Das Kaisertum Rußland. 27
Bevölkerung. Von der Bevölkerung Rußlands sind rund 80 % Russen;
nur 20 °/0 gehören anderen Nationen an. Das Russische Reich ist hiernach zwar
kein national einheitlicher Staat, aber gegenüber der ungeheuren Masse des russischen
Volkes verschwinden die übrigen Bevölkerungselemente fast gänzlich. — Zwischen
den oberen Klassen und der Masse des Volkes bestehen große Unterschiede in
Bezug aus Besitz und Bildung.
Rußlands Hilfsquellen. Ihre Hauptstütze findet Rußlands Machtstellung
in dem Reichtum des Landes an natürlichen Hilfsquellen. Obenan steht in dieser
Beziehung der Ackerbau, der in günstigen Jahren % alles europäischen Getreides
liefert und im Gebiet der schwarzen Erde bei reichlichen Niederschlägen trotz der
schlechten Bewirtschaftung außerordentlich ergiebige Ernten abwirft, Ein Haupt-
getreidelaud sind auch die Ostseeprovinzen. Rußland gilt daher als der erste
Äckerbanstaat Europas. In Westrußland ist auch die Flachs-, Rüben- und
Kartoffelerzeugung sehr bedeutend. Wein liefert Rußland nur im Süden,
besonders auf der Halbinsel Krim. Im Norden des Reiches erstrecken sich aus-
gedehnte Wälder, wie denn Rußland neben Schweden das waldreichste Land
Europas ist. Die Bewirtschaftung der Forsten steht freilich noch auf niederer
Stufe. — Die Viehzucht hat ihren Hauptsitz in den Steppen des Ostens und
Südostens. Die Rinderzucht wird besonders in den Ostseeprovinzen mit Sorg-
falt betrieben. Große Erträge wirft auch die Geflügelzucht ab. Die Aus-
fuhr von Eiern steht unter den Exportartikeln mit in vorderster Reihe (1906:
120 Mill. Mark). Sehr ertragreich ist ferner die Fischerei, besonders in der
Wolga und im Kaspischen Meer. Endlich liefert Nordrußland reichliches
Pelzwerk.
In Europa sind Waldflüchen (in Prozent):
21.1 Rumänien |
21.2 Norwegen |
25,8 Deutschland
80,1 Österreich-Ungarn
_39,6 Rußland
40,6 Schweden
Auch durch seine Mineralprodukte aus dem Uralgebirge nimmt Rußland
in Europa eine wichtige Stelle ein. Es liefert unter allen Staaten Europas
das meiste Gold und allein in unserem Erdteil Platin. Aber auch die Haupt-
Hebel der modernen Industrie, Eisen und Kohle, fehlen dem Reiche nicht. Kohle
tritt vor allem auf um Lodz (lodsch) in Polen, dann in Mittelrußland um
Moskau und Tula und im Donezbecken.
Einzelne Zweige der Industrie, vor allem Baumwoll-, Wollen-, Leder- und
Hüttenindustrie, haben sich schon zu bedeutender Höhe entwickelt. Die Haupt-
industriezeutreu sind infolge der hier auftretenden Kohlenlager Lodz, das polnische
Manchester (315000 Einw., darunter viele Deutsche), der Don-Douezbezirk
(mit Hüttenindustrie), ferner Tula mit bedeutender Eisen- und Stahlindustrie und
Moskau, Hauptsitz der russischen Baumwollindustrie. Auch Warschau, die
alte Hauptstadt Polens und drittgrößte Stadt Rußlands (680000 Einw.), ist Sitz
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Extrahierte Personennamen: Rußlands
Extrahierte Ortsnamen: Europas Westrußland Europas Wolga Kaspischen_Meer Europa Norwegen Deutschland Schweden Europa Europas Lodz Polen Moskau Tula Donezbecken Lodz Don-Douezbezirk Moskau Warschau Polens
28 Europa.
einer lebhaften Woll-, Seiden-, Zucker- und Maschinenindustrie. Hauptorte der
Lederfabrikation (Juchten und Saffian) sind Moskau, Kasan und Kiew.
