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Europa
— Österreich-Ungarn.
bis der große Körper des österreichischen Kaiserstaates fertig stand; der Geist aber, der
diesen Körper belebt und erhält, ist der deutsche. Denn welche Kraft hat den öfter-
reichischen Staat geschaffen? Die deutsche. Wer hat Oesterreich zum großen und mäch-
tigen Reiche gemacht? Die Deutscheu. Und was ist Lebensprinzip und Bedingung
dieses Reiches? Deutsche Arbeit, Bildung und Gesittung, die das Ganze durchdringen.
Die Kraft aber, die die Staaten schafft, erhält sie auch; dasjenige was Ursache und
Bedingung eines Staates war, bleibt auch für immer sein Lebensprinzip und wer
daran greift, der greift an die Existenz desselben. Das deutsche Element bildet dem-
nach das architektonische Gerüste Oesterreich-Ungarns. Der Deutsche in Oesterreich
darf an dem Erfolge seiner Arbeit nicht verzweifeln; sie schreitet vorwärts, wenn auch
langsam, häufig unterbrochen und reich an Opfern. Wie am Rhein von Basel bis
Köln und Rotterdam jeue Reihe gothischer Dome sich hinzieht, so reiht sich an der
Donau von Ulm bis Wieu und Ofen eine Perleufchuur jener hohen germanischen
Gotteshäuser mit den himmelanstrebenden Thürmen, den schlanken Pfeilern und den
großen hellen Fenstern — Marksteinen des deutschen Knlturgauges, der aber an der
Donau noch lange nicht wie am Rhein seinen Schlußpunkt erreicht hat. Die Haupt-
stadt der Ostmark rückte von Pöchlarn, dem sagenumsponnenen Palaste Rüdigers, nach
Melk, wo die Babenberger an der Stelle der magyarischen Eisenburg die deutsche Mark-
grafenpfalz erbauten, bis endlich nach langem Kampfe zwischen dem Osten und Westen
der Triumph des letzteren in Wien sich verkörperte. Ofen ist zu 3 Biertheilen deutsch,
in Neusatz herrscht die deutsche Sprache, in und um Karlowitz, in Turnseverin, Bukarest.
Braila, Galatz u. s. w. sind deutsche Gemeinden mit eigenen Schulen und Kirchen. In
Ungarn und Siebenbürgen bilden nahezu 2 Millionen unseres Volkes ein Netz deutschen
Lebens, dessen Maschen sich stets enger ziehen (S. S. 263 und 264); diese Thatsache
kann auch der wüthendste Deutschenhaß der Magyaren nicht ändern. Die Völker-
streben nach den Mündungen ihrer Ströme. Mit der Gewalt eiues geo-
graphischen und historischen Gesetzes rückt das Deutschthum an der Donau stromab-
wärts, eine beinahe unübersehbare Perspektive gewaltiger, noch schlummernder Kämpfe,
aber auch eines großartigen, schließlich unausbleiblichen Triumphes für die deutsche
Kultur erschließend.
Produkte, Statistisches, Verfassung.
Die große Ausdehnung der Monarchie, die verschiedene Gestaltung des Bodens
und die manchfaltige Lage der Thüle am Meere und völlig contiuental bringen natür-
lich eine große Verschiedenheit bezüglich des Klimas mit sich; Hie mittlere Temperatur
im Süden ist 11 o, im Norden an der Weichsel 6° ß. Im ganzen könnten 3 klima-
tische Gürtel unterschieden werden: 1) der nördliche, von der Nordgrenze bis 49 o N.
Br. (das nördl. Böhmen und Mähren, Schlesien, Galizien), mit wenig Wein, mehr
Getreide und viel Flachs und Häuf; 2) der mittlere Gürtel von 49 bis 46° d. Br.
(das südliche Böhmen und Mähren, Ober- und Niederösterreich, Salzburg, Nordtirol,
Steiermark, Kärnten, Kram, das mittlere und nördliche Ungarn, Siebenbürgen, die
Bukowina), mit viel Wein, Obst und Getreide, ausgenommen jene Striche, wo das
Hochgebirge den Anbau dieser Gewächse hindert; 3) der südliche Gürtel von 46 bis
42° d. Br. (Südtirol, Küstenland, Dalmatien, Kroatien und Slavonien, Süd-Ungarn),
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94 Deutschland.
sich bis ans Adriameer erstreckt, worin Agram der Hauptort; n.
