— 304
Mit Bethanien übersieht das Auge den Ölberg, die Stätte der
heiligen Erinnerungen. Nahe am Ölberge liegt Gethsemane, unten
an seinem Fuße der Olivengarten und oben auf dem Gipfel die
Himmelfahrtskirche. Ich konnte mein Auge fast nicht wenden von
den heiligen Hügeln. Noch einmal trank ich in vollstem Zuge das
heilige Schauspiel und wandte mich dann mit dem Wunsche des
heimatlichen Dichters ab:
„Bleibt mir nah mit eurem heil'gen Walten,
Hohe Bilder, himmlische Gestalten!"
(Nach F. W. Hackländer u. a.)
Die Überschwemmungen des Wits.
Schon im Altertum wurde Ägypten ein „Geschenk des Nils"
genannt, und das mit Recht; denn der Nil ist es, der das Land
bewässert und fetten Schlamm auf demselben ablagert, dadurch unter
einem fast regenlosen Himmel üppige Fruchtbarkeit erzeugeud. Zwar
haben auch andere Ströme jährliche Überschwemmungen; aber bei
keinem derselben treten diese mit solcher Regelmäßigkeit auf und lassen
sich so genan und so weit zurück verfolgen. Wir wissen, daß der
Nil von den mächtigen Wassermassen angeschwellt wird, welche zur
Zeit der tropischen Regen in seinem Quellgebiet, besonders in Abessinien,
herabstürzen. Gegen Schluß des Juni verrät der steigende Strom
den gewaltigen Zuwachs des Wassers. Diese Schwellung nimmt
nun in gleichmäßiger Folge so zu, daß um die Mitte des Augusts
der Fluß iu Ägypten seine Ufer überschreitet und allmählich das
ganze Thal bis zum Fuße der Berge überflutet, um während des
Oktobers in seine Grenzen zurückzukehren und ebenso gleichmäßig, wie
er gewachsen, auf den niedrigsten Wasserstand herabzusinken. Das
höchste, aber gewöhnliche Maß der Steigung beträgt für das Delta
heute noch wie schon im Altertum 5 m, und die Wassermenge, welche
der Strom in dieser Zeit dem Meere zuwälzt, ist zwanzigmal größer
als zuvor. Zuweilen bleibt er auch uuter dem angegebenen Maße
zurück. Dann aber trifft Hungersnot oder doch Mangel die Be-
völkeruug, welche eben den Überschwemmungen allein ihre reichen
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: F._W._Hackländer Augusts
— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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356
mittel- oder unmittelbarem Anschlüsse an die Eisenbahnen den örtlichen
Verkehr. Als treibende Kraft verwenden die Straßenbahnen die Elektrizität
oder den Dampf. Eigentümer der Straßenbahnen sind gewöhnlich Gesell-
schaften oder Gemeinden.
Schließlich sei noch erwähnt, daß man in unserm Lande eifrig bemüht
ist, das Eisenbahnnetz noch zu verdichten. Auch weniger bedeutende Orte
der Ebene, wie des Gebirgs, sucht man durch Anschluß an die „eiserne
Verkehrsstraße" wirtschaftlich zu heben.
„Bald ist, soweit die Menschheit haust,
der Schienenweg gespannt.
Es keucht und schnaubt und stampft und saust
das Dampfroß rings durchs Land."
284. Der
Weichensteller, aufgepaßt!
Eile, eile!
Ohne Weile
kommt der Zug in wilder Hast.
Er bewegt im Taggeschäfte
des Jahrhunderts geistig Gut,
er regiert die Riesenkräfte:
Wasserschwall und Feuersglut.
Schildwach bei den Eisenschienen,
fest wie des Gesetzes Wort,
steht er auf dem Posten dort
unbeirrt mit ernsten Mienen.
Seht ihn auf dem Platze stehen,
ungesäumt und stets bereit,
bei des Zuges Nah'n und Gehen,
sei es Tag, sei's Schlafenszeit.
Weichensteller.
Schlaf ist Sünd' ihm — ein Versehen,
ein'vergessen ist genug,
ein Moment — es ist geschehen —
und im Abgrund liegt der Zug.
Dankt ihm im Vorüberfluge,
der nie seiner Pflicht vergißt,
der, sanft ihr im Donnerzuge
vorwärts, euer Schutzgeist ist.
Euer Dichten, euer Sehnen,
eure Hoffnung, eure Pein,
Mutterherzen, Liebestränen
rukstn in seiner Hand allein.
Weichensteller, aufgepaßt!
Eile, eile!
Ohne Weile
braust der Zug vorbei in Hast.
