduug des Mains ab wendet
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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— 100 —
die zweitgrößte Stadt Ungarns, ein sehr lebhafter Handelsplatz.
Nördlich vom Franzens-Kanal, welcher die Donau mit der
Theiß verbindet, liegt Maria-Theresiopel (75 000 E.), der
Marktplatz für die Produkte der getreide- und viehreichen Umgebung.
•—- Östlich der Theiß, zwischen Maros und Donan liegt Temesvar
(40 000 E.). — An der Grenze gegen Rumänien, am „Eisernen
Thor", der nunmehr für die Schiffahrt regulierten Stromschnelle der
Donau (Bild S. 57), ist Alt-Orsova. In der Nähe die warmen
Schwefelquellen (Herkulesbad) von Mehadia.
Siebenbürgen hat zum Teil deutsche Bevölkerung (etwa V^Mill.),
die sogenannten Sachsen, deren wichtigste Orte das gewerbreiche
Kronstadt (33 000 E.) und Hermannstadt sind. — In dem
von Magyaren bewohnten Gebiete liegt Klausenburg (34000 E.).
Universität. — Die im Westen lebenden Rumänen, über die
Hälfte der Bevölkerung, haben keine größere Stadt.
2. Fiume samt Gebiet. Die Stadt Fiume (31000 E.) am
Busen vou Quarnero ist der Hauptplatz für den ungarischen
Seeverkehr.
3. Kroatien und Slavonien. Die Hauptstadt Agram unfern
der Save hat 38 000 E. Universität. —- Esseg ist eine Festuug
oberhalb der Draumündung.
(Bosnien und die Herzegowina siehe S. 125.)
Die Schweiz.
I. Die Schweiz ist vorherrschend Gebirgsland. In der
südlichen Hälfte erheben sich gewaltige Massen der Alpen. An ihrem
nördlichen Abhang breitet sich die wellenförmige schweizerische
Hochebene aus, welche gegen Frankreich vom Jura, einem Wasser-
armen, bis zu 1700 m hohen Gebirge abgeschlossen wird. — Die
Schweizer Alpen sind alljährlich das Reiseziel Tausender von Frem-
den, die hierher eilen, die Wunder der Hochgebirgswelt stauneud
zu betrachten. Besonders besucht ist das sogeuannte Berner Ober-
land. In kühnen Formen erheben sich hier Gipfel wie das Finster-
aarhorn, die Jungfran u. a. zu einer Höhe von über 4000 m.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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Extrahierte Personennamen: Alt-Orsova Mehadia
Extrahierte Ortsnamen: Ungarns Donau Maros Donan Temesvar Donau Sachsen Kronstadt Hermannstadt Klausenburg Fiume Kroatien Agram Bosnien Frankreich
— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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— 100 —
im W., und den in der Sprache romanisch gebliebenen dakischen.
Stamm der Walachen (Rumänen) im O. „wie eine Krebs-
scheere" umfaßt. — Der Donaustrom der Führer der Völker-
Wanderungen (vgl. S. 29). Zwischen der Pforte von Theben
(Deven) und dem eisernen Thore (Orsova), den beiden Grenz-
punkten des Mittlern Donaugebiets, die Karpathen, ein auf
jenen beiden Punkten ruhender, 180 Meilen langer Kreisbogen
(Ostspitze und höchster Theil des mitteleuropäischen Gebirgsdrei-
ecks), ein Gebirgssystem von ungleichartiger Coustruetion: zwei gra-
nitne Gebirgsmasseu mit Hochgebirgscharakter (aber ohne Firn
und Gletscher) die Centralkarpathen mit den aus einer
kleiueu Hochebene sich schroff und zackig erhebenden Spitzen der
Tatra (Gerlsdorfer Spitze 8374'), und die ein großes Hoch-
landsviereck einschließenden transsyldänischen Alpen, beide
durch einen leicht übersteigbareu breiten Kaum: von nur 3000',
das karpathische Waldgebirge, mit einander verbuuden.
