Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 34

1911 - Braunschweig : Appelhans
- 34 - Benannt ist jener Felsen nach der Roßtrappe, einer Felsvertiefung in Form eines kolossalen Pferdehufes. Nach der Sage verlangte der im Böhmerwalde hau- sende Berggeist Bodo vergeblich die Königstochter Brunhilde vom Riesengebirge zur Gemahlin und verfolgte sie durch Thüringen bis hierher. Vom Hexentanzplatz wagte ihr Pferd den Sprung über den 300 m tiefen Abgrund; die Spuren des Hufes zeigt die Roßtrappe. Bodo versank aber mit der der Brunhilde entfallenen Krone im Gewässer der Bode, die nach ihm benannt sein soll. (In Wahrheit ist der Name von dem slavischen bodo = Wasser abgeleitet.) Bei Thale tritt sie ins Norddeutsche Flachland und eilt, nachdem sie rechts die Selke aufgenommen hat, die mit ihr ziemlich parallel dem Unterharz durchfließt, der Saale zu. Sie ist mit 120 km Länge der längste Harzfluß. 11. Wandern wir südlich von der Bode im Tal der Rappbode hinauf, so Kommen wir nach Trauten st ein (600 Einwohner), das seinen Namen von dem Drudenstein, der heidnischen Opferstätte, hat. Ebenso hoch (450 m) ist die höchstgelegene braunschweigische Stadt Hasselfelde (2600 Einwohner), ausgezeichnet durch gesundes Klima. Sie ist Endstation der Selketalbahn, die von Quedlinburg, Gernrode, Alexisbad,^Stiege kommt. In dem Flecken Stiege (1500 Einwoh- ner), der ein altes braunschweigisches Jagdschloß hat, redet man schon oberdeutsche Junge, während sonst im Bodegebiet niederdeutsch ge- sprachen wird. Südöstlich, hart an der Grenze, hat man das Marien- heim und Mbrechtbaus errichtet, die Heilstätten für kranke und er- holungsbedürftige Mitglieder der Braunschweigischen Landesversiche- rungsanstalt. In Tanne (1000 Einwohner) findet sich bedeutende Viehzucht und wird eine Eisenhütte von der Genossenschaft der Arbeiter (vor- wiegend durch Wasserkraft) betrieben. Vraunlage. In dem westlichen Teil des braunschweigischen Südgebiets ist der Flecken Vraunlage an der Warmen Bode (3000 Ein- wohner) der größte Ort (540 bis 630 m). Er liegt in einer von Bergen rings umschlossenen wiesenreichen Talmulde und wird daher als Luftkurort sehr geschätzt und von Leidenden aufgesucht, für die Sanatorien errichtet sind. Für den Wintersport sind Rodel- und Hörnerschlittenbahnen geschaffen. Nach Norden erhebt sich auf halbem Wege zum Brocken der langgestreckte Wurmberg mit über 970 m Höhe, der höchste Berg des Herzogtums^ und der zweithöchste des Harzes, der aber wenig Aussicht bietet, weil auch die Kuppe bewaldet ist. Dagegen bietet eine herrliche Aussicht die von ihm durch die Warme Bode getrennte Achtermannshöhe (926 m), deren Hornfels- Kegel (Kamelfichte!) wie ein Zwieback aussieht. An ihrem Fuße zieht die Chaussee Bad Harzburg-Braunlage, sowie die Zgiferstraße, die auf dem Burgberg bei Bad Harzburg ihren Anfang nimmt und weiter über Königskrug nach Ellrich zieht. Braunlage ist Bahnstation der Iweigstrecke Brunnenbachsmühle-Braunlage der von der Harz- querbahn Wernigerode-Nordhausen abzweigenden Linie Sorge (bei Tanne) — Walkenried.