Verkehr. Das weite, fast ununterbrochene Tiefland begünstigt die Entwick-
lung riesiger und vortrefflicher Wasserstraßen und die Anlage künstlicher Verkehrs-
Wege, besonders von Kanälen und Eisenbahnen. Die Wolga wird fast in ihrem
ganzen Laufe von Dampfschiffen befahren, desgleichen der Dnjepr. Die Strom-
systeme der Newa, Wolga und Dwina sind durch Kanäle miteinander ver-
bunden und eben darauf beruht die Bedeutung St. Petersburgs, das ebenso-
wohl mit der Nordrussischen Tiesebene als mit dem oberen Wolgagebiet, dem
Hauptproduktionsbezirk Rußlands, in Verbindung steht. Moskau wieder ist der
Mittelpunkt eines weitverzweigten Schienennetzes. Infolge dieses Reichtums an
Verkehrsmitteln werden die so weit voneinander entfernten Landesteile sich näher
gerückt und hebt sich auch der Handel Rußlands immer mehr, namentlich mit
den westeuropäischen Staaten und im besonderen mit Deutschland.
Die Bedeutung der russischen Flüsse als Verkehrsadern wird freilich durch
verschiedene Umstünde stark beeinträchtigt. Alle ergießen sich nur in Nebenmeere,
der größte sogar in einen Binnensee; dazu sind das Nördliche Eismeer und das
Weiße Meer infolge ihrer Eisbedeckung nur wenige Monate für den Verkehr
offen. Auch die Flüsse selbst sind monatelang durch Eis verschlossen und im
So. wird die Schiffahrt durch die Dürre des Sommers erschwert.
Der Handel Rußlands läßt sich kurz also kennzeichnen: Nach Westeuropa
führt es Getreide, Flachs, Hanf und Erzeugnisse der Viehzucht aus, dagegen erhält
es von dort feinere Industriewaren, eine Unzahl von Rohstoffen und Halbfabrikaten
sowie von Kolonialwaren; nach Asien versendet es die Erzeugnisse seiner In-
dustrie und bezieht dafür Rohstoffe (Baumwolle) und einige 'Genußartikel wie
namentlich den Tee.
Siedelungen. Eigentliche Städte sind zuerst unter dem Einfluß der
westeuropäischen Kultur, also besonders in den Ostseeprovinzen, dann auch in Polen
und Klein-Rußland entstanden. Ältere Städte hat also nur das westliche Rußland;
solche sind Grodno, Wilna, 180000 Einw., Smolensk; dem ganzen östlichen
Rußland gehen sie ab. Hier hat sich städtisches Leben erst in neuerer Zeit entwickelt,
zunächst in den alten Residenzen wie in Moskau und Kiew. Nunmehr hat die
Entwicklung der Industrie und des Handels das Aufblühen einer Unzahl von Städten
bewirkt. Gleichwohl ist die Bedeutung der Städte in Rußland auch heute noch viel
geringer als in Westeuropa.
Die politische Hauptstadt und zugleich die größte Stadt des Reiches (Iv2 Mill.
Einw.) ist St. Petersburg an der Mündung der Newa und damit am natürlichen
Eingangstor Groß-Rußlands, eine der wichtigsten Handels- und Hasenstädte Europas.
Der eigentliche Hafen von Petersburg ist Kronstadt. Die Krönungsstadt und noch
heute die eigentliche nationale Hauptstadt ist Moskau (über 1^/2 Niill. Einw.), zu-
gleich der wichtigste Verkehrsmittelpunkt und die größte Handelsstadt des Binnen-
landes, auch Mittelpunkt des zentralrussischen Industriegebietes. Zu den alten
Hauptstädten Rußlands zählt ferner Kiew am mittleren Dnjepr, ein Hauptmeß-
und Handelsplatz für Getreide, Zucker und Holz, 320000 Einw. — Nach St. Peters-
burg und Moskau sind im eigentlichen Rußland die beiden größten Städte die
Seehandelsplätze Riga mit über 300000 Einw. und Odessa mit 450000 Einw.
