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1. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 49

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 49 — dem alles sich beugt, der die höchste geistliche Gewalt mit der höchsten weltlichen vereinigt! Aber war es denn möglich, daß jemals diese Gedanken greifbare Gestalt gewinnen konnten? Ja, es war möglich, es mußte möglich sein! Zwar nicht ohne Kamps ließ sich dieses Ziel erreichen, es galt einen Kampf auf Tod und Leben mit dem Kaisertum. Aber derselbe mußte gewagt werden, und er mußte siegreich enden. Es war eine starke Partei in der Kirche, auf die man bauen konnte, wenn es galt, die Kräfte zu messen; das waren die Mönche von Cluny und ihr ganzer großer Anhang, die Cluniacenser. Aber wo war der Mann, der es gewagt hätte, den Fehdehandschuh aufzuheben und der Kirche, dem Papsttum die Stellung zu erringen, die ihm gebührte? Denn die durch den Willen des Kaisers gewählten Päpste waren nicht die Männer, diesen Schritt zu unternehmen. — Und wie etn Blitz zuckte der Gedanke durch die Seele des Mönches: „Wie, wenn Du dieser Mann wärest? wenn Du berufen wärest, die Universalherrschast der Kirche über alle Völker des Abendlandes zu begründen?" Ihn schwindelte bei diesem Gedanken; wie sollte dieses möglich sein? Aber war es nicht auch schon früher geschehen, daß Gott sich die Werkzeuge seines Willens nicht gewählt hatte aus den Bornehmen und Mächtigen des Volkes, sondern aus den Geringen und Niedrigen? Warum sollte er, der ein-nicht noch berufen sein zu großen Thaten? Bei Gott war ja kein Ding unmöglich, und schon oft hatte er das, was den Weisen und Klugen verborgen war, den Unmündigen geofsenbaret. — Als Hildebrand diesen Gedanken einmal gefaßt hatte, konnte er ihn nicht wieder los werden; Tag und Nacht bewegte er ihn in seinem Herzen. Wohl gab er sich Mühe, ihn zu unterdrücken, und des Nachts, wenn er allein war klatschte wohl gar die Geißel auf seinen Rücken, um sich selbst zu züchtigen für solche Vermessenheit. Es war vergeblich. Wenn er zum unruhigen Schlummer seine Augen schloß, sah er sich im Traume in der Peterskirche, um. geben von den hohen Würdenträgern der Kirche; und ihm Tiemann, Im Kaiserhause. 4

2. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 127

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 127 — Feind Luthers, fuhr vor Schreck von seinem Sitze auf mit den Worten: „Das walt' die Sucht!" Eck aber gedachte aus dieser Behauptung Luthers ihm nun einen Strick zu drehen, in dem er sicher gefangen werden sollte. Wutschnaubend begab er sich geradeswegs von Leipzig über die Alpen nach Rom, um dem Papst Bericht zu erstatten über den Ausfall der Disputation und ihn zugleich zu veranlassen, nunmehr den Bannfluch gegen Luther auszusprechen, da auf andere Weise ihm nicht beizukommen sei. Aber noch andere Gründe bestimmten den Papst, mit aller Strenge jetzt gegen den lästigen Reformator einzuschreiten. Luther hatte mehrere Schriften veröffentlicht, in denen er ganz unumwunden eine durchgreifende Kirchenverbesserung forderte und es offen aussprach, daß der Papst durchaus keinen Anspruch darauf habe, sich den Nachfolger Petri und Statthalter Christi zu nennen; ferner forderte er die Zulassung der Priesterehe und die Abstellung vieler Mißbrauche, die sich in der Kirche breit machten. Der Papst ließ deshalb Luther auffordern, binnen 60 Tagen sich in Rom zu stellen und seine Lehrsätze zu widerrufen; lasse er diese Gnadenfrist ungenutzt verstreichen, so werde unfehlbar der Bann über ihn verhängt werden. Auch gab er den Befehl, daß Luthers Schriften ausgeliefert und als ketzerisch verbrannt werden sollten. Luther aber dachte nicht im Entferntesten daran, dem päpstlichen Befehle nachzukommen, und so wurde denn wirklich nach Ablauf der vom Papst ihm gestellten Frist der Kirchenbann über ihn ausgesprochen. Doch das päpstliche Verbannungsurteil hatte nicht den gewünschten Erfolg, und daß gerade Eck derjenige war, der es erwirkt hatte und nun auch der Ueberbringer desselben war, erregte überall im Volke das größte Mißfallen. Die Bannbulle sollte an mehreren Orten öffentlich angeschlagen werden, z. B. in Leipzig, in Erfurt u. s. w. Aber das Volk und besonders die studierende Jugend verhinderte bic Veröffentlichung, und wo sie dennoch angeschlagen wurde, wurde sie heruntergerissen und beschmutzt. In Leipzig gelang es Eck kaum, vor den Angriffen der er-

3. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 40

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 40 — warm am Herzen lag und der deshalb auch keinen sehnlicheren Wunsch hatte, als ihr zu nützen, indem er das, was faul und schadhaft war, ausschied, um das andere gesund zu erhalten. Aber nicht allein bei der Papstwahl wurde die Simonie geübt; auch die Bischofssitze, ja selbst die niederen Pfarrstellen wurden oft genug an den Meistbietenden verschachert. Ein jeder, der in irgend einer Weise Einfluß hatte auf die Besetzung einer geistlichen Stelle, machte denselben zu einer Einnahmequelle für sich, und selbst Könige und Fürsten hielten sich davon nicht frei. Ja werden doch selbst die beiden sonst so frommen Kaiser Heinrich Ii. und Konrad Ii. beschuldigt, sich durch Simonie bereichert zu haben! Das Volk hatte sich nach und nach so an diesen Stellenhandel gewöhnt, daß es kaum noch ein Unrecht darin sah, sondern ihn für etwas ganz Selbstverständliches hielt. Neben der Simonie war es der Nikolaitismns, der einen Hauptschaden der Kirche bildete. Unter diesem Worte faßte man das ganze Lasterleben zusammen, dem sich ein großer Teil der Geistlichkeit hingab, indem die Diener der Kirche, vom höchsten bis zum niedrigsten, in allerlei Laster, in Völlerei und Unzucht versunken waren. Nur zu oft begingen die Priester Frevel aller Art, sodaß der Geistliche nicht selten der größte Verbrecher in einem Orte war, der ungehindert seinen Lüsten frönen konnte, weil seine geistliche Kleidung ihn vor Verfolgung und Strafe schützte. Am schlimmsten zeigte sich dieses Verderben der Kirche in Italien. Dort zeichnete sich durchweg der Priesterstand vor andern Ständen durch geringe Bildung und sittliche Verkommenheit aus, sodaß er in den Augen der Laien alle Ehre und alles Ansehen verloren hatte. In Frankreich hatte der Einfluß der Eluniacenser bereits bessernd gewirkt, und in Deutschland war der Schaden niemals so groß gewesen wie in den romanischen Ländern. Zu der Zeit, als Heinrich Iii. zur Regierung kam, gab -es gleichzeitig drei Päpste, die alle ihr Amt durch Kauf und Bestechung erlangt hatten. Der unwürdigste von ihnen war Benedikt Ix. Schon als Knabe hatte er

