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1. Schul-Lesebuch - S. 153

1873 - Berlin : Stubenrauch
153 chen, wie zu bessern wäre. Es ist wohl wahr, daß die Unterthanen noch viele schwere Lasten tragen mußten, und die Steuern drückte? hart; aber der Kurfürst brauchte Geld. Die Unterthanen murrten auch nicht; sie wußten, daß es ihr Kurfürst für das Land verwendete. 27. Die Schlacht bei Fehrbellin. (Der 18. Juni 1675.) Der gefährlichste Feind Deutschlands zur Zeit des großen Kurfürsten war König Ludwig Xiv. von Frankreich. Tiefe Mün- chen hat er dem deutschen Reiche geschlagen. Gegen ihn führte Friedrich Wilhelm seine Brandenburger an den Rhein, um das deutsche Land zu vertheidigen. Aus Rache dafür war Ludwig rastlos bemüht, dem Kurfür- sten einen gefährlichen Feind im Rücken zu erwecken. Es gelang ihm endlich, die Schweden zu einem Einfalle ins brandenburgische Land zu bewegen. Im November 1674 rückten die Truppen der- selben, wahrend Friedrich Wilhelm am Rheine weilte, aus Pom- mern und Mecklenburg in die Ukermark und bald auch in die Mittelmark ein. Ungestraft erlaubten sie sich die größten Be- drückungen. Dem Kriegsvolke war jeder Frevel und jede Grau- samkeit gestattet, und die Gräuel des dreißigjährigen Krieges kehrten wieder. Die schwedischen Soldaten plünderten die Dörfer, ver- wüsteten die Saaten, trieben das Vieh weg und erpreßten von den Einwohnern Geld durch die abscheulichsten Martern. Mit Mühe nur hielten sich die schwachen Besatzungen, welche der Kur- fürst in Berlin und in den festen Plätzen des Landes zurückge- lassen hatte. Seufzend wünschte das mißhandelte Volk seinen Retter herbei. Hin und wieder ergriff es die Waffen, um sich seiner Dränger zu erwehren. Die Bauern ordneten sich in Schaaren, deren Fahnen die Inschrift trugen: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm gnädigsten Kurfürsten mit unserm Blut." Das ganze Land war der Schauplatz kleiner blu- tiger Gefechte und gräuelhafter Verwüstung. Da beschloß Friedrich Wilhelm, den Feind aus den Marken zu treiben. Zu Ende Mai 1675 brach er plötzlich aus Franken auf, und schon am 11. Juni hatte er in Schnellmärschen Magde- burg erreicht. Sogleich wurden hier alle Thore geschlossen und Wachen aufgestellt, damit kein Bote die Nachricht von seiner An- näherung den Schweden überbringen könnte. Diese lagen im be- nachbarten Havelland sorglos zerstreut. — Für alle seine Unter- thanen ordnete der Kurfürst einen Fasttag an und schrieb als Text zur Predigt vor Ierem. 20, 11: „Aber der Herr ist bei mir wie ein starker Held. Darum werden meine Verfolger fallen und nicht obliegen, sondern sollen sehr zu Schanden werden." Auch für seine Truppen in Magdeburg ward ein feierlicher Got-