Riga ist der Bauweise und der herrschenden Bevölkerung nach eine deutsche Stadt,
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79
3) ]?olen vor 1305.
Das slavische Volk der Sarmaten, welches sich westlich von der mittleren Weichsel niedergelassen hatte und später mit dem Namen Polen (Potacy, Nachkommen der Lazier?) bezeichnet wurde, wählte um 840 einen Ackersmann, Pi äst, zum Herzog, dessen Stamm über fünf' Jahrhunderte (bis 1379) herrschte. Herzog Miecyslaw I leistete 955 dem deutschen Könige Otto 1 den Lehnseid und führte 966 das Christentum ein. Sein Sohn Boleslaw I der Glorreiche (922—1025), gab dem Reich nach Westen und Osten hin eine» bedeutende Ausdehnung, unterstützte den hl. Adalbert in der Bekehrung der heidnischen Ostpreußen, führte seinen Schwiegersohn Swätopolk auf den Tron von Kiew zurück und nahm unter Lossagung vom deutschen Reiche 1025 die Königskrone an. Die Zerrüttung des Staates, welche nach seinem Tode eintrat, ward durch Kasimir I (f 1058) und Boleslaw Ii (1058—1080) wieder gehoben, aber letzterer mußte in Folge eines von dem Papste Gregor Vii erlassenen Bannfluches (Boleslaw Ii hatte den Bischof Stanislaus von Krakau am Altare niedergebauen) dem Königstitel entsagen. Sein zweiter Nachfolger, Boleslaw Iii (1102—1138), mußte auf Andringen des deutschen Königs Heinrich V ebenfalls dem Königstitel entsagen (s. S. 55) und teilte auf dem Todbette das Land unter seine vier-älteren Söhne mit der Bestimmung, daß dem jedesmaligen Attesten der Familie mit dem Besitze von Krakau die Oberherrschaft über die andern Glieder des Herrscherhauses zukomme. Die Unruhen, welche in Folge dieser Teilung entstanden, fanden durch Kasimir Ii (1178 - 1194) ihre Beilegung, allem nach ihm traten neue Zerwürfnisse ein, welche von den nördlichen Nachbarn, den heidnischen Litthanern, zu ihrem Vorteile ausgebeutet wurden. Die 1241 einfallenden Mongolen richteten eine solche Verwüstung an, daß Polen über ein halbes Jahrhundert ohnmächtig darniederlag.
4) Ungarn unter arpab und dessen Nachkommen, 889—1301.
Die Ungarn oder Ungern, d. i. Fremde*), ein Zweig des finnisch-nralischen Volksstammes, waren aus ihrer Heimat am Ural uach Süden gezogen, wählten um 889 ihren Führer Arpad zum Herzog und besetzten das Land zwischen den Karpathen und der Save. Auf ihren Plünderungszügen nach Westen durch die deutscheu Könige Heinrich I und Otto I blutig zurückgewiesen, gaben sie ihr Nomadenleben auf und erlangten durch den Arpaden Geisa I (f 997) die ersten Elemente einer Staatsordnung und des Christentums. Geisas Sohn und Nachfolger Stephan der Heilige (997—1038) gab dem Christentum eine feste Begründung, nahm die Königskrone, ordnete die Verfassung (Einteilung des
*) Sie selbst nannten sich nach dem ersten ihrer Geschlechter Magyaren.
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Extrahierte Personennamen: Miecyslaw Otto Boleslaw Boleslaw Swätopolk Kasimir_I Boleslaw Gregor_Vii Gregor Boleslaw_Ii Boleslaw Stanislaus_von_Krakau Boleslaw Heinrich_V Heinrich Kasimir_Ii Arpad Heinrich_I Heinrich Otto Stephan_der_Heilige
252
Beratung der Gesetze (ohne Initiative und ohne Abstimmung) und des gesetzgebenden Corps von 300 Männern zur Bestätigung der von den Konsuln vorgeschlagenen Gesetze '(ohne Debatte). Bonaparte bezog die Tuilerien und richtete sich einen Hofstaat ein.