285. Vom Personenverkehr.
Die regelmäßige Personenbeförderung findet nach Maßgabe der Fahr-
plüne stall. Sie kann in Wagen I., Ii., Iii. und Iv. Klasse erfolgen. Mit
den 3 ersten Wagengattungen ist jeder Pcrsonenzug, mit Ausnahme etlicher
Schnellzüge, ausgestattet. Die Wagen Iv. Klasse verkehren nur in Pcrsonen-
zügen. Für die Beförderung ist im voraus mindestens 5 Minuten vor Abgang
des Zugs eine Fahrkarte zu lösen. Ihr Preis ist nach der Art des Zugs, der
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271
E.
J (S^*=rcr>
X/' Heweröe für Bekleidung Kj/7
Schneiderzunft und Körperpflege. Baderzunft
Lauterburg. Hagenau.
229. Des Schneiders Sang.
Ein Schneider bin ich worden
mit Lust, das sag' ich frei.
Hat keinen Ruhm mein Orden,
ist mir doch wohl dabei.
Mag schwingen sonder Tadel
der Held der Schlacht sein Schwert,
bei meinem Werk die Nadel
ist mir nicht minder wert.
Zwar glänzt auf hoher Stelle
manch stolzer Wappenschild,
doch dünkt mich, Scher' und Elle
sind auch ein ehrbar Bild.
Vom Tisch, auf dem ich throne,
schau' ich mit heiterm Mut
und denk', des Kaisers Krone
schafft auch kein bessres Gut.
Ich selbst im kleinen Neste,
ein Vogel, schlicht und recht,
bin eingebaut aufs beste
und keines Herr noch Knecht.
Geht stürmisch, geht gelinder
die Luft — ich singe froh;
mein Weib und meine Kinder,
-die halten's ebenso.
Fürwahr, ich bin ein König
in meinem Machtbereich,
und alle sind mir frönig,
und jeder gilt mir gleich.
Den Ärmsten, Würdebloßen
bring' ich zu Ehr' und Gunst,
und auch der Glanz der Großen
glänzt erst durch meine Kunst.
Christian Schmitt.
230. Die Rohstoffe der Gewebeindustrie.
Sie sind pflanzlichen oder tierischen Ursprungs. Zu erstem gehören
Flachs, Hanf, Baumwolle und Jute, zu letztem Wolle und Seide.
Hanf und Flachs liefern den Rohstoff für die Leinwand. Anbau
und Fasergewinnung sind bei beiden Pflanzen ziemlich gleich. Das
Rösten der ausgerauften Stengel hat den Zweck, unter dem Einfluß von
Luft, Wärme und Wasser die Verbindung der Bastschicht mit der Rinde
und dem holzigen Kerne zu lösen. Durch das Brechen wird der Bast
von den festen Stengelteilen befreit, und durch Hecheln werden die
Fasern getrennt und parallel gelegt. Hierbei werden die kurzen und
unreinen, das sog. Werg, von den bessern geschieden. Letztere geben
dann die Leinwand, während das Werg zu Stricken, Seilen, Packlein-
wand u. s. w. verarbeitet wird. Die Baumwolle erhalten wir von der
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292
247. Der tote Müller.
Die Sterne überm Tale stehn,
das Mühlrad nur man höret.
Zum kranken Müller muß ich gehn,
er hat den Freund begehret.
Ich stieg hinab den Felsenstein,
es donnert dumpf die Mühle,
und eine Glocke tönt darein:
„Die Arbeit ist am Ziele!"
In Müllers Kammer tret' ich nun ;
starr liegt des Greisen Hülle,
es stockt sein Herz, die Pulse ruhn -
und draußen auch wird's stille.
Die treuen Lieben weinen sehr,
still bleibt sein Herz und kühle;
die Wasser fließen wohl daher,
still aber steht die Mühle.
Kerner.
