635
Vieh, Holz, Wachs, Blei und Salz, welche nach Deutschland gingen,
und eben so für die deutschen und levantiner Produkte, welche in Polen
eingeführt wurden. Schlesische Leinwand, Tuche und Eisenwaren hatten
in Polen eine ansehnliche Kundschaft und gingen über Krakau in die
südöstlichen Länder an der Donau. Für Polen konzentrirte sich der Handel
in Krakau, der bevölkertsten und reichsten Stadt des Landes, welcher die
Lage auf der Grenzscheide zwischen Norden und Süden förderlich war.
Den bedeutendsten Verkehr hatte Polen schon in früher Zeit mit Un.
gärn. Aus Ungarn kamen Weine, gedörrtes Obst, Wolle, Hanf, Sal-
peter, Potasche, Häute, Kupfer, Bauholz, Zwetschgenbranntwein und
anderes nach Polen, und Polen gab dagegen besonders Salz aus den
Werken von Wilicka. Mit Rußland trieb Polen schon Handel, als
die Großfürsten noch in Kiew residirten. Der Einbruch der Mongolen
und die Zerstörung Kiews unterbrachen diesen Handel; doch nach der
Abschüttelung deß mongolischen Joches brachten die polnischen Juden
den Handel mit Rußland wieder in Aufnahme,; und Moskau war der
Markt deffelben. Zum Einkauf von Manufakturwaren besuchten die pol-
nischen Juden die leipziger Messen, Die polnischen Erzeugnisse,
namentlich das wichtigste Erzeugniß, Getraide, holten sich die Ausländer, die
Engländer und Holländer, in Polen selbst. Eine regelmäßige und großartige
Ausfuhr von Getraide fand über Danzig und theilweise auch über Riga
statt. Danzig war auch die Hauptniederlage für die nach Polen einge-
führten englischen Waren. Je mehr sich die westlichen Länder bevölker-
ten und durch Industrie bereicherten, desto mehr bedurften sie fremdes
Getraide. Die baltischen Zufuhren waren fast die einzigen, die in den
großen Seehandel kamen, und polnischer Waizen wurde in Spanien wie
in Schweden verbraucht. Erst gegen das Ende dieses Zeitraums, nach-
dem Rußland die Kcimm erobert hatte, erhielten die Länder am schwar-
zen Meer wieder ihre frühere Bedeutung, eine Kornkammer Europas zu
sein. Außer dem Getraide wurde besonders Holz über Danzig aus Po-
len ausgeführt. Zur Einfuhr kamen Kolonialwaren, Weine, Südfrüchte,
Fabrikate und Seesalz. Von dem allerwärts üblichen Merkantilsystem
war in Polen keine Rede; aber die polnische Handelsfreiheit beschränkte
sich nur auf den Adel, der für seine Getraideausfuhr nach Danzig so-
wie für die dagegen empfangenen Retouren keine Zölle zahlte. Der
Kaufmann dagegen war Zöllen unterworfen. Unter diesen Umständen
waren Handel und Industrie unmöglich, da der Edelmann alles billiger
bekam als der Kaufmann, und der Adel es unter seiner Würde hielt,
Handel zu treiben.
Der Verfall des osmanischen Reiches, die Verweichlichung Dievsmancn.
der Sultane, die Entartung der Janitscharen und die allgemeine Er-
schlaffung der vormaligen Spannkraft traten immer mehr hervor. Außer
den Kriegen mit den christlichen Völkern Europas kämpften die Türken
wiederholt auch gegen Persien, wo Ismael Sofi, ein Abkömmling
Ali's, des gepriesenen Vetters und Schwiegersohnes des Propheten,
1500 ein neues persisches Reich gegründet hatte. Der Sultan
Osman Ii. wurde 1621 von den Janitscharen entthront, in die sieben
Thürme geführt und von dem Großvezier erwürgt. Seitdem gewöhnten
sich die Janitscharen, die Schneide ihres Schwertes, wie einst die Prä-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
Extrahierte Personennamen: Wilicka
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Polen Polen Donau Krakau Polen Polen Kiew Kiews Moskau Polen Danzig Riga Danzig Polen Spanien Schweden Europas Danzig Danzig Europas Persien
625
und Formen eines asiatischen Druckes unterworfen. Der Zar war un-
umschränkter Herrscher über Leben und Eigenthum der Unterthanen.
Selbst die grundbesitzenden Klaffen konnten das freie Eigenthum in kei-
ner Weise geltend machen. Der Zar war auch gewissermaßen der ein-
zige Kaufmann, er übte ein Verkaufsrecht über sämmtliche in- und aus-
ländische Waren. Kein fremder Kaufmann durfte seine Waren an Andere
verkaufen, wenn der Zar erklärt hatte, daß er sie kaufen wolle. Der
Zar ließ in den einzelnen Provinzen die Waren, die in denselben pro-
ducirt wurden, zu niedrigen Preisen aufkaufen und verkaufte sie dann
mit ansehnlichem Aufschlag an die einheimischen wie fremden Handels,
leute. Außer den Regalien auf Branntwein, Meth, starkes Bier und
Getraide pflegte der Zar zu Zeiten auch solche Produkte seinem Monopol
zu unterwerfen, die für .ihn als Abgabe eingenommen wurden, wie Pelz-
werk, Wachs, tatarische Pferde, Leinwand u. s. w., so daß von diesen
Gegenständen niemand etwas verkaufen durfte, bis die kaiserlichen Vor-
räthe zu erhöhten Preisen abgesetzt waren. Da im Handel der red-
liche Gewinn geradezu unmöglich gemacht wurde, so waren unmorali-
sche Mittel und Wege bald allgemeine Nothwehr, und der Russen Trug
und Arglist war weltbekannt.