2. Vaterländische Erdkunde - S. 74

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 74 — Auch die Geschichte des Speyer Doms zeugt, wie so mancher Ort und so mancher Bau der Oberrheinischen Tiefebene, aus ihren Blättern von schmach- vollen vergangenen Zeiten. Zweimal wurde er zugleich mit der Stadt Speyer von den Franzosen verwüstet. In den Raubkriegen Ludwigs Xiv., 1609, wurde der stolze Bau durch Feuer bis auf die Umfassungsmauern zerstört; selbst die alten Kaisergräber rissen die französischen Söldlinge auf und streuten die Gebeine umher. Fast hundert Jahre lag der Bau nun verwüstet. Kaum war er dann in zwölfjähriger Bauzeit wieder erneuert, als die Schrecken der Revolutious- kriege über die Rheinlande hereinbrachen. Wieder wurde der Dom verwüstet und von den Franzosen als Futtermagazin benutzt. — Als 1815 die Pfalz an Bayern kam, ließ König Ludwig I. den Bau wiederherstellen und durch Künstlerhand in reichstem Maße schmücken, so daß der Speyer Dom heute zu den prächtigsten Kirchen gehört. In Speyer wurden manche Reichstage abgehalten. Am bekanntesten ist derjenige des Jahres 1529, der den Lutherischen die Bezeichnung „Prote- stanten" eintrug. c) Worms. Annähernd soweit nördlich von der Neckarmündung wie Speyer südlich liegt Worms, an Alter und an Ruhm der erstereu völlig ebenbürtig. Einst war sie die Hauptstadt der Burgunder, nachdem diese ihre alte Heimat öst- lich von der Elbe verlassen und im schönen Wonnegau, — so nennt man wohl die Gegend um Worms, — ein neues Königreich gegründet hatten. Als solche wurde sie die Stadt der Nibelungen.^) Hierher zog aus den Nieder- landen der starke und edle Held Siegfried, um an dem Hofe Gunthers, Geruots und Giselhers der Ehren gar viele zu gewinnen. Hier erschauten seine Augen die edle Kriemhilde, das schöne Weib, die Schwester dreier Königes, und von hier aus wurde die Jagd in den Odenwald unternommen, auf der der grimme Hagen deu arglosen Helden hinterlistig ermordete. (L Kuther.) Für die evangelische Christenheit ist Worms für alle Zeiten geweiht durch Luthers heldenmütiges Bekenntnis vor Kaiser und Reich, das er in der berühmten Reichstagssitzung am 18. April 1521 ablegte, und womit er 1) Uns ist in alten m8eren Wunders vil geseit von heleden lobebseren, von größer arebeit: von freude und höchgeziten, von weinen unde klagen, von küener recken striten muget ir nu wunder hoeren sagen. 2) Ej wuohs in Buregonden ein vil edel magedin, daz in allen landen niht schoeners mohte sin, Kriemhilt gebeizen: diu wart ein schoene wip, dar umbe muosen degene vil Verliesen den lip. (Aus der Ausgabe von Zarncke, Verlag von Georg Wigand, Leipzig.) 3) Da sank er in die Blumen, Kriemhildens starker Mann. Das Blut aus seiner Wunde vor ihren Augen rann, Die Blumen alleuthatbeu vom Btute waren naß. Nun rang er mit dem Tode, — nicht lange that er das, Dieweil des Todes Waffe verletzt ihn allzusehr: Es mußte bald ersterben der kühne Held stolz und hehr. (Aus der Übersetzung von Junghans, Verlag von Ph. Reclam,)

3. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 37

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 37 in der Nähe des Bahnhofes bei Harzburg Wettrennen abgehalten, bei denen die Besitzer der schnellsten Pserde Ehrenpreise (bis 3000 Mark!) erhalten. Der Schimmerwald (Schimmelwald) zwischen Harzburg und Eckerkrug er- innert an den altdeutschen Gott Wodan, der hier in heidnischen Zeiten ver- ehrt wurde. Wodan, der nach dem Volksglauben aus einem achtbeinigen Schimmel durch die Lüste reitet, lebt in der Sage noch sort als der wilde Jäger Hackelberg, der in stürmischen Herbstnächten an der Spitze der „wilden Jagd" mit Peitschenknall unter dem Rufe: „Hui! Hui!" durch die Harzwälder Zieht und den Leuten, die seinen Jagdruf nachäffen, ein Pferdebein an den Kopf wirft. 10. Die Ilse entspringt im Brockenbett, einem Torfmoor zwischen der Heinrichshöhe und dem Renneckenberge, und empfängt l. den Kellbach, der vom Brocken kommt und durch das Schueeloch (Name?) fließt. Sie bildet auf ihrem Laufe zahlreiche Wasserfälle, nimmt ihren Weg zwischen dem Jlsestein x. und dem Westerberg l. hiudurch, verläßt bei Jlseuburg das Gebirge und mündet bei Hedwigs bürg in die Oker. Jlsenburg ist am Fuße einer alten Burg der sächsischen Kaiser entstanden, welche jetzt dem Fürsten von Stolberg-Wernigerode gehört. Oben aus dem Jlsestein steht ein Kreuz, welches Graf Anton von Wernigerode zum Andenken an seine in den Befreiungskriegen 1813— 1815 gefallenen Freunde hat errichten lassen. Wie die Sage erzählt, bildete der Jlsestein mit dem Westerberge ehemals einen zusammenhängenden Bergrücken, ans dem ein Schloß stand, in welchem der Harzköuig Jl-sung mit seiner Tochter Ilse lebte. Eine Hexe, welche unten im Thale wohnte, haßte aber die schöne Ilse und zauberte eiue große Wasserflut herbei, die den Berg in zwei Stücke zerriß. Das Schloß wurde vernichtet und der König ertrank in den Fluten. Die Prinzessin Ilse aber blieb am Leben und wohnt seitdem im Jlsestein. Werste überrascht, wenn sie imjlseslussebadet, wird in eine zottige Tanne verwan- delt; wer aber die rechten Blumen zneinemstraußebindetnnddenselbenam I.mai um Mitternacht zum Jlsestein trägt, erlöst die Prinzessin und wird reich belohnt. 11. Die Holzemme entspringt am Renneckenberge ö. vom Brocken in der „Hölle", wo die Felsen so wild umherliegen, als ob der Teufel sie durcheinandergeworfen hätte. Das obere Thal der Holzemme heißt die „steinerne Renne", weil das Bett des Flusses mit vielen Steinen angefüllt ist. Bei Wernigerode (Schloß des Fürsten vonstolberg!) verläßt sie das Gebirge, geht über Halberstadt (Stephansdom!) und mündet unterhalb Gröningen l. in die Bode. § 8. Der Unterharz. 1. Der Regenstein (Reinstein) ist ein Höhenzug n. von Blanken- bürg, welcher dem Harze vorgelagert ist. Der Name bedeutet entweder Reihenstein, weil die Sandsteinfelsen, aus welchen er besteht, eine 2'/z km lange „Reihe" bilden, oder der ragende Stein, weil er schroff aus der Ebene emporsteigt. Im Mittelalter befand sich auf dem Regenstein eine Burg der Grafen von Blankenburg, deren Gemächer zum Teil in den Felsen gehauen waren. Selbst die Futterkrippen in den Ställen und die Bettstellen

4. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 42

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 42 — t>er Raum zur Anlage eines Fußweges erst mühsam durch Felssprengungen gewonnen werden mußte. An einer Stelle hat die Bode ein tieses Loch in den Boden gewühlt, in welches die Gewässer tosend hinabstürzen (Bodekessel mit der Teufelsbrücke). Zwischen einem hohen Felfeuthore, welches von dem Hexentanzplatze (r.) und der Roßtrappe (l.) gebildet wird, tritt die Bode bei dem Dorfe Thale aus dem Gebirge und geht über Quedlinburg, Groningen und Oschersleben zur Saale. Von der Roßtrappe erzählt man folgende Sage: „Der wilde Böhmenkönig Bodo wollte des Harzkönigs schönes Töchterlein Brunhilde zur Gemahlin haben. Sie aber mochte ihn nicht leiden und floh vor ihm. Als sie nun aus den Hexentanzplatz kam, wo die bösen Geister des Gebirges ihre nächtlichen Tänze aufführen, scheute ihr Pferd vor- dem tiefen Abgrunde, der sich vor ihm austhat. Brunhilde aber gab ihm die Sporen, setzte in einem gewaltigen Sprunge über den Abgrund hinweg und kam glücklich auf dem linken Ufer der Bode an. Hier schlug der Huf des Pferdes so tief in den Felfen, daß die Spnr davon als „Roßtrappe" zurückblieb. Bodo fetzte der Prinzessin nach, stürzte jedoch in den Fluß, der nun von ihm den Namen erhielt. Er wurde in einen schwarzen Huud ver- wandelt und bewacht seitdem die Krone, welche die Prinzessin verloren hatte And welche in den Fluß gefallen war." 5. Die Selke ist der Hauptfluß des anhaltischen Harzes. Sie entspringt bei dem zerstörten brauuschweigischen Dorse Selkenfelde unweit Stiege, geht bei Alexisbad, Mägdefpruug und Schloß Falkenstein vorbei, verläßt den Harz zwischen Balleustedt und Aschersleben und mündet r. iu die Bode. Alexisbad, welches zu Ehren des Herzogs Alexis von Anhalt be- nannt ist, hat eiue eisenhaltige Quelle, welche von bleichsüchtigen Kranken benutzt wird. Oberhalb Mägdespruug (Eisenhüttenwerk) sieht man hoch oben aus dem r. User der Selke zwei Eindrücke in dem Felseu, die von riesigen Menschenfüßen herzurühren scheinen. Wie die Sage erzählt, sprang eiue Riesentochter hier vom l. auf das r. Ufer der Selke, um ihre Freundin ans den Händen von Räubern zu befreien. Der Ramberg nördlich von Mägde- fpruug ist der höchste Berg des auhaltischen Harzes (575 m). Seiue Spitze, auf welcher sich ein Aussichtsturm befindet, heißt zu Ehreu eiues Herzogs von Anhalt die Viktorshöhe. Eiue Felsgruppe auf dem Berggipfel wird die Teufelsmühle genannt. Die Sage erzählt, ein Müller im Selkethale habe dem Teufel seine Seele versprochen, wenn er ihm aus der Spitze des Ram- berges in einer Nacht eine neue Windmühle ans Steinen erbaue. Da die- selbe aber noch nicht fertig war, als der Hahn den Anbruch des Tages ver- kündete, war der Teusel betrogen. In seinem Zorne zerschmetterte er mit dem letzten Steine die Mühle und den Müller. Aus dem Hausberge oben am r. User der Selke unterhalb Mägdespruug lag einst die Burg Anhalt, Unit der das Herzogtum Anhalt den Namen hat. Von derselben sind nur noch wenige Mauerüberreste vorhanden. Im Schlosse Falkeusteiu, welches dem Grafeu v. d. Asseburg gehört, wird ein Becher aus

5. Friedr. Bosses kleine braunschweigische Landeskunde für Schule und Haus - S. 60

1914 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
60 Der Oberharz. Mitte zwischen dem Brocken und Altenau die Oberförsterei und der Gasthof Torfhaus, die höchstgelegene und zugleich jüngste Ansiedelung im Harz; der Name erinnert daran, daß man in der Mitte des vorigen Jahrhunderts einmal den Versuch machte, das Brockenfeld zur Torfgewiunuug auszunutzeu. Von hier aus bestieg Goethe, der von Klausthal über Alteuau gekommen war, am 10. Dezember 1777 in Begleitung des Försters den schneebedeckten Brocken, „des gefürchteten Gipfels schneebehangenen Scheitel, den mit Geister- reihen kränzten ahnende Völker" (Gedicht „Harzreise im Winter."). Der ö. führende Weg ist nach dem Dichter benannt worden. Abb. 23. Bad Karzburg. 2. Ö. vom Brocken entspringt im Brockenbett, einem Torfmoor zwischen der Heinrichshöhe und dem Nenneckenberge, die Ilse. Sie empfängt bald l. den Kellbach, der vom Brocken kommt und das klippenumrahmte Schnee- loch durchfließt, eine Stelle, wo sich der Winterschnee besonders lange zu halten pflegt. Die Ilse bildet auf ihrem Laufe zahlreiche liebliche Wasser- fälle', nimmt ihren Weg zwischen dem Jlsesteiu r. und dem Westerberg l. hindurch, verläßt bei Jlseuburg das Gebirge und mündet bei Börßum in die Oker. Ans dem Jlseftein steht ein Kreuz, das Gras Anton von Wernige- rode zum Andenken an seine in den Befreiungskriegen 1813—1815 gefal- lenen Freunde hat errichten lassen. Der Sage zufolge bildete der Jlsestein mit dem Westerberge ehemals einen zusammenhängenden Bergrücken, auf dem ein Schloß stand, worin der Harzkönig Jlsung mit seiner Tochter Ilse lebte. Eine im Tale wohnende Here aber haßte die schöne Ilse und zauberte eine