248. Vom Mahlen des Getreides.
Zur Herstellung eines guten Mehls gehört vor allen Dingen eine
sorgfältige Reinigung des Getreides von Unkrautsamen, Erdstückchen, Eisen-
teilchen u. s. w. Hierzu dienen in den größern Mühlen eine Reihe kunstvoll
eingerichteter Rcinigungsmaschincn. In ihnen beginnt die Reinigung auf
dem Aspirator mit Sieb, der gröbere Teile zurückhält, während der Sortier-
zylinder kleinere Unreinigkeiten, wie Sand u. dgl., durchfallen läßt und die
Körner nach der Größe sortiert. Ein starker Luftstrom führt dabei Staulll
Spreu und andre leichte Beimengungen mit sich fort. In größern Mühlen
wird der Weizen auch gewaschen. Die Entfernung der Mctallteilchen
geschieht durch Magnete, während die Absonderung der Unkrantsämereien
durch den Trieur besorgt wird. Die Schlägermaschinc schleudert durch ein
Flügelwerk die Körner kräftig und unzähligemale an einen Stahldrahtmantel,
wodurch sie stark an einander abgerieben werden; der hierbei entstehende
Staub gelangt sofort zur Absaugung. Durch die Reibung verlieren die
Körner auch die oberste strohige Holzsaserschicht und fallen dann auf den
sog. Spitzgang. Hier werden das an der einen Spitze befindliche Bärlchen,
welches die Mehlsarbe beeinträchtigt, und der am entgegengesetzten Ende
sitzende Keim, der von öliger Beschaffenheit ist und sich schwer zerkleinern
läßt, entfernt. Die letzte Reinigungsmaschine, die das Korn vor seinem
Mahlen noch zu durchlaufen hat, die sog. Bürstenmaschine, reißt ihm das
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— 238 —
198. Des Zimmern,anns Meisterspruch.
Der Hausherr freut sich seines Baus.
Der Zimm'rer tritt zum Dach heraus,
und hebt das Glas in froher Lust
und ruft den Spruch aus voller Brust:
„Gegründet ward ein Meuschenherd,
in Wetter, Sturm und Not bewährt;
so wohne Glück und Wohlgemach
und Frieden unter seinem Dach!
Wohn' Gottesfurcht und frischer Mut
an dieses jungen Herdes Glut.
Es schütze Gottes Vaterhand
in Gnaden ihn vor Blitz und Brand!
Wir können Stein aus Stein nur legen,
Gott gibt allein dem Werk den Segen!"
Drauf leert er froh den Becher Wein,
und alles Volk stimmt jubelnd ein;
sodann folgt noch der Richtfest-Schmaus
für die, gebaut das neue Haus.
Lohmeyer.
199. Das Dach und seine Bedeckung.
Das Dach hat die Aufgabe, das Innere eines Gebäudes gegen die
Unbilden der Witterung zu schützen. Damit das Wasser gut abfließen kann,
müssen die Dachflächen geneigt sein. Verschieden wie die Neigung, ist auch
die eigentliche Form der Dächer. Man unterscheidet hiernach mehrere
Arten. Am häufigsten kommt das Satteldach vor, welches aus zwei Dach-
flächen (Langseiten), einem First und zwei Traufen besteht. Es heißt auch
Giebeldach, da cs durch Dachgicbclwände geschlossen ist. Sind letztere ebenfalls
durch geneigte Dachflächen ersetzt, die sich mit den Langscitcn in Gräten
schneiden, so entsteht das Walmdach. Dasselbe besitzt 4 in derselben Höhe
liegende Traufen und einen First. Von den 4 Dachflächen führen die
2 dreieckigen, welche die Giebelwändc ersetzen, den Namen Walme.
Liegen die Traufen derselben höher als die 2 andern, so entsteht das
Halbwalmdach. Fallen die 2 Punkte, in welchen sich die 2 Gräte
und die Firstlinie eines Walmdachs schneiden, in einen zusaminen, so erhält
man das Zeltdach. Dasselbe findet sich vielfach auf Türmen und hat die
Gestalt einer vier- oder mehrseitigen Pyramide. Wird die Zahl der drei-
eckigen Dachflächen des Zeltdachs immer größer, oder geht dessen Grundriß
in einen Kreis über, so entsteht das Kegcldach. Wird an eine senkrechte
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233
erhärten, verhält sich der Estrichgips beim Anrühren mit Wasser wie langsam
bindender Zement. In hartem Zustand ist er schwer und dicht; auch
zeichnet er sich durch hohe Wetterbeständigkeit und große Druckfestigkeit aus.
Der Estrichgips wird vorzugsweise zur Herstellung von Fußböden benützt.
Zu diesem Zwecke bringt man auf eine Unterlage von Beton eine dünne
Schicht von scharfem Sand oder Kohlcnasche. Auf dieselbe wird eine 3—4 cm
starke Gipsmasse aufgetragen, welche mittels flacher Hölzer festgestampft und
mit der Kelle geglättet wird. Nachdem der Estrichfußboden noch ausgetrocknet
ist, wird er in der Regel mit Linoleum belegt. M. Mi-hu.
193. Der Schornsteinfeger.
Früh am Morgen, wenn die Sterne
bleichen,
wird der fleiß'ge Schornsteinfeger wach.
In dem Haus des Armen und des
Reichen,
geht er wohlgemut der Arbeit nach,
steigt empor, mit starkem Arm und Fuß,
fegt die Schornsteinwände rein von Ruß.