Der Stapelplatz des russischen Binnenhandels war Moskau, zu-
gleich auch der Markt für die südlichen Einfuhren, die zu Lande kamen.
Dahin brachten Greichen orientalische Luxuswaren, sie übergaben diesel-
den dem Zar als Geschenk, und dieser ließ sie abschätzen und gab ihnen
dafür Zobel und anderes Pelzwerk.
Der Barbarei, in welcher sich die russische Nation befand, wurde
sie durch den aufgeklärten Despotismus Peters I. entrissen. Die Ver-
bindung mit der Außenwelt über das weiße Meer war eine unnatürliche
Beschränkung, und deshalb strebte Peter nach dem Besitz der Ostsee-
länder. Durch Vermittlung holländischer Kaufleute in Moskau wurden
tüchtige Zimmerleute herbeigeschafft, Schiffswerften zuerst auf Flüs-
sen und Binnenseen, dann in Archangel errichtet. Brennende Wißbe-
gierde und unermüdliche Strebsamkeit trieben den jungen Fürsten, eine
Reise nach Holland und England zu unternehmen. In Begleitung aus-
gezeichneter Lehrkräfte, für deren Gewinnung er kein Opfer scheute,
kehrte er in sein Reich zurück, um mit ihnen das Werk der Reform zu
beginnen. Um den Russen die Ostsee zu öffnen, begann Peter den
Krieg mit Karl Xii. An der äußersten westlichen Grenze des Reiches,
gewissermaßen noch auf fremdem Grund und Boden baute er die neue
Hauptstadt; sie sollte die Bildungssormen des Westens annehmen und
gleichsam das Thor sein, durch welches europäische Bildung und Ge-
sittung in Rußland einzögen. Die Schlacht bei Pultawa (1709)
entschied das Schicksal des Nordens, sie befestigte die Schöpfung Peters
und stürzte die Größe Schwedens. In kurzer Zeit war Petersburg
nicht nur die glänzende Residenz, sondern auch die blühendste Handels-
stadt Rußlands. Um den Handel in Petersburg zu konzentri-
ren, erging der Befehl, daß alle Kaufleute aus den umliegenden Pro-
vinzen ihre Waren nach der neuen Hauptstadt führen sollten. Hanf und
Juchten durften nur über Petersburg ausgeführt werden. Die angese-
hensten Kaufleute von Archangel erhielten den Befehl nach Petersburg
überzusiedeln. Von sämmtlichen russischen Produkten sollten zwei Drittel
40
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Zobel Peter Peter Karl_Xii Karl Peters
Extrahierte Ortsnamen: Moskau Moskau Holland England Schwedens Petersburg Petersburg Petersburg Petersburg
280
Deutschland und Italien sinken.
bereits in den Händen der Türken, sie übernachteten in den Festungs-
gräben und Hunyades zog langsam ab; da entflammte der Minorite
Johannes Kapistran die Besatzung zu einer letzten Anstrengung; mit
brennenden Reisbündeln und Pech steckten sie die Faschinen der Türken
in Brand und machten einen Ausfall, als sie die Verwirrung sahen,
welche sie angerichtet hatten. Hunyades kehrte augenblicklich zurück und
die Türken wurden so geschlagen, daß 24,000 auf dem Platze blieben
und der Sultan bis Adrianopel floh. So war für diesmal Belgrad
und Ungarn gerettet.
Auch von Skanderbeg wurde Mohammed Ii. bei jedem Angriffe
blutig zurückgewiesen; als aber 1467 Skanderbeg zu Alisso gestorben war,
hörte die Einigkeit der Albanesen auf und sie mußten sich bald der tür-
kischen Oberherrlichkeit fügen. Schon 1458 bemächtigte sich der Sultan
Thebens, Athens und Achaias, wurde Serbien von ihm vollständig un-
terjocht, ein Theil der Bevölkerung vertilgt und durch türkische Kolo-
nisten ersetzt. Bosnien hatte dasselbe Schicksal, doch trat hier der Adel
zu dem Islam über und behielt seine Besitzungen, während das ge-
meine Volk christlich blieb und deßwegen in die Knechtschaft gestoßen
wurde. In Europa entriß Mohammed Ii. den Venetianern die Inseln
Negroponte (Euböa) und Zante, ihre Besitzungen auf Morea, in Alba-
nien Skutari; er eroberte 1475 die genuesischen Plätze auf der Krim
und nöthigte den Chan der krimschen Tataren zur Huldigung; 1476 be-
siegte er den Fürsten der Moldau und machte ihn zum Vasallen; um
I486 nahm er Otranto in Unteritalien weg, das der Ausgangspunkt
für weitere Unternehmungen gegen Italien sein sollte. In Asien ver-
loren die Genuesen Amastra und Amisus, ihre Stapelplätze am schwarzen
Meere, dem kleinen griechischen Kaiserthum Trapezunt machte er 1462
ein Ende und vertilgte alle Mitglieder der kaiserlichen Familie. Zum
Glücke für das christliche Europa wurde Mohammed Ii. viel durch Auf-
stände türkischer Vasallenfürsten in Asien beschäftigt, trotzdem ließ er bis
zu seinem Tode (I486) fast jährlich einen Raubzug gegen Siebenbürgen
und Ungarn oder von Bosnien aus gegen Kärnthen, Krain und Steyer-
mark unternehmen.
Zehntes Kapitel.
Erneuerung des französisch-englischen Krieges.
Frankreich hatte unter Karl V. (1364—1380), für welchen du Gues-
klin die meisten Besitzungen der Engländer eroberte, sich nur erholt, um
wieder eine Beute innerer Zwietracht und zum Schauplatze englischen
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Personennamen: Johannes_Kapistran Mohammed Mohammed Negroponte Mohammed Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Belgrad Ungarn Athens Serbien Bosnien Europa Euböa Alba- Unteritalien Italien Asien Europa Asien Ungarn Bosnien Krain Frankreich
29
Icaria
Samos
Chios
Psyra
Is ik aria
Sumo
'Chio [Scio]
Ipsara
Die nördlichen Inseln (im
Thracischen Meere).
