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1. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 166

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
166 eine willkommene Beute waren; da loderten in den unaufhörlichen Fehden der Fürsten untereinander oder mit den Städten die Hütten der Landleute auf und beleuchteten die Opfer unersättlicher Raubgier; und wie unter den schweren Tritten der räuberischen Soldaten die Saaten in den Boden gestampft wurden, so ward auch des Volkes Glück und Glaube zertreten, an die Stelle des heitern Lebensgenusses trat die dumpfe Verzweiflung, die sich willenlos dem Verderben hin-giebt. — Wie aber selbst aus der im Boden zurückgebliebenen Wurzel des zerhauenen Baumes neue Triebe hervorsprießen können, so sollte es auch an dem zu Grunde gehenden „Reiche der Franken" sich bewahrheiten, daß die Lebenskraft eines Volkes von deutscher Art und Sitte nicht zu zerstören ist. sondern nur auf den ersten Sonnenstrahl des Friedens wartet, um sich in alter Kraft und Herrlichkeit wieder zu erheben. Druck -on 3uliu« «db in Smigntfalja.

2. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 142

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
142 Die Uhren. eingeteilter Kreis, nach welchem man die Größe der Abweichung irgend einer Richtung von der Nordlinie bestimmen kann. Der Schiffskompaß ist insofern etwas anders eingerichtet, als hier die geteilte Kreisscheibe von Papier, auf Marienglas oder Glimmer geklebt, mit der Nadel fest vereinigt, sich mit dieser dreht und die Abweichungen durch eine außerhalb liegende Marke, welche der Längslinie des Schiffes entspricht, bezeichnet werden. Wegen der heftig schwankenden Bewegung ist der Schiffskompaß in einer sogenannten Sardonischen Aufhängung befestigt, das sind zwei ineinander leicht bewegliche Ringe, deren Achsen rechtwinklig aufeinander stehen." (Buch der Erfindungen 2.) Während der Kompaß ganz bestimmten Lebensberufen dient, ist das Werkzeug zur Abmessung der Zeit allen Menschen unentbehrlich, und man hat schon in den ältesten Zeiten versucht, ein möglichst vollkommnes Mittel zur Zeiteinteilung aufzufinden. Das nächstliegende war der Schotten, der durch den Sonnenschein hervorgerufen, durch sein Zu-und Abnehmen die Aufmerksamkeit der Menschen reizte und sie zur Herstellung von Sonnenuhren führte (Ägypter und Chaldäer). Da diese Zeitmesser indes nur am Tage und bei heiterem Wetter zu gebrauchen waren, so besann man sich auf ein Werkzeug, das immer gebraucht werden konnte. Bei den Untersuchungen zu diesem Zwecke erfanden die Babylonier die Wasseruhren, die bis zum vorigen Jahrhundert benutzt wurden. Sie waren so gearbeitet, daß unter gleichbleibendem Drucke eine bestimmte Menge des ausgefloffenen Wassers den Ablauf eines gewissen Zeitabschnittes anzeigte. Von den Babyloniern gelangte diese -Erfindung zu den Griechen und Römern und fand so ihren Weg zu den übrigen Völkern des Abendlandes. Großes Aussehen erregte eine Wasseruhr, die der Kalif Harun al Raschid 807 Karl dem Großen sandte. An dieser Uhr waren Glöckchen angebracht, und kleine Figuren von Reitern, die aus fensterartigen Öffnungen hervorkamen und durch solche auch wieder verschwanden, zeigten den Ablauf der Stunden an. — Auch diese Erfindung konnte indes keinen Anspruch auf Genauigkeit machen, weil das Wasser unter den Einwirkungen der Wärme und der Kälte Veränderungen erleidet, die ein sicheres und gleichmäßiges Arbeiten der Uhr erschweren. Man griff daher zum Sande, der, wenn er sehr trocken ist, leicht von einem Gefäße in ein anderes rieselt. Zwei Behälter wurden in der Weise aufeinander befestigt, daß der Sand durch eine enge Röhre von dem oberen in den unteren lief; war das obere Gefäß leer, so kehrte man die Uhr um.

3. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 212

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
212 ihren Beistand. Sie entwarfen eine neue Regel, die für die Thätigkeit der Ritter die Gesetze der Templer, für die Krankenpfleger aber das Muster der Johanniter annahm. Der neue Orden erhielt den Namen ,Orden des deutschen Hauses unserer lieben Frau zu Jerusalem', in der ältesten Urkunde werden die Brüder ,Dienstleute St. Mariens vom deutschen Hause' genannt. Ihre Tracht war ein weißes Gewand mit einem schwarzen Kreuze. Nachdem Papst Cölestin Iii. 1196 die Brüderschaft als eine geistliche Stiftung anerkannt hatte, bestätigte Innocenz Iii. im Jahre 1199 die Gesellschaft als geistlichen Ritterorden. Die Mehrzahl der Brüder war weltlichen Standes, man fand auch in späteren Zeiten nur wenige Priester im Orden. Unter den sogen. Laienbrüdern fanden sich Männer ans allen Ständen und jedem Beruf. Kost, Wohnung, Tagesleben, Teilnahme an dem Kapitel u. s. w. waren für alle Brüder gleich. Ein Unterschied bestand nur in der Farbe der Mäntel. Diese hatten bei den Ritterbürtigen weiße Farbe, während die nichtadeligen Mitglieder des Ordens graue Mäntel trugen. Zu größerer Bedeutung gelangte der Orden erst unter dem vierten Hochmeister, Hermann von Salza. Er wurde wegen seiner Verdienste für sich und seine Nachfolger im Amte zur Reichsfürstenwürde erhoben und erhielt das Recht, auf feinem Schilde und in seiner Ordensfahne den schwarzen Adler zu führen. Mehrfach schon hatten die Brüder versucht Land zu erwerben, aber ohne großen Erfolg. Da eröffnete sich thuen im Osten des Reiches eine neue Aussicht. Im Jahre 1230 trat der Herzog von Mafovien, der an der Weichsel von seinen christlichen Nachbarn und den heidnischen Preußen bedrängt wurde, die Grenzlandschaft im Norden von Mafovien an dem Ostufer der Weichsel, das verwüstete Kulmer Land, an den Orden ab, und Papst und Kaiser versprachen demselben die Herrschaft über alles Land, das er den Preußen abnehmen würde. Er- Hermann von Salza schickte infolge dieser Verhandlungen eine kleine Prellt Schar Ordensritter — die Sage spricht von sieben Brüdern — unter ^en” dem Befehle der Ritter Hermann Balk und Dietrich von Bern-tz e i m nach Preußen ab. Diese gewannen mit Hilfe Konrads von Mafovien ans dem linken Weichselufer die Burg Nefsau und im Süden der preußischen Grenze die Festung Dobrin. Im Jahre 1231 setzten sich die Brüder ans einer Höhe unweit der Stätte, wo jetzt Thorn liegt, fest. Die Sage berichtet, die erste preußische Warte des Ordens

4. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 213

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
213 sei ein mächtiger Eichbaum gewesen. Der Gipfel sei in eine Laube urngefchaffen worden und um den Stamm wäre ein Verhau für die Pferde gelaufen; am Ufer hätten Kähne gelegen, damit man bei einem Überfall weichen könne. Da die Zahl der Brüder im Verhältnis zur Ausdehnung des Besitzes klein war, so reichte sie nicht aus, als es sich um die Eroberung eines Landes handelte, das von einem großen heidnischen Volke bewohnt war. In kleine Völkerschaften geteilt, die sich durch Verhaue gegenseitig absperrten, saßen die Preußen unter ihren Häuptlingen in zahlreichen Dörfern und umschanzten Burgen. An Eroberungen dachten sie nicht; friedlicher als die alten Germanen, mit denen dieser Zweig des großen Manischen Stammes manches Gemeinsame in Sitten und Gewohnheiten hatte, pflegten sie Verkehr auch mit christlichen Völkern; ihre Ströme wurden von den Schiffen der Nordleute und der Haufen besucht, und anf Landwegen zogen Reisende und Waren nach Nowgorod und ins Polenland. Aber auch an Streitigkeiten fehlte es nicht. Polen und deutsche Kolonisten des Bischofs von Kulm bedrohten Glauben und Besitz der Preußen; irrt Nordosten hatten sich die Küste entlang christliche Germanen angesiedelt; Dänen und Hansen errichteten unter dem Schutze der Bischöfe von Livland ihre Kontore. Als nun der Ruf des Papstes erscholl, dem deutschen Orden zur Christianisierung und Erschließung Preußens hilfreiche Hand zu leisten und dafür die Wohlthaten und Segnungen verheißen wurden, deren sich die Kreuzfahrer erfreuten, da erkannten die Preußen die drohende Gefahr und erhoben sich zum hartnäckigsten Widerstände. Jahr auf Jahr überfluteten die Scharen der Kreuzheere unter der Führung der Ordensritter dav Land, errichteten Festungen, bauten Burgen und Zufluchtsörter und verliefen sich daun wieder, da die Verpflichtung der Kreuzfahrer immer nur für einen Feldzug dauerte. Der erste Schwarm der Kreuzfahrer baute 1232 Burg und Stadt Kulm, die dann zugleich mit Thoru durch Kolonisten, welche der Schar des Burggrafen Burkhard von Magdeburg folgten, bevölkert wurde. 1233 folgte ein Zug polnischer Fürsten; dann das Heer des Markgrafen von Meißen, der Pomefanien eroberte und die ersten deutschen Kriegsschiffe, deren Namen wir kennen — ,Pilgrim' und ,Friedeland' — erbauen ließ. Silbische Kolonisten im Gesolge der Sachsen unter Herzog Otto von Brauuschweig erbauten die Stadt Elbing. 1254 kam König Ottokar von Böhmen, der spätere Gegner Rudolfs von Habsburg, in der Begleitung vieler Fürsten und

5. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 167

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
167 Reien folgen die Trinkgelage mit lauter und übermütiger Fröhlichkeit." Aber auch der Winter hatte seine Freuden, die uns Nithard von Reuenthal schildern mag: „Winter," singt er. „deine Gewalt treibt uns hinweg, von der breitgeästeten Linde in die Stube, deine Winde fahren kalt daher; Lerche, laß dein Singen. Reif und Schnee haben dir die Fehde angekündigt, du mußt stille schweigen. Ich beklage den grünen Klee. Mai. ich will dir danken, der Winter bereitet mir Schmerz------------------ Kinder, macht euch bereit für den Schlitten, der auf dem Eise geht. Kalt ist der verhaßte Winter, er hat uns die wonniglichen Blumen genommen. Mancher grünenden Linde Wipfel steht nun grau, unbesungen ist der Wald. Das alles ist von des Reifes Ungnade gekommen. Könnt ihr sehen, wie er die Heide zugerichtet hat? Sie ist durch seine Schuld verwelkt und die Nachtigallen sind hinweggeflogen. Wohl bedürfte ich meiner weisen Freunde Rat. Sie mögen sagen, wo die Freunde sollen der Freuden pflegen. Megenwart hat eine weite Stube. Behagt es euch allen, so wollen wir uns dort am Festtag zum Tanze versammeln. Es ist seiner Tochter Wille, daß wir dorhin kommen: ihr sollt es alle einander sagen. Einen Tanz um den Tisch, den leitet Engelmar. Werdet einig, wer zu Kunigunden geht, sie sehnt sich immer nach dem Tanze. Vorwürfe würden uns gemacht werden, wenn man es ihr nicht sagte. Gisel, gehe zu Juten hin und lade sie zum Kommen ein, sage es zugleich auch Ellen, daß sie mitkomme, denn zwischen ihnen und mir besteht ein enger Bund. Vergiß mir, Kind, ja nicht die Hedwig, bitte sie, mit den andern zu kommen. Eine Sitte aber sollen die Mädchen lassen: sie sollen die Hüte nicht zu weit ins Gesicht setzen. Ich rate allen guten Frauen, welche hochgemuten Männern holden Sinn tragen, daß sie den Hut aus dem Gesichte rücken und weiter nach hinten binden und so den Nacken schützen. Beim Tanze griff Eppe zum Dreschflegel, Adelber zur Pflugräute (der Stab, womit das Pflugbrett von der Erde gesäubert wird). Dies geschah alles um ein Ei. das Ruprecht fand; ich glaube, der Teufel gab es ihm. Damit drohte er Eppen zu werfen. Eppe ward zornig, in übler Laune rief er: ,Trutz*. Da warf's ihm Ruprecht an die Glatze, daß es herniederfloß. Friedlieb wollte Gotelinden zum Tanze auffordern. Dasselbe hatte Engelmar im Sinn. Verdrießt's euch nicht, so erzähl' ich euch das Ende. Eberhard der Meier mußte sich ins Mittel legen und zwischen den beiden den Frieden herstellen. Sonst

6. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 76

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
76 Deutschland eine ähnliche Bedeutung wie der in der Pfalz bei Ludwigs Vi. Tode. Der neue sächsische Kurfürst nahm kein sonderlich tiefes vsnterejje an den kirchlichen Streitfragen; er war eine wohlwollende Natur und von dem Wunsche erfüllt, die Spaltung zu beseitigen, welche die Konkordienformel in die evangelische Christenheit hineingetragen hatte. Christian I. berief den Hoftat Nikolaus grell als Cracos' Nachfolger in die Leitung der inneren und äußeren Angelegenheiten des Landes. In dieser Stellung schützte Grell die Verfolgten, erließ duldsame Verordnungen, strebte die Einigkeit aller Protestanten an, verbot den Geistlichen alles dogmatische Gezänk, sowie die Teufelsbeschwörung bei der -Lctufe und brachte die Richtung Melanchthons zur obersten Geltung. Aber schon 1591 starb Christian I. Mit feinem Nachfolger trat wieder auf Grunb des unseligen Cuius regio, eius religio ein jäher Umschlag ein. Das erste Opfer war der Kanzler grell selbst, der, als Calvinist verschrieen, schon am Tage vor dem feierlichen Leichenbegängnis seines hingeschobenen Fürsten plötzlich verhaftet und in An-klogezustand versetzt wurde. Zehn Jahre währte sein Prozeß, während» dessen er einem Verbrecher gleich im Kerker gehalten wurde. Dann trat der alberttnische Kurfürst Christian Ii. die Regierung an, der alsbald den unglücklichen Mann das Schafott besteigen ließ. Nachdem strenglutherifche Geistliche umsonst feine Bekehrung versucht, fiel am 9. Oktober 1601 auf dem Marktplatze in Dresden fein Haupt unter dem Streiche des Scharfrichters. Ähnliches Schicksal erlitt in Brann-fchweig der Bürgerhauptmann Henning Brabant, der im Jahre 1604 als Führer einer demokratischen Bewegung gegen das Patriziat und zugleich als Calvinist zu Tode gemartert und mit ausgesuchter Grausamkeit, unter fortwährenden lutherischen Bekehrungsverfuchen, form-lich abgeschlachtet wurde; sechs feiner Genossen folgten ihm im Tode. Äeit die Anhänger des Reformationswerkes unter sich in feindliche Parteien zerrissen waren, begannen die Gegner desselben, im Widerspruch mit den Bestimmungen des Religionsfriedens, sich „ K a t h o-liken" zu nennen. Die unter sich zerfallenen Protestanten, obfchon sie auf diese Benennung als die der allgemeinen Christenheit nie verzichtet hatten, mußten es geschehen lassen. Um den wiederhergestellten Katholizismus noch mehr zu stärken, lanbte der Papst Nuntien zu baiternber Resibenz nach Köln, Prag und Graz. Auch die von Gregor Xiii. im Jahre 1582 eingeführte neue Zeitrechnung hatte vorzugsweise einen politisch-kirchlichen

7. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 207

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
207 Und wieder begann der Drang des Krieges, Stoß und Gegenstoß, Flut und Rückschlag; hart drängten die Heere, bald sah man vom Turme die Heerhaufen der Feinde, bald der Freunde heranziehen. Die Städte und Landschaften im Westen von Berlin und Breslau erfuhren jetzt selbst das Schicksal des Krieges. Ach, seine schrecklichen Bilder find dem Deutschen nicht fremd, sie haben fast jeder Generation deutscher Bürger die Seele erschüttert. Dumpfe, kurze Schläge in der Luft; es ist ferner Kanonendonner. Auf dem Markte, vor den Thoren stehen lauschende Hausen, wenig wird gesprochen, halbe Worte mit gedämpfter Stimme, als fürchte der Sprecher, den Klang in der Luft zu übertönen. Vom Kranz der 'Türme, vom Giebel der Häuser, welche dem Kampfplatz zuliegen, spähen die Augen der Bürger ängstlich in die Ferne. Am Rande des Horizonts liegt es wie eine weiße Wolke im Sonnenlicht, nur zuweilen regt es sich darin, ein helles Aufleuchten, ein dunkler Schatten. Aber auf den Seitenwegen, welche aus den nächsten Dörfern von der Landstraße seitab führen, bewegen sich dunkle Haufen. Es sind flüchtige Landleute, welche quer durch das Land in den Wald oder in die Berge ziehen. Jeder trägt auf den Schultern, was er zusammenraffte, nur wenige vermögen ihre Habe zu fahren, denn Wagen und Pferde sind ihnen schon seit Wochen vom Kriegsvolk genommen, Buben und Männer treiben mit ängstlichem Schlag ihre Herden, laut jammernd tragen die Weiber ihre kleinsten Kinder. Und wieder ein Rollen in der Luft, deutlicher, heller. In wildem Rennen stürmt ein Reiter durch das Stadtthor und wieder einer. Die Unsern ziehen sich zurück. Die Haufen der Bürger fahren auseinander, angstvoll rennt das Volk in die Häuser und wieder auf die Straßen; auch in der Stadt beginnt die Flucht. Laut ertönt Schrei, Zuruf und Klage. Wer noch ein Gefpann besitzt, reißt die Rosse zur Deichsel, die Tuchmacher werfen ihre Ballen, der Kaufmann die wertvollsten Kisten auf das Geflecht, oben darauf die eignen Kinder und die der Nachbarn. Zu den abliegenden Thoren drängt Fuhrwerk und der Haufen flüchtiger Menschen. Ist ein sumpfiges Bruchland, schwer zugänglich, oder ein dichter Wald in der Nähe, so geht die Flucht dorthin. Unwegsame Verstecke, noch von der Schwedenzeit her bekannt, werden jetzt wieder ausgesucht. Tort sammeln sich große Scharen, enge gedrängt; unter Rindern und Füllen birgt sich der Städter und der Landmann durch mehrere Tage,

8. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 270

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
- - '— 270 im Tiergarten unter den Zelten Versammlungen, die, anfangs klein, bald zu Tausenden anschwollen. Die dort beantragten Forderungen enthielten nicht mehr, als was in den süddeutschen Staaten in ähnlichen Versammlungen beschlossen worden war; allein der Ton der Reden, zuerst gemäßigter, steigerte sich, wie das zu gehen pflegt, allmählich zu immer größerer Heftigkeit. Inzwischen hatten die Stadtverordneten endlich am 9. März wenigstens die Überweisung eines Adreßantrages an eine Deputation beschlossen. Aber erst am 11. März ward die Adresse selbst angenommen; am 13. März sollte sie dem König überreicht werden. Das hieß denn freilich, hinter der Zeit, die pfeilschnell vorwärts eilte, in bedenklicher Weise zurückbleiben. Die Aufregung wuchs und wuchs; sie ergriff nun auch mehr und mehr einesteils die eigentliche Bürgerschaft, andernteils die Arbeiter. Eine Petition um ein Arbeitsministerium ward an den König gerichtet. Erft am 14. März, also volle zwei Wochen nach dem Eingang der Nachrichten ans Paris, überreichte eine Deputation der Stadtverordneten dem König die Adresse, worin neben anderen Wünschen die „schleunige Einberufung des Vereinigten Landtags" erbeten, auch auf die „Einigung Deutschlands" hingewiesen ward. Der König versprach die Einberufung des Landtags, die auch am gleichen Tage durch ein Patent erfolgte. Aber freilich erst auf den 27. April, also nach abermals sechs Wochen! Am 8. März hatte der König eine bedingte Preßfreiheit versprochen, während die süddeutschen Regierungen schon am 11. März mit Aushebung der Censur vorgegangen waren. Vom 13. Marz an nahm die Bewegung schon ab und zu einen tumultuanschen Charakter an. Durch das Aufgebot von Militär wurde die Unruhe nur vermehrt, durch das teilweise zu rasche und rücksichtslose Einschreiten desselben mit der Hiebund Schußwaffe ward die Erbitterung gesteigert, während nichts geschah, um die erregten Gemüter durch Gewährung begründeter Wünsche zu beruhigen. Der Versuch, Bürger als Schutzmänner zu vereidigen und durch diese die Ruhe herzustellen, erwies sich als ohnmächtig. Am 16. März gelangte die Kunde von der in Wien siegreichen Revolution nach Berlin. Ebenso hörte man von immer stärkeren Bewegungen in den preußischen Provinzen. Durch alles dieses stieg die Erregung aufs höchste. Und dabei ging

9. Geschichts-Bilder - S. 286

1878 - Langensalza : Greßler
286 alte Mutter aber nähte man, ohne anzufragen, in einen Sack und warf sie in das Wasser. Nicht menschlicher verfuhr man in den Provinzen. König Christian reiste selbst im Lande umher, um neue Opfer seiner Grausamkeit aufzuspüren, und ließ in allen Städten Galgen errichten. Sogar Kinder mußten unter Martern sterben, damit sie nicht den Tod ihrer gemordeten Väter rächen möchten. Gegen sechshundert Personen ließ der Tyrann hinrichten, ehe er nach Dänemark zurückkehrte; und nach seiner Abreise setzten die Statthalter seine Gewaltthätigkeiten, sein Mordsystem und seine Bedrückungen so fort. Die Edelleute waren wie gejagtes Wild, immer auf der Flucht. Dieses Alles vernahm Gustav Wasa in seinem verborgenen Aufenthalte mit Schaudern und sein Schmerz war um so größer, da auch sein Vater und mehrere seiner Verwandten bei dem schrecklichen Blutbade zu Stockholm umgekommen waren. Aber er gab sich seinen schmerzlichen Gefühlen nicht hin, sondern ließ sich durch sie nur in dem Beschlusse bestärken, Schweden frei zu machen von den Fesseln des fremden Tyrannen. In dieser Absicht ging er, verfolgt von den umherstreifenden Soldaten, welche Christian gegen ihn ausgeschickt hatte, nach der Provinz Dalekarlien. Der König hatte seinen Aufenthalt in Südermannland in Erfahrung gebracht und einen Preis auf seinen Kopf gesetzt; Jedem, der ihn aufnehmen würde, war mit Todesstrafe gedroht; allenthalben fand er daher verschlossene Thüren, und mehr als einmal kam er in Gefahr, ergriffen zu werden. Gleichwohl erreichte er glücklich die Thäler von Dalekarlien, die von einem rohen, derben, freiheitsliebenden Volke bewohnt werden, welches durch seine einfachen Sitten und seinen ehrlichen Sinn viel Aehnlichkeit mit den schweizer Bauern hat. Ehe er aber ihre Dörfer erreichte, ging ihm ein Diener, von dem er sich hatte begleiten lassen, mit seinem Gepäcke durch. So sah er sich denn, ohne Geld und ohne Freunde, gezwungen, sich als Knecht bei einem Bauer zu verdingen und mit dem andern Gesinde Korn zu dreschen. Bald aber erregte er Verdacht durch seine Sprache und seine Sitten; eine Magd bemerkte auch an ihm ein feines Hemde, wie Bauernknechte es nie zu tragen pflegen. Der Herr des Gutes, welchem Nachricht davon gegeben wurde, ließ ihn vor sich kommen und erkannte in ihm einen alten Umversttätssreund. Gustav fand jetzt fein Bedenken mehr, sich ihm zu entdecken und ihn zur Theilnahme an der Ausführung seines großen Unternehmens aufzufordern. Allein der Mann erschrak darüber und rieth ihm, sich so schnell als möglich tiefer in das Gebirge zu flüchten. Es war schon spät im Jahre. Gustav wagte sich über einen gefrornen See; das Eis brach unter seinen Füßen, und er kam in Gefahr zu ertrinken, erreichte aber doch noch glücklich genug einen anderen Edelhof. Er kannte den Besitzer, der ihn ganz freundlich