2. Schul-Lesebuch - S. 233

1873 - Berlin : Stubenrauch
233 Nachdem die Elbe einen Lauf von 171 Meilen zurückgelegt hat, ergießt sie sich mehrere Meilen unterhalb Hamburg in einer zwei Meilen breiten Mündung in die Nordsee. Hier trägt der stattliche Strom bereits große Seeschiffe. Die, welche auf densel- den das Vaterland verlassen, können hier zum letzten Male dem deutschen Strom und der deutschen Heimath das Lebewohl zurufen. 74. Wilhelm Vollring. Zu Halle an der Saale, wo die Halloren sein, zu Halle anno dreizehn, da ging es drauf und drein. Da kommandirt die Schanzen der General von Kleist, und seine Leute waren Freiwillige zumeist. Die haben den Franzosen den Paß da kühn verrannt, die Büchsen an der Backe, den Säbel in der Hand. Und die Kanonen krachten, als kam' der jüngste Tag, und mancher brave Preuße am grünen Ufer lag. Die Kanoniere riefen: Wer bringt uns Kugeln her? Sie hatten viel geschossen und keine Kugeln mehr. Da kommt ein Schusterjunge, dem sich das Herz geregt; in seiner Lederschürze er frisch die Kugeln trägt. Und so geht's hin und wieder; so geht er hin und her. Des Feindes Kugeln sausen dicht um den Jungen her. Doch den thät's nicht verdrießen; der trögt ohn' Rast und Ruh den braven Kanonieren im Schurz die Kugeln zu. Und als die Donner schwiegen und der Franzose floh, da grüßten sie den Jungen als Kameraden froh. Der Bursch war Vollrings Wilhelm, ein ächt Soldatenkind; der war wie gar kein andrer preußisch und deutsch gesinnt. Den machte zum Husaren der General von Kleist, und nimmer ist er hinten, wo's immer vorwärts heißt. Jetzt trägt er's Kreuz von Eisen, ist Unteroffizier, der kleine Wilhelm Vollring, der Schusterbub' von hier. 75. Die Salzgewinnung. Das Salz findet sich aufgelöst im Wasser und kommt in na- türlichen Quellen aus der Erde; es heißt darum Ouellsalz. Durch Sieden wird das Salz aus dem Salzwasser, das man Soole nennt, gewonnen. In den Salzwerken an der Saale ist die Soole so dünn, daß sie nicht gleich gesotten werden kann. Sie wird erst durch Gradirwerke geleitet. Es werden nämlich lange Wände von Schwarz- und Weißdornen zu 80 Fuß Höhe und 4 bis 6 Fuß Breite aufgebaut, und auf diese glatt beschnittenen Wände wird nun die Soole durch Pumpwerke gebracht. In einzelnen Tropfen fällt dieselbe langsam wieder herab, indem jeder Tropfen von Dorn zu Dorn springt. Behälter unter den Gradtrwerken

3. Schul-Lesebuch - S. 206

1873 - Berlin : Stubenrauch
206 schein zu nehmen. Für den Rückzug traf er Vorkehrungen. Ix einem Bauernhause zu Stetteritz saß er eben beim Frühstück, als der von allen Seiten erschallende Kanonendonner ihn aufs Pferd rief. Rechts neben dem Dorfe Probstheida befindet sich eine An- höhe, auf welcher eine Windmühle stand. Hier hielt der furcht- bare Gebieter und leitete die heiße Schlacht. In nicht gar wei- ter Entfernung, ihm gegenüber weilten auf einem Hügel, der noch heute der Monarchenhügel heißt, die drei verbündeten Monarchen, Friedrich Wilhelm Iii. und die Kaiser Alexander und Franz, nebst dem Marschall Schwarzenberg. Noch bedeckte ein dichter Nebel das weite Gefilde. Er wich erst dem furchtbaren Kanonendonner und gestattete dann der kla- ren Herbstsonne, die weite Wahlstatt zu beleuchten. — Abermals bestand der ungeheure Kampf aus drei Schlachten, die im Nor- den, Osten und Süden von Leipzig geschlagen wurden. Auf dem Raume von einer Quadratmeile focht eine halbe Million Men- schen. Hier wurden brennende Dörfer angegriffen und umgangen; dort rückte das Fußvolk gegen einander vor; da sprengten Rei- terregimenter auf den Feind los; ein Kartatschenhagel warf sie zurück; das Kreuzfeuer der Artillerie wüthete; überall der hef- tigste Kampf. Die Verbündeten wetteiferten an Muth und Tapferkeit; aber auch die Franzosen stritten mit heldenmüthiger Ausdauer. Bald neigte sich Napoleons Glücksstern. Im Norden der Stadt, wo Held Blücher kämpfte, erlitten die Franzosen eine so vollständige Niederlage, daß sie in Unordnung das Schlachtfeld verließen. Hier begab es sich auch zuerst, daß einzelne sächsische und würtember- gische Heerhaufen aus freiem Antriebe zu der großen Sache des gemeinsamen Vaterlandes übertraten, und dann die sächsischen Schaaren insgesammt mit Hörnerklang und Trompetenschall sich den Kämpfern für Freiheit und Recht anschlossen. Am blutigsten aber rasete die Schlacht um und in Probst- heida, einem Dorfe, welches von den Franzosen zu einer Festung umgeschaffen war. Hier hatte Napoleon seine besten Schaaren hingestellt; denn wenn dieses Dorf von den Verbündeten erstürmt wurde, so war seine Schlachtrcihe durchbrochen und sein Heer verloren. Als die Seinkgen hier zu weichen anfingen, sprengte er von dem Windmühlenhügel hinab und ließ seine alte Garde vor- rücken. Auf nuferer Seite zeichnete sich an dieser Stelle beson- ders der tapfere Prinz August von Preußen aus. Eine Saat von Kugeln stog auf die Stürmenden ein, und Mürat brauste mit seinen Schaaren gegen sie heran. Doch so gräßlich auch der Tod unter ihnen wüthete, so blieben die Helden dennoch unverzagt. Immer von Neuem schlossen sich ihre Glieoer und begannen den Sturm, Fmch über Leichenhügel schritten sie daher, und ihr Fuß

