Heinrich Ii.
49
Kämpfen gegen die Wenden auch das Kriegführen aus Erfahrung 1. Romfahrt kennen. Im Alter von 15 Jahren zog er 996 zum erstenmal nach 996.
Rom, erhob dort seinen Vetter Bruno zum Papste als den
ersten Deutschen, der zu dieser Würde gelangte, und ließ sich
von demselben znm Kaiser krönen.
Während seiner zweiten Romfahrt starb sein Vetter Bruno, S. Romfahrt und Otto machte nun seinen Freund Gerbert, den gelehrtesten 998.
Mann jener Zeit, zum Papste (999) '). Jetzt wollte er seinen Traum: „Erneuerung des ganzen römischen Kaisertums" verwirklichen, d. h. Rom sollte auf die Dauer die Hauptstadt des
Reiches, der Sitz des Kaisers sein.
Im Jahre 1000 kam Otto Iii. nach Aachen, wo er sich das Grab Karls d. Gr. öffnen ließ und nach dem Berichte einer Chronik die Leiche noch nnverwest gesunden haben soll.
Wieder nach Italien zurückgekehrt, mußte er den Schmerz erleben, daß sich seine geliebten Römer gegen ihn empörten.
Fieberkrank verließ er Rom und starb, von Kummer und Müh- 3. Romfahrt salen aufgerieben, nachdem er noch seine deutsche Umgebung gebeten, 1002.
seinen Leichnam in Aachen beizusetzen.2)
Heinrich Ii. der Heilige 1002—1024.
Mit Otto Iii., der unvermählt gestorben war, erlosch die Linie Ottos des Großen. Die Krone kam an den einzigen noch lebenden Abkömmling des sächsischen Kaiserhauses, Herzog Heinrich von Bayern, Sohn Heinrichs des Zänkers und Urenkel Heinrichs 1.
Um das königliche Ansehen gegen die widerspenstigen Fürsten ausrecht zu erhalten, stärkte er das geistliche Fürstentum, dessen Das geistliche Ansänge schon in die Regierung Ottos d. Gr. fallen. Fürstentum.
' Am meisten Schwierigkeiten bereiteten Heinrich Ii. gerade die Länder, die sich der größten Vorteile Vonseiten Ottos Iii. zu erfreuen gehabt hatten, Poleu und Italien. Otto hatte die polnische Kirche selbständig gestellt; kaum war er tot, so machte sich Polen auch Polen,
politisch Von Deutschland unabhängig.
Heinrich Ii. unternahm drei Kriegszüge gegen den Polenherzog, konnte von diesem aber nur Böhmen wieder zurückgewinnen.
Ebenso viele Male zog er nach Italien und wurde 1014 in Rom zum Kaiser gekrönt. 3 Römerzüge.
Er wie auch seine fromme Gemahlin Kunigunde waren der Kirche sehr ergeben und machten viele kirchliche Stiftungen, unter Kunigunde
') Wegen seiner Vertrautheit mit den Naturkräften vom späteren Mittel-alter als Zauberer aufgefaßt.
*) Plateu: „Klagelied Kaiser Ottos Iii."
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Extrahierte Ortsnamen: Rom Aachen Karls Italien Rom Aachen Ottos Ottos Italien Deutschland Italien Rom Ottos
60
Heinrich Iv. und seine Söhne. — Heinrich V
die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehaßt; darum sterbe ich in der Verbannung."
Heinrich Iv. und seine Söhne.
In Deutschland schienen sich die Dinge nach Heinrichs Rückkehr aus Italien endlich zum Frieden zu wenden. Die Sachsen und die Welsen unterwarfen sich dem Kaiser, so daß sich Deutschland wieder zu einigen und zu beruhigen schien. Aber noch war Heinrich Iv. im Konrad. Kirchenbann. Da erstand ihm in seinem älteren Sohne Konrad ein neuer Gegner. Heinrich ließ nun Konrad durch ein Fürstengericht die Nachfolge absprechen und seinem jüngeren Sohne Heinrich zuerkennen, der 1099 zu Aachen gekrönt wurde, nachdem er geschworen hatte, nie Leben oder Freiheit des Vaters zu gefährden und sich bei dessen Lebzeiten nie die Herrschaft anzumaßen.