10. Geschichts-Bilder - S. 333

1878 - Langensalza : Greßler
333 die andern aber, nachdem der erste Schrecken vorüber war, bewaffneten sich zur Gegenwehr, und die Langsamkeit der Türken, die sich mit der Plünderung der Oerter und Landschlösser umher aufhielten, verstatteten dem Herzog von Lothringen, 12000 Mann als Besatzung in die Stadt zu werfen. Dem Zuge des türkischen Heeres durfte er sich mir seiner kleinen Schaar nicht in den Weg stellen; er zog deshalb seitwärts und erwartete den polnischen König. Der Graf Rüdiger von Starhenberg war vom Kriegsrathe zum Befehlshaber der Stadt ernannt; er zeigte sich wacker und rüstig und that alles, dieselbe in der Eile so gut als möglich in Vertheidigungszustand zu setzen; wer nur arbeiten oder Waffen führen konnte, half. Am 14. Juli erschien der Vezier mit seinem unermeßlichen Heere vor der Stadt; es breitete sich in einem Umfange von sechs Stunden um dieselbe aus. Nach zwei Tagen schon eröffnete er die Laufgräben, bald ertönte der furchtbare Donner des Geschützes, und vor allem wühlten die Feinde in Minen unter der Erde, um Basteien und Stücke der Mauer in die Luft zu sprengen und durch die Lücken in die große Stadt zu dringen, in der sie eine unendliche Beute zu finden hofften. Allein die Vertheidiger hielten sich tapfer; was niedergeworfen war, wurde in der Nacht wieder ausgebessert, jeder Schritt wurde auf das hartnäckigste verfochten, und so vereinigte sich die ganze Hartnäckigkeit des Angriffs und der Vertheidigung. Der Hauptkampfplatz war die Löbelbastei, an welcher wenige Erdschollen sein mochten, welche nicht mit dem Blute eines Freundes oder Feindes benetzt wurden. Dennoch gewannen die Türken nach und nach mehr Raum; Ende August hatten sie sich schon in dem Stadtgraben festgesetzt, und am 4. Sept. ließen sie eine Mine unter der Burgbäst ei sprengen. Die halbe Stadt erzitterte davon, die Bastei selbst wurde auf eine Länge von fünf Klaftern von einander gerissen. Die Lücke war so groß, daß die Feinde Sturm lausen konnten; sie wurden zurückgeschlagen; stürmten an den folgenden Tagen mit neuer Wuth; noch hielt die Tapferkeit der Besatzung Stand. — Am 10. sprang die letzte Mine unter der Burgbastei und der Riß würde so groß, daß eine Reihe von Feinden neben einander hindurch dringen konnte. Die Gefahr war aufs Höchste gestiegen; die Besatzung war durch Gefechte, durch Krankheiten und durch die täglichen Arbeiten zusammengeschmolzen; der Graf Starhenberg hatte schon Boten auf Boten an den Herzog von Lothringen gesendet. Endlich, am 11., da man mit Zittern einen Sturm der Feinde erwartete, sahen die Wiener an den Bewegungen im feindlichen Lager, daß die Hülfe nahe fei. Abends >5 Uhr erschienen christliche Kriegsvölker auf dem Kalenb erge und gaben ihre Ankunft durch einige Kanonenschüsse zu erkennen. Der König Johann Sobiesky war an der Spitze tapferer Schaaren angekommen; die
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