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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 44

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
44 Die Langobarden bis zum Verlust ihrer Selbständigkeit. Weiler aber darf man nicht gehen; von einer wirklichen Verknechtung aller Römer im Reich ist nie, auch in den Stürmen der ersten Jahre nicht, die Rede gewesen. Auch geschahen die späteren Ausbreitungen nicht mehr gewaltsam. Es kam vielmehr jetzt zu einer geordneten Landteilung, wie sie auch bei Ost- und Westgoten und andern germanischen Völkern vorgenommen worden war, nach den Grundsätzen der sogenannten „Gastfreundschaft" (hospitalitas); d. H. jeder römische Grundbesitzer war als Wirt gezwungen, einem langobardischen selbständigen Freien als seinem Gast ein Dritt-teil seines Landbesitzes abzutreten. Doch auch diese Abtretung fand oft nicht wirklich statt; vielmehr begnügten sich die Langobarden, abgesehen von den ersten Eroberungen, bei ihrer späteren Ausbreitung damit, statt des Eigentums an Grund und Boden nur ein Drittel des Ertrags, der Früchte, zu erlangen; und da thatsächlich die römischen Großgrundbesitzer schon seit Jahrhunderten ihre Landgüter nicht selbst bewirtschafteten, sondern sie an Kolonen (persönlich freie, aber an die Scholle gebundene Zinspflichtige, die nur einen Teil des Ertrags für sich behielten, das Meiste dem Herrn ablieferten) zur Bewirtschaftung verliehen, so gestaltete sich das Verhältnis zwischen Wirt und Gast, Römer und Langobarde, meist so, daß der Römer dem Langobarden den dritten Teil seiner Kolonen, also auch den dritten Teil seiner Ansprüche gegen die Kolonen abtrat. Daher erklärt es sich auch, daß wir häufig Langobarden in den Städten lebend finden. Es war nicht notwendig für sie, auf dem Lande zu wohnen und selbst den Acker 31t bestellen; ihre Kolonen hatten ihnen den vertragsmäßigen Teil des Ertrags, in Früchten oder in Geld, abzuliefern. Freilich eignete sich der Langobarde solche Anteile an Früchten oder Kolonatsrechten oft noch außer dem Grundbesitz an, den er bei der ersten Ansiedelung als seinen ursprünglichen Anteil vom eroberten Lande erhalten hatte. Ging es auch sicher nicht ohne vielfache Bedrückung und Vergewaltigung der römischen Bevölkerung ab, so wurden doch nur die im Kriege gefangenen und nicht ausgelösten Römer verknechtet, alle übrigen blieben frei und lebten unter sich nach römischen und zwar justinianischen Gesetzen, während bei den Langobarden natürlich langobardisches Recht galt. In gemischten Fällen, d. h. überall, wo Verhältnisse zwischen Römern und Langobarden obwalteten, wurde, mit einigen notwendigen Änderungen und Zusätzen (die aber erst feit 584 festgestellt wurden), auch nach langobardischem Rechte verfahren. Daß inan den Römern ein Wergelt) zubilligte, das Recht der Fehde aber untersagte, ist selbstverständlich. Von einer Verschmelzung von Römern und Langobarden zu dem Mischvolke der Lombarden konnte natürlich erst die Rede fein, als die Einwanderer allmählich das katholische Bekenntnis annahmen, was erst im zweiten Viertel des siebenten Jahrhunderts geschah. Von den Schichten 6er langobardischen Bevölkerung stand der alte Volksadel oben an; ihm

2. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 179

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Rückblick und Vorschau, zugleich Einleitung in die fränkische Geschichte. 179 manen zur römischen Bevölkerung, die ihre neuen Herren verhältnismäßig früh zu romanisieren wußte. Obgleich sich ihre Lage in den einzelnen Staaten verschieden gestaltete, so behielt sie doch allenthalben ihre persönliche Freiheit, ihr Recht und ihr bewegliches Vermögen. Und wenn sie sich auch eine Landteilung gefallen lassen mußte, so erfolgte diese doch im Anschluß an Grundsätze des römischen Verwaltungsrechtes, nämlich nach dem Vorbilde des römischen Einquartierungssystems, welches kennen zu lernen die Germanen im römischen Dienste reichliche Gelegenheit gefunden hatten. Und auch die innern Einrichtungen der neuen Reiche knüpfen in wesentlichen Punkten an die vorgefundenen römischen Institutionen an. Die Bur-gunden, Westgoten und Wandalen haben sie freilich bald in selbständiger Weise umzubilden begonnen. Dagegen fungierte in Italien die alte römische Verwaltungsmaschine bis zur langobardischen Eroberung ohne erhebliche Störungen fort. Odowakar ließ den Senat und den ganzen römischen Beamtenapparat bestehen, und Theoderich liebte es, die althergebrachten Formen fast mit Ängstlichkeit zu wahren. Sieht man aber nicht auf die Formen, sondern auf das Wesen der Dinge, so wird man sich freilich der Wahrnehmung nicht verschließen, daß sich nichtsdestoweniger mit dem Entstehen der ostgermanischen Staaten eine Veränderung von weltgeschichtlicher Tragweite vollzogen hat. Der springende Punkt ist, daß in ihnen zuerst der römische Westen neue Herren empfangen hat. Das haben die Römer lebhaft empfunden, und die Germanen haben es ihnen deutlich zum Bewußtsein gebracht. Und wenn der germanische König von jenen „der Herr des Staats" genannt wird, so haben sie damit eben den Widerspruch ausgedrückt, der zwischen dem wahren Sachverhalt und dem abgelebten Gedanken des römischen Imperiums obwaltete. Übrigens bildeten die Staaten der Ostgermanen nur den Übergang zu einer gründlichen Umformung der abendländischen Welt, welche durchzuführen den Franken befchieden war. In Italien wurde den Franken durch einen andern westgermanischen Stamm, die Langobarden, tüchtig vorgearbeitet, ein schneidiges Volk aus härterem Stoff als die bildsamen und duldsamen Ostgoten. (I) Die Langobarden. Die Langobarden, deren Geschichte, wie wir annehmen dürfen, noch frisch vor dem Gedächtnis unsrer Leser steht, sind das einzige westgermanische Volk, das sich, wie die gotisch-wandalischen, bei seiner Wanderung zuerst nach Südosten wandte,*) ja das einzige, das überhaupt völlig aus- *) Von den Markomannen abgesehen, die hier nicht in Betracht kommen, weil sie in viel frühem Zeit wanderten und ihre Wanderung aus ein viel kleineres Gebiet beschränkten. 12*

3. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 180

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
180 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. gewandert ist und die deutsche Erde ganz verlassen hat; denn die Alamannen blieben auf ursprünglich germanischem Boden, die Besetzung Britanniens geschah nicht auf einmal, durch ein Volk in seiner Gesamtheit, sondern allmählich, durch einzelne Scharen drei verschiedener Stämme, die größtenteils in ihren alten Sitzen verharrten, und die Franken haben wohl Gallien erobert, dabei aber ihre Stammländer am Rhein nicht aufgegeben und den Zusammenhang mit der deutschen Muttererde nie verloren. Zeigten die Langobarden sich darin den Ostgermanen ähnlich und hat ihr Reich in Italien mit den Reichen der Wandalen, Burgunden, Westgoten und Ostgoten auch das gemeinsame Merkmal, daß in ihm von Anfang an außer dem nationalen Gegensatz zwischen der germanischen und der ihr an Kopfzahl überlegenen römischen Bevölkerung auch ein folgenschwerer konfessioneller Zwiespalt obwaltete, so sind doch die Verschiedenheiten bedeutender als das Gemeinsame. Schon bei der Gründung des Reiches treten die widerstandskräftigen Langobarden ganz anders auf als z. B. die milden Oftgoten; das zeigt sich namentlich in ihrem Verhältnis zu den Römern und zu den römischen Institutionen. Wo die Langobarden festen Fuß fassen, da fegen sie das römische Verwaltungssystem und die römische Ämterverfassung hinweg; sie schaffen nicht einen Zwitterstaat, sondern ein rein nationales Staatswesen. Die Römer wurden nicht als gleichberechtigtes, sondern als unterjochtes Volk behandelt. Noch um die Mitte des siebenten Jahrhunderts ^ ist das Volksrecht frei von römischen Einflüssen. Erst als der Staat eine feste volkstümliche Grundlage gewonnen hatte, begann eine maßvolle Anlehnung an römische Einrichtungen und die staatsrechtliche Gleichstellung der römischen Bevölkerung sich anzubahnen. Die Reiche der Burgunden, der Wandalen und der Ostgoten sind als arianische Reiche im Kampfe mit katholischen Mächten untergegangen. Die Westgoten traten allerdings länger als ein Jahrhundert vor ihrem Untergang zum Katholizismus über; aber der Klerus gewann bei ihnen so weitgehenden Einfluß auf die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten, daß er die Staatsgewalt untergrub und dem Reiche die Kraft raubte, sich gegen die Angriffe des Islam zu wehren. Dagegen war bei den Langobarden seit ihrem Übertritt zur römischen Kirche an die Stelle des überwundenen konfessionellen Zwiespaltes ein politischer Gegensatz^ getreten, nämlich der Gegensatz gegen die weltliche Machtsphäre des Papsttums; eine dritte Macht — das fränkische Königtum — mußte eingreifen, um diesen Konflikt zum Austrag zu bringen. Dabei kamen die Langobarden um ihre Selbständigkeit und wurden zu einem Gliede des großen Frankenreichs, womit sie das Schicksal aller westgermanischen Völker und der Burgunden teilten.

4. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 43

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
König Kleffo, etwas über langobardische Verfassung, Abzug der Sachsen rc. 43 Seitenzweig der im Mannesstamm ausgestorbenen Lethinge, welcher mit Audoin zur Herrschaft gelangt war, schon nach einem Vierteljahrhundert wieder ab. Bei der hohen Machtstellung der Herzoge lag die Gefahr nahe, daß das eben gegründete, aber noch nicht ausgebaute Reichsgebäude, dem auf einmal der Hausherr fehlte, in eine Anzahl Herzogtümer zerbröckle. Aber die Volksedlen und Freien erkannten selbst einmütig, daß der junge Staat einer einheitlichen Leitung, eines mächtigen Königtums bedurfte; deshalb traten sie in Pavia zusammen zur Wahl eines neuen Oberhauptes und erkoren einen aus ihrer Mitte. Kleffo. den Herzog von Bergamo, aus dem altedlen Geschlechte des Beleos, einen tapfern und thatkräftigen Mann. Die spärlichen Nachrichten, die uns über seine kurze^ Regierung überkommen sind, lassen erkennen, daß Kleffo irrt ganzen auf dem von Alboin betretenen Weg in äußerer Ausdehnung und innerer Ausgestaltung des Reiches fortschritt; doch war er rauher und willkürlicher als jener. Zweierlei wird aus seiner Regierungszeit besonders hervorgehoben: die harte Behandlung der römischen Bevölkerung und — damit zusammenhängend — die Ergreifung festen Grundeigentums durch die Langobarden. Die Langobarden in Italien waren, außer den Wandalen in Afrika, die einzigen Germanen, die ihr Reich auf altrömischem Boden ohne irgend welchen Vertrag mit einem Kaiser, einem Statthalter oder der Einwohnerschaft lediglich als Eroberer begründeten. So geschah denn das erste Eindringen und auch die erste Niederlassung sehr gewaltsam; gar viele vornehme, reiche Römer, welche sich durch die Flucht in den Süden nicht retten konnten oder wollten, wurden erschlagen, kriegsgefangen, also verfechtet, ihre ländlichen Besitzungen, wie selbstverständlich die des römischen Fiskus, als erobertes Land vom König und dem Volksheer angeeignet. Das gleiche Geschick traf aber auch die Stadtgemeinden; wohin die Eroberer drangen, da hoben sie die städtische Verfassung auf. Das war aber ein ganz besonders harter Schlag; denn die ganze antike, zumal römischitalische Kultur und das Kulturleben beruhte auf der Stadt, war ein städtisches. Auch die Ländereien der Stadtgemeinden verfielen der Verteilung, und schlimm erging es im Anfang auch den Kirchen und Klöstern, sowie den einzelnen Priestern bis gegen Mitte des stebenten Jahrhunderts. Die Einwandrer waren zum Teil noch Heiden, zum größern Teil Arianer, und als solche unzweifelhaft nicht ohne Erbitterung gegen die Katholiken, obgleich diese bei den Langobarden lange nicht so leidenschaftlich war wie etwa bei den Wandalen. Der Hauptgrund, daß vorzugsweise Klöster und Kirchen angegriffen und beraubt wurden, lag gewiß darin, daß hier die meisten Reichtümer geborgen waren. So wurden denn die Priester, wenn sie sich der Beutegier der Eroberer widersetzten, natürlich nicht geschont, die Kirchen geplündert, die Ländereien derselben von der Krone eingezogen oder verteilt.

5. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 155

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
21. Die Schlacht bei Adrianopel und weitere Kämpfe. 155 im Westen des Reiches, an Feldherrntüchtigkeit nicht nach- stehe, und womöglich die Goten bezwingen, ehe Gratian ihm zu Hülfe käme. Ebenso eifrig wünschte Frid igern eine Schlacht zu liefern, bevor Verstärkung für die Feinde einträfe. Am 9. August brach das kaiserliche Heer mit Sonnen- aufgang auf, die Goten aufzusuchen. Das Gepäck ließ man dicht bei Adriauopel zurück. Anderthalb Meilen mußten die schwergewappneten Krieger auf schlechtem Wege im Schnell- sckiritt marschieren, und dabei stieg die Sonne immer höher und schien heiß herab. Es war um Mittag, als sie die kreisförmige Wagenburg des gotischen Heeres erblickten. Unter dröhnendem Kriegsgesang ordneten sich die Goten. Die rö- mischen Feldherrn stellten ihre Reihen so auf, daß die Reiter das Vordertreffen bildeten und dahinter erst das Fußvolk stand. Da, als die Römer das Signal zum Beginn des Kampfes jeden Augenblick erwarteten, schritt aus dem gotischen Heerhausen eine Gesandtschaft hervor, die um Frieden bat. Dem Kaiser erschienen aber die Gesandten nicht vornehm genug, er verlangte, daß die edelsten Fürsten selbst kämen als Bürg- schaft, daß das Anerbieten ernsthaft gemeint sei. Die Ge- sandten kehrten um. Es verging wieder eine Zeit. Mittler- weile standen die ermüdeten Legionen im Sonnenbrände hung- rig und mit trocknen Kehlen da. Der schlaue Fridigern ver- zögerte nämlich nur darum den Ansang des Kampfes, weil er erst die Ankunft einer ostgotischen Reiterschar, die ihm Hülfe zugesagt hatte, abwarten wollte. Daher entsandte er noch einmal einen Boten, mit der Bitte, der Kaiser möchte etliche vornehme Männer ins Gotenlager schicken, die er seinem Volke gegenüber für Geiseln ausgebeu könnte; die Bürgschaft dafür, daß sie unversehrt blieben, nehme er auf sich; anders könne er den Wunsch des Kaisers nicht erfüllen. Jetzt siegte bei dem wankelmütigen Valens die Bedenklichkeit über die Ent- schlossenheit. Er zeigte sich bereit, wenigstens einen seiner Großen hinübergehen zu lassen, und der kühne Richomer, ein Franke von Geburt, erbot sich dazu freiwillig. Während er aber auf das gotische Lager zuschritt, änderte sich plötzlich die Sachlage durchaus. Die beiden Führer der römischen

6. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 287

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
36. Totila, der große Gotenheld. 287 Dieser kam den Flüchtigen ganz nahe und holte auf Totila aus, um ihm den Speer in den Rücken zu stoßen. Ein junger Gote aber sah dies und schrie voll Entsetzen und Angst für den geliebten Fürsten: „Hund, was beginnst du? Wagst du, die Hand wider deinen Herrn zu erheben?" Kaum hörte Asbad, daß er den König vor sich habe, so holte er mit aller Kraft aus und bohrte ihm den Speer zwischen die Schulter- blätter tief in den Rücken hinein. Der Stoß war tödlich. Aber zwei der treuen Goten ritten rechts und links dicht an den wunden König heran und nahmen ihn so in die Mitte. Auf diese Weise setzten sie mit ihm die Flucht fort, obwohl er kaum noch ein Lebenszeichen gab. Asbad erhielt von dem Goten Skipuar einen Hieb ins Bein. Da gaben seine Ge- fährten die Verfolgung auf und kehrten mit ihm um. Des Königs Getreue aber glaubten im Dunkel der Nacht, die Ver- folger seien ihnen noch auf den Fersen, und flohen weiter. Endlich gelangten sie in ein Dörslein mit Namen Caprä. Hier rasteten sie, hoben den König vom Roß, trugen ihn in die Hütte einer armen Frau und verbanden ihm die schreckliche Wunde. Er aber starb ihnen unter den Händen. Ein edles Herz stand still. Da beweinten die treuen Männer ihren geliebten Herrn, gruben ihm schnell ein Grab, zimmerten einen einfachen Sarg und bargen den teuern Leichnam in die Erde. Dann wichen sie von dannen. Die Kaiserlichen wußten nicht, daß Totila gestorben sei, bis ihnen die Frau, in deren Hütte er seine Heldenseele aus- gehaucht hatte, es milteilte und sein Grab zeigte. Trotzdem wollten sie nicht daran glauben und gruben an der Stelle nach. Da fanden und öffneten sie den Sarg mit der Leiche des Königs. Selbst den Feinden flößte der ernste Anblick Ehrfurcht und Trauer ein. Sie wagten es nicht, den toten Helden zu beschimpfen. Nur den blutigen Mantel und den edelsteingezierten Königshut nahmen sie ihm, um diese Gegen- stände dem Narses zu überbringen. Dann gaben sie ihn dem Schoß der Erbe wieder. So verlor Totila Thron und Leben, nachdem er elf Jahre lang König der Goten gewesen war. Selbst der feindliche

7. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 71

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
10. Aus dem germanischen Kriegsleben. 71 lichen Jungfrauen, die im Auftrag des höchsten Gottes die Streitenden musterten und ihre kühnen Thaten sich merkten. Wer fiel, dessen Seele wurde von einer der Jungfrauen aufs Roß gehoben und durch die Lüfte zu Wodans Saale getragen. Aber auch auf Erden blieb ihm sein Lohn: das Volk, seine Kinder und Enkel, sangen von ihm in preisenden Liedern. Auch bei den Fürsten galten herrliche Waffenthaten, Kraft und Heldenmut mehr als die kalt berechnende Kunst des Feldherrn, was freilich für den Ausgang der Schlacht nicht immer günstig war. Denn indem der deutsche Feldberr, der Herzog, stets im heißesten Getümmel focht, verlor er viel leichter den freien Überblick über den Gang des Kampfes als z. B. der römische Imperator, der alles ruhig überschaute und die Bewegungen seines Heeres kühlen Herzens lenkte. Das Heer war nach Gauen gegliedert und innerhalb der- selben nach Sippen oder Geschlechtern. So kämpften Väter und Söhne, Brüder und Vettern Schulter an Schulter, und solche Nähe wurde zugleich ein neuer Sporn zur höchsten Tapferkeit. Jeder Gau stand unter der besondern Führung seines Fürsten, der zunächst von seinem berittnen Gefolge um- geben war; aber das Fußvolk bildete den Kern des ganzen Heeres. Seine dicht gescharten Haufen waren in Form eines abgestumpften Keils, des sogenannten Eberkopfes, gegen den Feind aufgestellt. Außerdem stellte jeder Gau fünfzig aus- gezeichnete Reiter und ebenso viele besonders tüchtige Fußstreiter für das Vortreffen. Diese „Hunderte", wie sie hießen, bil- deten eine auserlesene Schar von eigentümlicher Aufstellung. Es stand nämlich neben jedem Reiter ein Fußgänger, und so zogen sie, ehe die eigentliche Schlacht begann, untermischt in den Kampf. Während des Getümmels traten die Fußstreiter etwas zurück. Wo es aber besonders scharf herging, eilten sie zu Hülfe. Wenn ein Reiter schwerverwundet vom Rosse sank, stellten sie sich um ihn und retteten ihn aus dem Gewühl. Oft flohen die Hunderte zum Schein, um sogleich umzukehren und den überraschten Feind zurückzuschlagen. Bei raschem Vorrücken oder eiligem Rückzug hielten sich die Fußgänger an

8. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 156

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
156 21. Die Schlacht bei Adrianopel und weitere Kämpfe. Vorhut Hutten sich thöricht genug in ein Handgemenge mit den gegenüberstehenden Feinden eingelassen und mußten sich » mit blutigen Köpfen zurückziehen, ein übles Vorzeichen für den Erfolg der Schlacht. Das Getümmel hinderte Richomer weiter vorzuschreiten; und in demselben Augenblicke sausten auch die ostgotischen Reiter aus den Bergschluchten schnell wie der Blitz herbei. Fridigern hatte seinen Zweck erreicht, die Römer hatten durch nutzlose Verhandlungen die beste Zeit verloren. Von allen Seiten begann nun die Schlacht. Vor dem furchtbaren Anstürmen der Goten wichen gleich anfangs die Römer zurück. Aber die ermutigenden Zurufe der Feldherren brachten sie wieder zum Stehen, und das Schlachtgewühl schwoll wie eine Feuersbrunst an. Wütend stießen die feind- lichen Reihen aufeinander. Der linke Flügel der römischen Reiter drang fast bis zur Wagenburg vor, aber er blieb ohne Unterstützung und wurde deshalb von den allenthalben ein- stürmenden Goten erdrückt. Das Fußvolk stand nun ohne Deckung da, und so eng waren die Scharen zusanimengedrängt, daß die Soldaten kaum das Schwert ziehen und die Hände rühren konnten. Der Himmel war von Staubwolken ver- hüllt, betäubendes Geschrei erfüllte die Luft. Überall brachten die Geschosse Verderben, weil keiner sie kommen sah und sich decken konnte. Flucht war in der fürchterlichen Enge un- möglich. Die Felder füllten sich mit Leichenhaufen. Die Seufzer der Sterbenden klangen schrecklich an die Ohren der Gesunden. Schwarzes, geronnenes Blut bedeckte den Boden weithin, und der Fuß der Streiter glitt auf dem schlüpfrigen Schlamm aus. Die Sonne neigte sich zum Untergang. Mit neuer Wut stürmten die Goten heran, da war es mit der Widerstands- kraft der unglücklichen Römer zu Ende. Wem seine Glieder noch gehorchten, der wandte sich zur Flucht. Es waren nur elende Trümmer des Heeres, die flohen. Die ganze Armee war nicht nur geschlagen, sie war vernichtet. „Seit dem Un- glückstage von Cannä," ruft der Geschichtschreiber Ammian aus, „hat unser Staat keine größere Niederlage erlitten." Kaiser Valens, der tapfer mitgesochten hatte, wurde in der

9. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 14

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
14 I. Zeitr. Von 113 vor Chr. Geb. bis 768 nach Chr. Geb. Heer aber fühlte plötzlich dieselbe Furcht vor bett (Sueben, wie sie einst ihre Vorfahren vor den Cimbern und Teutonen gefühlt hatten. Diese Feinde schienen ihnen so furchtbar, daß sie sich fest überzeugt hielten, sie würden hier alle ihren Untergang finben. Die Soldaten saßen ohne Scheu in ihren Zelten und weinten; anbere machten ihr Testament; noch anbere, die freiwillig von Italien mitgezogen waren, suchten irgenb einen Vorwand, um nur schnell nach Hause zurückzukehren. Cäsar wußte nicht, was er mit seinem muth-losen Heere anfangen sollte; cnbtich versammelte er die Anführer, redete ihnen kräftig zu und schloß damit, daß er erklärte: „Wenn auch alle übrigen ihn verließen, so wiffe er doch ganz gewiß, daß die zehnte Legion ihn nicht verlassen würde; mit ihr allein wolle er gegen bett Feind ziehen." — Die zehnte Legion war immer seine beste gewesen; sie fühlte sich durch jenes Wort so außerordentlich geehrt, daß sie auf der Stelle ausrief, Cäsar solle sich in seinem Zutrauen nicht betrogen haben; und nun schämten sich auch die andern und erklärten dasselbe. Diese Stimmung hätte Cäsar gern sogleich benutzt; aber die Deutschen wichen der Schlacht sorgfältig aus. Das war sonst gar nicht ihre Art, und Ariovist mußte seine Absichten bctbei haben. Er ließ sich nur in kleine Gefechte ein und suchte dem Cäsar die Lebensmittel abzuschneiden. Die Sueven hatten eine eigene Art, biefe kleineren Gefechte zu liefern, die den Römern noch unbekannt und höchst verderblich war. Wenn sich irgend ein Trupp Römer zum Futterholm aus dem Lager wagte, so schickten sie plötzlich einen Hausen Reiter gegen sie ab. Vor Reitern allein fürchtete sich in der alten Zeit das Fußvolk nicht besonbers; betttt jette waren noch nicht geübt, in festen Reihen einen Sturm zu machen, fonbem flanfirten mehr einzeln herum, die Zerstreuten und Flüchtlinge niederzuhauen; das Fußvolk dagegen verstand die Kunst sehr wohl, sich in feste Reihen zusammen zu schließen und die langen Speere wie eine undurchdringliche Stachelreihe vorzustrecken; und gegen die Pfeile uttd Wurfspeere der Reiter waren sie durch Schild, Helm und Harnisch genugsam geschützt. Mit den suevischen Reitern war es aber anders. Wenn diese den Römern nahe gekommen waren, so sprang auf einmal zwischen jedem Paar Pferde ein Fußkämpfer hervor, die schloffen sich zusammen und griffen nun gemeinschaftlich mit den Reitern die Römer an; und diese zogen meistenteils bett kürzern, weil sie sich unerwartet gegen einen doppelten Angriff vertheidigen mußten. Das war eine meisterhafte Erfindung der Deutschen, und ihre Geschicklichkeit und Behendigkeit dabei war sehr zu bewundern. Die schnellsten Jünglinge würden dazu ausgewählt, oder, was noch besser war, jeder Retter wählte sich fernen Gefährten aus seinen Freunden selbst. Diese Jünglinge übten sich nun so trefflich im Laufen mit den Pferden, indem sie sich an den Mähnen derselben festhielten, daß sie zuletzt im aller schnellsten Rennen mit fortspringen konnten. Wie ein Sturmwind waren sie dem Feinde auf dem Nacken; war er aber zu stark, so verschwanden sie ihm mit den Reitern eben so schnell wieder aus bett Augen. Als die Römer über diese einzelnen Gefechte schon höchst ungeduldig waren, erfuhr Cäsar endlich durch einige Gefangene, warum die Deutschen sich in keine Hauptschlacht einlassen wollten; die wahrsagenden Frauen im Lager hatten nemlich eine Schlacht vor dem Neumonde verboten, weil sie unglücklich sein werde. Es war eine auffallende Eigenheit bei den Deutschen, daß sie den Frauen eine besondere Kraft der Wahrsagung zutrauten; sie glaubten, die Götter verkündigten durch ihren Mund ant ersten die Zukunft. Darum waren fast immer bei jebetrt Volke einige

10. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 102

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
i©$ Ii. Zeitr. Das Mittelalter. Bon 768 bis 1517. deutendes für Deutschlands Wohl zu thun. Für sein Haus hat er aber glücklicher gesorgt, indem er seinen Sohn Johann mit der Erbprinzessin von Böhmen vermählte. Dadurch kam dieses Königreich an sein Geschlecht, und wir werden künftig noch mehrere Kaiser aus demselben auftreten sehen. Zunächst aber wählten die Fürsten nicht seinen Sohn Johann, sondern eine Partei wählte den Herzog Friedrich von Oestreich, die andere den Herzog Ludwig von Baiern. So hatte Deutschland wieder zwei Gegenkönige und mußte durch sie eine Zeitlang traurige Zerrüttung erfahren. Auf Seiten des Oestreichers war der Adel in Süddeutschland, auf der Ludwigs, außer den Baiern, die süddeutschen Städte und die Schweizer. Das nördliche Deutschland hielt sich ruhig. Friedrichs Stütze war sein kriegerischer und unternehmender Bruder Leopold. Dieser beschloß, zuerst die Schweizer, Ludwigs Bundesgenossen, zu bekriegen und so. zugleich an ihnen den Abfall von seinem Hause zu bestrafen. Er sammelte im Jahr 1315 seine Ritterschaft und gedachte mit ihr die des Krieges unerfahrenen Schweizer Bauern leicht zu bezwingen. Aber es lief gegen seine Erwartung ab. Die Schweizer, die von seinem Anzuge hörten, hatten den engen Paß bei Morgarten (im Kanton Zug), durch den er ziehen mußte, besetzt und auf den Bergen zu beiden Seiten Steine und Baumstämme zusammengehäuft; und als nun die geharnischten Ritter früh Morgens in den engen Paß zogen und die ganze Straße gedrängt voll war, wälzten und schleuderten sie die Bäume und Steine auf dieselben hinab. Es entstand Verwirrung unter den Pferden und Menschen und in diesem Augenblick fiel die Hauptschaar den Oestreichern kühn in die Flanke. Die starken Hirten kämpften mit Erbitterung und ihre Leibeskraft gab ihnen bald den Sieg. Viele Ritter wurden erschlagen und die scheuen Pferde sprangen mit den Reitern in den See zur Seite des Weges, oder zertraten, rückivärts rennend, ihr eignes Fußvolk. Herzog Leopold floh auf abgelegenen Wegen, sehr niedergeschlagen, nach Winterthur. Der Bund der Schweizer aber wurde von diesem Tage an immer größer und fester. Der Krieg der beiden Gegenkönige in Deutschland ging noch mehrere Jahre mit Verwüstung der beiderseitigen Länder fort, bis im Jahre 1322 eine entscheidende Schlacht bei Mühldorf oder Ampfingen in Baiern vorfiel. Friedricks Heer war kleitu; fein Bruder Leopold sammelte noch Hülfsvölker; aber er hielt es für ritterliche Pflicht, der Schlacht nicht auszuweichen. Er selbst focht aufs tapferste, mit vergoldeter Rüstung angethan und den Reichsadler auf seinem Helme. Ludwig aber wohnte der Schlacht in einem unscheinbaren Was" fenrocke bei; die Leitung des Heeres hatte er einem alten erfahrenen Feldhauptmann, Siegfried Schweppermann von Nürnberg, anvertraut. Der Kampf dauerte von Sonnenaufgang an 10 Stunden lang mit großer Heftigkeit. Als die Oest-reicher schon sehr ermüdet waren, erschien der für Ludwig streitende Burggraf von Nürnberg mit 500 Reitern in ihrem Rücken. Seine Schaar hatte sich mit östreichischen Feldzeichen unkenntlich gemacht, und voller Freude glaubte Friedrich, sein Bruder Leopold komme im entscheidenden Augenblicke mit Hülfe. Als sie aber heran kamen, wurde er und fein Heer den Jrrthumg ewahr und nun sank mit einem Male bet Muth; alles ergriff die Flucht und Friedrich selbst würde mit feinem Bruder Heinrich gefangen und nach dem Schlosse Traußnitz in der Oberpfalz gebracht. Hier hat er brittehalb Jahre gefangen gesessen. Sein Bruder Leopold setzte indeß den Krieg fort, irad auch der Papst Johann Xxii. war Ludwig entgegen und sprach sogar den B^nn über ihn aus. Die Päpste, die damals nicht in
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