4. Das Mittelalter - S. 96

1877 - Leipzig : Brandstetter
96 gen, und selbst aus entfernten Gegenden strömten die Menschen herbei, um den muthv ollen Glaubenshelden zu sehen. Nach einem langem Aufenthalt in Rom, während dessen ihn der Papst mit Ehrenbezeigungen überhäufte, kehrte er nach Deutschland zurück, entschlossen, die Kirchenverfassung des ganzen Landes gleichmäßig zu ordnen und dem römischen Stuhl völlig unterzuordnen. Er theilte zu dem Ende Bayern in vier bischöfliche Sprengel, gründete in Franken und Thüringen drei neue Bisthümer und die später durch ihre Klosterschule so berühmte Abtei Fulda, und berief im Jahre 742 die erste deutsche Kirchenversammlung, in der strenge Gesetze gegen den anstößigen Lebenswandel der Geistlichen gegeben wurden und alle deutsche Bischöfe ihre Unterwerfung unter den Papst schriftlich erklärten. Durch Pipin unterstützt, stellte er dann auch in dem westlichen Theil des Frankenreichs die alte Kirchenverfassung wieder her und ließ die Oberhoheit des Papstes durch alle Bischöfe anerkennen. So sehr aber Vonisacius die Päpste als Oberhäupter der Kirche verehrte, so eifrig er bemüht war, ihr Ansehen zu befestigen und zu vermehren, so trug er doch auch kein Bedenken, dasjenige offen an ihnen zu rügen, was er in ihrem Verfahren verwerflich fand. So schrieb er einmal an den Papst Zacharias: „Wenn die unwissenden Deutschen nach Rom kommen und sehen da so manches Schlechte, das ich ihnen verbiete, so meinen sie, es sei von dem Papste erlaubt, und machen mir dann Vorwürfe, nehmen für sich selbst ein Aergerniß und alle meine Predigten und mein Unterricht sind umsonst." Oft ging freilich der edle Mann in seinem (Lifer zu weit. Namentlich verklagte er nicht selten Bischöfe und Priester, welche nach seiner Meinung irrige und ketzerische Lehren verbreiteten, bei dem Papst und verlangte ihre Bestrafung. So klagte er einen Priester aus Irland an, welcher behauptete, daß es auch auf der andern Seite der Erde Menschen gäbe, die unsere Gegenfüßler (Antipoden) seien. Diese richtige Vorstellung machte ihm alle Ehre. Bonifaeius aber verketzerte ihn deshalb in Rom. Der Papst antwortete: „Wenn der Mensch bei seiner verkehrten Lehre beharrt, so muß er seines priesterlichen Schmucks entkleidet und aus der Kirche gestoßen werden." Nachdem Bonifaeius dreißig Jahre lang für die Ausbreitung des Christenthums in Deutschland und für die Unterwerfung der Gläubigen unter den römischen Papst gewirkt hatte, wurde er zum Erzbischof von Mainz erwählt und vom Papste in diesem einflußreichen Amte, in welchem ihm vierzehn Bisthümer untergeordnet waren, bestätigt. In dieser Eigenschaft salbte er Pipin zum König und wirkte dann unablässig für die Verbreitung wahrhaft christlicher Bildung und die festere Begründung der kirchlichen Ordnung. Dabei vergaß er nicht seinen ursprünglichen Beruf, sondern besuchte noch im hohen Alter das Land, in welchem er seine Laufbahn als Verkünder des göttlichen Worts begonnen hatte. Da sollte der unermüdliche Glaubensheld sein schönes Leben auch mit dem hehren Märtyrertod beendigen. Keine Gefahr noch Beschwerde achtend, zog der mehr als achtzigjährige Greis in Westfriesland von Ort zu Ort, predigte mit

5. Die neue Zeit - S. 158

1877 - Leipzig : Brandstetter
158 Spanier darin die sieben nördlichen Provinzen als frei anerkennen mußten Diese sieben hießen: Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, Oberyssel, Grö-ningen und Friesland und blieben bis zur Zeit der ersten französischen Revolution eine Republik, unter dem Namen der sieben vereinigten Provinzen. Reformation in England und Schottland. 1. Heinrich Viii. und der Papst. Zu der Zeit, als Karl V. Kaiser in Deutschland war, regierte König Heinrich Viii. in England. Dieser war anfangs ein sehr eifriger Anhänger des Papstes und hatte selbst gegen Luther geschrieben, so daß er vom heiligen Vater den Titel „Beschützer des Glaubens" empfing. Aber die Freundschaft dauerte nicht lange. Heinrich hatte auf Befehl seines Vaters schon im 18ten Jahre die 24jährige Katharina von Aragonien, Ferdinands des Katholischen und derjsabella Tochter, heirathen müssen, konnte aber seine Frau nicht leiden. Indessen hatte er sie aus Pflichtgefühl geduldet. Katharina gab ihm eine Tochter, Maria, aber keine männlichen Erben, welche der König so sehr wünschte. Die Ungleichheit des Alters, auch der Zwang, den ihm seine Gemahlin auferlegte, machten den leidenschaftlichen König immer mißvergnügter. Bereits 17 Jahre hatte er mit seiner Gemahlin gelebt, als er eine ihrer Hofdamen kennen lernte, die ihn durch ihre Anmuth und Schönheit so bezauberte, daß er nun durchaus seine Frau los sein wollte, um das Hoffräulein heirathen zu können. Annaboleyn (Bulehn) war ihr Name. Um die Scheidung möglich zu machen, führte Heinrich an, seine Ehe mit Katharina sei unrechtmäßig, weil diese schon früher seines verstorbenen Bruders Frau gewesen sei. Vor Allem mußte aber der Papst erst die Scheidung erlauben und diesem hätte es auch nur ein Wort gekostet, aber er hatte mancherlei Rücksichten zu nehmen. Katharina war die Base Kaiser Karl's V. und dieser drohte dem Papste, falls derselbe die Scheidung gestatten wollte. Indessen wagte es der Papst auch nicht, geradezu dem König von England sein Gesuch abzuschlagen. Er schickte einen Legaten nach London, der die fcache untersuchen sollte, aber sogleich die Weisung erhalten hatte, Alles möglichst in die Länge zu ziehen. Diese Kunst verstand der Legat meisterhaft; doch kam ihm auch die Härtnäckigkeit der Königin sehr zu Hülfe. Als diese vorgeladen worden war, fiel sie ihrem Gemahl zu Füßen und erinnerte ihn unter vielen Thränen daran, wie sie nun seit 20 Jahren bereits sein treues Weib sei. Aber diese Erinnerung brachte den König erst recht auf. Da sich die Unterhandlungen vier Jahre lang hinzogen, riß dem ungeduldigen Heinrich die Geduld. Er brach die Unterhandlungen mit dem Papste ganz ab, und da ein kluger Geistlicher auf den Einfall kam, der König möchte doch bei allen Universitäten sich Raths erholen, ob es Unrecht sei,