Abdachung der Außenseiten zu den Thälern der March und
Oder gegenüber den Sudeten (vgl. S. 24), der Weichsel, des
Dujeftr und Pruth gegenüber dem süduralifcheu Landrücken,
und zum Tieflande der nntern Donau. Steiler fallen die in-
nern Wände*) zur ober- und niederungarischen Tief-
ebene ab. An das rechte Ufer der Mittlern Donau treten die
Ausläufer der Alpen dreimal: 1) mit dem Leithagebirge,
gegenüber den kleinen Karpathen (westliches Thor: Theben),
2) mit dem Bakonywalde, gegenüber dem Neograder Kar-
parthenzweige (mittleres Thor: Waizen), 3) mit den Hügeln vou
Syrminm (Syrmische Halbinsel), der Fortsetzung des Wa-
rasdiner Gebirges. Das illyrisch-serbische Bergland
erreicht die Donau gegenüber dem Banaler Gebirge (östliches
Thor: Orsova) **). Hier der Eintritt der untern Donau (Ister)
in die große Walachische Tiefebene***); zunächst ein brei-
*) In Siebenbürgen ist die Außenwand gegen das Walachische
Tiefland am steilsten, vgl. die Südränder der Aequatorialgebirge vom Hima-
laya bis zu den Alpen und Pyrenäen.
**) In der Nähe dieser Thore übertrifft der aufgeschwemmte Boden die
Tragfähigkeit des lombardischen, namentlich auf der Insel Schütt (zwischen
Presburg und Komorn) und im Mündungsgebiet der Theiß.
***) Hier überschritt auch Trajan die Donaugrenze: das nördliche Gebirge
lockte zu den Aquae Herculis, der Schwefelquelle von Mehadia (noch
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Balkanha Hinsel. 19
Aufschwung. Dieser zeigt sich besonders in der günstigen Entwicklung des
Ackerbaus und einer vernünftigen Waldpflege. Auch das Gewerbe beginnt
sich zu entwickeln, wenn es auch nur für den heimischen Bedarf arbeitet.
Große Opfer bringt der Staat für die Entwicklung von Schule, Heer und
Rechtspflege- auch das Verkehrswesen hebt sich von Jahr zu Jahr.
Unter den Ausfuhrprodukten Bulgariens nimmt das Getreide 5/„
des Ausfuhrwertes überhaupt ein, dann folgen Rohseide, Produkte der Vieh-
zucht und Rosenöl. Wichtige Einfuhrwaren sind Jndustrieartikel und
Chemikalien.
Deutschland bezieht aus Bulgarien Getreide, Eier und Rosenöl und
liefert dafür Textil-, Eisen- und chemische Erzeugnisse.
Sofia, Hst. des Landes, aus einem Plateau am Fuße des Witosch
gelegen. Seine Lage beherrscht in gleicher Weise den Weg nach dem Donau-
tale (Jsker) wie den nach der Maritza (Orientbahn von Belgrad über Sofia
nach Konstantinopel), sowie zur Struma und dem Wardar. Philippopel,
Hst. von Südbulgarien, in einer Fruchtebene an der Maritza. Kasanlik,
am Fuße des Schipkapasses, des berühmtesten Passes über den Balkan, ist
bekannt durch seine Rosenfelder und Rosenölgewinnung.
Iii. Bosnien und die Herzegovina, zu Osterreich-Ungarn gehörig. Beide
gehörten früher zur Türkei, wurden von Osterreich seit 1878 verwaltet, 1908
aber einverleibt. Beide Länder haben seitdem bedeutende Kulturfortschritte
gemacht. Sarajevo, Hst. von Bosnien.
Iv. Das Königreich Serbien (= Rheinland—westfalen, fast 3 Mill. E., 58
aus 1 qkm). Gib Serbiens Grenzen an! Es ist das Gebiet der Morawa. Alter
in seiner Unabhängigkeit, sowie fruchtbarer und bei starkem Wachstum der Be-
völkerung auch dichter bevölkert als Bulgarien, fehlt den Bewohnern des
Landes aber der Fleiß, die Ausdauer und der Bildungstrieb der Bulgaren.