Äie Honslilamgicrling Bonaparle's, 9. Nov. 1799 bis 18. Alai 1804.
Bonaparte hob Frankreich durch ehrenvolle Friedensschlüsse mit dem Ailslande und durch Ordnung der inneren Verhältnisse, gab aber dabei deutlich zu erkennen, daß er die Errichtung einer Crbmonarchie. anstrebe. In Verfolgung dieses Zieles durch ein Attentat auf sein Leben nicht irre gemacht, schloß er mit dem Papste Pius Vii ein Konkordat, gab den protestantischen Kirchen eine neue Ordnung,. gewährte den Emigranten Amnestie, legte durch Stiftung eines neuen Ritterordens (der Ehrenlegion) den Grund .zu einem künftigen Adel und beseitigte die Opposition, die sich im Tribunale und tut gesetzgebenden Corps gegen seine Maßregeln, namentlich gegen die Abfassung eines neuen Gesetzbuches (des Code Napoleon) zeigte, durch die Entfernung der Gegner.
Nach dem Frieden zu Amieus (s. S. 207) ließ sich Bona-parte durch allgemeine Volksabstimmung zum ersten Konsul auf Lebensdauer ernennen (1802) und eine neue Verfassung (die fünfte) dekretieren, durch welche die Bedeutung des Tribunals und des gesetzgebenden Korps so gut wie vernichtet war. Die Verschwörung, welche der heimlich aus Cayenne zurückgekehrte Piche-gru und der Chouanführer Cadoudal zur Wiederherstellung der bourbouischeu Dynastie anzettelten, wurde entdeckt, und Bonaparte erwirkte, daß ihm gemäß einem vom Tribunale gestellten Antrage am 18. Mai 1804 von dem Tribunale die Würde eines Kaisers der Franzosen in erblicher Weise übertragen wurde.
Pichegru starb, wahrscheinlich durch Selbstmord, im Gefängnisse, Cadoudal ward mit eilf anderen hingerichtet, Moreau, den man der Mitwissenschaft beschuldigte, durfte sich nach Amerika begeben, der Herzog von Enghien aber, der letzte bonrbonische Prinz aus der Linie Conde, ward wegen angeblicher royalistischer Verschwörung zu Ettenheim in Baden verhaftet und ohne Erweis einer Schuld in Vincennes erschossen.
Äas Haiftrlnm, 1804—1814 intb 1815.
Kaiser Napoleon ward am 2. Dezember 1804 vom Papste Pins Vii gesalbt, setzte dann sich und seiner Gemahlin die Krone auf und ließ die Verfassung in einer Weise modifizieren, daß in der Beibehaltung des Tribunals und des gesetzgebenden Corps nur mehr ein Schein von Volksvertretung übrig blieb.
Den Krieg gegen die dritte Koalition, 1805, s S. 209 u. 210, den Krieg gegen die vierte Koalition, 1806 und 1807, s. S. 212.