6. Geschichte des Mittelalters - S. 101

1880 - Braunschweig : Bruhn
- 101 — 7. Er gründet einen Kirchenftat (nicht von langer Dauer.) a. Die Mathilde'schen Güter in Besitz genommen. b. Die kaiserlichen Vögte aus den italienischen Städten vertrieben. 8. Er stellt die Kirchenlehren fest, wie sie sich bis dahin entwickelt hatten. Konzil im Lateran (Patriarchen von Antiochia und Jerusalem, 71 Kardinäle und Erzbischöfe, 412 Bischöfe, 800 Aebte.) „Kein größeres und scharfsinnigeres System der Menfchenbeherrschunq ist je ausgesonnen worden, als das Gregor's Yii. und Innocenz' Iii." ») (Es wurde von den nächsten Nachfolgern noch weiter entwickelt.) Constantia gab Innocenz ihrem Sohne zum Vormund. Dieser erzog den jungen Kaiser vortrefflich. Friedrich wurde der gelehrteste und geistig bedeutendste aller Kaiser. Zwiespältige Kaiserwahl. Der Papst laßt durch die welfische Partei Otto (Iy.), Sohn Hein-rich's des Löwen, wählen. Die staufische Partei wählt Philipp von Schwaben. Philipp von Schwabens 1198—1208 und Gtto Iy. von ßröunfdjmetg2) 1198—1215. Deutschland Schauplatz der fürchterlichsten Verwirrung. Philipp, der gutmütigste aller Staufer, war nahe daran, allgemeine Anerkennung in Deutschland zu finden. 1208 wird er ermordet (30 Jahre alt) aus Privatfeindschaft durch den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach.3) Otto Iy. war ein mittelmäßiger Geist, aber ein tapferer Ritter Er war wie Heinrich Y. unterwürfig gegen den Papst, so lange er ihn brauchte zur Erlangung der Anerkennung in Deutschland und der Kaiserkrone. Später suchte er die Rechte des Kaisers gegen päpstliche Anmaßung zu wahren. Nach 1208 gewinnt er mehr Anerkennung in Deutschland. 1209 in der Peterskirche Kaiserkrone. 1210 Innocenz schleudert den Bannstrahl gegen Otto Iy. Grund: Otto hält seine Versprechen nicht, sucht die Mathilde-schen Güter an den Kaiser zu bringen. „Die Kirche kann von Zehnten und Gaben bestehen, bedarf nicht des weltlichen Besitzes." 1) S. Kohlrausch a. a. O. p. 348. 2) Bild a. a. O. p. 331. 3) Neffe des p. 97 genannten Herzogs von Bayern.