4. Schul-Lesebuch - S. 14

1873 - Berlin : Stubenrauch
14 verständiges Volk, gleich tüchtig als Ackerbauer und Viehzüchter, wie als Seeleu-te. Wer diese Gegend durchwandert, kann viel Gelegenheit finden, sieb im Springen zu üben, besonders bei nasser Witterung. In solcher Zeit führt jeder Fußgänger einen etwa zwölf Fuß langen Stab mit sich, da es ohne diesen unmöglich wäre, sich über die zahllosen Gräben zu schwingen. Fast die liebste Zeit ist dem Oft- friesen der Winter. Da sind all die Kanäle zugefroren, und man kommt dann auf Schlittschuhen leicht von einem Ort zum andern. Die Hauptstadt Ostfri-es- lands ist Aurich, ziemlich in der Mitte des Landes und in sandiger, aber frucht- barer Gegend gelegen. Von hier führt durch Marsch- und Moorland drei Mei- len weit bis nach Emden ein Kanal, aus dem man durch Ziehschiffe (Treck- schuiten) befördert wird. Emden ist einer der wichtigsten Handelsplätze Hannovers. Einst wurden die Mauerm der Stadt von der Ems bespült; seit Jahrhunderten hat diese aber einen andern Weg genommen. Wie ganz Ostsriesland das deutsche Holland genannt werden kann, so ist auch Emden eine ganz holländische Stadt. Sie wird von vielen Kanälen, die mehr als 30 Mal überbrückt sind, durchstoffen und steht auch mit der Ems durch einen den Seeschiffen zugänglichen Kanal in Ver- bindung. 5. Das Heffenland. Westlich von der Werra, nördlich vom Rhöngebirge, östlich vom rheinisch- westphälischen Schiefergebirge breitet sich ein wellenförmiges Hochland von etwa 500 bis 1000 Fuß Meereshöhe aus. Man nennt es das hessische Berg- und Hügelland. Es ist vielfach von Thälern durchschnitten und von einzelnen Bergen, oft auch von ganzen Berggruppen überragt. Diese geben den Gegenden, in denen sie sich erheben, ein mannichfaltigeres Ansehen. Nicht selten sind sie mit üppigen Wäldern geschmückt. Freundliche Dörfer und Schlösser, altersgraue Ucberreste von Burgen und Befestigungen blicken von ihnen herab. Eine der hervorragend- sten Berggruppen liegt westlich von der Fulda, unweit Kassel, und führt den Namen der Habichtswald. Er bildet eine große Gebirgsmasse, die ringsum steil emporragt und weithin sichtbar ist. Noch auf dem 22 Stunden entfernten Brocken und auf dem nicht viel näheren Jnselberge wird er erblickt. Besonders stattlich erscheint er aus seiner Ostseite, wo sein Abhang mehr als 1000 Fuß tief in das Thal abfällt. Hier schmücken ihn auch die schönen, zu dem Lustschloß Wilhelmshöhe gehörigen Bauwerke, Gartenanlagen und Kunstwerke. — Die an- sehnlichste Kuppe im Innern Hessens ist der Hohe Meißner, welcher über seine Umgebung weit emporragt und sich 2400 Fuß über das Meer, 1940 Fuß über das Werratha! erhebt. Von diesem aus stellt er sich wie ein langer, dunkel- grüner Wall dar. Seine Krone ist eine völlig glatte, baumlose Ebene, 1 Stunde lang, Vi Stunde breit; sie endigt fast überall mit steilen Gehängen und Ab- gründen. Kein anderer Berg im Hessenlande hat einen solchen Ruf, wie er. Der Wan- derer kommt, um seinen Bau und seine Gesteine zu bewundern, welche sehenswerthe Klippen, Grotten und steile Wände bilden, und erfreut sich der weiten Aussicht, welche bis zum Harz, zum Thüringer Wald und Rhöngebirge reicht. Berg- leute fahren in die Stollen des großen Kohlenwerkes, das schon seit 300 Jahren gebaut wird. Pflanzenkundige suchen die seltnen und nützlichen Kräuter auf, arme Leute Beeren, um sie weithin zu verkaufen. Auf die Oberfläche, die mit fetten, würzigen Weiden bedeckt ist, und auf die wafferreichen Wiesengründc an den Ab- hängen treiben die Hirten ihre Rinderheerden, deren Glockengeläut durch den Wald ertönt. — Ansehnliche Flächen des hessischen Berglandes sind mit Wald bedeckt. So liegt hier einer der größten Forsten Deutschlands, der^ mit schönem Laubholz bestandene, 9 Quadratmeilen große Solinger Wald. Sein Holzreichthum hat einen wichtigen Industriezweig hervorgerufen, die . Eisenverarbeitung. Besonders sind die hier bereiteten Stahlklingen weit und breit benähmt.