Der Krieg in Portugal und Spanien, 1808—1814. Da Portugal als alter Bundesgenosse Englands nicht zu be-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Cadoudal Amerika Baden Vincennes Portugal Spanien Englands
254
der Verwaltung des Landes betraute Centraljunta (freiwillig zusammentretende Räte) in Sevilla die Bildung von Guerillas (bewaffneten Banden) an, verbündete sich mit England und gewann die Unterstützung der überseeischen Kolonien, indem sie dieselben für gleichberechtigt mit dem Mntterlaude erklärte. Wellesley erschien, nachdem er die französische Armee unter Soult aus Portugal verjagt hatte, in Estremadura uttd schlug mit Hilfe der spauischeu Armee die französische am 28. Juli 1809 bei Talavera am Tajo (Erhebung zum Lord Wellington), kehrte aber, als die wider seinen Rat auf Madrid losgehenden Spanier von Soult bei Ocauua in der Mancha besiegt und nach Andalusien zurückgedrängt wurdeu, nach Portugal zurück. Die uach Isla deleou geflüchtete Ceutral-juuta löste sich auf, nachdem sie im Namen Ferdinands Vii eine Regentschaft eingesetzt hatte, und die von der Regentschaft nach Isla de Leou einberufenen. Kortes gaben 1811 dem Laude eine fast republikanische Konstitution, an welche der König Ferdinand gebunden sein sollte. Die Verfassung ward erst 1812 in Cadix vollendet und proklamiert. Als Napoleon bald nach Beginn des Jahres 1812 einen Teil seiner Truppeu aus Spauieu zum Feldzuge uach Rußland abrief, ging Wellington von Portugal aus wieder nach Spanien, eroberte die Festungen Ciudad, Rodri'go und Badajoz und schlug ein französisches Heer unter Marmont bei Sal.amauka, zog sich aber, als öoult und der König Joseph neue Streitkräfte herbeiführte», nach der portugiesischen Grenze zurück. Eiu neuer Sieg, den er nach Sonlts Abberufung 1813 bei Vitoria über ein französisches Heer unter Jourdau erfocht, brachte für Spauieu die lange ersehnte Befreiung: König Joseph flüchtete nach Frankreich, die unter Soult heranziehenden Truppen wurden 1814 durch Wellington über die Pyrenäen zurückgedrängt und zuerst bei Orthöz, dann bei Toulouse geschlagen, und der rechtmäßige König, Ferdinand Vii, kehrte aus seiner Gefangenschaft zu Valen^ay nach Madrid zurück.
Die Aufhebung des Kirchenstaates, 1809. Als Papst Pius Vii dem Verlangen Napoleons, daß er dem Kontinentalsystem beitrete, den Engländern seine Häfen sperre und mit Frankreich eine Allianz gegen die „Ungläubigen", d. i. gegen die Türken und die protestantischen Mächte, abschließe, nicht entsprach, ließ Napoleon Rom besetzen (1808) und schlug die Küstenstrecke des Kirchenstaates am adriatisch n Meere zum Königreich Italien. Ant 16. Mai 1809 dekretierte Napoleon zu Schönbrunn die Aufhebung der weltlichen Herrschaft des Papstes und vereinigte 1810 den ganzen Kirchenstaat mit Frankreich. Pius Vii, der schon 1809 Über die Urheber und Vollstrecker der gegen ihn gerichteten Gewalthateu den Bann ausgesprochen, wurde anfangs in Grenoble, dann in Savona und zuletzt in Fontainebleau
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Extrahierte Personennamen: Wellesley Soult Ocauua Ferdinands Ferdinand Napoleon Wellington_von_Portugal Joseph Joseph Ferdinand_Vii Ferdinand Napoleons Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Sevilla England Portugal Estremadura Talavera Wellington Madrid Andalusien Portugal Ferdinands Isla_de_Leou Cadix Spanien Badajoz Vitoria Frankreich Wellington Toulouse Madrid Napoleons Frankreich Rom Italien Frankreich Grenoble Savona
305
1860 ward Toskana auf Grund einer Volksabstimmung mit dem Königreiche Sardinien vereinigte