Heinrich der 23ald aber regte sich der ilricb nach Herrschaft und Selbständigkeit Jüngere, auch in Heinrichs Iv. jüngerem Sohne. Er beschloß, den Vater vom Throne zu stoßen. Um aber von vornherein eines starken Anhanges sicher zu sein, warf er sich der päpstlichen Partei in die Arme, obwohl er innerlich ein Gegner der gregorianischen Ansprüche Fürstentag zu tonr. Auf heimtückische Weise nahm er feinen Vater gefangen und Ingelheim, zwang ihn auf der Fürstenversammlung zu Ingelheim durch Heinrich Iv. Todesdrohungen zur Abdankung. Der alte Kaiser sollte in ^Mgelheim bleiben; da er aber lebenslängliche Gefangenschaft oder Tod kv?,!!-;-!!W fürchtete, flüchtete er zu feinem Freund, dem Bischof von Lüttich,
' f 1106. ' to0 er' vom Elend gebeugt, 1106 starb?)
Heinrich Y. 1106—1125.
foeinricfts v ,^aum hatte Heinrich V den Thron bestiegen, so zeigte er, daß
' Römerzug. er uicht willens sei, auf die Investitur zu verzichten. Im I. 1110 zog er mit einem ungewöhnlich starken Heere nach Italien und nahm
den Papst, dpr sich weigerte, die Kaiserkrönung vorzunehmen, ehe
Gefanaen- ü6cr ^vttieftitur entschieden sei, gefangen. Der König behandelte Nahme des seinen Gefangenen mit Achtung und brachte es dahin, daß der Papstes 1111. Papst ihm die Investitur zugestand, ihn zu krönen versprach, den Bann von der Leiche seines Vaters, die noch _ , kein kirchliches Begrübniß erhalten hatte, nahm und gelobte, den
V" König nicht zu bannen. Darauf freigegeben, krönte krönung. Heinrich V.
^ . Unter Vermittelung der Fürsten wurde endlich der Investitur-
smlerstreit durch das Wormser Konkordats i. I. 1122 beigelegt. Tl22.st Danach sollte in Zukunft die Wahl eines Bischofs oder Reichs-
*) Gedicht: „Die Glocken zu Speier" von M. v. Oer. — „Kaiser-Heinrich", Ged., „Heinrich und Heinrichs Geschlecht", Drama von Ernst von Wildenbruch.
2) Lohmeyer, Wandbilder I, 3: Heinrich V. zu Worms 1122.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_V Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Heinrichs_Rückkehr Heinrichs Heinrich_Iv Heinrich Konrad Konrad Heinrich Heinrich Konrad Heinrich Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_Y Heinrich Heinrich_V Heinrich Heinrich_V.
^ Heinrich_V. Heinrichs Heinrichs Ernst_von_Wildenbruch Ernst Lohmeyer Heinrich_V. Heinrich_V.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Sachsen Deutschland Aachen Heinrichs Italien Worms
— 304
Mit Bethanien übersieht das Auge den Ölberg, die Stätte der
heiligen Erinnerungen. Nahe am Ölberge liegt Gethsemane, unten
an seinem Fuße der Olivengarten und oben auf dem Gipfel die
Himmelfahrtskirche. Ich konnte mein Auge fast nicht wenden von
den heiligen Hügeln. Noch einmal trank ich in vollstem Zuge das
heilige Schauspiel und wandte mich dann mit dem Wunsche des
heimatlichen Dichters ab:
„Bleibt mir nah mit eurem heil'gen Walten,
Hohe Bilder, himmlische Gestalten!"
(Nach F. W. Hackländer u. a.)
Die Überschwemmungen des Wits.