6. Friedr. Bosses kleine braunschweigische Landeskunde für Schule und Haus - S. 76

1914 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
76 Der Unterharz. Husaren namens Hamburg, der im Siebenjährigen Kriege nebst zwei Kame- raden den Herzog vor französischer Gefangenschaft rettete. Znm Dank für die tapfere Tat versprach der Herzog, jedem einen Wunsch zu erfüllen. Der eine wünschte sich ein Backhaus, der andere eine Schmiede, der dritte eine Schenke. Der Herzog ließ diese Häuser an der Stelle erbauen, wo seht „Hamburg" steht. — Das 333 m hoch gelegene Wendefurt ist ein alter Weiler mit nur 30 Einwohnern; seine Lage zwischen herrlichen Höhen (Schöneburg) und Wäldern (die sieben Gründe) machen es zum Luftkurort geeignet. Ähnliches gilt von dem Dörfchen Altenbrak (400 E.). Ein Teil der forellenreichen Bode wird hier durch den 370 m langen Tunnel der Schöneburg geleitet, uni die Holzschleiserei zu bedienen, und dann durch einen Aquädukt dem Flusse wieder zugeführt. Treseburg (175 E.) kündigt sich schon mit seinen zahlreichen Gasthöseu als oberes Eingangstor zu dem be- rühmtesten und besuchtesten Teile des Bodetals an. Auf der 10 km langen, 170 m fallenden Strecke von hier bis Thale durchbricht der Bach zunächst einen mächtigen Granitselsen. Die riesigen, wun- derlich gestalteten Blöcke, die wir im Flußbett und in seiner Umgebung bemerken, sind nach Ansicht der Geologen durch die auswaschende Tätigkeit des Wassers im Gestein entstanden. Auch hier traten früher wie im Okertale die Felsen so nahe an den Fluß, daß der Raum zur Anlage eines Fußweges erst mühsam durch Sprengungen gewonnen werden mußte. Zu der Erhaben- heit der Felsbildungen gesellt sich die bunte Schönheit des Baumwuchses, zu der neben Buchen und Fichten Eichen, Birken, Eschen, Ahorne, Ulmen, Eiben wetteifernd beitragen. Drunten aber wälzt der durch die Luppbode verstärkte Fluß, einem Helden vergleichbar, der zornig die Ketten sprengt, schäumend und tosend seine Wassermassen durch das eingezwängte Bett. Erfüllt von Schauer und Bewunderung betrachtet der Wanderer dies großartige Schauspiel der Natur, besonders von der Teufelsbrücke, die über den Bode- kessel führt. Von hier ans steigt l. ein in 18 Windungen angelegter Weg, die Schurre, zu dem 403 m hohen Felsen Roßtrappe hinan. Gegenüber liegt 250 m über der Bode der noch höhere Hexentanzplatz, der eine einzigartig schöne Aussicht ins Gebirge und in die Ebene gewährt. Einst, so erzählt die Sage, wollte der wilde Böhmenkönig Bodo des Harzkönigs schönes Töchterlein Brnnhilde zur Gemahlin haben; sie aber mochte ihn nicht leiden und floh vor ihm. Als sie nun aus den Hexentanzplatz kam, wo die bösen Geister des Gebirges ihre nächtlichen Tänze aufsühren, scheute ihr Pferd vor dem tiefen Abgrunde, der sich vor ihm auftat. Brunhilde aber

7. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 9

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
9 zur Hülfe herbei. So kamen einst Zwerge zu einer Kranken- wärterin in Stadtoldendorf und forderten sie auf, mit ihnen zu gehen und einer kranken Frau Beistand zu leisten. Als die Wärterin sich dazu bereit erklärt hatte, verbanden ihr die Zwerge die Augen und führten sie in den Berg. Hier half sie nach Kräften und wollte dann wieder gehen. Doch das litten die Zwerge nicht, und so blieb sie volle acht Tage im Berge und hatte es recht gut. Beim Abschiede fragten die Zwerge, wie viel sie verdient hätte. Die Frau erwiderte aber, sie wäre mit allem zufrieden, was sie ihr gäben. Da reichten ihr nun die Zwerge eine Diefse Flachs und sagten dabei, da- von möge sie alle Tage spinnen; der Flachs werde niemals alle werden, wenn sie nur das letzte von dem Rocken nicht abspinne. Dann verbanden ihr die Zwerge abermals die Augen und führten sie aus dem Berge wieder heraus. Die Frau that, wie ihr die Zwerge geboten hatten. Den Tag über spann sie fleifsig; war sie aber zu dem letzten Lopp gekommen, so hörte sie auf, und am andern Morgen fand sie die Diefse jedesmal wieder voll Flachs. So spann die Frau lange Zeit und wurde zuletzt recht wohlhabend. Endlich aber dachte sie, da sie nun schon so viel zusammengesponnen habe, so könne sie es wohl einmal wagen, auch den letzten Lopp abzuspinnen. Sie that dies, und da war am andern Morgen auch die Diefse weg und blieb weg. Es ist auch im Keilberge ein tiefes Loch, aus welchem sonst die Zwerge immer Umschau hielten. Einst spielten an dieser Stelle fünf Jungen aus einem benachbarten Dorfe und belustigten sich damit, über das Loch hinüber und herüber zu springen. Da sprang aber einmal einer von ihnen fehl und fiel so in den Berg hinein. Unten war es gar schön, wie in einer Stube. Der Junge hatte keinen Schaden genommen und suchte nun wieder aus dem Berge herauszukommen. Dies ge- lang ihm auch, indem er dem Laufe des Baches folgte, welcher aus dem Berge hervorfliefst. Es war dies derselbe Weg, auf welchem die Zwerge ein- und ausgingen. Für diese war er hoch genug und ganz bequem, weil sie so klein waren. Der Junge aber mufste sich ganz krumm machen, kam jedoch glücklich wieder aus dem Berge heraus ins Freie.

8. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 15

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
15 an ihm vorüber zum Flaehlande fliefst. Im Felsen wohnt eine ver- zauberte Jungfrau mit Famen Ilse. Noch alle Morgen schliefst sie den Ilsenstein auf, um sich im klaren Wasser zu baden. Nur wenigen ist es vergönnt, sie zu sehen. Aber wer sie kennt, preist sie. Einst fand ein Köhler sie frühmorgens und grüfste sie freund- lich. Darnach winkte sie ihm, und er folgte ihr nach bis vor den Fels. Hier nahm ihm die Jungfrau seinen Ranzen ab, ging damit hinein und brachte ihn gefüllt zurück. Doch befahl sie dem Köhler, er sollte ihn erst in seiner Hütte öffnen. Die Schwere fiel ihm auf, und als er auf der Ilsenbrücke war, konnte er sich nicht länger enthalten und machte den Ranzen auf. Da sah er nur Eicheln und Tannäpfel. Unwillig schüttelte er sie in das Wasser; sobald sie aber die Felsbrocken in der Ilse berührten, vernahm er ein Klingen und sah mit Schrecken, dafs er Gold verschüttet hatte. Doch war im Ranzen noch ein kleiner Überrest hängen geblieben; den bewahrte er sorgfältig auf und wurde dadurch noch reich genug. Grimm, Deutsche Sagen. 18. Wildfütterung im Harz. Wenn das Laub verwelkt und verweht ist, wenn die Kräuter ver- dorrt sind und der erste Schnee den Erdboden bedeckt, beginnt der Förster mit der Wildfütterung. Auf dem Berghange nahe der Försterei hat er hölzerne Raufen hergerichtet, die mit duftigem Heu von den Waldwiesen angefüllt sind. Pünktlich wie die Uhr und nach und nach mit geringerer Scheu stellen sich die Tiere ein. Sie kommen einzeln und in Rudeln zum Futterplatze heran und knuspern und zupfen emsig am leckern Heu. Der Förster ist mit seinen Kindern und einigen Be- kannten ziemlich nahe herangetreten. Verstohlen äugen die scheuen Waldtiere zu den Menschen hinüber, und sind jeden Augenblick bereit, mit einigen kühnen Sprüngen den sichern Wald zu erreichen. Eine neue Schar hungernder Tiere trifft ein. Sie kommen aus weiter Ferne. Auf ihrer Suche nach Nahrung haben sie einen der Wildpfade gefunden, die von allen Seiten nach dem Fütterungsplatze führen, und sind nun zum erstenmal hier. Den magern, schlanken Leib noch zwischen den dichten, jungen Fichten bergend, schauen sie bald verlangend auf die gefüllten Raufen, bald ängstlich auf die gefürchteten Menschen. Jetzt tritt hie und da ein Tier vor; die knuspernden, hier schon hei-

9. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 10

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
10 Auch sonst haben in dieser Gegend Zwerge gewohnt, so z. B. im nahen Burgberge, auf dem ehemals die Homburg stand. Aber sie sind nun längst fortgezogen, weil sie sich, wie sie sagten, vor den Menschen nicht mehr halten konnten. Bei Holzminden liefsen sie sich über die Weser fahren. Der Schiffer, welcher sie überschiffte, fuhr mehrmals hinüber, ohne irgend etwas zu sehen; nur merkte er jedesmal, dafs das Schiff schwer beladen sei. Als er das letzte Mal hinüberfuhr, war auch der König der Zwerge mit im Schiffe. Dieser nahm seinen Hut ab, wodurch er sichtbar wurde, und setzte ihn dem Fährmann auf; zugleich sprach er zu ihm, er solle nun auch sehen, wen er eigentlich übergefahren habe. Der Schiffer aber, der jetzt alles wahrnehmen konnte, sah das ganze Feld vor sich vom Volke der Zwerge dicht bedeckt. Schliefslich wurde er noch von dem Zwergkönige für seine Dienste reich belohnt. Schambach und Müller, Niedersächsische Sagen. 12. Die Hünen. Vor den Menschen sind die Riesen im Lande gewesen. Ihre ungeheure Gröfse hann man daraus sehen, dafs aus einer Hünen- rippe, welche sich in der Kirche zu Gandersheim befand, eine ganze Bank gemacht werden konnte. Die Riesen verachteten die Menschen wegen ihrer Kleinheit und sagten, als dieselben ins Land kamen, ivas diese Erdwürmchen ivohl wollten. — Nun sind die Hünen längst von der Erde verschwunden, aber die Erdivürmer sind noch da. Bei dem Dorfe Ahrholzen südwestlich von Stadtoldendorf steht auf einem Acker ein Denkstein, welcher der Kreuzstein heifst, weil auf ihm ein Kreuz ausgehauen ist. Dieser Stein ist von der Homburg und der Burg Eberstein ungefähr gleich weit entfernt, von beiden etwa eine Stunde. Hier kamen die beiden Hünen, welche auf der Homburg und dem Eberstein wohnten, oft zusammen und gaben sich die Hand. Jeder von ihnen brauchte von seiner Burg aus nur einen einzigen Schritt zu thun, um dahin zu gelangen. Einst hatte der Besitzer des Ackers den Stein, der ihm sehr im Wege war, ausgegraben;

10. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 16

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
16 misch gewordenen Gefährten dort machen ihnen Mut. Jetzt wagt sich ein Alttier, das weniger argwöhnisch als die Kälbchen ist, dreist heran, und nun eilt plötzlich das ganze Rudel herbei und umdrängt die reichen Futterstände. Das ist ein gar lieblicher Anblick, und die Kinder freuen sich, wenn sie immer mehr Tiere zählen können. ____________ Günther, Der Harz. 19. Die Roßlrappe. Da wo die rauschende Bode das Harzgebirge verläßt, erheben sich schroff zwei mächtige Felsen, der eine heißt der Hexentanzplatz, der andre die Roßtrappe. Der letzte Name ist daher entstanden, weil auf dem Scheitel dieses Felsens der Eindruck eines riesengroßen Pferdehufes zu sehen ist. Davon lautet folgende Sage. Vor tausend und mehr Jahren war das Land rings um den Harz von Riesen bewohnt. Das waren Heiden, die Raub und Ge- waltthat übten. Alte Eichen rissen sie samt den Wurzeln aus und kämpften damit. Fern im Böhmer Walde hauste dazumal ein Riese, Bodo genannt. Der begehrte die Königstochter vom Riesengebirge zu seiner Gemahlin, aber sie verachtete ihn. Einst ersah Bodo sie jagend auf der Schneekoppe und sattelte sogleich seinen Rappen, denn er wollte sie fangen oder sterben. Fast hätte er sie erreicht; als er aber noch zwei Meilen fern war, schwenkte sie schnell ihr Roß. Von ihren Sporen getrieben, stog es über Berge und Thäler, durch Thüringen bis in den Harz. Oft hörte sie einige Meilen hinter sich das schnau- bende Pferd Bodos und jagte dann immer weiter. Jetzt stand ihr Roß plötzlich auf dem furchtbaren Felsen, der der Hexentanzplatz heißt. Angstvoll blickte die verfolgte Königstochter in die grausige Tiefe, denn senkrecht ging der Fels hinab in den Abgrund. Tief unten rauschte der Strom und kreiste in furchtbaren Wirbeln. Die Klippe gegenüber schien kaum Platz zu bieten für den Vorderfuß eines Rostes. Von neuem hörte sie Bodo hinter sich, da drückte sie ihrem Pferde die Sporen in die Seite. Das edle Tier sprang über den Abgrund glück- lich auf die Felsenspitze und schlug seinen Huf tief in das harte Ge- stein, daß die Funken stoben. Das ist jene Roßtrappe. Die Königs- tochter war gerettet. Aber während des Sprunges verlor sie ihre schwere goldene Krone, welche in die Tiefe fiel. Bodo setzte der Prin- zessin nach, stürzte jedoch in den Strudel. Von ihm hat der Fluß den Namen Bode erhalten._____________________Grimm, Deutsche Sagen.
   bis 10 von 13 weiter»  »»
13 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 13 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 2
2 0
3 0
4 0
5 5
6 0
7 3
8 4
9 1
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 6
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 4
38 2
39 0
40 0
41 0
42 0
43 6
44 0
45 0
46 1
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 8
2 0
3 1
4 0
5 1
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 2
14 0
15 0
16 0
17 4
18 0
19 0
20 0
21 5
22 1
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 1
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 1
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 1
43 0
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 6
50 0
51 0
52 0
53 0
54 2
55 0
56 0
57 6
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 1
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 0
73 1
74 0
75 0
76 3
77 4
78 0
79 0
80 2
81 0
82 3
83 1
84 0
85 0
86 0
87 2
88 0
89 0
90 0
91 1
92 1
93 0
94 2
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 330
1 70
2 22
3 60
4 3
5 18
6 410
7 13
8 6
9 2
10 18
11 65
12 226
13 129
14 167
15 1
16 8
17 10
18 10
19 8
20 47
21 8
22 0
23 1
24 126
25 303
26 9
27 0
28 71
29 59
30 5
31 13
32 170
33 104
34 169
35 1
36 68
37 1
38 75
39 84
40 8
41 13
42 52
43 216
44 4
45 20
46 26
47 157
48 49
49 3
50 158
51 117
52 82
53 23
54 20
55 15
56 4
57 5
58 27
59 150
60 7
61 24
62 10
63 3
64 20
65 31
66 29
67 2
68 28
69 31
70 33
71 9
72 50
73 1
74 7
75 39
76 80
77 7
78 135
79 4
80 13
81 482
82 99
83 138
84 17
85 5
86 46
87 63
88 4
89 126
90 99
91 20
92 11
93 21
94 53
95 190
96 37
97 72
98 6
99 18
100 77
101 69
102 121
103 23
104 98
105 40
106 29
107 56
108 6
109 83
110 101
111 28
112 30
113 50
114 111
115 31
116 23
117 11
118 3
119 158
120 10
121 61
122 88
123 189
124 99
125 131
126 36
127 154
128 7
129 154
130 141
131 244
132 5
133 166
134 65
135 43
136 242
137 45
138 17
139 89
140 17
141 6
142 236
143 58
144 5
145 26
146 0
147 15
148 5
149 16
150 4
151 12
152 161
153 32
154 78
155 13
156 7
157 15
158 1
159 107
160 32
161 10
162 0
163 0
164 13
165 17
166 84
167 45
168 101
169 30
170 17
171 32
172 18
173 133
174 17
175 487
176 12
177 103
178 53
179 51
180 29
181 3
182 42
183 230
184 93
185 62
186 32
187 16
188 127
189 12
190 3
191 25
192 12
193 76
194 10
195 95
196 217
197 3
198 2
199 90