e. Der Kirchenstaat hatte in Folge der antikaiserlichen Politik vieler Päpste wiederholt durch feindliche Einfälle zu leiden, unter welchen dev zur Zeit des spanischen Erbfolgekrieges der empfindlichste war. Während des Krieges der ersten Koalition qeqen Frankreich mußte Papst Pius Vi 1796 Ferra'ra und Bologna herausgeben (sie wurden mit Modena zur cispadinischeu Republik verbunden) und im Frieden von To lentis o 1797 an Frankreich auch noch Avignon und die Romagna abtreten (s. S. 204). Ein Auflauf in Rom gegen die Franzosen am 28. Dezember 1797 führte 1798 die Einnahme Roms und die Verwandlung des Kirchenstaates in die römische Republik herbei. Papst Pius Vii nahm unter dem Schutze der österreichischen Waffen 1800 von Nom wieder Besitz, ward aber ob der Weigerung, den Code Napoleon einzuführen und den Krieg an England zu erklären, 1807 der Provinzen Anfo'tict, Urbino, Macerata und Kamerino beraubt. Durch Dekret von 1809 wurde der Kirchenstaat Frankreich einverleibt und Rom für eine freie kaiserliche Stadt erklärt. Im Jahre 1814 kehrte Pius Vii nach Rom zurück und bekam den Kirchenstaat, wie er vor 1797 bestanden, mit Ausnahme Avia-nons, Venaissins und eines kleinen Landstriches von Ferrara. Um der Unzufriedenheit zu begegnen, die sich im Kirchenstaate stit dem „jähre 1831 durch mehrere Aufstände äußerte, betrat Pius Ix 1846 die Bahn der Reform, sah sich aber bald dergestalt in die Enge getrieben, daß er 1848 nach Gaeta entfloh. In Rom bildete sich eme provisorische Regierung, und 1849 ward dierepublik proklamiert, an deren Spitze Mazzini, Saffi und Armellkni traten. Gegen die junge Republik boten Österreich, Neapel Spanien und Frankreich Truppen anf. Den Streitkräften H-rankr-eichs gelang am 2. Juli 1849 die Einnahme Roms, und im April 1850 kehrte der Papst in die Stadt zurück. Die Einziehung des Kirchenstaates durch König Viktor Emanuel Ii so S. 301—302).
3. 3n Itriteritafien.
cv i Neapel und Sizilien (s. S. 163 und 164) waren bis zum -x5«hre 1700 Depedenzen der spanischen Monarchie. Sizilien kam ^rechter Frieden 1713 an den Herzog von Savoyen (s. S. 190), Neapel ward 1714 durch deu Rastatter Frieden dem deutschen Kaiser Karl Vi überlassen. Beide Länder wurden schon 1718 wieder vereinigt, indem der Herzog von Savoyen Sizilien gegen Sardinien au Kaiser Karl Vi abtreten mußte. Seit 1733 trat Spanien in beiden Ländern erobernd auf, brachte dieselben in seine Gewalt und behielt sie im Wiener Frieden 1738 (s. S. 192) als Se-kuudogenitur sür Don Karlos, der 1759 beide Königreiche seinem Sattler, Abriß U. 20
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Extrahierte Personennamen: Romagna Napoleon Mazzini Viktor_Emanuel_Ii Viktor Karl_Vi Karl Karl_Vi Karl
Extrahierte Ortsnamen: Sardinien Frankreich Bologna Modena Frankreich Rom Roms England Urbino Macerata Frankreich Rom Rom Ferrara Gaeta Rom Neapel_Spanien Frankreich Roms Neapel Sizilien Sizilien Neapel Savoyen_Sizilien Sardinien Spanien
Ii. Frankreich als Kaiserreich »bis jur
ijülje seiner Macht».
1804-1812.
Die Gründung der neuen Monarchie.
Nach Unterdrückung der letzten ohnmächtigen Versuche gegen *
seine Alleinherrschaft — Moreaus Exil, Pichegrus Tod im Kerker,
des Herzogs von Enghien widerrechtliche Erschießung — wird
Bonaparte auf Vorschlag der Tribunen durch Senatsbeschluß als
Napoleon erblicher Kaiser der Franzosen. Umgebung dexis. Mai.
jungen Dynastie mit neuem Glanz: Napoleons Geschwister mit
dem Titel Kaiserliche Hoheit'; 18 neue Marschälle; Proelamierung
des Ordens der Ehrenlegion; Salbung des Imperators durch
Papst Pins Vii, seine und seiner Gemahlin Selbstkrönung; —2. Dem.
Napoleons bürgerliches Gesetzbuch vollendet 1804, mit dem Titel
Cod6 Napoleon 1807; schon vorher Herstellung der Kirche und
des Cultus, seit Anfang 1806 auch der christlichen Zeitrechnung.