Schon im Altertum wurde Ägypten ein „Geschenk des Nils"
genannt, und das mit Recht; denn der Nil ist es, der das Land
bewässert und fetten Schlamm auf demselben ablagert, dadurch unter
einem fast regenlosen Himmel üppige Fruchtbarkeit erzeugeud. Zwar
haben auch andere Ströme jährliche Überschwemmungen; aber bei
keinem derselben treten diese mit solcher Regelmäßigkeit auf und lassen
sich so genan und so weit zurück verfolgen. Wir wissen, daß der
Nil von den mächtigen Wassermassen angeschwellt wird, welche zur
Zeit der tropischen Regen in seinem Quellgebiet, besonders in Abessinien,
herabstürzen. Gegen Schluß des Juni verrät der steigende Strom
den gewaltigen Zuwachs des Wassers. Diese Schwellung nimmt
nun in gleichmäßiger Folge so zu, daß um die Mitte des Augusts
der Fluß iu Ägypten seine Ufer überschreitet und allmählich das
ganze Thal bis zum Fuße der Berge überflutet, um während des
Oktobers in seine Grenzen zurückzukehren und ebenso gleichmäßig, wie
er gewachsen, auf den niedrigsten Wasserstand herabzusinken. Das
höchste, aber gewöhnliche Maß der Steigung beträgt für das Delta
heute noch wie schon im Altertum 5 m, und die Wassermenge, welche
der Strom in dieser Zeit dem Meere zuwälzt, ist zwanzigmal größer
als zuvor. Zuweilen bleibt er auch uuter dem angegebenen Maße
zurück. Dann aber trifft Hungersnot oder doch Mangel die Be-
völkeruug, welche eben den Überschwemmungen allein ihre reichen
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Extrahierte Personennamen: F._W._Hackländer Augusts
— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms Napoleon Bismarcks
Extrahierte Ortsnamen: Sachsenwalde Italien Berlin
Osteuropa. 69
Die Hauptsiedelungen liegen an der Wolga, der wichtigsten Verkehrsader.
Nischni-Nowgorod am Zusammenflusse von Oka und Wolga, mit der bedeutendsten
Handelsmesse Rußlands. — Kasan, nahe der Biegung der Wolga, Hauptstation auf
der großen Straße von Moskau über den mittleren Ural. — Samara und Sara-
tow (sarätof), lebhafte Handelsplätze; in deren Umgebung zahlreiche deutsche Kolonisten-
dörfer. — Astrachan, im Mündungsgebiet der Wolga, Mittelpunkt des kaspischen
Handels, namentlich mit Fischen und Kaviar. — Am untersten Wolgalauf nomadisieren
Kirgisen und Kalmücken, mongolische Volksstämme.
Die Randgebirge. 1. Das Jailagebirge auf der Halbinsel Krim. In dessen
Schutz gedeihen an der Südostküste immergrüne Laubgewächse und Südfrüchte
(Russische Riviera); auch Lustschlösser russischer Fürsten schmücken die Gestade.
An der Südküste der Kriegshafen Sewastopol und der Kurort Livadia.
2. Der Ural. Seine mäßig hohen Kämme sind gerundet, die Gipfel ragen
wenig darüber hervor. Der Mittlere oder Erzreiche Ural (bis 55") liefert
Edelsteine, Eisen, Gold, Silber, Platin und Kupfer. Über diesen Teil des Gebirges
führt die große Verkehrsstraße nach Sibirien. Sie läuft von Kasan aus und berührt
diesseits des Ural Perm an der Kama und auf dessen Ostseite Jekaterinburg;
beide Städte sind Mittelpunkte des uralischen Bergbaues. Die Übersteigung des Ge-
birges bereitet keine Schwierigkeit, da der höchste Punkt der Straße nur 350 in
erreicht. Aus dem Südlichen Ural kommt der Uralfluß.
Finnland. Die Finnische Fels- und Seenplatte, die Fortsetzung der skandi-
navischen Tafel, ist ein niedriges, felsiges Granitplateau, fast ganz mit Seen, Sümpfen
und Wäldern erfüllt, daher dünn bevölkert. Nur an der Küste befinden sich
größere Städte. Hauptort ist Helsiugfors am Finnischen Meerbusen. Die
Bevölkerung besteht aus den mongolischen Finnen und, besonders an der Küste,
aus Schweden. Beide Völker bekennen sich zum Protestantismus. — Mit Ruß-
land ist Finnland nur durch die Person des Herrschers verbunden; es besitzt eine
selbständige Verwaltung.