[ Mede-
Tenedos
Imbros
Samothrace
Lemnos
Th-asos
Scyros
Icos
Peparethos
Sciathos
Tenedo.
Imvro
Samathraki
Limno [Stati-
mene]
Thaso
Skyro
( hiiidhromia
Skopelo
Skiatho.
Lesbos (Hptst. Mytilini
Mytilene) lino]
Die beiden grossen Inseln
Euboea (als Provinzname jetzt wiederhergestellt, neugriech. Evvia
gesprochen); der Name der Meerenge Euripus, nach neuerer Aussprache
Evripo oder Eyribo, ist auf die daranliegende Hauptstadt, das alte Chalcis,
und dann auf die ganze Insel übertragen; daraus entstellt der italiänische
Name Isegroponte.
Im Norden: Oreos Ore//s, Acdepsus Lipso, Orobiae Roviaes.
Iin Süden: Ca rystus Karysto, Styra Stura, Dystus Dhysto, Cy me Kumi.
Im Mittellande: das Geb. Dirphe (Dirphys) Dhelplii.
Creta, neugriech. Kriti, türk. Kirid (aber bei den Europäern ge-
wöhnlich mit ital. Namen Candia, nach dem Namen der neuen Hauptstadt,
nahe der alten Hauptstadt Cnossus).
Lyctus Lytto, Miletus Miluta, Istron Istronas, Praesus Prusus, Itanus
Sitanos, Hierapytna Hie.rape.tra, Bienna Viana, Tylissus Tylisso,
Axus (Oaxus) Axo, Apollonia oder Eleuthcrna Elevtherna. Rhi-
thymna Rhithymnos [ital.retimo], Cydonia Knnea, Cisamuskisamo.
Benachbarte kleine • Inseln : Corycae Korikos, Dia Dia [Standiaj,
Gaudos Gozzo.
Die Thracisch-Illyrischen und
Donau-Provinzen.
Thracien und Moesien.
§. 131. Von Thracischen Stämmen bewohnt
war beim Anfang griechischer Kenntnis» über den Norden
alles Land westlich vom Pontus bis zum Strymon und nörd-
lich bis an die Save; die Urbewohner des nachmaligen öst-
lichen Macédoniens (vgl. §. 116) waren Thracier, und kamen
seit Darius mit unter Persische Oberhoheit; ihre Küsten wur-
den schon früh von Griechischen Colonien besetzt (an der
Aegaeischen oder Südküste seit 700 v. Chr., an der Ponlischen
oder Ostküste seit 650. Vgl. §. 114). Seit Xerxes Rückzug
erhob sich unter den vielen kleinen Stämmen des innern Landes
am mächtigsten das Reich der Odryser, in den fruchtbaren
Ebenen des Hebrus-(Müritz«)-Thales ; bis zum Oescus und
dem Ister hin, während das der B ess i er im Rhodope-Gebirge,
so wie die westlichen Stämme am Strymon und Nestus und
die ganze Südküste schon von Philippus I. mit dem Macedo-
nischen Reiche vereinigt wurden. Auch nach Alexanders Tode
bestand des Lysimachus Reich Thracien nur aus den Küstenge-
bieten, während im Innern die Odryser sich unabhängig be-
haupteten, und nach dem vorübergehenden Besitz der von
Westen her eingewanderten G a 11 i e r (Reich Thule oder Tylis
an der untern Donau 275—220 v. Chr.) das ganze Land süd-
lich des llaemus vereinigten, welches von nun an vorzugs-
weise den Namen Thracia behielt. Diess wurde um 80
v. Chr. zuerst von den Römern siegreich bekriegt, 26 v. Chr.
völlig unterworfen, aber erst von Vespasianus als Provinz
eingerichtet.
Dieser südliche Theil enthielt, wie das ganze Thracische
Land im Innern nur unbedeutende Flecken ; nur einige
grössere Städte wurden von den Macedoniern angelegt (Phi-
lippopolis, jetzt Filibeh) oder erst von den Römischen Kai-
sern (Trajanopolis, Plotinopolis, Uladin, Adrianopolis, Edre-
neli). Ausser diesen haben im Innern nur Cypsela (//Wüte),
Tzurullum (Tschorlu), Bizye (Iviint), sowie die Flüsse
Tonzus (Tundscha) und Erginus, bei Herod. Agriancs (£/•-
ghie) ihre Namen erhalten ; mehr ist diess bei den griechi-
schen Städten an der Küste der Fall, als:
Maronia M (ironia
Aenos Enos
Madytus) auf der Malto
Calliu- | Cher- Gallipoli
polis -sonesus
Ganos Ganos
Rliacdestos (Bi- Rodosto
santhe)
Heraclea (Perin- Eredi
thus)
Selymbrla Silivri
Byzantium (Con- Istambul
stantinopolis)
Phileas Filias
Deleas, See Deraos
Salmydessus Midia
Thynias Jniada
Apollonia, später Sizeboln
Sozopolis ge-
nannt
Anchialus Achioljii
Mesembria Misiwria.
(Von den nördlichem hat sich
nur Odessns, jetet Warna, als Stadt
erhaltet.)