Dalmatien am Meere, wo Zara u. Ragusa. — 3) Sieben-
bürgen, von Bergen umzogen; Marosch ist Hauptfluß. Ein
großer Theil der Bewohner sind Deutsche, ursprünglich aus
Sachsen stammend; die andern sind Ungarn u. Szeckler. Klau-
senburg ungarischer Hauptort; Kronstadt mit 30009 E. und
Hermannstadt sind deutsch. Maros Vasarbely ist Hptort
der Szeckler. — Gegen die Türkei sind die ungarischen Staaten
durch die Militargrenze, einen Streifen Landes, worin die Bauern
zugleich Soldaten vd. Granitzer sind, gedeckt; die auf der Donau
dienen, heißen Tschaikisten. Hauptorte in den Grenzlanden sind
Semlin und Peterwardein.
cf) Galizien, nordöstl. v. Ungarn, ist der östreichische An-
theil an Polen. Lemberg mit 56000 E. worunter 20000
Juden. Brody Handelsvrt an der russischen Grenze, meistens
von Juden bewohnt. Wieliczka vorzügl. Salzbergwerk in der
Nähe Krakau's. Der südlichste Theil Galiziens heißt Bukowina
und gehörte sonst zur Moldau.
d) Lombardei-Venedig in Italien zwischen Alpen und
Po, Tessin und Adriameer, ein schönes von vielen Alpenwassern
durchströmtes Land, der Garten der östreichischen Monarchie, mit
41/2 Mill. Bew. Mailand oder Milano, südwestl. v. Comer
See, Residenz des Vicekönigs mit 170000 E. und prachtvollem
Dom. Venedig die Jnselstadt, wo Kanäle statt Straßen und
Gondeln statt Kutschen; mit 100000 E. u. viel Sehenswerthem,
z. B. Markusplatz, Pallast des Doge, Rialtobrücke. Verona
an der Etsch mit 55000 E. Andre volkreiche Städte: Vicenza,
Padua, Brescia, Bergamo, Pavia u. Cremona. Hauptfestung ist
Mantua umgeben von einem See.
38. Königreich Preußen. Dieser größte Staat Nord-
deutschlands besteht aus zwei Haupttheilen, welche durch Braun-
schweig und Hannover von einander getrennt sind, und aus eini-
gen kleinen Stücken. Er umfaßt 5073 lum.; hiezu kommt noch
das Schweizerländchen Neuenburg mit 14 szm. Zahl der Bew.:
14 *4 Mill., wovon mehr als 11 Mill. zum deutschen Bunde
gelwren. Die Mehrzahl 11% Millionen sind Deutsche; etwa
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226
Mittel-Europa.
Beispiele Londons ist bier ein Loyd errichtet, wo Handels- und Seeberichte ver-
öffentlicht werden. Die jährliche Einfuhr hat den Werth von 46 und die Aus-
fuhr von 47 Mitl. fl. Im Dom findet sich das Grabmal des 1768 hiêr ermor-
deten Joh. Winkelmann; und im nahen Johannesthale prangen die Villen der
reichen Kaufleute mit Granaten und Pinien. — Aglar, ein Dorf an der
Stelle der ehmaligen Stadt Aqnileja. — Istriens Küsten und die Quarnerischen
Inseln sind hafenreich; man merke besonders die Orte: Rovigno, Pirano und
Capo d'jstria. Die römischen Ruinen zu Pola sind sehenswerth, und auf den
Inseln Veglia, Cherso rc. wohnen noch Nachkommen altillprischer Libnrner.
2) Die kroatische Küste, wo die jütischen Alpen enden und das Wellebitge-
birg nahe dem Meer hinstreicht. Die slawischen Croaten (Chrobaten heißt Berg-
bewohner) wohnen nicht bloß hier an der Küste, sondern nach No. über die
Berge hinaus an Kulpa und Sawe bis zur Drau, und gehören zum Königreich
Ungarn; siehe voriges Kapitel. Häfen sind Fiume und Zeug.
3) Dalmatien, vom Quell des Flüßchens Zermanja, das in die morlackische
Bai fällt, bis zum Busen von Cattaro. Ans der Gränze von Croatien heißt
der Wellcbit Morlackengebirg; hierauf am Ursprung des bei Sebenigo
mündenden Kerka erhebt sich 5660' hoch der Dinaro, wonach die ganze dal-
matische Kette dinarische Kalkalpen genannt wird. Nicht alle Thäler gehören bis
zu ihrem Ursprung den Oestreicbern, denn manche winden sich aus den Gebirgen
der bosnischen Berglandschaft Herzegowina herab, namentlich das Thal der Na-
renta. Die meisten Bewohner sind ein Gemisch von Illyriern und Slawen,
worunter die Morlacken und im Süden die Montenegriner. In den Städten
gibts viele Italiener. Orte: Zara, kleine Hafenstadt, ehmals venetianisch, in
heißer ungesunder Gegend. Im Angesicht des Meeres leiden die Bewohner
Wassermangel, und gebrauchen 3 mächtige Cisternen zur Anfsammlung des Regens.
Spalatro am Meere, größter Ort Dalmatiens, mit türkischen Produkten han-
delnd. Unweit davon die seheuswertheu Ueberreste des riesenhaften Palastes, den
der röm. Kaiser Diocletian, ein geborner Dalmatier, im Ansang des 4. Jahrh,
baute. Er wußte sich Achtung als Regent zu verschaffen, und mehr noch durch
die freiwillige Niederlegnng der Krone, worauf er als Privatmann die letzten
Lebensjahre ruhig in seiner Heiniat verlebte; die Besorgung seines Gartens ge-
währte ihm reinere Freude als der Besitz eines von Schmeichlern und Gefahren
umringten Throns. — Ragusa, am Fuß des Bergs Vergato und auf einer
Halbinsel, war Jahrhunderte lang eine kleine Republik, bis es in neuester Zeit
gleich Venedig und Genna die Unabhängigkeit verlor.