Das zügellose Parteiwesen wird nicht durch eine starke Regierung im Zaume
gehalten, und aussichtslose Vergrößerungsbestrebungen erfordern ein starkes
Heer und stürzen das Land in Schulden, so daß für die Lösung von Kultur-
aufgaben nichts übrig bleibt. Fast die Hälfte des Bodens ist Wald, nur 1/i
ist unter Pflugkultur. Trotzdem ist Serbien imstande, erhebliche Mengen
von Mais, Weizen, Hafer und Gerste auszuführen. Berühmt sind "die
serbischen Pflaumen, nennenswert Obst und Wein. Hervorragend ist die
Viehzucht, des. diejenige von Schweinen und Geflügel. Abgesehen von der
geringfügigen Teppichweberei liegt das Gewerbe vollständig darnieder. Bei
den geringen Kulturbedürfnissen des Serbenvolkes überwiegt die Ausfuhr
die Einfuhr. Bei der Binnenlage Serbiens und der Art seiner politischen
Nachbarschaft ist das Land trotz erbitterter Feindschaft in vollkommener
wirtschaftlicher Abhängigkeit von Österreich-Ungarn, durch dessen Gebiet hin-
durch sich fast der gesamte serbische Außenhandel bewegt. Nicht unbedeutend
ist der serbische Durchgangshandel, der sich besonders auf der Orientbahn
vollzieht.
Deutschlands Einfuhr aus Serbien erstreckt sich hauptsächlich auf
getrocknetes Obst (Pflaumen), auf Getreide und Produkte der Viehzucht. Die
geringwertige Ausfuhr weist allerhandjndustrieartikel,besonderstextilwaren aus.
Belgrad, exzentrisch gelegene Hst. des Landes, auf hohem Felsenufer
am Einfluß der Save in die Donau, einst viel umkämpft, heute befestigt.
Y. Königreich Montenegro (= V* Württemberg, 1j4 Mill. E., 25 auf
1 qkm), das Land der Schwarzen Berge, seit 1878 mit einem schmalen
Zugang zum Meere, besitzt eine serbische Bevölkerung mit einem ähnlichen Mangel
an wirtschaftlichen Anlagen wie Serbien selbst. Bei der nackten, unzugänglichen
Karstnatur des Landes sind die Montenegriner zwar schöne, ritterliche und
für die Freiheit begeisterte Menschen geworden, aber von einer solchen Armut,
daß auch für die einfachsten Kulturbedürfnisse das Geld fehlt und Raubzüge
in benachbarte Gebiete zur Fristung des Daseins notwendig werden. Die
notwendige Einfuhr an Salz, Petroleum, Baumwoll- und Eisenwaren bezahlt
das Land mit einer geringwertigen Ausfuhr von Produkten der Viehzucht
(Hammelfleisch), sowie des Wein- und Obstbaus. Montenegros Bestand als
Staat ist nur durch die kräftige Unterstützung von feiten Rußlands möglich.
2*
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: Balkanha_Hinsel
Extrahierte Ortsnamen: Bulgariens Deutschland Bulgarien Sofia Belgrad Sofia Konstantinopel Balkan Bosnien Osterreich Sarajevo Bosnien Serbien Rheinland—westfalen Serbiens Morawa Serbien Serbiens Deutschlands Serbien Belgrad Donau Montenegro Württemberg Serbien Petroleum Montenegros
Rußland. 49
sind wertvoller und gewähren der dortigen Industrie, welche auch-die dort
vorhandenen Eisen-, Blei- und Zinkerze ausbeutet, die Voraussetzungen für
ihre Existenz. Im übrigen aber ist die russische Industrie an Umfang
und Wert gering trotz hoher Schutzzölle, durch die man sie heben will. Ihre
Hauptbezirke sind neben dem polnischen mit Lodz als Mittelpunkt die Ost-
seeprovinzen, die Seestädte und die Umgebung von Moskau.
Das russische Verkehrsnetz ist wie in allen großräumigen Staaten
im Verhältnis zur kulturellen Höhe gut entwickelt. Flüsse sind auf große
Strecken hin schiffbar und untereinander durch Kanäle verbunden. Die
Bahnen sind großzügig, wenn auch weitmaschig, die Züge selten, die Fahrten
langsam, aber bequem und billig. Ganz unbedeutend ist die Handelsflotte;
der Handel wird zu 9/10 von ausländischen Schiffen besorgt.