Verwandlung der eisalpinischen (seit 1802 italienischen)
Republik in ein Königreich Italien 1805, Napoleons
Königskrönung im Dom zu Mailand, sein Stiefsohn Eugene
Beauharnais Vicekönig. Einverleibung Liguriens, Parmas,
Piacenzas und Gnastallas.
Napoleons siegreiche Kämpfe.
I. Gegen Oesterreich und Unluand 1805.
Dem für England trotz seiner Seesiege im ganzen ungünstigen
Frieden von Amiens folgte bald eine abermalige Spannung beider
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Napoleons Napoleon Napoleons Eugene
Beauharnais_Vicekönig Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Moreaus_Exil Pichegrus Napoleons Napoleons Italien Napoleons Mailand Napoleons Oesterreich England Amiens
— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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230
Die nationale Einigung Deutschlands und Italiens.
für 81. März Wilhelm berief noch von Versailles aus den ersten Deutschen Reichstag nach Berlin und kehrte dann, überall stürmisch umjubelt, in die Heimat zurück. Ihm folgten allmählich die siegreichen Stufen1), die in sieben Monaten Heldentaten vollbracht hatten, wie sie die Welt selten gesehen.
Allerdings waren diese Errungenschaften durch große Opfer erkauft worden. Wohl an die 150 000 Krieger hatten ihr Leben oder wenigstens ihre Gesundheit für das Vaterland dahingegeben. Das dankbare deutsche Volk setzte denn auch seinen Helden ehrende Denkmäler und verewigte die Erfüllung seiner Sehnsucht und seiner Träume in Erz und Marmor. Zu nennen sind die Siegessäule in Berlin, das Friedensdenkmal in München, das Arminiusdenk-m a l bei Detmold, das Kysshäuserdenkmalbei Frankenhausen und das Niederwalddenkmal mit der stolzen Germania bei Bingen (vgl. S. 183).
2. Die Angliederung Roms an Italien. Wie im Jahre 1866, wußten die Italiener auch 1870 aus fremden Siegen Vorteil zu ziehen. Als nach Eröffnung des Deutsch-Französischen Krieges die Pariser Regierung ihre Besatzungtruppen aus dem Kirchenstaat zurückrief und dann das Kaisertum in Frankreich, das den Rest des Kirchenstaates bisher beschützt hatte, gestürzt worden war, benutzte die italienische Regierung die günstige Gelegenheit und ließ Truppen in das päpstliche Gebiet einrücken. Da Papst Pius Ix. auf seine weltlichen Besitzungen nicht freiwillig verzichten wollte, griffen die Italiener das kaum verteidigte Rom an und drangen durch eine 1870 Bresche bei der Porta Pia in die Ewige Stadt ein. Auf Grund 80-K°ö* einer Volksabstimmung wurde die Einverleibung des Kirchenstaates 6. Okt in den italienischen Nationalstaat vollzogen; seitdem ist Rom die Hauptstadt Italiens.
Die italienischen Könige residieren im Quirinal, während der Vatikan und der Lateran dem Papste als Eigenbesitz verblieben. Durch ein „Garantiegesetz" wurden dem Papsttum die volle Unabhängigkeit sowie eine jährliche Rente vom italienischen Staate zugesichert. — Papst Pius Ix. hatte im Sep-1869/70 tember 1869 das Vatikanische Konzil berufen, das dem Papste, wenn er in Sachen 1870 des Glaubens oder der Sitten als Vertreter der katholischen Kirche vom Lehr-13. Juli stuhl aus (ex cathedra) spricht, die Unfehlbarkeit (Jnfallibilität) zuerkannte.
Bayern unter König Ludwig Ii. (1864—1886).
König Ludwig Ii. hatte als 18 jähriger Jüngling in überaus ernsten Zeiten den bayerischen Thron bestiegen. Wie sein Vater stand er zunächst auf großdeutschem Boden und kämpfte deshalb 1866 für Österreich. Als aber der Feldzug gegen Österreich entschied, entließ er sein bisheriges Ministerium (v. d. Pfordten) und berief den zu Preußen neigenden Fürsten
*) Die bayerischen Kriegsteilnehmer hielten unter der Führung ihres sieg-gekrönten Feldherrn, des deutschen Kronprinzen, ihren Einzug in München (16. Juli) und wurden vom König und von der Bevölkerung jubelnd begrüßt.