122. Zwischen Haemus und Ister wohnten von
Thracischen Stämmen von 0. nach W. die Geten (später
auf die Nordseite der Donau übergesiedelt, vgl. §. 123), Cro-
b y z e n, Treren, M y s e r, T r i b a 11 e r, letztere einst mächtig
und weit südlich und westlich ausgedehnt, dem Odrysischen
Reiche nicht unterworfen, bis sie eingeschränkt wurden durch
die Ausbreitung der Dardaner im Süden und durch die Ein-
wanderung Keltischer Stämme aus W. (um 370 v. Chr.), von
denen namentlich die Scordisker am Savus und Margue
wohnen blieben. Die Römer bekriegten von Illyrien aus
zuerst den westlichen Theil des Landes (Scordisker und Tri-
baller) um 125 v. Chr. und übertrugen den Namen des Gränz-
volkes, der Myser oder Moeser, auf das ganze, erst von
Augustus als Provinz eingerichtete Land, Moesia (bei den
Griechen Mvaia), welches administrativ in 31. superior (Haupt-
stadt Viminacium) und inferior (Hauptstadt Ratiaria) einge-
theilt wurde. Zu ersteren gehörte auch der südliche District
Dardania (Hauptstadt Scupi, jetzt Üaküb) am Gebirge
Scardus (Äc/<ar), früher ein selbständiges, den 31acedoimchen
Königen immer feindliches Reich, dessen 13ewohner aus Thra-
cischen und Illyrischen Stämmen gemischt gewesen zu sein
scheinen, seit 71 v. Chr. den Römern unterworfen.
Auch hier waren wenige Städte keltischen , die meisten
erst römischen Ursprungs, wovon nur sehr wenige ihre
alten Namen erhalten haben; namentlich längs der Donau,
von 0. nach W.: Duristorum Vristra (Silistria), Nicopolis
Aikopoli, Ratiaria Arzer, Bononia Widin (slaw.: liodun),
und an der grossen Heerstrasse von der mittleren Donau
nach dem Bosporus: Naissus (in späterer Zeit zu Dardania
gerechnet) Aisch. 31it verändertem Namen haben sich als
Städte erhalten: Singidunum (Helgrad) und Serdica (Sofia).
Von den beiden Namen der Donau scheint Ister, welcher
bei den Griechen durchaus, auch bei den Römern im untern
Laufe gebräuchlich war, der thracische, Danubius der
keltische Name gewesen zu sein. Die Nebenflüsse haben
meist die alten Namen bewahrt; von 0. nach W.: *)
Jatrus, bei Herod. Jantra
Es camus Osma
Utus Wid
Ocscus Coaxcor, falsch Zxios, Herod. Iv, 49) Jsker
Ciabrus, Cebrus Zihru
Timacus Timok
Margus . Morawa.
Dacie ii und die Geten.
§. 133. Die Ebenen nördlich von der untern Donau
ursprünglich ein Theil des Ciminerischen (Kytorischen?) dann
des Skythischen Landes, wurden seit 300 v. Chr. von dem
*) Die bei einigen sehr abweichenden, auch kaum sicher zu bestim-
menden Namen, weiche sie bei Herod. führen , sind auf Taf. 11. und Ix.
nach Vermuthung angegeben.
bis dahin nur südlich des Ister wohnenden Thrakischen Volke
der Geten eingenommen, welche immer weiter gegen No.
vordringend (namentlich seit 200 v. Chr. auch durch ein-
wandernde Gallische Völker vorwärts gedrängt) alles Land
bis über den Tyras (daher der Name des östlichen Stammes,
Tyrigetae), ja sogar bis zum Borysthenes, bis etwa 50 v. Chr.
beherrschten.
In den nördlich anstossenden goldreichen Gebirgen (den
Rhipäen der ältesten griechischen Autoren, jetzigen Siebenbür-
gischen Karpaten) kennt Ilerodot das (ungewiss ob scythische
oder ¡thracische) Volk der Agathyrsen; die späteren,
namentlich die Römer, das Volk der Dacier (Davi, Jüos),
welche von den Alten für identisch mit den Geten ans-
gegeben werden, also wahrscheinlich auch ein thracischcr
Stamm sind und deren Nachkommen, grossenthcils romanisirt,
jedoch stark mit Slawen vermischt, sich in den heutigen
Wlachen erhalten haben. Das im 1. Jalirh. n. Chr. ent-
stehende Dacischc Reich begreift auch die östlichen
Ebenen des früheren Getisclien wenigstens bis zum Pyretus,
vielleicht bis zum Uypanis, und wird in dieser Ausdehnung
von Trajanus 186 v. Chr. zur Römischen Provinz gemacht,
Hauptstadt Sarin izegethusa, (Col. Ulpia Trajana, Ruinen
bei Varhelg). Der östliche District, zwischen Pyretus und
Ilypanis, wurde administrativ zu Niedermösien gerechnet.
Erhaltene Namen von Flüssen : Tisia (Palhissus) Theins,
Marisia Maros ch , Tibiscus Temesch , Berzovia llrzawa
(wo die warmen Quellen von Mediae, Meliadia), Aluta Alt,
Hierasus Sereth.
Die nie sehr stark bebaute und bewohnte, an Städten
arme und weitläufige Provinz war schon nach einem Jahr-
hundert nicht mehr gegen das Vordringen Germanischer Völ-
kerschaften zu behaupten, die Römischen Einwohner wurden
daher von Aurelian um 270 n. Chr. auf das Süddonauufer
übergeführt und hier aus Theilen Ober- und Niedermösiens
(vom Timacus bis zum Utus) und Thraciens (um Serdica)
eine neue Provinz Dacia gebildet (daher gewöhnlich Dacia
Aureliani genannt, s. Taf. Xvi).
Illyrien.
