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1. Das Mittelalter - S. 73

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
§ 24. Die Kreuzzüge. 73 ein Franzose von Gebnrt, auf einer Kirchenversammlnng zu Clernt ont 1095 in zündender Rede zu einem Kreuzzuge ins Heilige Land aufforderte, riefen Unzählige mit ihm: „Gott will es, Gott will es!" Und sofort heftete sich Volk und Ritterschaft ein rotes Kreuz auf Brust oder Schulter und verpflichtete sich damit zur Teilnahme ant Krenzzttge. 3. I)er erste Kreuzzug 1096—1099. Wohl war die Anregung zur Kreuzfahrt von Frankreich nnb einem Papste französischer Herkunft ausgegangen, doch die Ausführung des nahmen hauptsächlich germanische Fürsten-bie auf romanischem Boben ansässig waren Robert von der Normandie, Bohemnnb und Tankreb aus dem normannischen Unter Italien, ferner Balduin von Flanbern und sein Brnber, der lothringische Herzog Gottfrieb von Bouillon. Die ersten Scharen, die unter Peter von Amiens und Walter von „Habenichts" nach dem Morgenlaube voraneilten, waren zuchtlose Haufen, die schon unterwegs zugrunbe gingen. Der besser georbncte Hauptzug des Kreuzheeres, dem sich romanische und beutsche Ritter, Geistliche und Pilger in großer Zahl anschlossen, brach unter der Führung des Herzogs Gottsrieb von Bouillon und seines Bruders Balduin auf. Er nahm seinen Weg durch Bayern, Ungarn und Bulgarien und kam glücklich bis Konstantinopel. Dort trafen noch weitere Scharen von Franzosen nnb Normannen ein, welche die Hinfahrt auf anderen Wegen gemacht hatten. Kaiser Alexius nötigte die kreuzfahrenden „Franken", deren Streitkraft wohl über 300000 Mann betrug, ihm den Lehenseib zu leisten. Durch Kleinasien ging der Weg unter vielen Mühsalen und verlustreichen Kämpfen bis nach Antiochia in Syrien. Kaum aber hatten die Kreuzfahrer diese große Stadt nach langer Belagerung eingenommen, als sie von einem neuen Heere der Feinde in der eroberten Stadt eingeschlossen würden (1098). Zwar stärkte die Auffindung der Heiligen Lanze ihren Mut, aber infolge von Zwistigkeiten unter den Fürsten bauerte es boch lange, bis die Eingeschlossenen sich befreien und ihren Weg fortsetzen konnten. Nur etwa 20000 Krieger gelangten bis vor Jerusalem. Nach frommen Werkes über-unb Rittergeschlechter, x Raimund von Toulouse, *3ffr»*ri Abb. 11. Kreuzritter.