5. Schul-Lesebuch - S. 223

1873 - Berlin : Stubenrauch
223 men „der Drömling." Schon im 14. und 15. Jahrhundert waren unsere Vorfahren bemüht, diese Brüche auszutrocknen. Allein noch im vorigen Jahrhundert war hier eine Sumpsfläche, an sechs Meilen lang und zwei bis drei Meilen breit. Sie war größtentheils mit Erlen bewachsen und hatte nur hin und wieder Anhöhen, auf denen Eichen wuchsen. König Friedrich Ii. fing 1778 an, dieses Bruch durch Vertiefung des Ohrebettes zu entwässern. 71a. Das preußische Thüringen. Der südwestliche Theil der Provinz Sachsen wird von einem Theile Thüringens gebildet. Das ist ein schönes Land, in wel- chem herrliche Auen und Thäler mit Bergen, Hügeln und Hö- henzügen abwechseln. Unser König besitzt nur einen Theil dieses reich gesegneten Landes. Aber unsere Nachbarn in den anderen Theilen werden es uns schon gestatten, daß wir bei einer Rund- schau auf das preußische Thüringen auch ihnen etwas über den Zaun gucken, damit wir uns mit ihnen des reichen Segens freuen können, welchen der liebe Gott dem Lande geschenkt hat. Von den Höhen des Thüringer Landes blickt man in Thäler hinab, in denen Dorf an Dorf, Feld an Feld liegt. Zunächst den Flüssen und Bächen breiten sich Wiesen aus, dann Feldfluren und oben die Wälder. Die Dörfer sind von herrlichen Obstan- pflanzungen umgeben, und die Felder prangen in Fruchtbarkeit wie Garten. Hier siehst du Weizenflächen, grün und dunkel, dort goldgelbe Rübsengefilde, da Fenchel, Anis, Kümmel, Flachs rc. Und das Alles kannst du wie eine Karte überschauen, wenn du einige hundert Schritte auf die Höhe gehst. Du lagerst dich unter eine Buche und schauest Meilen lange Ebenen mit ihren Dörfern, Feldern, Gärten, Wiesen und Wäldern. Hinter dir hörst du im Walde das Geklingel der Heerde und die Axt des Holzhauers. — Der Thüringer hat Alles, was Deutschlands Boden und Wit- terung erzeugen kann, und das Alles dicht bei einander. 71 b. Die Thiere des Thüringer Waldes. Die alten Eichen auf dem Thüringer Walde haben schon an- dere Zeiten erlebt als du. Da steht noch manche, die in ihrer Jugend die Wölfe im Walde hat heulen hören, und der wilde Bär hat sich an ihrem Stamme gerieben, oder der blutdürstige Luchs hat in ihren Zweigen gelauert. Damals war der Mensch nicht sicher im Walde. Jetzt ist der Wald frei von solchen Thieren, und du kannst froh und sorglos durch das Dickicht gehen. Die Hirsche, Rehe, Hasen und Füchse, die noch den Wald bewohnen, laufen davon, wenn sie dich sehen; und die wilden Schweine, die sich noch hie und da finden, sind unschädlich und meist eingehegt in Wildgär-