Anspruchslos sein Tagwerk zu verrichten,
geht er in den Gassen still einher.
Zu erfüllen des Berufes Pflichten
ist ihm keine Arbeitslast zu schwer;
wenn er auch die ruß'ge Kleidung trägt,
in der Brust ein treues Herze schlägt.
Immer aufwärts geht sein Streben!
Wenn Gefahr ihm droht an manchem
Ort,
und die finstern Mauern ihn umgeben,
bleibt: „Nach oben" stets sein Losungs-
wort.
Während in die Höhe er sich schwingt,
seinem Mund ein frohes Lied entklingt.
Treu will er uns allen dienen, nützen,
er verhütet und bekämpft den Brand,
uns und unser Eigentum zu schützen,
dafür wirkt des Schornsteinfegers Hand.
Drum, kehrt er in unserm Hause ein,
soll er jederzeit willkommen sein!
A. Ziegel. Schornstcinsegermeister, 1905.
194. Vom Kachlergewerbe.
Auch dieses ist vom Wechsel der Zeiten nicht verschont geblieben.
Während früher der Kachler die Kacheln selbst herstellte, bezieht
er sie heute ausschließlich aus Kachelfabriken. Er beschränkt seine
Tätigkeit auf die Zusammensetzung der Kacheln zu Öfen, der Auf-
stellung und Ausbesserung derselben. Nicht ohne Grund wird daher der
Kachler mancherorts „Ofensetzer" genannt. Die Kacheln sind an der
Vorderseite glatt oder verziert und meist glasiert, auf der Rückseite dagegen
mit einem umgebogenen Rande versehen. Die unglasierten Kacheln heißen
Biskuit-, die glasierten Schmelzkacheln. Ihrer besondern Verwendung und ent-
sprechenden Form nach unterscheidet man Eck-, Fries-, Simskacheln u. s. w.
Nach der Art der Tonmasse gliedert man die Ofen in Porzellan-,
Fayence-, Steingut- und Majolika-Öfen. In sämtlichen Arten werden
einfarbige und gemalte oder bemusterte Ösen hergestellt. Das Ofensetzen
beginnt zunächst mit dem Auswählen (Kouleurcn) der Kacheln, wobei darauf
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§ 38. Schillers Werke. — Die lyrischen und epischen Dichtungen. 225
Der Natur furchtbare Stimme siege.
Und der Freude Wange werde bleich,
Und der heil'gen Sympathie erliege
Das Unsterbliche in euch!
Aber in den heitern Regionen,
Wo die reinen Formen wohnen,
Rauscht des Jammers trüber Sturm nicht mehr.
Hier darf Schmerz die Seele nicht durchschneiden,
Keine Träne fließt hier mehr dem Leiden,
Nur des Geistes tapfrer Gegenwehr.
Lieblich, wie der Iris Farbenfeuer
Auf der Donnerwolke duft'gem Tau,
Schimmert durch der Wehmut düstern Schleier
Hier der Ruhe heitres Blau.
Ties erniedrigt zu des Feigen Knechte,
Ging in ewigem Gefechte
Einst Alcid des Lebens schwere Bahn,
Rang mit Hydern und umarmt' den Leuen,
Stürzte sich, die Freunde zu befreien.
Lebend in des Totenschiflers Kahn.
Alle Plagen, alle Erdenlasten
Wälzt der unversöhnten Göttin List
Auf die will'gen Schultern des Verhaßten,
Bis sein Lauf geendigt ist —
Bis der Gott, des Irdischen entkleidet,
Flammend sich vom Menschen scheidet
Und des Äthers leichte Lüfte trinkt.
Froh des neuen, ungewohnten Schwedens,
Fließt er aufwärts, und des Erdenlebens
Schweres Traumbild sinkt und sinkt und sinkt.
Des Olympus Harmonien empfangen
Den Verklärten in Kronions Saal,
Und die Göttin mit den Rosenwangen
Reicht ihm lächelnd den Pokal.
6. Las Glück.
(1798.)
Selig, welchen die Götter, die gnädigen, vor der Geburt schon
Liebten, welchen als Kind Venus im Arme gewiegt,
Welchem Phöbus die Augen, die Lippen Hermes gelöset,
Und das Siegel der Macht Zeus aus die Stirne gedrückt!
Ein erhabenes Los, ein göttliches ist ihm gefallen,
Schon vor des Kampfes Beginn sind ihm die Schläfen bekränzt.
Hense, Lesebuch. Ii. 4. Aufl. 15
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236
Siebte Periode ober zweite Blüteperiode, von 1748 ab.