§. 134. Das ganze von Illyrischcn Stämmen bewohnte
Land, d. i. alle östlichen Küstenländer des Adriatischen Mee-
res, mit den dahinter liegenden Gebirgslandschaften, wurde
von den Römern gewöhnlich unter den Namen Illyricum,
bei den Griechen ’ikkvqîç zusammengefasst; im engeren
Sinne wurde Illyrien das Reich genannt, welches, die süd-
lichen zuerst den Griechen bekannt gewordenen kleinen
Reiche der Taulantier (an der Küste) und Dassareten (im
innern Lande) nördlich begränzend, um den Fluss Drilon
(/> riiio) und die Hauptstadt S cod r a erwuchs. Jene südlichen
Völker nebst den die Küste besitzenden, von Corinth und
Corcyra im 7. Jahrh. v. Chr. gegründeten Colonien Apollonia
und Epidamnus wurden schon von Philippus Ii. von Macé-
donien unterworfen und nachdem sie sodann seit 230 v. Chr.
unter ßotmässigkeit des Reiches von Scodra gestanden hatten,
durch Philippus Iii. um 200 wieder mit Macédonien vereinigt
und kamen mit diesem, — die Küstenslädte Apollonia und
Epidamnus (Dyrrhachium) sowie Corcyra aber schon 229 unter
Römische Herrschaft, ebenso das eigentliche Illyrien nach
Besiegung des letzten Königs Gentius (170 v. Chr.).
An der nördlich folgenden Küste kannten die älteren
Griechen verschiedene kleine Vülkerstämme: Manier, Nester,
Buliner, Hyller, Ardyäer, an deren Stelle später dergesammt-
naine Da 1 ma t e r tritt.
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656
Russisches Reich. — Jetziger Bestand.
Metropolitanen, 28 Erz- und 38 Bischöfen, wird vom Kaiser durch die heilige
Synode oder obern Kirchenrath regiert. Im I. 1831 zählte man in Rußland
58000 orthodoxe (d. h. griechisch - katholische) Priester und 68000 Kirchendiener,
mit ihren Familien 330000 Köpfe; eben so groß war die Kaufmannschaft mit
ihren Familien. Der gesummte Adel aber bestand aus 375000 Männern und
345000 Frauen, und die Bürgerschaft (den Kausinannsstand abgerechnet) ans
3,200000 Köpfen. In Polen ist mau mehrentheils römisch-katholisch, unter den
Deutschen und Finnländern lutherisch, im Süden hängen viele (Tartaren n. a.)
noch am Islam und ganz im Norden (Lappen u. a.) am Heidenthum. Der
römisch-katholischen und armenischen Christen sollen 8 und der Protestanten
2 Millionen sein, Juden l4/s, Mnhamedaner über 23/10 Millionen und
Buddhisten 300000. —
Das Gewerbwesen ist sichtbar im Steigen, besonders im Gouvernement
Moskau, wo neben der älteren Stahlfabrikation die Bearbeitung der Baumwolle
so in Schwung gekommen ist, daß Rußland jetzt nur noch y6 feines Bedarfs an
Banmwollwaaren ans der Fremde bezieht. Die Fabrikation von Wollewaaren
konnte aber bedeutender sein als sie ist, denn immer noch geht eine große
Quantität (164000 Ctr.) der inländischen Wolle roh ins Ausland. Zucker aus
Runkelrüben verfertigt man jährlich fast 350000 Ctr. — Im Innern sind
Moskau und Nischnei Nowgorod (wohin die ehmalige Makariew - Messe verlegt
ist) Kasan und Orenbnrg die bedeutendsten Handelplätze; an der See:
Petersburg und Riga, Odessa, Archangel. Die meiste Ausfuhr besteht in Talg,
Flachs, Hanf, Getraide (über 57 Mill. Scheffel) Nutzholz für 2% Mill.
Silberrubel, Pelzwerk und Leder, letzteres vorzüglich als Saffian uno als
Jnfleu, das seinen Geruch durch Gerbung mit Birkentheer erhält. Der Handel
zur See ist übrigens noch meist in den Händen der Ausländer, wirft aber,
Ein- und Ausfuhr gegen einander gerechnet, einen jährlichen Gewinn von 6
Mill. Silberrubel ab. Der innere Verkehr hebt sich seit einiger Zeit, da
man die Flußsysteme durch Kanäle, besonders die Wolga mit der Newa und
Dwina, den Dnepr mit Niemeu und Duna, in Verbindung gesetzt hat, und
gegenwärtig Schienenwege baut. Die kleine Eisenbahn von Petersbnrg uach
den nahen kaiserlichen Schlössern war der Anfang, worauf die von Libau zum
Niemen, von Warschau bis zur Ferdinands Nordbahn, von Morschansk im
Gouvernement Tambow bis zur Mündung der Zna in die Mokscha, und zuletzt
als die wichtigste die von Petersbnrg nach Moskau folgte. — Der Volks-
unterricht ist noch sehr mangelhaft, obwohl sich die Zahl der Schulen ver-
größert. Gymnasien sind jetzt in jedem Gouvernement, doch werden nnr gewisse
Stände zum höhern Unterricht zugelassen; es gibt neue und strenge Vorschriften
darüber. Universitäten hat das Reich 7, zu Moskau, Petersburg, Dorpat, Kiew,
Kasan, Charkow, Helsingfors. Sehr bedeutsam ist es, daß der jetzige Kaiser die
1816 gestiftete Warschauer Universität 1832 wieder aufgehoben und den Polen
nur die medicinisch-chirurgiiche Facultät zu Wilna gelassen hat. — Die Finanzen
sind wenig bekannt; die Staatsansgabe beträgt in Friedenszeit etwa 162 Mill.
Thaler preußisch. Zu Anfang 1853 ward die Staatsschuld auf 400 Mill. Sil-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
400
Olymp. Halbinsel — die Türkei.