6. Schul-Lesebuch - S. 204

1873 - Berlin : Stubenrauch
204 grauer Herbstnebel lag auf den Feldern; erst gegen 9 Uhr wurc es heller. Die feindlichen Heere standen sich im Umkreise von zwei Meilen gegenüber. Die Krieger von so verschiedenen Vö^ kern boten in ihrem funkelnden Waffenschmucke, mit ihren ff^t- ternden Fahnen und glänzenden Kriegszeichen einen herrlichen An- blick dar. Unabsehbar zogen sich die Reihen der in Schlachtord- nung aufgestellten Kämpfer hin. Kaum hatten die Glocken die neunte Morgenstunde verkündet, rls auf das verabredete Zeichen von drei Kanonenschüssen die Preußen und Russen gegen den Feind losbrachen. Die Erde er- dröhnte bald unter dem Donner der Geschütze; der Nebel, welcher am Morgen die Gegend bedeckte, schwand, so daß die Sonne im hellsten Lichte die Schreckensscene beleuchtete. Das Schwarzen- bergische Heer richtete seinen Angriff auf die Ortschaften im Süd- osten von Leipzig; ein anderer Theil der Oesterreicher stürmte ge- gen Lindenau im Westen an, während Blücher im Norden bei Möckern die Franzosen angriff. Fünf Stunden lang wurde die furchtbare Kanonade fortgesetzt. Der erste Sturm der Verbünde- ten war so gewaltig, daß die feindliche Schlachtreihe allenthalben zurückwich. Aber kaum bemerkte Napoleon das Weichen der Sei- nigen, als er die tapfersten Schaaren zusammenraffte und den An- griff erwiederte. — Um Wachau und Liebertwolkwitz tobte ein furchtbarer Kampf. Sechs Angriffe der Verbündeten wurden nach und nach auf diesen Punkten zurückgeschlagen. Napoleon sammelte hinter Wachau seine Reserven zu einem großen Schlage gegen das Centrum und befahl zugleich einen erneuerten heftigen Angriff gegen die beiden Flügel der Verbündeten. Noch zur rechten Zeit bemerkte dies Schwarzenberg, und an dem Heldenmuthe der bra- ven Kürassiere des Grafen Nostiz brach sich der drohende Sturm. Da sollte Mürat auf Napoleons Befehl eine schnelle Entscheidung herbeiführen. An der Spitze von 8000 Mann schwerer Reiterei stürmte er im rasenden Galopp, daß die Erde unter den Hufen der Rosse erdröhnte, gegen die Vierecke der Infanterie der Ver- bündeten, durchbrach das Centrum, und die Schlacht schien ver- loren. Sogleich sandte Napoleon Siegesboten an den König von Sachsen nach Leipzig, ließ mit allen Glocken der Stadt läuten und einen Dankgottesdienst veranstalten. Während die Glocken die Siegesfeier einläuteten, hielt Schwar- zenberg neben den beiden Monarchen, Friedrich Wilhelm Iii. und Alexander, auf dem Hügel zu Gossa, und nur ein kleiner Raum trennte diese von Mürat mit seiner ansprengenden Reiterschaar. Schwarzenberg bat die beiden Monarchen, sich rückwärts zu be- geben, zog seinen Degen, stellte sich an die Spitze von 4ß0 Leib- gardlkosacken und stürmte mit ihnen zur Schlachtlinie hinab. Da mußte mancher Franzose vor dem kräftigen Lanzenstoße der Ka-