2.
(1799.)
Dreifach ist des Raumes Maß:
Rastlos fort ohiu Unterlaß
Strebt die Länge; fort ins Weite
Endlos gießet sich die Breite;
Grundlos senkt die Tiefe sich.
Dir ein Bild find sie gegeben:
Rastlos vorwärts mußt du streben,
Nie ermüdet stille stehn.
Willst du die Vollendung sehn;
Mußt ins Breite dich entfalten,
Soll sich dir die Welt gestalten;
In die Tiefe mußt du steigen,
Soll sich dir das Wesen zeigen.
Nur Beharrung führt zum Ziel,
Nur die Fülle führt zur Klarheit,
Und im Abgrund wohnt die Wahr-
heit.
20. örrite und Liefe.
(1795.)
Es glänzen viele in der Welt,
Sie wissen von allem zu sagen,
Und wo was reizet und wo was gefällt,
Man kann es bei ihnen erfragen;
Man dächte, hört man sie reden laut.
Sie hätten wirklich erobert die Braut.
Doch gehn sie aus der Welt ganz still,
Ihr Leben war verloren.
Wer etwas Treffliches leisten will,
Hätu gern was Großes geboren,
Der sammle still und unerschlafft
Im kleinsten Punkte die höchste Kraft.
Der Stamm erhebt sich in die Lust
Mit üppig prangenden Zweigen;
Die Blätter glänzen und hauchen Duft,
Doch können sie Früchte nicht zeugen;
Der Kern allein im schmalen Raum
Verbirgt den Stolz des Waldes, den Baum.
21. 8cr Kaufmann.
(1795.)
Wohin segelt das Schiff? Es trägt sidonische Männer,
Die von dem frierenden Nord bringen den Bernstein, das Zinn.
Trag es gnädig, Neptun, und wiegt es schonend, ihr Winde,
In bewirtender Bucht rauscht ihm ein trinkbarer Quell!
Euch, ihr Götter, gehört der Kaufmann. Güter zu suchen
Geht er, doch an sein Schiff knüpfet das Gute sich an.
22. Oie Johanniter.
(1795.)
Herrlich kleidet sie euch, des Kreuzes furchtbare Rüstung,
Wenn ihr, Löwen der Schlacht, Akkon und Rhodus beschützt.
Durch die syrische Wüste den bangen Pilgrim geleitet
Und nlit der Cherubim Schwert steht vor dem heiligen Grab.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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346
Achte Periode.
Was schreibest. Dichter, du? „In Glutbuchstabeu
Einschreib' ich mein' und meines Volkes Schande,
Das seine Freiheit nicht darf denken wollen."
5.
Wer sind die Jünglinge, die mit unwilligen
Glutblicken über ihren Feind, den Buben,
Von ihren Sitzen plötzlich sich erhuben,
Dem Vaterland sich bietend zu Freiwilligen?
Sie kommen, o ein Tausch setzt hoch zu bill'gen,
Sie kommen aus der Musen stillen Stuben,
Wo sie in ernster Weisheit Schachten gruben,
Und wollen setzt im Feld sich pflücken Liligen.
O würd'ges Schauspiel, o erhabne Szenen,
O wahrhaft feierliche Katastrophe,
Wie nur sie sah das Land einst der Hellenen!
Mit in die Reihin gestellt gehn Philosophen,
Und vor den Reihin, trunken von Hippokrenen,
Gehn auch die Dichter her und wirbeln Strophen.
6.
Frau'n Preußens, nehmt für eure Opfergaben
Das Opfer an des Lieds, das ich euch bringe;
Ihr, die ihr gabt vom Finger eure Ringe,
So wie ihr gabt vom Busen eure Knaben
Dem Vaterland! In Erzschrift sei gegraben
Eu'r Preis, daß ihn kein Mund der Zeit bezwinge!
Des Ruhms, den eurer Männer blut'ge Klinge
Erfechten wird, sollt ihr die Hälfte haben.
Denn wenn sie selbst, im Sturm des Feindes, Wunden
Erbeuteten, so habt ihr mit dem Kleide
Von euren Schultern ihnen sie verbunden;
Und wenn der Freiheit Tempel aus dem Leide
Nun steigt durch sie, so soll's die Welt erkunden,
Daß ihn zu schmücken ihr gabt eu'r Geschmeide.
7.
Es steigt ein Geist, umhüllt von blankem Stahle,
Des Friedrich Geist, der in der Jahre sieben
Einst tat die Wunder, die er selbst beschrieben.
Er steigt empor aus seines Grabe Male
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Geist Friedrich