Wirtschaftliche Bedeutung Rußlands. Die wasserreichen, fruchtbaren
Tiefländer und das Klima weisen Rußland auf den Ackerbau hin.
Rußland ist in der Tat der größte Ackerbaustaat Europas;
ein Drittel der europäischen Getreideernte entstammt Rußland. Davon wird ein
erheblicher Teil nach Deutschland ausgeführt. Doch ist nur wenig mehr als J/4
der Reichsfläche bebaut, und auch dieser Teil könnte bei besserem Betriebe den
dreifachen Ertrag liefern. Viehzucht wird im Südosten nur nomadisch betrieben.
— Die Meere und Flüsse liefern reichliche Mengen von Fischen, das Kaspische
Meer insbesondere Kaviar und Hausenblase. (Kaviar, d. i. der eingesalzene Rogen,
und Hausenblase, d. i. die innere Haut der Schwimmblase, stammen von den
Störarten.)
In seinen Mineralprodukten nimmt Rußland in Europa eine
wichtige Stelle ein. In Bezug auf Gold übertrifft es alle andern europäischen
Staaten, Platin liefert Rußland in Europa ganz allein. Seine Kohlen- und
Eisenlager harren teilweise erst der Erschließung. Im Großgewerbe sind
besonders die Baumwoll-, Wollen- und Lederindustrie zu Bedeutung gelangt;
letztere liefert das seit langem berühmte Juchten- und Saffianleder.
Fischer-Geistbeck, Erdkunde für höhere Schulen. Gesamtausgabe. 6
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Extrahierte Ortsnamen: Osteuropa Nischni-Nowgorod Wolga Rußlands Kasan Wolga Moskau Samara Astrachan Wolga Sewastopol Sibirien Kasan Perm Jekaterinburg Finnland Finnischen_Meerbusen Schweden Finnland Europas Deutschland Europa Europa
70
Europa.
Der Handel Rußlands ist bei der Prodnktenfülle des Landes
ziemlich lebhaft. Erzeugnisse der Forst- und Landwirtschaft (Getreide, Flachs,
Hanf, Häute, Holz) werden ausgeführt, industrielle Rohmaterialien und Halb-
sabrikate sowie Manufakturwaren eingeführt. Aus Asien bezieht Rußland Baum-
wolle und Rohseide für seine Fabriken und den Tee, der das Lieblings-
getränke der Russen ist. — Von großer Bedeutung für den Warenumsatz im
Innern sind die Messen. Die großen Eisenbahnlinien schneiden sich in Moskau.
2. Königreich Rumänien.
130000 qkm (nicht ganz 2 mal Bayern), fast 6 Mill. Einw.
Grenzen. Das Königreich Rumänien lehnt sich an das Hochland von
Siebenbürgen an und erstreckt sich im So. bis an das Schwarze Meer.
Natur und Erzeugnisse. Den Hauptteil des Königreichs bildet die im
S. von der Donau begrenzte Tiefebene der Walachei. Ihr Boden ist eine frühere
^Meeresbucht, vollkommen flach und von hoher Fruchtbarkeit. Hierin gleicht die
Walachei der Poebene.
Klimatisch steht sie unter dem Eiuslusse Osteuropas; im Wiuter bedeckeu sich
die Donaumündungen zwei Monate lang mit Eis, im Sommer steigt die Temperatur
nicht selten bis 40° C. Mittelmeervegetation ist daher ausgeschlossen. Es wird
vorwiegend Ackerbau und Viehzucht getriebeu, weshalb auch die Ausfuhr des
Landes in Rindern, besonders aber in großen Massen von Mais und Weizen
besteht.
Rumänien ist eine der ersten Kornkammern Europas.
Der Ackerbau wird besonders durch die zahlreichen Flüsse begünstigt. Nächst
der Donau ist der wichtigste Flußlauf der die Ebeue quer durchfließende Alt.