7. Teil 3 - S. 340

1906 - Berlin : Klinkhardt
340 Der Jäger liegt gebückt auf der Erde und beobachtet; ihn beschleicht ein Gefühl des Mitleids. Brauchen denn seine Leute so notwendig Fleisch? Haben sie nicht genug anderes zu essen? Und ist er denn überhaupt nur deswegen auf Jagd gegangen, oder nur, um sein Vergnügen zu haben? Der Bock legt sich, wälzt sich auf dem Rücken und schlägt im Übermut die Spitzen seines Gehörns tief in den Sand. Die ihm eigentümlichen, schnaubenden Laute beweisen sein Gefühl des Wohlbehagens. Jetzt richtet er sich halb auf, so daß die Spitzen seines Gehörns von den letzten Strahlen der Sonne getroffen werden. Er spitzt die Ohren! Als ob er diese Strahlen fühlte, als ob er diesen Abschiedsgruß der Sonne verstände, springt er auf und steht mit zur Sonne gewendetem Kopf, im rötlichen Lichte erglänzend, in seiner ganzen Schön- heit da. Der Jäger hat einen Entschluß gefaßt. Er läßt seinen Karabiner liegen und kriecht, tief zur Erde gebückt, näher. Jetzt ist er bis auf 20 Schritt heran; er springt auf. Wie ge- bannt steht der Wasserbock, nur den Kopf zu der unerwarteten Erscheinung gewendet. — Da stehen Mensch und Tier in der großen, freien Natur sich Auge in Auge gegenüber. In einem Augenblick glaubt der Jäger im Auge des Tieres Verwunderung in Entsetzen übergehen zu sehen. — Mit einem Sprung ist der Bock auf dem Rand der Regenrinne, und in gestrecktem Galopp, den Kopf weit zurückgebogen, flieht er über die weite Ebene dahin, alle Tiere in seiner Panik mit sich reißend. Wie gut, daß er das Tier nicht erlegt hat; er atmet er- leichtert auf, ihm ist so frei, so wohl ums Herz. Als er zurückschreitet, um seinen Karabiner aufzunehmen, steht da einer seiner Neger mit solch’ einem erstaunten, dummen Gesicht, daß er hell auflachen muß. Das will dem Schwarzen nicht in den Kopf, warum sein Herr den Bock nicht erlegt hat; er hatte es doch so leicht! — — 2. Ein König unter den Tieren. Ein Löwe, der sich vor zwei Tagen so satt gefressen hatte, daß er den ganzen gestrigen Tag in trägem Nichtstun ver- brachte, erwacht nach langem, erquickendem Schlummer, gähnt streicht sich mit den Tatzen über die Schnauze und blickt