2. Das Mittelalter - S. 105

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
§ 38. Drei Kaiser aus dem Hause Böhmen-Luxemburg 1347—1437. 105 Noch bei Lebzeiten ließ Karl die Wahl seines Sohnes Wenzel zum Nachfolger im Reiche und in Böhmen vollziehen; der jüngere Sohn Sie gm nn d erhielt die Mark Brandenburg, für die einstweilen ein Statthalter bestellt wurde. Durch seine Vermählung mit einer ungarischen Fürstentochter erwarb sich Siegmund auch uoch die Anwartschaft auf Ungarn. Nach solchen vielseitigen Erfolgen starb Karl in seiner geliebten böhmischen Hauptstadt, in der er auch begraben liegt. Ii. Wenzel 1378—1400 (1410). 1. Wenzels Untätigkeit. Wenzel hatte ein wohlgesichertes Erbe überkommen, regierte aber saumselig und planlos. Seine Trägheit kostete ihm schließlich das Zepter. Nach 22 jähriger fruchtloser Herrschaft wurde ihm im Reiche ein Gegenkaiser gegenübergestellt; doch blieb er König von Böhmen bis zu seinem Tode (1419). 2. Städtekriege. Ranbwesen und Faustrccht störten unter Wenzels Mißregierung den friedlichen Erwerb in Stadt und Land. Aber schon wehrte sich das aufstrebende Bürgertum mit eigener Kraft. Die Städte vereinigten sich zu größeren Bündnissen und verteidigten ihre Selbständigkeit gegenüber dem Ranbadel und den Fürsten. So der Rheinische und der Schwäbische Bund, die sich wieder untereinander verbündeten und Annäherung an verwandte Städtevereinigungen, wie an die mächtige norddeutsche Hanse und an die Schweizer Eidgenossenschaft suchten. Den Städtebünden stellten sich Fürsten- und Ritterbündnisse entgegen. Zwischen den beiden Ständen wurden blutige Fehden ausgefochten. Den Vorteil trugen schließlich die Landesfürsten davon, die sowohl auf Kosten der Städte wie der Ritter ihre Macht vergrößerten (vgl. S. 113). 3. Kaiser Wuprecht von der H*fakz (1400—1410.) Die Absetzung Wenzels war von den vier rheinischen Kurfürsten ausgegangen. Sie waren es auch, die an seine Stelle einen aus ihrer Mitte, den Pfalzgrafen Ruprecht, als Gegenkönig setzten. Bei allem redlichen Willen war Ruprecht zu machtlos, „das Unrecht zu unterdrücken und das Recht zu stärken". Schon sein Römerzug vom Jahre 1401 mißglückte. Seine Bemühungen, die Bündnisse aufzulösen und einen allgemeinen Landfrieden herzustellen, scheiterten an dem Widerstände der Fürsten wie der Städte. Die allgemeine Zwietracht wurde uoch gesteigert durch ein seit längerer Zeit bestehendes Doppelpapsttum (Schisma), indem sowohl in Avignon als auch in Rom Päpste ausgestellt worden waren. Ein Konzil zu Pisa 1409 setzte zwar den französischen wie den römischen Papst ab und wählte ein neues überhaupt; da aber jene beiden nicht abdankten, hatte die Kirche gar drei Päpste. Unter solchen Wirren starb Ruprecht 1410,

3. Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart - S. 13

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
§ 5. Die Zeit des Direktoriums 1795—1799. 13 Die Veranlassung dazu hatten die wegen der Teilung Polens auftauchenden Mißhelligkeiten gegeben. Von da an verharrte Preußen und mit ihm ganz Norddeutschland gegenüber Frankreich in elfjähriger Neutralität. Nur Österreich, bort den süddeutschen Staaten schwach unterstützt, setzte nach Erledigung der polnischen Händel den Krieg mit Beharrlichkeit fort (vgl. S. 14, Abs. 2). 3. Die Zweite und die Tritte Teilung Polens 1793 und 1795. Zwanzig Jahre nach der Ersten Teilung Polens (1772) versuchte eine patriotisch gesinnte Partei der Polen über den russischen Einfluß die Oberhand zu gewinnen und dem Lande eine neue Verfassung zu geben. Die dadurch hervorgerufenen Unruhen boten den vereinigten Russen, Preußen und Österreichern willkommene Gelegenheit, weitere Gebiete loszureißen (Zweite Teilung Polens 1793). Ein im folgenden Jahre losbrechender Aufstand unter Thaddäus Kosciuszko endete trotz heldenmütigen Kampfes mit neuen Niederlagen und der gänzlichen Aufteilung der polnischen Lande (1795): Preußen erhielt zu Westpreußen (mit Danzig) noch Großpolen ober „Südpreußen" (mit Posen und Kalisch) und Masovien oder „Neuostpreußen" (mit Warschau); Österreich behauptete das (um Krakau und Lublin vergrößerte) galizische Land, Rußland aber alles übrige, also mindestens zwei Drittel des ganzen Polenreiches (vgl. die Nebenkarte zur Hauptkarte X). Die Zeit des Direktoriums 1795—1799. 1. Innere Verhältnisse Frankreichs. Nach der Direktorialverfassung sollten die staatlichen Gewalten bei der Gesamtheit der 750 Abgeordneten ruhen, die sich selber wieder also teilten: a) in einen „Rat der Füns-h u rt d e r t", der die Gesetze vorschlug, b) in den (aus 250 Mitgliedern bestehenden) „Rat der Alte n", der die Vorschläge der Fünfhundert zu prüfen und zu bestätigen hatte, c) in das Direktorium, welches die vollziehende Gewalt übte und aus 5 Mitgliedern bestand. Diese Direktoren wurden auf Vorschlag der Fünfhundert von den Alten aus deren eigenen Reihen gewählt; die zwei angesehensten Mitglieder des Direktoriums waren Barras und Carnot. Jakobiner, Republikaner und Royalisten fanden bei den alljährlichen Wahlen Gelegenheit zu feindseliger Bekämpfung. Das geringe Vertrauen, das die Regierung genoß, wurde in der Folge noch mehr erschüttert durch Finanznot und Staatsbankrott, seitdem die auf 45 Milliarden vermehrten Assignaten nicht mehr verzinst und zuletzt ganz außer Kurs gesetzt wurden.

4. Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart - S. 66

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
66 § 26. Die außerdeutschen Länder von 1815—1848. ganzen griechischen Volkes hervor. Der mannhaft aufgenommene Kamps erregte warme Teilnahme unter den Griechenfreunden aller Länder; man sammelte Geld zu ihrer Unterstützung, Freiwillige traten in ihre Heere, Dichter verherrlichten ihre Taten (Wilhelm Müllers „Griechenlieder"). Zu den begeistertsten Philhellenen gehörten König Ludwig I. von Bayern und der englische Dichter Lord Byron, der auch in Griechenland gestorben ist. Aber erst nach manchen Niederlagen der Griechen, als auch die Seefestung M i s s o l u n g h i trotz tapferster Verteidigung gefallen war, griffen Rußland, England und Frankreich ein und nötigten nach Vernichtung der türkischen Flotte bei N a v a r i n o oder Pylos den Sultan zur Anerkennung der Unabhängigkeit Griechenlands (1828). In der Londoner Konferenz 1830 erklärten die Schutzmächte das befreite Land zu einem souveränen Königreich, aus dessen Thron Prinz Otto von Bayern, der zweite Sohn Ludwigs I., berufen wurde. Otto regierte unter schwierigen Verhältnissen dreißig Jahre lang. Infolge innerer Unruhen mußte er 1862 das Land verlassen. An seine Stelle trat ein dänischer Prinz unter dem Namen Georg I. als zweiter König von Griechenland. 7. Die Jnlirevolution in Paris 1830. Die fortschrittsfeindliche Regierung Karls X. hatte den offenen Widerspruch der Kammermehrheit hervorgerufen. Selbst rühmliche Erfolge der äußeren Politik, wie die Mitwirkung zur Befreiung Griechenlands und die schnelle Eroberung Algiers (Juli 1830), konnten das Mißtrauen des Volkes nicht mehr beschwichtigen. Scharfe Gegenmaßregeln der Regierung, die königlichen „Ordonnanzen" vom 25. Juli, wonach die Kammer aufgelöst, die Freiheit der Presse unterdrückt und die Verfassung abgeändert werden sollte, reizten die Pariser Bevölkerung zum Aufstand, der einen dreitägigen Straßenkampf im Gefolge hatte (27.—29. Juli). Karl X. dankte zugunsten seines Enkels Heinrich ab. Aber die in Paris zurückgebliebenen Deputierten hatten bereits den Herzog Ludwig Philipp von Orleans, den Sohn des Philipp Egalite, zum Generalstatthalter des Königreiches gewählt. Schon nach wenigen Tagen bestieg dieser als „Bürgerkönig" den Thron. Die Bourbonen mußten Frankreich für immer verlassen. Ihr Hans ist seit 1883 erloschen (vgl. S. 64). Die Regierung Louis Philipps (1830—1848). Inmitten der zwie-trächtigen Parteien der Orleanisten und der Legitimsten, der Republikaner und der Bonapartisten suchte der Bürgerkönig vergeblich das »Juste Milieu«, die rechte Mitte, durch engeren Anschluß an die Gruppe der besitzenden Bürgerschaft zu finden. Casimir Perier, Thiers und Guizot, die Namen der führenden Minister, bezeichnen zugleich ebenso viele Wandlungen der schwankenden

5. Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart - S. 67

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
27. Deutschland von 1830—1848. 67 Politik. Volkstümliche Maßnahmen, wie die Erbauung der Pariser Befestigungswerke und die Heimsührung der Überreste Napoleons, vermochten das geringe Ansehen der Regierung nicht zu befestigen. Zuletzt wurde Louis Philipp mitsamt der Monarchie ein Opfer der demokratischen Gegenströmung, deren wachsende Stärke er gänzlich unterschätzt hatte (vgl. S. 74, Abs. 1). 8. Begründung des Königreichs Belgien 1830. Belgien und Holland (mit Einschluß von Luxemburg und Limburg) waren seit 1815 unter dem Hause Nassau-Oranien zum Königreich der Niederlande vereinigt. Aber der nationale, wirtschaftliche und religiöse Gegensatz, in dem die französisch redenden und katholischen Belgier zu den reformierten Holländern standen, hatte zu heftigen Beschwerden gegen die Regierung König Wilhelms I. geführt. Das Beispiel der Pariser Julirevolution steigerte die Unzufriedenheit bis zu offenem Aufstand (August und September 1830). Ein Nationalkongreß zu Brüssel sprach die Unabhängigkeit Belgiens aus und berief den Prinzen Leopold von Sachfen-Koburg zum erblichen König der Belgier. Luxemburg und Limburg sind erst 1839 unter Belgien und Holland geteilt worden. Über Holland und desseu Kolonien in Ostindien regierten von 1815—1890 nacheinander drei Könige namens Wilhelm aus dem Hause Oranien. Nach dem Tode Wilhelms Iii. (1890) ging die Krone auf seine einzige, damals noch unmündige Tochter Wilhelmine über. Nach dem „Salischen Gesetze" fiel daher das Großherzogtum Luxemburg, soweit es zu Holland gehört hatte, an den Herzog A d o l f aus der älteren Linie des Hauses N a s s a u, der dieses sein rheinisches Herzogtum 1866 an Preußen verloren hatte. 9. Aufstand der Polen 1830. Das der russischen Herrschaft verfallene „Königreich Polen" war zwar durch Alexander I. "mit einer besonderen Verfassung ausgestattet worden; doch befriedigte diese weder Adel noch Volk. Französischen Einflüssen von jeher leicht zugänglich, erhob sich daher die Bevölkerung 1830 zum Aufstand gegen ihre Bedrücker. Aber der Sieg des russischen Generals Diebitsch bei O st r o -lenka stellte die russische Herrschaft wieder her, worauf die bisherige Verfassung abgeschafft und das Land zur russischen Provinz gemacht wurde. 8 27. Deutschland von 1830—1848. 1. Nachwirkungen der französischen Julirevolution. Das in Paris gegebene Beispiel des Volksaufstandes rief auch in mehreren norddeutschen Mittelstaaten ähnliche Unruhen hervor. In Braunschweig, Hessen-Kassel,

6. Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart - S. 34

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
34 § 12. Königin Luise. schönsten Jahre ihres Lebens. Der Kronprinz als „Schulze von Paretz" und die Kronprinzessin als „gnädige Frau von Paretz" standen im ungezwungenen Verkehr mit der ländlichen Bevölkerung und nahmen an deren Leiden und Freuden herzlichen Anteil. 3. Als Königin. Beim Regierungsantritt im Jahre 1797 warteten schwere Aufgaben auf das junge Königspaar. Die große Schuldenlast, die Friedrich Wilhelm Ii. hinterlassen hatte, mußte getilgt werden. Sparsamkeit und Ordnung sollten an Stelle der Prunksucht und Verschwendung treten, strenge Zucht und Sitte am preußischen Hofe wieder heimisch werden. König und Königin gingen in jeder Beziehung ihrem Volke und ihrem Hofe mit bestem Beispiel voran. Ihre größte Freude fand die Königin im eigenen Hause an ihren Kindern. Die stete Sorge für diese blieb ihr die vornehmste Ausgabe. Das Me, friedliche Glück war leider nur von kurzer Dauer, weil die politischen Ereignisse jetzt schwer in das Geschick Preußens eingriffen. a) Jena und Auerstädt. Die Königin erkannte klar, daß Preußen einen Kampf um seine Existenz zu bestehen habe. Deshalb verursachte ihr die schwankende und unentschlossene Haltung des Königs und seiner Ratgeber schwere Besorgnis. Obwohl sie sich grundsätzlich von aller Einmischung in die Politik fernhielt, so verfolgte sie den Gang der Ereignisse doch mit größter Aufmerkamkeit. Die Sorgen um die Zukunft des Vaterlandes, dazu auch häuslicher Schmerz lasteten schwer auf ihrem Gemüte und untergruben ihre Gesundheit. Trotzdem begleitete sie beim Ausbruch des Krieges im Jahre 1806 den König ins Feld. Bis kurz vor der Schlacht bei Jena blieb sie irrt königlichen Hauptquartier zu Weimar; erst auf den dringenden Wunsch des Königs kehrte sie nach Berlin zurück, wohin die Nachricht von der Niederlage noch vor ihrer Ankunft gelangt war. b) A u f der Flucht. Da die Truppen Napoleons bereits auf dem Wege nach Berlin waren, tat schleunige Flucht not. In Küstrin traf der König mit der Königin zusammen. Von dort ging's weiter nach Königsberg. Hier erkrankte die Königin an einem heftigen Nervenfieber, das ihr Leben in Gefahr brachte. Ehe sie genesen war, mußte sie vor den nachrückenden Franzosen nach Memel flüchten. Drei Tage und drei Nächte dauerte diese Flucht, die unter den größten Entbehrungen und bei schlechtem Winterwetter stattfand. c) Begegnung mit Napoleon. Nachdem noch vergeblich bei Eylau und Friedland gekämpft worden war und Kaiser Alexander ohne Zuziehung Preußens mit Napoleon einen Waffenstillstand abgeschlossen

7. Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart - S. 78

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
78 30. Die Revolutionsbewegung in Deutschland 1848—1851. verlangten. Tiefe Uneinigkeit bestärkte die meisten Regierungen in der grundsätzlichen Abneigung, die sie schon bisher dem Frankfurter Parlament gegenüber bekundet hatten. Zudem wurde dessen Tätigkeit erschwert durch die Aufstände, die in den beiden Hauptstaaten mit gesteigerter Heftigkeit fortdauerten und die ganze Bewegung in Verruf brachten. Verlauf der Revolution in Österreich 1848/49. Infolge fortdauernder Unruhen war der kaiserliche Hof aus Wien geflüchtet. Fast zu gleicher Zeit erhoben sich auch die Lombarden und die Venetianer, die Böhmen und die Galizier, die Ungarn und die Kroaten und forderten eigene Landesverfassungen mit nationaler Selbständigkeit. Ihren Höhepunkt erreichte die Gärung im Oktober 1848 zu Wien, wo das Stadtregiment auf mehrere Wochen in die Gewalt der Aufrührer geriet. Fürst Windisch-Grätz, der eben in Prag die Tschechenerhebung niedergeworfen hatte, rückte zur Belagerung der empörten Hauptstadt heran und erzwang deren Übergabe (1. Nov.), worauf über die Häupter der Revolution ein blutiges Gericht erging. Unter dem Eindruck solcher Ereignisse dankte Kaiser Ferdinand zugunsten seines Neffen Franz Joseph1) ab (2. Dez. 1848). Die neue Regierung unter Minister Schwarzenberg verkündete („oktroyierte") eine für die Gejamtmonarchie gültige Verfassung (7. März 1849). Gleichwohl konnte der Aufstand der Ungarn (unter Kossuth) erst durch russische Hilfe überwunden werden. Ten Krieg in Italien legte der Feldmarschall Radetzky bei durch einen zweimaligen Sieg über die Mailänder und Sardinier (bei Custozza in der Nähe von Verona 1848 und bei Notiara in Piemont 1849). Über den Verlaus der Revolution in Preußen 1848 siehe S. 81, Abs. 3. c) Fertigstellung der „Reichsverfassung" (März 1849). Trotz aller Schwierigkeiten hatte das Frankfurter Parlament innerhalb fünf Monaten ein umfangreiches Verfaffnngswerk durchberaten und am 28. März durch Mehrheitsbeschluß angenommen. Sämtliche deutsche Staaten sollten einen Bundesstaat bilden mit einem erblichen „Kaiser !) Das Hkerreichische Kaiserhaus seit Kranz I. 1. Kranz I. (Teutscher Kaiser 1792-1806), erster Kaiser von Österreich 1804-1885 Marie Luise, 2. Kerdinand I. Franz Karl, verm. m. Napoleon I. 1835—1848. verm. mit Sophie von Bayern Napoleon Ii., 3. Kranz Joseph I. seit 1848, Maximilian, Karl Ludwig verzog von Reichstadt, verm. m. Elisabeth v. Bayern Kaiser». Mexiko — - t 1832. (ermordet 1898) 1864-1867. Franz v^Este, Rudolf und t 1889. Ferdinand. Brüder von Kaiser Franz I.: 1. Ferdinand (Großvater des seit 1860 depossidierten Großherzogs Ferdinand Iv. von Toskana), 2. Karl (Sieger von Aspern, Bater des Erzherzogs Albrecht, des Siegers von Custozza 1866), 3. Johann (Teutscher Reichsverweser 1848/49).

8. Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart - S. 40

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
40 § 14- Napoleons Zug gegen Rußland 1814. Million Streiter rief er aus dem weiten Umkreise feiner Herrschaft zur „Großen Armee", durch die Rußlanb vernichtet werben sollte. Ende Mai sammelten sich die Truppen in den sächsischen Gegenben, und mit Genugtuung sah Napoleon in Dresben fast alle deutsche Fürsten zu feiner Begrüßung versammelt. Über Warschau und Wilna bewegten sich die Heerfäulen langsam vorwärts in der Richtung auf Moskau. Österreich hatte vertragsmäßig 30 000 Mann unter Schwarzenberg, Preußen 20 000 Mann unter Yorck und Bayern 30 000 Mann unter Wrebe gestellt. Die Preußen und die Österreicher marschierten der Hauptarmee der Franzosen zur Seite, jene als Deckung gegen Norben, biefe als Deckung gegen Süden; die Bayern standen bei der Hauptarmee. Die übrigen Führer waren neben Napoleon die Marschälle und Generale Mctcbonald, Davoust, Oudinot, Ney, König Murat, Vizekönig Eugen und der Pole Joseph Poniatowski. 3. Der Zug nach Moskau. Am 24. Juni hatte die Hauptmasse der Armee beit Nfemen überschritten und bamit den feinblichen Boben betreten. Die Russen wichen planmäßig vor der Übermacht Napoleons zurück und ließen seinen Heeresmaffen nur verwüstetes Land übrig. Erst bei Smolensk, dann bei Borobinö kam es zu verlustreichen Kämpfen, in benen Napoleon aber Sieger blieb. Enblich am 14. September würde Moskau erreicht. Die weite Stadt war totenstill; die Bewohner hatten sich mit beut größten Teil ihrer Habe geflüchtet. Napoleon nahm Quartier im Kreml, dem alten Zarenpalast. 4. Der Brand von Moskau. Aber noch in der ersten Nacht — so hatte es der Gouverneur Roftoptfchin vor seinem Weggange angeorbnet — loberten an verschiebenen Stellen der Stadt Feuergarben auf, und über das weite Häufermeer wogte alsbalb ein schauerlicher Branb, unaufhaltsam und unübersehbar. Als enblich am sechsten Tage das Feuer sich legte, war kaum ein Zehntel der Stadt übriggeblieben. Auf den Trüm-mem Moskaus erwartete Napoleon vergeblich den Befcheib auf die Fried ens-anträge, die er an Alexanber I. nach Petersburg gefanbt hatte. Denn der Zar, der von geächteten Deutschen wie Arnbt und Stein trefflich beraten war, zögerte absichtlich mit der entscheibenben Antwort, um den Gegner möglichst lange hinzuhalten. 5. Der Rückzug aus Rußland. In trotzigem Stolze blieb Napoleon noch vier Wochen in dem beröbeten Moskau. Enblich gegen Mitte Oktober, als der Winter hereinzubrechen brohte und bereits bte Lebensrnittel ausgingen, mußte der geschlagene Sieger die Anstalten zum Rückmarsch treffen. Seine Armee bestaub noch aus 107 000 Mann waffenfähigen Volkes. Bis Smolensk ging der Zug, von den Russen wieberholt in den Flanken angegriffen, noch in ziemlicher Orbnung. Von ba an aber stellten sich in

9. Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart - S. 82

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
32 § 31. Preußen unter Friedrich Wilhelm Iv. 1840—1861. sprang, rief auch in Preußen eine so bedrohliche Bewegung hervor, daß der König den Bereinigten Landtag einberief Gleichwohl wuchs die Erregung. Französische, polnische und deutsche Revolutionäre sammelten in Berlin allerlei Gesindel um sich und hetzten den Pöbel aus. Aber schon am 18. März erschien eine Bekanntmachung, in welcher Friedrich Wilhelm Iv. seinem Volke eine freiheitliche Verfassung versprach. In Scharen strömte die Bevölkerung Berlins vor das Schloß. Als der König vorn Balkon herab seinen Entschluß wiederholte, wollte der Jubel kein Ende nehmen. Ta fielen plötzlich aus der Mitte der vor dem Schlosse ausgestellten Truppen zwei Schüsse, die zwar niemand trasen, aber eine ungeheure Erregung hervorriefen. „Wir find verraten! Zn den Waffen!" scholl es allenthalben. In wenigen Stunden waren die Straßen durch Barrikaden gesperrt und Häuser und Fenster mit Bewaffneten besetzt. Ein blutiger Straßenkampf begann, der sich bis zum folgenden Morgen hinzog. Am nächsten Tag ließ der König zur Beruhigung des Volkes das Militär die Stadt verlassen und willigte in die Errichtung einer Bürgerwehr. Der König setzte daraus ein freisinniges Ministerium ein und berief eine preußische Nationalversammlung nach Berlin, um eine Ver-sassnng zu beraten. Doch diese Versammlung kam bald unter die Gewalt des Pöbels, der das Zeughaus stürmte (14. Juni) und die Nationalversammlung selbst bedrohte. Die Bürgerwehr erwies sich zu schwach zur Aufrechterhaltung der Ordnung. Deshalb ließ der König im November die Truppen unter dem Oberbefehl des Generals von Wrangel wieder in Berlin einrücken und die Ordnung herstellen. Gleichzeitig berief er ein neues, tatkräftigeres Ministerium unter dem Vorsitz des Grafen von Brandenburg. Die Nationalversammlung wurde nach Brandenburg a. d. Havel verlegt, aber schon im solgeuden Monat wegen zu geringer Beteiligung ausgelöst. Dagegen beschloß der König, dem Volke eigenmächtig eine Verfassung zu geben. Diese wurde am 31. Januar 1850 als Staatsgrundgesetz verkündigt und vom König feierlich beschworen. Sie besteht seitdem in Preußen zu Recht. Damit war Preußen in b i e Reihe der konstitutionellen Staaten eingetreten. 4. Aus dcr Verfaffungsurlrunde des Preußischen Staates. Titel I. Vom Staatsgebiete. Tie Grenzen des Staatsgebietes können nur durch ein Gesetz verändert werden. Titel Ii. Von den Rechten der Preußen. Alle Preußen sind vor dem Gesetze gleich. Standesvorrechte finden nicht statt. Tie persönliche Freiheit ist gewährleistet. Die Wohnung ist unverletzlich.

10. Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart - S. 88

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
88 § 33. Preußen unter Wilhelm I. bis 1864. Sohn Humbert, der nach friedlicher Herrschaft im Juli 1900 zu Monza einem anarchistischen Attentate zum Opser fiel. Der jetzige König ist der einzige Sohn des Ermordeten, V i k t o r E m a n u e l Iii. 6. Der Mexikanische Krieg 1861-1867. Die Willkürlichkeiten, deren sich die Republik Mexiko unter dem Präsidenten Iuarez an Europäern schuldig machte, gaben Napoleon Anlaß, im Verein mit England und Spanien einen Krieg gegen sie zu beginnen (1861). Dabei war sein geheimer Plan, Mexiko in eine Monarchie unter französischem Protest torate umzuwandeln. England und Spanien traten angesichts der eigennützigen Absichten Napoleons balb wieber vom 33ünbnis zurück. Dieser aber führte den Krieg allein fort. Nachbem fein General Bazaineben größten Teil des Laubes erobert hatte, würde auf Napoleons Vorschlag Erzherzog Maximilian, ein Bruder des österreichischen Kaisers Franz Joseph, zum Kaiser von Mexiko gewählt (1864). Der beutsche Fürst konnte jeboch in dem nicht völlig bezwungenen Laube kein Ansehen erlangen. Nach dem Abzüge der Franzosen (1867) geriet er tu die Gewalt seiner republikanischen Gegner und würde erschossen (19. Juni 1867). Darauf stellte Juarez die Republik wieber her. 7. Napoleons Ansehen im Rückgänge feit 1864. Der unrühmliche Kneg gegen Mexiko hatte nicht nur Frankreichs Ansehen gefchäbigt, sondern auch bessen Streitkräfte und Gelbmittel nutzlos zu einer Zeit verbraucht, wo sich in Deutschland durch Preußens Emporsteigen der folgenreichste Umschwung vollzog. § 33. Preußen unter Wilhelm I. §is 1864. 1. Seine Jugend. Prinz Wilhelm, der zweite Sohn Friedrich Wilhelms Iii. und der Königin Luise, war am 22. März 1797 zu Berlin geboren. Als Kind zart und schwächlich, entwickelte er sich erst als Jüngling zu größerer Kraft und Ausbauer. Seine Mutter schrieb an ihren Vater über ihn: „Unser Sohn Wilhelm wirb, wenn mich nicht alles trügt, wie sein Vater: einfach, bieber und verstänbig." Nach alter Hohenzollernfitte begann feine militärische Laufbahn sehr früh. Er nahm an den Befreiungskriegen teil und erwarb sich durch feine Unerschrockenheit in der Schlacht bei Bar-fur-Aube das Eiserne Kreuz. Im Jahre 1829 vermählte er sich mit der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar. Zwei Kinder, Prinz Friedrich Wilhelm (der spätere Kaiser Friedrich) und Prinzessin Luise, die nachmalige Großherzogin von Baden, entsprossen dieser Ehe.
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