Salambria mit 25000 Einw., und Trikala Residenz des Pascha. — ü) Al-
banien, besteht aus Epirus und griech. Jllyrien. Unter römischen Kaisern soll
albanisch Volk von der Südseite des Kaukasus hierher verpflanzt sein, daher der
9tame und die nicht blos ans griech., illyr., latein. und slawon., sondern auch
aus unbekannten Wörtern gemischte Sprache. Die Albaneser, von den Türken
Arnaut genannt, sind theils Christen theils Moslems. Janina mit 30000e.
am gleichnamigen See und Skntari im Norden sind Hauptstädte. Kroja in
der Geschichte Skanderbegs berühmt. Das kleine Volk der Sulioten, das über
l'/r Jahrhundert sich fast unabhängig in den Gebirgen südwestlich von Janina
erhielt, und die Heldenfamilie Bozzari zu den seinigen zählt, ist ein griechisch-
albanisches. — v) Bosnien, nebst türkisch Croatien, türkisch Dalmatien und
Herzegowina. Sehr gebirgig. Slawische Sprache, doch neben Bekennern griech.
Kirche viel Moslems, auch viel wirkliche Türken. Orte: Bosna Sarai hat
70000 E. In Travnik wohnt der Pascha. Gradiska Festung an der Sawe.
Trebin und Mostar in der Herzegowina. — f) Bulgarien, nach den Bul-
garen genannt, die im 7. Jahrhundert aus den untern Wolgasteppen kamen,
und nebst Slawen sich mit den Resten der gräcisirten Eingebornen, nämlich der
Mösier, vermischten. Die zahlreiche Bevölkerung (4 Mill.) ist meistens griechisch-
christlich. Hauptstadt Sophia am Jsker mit 50000 E., die Festungen W id d in,
Rnstschnk, Silistria, Varna und Schum la. — §) Inseln, die nicht
zum jetzigen Neugriechenland gekommen, nämlich Thaso, Samothraki, Lemnos,
Kandia und andre. Die größte ist Kandia oder Creta. Ein Gebirg durch-
zieht sie, woraus der Jda sich bis ans 7000' erhebt. Auf 197 Qni. leben nur
100000 Menschen. Für 100000 Kolonisten wäre noch genug Platz. Die Inseln
bei Klein-Asien siehe S. 406.
2) Vasallenländer.
h) Serwien. Ein Pascha kommandirt die Garnison Belgrads, das
Land selbst ist seit 1830 wieder ein eignes Fürstenthum mit der Residenz Kragn-
j ewaz, und zahlt jährlich 123000 Thaler an die Pforte. Vertragsmäßig dürfen
keine Türken im Lande wohnen. Wahrscheinlich werden die Serwier, ein geist-
voller Zweig des slawischen Völkerstammes (ihre Dichlnngeu und Gesänge sind
berühmt) wieder ein völlig unabhängiges Volk werden; sie sind griechische Christen.
Sonderbar und zu beklagen ist es, daß Serwiens Verfassung unter russischem
Schutze steht, während doch Oestreich der nächste Nachbar ist. — >>) Walachei
und Moldau, nördlich der untern Donau, Getraide- und Wiesenländer, vor
Alters von Daeiern bewohnt, die in 1'/ Jahrhunderten ziemlich romanisirt
wurden, und noch jetzt halb lateinisch trotz der Vermischung mit Slawen und
byzantinischen Griechen. Ihr jährlicher Tribut an die Pforte beträgt nur
Deutschland und England würde davon die Folge sein, denn von Belgrad fährt
man mit Dampf die Drau bis Marburg aufwärts, und von Marburg bis Wien
ist Eisenbahn. Der Schiffahrt auf der untern Donau legen die Stromschnellen
in der Enge von Orsowa zu viel Hemmungen in den Weg.
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Deutscher Bund
Oestreich.
563
Salzburg und dem benachbarten Salzkammergute, und viele kleinere, liefern
jährlich an 6 Mill. Ctr., also auf den Kopf 17% Pfd. Rechnet man als zum
Berbrauch nöthig 12 Pfd. auf den Kopf, so können %7 des ganzen Salzertrags
ausgeflihrt werden. Des Eisenö in Steyermark ist schon im Kap. über die
Alpen Erwähnung geschehen. Der Gesammtertrag an Eisen in der Monarchie
beläuft sich auf 1688000 Ctr., und der Steinkohlen, die indeß in noch größerer
Menge zu gewinnen sind, ans 4500000 Ctr. Das Quecksilberbergwerk zu Jdria
ist schon erwähnt. Mineralquellen zählt man 1500, worunter höchst berühmte,
wie Baven unweit Wien. Gastein im Salzburgischen, Carlsbad und Töplitz in
Böhmen n. a. m
Das Gewerbwesen hätte bei so großer Fülle von Produkten Anlaß genug
zur bedeutendsten Thätigkeit; auch rühmt man Quantität und Qualität von
Leinwand, Tüchern, Seiden-, Banmwoll-, Stahl- und Eisenwaaren, Papier, Por-
cellan, Glas, Lederarbeiten, Quincarllerie- und Galanteriewaaren, namentlich die
glänzenden Fabrikate aus Wien, Mailand, Prag, Pesth u. s. w. Dennoch be-
findet sich die Industrie noch lange nicht im Verhältniß zur Mannigfaltigkeit der
Naturprodukte. Die Ostprovinzen besonders sind hinter den deutschen und itali-
schen zurück. Da aber die vorhandenen Hindernisse allmählig weggeräumt wer-
den , so steht dem östreich. Gewerbwesen noch eine größere Entwickelung bevor.
Wie mit der Industrie, so ists mit dem Landhandel, dem fahrbare Flüsse,
vermehrte Straßen, einige Kanäle, jetzt auch Dampfschiffe und Eisenbahnen zu
Hülfe kommen. Früher hemmten inne-e Zolllinien ven gegenseitigen Verkehr der
Provinzen. Es gab Mauthen zwischen ven deutschen, ungrischen und italischen
Landestheilen, ja sogar zwischen Oestreich und Tprol; auch Dalmatien hotte ein
eignes Zollsystem. — Zum S eeha nd e l, nainentlich auf dem Mittelmeere, ermun-
tert der adcialische Golf. Trieft ist der wichtigste Hafen, außerdeni Venedig,
Fiume, Ragusa, Caltaro. Man zählt ohne die kleinen Küstenschiffe und Fischer-
barken 1100 Kauffahrer von 100 bis 500 Tonnen.