8. Teil 3 - S. 501

1906 - Berlin : Klinkhardt
501 6. Und als die Zeit erfüllet des alten Melden war, lag einst, schlicht eingehüllet, Lsans Zielen, der Husar. wie selber er genommen die Feinde stets im Husch, so war der Tod gekommen wie Zielen aus dem Busch. Gedichte, 7. Aufl. 1901. Bilder aus der französischen Revolution: Nr. 76. Nr. 183, Abschn. 8. sollte auch seine Niederlage werden, allen kommenden Geschlechtern un- vergeßlich wie selbsterlebtes Leid, allen eine Mahnung zur Wachsam- keit, zur Demut, zur Treue. Napoleon stammte auf in wilder Schaden- freude, als er die ruhmreichste der alten Mächte so hilflos unter seinen Griffen sah; die Schmähungen troffen ihm von den Lippen; noch niemals war er so ganz Leidenschaft, so ganz Haß und Grimm gewesen. Er fühlte, daß in diesem Staate Deutschlands letzte Hoff- nung lag; er ahnte, daß diese Hohenzollern doch von anderem Metall waren als Kaiser Franz und die Satrapen (Statthalter) des Rhein- bundes. In seinen Ansprachen an die Armee überschüttete er vor allem die edle Königin Luise mit pöbelhaftem Schimpf. Trotz ihres ungeheuren Trosses hatte die preußische Armee ihren Aufmarsch in Thüringen früher beendet als der Feind; aber man verlor einige unschätzbare Tage in zwecklosem Verweilen nördlich des Thüringerwaldes. Da kam die Nachricht, daß der Feind durch das östliche Thüringen auf der Nürnberg-Leipziger Straße heraneile, die linke Flanke der Preußen bedrohend. Der Herzog von Braunschweig, dem der Oberbefehl anvertraut war, fürchtete für seine Rückzugslinie und befahl den Abmarsch nach der Elbe. Auf diesem Rückzüge wurde die Armee zugleich von Süden und Osten angegriffen. 2. Der Kaiser selbst rückte durch das Saaltal nordwärts. Die Vorhut der Preußen ward bei Saalfeld geworfen; der Tod des hoch- herzigen Prinzen Louis Ferdinand schlug als ein unheilvolles Vor- zeichen die Zuversicht der Truppen völlig nieder, und mit Entsetzen hörten die Offiziere aus den zerstreuten Haufen den Ruf: „Wir sind versprengt!" Fürst Hohenlohe ging mit seinem preußisch-sächsischen Korps auf die Hochebene des linken Saalufers über Jena zurück, und da ihm verboten war, sich in ein ernstes Gefecht einzulassen, so versäumte er, die Flußübergänge und die Höhen, welche das Tal und die Hochstäche überschauten, zu besetzen. Napoleon bemerkte den Fehler sofort, bemächtigte sich alsbald der Höhenränder, führte selber nachts,

9. Teil 3 - S. 508

1906 - Berlin : Klinkhardt
508 und Jena statt, auf der Platte des Landgrafenberges, wo Napo- leon die Schlacht am 14. Oktober 1806 geleitet hatte. Es war vielleicht nur Zufall und Ungeschicklichkeit, daß man die fest- gesetzte Hasenjagd gerade mit dem von Napoleon gebotenen Besuche des Schlachtfeldes verband. Aber das geschah schwer- lich ohne Absicht, daß der Sieger von Jena den Prinzen Wil- helm von Preußen einlud, sein Begleiter zu sein. Das war ja seine Art, sich des Sieges zu freuen. Wahrscheinlich hat die Brutalität diesmal eine Lebensgefahr von ihm abgewandt. Am Webicht, dem kleinen Gehölz bei Weimar, warteten auf raschen Rossen zwei Männer aus Preußen, die unter ihren Mänteln kurze Gewehre verborgen hatten und entschlossen waren, dem Unterdrücker Deutschlands ein gewaltsames Ende zu bereiten. Als sie den Bruder ihres Königs an seiner Seite erblickten, ver- sagte ihr Arm den Dienst. Gewiß wäre es ewig zu beklagen gewesen, wenn der Gewaltige auf diese Weise sein Ende ge- funden hätte; aber ein bedeutsames Zeichen der Zeit war es doch, daß sich in dem friedfertigen und geduldigen Deutschland Mordgedanken regten. Den Festlichkeiten liefen geräuschlos politische Verhand- lungen zur Seite, in welche nur die beiden Kaiser und ihre nächsten Vertrauten eingeweiht waren. — Prinz Wilhelm wurde zwar mit Auszeichnung behandelt, aber die Bemühungen, eine Milderung des Pariser Vertrages zu erlangen, waren fruchtlos. Kaiser Alexander riet nur zur Nachgiebigkeit, und so entschloß sich der preußische Bevollmächtigte, die Bestätigung des Pariser Vertrages zu übergeben. Deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs d. Gr. L. Häusser. his zur Gründung des deutschen Bundes, 1859. 223. Die Schwarzen in Halberstadt. (28. Juli J809-) Der Lrzähler hat bis (806 bei dem Halberstädter Regiments gestanden, dann die Schlacht bei Jena und die Flucht mitgemacht, hierauf ist er zu seinem Handwerk zurückgekehrt und hat in Schlesien gearbeitet. Im Jahre (809 in die Freischar des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Ols getreten, hat er den Zug durch Sachsen in der Richtung aus Braunschweig mitgemacht. In (Quedlinburg erfährt der Herzog, daß ihm ein westfälisches Regiment in Halberstadt den weg verlegen will, und nun geht es auf wagen weiter bis 8/4 Stunden vor Halberstadt.