Östlich von den Karpaten erstreckt sich die Moldau, ein niederes, getreide-
reiches Flachland, das durch den Pruth von Rußland geschieden wird.
Die Dobrndscha-Platte lenkt die Donau nach N. ab: an deren Nordrand
wendet sie sich wieder nach O. und mündet in 3 Armen.
Die Rumänier sind Nachkommen der einst von den Römern unterjochten
und romanisierten Dazier. Sie bilden noch heute eine romanische Sprachinsel
inmitten der Slaven und Ungarn. Der Grundbesitz liegt fast zur Hälfte in den
Händen des Adels (der Bojaren); die bäuerliche Bevölkerung ist daher meist
arm und auch noch wenig gebildet. Handel und Gewerbe betreiben meistens die
Fremden, unter welchen namentlich die Juden (gegen 300000) stark vertreten sind.
Fast überall und in den verschiedensten Stellungen trifft man indes auch Deutsche.
In der Mitte der Walachei Bukarest, Haupt- und Residenzstadt, _ fast
300000 Einw. — In der Moldau und zwar im Nordosten Jassy (jäschi),
80000 Einw. — An der Berührungsstelle der drei Hauptteile Rumäniens Galatz
an der Donau, Stapelplatz der unteren Donauländer.
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§ 38. Schillers Werke. — Die lyrischen und epischen Dichtungen. 225
Der Natur furchtbare Stimme siege.
Und der Freude Wange werde bleich,
Und der heil'gen Sympathie erliege
Das Unsterbliche in euch!
Aber in den heitern Regionen,
Wo die reinen Formen wohnen,
Rauscht des Jammers trüber Sturm nicht mehr.
Hier darf Schmerz die Seele nicht durchschneiden,
Keine Träne fließt hier mehr dem Leiden,
Nur des Geistes tapfrer Gegenwehr.
Lieblich, wie der Iris Farbenfeuer
Auf der Donnerwolke duft'gem Tau,
Schimmert durch der Wehmut düstern Schleier
Hier der Ruhe heitres Blau.
Ties erniedrigt zu des Feigen Knechte,
Ging in ewigem Gefechte
Einst Alcid des Lebens schwere Bahn,
Rang mit Hydern und umarmt' den Leuen,
Stürzte sich, die Freunde zu befreien.
Lebend in des Totenschiflers Kahn.
Alle Plagen, alle Erdenlasten
Wälzt der unversöhnten Göttin List
Auf die will'gen Schultern des Verhaßten,
Bis sein Lauf geendigt ist —
Bis der Gott, des Irdischen entkleidet,
Flammend sich vom Menschen scheidet
Und des Äthers leichte Lüfte trinkt.
Froh des neuen, ungewohnten Schwedens,
Fließt er aufwärts, und des Erdenlebens
Schweres Traumbild sinkt und sinkt und sinkt.
Des Olympus Harmonien empfangen
Den Verklärten in Kronions Saal,
Und die Göttin mit den Rosenwangen
Reicht ihm lächelnd den Pokal.
6. Las Glück.
(1798.)
Selig, welchen die Götter, die gnädigen, vor der Geburt schon
Liebten, welchen als Kind Venus im Arme gewiegt,
Welchem Phöbus die Augen, die Lippen Hermes gelöset,
Und das Siegel der Macht Zeus aus die Stirne gedrückt!
Ein erhabenes Los, ein göttliches ist ihm gefallen,
Schon vor des Kampfes Beginn sind ihm die Schläfen bekränzt.
Hense, Lesebuch. Ii. 4. Aufl. 15
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236
Siebte Periode ober zweite Blüteperiode, von 1748 ab.
2.
(1799.)
Dreifach ist des Raumes Maß:
Rastlos fort ohiu Unterlaß
Strebt die Länge; fort ins Weite
Endlos gießet sich die Breite;
Grundlos senkt die Tiefe sich.
Dir ein Bild find sie gegeben:
Rastlos vorwärts mußt du streben,
Nie ermüdet stille stehn.
Willst du die Vollendung sehn;
Mußt ins Breite dich entfalten,
Soll sich dir die Welt gestalten;
In die Tiefe mußt du steigen,
Soll sich dir das Wesen zeigen.