Der russische Handel zeigt ein interessantes Doppelgesicht. Nach
den hochentwickelten Kulturstaaten des W. sendet Rußland die Überschüsse
feiner Urproduktion: Getreide, Holz, Viehzucht- und Fischereiprodulte, Roh-
stoffe und Halbfabrikate; es bezieht dafür Jndustrieerzeugniffe. Nach ().
sendet es selbst Jndustrieartikel und bezieht von dort Rohstoffe (Baumwolle)
und Genußmittel (Tee).
Im russischen Außenhandel steht Deutschland in Ein- und Aus-
fuhr an erster Stelle. Rußland ist für unser Land Rohstofflieferant. Da-
her bleibt die deutsche Ausfuhr nach Rußland, die größeren Schwankungen
unterworfen ist, wesentlich hinter der Einfuhr zurück, die ständig steigt. In
der deutschen Einfuhr stehen die russischen Produkte des Ackerbaus und der
Viehzucht, sowie deren Nebenerzeugnisse an erster Stelle, dann folgen Holz,
Gold, Petroleum, Kaviar. Deutschland führt aus nach Rußland besonders
Eisenwaren, Baumwolle, Steinkohlen, sowie in kleineren Mengen allerhand
Jndustrieartikel.
3. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. Rußland ist eine
Monarchie, die seit 1905 auch eine Volksvertretung hat mit zwei Kammern, dem
Neichsrat und der Duma. Finnland hat eine besondere Verfassung.
• St. Petersburg, mit Vororten reichlich 17a Mill. E., prächtige, modern
aufgebaute Haupt- und Residenzstadt an der Newa, erste Handelsstadt und
Fabrikstadt des Reichs, mit Schiffahrtsverbindung nach N.=, 0.- und Mittel-
rußland, Hauptsitz der Wissenschaft in Rußland. Vor Petersburg auf einer
Felseninsel der feste Kriegshafen Kronstadt. — -H Riga, 3. Seehafen,
Mittelpunkt des Deutschtums der Ostseeprovinzen. — Dorpat, alte, deutsche,
der Verrussung verfallene Universitätsstadt. — Helsingsors, Hst. von Finn-
land ^vergl. Bild S. 44). — Archartgel, ältester, aber unbedeutender Hasen
Rußlands am Weißen Meer. — Nischni-Nowgorod (vergl. Bild S. 50).
— • Moskau, «über 1 Mill. E.), alte Hst. des Zarenreiches in der Mitte Rußlands
an der Moskwa gelegen, ist eine Mischung altrussischer Bauwerke und moderner
Großstadtbauten. Der Kreml, eine Art Burg mit Schlössern und Kirchen, gilt als
Mittelpunkt des echten Russentums. Moskau ist der wichtigste Eisenbahnknoten-
punkt Osteuropas und Mittelpunkt der Wasserstraßen, vielseitigste Industriestadt
des Reichs. — In: S. von Moskau der Mittelpunkt der innerrussischen
Metallindustrie Tula.
• Warschau, Hst. des ehemaligen Königreichs Polen, ist stark befestigt.
Knotenpunkt von Handel und Verkehr in Polen. — * Lodz, einzige eigent-
liche Fabrikstadt des russischen Reiches, „das polnische Manchester", unter den
Einwohnern leben viele Deutsche. — In Litauen: * Wilna.
V Kiew (kicff), am?, die alte, heilige Stadt der Russen, von der aus sich
emst das Christentum im Reiche verbreitete <vergl. Bild S.45) — Kcharkow
<khärkoff), bedeutendste Handelsstadt in Kleinrußland. — * Odessa, größter
Tromnau-Schönc, Erdkunde für Mittelschulen. Ii. 4
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Extrahierte Ortsnamen: Moskau Deutschland Petroleum Deutschland Finnland Petersburg Rußland Kronstadt Riga Dorpat Nischni-Nowgorod Moskau Moskwa Moskau Osteuropas Moskau Warschau Polen Polen Lodz Wilna Kiew Kleinrußland Odessa