10. Nicolaisches Realienbuch - S. 167

1906 - Berlin : Nicolai
167 — Randgebirge gebildet. Wind und Niederschlüge haben ihn in die Tiefebene getragen. Solcher Boden wird durch reicyliche Bewässerung sehr fruchtbar. Darum gedeihen hier in vorzüglicher Güte Wein, Obst, Hopfen und Tabak. Infolge ihres Bodenreichtnms und ihrer Schönheit ist die Ebene dicht be- völkert, und große Städte sind daselbst entstanden. Am Knotenpunkt bedeutender Verkehrsstraßen liegt die starke Festung Straß bürg (Münster, Tuch-, Tabak-, Gewehrfabriken), an der Jll Mühlhausen (Weberei, Spinnerei), am rechten Rheinufer Karlsruhe (die Hauptstadt Badens, Möbeltischlerei), am Neckar Heidelberg (Schloß) und Mannheim (Ge- treide, Tabak), am Abhange des Odenwaldes Darmstadt (Hauptstadt des Großherzogtums Hessen), am Main Frankfurt (große Handelsstadt, Goethe), der Mainmündung gegenüber Mainz (Schiffahrt, Eisenbahnverkehr, Groß- handel). Aus der Geschichte sind bekannt: Worms (1521) und Speyer (1529). Die Randgebirge der Oberrheinischen Tiefebene zeigen große Ähnlichkeit in ihrem Aufbau und in ihren Gesteinsarten. Das erklärt sich aus der Ent- stehung der Tiefebene. Vor Jahrtausenden waren die Randgebirge wahrscheinlich eine Hochebene. Durch vulkanische Tätigkeit brach der mittlere Teil ein, die Randhöhen blieben stehen. Der eingebrochene Teil wurde vom Rhein mit Wasser ausgefüllt und bildete einen See. Allmählich schuf sich dieser bei Bingen einen Abfluß nach N-, und es entstand die Tiefebene, die vom Rhein durchflossen wird. Die Randhöhen erheben sich steil aus der Tiefebene und gehen allmählich in das Schwäbische bezw. Lothringische Stufen land über. Dabei nimmt ihre Höhe von S. nach N. ab. Die größten Erhebungen sind der Feldberg im Schwarzwalde und das Sulzer Belchen im Wasgenwalde. Von der Ebene aus gelangt man zuerst an sonnige Wein- und Obstgärten sowie üppige Saatfelder, dann durch Laub- wälder in das Gebiet der düstern Tannen, welche dem Schwarzwalde den Namen gegeben haben. Die höchsten Kuppen sind entweder kahl oder mit niedrigem Gesträuch bewachsen. Beide Gebirge zeigen tiefeingeschnittene Täler, in denen wilde Gebirgsbäche rauschen. Auf den Bergwiesen weiden zahlreiche Herden. Außerdem wird viel Holz zum Schiffsbau nach Holland verstößt. Die Schwarzwälder Uhren und Musikinstrumente sind weltbekannt. Zahlreiche Heilquellen (Baden-Baden) ftihren jährlich Tausende Erholungsuchende den Tälern des Schwarzwaldes zu (Schwarzwaldbahn). Das gewerbliche Leben des Wasgenwaldes ist anders geortet. Die reichen Wasserkräfte des Ge- birges sind in den vielfachen Baumwollspinnereien und -Webereien benutzt worden. Somit rührt in den Randgebirgen die rege Industrie weniger Don nutzbaren Mineralien als vom Holz- und Wasserreichtum der Berge her. — Die nördliche Fortsetzung des Schwarzwaldes bildet das Neckarberg- laud, das die Verbindung mit dem Odenwald herstellt. Dieser gehört zu den angebautesten und freundlichsten deutschen Gebirgen. An seinem Abhange zieht sich die wegen ihrer landschaftlichen Schönheit berühmte Bergstraße hin, die Heidelberg mit Darmstadt verbindet. Im W. der Tiefebene führt ein niedriges Bergland vom Wasgenwald zur Haardt und dem Donnersberge
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