Nur Beharrung führt zum Ziel,
Nur die Fülle führt zur Klarheit,
Und im Abgrund wohnt die Wahr-
heit.
20. örrite und Liefe.
(1795.)
Es glänzen viele in der Welt,
Sie wissen von allem zu sagen,
Und wo was reizet und wo was gefällt,
Man kann es bei ihnen erfragen;
Man dächte, hört man sie reden laut.
Sie hätten wirklich erobert die Braut.
Doch gehn sie aus der Welt ganz still,
Ihr Leben war verloren.
Wer etwas Treffliches leisten will,
Hätu gern was Großes geboren,
Der sammle still und unerschlafft
Im kleinsten Punkte die höchste Kraft.
Der Stamm erhebt sich in die Lust
Mit üppig prangenden Zweigen;
Die Blätter glänzen und hauchen Duft,
Doch können sie Früchte nicht zeugen;
Der Kern allein im schmalen Raum
Verbirgt den Stolz des Waldes, den Baum.
21. 8cr Kaufmann.
(1795.)
Wohin segelt das Schiff? Es trägt sidonische Männer,
Die von dem frierenden Nord bringen den Bernstein, das Zinn.
Trag es gnädig, Neptun, und wiegt es schonend, ihr Winde,
In bewirtender Bucht rauscht ihm ein trinkbarer Quell!
Euch, ihr Götter, gehört der Kaufmann. Güter zu suchen
Geht er, doch an sein Schiff knüpfet das Gute sich an.
22. Oie Johanniter.
(1795.)
Herrlich kleidet sie euch, des Kreuzes furchtbare Rüstung,
Wenn ihr, Löwen der Schlacht, Akkon und Rhodus beschützt.
Durch die syrische Wüste den bangen Pilgrim geleitet
Und nlit der Cherubim Schwert steht vor dem heiligen Grab.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
346
Achte Periode.
Was schreibest. Dichter, du? „In Glutbuchstabeu
Einschreib' ich mein' und meines Volkes Schande,
Das seine Freiheit nicht darf denken wollen."
5.
Wer sind die Jünglinge, die mit unwilligen
Glutblicken über ihren Feind, den Buben,
Von ihren Sitzen plötzlich sich erhuben,
Dem Vaterland sich bietend zu Freiwilligen?
Sie kommen, o ein Tausch setzt hoch zu bill'gen,
Sie kommen aus der Musen stillen Stuben,
Wo sie in ernster Weisheit Schachten gruben,
Und wollen setzt im Feld sich pflücken Liligen.
O würd'ges Schauspiel, o erhabne Szenen,
O wahrhaft feierliche Katastrophe,
Wie nur sie sah das Land einst der Hellenen!
Mit in die Reihin gestellt gehn Philosophen,
Und vor den Reihin, trunken von Hippokrenen,
Gehn auch die Dichter her und wirbeln Strophen.
6.
Frau'n Preußens, nehmt für eure Opfergaben
Das Opfer an des Lieds, das ich euch bringe;
Ihr, die ihr gabt vom Finger eure Ringe,
So wie ihr gabt vom Busen eure Knaben
Dem Vaterland! In Erzschrift sei gegraben
Eu'r Preis, daß ihn kein Mund der Zeit bezwinge!
Des Ruhms, den eurer Männer blut'ge Klinge
Erfechten wird, sollt ihr die Hälfte haben.
Denn wenn sie selbst, im Sturm des Feindes, Wunden
Erbeuteten, so habt ihr mit dem Kleide
Von euren Schultern ihnen sie verbunden;
Und wenn der Freiheit Tempel aus dem Leide
Nun steigt durch sie, so soll's die Welt erkunden,
Daß ihn zu schmücken ihr gabt eu'r Geschmeide.
7.
Es steigt ein Geist, umhüllt von blankem Stahle,
Des Friedrich Geist, der in der Jahre sieben
Einst tat die Wunder, die er selbst beschrieben.
Er steigt empor aus seines Grabe Male
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Geist Friedrich