7. Abriß der Geschichte des Alterthums - S. 121

1877 - Braunschweig : Vieweg
Die christliche Kirche bis auf Constantin den Groen. 121 versehen, nahmen aber auch nicht die ganze Thtigkeit ihrer Inhaber in An-spruch. Das Christenthum breitete sich rasch, zuerst jedoch fast nur unter den niederen gedrckten Klassen aus; erst allmhlich wurde die geheime und weit-verbreitete Religionsgesellschaft dem rmischen Staate gefhrlich. Seitdem traten zeitweilige Verfolgungen der Christen ein, doch wurden diese, indem das Mrtyrerthum hohe Begeisterung fr den Glauben erweckte, das Mittel zu rascherer Ausbreitung der Kirche, zugleich auch zur Ausbildung ihrer Verfassung. Die Landgememden schlssen sich des Schutzes wegen dem benachbarten stdtischen Bischof an (Dicefen, Sprengel), die Bischfe der kleineren Städte einer Provinz ordneten sich dem der Hauptstadt (Metro-polit, Erzbischof) unter. Bald entstanden Provinzial-Synoden, auf denen die Bischfe (als Jnspirirte) die Gesetzgebung der Kirche bestimmten. Das hchste Ansehen erlangten die Bischse in einigen bedeutenderen Stdten, Jerusalem, Antiochien, Alexandrien und vor allen Rom als der Haupt-stadt des Reiches. Um 250 bildete sich der Gedanke einer allgemeinen um 250 (katholischen) Kirche, der aber noch nicht in das Leben trat. Die hohe Ehrfurcht vor der Kirche^bewirkte, da bald die Beamten (Geistlichen) aus Dienern der Gemeinde zu ihren Herren wurden; nach dem Vorbilde des alten Testaments wurden sie der Clerus (Loos des Herrn), die brigen Gemeinde-glieder aber Laien (Volk) genannt. Die Geistlichkeit erhielt jedoch erst eine hhere Stellung, seitdem sie nicht mehr von der Wahl und den freiwilligen Gaben der Gemeindeglieder abhing. Im Orient nahmen schon frh diejenigen Christen eine hhere Geltung in Anspruch, die sich durch ein beschauliches Leben und Weltentsagung aus-zeichneten (Secte der Gnostiker); unter Ler Verfolgung des Diocletian bildete sich aber das Mnchsleben, zu dem besonders der Einsiedler An-tonius und seine Nachfolger, welche Pachomius zu gemeinsamem Leben verband, das Beispiel gaben. Erst allmhlich wurden die Geistlichen vorzglich aus den Mnchen gewhlt und noch spter (wohl erst nach 600) verschmolzen sich die Mnche mit dem geistlichen Stande. Auch die Literatur dieser Zeit verlor im Occident wie im Orient immer mehr die praktische Richtung. Sie diente theils miger Unterhaltung, theils wandte sie sich dem Geiste des Grbelns und der Mystik zu. Die phantastische neuplatonische Philosophie diente sowohl den Heiden zur Be-kmpfung des Christenthums, als sie auch von den Christen benutzt wurde, um dasselbe in eine wissenschaftliche Form zu bringen, besonders durch Cle-mens von Alexandrien und seinen Schler Origenes. Iii. Von Constantin dem Groen bis auf den Untergang des westrmischen Reiches. 323 bis 476 n. Chr. Seitdem das Christenthum zur herrschenden Religion erhoben ward, bte dasselbe durch Ausbildung einer Hierarchie auch auf die Staatsordnung

8. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 42

1876 - Braunschweig : Bruhn
— 42 — wählten Bischöfe, setzten den Streit fort, indem sich die Bischöfe in den großen Städten über die andern erhoben und eine größere Bedeutung beanspruchten. Besonders wußten sich die Bischöfe in den Städten Rom, Jerusalem, Antiochien, Alerandrien und Constantinopel eine Hervorraaende Stellung zu verschaffen. Aber das genügte ihnen nicht, denn jeder von ihnen hätte gar zu gern allein das Regiment geführt, und der Bischof von Rom wußte es durchzusetzen, daß er zuletzt als das alleinige Oberhaupt der Kirche allgemein anerkannt wurde. Zu dieser Entscheidung Des Streites trug vor allen Dingen der Umstand bei, daß der Sage nach der Apostel Petrus (der Fels, aus den der Herr seine Kirche bauen wollte) die Gemeinde in Rom gestiftet und eine Reihe von Jahren als Bischof geleitet haben sollte. Seit dem Anfange des 7. Jahrhunderts nannte der Bischof in Rom sich Papst, d. i. Vater (der Christenheit), im Widersprüche mit dem Schriftworte: „Einer ist euer Meister, Christus" (Matth. 23, 10.) Pipini Cer Kleine lchenkte dem „heiligen Vater," wie man damals schon den Papst zu nennen pflegte, für die ihm bei der Entthronung Childe-rich s bewiesene Gefälligkeit ein Randgebiet, welches die folgenden Herrscher noch vergrößerten und über das der Papst die Herrschaft führte. Er trat somit auch in die Reihe der weltlichen Fürsten ein. Das Ansehen der Päpste stieg nun immer höher. Einige besonders Herr,ch,üchtige suchten sich sogar über den Kaiser zu stellen. Sie verrichteten in der Regel die Krönung der Fürsten und diesen Umstand wußten sie to zu deuten, als ob dieselben damit ihre Macht von ihnen empfingen und ihrer Herrschaft unterstellt würden. Sie ertheilten ihnen Verweise, belegten sie mit Strafen oder entsetzten sie wohl gar ihrer Würde. Wir jehen einzelne Kaiser sich in einem solchen Grade der Herrschsucht der Päpste unterwerfen, daß sie sich herbeiließen, ihnen die Füße zu küssen. Das vornehmst^ Mittel, sich eine solche Unterwürfigkeit zu erhalten, war der Bann. 'Sobald berfelbe über einen Fürsten verhängt war, waren alle feine Unterthanen von dem Eibe der Treue, den sie ihm geleistet, los; sie konnten sich einen neuen Fürsten wählen. Der mit dem Banne Belegte war ans aller christlichen Gemeinschaft, von jeglicher Theilnahme am Gottesdienste ausschlössen. Keine Kirche durfte er betreten, kein Sacrament empfangen, selbst seinem Leichnam versagte man ein ehrendes Begräbniß. Aus den höchsten Gipfel stieg das päpstliche Ansehen unter Gregor Vii. Dieser ausgezeichnete Mann hatte es sich zur Ausgabe seines Lebens ge* macht, die Kirche von allen beengenden Fesseln zu befreien und ihr die unumschränkte Herrschaft auch über die höchste weltliche Macht zu sichern. Belonders waren es zwei Maßregeln, deren Durchführung er zu dem Ende mit unerbittlicher Strenge erstrebte: das Gebot des Cölibats, d. i. des ehelosen Lebens der Geistlichen, und das Verbot der Simonie,' d. i. des Handels mit geistlichen Stellen. Durch das Erstere wollte er die Geistlichen von allen Interessen außerhalb Der Kirche freimachen, durch das Letztere dieselbe in alleinige Abhängigkeit von sich bringen. Er ging

9. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 64

1912 - Breslau : Hirt
64 Das Frankenreich unter den Karolingern. 3638. Das Vorbild des Knigs belebte bett Eifer seiner Umgebung. Die Hos-schule, eine Art Akabemie, an bereu regelmigen Sitzungen der König selbst mit seiner Familie teilnahm, war der Mittelpunkt der gelehrten Stubien. Der knftige Geistliche wurde hier ausgebildet, aber ebenso der fr den Laienstand bestimmte Knabe. Von der Hofschule zweigten sich spter neue Schulen ab; Klster und Bischofssitze wrben die Mittelpunkte lateinischer Bilbung. Ebenso groß aber war seine Sorge fr nationale Bilbung. Damals kam der Ausbruck Deutsch" (b. h. zum Volke gehrig, volkstm-lich" von ahb. diot = Volk) als Bezeichnung der Volkssprache (im Gegensatz zum Lateinischen und Romanischen) aus1. Aus seiner Zeit stammen auch die ersten zusammenhngenden Auszeichnungen (zunchst religisen Inhaltes) in beutscher Sprache. Die alten deutschen Helbenlteber lie Karl sammeln, während schon sein Sohn Ludwig nichts mehr davon wissen wollte. Auch gab er den Winben und Monaten beutfche Namen und begann selbst die Abfassung einer deutschen Grammatik. Karls Kaiser- 37. Die Erneuerung des abendlndischen Kaisertums. Das <25?e?.80v) Reich Karls des Groen umfate die meisten Sauber, die einst das Westrmische Reich gebildet hatten. Dazu kamen des Knigs Stellung als Schirm-Herr der abenblnbischen Kirche und die Idee des Universalreiches. Be-sonders in Italien regte sich der Wunsch, das westrmische Kaisertum zu erneuern und die Kaiserwrbe auf den frnkischen König, den Patrizins von Rom und Hort der abenblnbischen Christenheit, zu bertragen. Als bah er 799 Papst Leo Iii., den die Rmer vertrieben hatten, von Karl nach Rom zurckgefhrt worben war, setzte er ihm am Weihnachtstage 800, während er am Altare Petri kniete, eine goldene Krone aufs Haupt; zugleich hulbigte ihm das anwesende Volk als Imperator und Augustus. Bedeutung Karl betrachtete sich fortan wie die rmischen Kaiser seit Konstantin der Kaiser. bo absolute Oberhaupt des ihm unterstellten Reiches und lie sich ronung. kafjer Ott feinen Untertanen einen neuen Treueid schwren, in dem der Ungehorsam gegen den Kaiser als Versto gegen gttliches Gebot anerkannt wurde. Die Weltmonarchie war somit von den Rmern ans die Deutschen ber-gegangen. Die Kulturwelt, welche die politische Arbeit der Karolinger und die kirchliche der Ppste neu geschaffen hatte, erhielt durch die Erneuerung des Westrmischen Kaiserreiches eine ihrer Gre und Selbstndigkeit wr-dige politische Gestalt; sie bettigte die ihr innewohnende Kraft baburch, ba sie weiter lebte, wirkte und fortschritt, auch als diese Forin zerbrochen war. Karls Per. 38. Karls Persnlichkeit und Tod. Rckblick. Karl war ein ge- w<Mger Mann von helbenmigem Wchse mit groen, lebhaften Augen. Sein Aussehen war achtunggebietend, der Gang fest, die Stimme hell. Seine Tracht war die heimifch-frnkifche: nur bei Festlichkeiten erschien er in golbburchwirktem Kleibe mit Diabein. Seine Lebensweise war einfach und mig, die Jagb seine Erholung. Sein Lieblingsaufenthalt war Aachen. i Erst spter wurde der Ausdruck Deutsch" zur Benennung des Volkes selbst verwandt.