Die Bevölkerung beläuft sich fast aus 38 Mill. Menschen in 798
Städten, 2290 Marktflecken und 67680 Dörfern, mit 5300000 Wohnhäusern, ist
also größer als die von Frankreich. Allein der östreichische Staat ist kein
gleichartiger, er umfaßt Völker verschiedenen Stammes, sowohl nach
Sprachen und Gesittung, als nach Geschichte und Verfassungen. Es sind: Deutsche
fast 8 Mill., Slawen 15% (nämlich Tschechen, Wenden, Moraven. Slowaken,
Polen, Ruthenen, Croaten, Serben, Slawonier, Dalmatiner, Schokazen u. Jstrier),
Magyaren 5% , Rumänen oder Walachen 2690000, Juden 730000, Friauler
394000, Zigeuner 94000, Italiener 5 Mill., und zerstreut noch mehrere tausend
Griechen, Armenier u. s. w. Bei weitem die Mehrheit ist römisch-katholisch;
Protestanten gibt es 3% Million. meist in Ungarn. Zu bemerken ist, daß die
staatsbürgerlichen Rechte der verschiedenen christlichen Confessionen nicht, wie in
andern deutschen Staaten, einander gleich sind; nur in Ungarn und Siebenbürgen
stehen die Protestanten den Katholiken ziemlich gleich, in den andern Provinzen,
also auch im eigentlichen Oestreich, wurden sie bisher nur geduldet, während in
36*
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Extrahierte Personennamen: Caltaro Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Salzburg Steyermark Wien Carlsbad Wien Mailand Prag Oestreich Dalmatien Venedig Fiume Ragusa Frankreich Polen Ungarn Ungarn
Das oströmische Reich bis zum Ende des elften Jahrhunderts- 279
Von dauernder Wirkung war, daß unter Constantin durch den Patriarchen
Michael Cärularius das Schisma erneuert wurde. Vergeblich suchte
Papst Leo Ix. denselben zur Einheit der Kirche zurückzuführen, und
obgleich der nächste Kaiser den Patriarchen absetzte, wurde die der Kirche
geschlagene Wunde nicht mehr geheilt. Die Trennung der griechischen
Kirche von der katholischen, die auch das kirchliche Schicksal Rußlands
entschied, war vollendet zu der Zeit, als der Islam durch die Seld-
schuken eine neue Macht erhielt.
5. Nachdem Constantin, der die Zoe überlebte, im Jahre 1054
gestorben war, bemächtigte sich Zoe's Schwester Theodora der Gewalt
und ernannte einen Nachfolger in der Person des Feldherrn Michael Vi.
Stratiotikus. Doch Unzufriedenheit in den Heeren des Ostens berief
in Paphlagonien den tapfern Feldherrn Isaak aus dem mächtigen Hause
der Komnenen zur Negierung, und ein Sieg bei Nicäa stürzte den Gegner,
worauf Isaak im Jahre 1057 in die Hauptstadt einzog und die Krönung
empfing. Das neue Haus, welches in Besitz der Kaiserwürde gekommen
war, befestigte sich in deren Besitz erst, nachdem die Reihe der aus ihm
stammenden Herrscher nach Isaak noch durch vier ihm fremde Herrscher in
Folge von Ereignissen, in welchen sich immer das alte Spiel von Ränken
im Palaste und Empörungen im Heere wiederholt, unterbrochen worden
war. In den Beginn der Begebenheiten, welche mit dem Schlüsse des
elften Jahrhunderts die Gestalt der Welt zu verändern anfangen, fällt die
Regierung des zweiten Komnenen Alerius (1081—1118), eines Neffen
Isaaks. In kleinliche Angelegenheiten verwickelt, steht er zwischen dem
Andrange des Sultans von Jkonium und des normannischen Herzogs
und sieht Italien ganz, Kleinasien fast ganz verloren. Zugleich wurde
nach Nordwesten hin, wo slavische Staaten nur in halber Abhängigkeit
von dem Reiche gestanden, durch zwei neu emporstrebende Mächte der
Einfluß und das Gebiet des Reiches geschmälert. Der König Ladislaw
von Ungarn streckte die Hand nach den Ländern der Kroaten und der
Slavonier. Diese Völker wohnten südwärts der Drau und an der
adriatischen Küste hin und durch ihre Sprache weisen sic sich aus als
Angehörige des servischen Stammes, obgleich der Name Kroatien sich
in der Folge auf einen Theil der zwischen Drau und Sau wohnenden
Bevölkerung beschränkt hat, der mit den Nachkommen der karantani-
schen Slaven eine besondere slavische Sprache, die slavonische, theilt.
Den ungarischen Ansprüchen auf diese Gebiete begegnete der venetianische
Staat. Dieser hatte, in die Mitte zwischen das westliche und östliche
Europa gestellt und durch Handel und Seemacht reich und mächtig ge-
worden, bei einer lange dem Namen nach fortdauernden Abhängigkeit von
dem oströmischen Reiche, endlich eine selbstständige Stellung erworben.