Die ganze istrisch-kroatisch-dalmatische Küste hat ziemlich die gleiche natürliche
Beschaffenheit. Die Gebirge, auch wo sie nicht mehr julische heißen, bleiben dem
Character derselben getreu. Aus Kalkstein bestehend sind sie voll unzähliger
Höhlen und Durchlöcherungen, mehrentheils waldlos und wasserarm. Die Be-
wohner sind unthätig oder des Laudbaus unkundig. Nur der Kroat hat löblichen
Fleiß, vor vielen Slawen ausgezeichnet. Die andern Bewohner, namentlich die
Dalmatier scheinen sich damit zu begnügen, was in den bewässerten und minder
steiuichten Bezirken die gütige Natur gewährt, und dies ist in der That nicht ge-
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Z. 3. Der große polnische Theil.
Das Stromgebiet laßt sich am besten nach der Sprachgrenze
abtheilen. Die bei weitem größere Hälfte von den Gebirgen hinab
bis nahe der Stadt Thorn wird von Polen, der untere Küsten-
strich von Deutschen bewohnt.
Ortschaften im polnischen Theil: Krakau, im schönen
Thal der bereits schiffbaren Weichsel, eine freie Stadt mit eigner Re-
gierung, also keinem der königlichen Nachbarstaaten unterworfen. 26000
E., Gräber ehemaliger Polenkönige, vorzüglich des Ioh. Sobiesky, im
Dome, wo auch die Gebeine des unvergeßlichen Patrioten Koscinsko,
und des Fürsten Jos. Poniatowsky ruhen. — Zwei M. ostwarrs, wo
sich der Fuß der Karpathen ins Weichselthal abflacht, W ieliczka, ein
kleiner reinlicher Bergflecken; merkwürdig durch seine Salzbergwerke.
Etwa 400 Schritt vom Orte steht ein hölzernes Gebäude über dem Haupt-
schacht. Zum Einfahren erhalt der Reisende einen weißen Linnenmantel statt
der anderwärts bräuchlichen schwarzen Grubenkittel, und wird beim Schein des
Grubenlichtes 200' hinabgelassen. Hier ist ein Gang (Strecke) durch braun-
grauen Salzstein gehauen, und führt zur sogenannten Kapelle. Dies ist ein
großes Gewölb mit spitzbogigem Eingang, Kanzel und Altar, an dessen Stufen
zwei Mönche knieen und die oberhalb stehenden Gestalten Christus und Maria
anbeten; alles ist nach Angabe eines geschickten Bergmannes aus dem Salzstein
gehauen. Setzte sich über die Oberfläche des abgebrochenen und abgemeißelten
Gesteins nicht ein düsterer Salzschleim, so müßten die Wände und Gestalten
bei gehörigem Fackellicht flimmern und glitzern. So aber sieht es düster aus.
Mehrere Gänge streifen von der Kapelle weiter und durchschneiden sich mannig-
fach, so daß man in einem Labyrinthe zu sein glaubt. Da begegnet man häufig
Bergleuten, die in einer klotzrädrigen Kastenart (Hunde) die großen Salzbrocken
fortschieben, während man die Hauptmassen, tonnenförmig zurecht gehauen, bis
zu dem Schachte fortwälzt und hinauf ziehen läßt. Da gehts oft viele Stufen
hinunter und hinauf, wie in verschiedenen Stockwerken. Zuweilen kömmt man
in ungeheure Gewölbe (Verhaue), deren ausgeleerte Räume nicht geringe Massen
Salz geliefert haben. Da wird mit Pulver gesprengt, mit Meißel und Ham-
mer, mit Keil und Brechstange stückweis oder banderweis das Gestein abgelöst.
Damit sie nicht einstürzen, hat man Felsstützen wie Pfeiler stehen lassen. Be-
sonders merkwürdig ist der große Saal, ein Verhau, worin eine Dorfkirche bequem
stehen könnte. Er dient zur Aufbewahrung solcher Dinge, die in den mancherlei
Abtheilungen des weitschichtigen Bergwerkes sehenswerth sind, und hier auf ein-
mal betrachtet werden können, z. B. Stufen in den Wänden, getrennte Salz-
bänder, erste Anfänge dazu, Anlagen von Strecken, Fossilien, Versteinerungen
und Krystallisationen, die im Salzstein gefunden werden, u. a. nt. Pyramiden
aus geöltem Papier und andere Vorkehrungen zum Ziluminiren stehen umher.
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Extrahierte Personennamen: Sobiesky Koscinsko Maria Maria