10. Der Abt von Amelunxborn - S. 56

1900 - Braunschweig : Appelhans
— 56 — zu thun, wenn er ihn mit ausreichenden Geldmitteln versah, um in der berühmten niederländischen Universitätsstadt als ein Prinz aus dem Hause Braunschweig aus treten zu können; im übrigen aber bekümmerte er sich wenig um ihn. War ihm doch bereits vom Kaiser eine Domherrnstelle für den Sohn zugesagt — und hatte Julius die erst inne, so konnte es, bei seiner hohen Geburt, nicht fehlen, daß er auch bald einen bischöflichen oder wohl gar erzbischöflichen Stuhl bestieg. Das war genug für einen Prinzen, den ein körperliches Uebel, wie der Vater glaubte, verhinderte, jemals die Waffen zu tragen. Freilich schließt ja die römische Kirche nach altem Herkommen alle diejenigen, die körperliche Gebrechen haben, von den höheren kirchlichen Weihen aus; aber wann jemals hätte diese Kirche nicht Ausnahmen gemacht, wenn es sich darum handelte, den Mächtigen zu Gefallen zu sein und dadurch das Ansehen der Kirche zu heben? Bei diesem ganzen, so klug ausgedachten und so wohl vorbereiteten Plane des Herzogs Heinrich war nur zu bedauern, daß einer da war, der im Grunde des Herzens demselben widerstrebte, wenn er bis jetzt auch noch nicht gewagt hatte, sich zu widersetzen, und das war kein geringerer als Prinz Julius selbst. Mit Widerwillen betrieb er die ihm aufgezwungenen Studien; der Gedanke, ein Pfaffe werden zu müssen, war ihm unerträglich. Ihn verlangte vielmehr nach ritterlichen Uebungen, zu denen er sich 'kräftig genug fühlte. Konnte er auch leider seine Füße nicht so gebrauchen, wie er wohl wollte, so war er doch ein ganzer Mann, sobald er ein Pferd bestieg. Der Hauptgrund seiner Abneigung gegen das geistliche Studium jedoch war, daß in seinem Herzen Zweifel an der unbedingten Wahrheit der Kirchenlehre entstanden war. Der Zufall hatte ihm die Schriften Luthers, Me-lanchthons und der übrigen Wittenberger Reformatoren in die Hände gegeben; er hatte das, was er dort gefunden, mit den Worten der Bibel verglichen, und jemehr er über diese ernsten Dinge nachsann, desto mehr wurde es ihm
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