Der Doge, das Oberhaupt des Staates, hervorgegaugen aus dem kai-
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Extrahierte Personennamen: Constantin Michael_Cärularius Leo_Ix Leo Constantin Theodora Michael_Vi Isaak Isaak Isaak Isaak Isaak Isaak Alerius Isaaks Isaaks
Extrahierte Ortsnamen: Nicäa Jkonium Italien Kleinasien Ungarn Kroatien Europa
368 Das römisch-deutsche Reich im Zeitalter der Kreuzzüge.
einer Reise nach Bremen, wo er im Aufträge des Papstes Clemens Iii.
zum Bischöfe Liflands geweiht worden war, zurückkehrte, fand er die
junge Pflanzung von dem Grimme der Heiden zertreten. Papst Cöle-
stinus Iii. ließ das Kreuz gegen die nordischen Heiden predigen und
unter dem Schutze der Waffen konnte das Bekehrungswerk von Neuem
beginnen. Doch da die Heere immer bald wieder heimkehrten, entschloß
sich Meinhards Nachfolger zur Gründung eines Ritterordens, der,
während die Kreuzzüge fortdauerten, stets zum Schutze des Christen-
thums bereit wäre. So entstanden die Brüder des Ritterdienstes Christi,
nach dem Schwerte, dessen Zeichen sie neben einem schwarzen Kreuze
auf weißem Mantel trugen, die Schwertbrüder genannt. Als fester
Stützpunkt ward im Jahre 1200 die Stadt Riga gegründet. Die
Eroberung des Landes gelang ungeachtet der Angriffe, welche die benach-
barten Lithauer, Eftheu und Russen machten, und ungeachtet der zwi-
schen dem Bischöfe und dem Orden eintretenden Mißhelligkeiten. Selbst
das nördlich benachbarte Efthland, von einem Volke finnischen Stammes
bewohnt, ward bis zum Jahre 1217 mit Hülfe des Dänenkönigs Wal-
demar Ii. unterworfen, der dem Orden nur einzelne Striche abtrat.
Durch die Begründung des Christenthums in Lifland wurden die Preußen,
an deren Bekehrung von Polen aus schon lange ohne nachhaltigen
Erfolg gearbeitet worden war, von christlichem Gebiete umschlossen, zu-
mal sich die südwestlich von Lifland wohnenden Kuren ebenfalls dem
Christenthume unterwarfen. Es erwachte ein neuer Eifer für die Be-
kehrung dieses heidnischen Volkes. Der Mönch Christian aus dem
pommerischen Kloster Oliva trat als Glaubeusbote auf und erfreute sich
der Unterstützung des Herzogs Konrad, der in dem vielfach getheilten
Polen Masovien als besonderes Gebiet beherrschte. Christian, der von
Innocenz Iii. zum Bischöfe des Landes geweiht worden, fand aber bald
gleichen Widerstand, wie Meinhard in Lifland, und suchte auf demselben
Wege eine Hülfe, indem er einen Ritterorden stiftete, der die Regel der
Templer erhielt und nach einer mit Hülfe Herzog Konrads erbauten
Burg der Orden von Dobrin genannt wurde. Doch die furchtbaren
Preußen vertilgten in einer Schlacht fast den ganzen Orden und machten
nicht bloß in Masovien, sondern auch in Pommern, wo das Kloster
Oliva ihnen im Jahre 1224 erlag, Raubzüge. Nun warf der Bischof
Christian seinen Blick auf die deutschen Ritter, und in seinem und Herzog
Konrads Namen ging eine Gesandtschaft nach Italien zu Hermann von
Salza, erhielt gegen das Versprechen, dem Orden ein an der Nordwest-
grenze Masoviens gelegenes Gebiet, das Land nördlich von dem Flusse
Drewenz, abzutreten, dessen Zusage sowie die päpstliche Einwilligung,
und Kaiser Friedrich bestätigte im Voraus dem Orden den Besitz aller
zu machenden Eroberungen, wie es vorher Philipp und Otto Iv. den
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Extrahierte Personennamen: Clemens_Iii Meinhards Christian Konrad Konrad Christian Innocenz_Iii Innocenz Meinhard Konrads Konrads Christian Konrads Konrads Hermann_von
Salza Friedrich Friedrich Philipp Philipp Otto
550 Die pyrenäische Halbinsel, Skandinavien und Rußland rc.
die seine Alleinherrschaft über die Russen außer Zweifel setzte. Die
Vollendung seines Werkes erheischte Sorgfalt für die Ausbildung aller
Thätigkeiten des Volkes, durch welche das Bedürfniß der Ordnung ge-
steigert, und dem Herrscher größere Mittel zur Verfügung gestellt wer-
den. Er bemühte sich daher aus der Fremde Leute zu gewinnen, welche
Landbau und Gewerbe in lebhafteren Betrieb brachten. Eine Menge
von Familien aus Nowgorod wurde nach Moskwa versetzt, um hier
unter slavische Bevölkerung gemischt ihrer Vaterstadt, wo sie durch
slavische Ansiedler ersetzt wurden, die Kraft des Widerstrebens zu ent-
ziehen, und den neuen Wohnort zu einem Ausgangspunkte für Civilisation
machen zu helfen. Für die Zukunft sorgte ein Gesetz über die Untheilbar-
keit des Reiches, und da Conftantinopel die Hauptstadt des griechischen
Reiches und die Metropole der griechischen Kirche zu sein aufgehört
hatte, ward der Selbstherrscher aller Russen, der zu Moskwa in dem
von ihm erbauten Schlosse des Kreml wohnte, nicht allein der mächtigste
Fürst des Ostens, sondern auch der Schirmherr der Kirche seines Landes,
so daß die griechische Kirche für den Umfang des russischen Reiches ihr
geistliches Oberhaupt nun nicht mehr in dem Erzbischöfe von Kiew,
sondern in dem Patriarchen von Moskwa hatte, und für den russischen
Zweig der griechischen Kirche der Wille des neuen Schirmherrn so be-
stimmend wurde, als es einst für die gesammte griechische Kirche der
Wille des Kaisers zu Conftantinopel gewesen war.
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Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Moskwa Moskwa Kiew Moskwa