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Der Nordische Krieg.
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als rechtmäßigen König von Polen anerkennen. Deshalb zog Karl unbedenklich durch das dem Kaiser gehörige Schlesien nach Sachsen und nötigte den Kurfürsten zum Frieden von Altranstädt (bei Leipzig): August 1706 entsagte der polnischen Krone und löste sein Bündnis mit dem Zaren.
In Altranstädt empfing Karl auch den Herzog von Marlborough.
Die kostbare Zeit, die der eigensinnige Schwedenkönig auf die Entthronung des Polenkönigs verwendet hatte, war von Peter trefflich ausgenutzt worden. Er hatte sich in den Ostseeprovinzen festgesetzt und an der Mündung der Newa (in Jnger-manland) als neue Reichshauptstadt St. Petersburg gegründet. Der für die An- 1703 läge bestimmte, an sich sumpfige Gründ und Boden wurde durch Zwangsarbeiter entwässert und die Neugründung ebenfalls durch Zwangsansiedler bevölkert.
3. Die Mißerfolge der Schweden und Karls Ausgang. Im Sommer 1707 kehrte endlich Karl die Waffen gegen seinen letzten Feind und entschloß sich zu einem Marsch aus Moskau. Unterwegs nun ließ er sich von 1708 dem Kosakenhetman Mazeppa verleiten, weiter südlich in die unwirtliche Ukraine (östl. vom Dnjepr) zu ziehen, fand indes die ihm von Mazeppa versprochene Unterstützung der Kosaken nicht und verlor in dem harten Winter 1708/09 einen großen Teil seines tapferen Heeres.
Mit dem Reste belagerte er dann das feste Poltäwa, wurde jedoch von dem inzwischen erschienenen Zaren in der Schlacht bei Poltawa vollständig 1709 geschlagen. Mit knapp 2000 Flüchtlingen entkam Karl nach der Türkei.
Die übrigen Schweden wurden gefangen und gingen in Rußland zugrunde.
Von Bender (am Dnjestr) aus, wo Karl als Gast der Türken weilte, wußte er jetzt den Sultan zu einer Kriegserklärung an Rußland zu bestimmen. Tatsächlich brachte der russisch-türkische Krieg den Zaren in eine miß-1710/11 liche Lage: Peter wäre mit seinem Heere am Pruth gefangen genommen worden, wenn er nicht durch Bestechung den türkischen Großwesir zu einem Frieden vermocht hätte, in dem er die Rückgabe Asows versprach.
Vergebens suchte Karl eine Erneuerung des Krieges herbeizuführen. Selbst als ihm die Pforte die Gastfreundschaft kündigte, weigerte er sich Bender zu verlassen, sodaß man ihn mit Gewalt fortschaffte und bei Adrianopel gefangen hielt. 1714 Erst als Karl vernahm, daß die Schweden einen Reichsverweser ernennen wollten, Febr. verließ er die Türkei und langte nach einer sechzehntägigen, säst ununterbrochenen Reise (durch Ungarn und Deutschland) plötzlich vor den Toren Stralsunds an, das Nov. von den Russen belagert wurde.
Inzwischen hatten nämlich die wiedervereinigten Gegner Karls, denen nun auch Preußen (unter Friedrich Wilhelm I.) und Han-1713/14 nover - England (unter Georg I.) beitraten, alle bisherigen Erfolge der Schweden zunichte gemacht: Zar Peter hatte seine Eroberungen in den Ostseeprovinzen ausgedehnt, August Ii. seinen Gegner Stanislaus Leszczynski aus Polen vertrieben, Preußen das von den Russen eroberte Stettin in Verwaltung genommen; Hannover hatte Verden, Dänemark das schwedische Bremen besetzt. Karl selbst mußte nach seiner Rückkehr
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