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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 44

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
44 Die Langobarden bis zum Verlust ihrer Selbständigkeit. Weiler aber darf man nicht gehen; von einer wirklichen Verknechtung aller Römer im Reich ist nie, auch in den Stürmen der ersten Jahre nicht, die Rede gewesen. Auch geschahen die späteren Ausbreitungen nicht mehr gewaltsam. Es kam vielmehr jetzt zu einer geordneten Landteilung, wie sie auch bei Ost- und Westgoten und andern germanischen Völkern vorgenommen worden war, nach den Grundsätzen der sogenannten „Gastfreundschaft" (hospitalitas); d. H. jeder römische Grundbesitzer war als Wirt gezwungen, einem langobardischen selbständigen Freien als seinem Gast ein Dritt-teil seines Landbesitzes abzutreten. Doch auch diese Abtretung fand oft nicht wirklich statt; vielmehr begnügten sich die Langobarden, abgesehen von den ersten Eroberungen, bei ihrer späteren Ausbreitung damit, statt des Eigentums an Grund und Boden nur ein Drittel des Ertrags, der Früchte, zu erlangen; und da thatsächlich die römischen Großgrundbesitzer schon seit Jahrhunderten ihre Landgüter nicht selbst bewirtschafteten, sondern sie an Kolonen (persönlich freie, aber an die Scholle gebundene Zinspflichtige, die nur einen Teil des Ertrags für sich behielten, das Meiste dem Herrn ablieferten) zur Bewirtschaftung verliehen, so gestaltete sich das Verhältnis zwischen Wirt und Gast, Römer und Langobarde, meist so, daß der Römer dem Langobarden den dritten Teil seiner Kolonen, also auch den dritten Teil seiner Ansprüche gegen die Kolonen abtrat. Daher erklärt es sich auch, daß wir häufig Langobarden in den Städten lebend finden. Es war nicht notwendig für sie, auf dem Lande zu wohnen und selbst den Acker 31t bestellen; ihre Kolonen hatten ihnen den vertragsmäßigen Teil des Ertrags, in Früchten oder in Geld, abzuliefern. Freilich eignete sich der Langobarde solche Anteile an Früchten oder Kolonatsrechten oft noch außer dem Grundbesitz an, den er bei der ersten Ansiedelung als seinen ursprünglichen Anteil vom eroberten Lande erhalten hatte. Ging es auch sicher nicht ohne vielfache Bedrückung und Vergewaltigung der römischen Bevölkerung ab, so wurden doch nur die im Kriege gefangenen und nicht ausgelösten Römer verknechtet, alle übrigen blieben frei und lebten unter sich nach römischen und zwar justinianischen Gesetzen, während bei den Langobarden natürlich langobardisches Recht galt. In gemischten Fällen, d. h. überall, wo Verhältnisse zwischen Römern und Langobarden obwalteten, wurde, mit einigen notwendigen Änderungen und Zusätzen (die aber erst feit 584 festgestellt wurden), auch nach langobardischem Rechte verfahren. Daß inan den Römern ein Wergelt) zubilligte, das Recht der Fehde aber untersagte, ist selbstverständlich. Von einer Verschmelzung von Römern und Langobarden zu dem Mischvolke der Lombarden konnte natürlich erst die Rede fein, als die Einwanderer allmählich das katholische Bekenntnis annahmen, was erst im zweiten Viertel des siebenten Jahrhunderts geschah. Von den Schichten 6er langobardischen Bevölkerung stand der alte Volksadel oben an; ihm

2. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 179

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Rückblick und Vorschau, zugleich Einleitung in die fränkische Geschichte. 179 manen zur römischen Bevölkerung, die ihre neuen Herren verhältnismäßig früh zu romanisieren wußte. Obgleich sich ihre Lage in den einzelnen Staaten verschieden gestaltete, so behielt sie doch allenthalben ihre persönliche Freiheit, ihr Recht und ihr bewegliches Vermögen. Und wenn sie sich auch eine Landteilung gefallen lassen mußte, so erfolgte diese doch im Anschluß an Grundsätze des römischen Verwaltungsrechtes, nämlich nach dem Vorbilde des römischen Einquartierungssystems, welches kennen zu lernen die Germanen im römischen Dienste reichliche Gelegenheit gefunden hatten. Und auch die innern Einrichtungen der neuen Reiche knüpfen in wesentlichen Punkten an die vorgefundenen römischen Institutionen an. Die Bur-gunden, Westgoten und Wandalen haben sie freilich bald in selbständiger Weise umzubilden begonnen. Dagegen fungierte in Italien die alte römische Verwaltungsmaschine bis zur langobardischen Eroberung ohne erhebliche Störungen fort. Odowakar ließ den Senat und den ganzen römischen Beamtenapparat bestehen, und Theoderich liebte es, die althergebrachten Formen fast mit Ängstlichkeit zu wahren. Sieht man aber nicht auf die Formen, sondern auf das Wesen der Dinge, so wird man sich freilich der Wahrnehmung nicht verschließen, daß sich nichtsdestoweniger mit dem Entstehen der ostgermanischen Staaten eine Veränderung von weltgeschichtlicher Tragweite vollzogen hat. Der springende Punkt ist, daß in ihnen zuerst der römische Westen neue Herren empfangen hat. Das haben die Römer lebhaft empfunden, und die Germanen haben es ihnen deutlich zum Bewußtsein gebracht. Und wenn der germanische König von jenen „der Herr des Staats" genannt wird, so haben sie damit eben den Widerspruch ausgedrückt, der zwischen dem wahren Sachverhalt und dem abgelebten Gedanken des römischen Imperiums obwaltete. Übrigens bildeten die Staaten der Ostgermanen nur den Übergang zu einer gründlichen Umformung der abendländischen Welt, welche durchzuführen den Franken befchieden war. In Italien wurde den Franken durch einen andern westgermanischen Stamm, die Langobarden, tüchtig vorgearbeitet, ein schneidiges Volk aus härterem Stoff als die bildsamen und duldsamen Ostgoten. (I) Die Langobarden. Die Langobarden, deren Geschichte, wie wir annehmen dürfen, noch frisch vor dem Gedächtnis unsrer Leser steht, sind das einzige westgermanische Volk, das sich, wie die gotisch-wandalischen, bei seiner Wanderung zuerst nach Südosten wandte,*) ja das einzige, das überhaupt völlig aus- *) Von den Markomannen abgesehen, die hier nicht in Betracht kommen, weil sie in viel frühem Zeit wanderten und ihre Wanderung aus ein viel kleineres Gebiet beschränkten. 12*

3. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 180

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
180 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. gewandert ist und die deutsche Erde ganz verlassen hat; denn die Alamannen blieben auf ursprünglich germanischem Boden, die Besetzung Britanniens geschah nicht auf einmal, durch ein Volk in seiner Gesamtheit, sondern allmählich, durch einzelne Scharen drei verschiedener Stämme, die größtenteils in ihren alten Sitzen verharrten, und die Franken haben wohl Gallien erobert, dabei aber ihre Stammländer am Rhein nicht aufgegeben und den Zusammenhang mit der deutschen Muttererde nie verloren. Zeigten die Langobarden sich darin den Ostgermanen ähnlich und hat ihr Reich in Italien mit den Reichen der Wandalen, Burgunden, Westgoten und Ostgoten auch das gemeinsame Merkmal, daß in ihm von Anfang an außer dem nationalen Gegensatz zwischen der germanischen und der ihr an Kopfzahl überlegenen römischen Bevölkerung auch ein folgenschwerer konfessioneller Zwiespalt obwaltete, so sind doch die Verschiedenheiten bedeutender als das Gemeinsame. Schon bei der Gründung des Reiches treten die widerstandskräftigen Langobarden ganz anders auf als z. B. die milden Oftgoten; das zeigt sich namentlich in ihrem Verhältnis zu den Römern und zu den römischen Institutionen. Wo die Langobarden festen Fuß fassen, da fegen sie das römische Verwaltungssystem und die römische Ämterverfassung hinweg; sie schaffen nicht einen Zwitterstaat, sondern ein rein nationales Staatswesen. Die Römer wurden nicht als gleichberechtigtes, sondern als unterjochtes Volk behandelt. Noch um die Mitte des siebenten Jahrhunderts ^ ist das Volksrecht frei von römischen Einflüssen. Erst als der Staat eine feste volkstümliche Grundlage gewonnen hatte, begann eine maßvolle Anlehnung an römische Einrichtungen und die staatsrechtliche Gleichstellung der römischen Bevölkerung sich anzubahnen. Die Reiche der Burgunden, der Wandalen und der Ostgoten sind als arianische Reiche im Kampfe mit katholischen Mächten untergegangen. Die Westgoten traten allerdings länger als ein Jahrhundert vor ihrem Untergang zum Katholizismus über; aber der Klerus gewann bei ihnen so weitgehenden Einfluß auf die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten, daß er die Staatsgewalt untergrub und dem Reiche die Kraft raubte, sich gegen die Angriffe des Islam zu wehren. Dagegen war bei den Langobarden seit ihrem Übertritt zur römischen Kirche an die Stelle des überwundenen konfessionellen Zwiespaltes ein politischer Gegensatz^ getreten, nämlich der Gegensatz gegen die weltliche Machtsphäre des Papsttums; eine dritte Macht — das fränkische Königtum — mußte eingreifen, um diesen Konflikt zum Austrag zu bringen. Dabei kamen die Langobarden um ihre Selbständigkeit und wurden zu einem Gliede des großen Frankenreichs, womit sie das Schicksal aller westgermanischen Völker und der Burgunden teilten.

4. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 43

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
König Kleffo, etwas über langobardische Verfassung, Abzug der Sachsen rc. 43 Seitenzweig der im Mannesstamm ausgestorbenen Lethinge, welcher mit Audoin zur Herrschaft gelangt war, schon nach einem Vierteljahrhundert wieder ab. Bei der hohen Machtstellung der Herzoge lag die Gefahr nahe, daß das eben gegründete, aber noch nicht ausgebaute Reichsgebäude, dem auf einmal der Hausherr fehlte, in eine Anzahl Herzogtümer zerbröckle. Aber die Volksedlen und Freien erkannten selbst einmütig, daß der junge Staat einer einheitlichen Leitung, eines mächtigen Königtums bedurfte; deshalb traten sie in Pavia zusammen zur Wahl eines neuen Oberhauptes und erkoren einen aus ihrer Mitte. Kleffo. den Herzog von Bergamo, aus dem altedlen Geschlechte des Beleos, einen tapfern und thatkräftigen Mann. Die spärlichen Nachrichten, die uns über seine kurze^ Regierung überkommen sind, lassen erkennen, daß Kleffo irrt ganzen auf dem von Alboin betretenen Weg in äußerer Ausdehnung und innerer Ausgestaltung des Reiches fortschritt; doch war er rauher und willkürlicher als jener. Zweierlei wird aus seiner Regierungszeit besonders hervorgehoben: die harte Behandlung der römischen Bevölkerung und — damit zusammenhängend — die Ergreifung festen Grundeigentums durch die Langobarden. Die Langobarden in Italien waren, außer den Wandalen in Afrika, die einzigen Germanen, die ihr Reich auf altrömischem Boden ohne irgend welchen Vertrag mit einem Kaiser, einem Statthalter oder der Einwohnerschaft lediglich als Eroberer begründeten. So geschah denn das erste Eindringen und auch die erste Niederlassung sehr gewaltsam; gar viele vornehme, reiche Römer, welche sich durch die Flucht in den Süden nicht retten konnten oder wollten, wurden erschlagen, kriegsgefangen, also verfechtet, ihre ländlichen Besitzungen, wie selbstverständlich die des römischen Fiskus, als erobertes Land vom König und dem Volksheer angeeignet. Das gleiche Geschick traf aber auch die Stadtgemeinden; wohin die Eroberer drangen, da hoben sie die städtische Verfassung auf. Das war aber ein ganz besonders harter Schlag; denn die ganze antike, zumal römischitalische Kultur und das Kulturleben beruhte auf der Stadt, war ein städtisches. Auch die Ländereien der Stadtgemeinden verfielen der Verteilung, und schlimm erging es im Anfang auch den Kirchen und Klöstern, sowie den einzelnen Priestern bis gegen Mitte des stebenten Jahrhunderts. Die Einwandrer waren zum Teil noch Heiden, zum größern Teil Arianer, und als solche unzweifelhaft nicht ohne Erbitterung gegen die Katholiken, obgleich diese bei den Langobarden lange nicht so leidenschaftlich war wie etwa bei den Wandalen. Der Hauptgrund, daß vorzugsweise Klöster und Kirchen angegriffen und beraubt wurden, lag gewiß darin, daß hier die meisten Reichtümer geborgen waren. So wurden denn die Priester, wenn sie sich der Beutegier der Eroberer widersetzten, natürlich nicht geschont, die Kirchen geplündert, die Ländereien derselben von der Krone eingezogen oder verteilt.

5. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 86

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
86 11. Die Kimbern und Teutonen. Eatulus zusammen die Übergänge über den Strom zu hüten. Im Frühling des Jahres 10 t befahl er, den Po zu über- schreiten. Unter Anführung des Marius und des Catulus zogen die Römer gegen die Kimbern zu Felde. Mehrere Monate verflossen, bis die feindlichen Heere sich trafen. Die Kimbern hatten sich auf die Kunde vom Einfall der Römer aufs neue, wie während der Wanderung, mit Weibern und Kindern und aller beweglichen Habe zusammengeschart und stießen, unweit der Mündung der Sesia in den Po, auf die Feinde. Zunächst schickten sie Gesandte an Marius, um für sich und ihre Brüder gütliche Überlassung des besetzten Landes zu erbitten. Marius fragte, wen sie mit den Brüdern denn meinten. Die Gesandten antworteten: die Teutonen. Da erwiderte er mit grausamem Hohn: „Laßt diese Brüder aus dem Spiel! Die haben ihr Land für alle Ewigkeit; dafür haben wir gesorgt." Bestürzt und zweifelnd standen die Boten, bis Marius etliche Fürsten der Teutonen in Ketten vorführen ließ. Da wußten sie das Entsetzliche. Sie kehrten zurück und meldeten dem Volk die Schreckenskunde. Sofort ritt König Bojorix mit wenigen Begleitern bis dicht an den römischen Lagerwall heran und verlangte den Feldherrn zu sprechen. Marius trat vor. Da forderte ihn der König nach germanischer Sitte auf, Tag und Ort der Schlacht zu be- stimmen. Marius that ihm den Willen und bezeichnete als Schlachttag den dritten Tag, es war der 30. Juli des Jahres 101 vor Christus, und zur Walstatt die Ebene bei Ver- cellä, die das raudische Gefilde genannt wurde. Dort trafen die Heere zur bestimncken Zeit aufeinander. Das Fußvolk der Kimbern ordnete sich langsam zu einem un- geheuren, dicht gedrängten Schlachtkeil. Die Reiter aber sprengten stattlich vor. Die tapfern Männer sollten einen jähen Untergang finden. Denn bei dem unermeßlichen Staub, der sich über die Gegend erhob, wurde die kimbrische Reiterei ganz unerwartet in ein Handgemenge mit der weit überlegenen römischen verwickelt und von dieser auf das Fußvolk, das sich eben erst zum Kampfe ordnete, zurückgeworfen. Dieses geriet dadurch in eine unbeschreibliche Verwirrung. Dennoch hielten

6. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 125

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
16. Armin im Kampfe mit Marbod. 125 Marbod die erste Frucht seiner eigennützigen und beschränkten Slaatskunst. Tiberius aber hetzte heimlich die Germanen gegeneinander, um die schon erschütterte Macht Marbods vollends zu stürzen. Und es währte kaum zwei Jahre, bis er seinen Zweck erreicht hatte. Durch römische Umtriebe angestiftet brach eine Em- pörung im Lande des immer niehr gefürchteten als geliebten Herrschers aus, an deren Spitze ein eingewanderter Gote, der junge Katwalda, stand. Mit einer tapfern Schar nahm er durch einen Handstreich die Königsburg ein und bemächtigte sich hier des großen aufgespeicherten Schatzes. Als Flüchtling, von allen verlassen, eilte Marbod an die Donau und bat den Kaiser durch einen Brief um Gastfreundschaft. Tiberius schrieb zurück, er solle in Italien einen sichern Aufenthalt finden; wenn er sich aber anderswohin wenden wolle, so stehe dem auch kein Hindernis entgegen. Vor dem Senate rühmte sich der Kaiser, daß er diesen gefährlichen und mächtigen Mann durch seine schlauen Künste vernichtet habe. Noch achtzehn Jahre lebte der König, vor dem einst Rom gezittert hatte, in Ravenna von einem römischen Gnadengehalt. So rühm- los endete der Mann, der so großartig begonnen hatte, und so erntete er den letzten verdienten Lohn dafür, daß er bei allen seinen Herrscherthaten mehr seinen eigenen Vorteil als seines Volkes Wohl bedacht hatte. Weit früher als Marbod, wahrscheinlich im Jahre 21 nach Christus, starb der edle Armin. Seine Gegner waren gesunken, die Deutschen sahen auf keinen größern als auf ihn, aber diese Größe war sein Verderben. Armin hatte ein- gesehen, daß die zersplitterten Stämme der Germanen fester zusammengefaßt werden mußten, um den übermächtigen Fein- den auf die Dauer widerstehen zu können. Er hatte der Nation Freiheit und Selbständigkeit gerettet; darunl glaubte er ihr auch einen innern Halt verleihen zu müssen, indem er die cheruskischen Gaue zu einem starken, einheitlichen Staate zusammenfügte. Unter seiner starken Hand wollte er sie ver- einigen. Es war nicht Herrschsucht, die ihn dazu trieb, son- dern die tiefste und klarste Einsicht von dem, was seinem ge-

7. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 155

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
21. Die Schlacht bei Adrianopel und weitere Kämpfe. 155 im Westen des Reiches, an Feldherrntüchtigkeit nicht nach- stehe, und womöglich die Goten bezwingen, ehe Gratian ihm zu Hülfe käme. Ebenso eifrig wünschte Frid igern eine Schlacht zu liefern, bevor Verstärkung für die Feinde einträfe. Am 9. August brach das kaiserliche Heer mit Sonnen- aufgang auf, die Goten aufzusuchen. Das Gepäck ließ man dicht bei Adriauopel zurück. Anderthalb Meilen mußten die schwergewappneten Krieger auf schlechtem Wege im Schnell- sckiritt marschieren, und dabei stieg die Sonne immer höher und schien heiß herab. Es war um Mittag, als sie die kreisförmige Wagenburg des gotischen Heeres erblickten. Unter dröhnendem Kriegsgesang ordneten sich die Goten. Die rö- mischen Feldherrn stellten ihre Reihen so auf, daß die Reiter das Vordertreffen bildeten und dahinter erst das Fußvolk stand. Da, als die Römer das Signal zum Beginn des Kampfes jeden Augenblick erwarteten, schritt aus dem gotischen Heerhausen eine Gesandtschaft hervor, die um Frieden bat. Dem Kaiser erschienen aber die Gesandten nicht vornehm genug, er verlangte, daß die edelsten Fürsten selbst kämen als Bürg- schaft, daß das Anerbieten ernsthaft gemeint sei. Die Ge- sandten kehrten um. Es verging wieder eine Zeit. Mittler- weile standen die ermüdeten Legionen im Sonnenbrände hung- rig und mit trocknen Kehlen da. Der schlaue Fridigern ver- zögerte nämlich nur darum den Ansang des Kampfes, weil er erst die Ankunft einer ostgotischen Reiterschar, die ihm Hülfe zugesagt hatte, abwarten wollte. Daher entsandte er noch einmal einen Boten, mit der Bitte, der Kaiser möchte etliche vornehme Männer ins Gotenlager schicken, die er seinem Volke gegenüber für Geiseln ausgebeu könnte; die Bürgschaft dafür, daß sie unversehrt blieben, nehme er auf sich; anders könne er den Wunsch des Kaisers nicht erfüllen. Jetzt siegte bei dem wankelmütigen Valens die Bedenklichkeit über die Ent- schlossenheit. Er zeigte sich bereit, wenigstens einen seiner Großen hinübergehen zu lassen, und der kühne Richomer, ein Franke von Geburt, erbot sich dazu freiwillig. Während er aber auf das gotische Lager zuschritt, änderte sich plötzlich die Sachlage durchaus. Die beiden Führer der römischen

8. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 287

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
36. Totila, der große Gotenheld. 287 Dieser kam den Flüchtigen ganz nahe und holte auf Totila aus, um ihm den Speer in den Rücken zu stoßen. Ein junger Gote aber sah dies und schrie voll Entsetzen und Angst für den geliebten Fürsten: „Hund, was beginnst du? Wagst du, die Hand wider deinen Herrn zu erheben?" Kaum hörte Asbad, daß er den König vor sich habe, so holte er mit aller Kraft aus und bohrte ihm den Speer zwischen die Schulter- blätter tief in den Rücken hinein. Der Stoß war tödlich. Aber zwei der treuen Goten ritten rechts und links dicht an den wunden König heran und nahmen ihn so in die Mitte. Auf diese Weise setzten sie mit ihm die Flucht fort, obwohl er kaum noch ein Lebenszeichen gab. Asbad erhielt von dem Goten Skipuar einen Hieb ins Bein. Da gaben seine Ge- fährten die Verfolgung auf und kehrten mit ihm um. Des Königs Getreue aber glaubten im Dunkel der Nacht, die Ver- folger seien ihnen noch auf den Fersen, und flohen weiter. Endlich gelangten sie in ein Dörslein mit Namen Caprä. Hier rasteten sie, hoben den König vom Roß, trugen ihn in die Hütte einer armen Frau und verbanden ihm die schreckliche Wunde. Er aber starb ihnen unter den Händen. Ein edles Herz stand still. Da beweinten die treuen Männer ihren geliebten Herrn, gruben ihm schnell ein Grab, zimmerten einen einfachen Sarg und bargen den teuern Leichnam in die Erde. Dann wichen sie von dannen. Die Kaiserlichen wußten nicht, daß Totila gestorben sei, bis ihnen die Frau, in deren Hütte er seine Heldenseele aus- gehaucht hatte, es milteilte und sein Grab zeigte. Trotzdem wollten sie nicht daran glauben und gruben an der Stelle nach. Da fanden und öffneten sie den Sarg mit der Leiche des Königs. Selbst den Feinden flößte der ernste Anblick Ehrfurcht und Trauer ein. Sie wagten es nicht, den toten Helden zu beschimpfen. Nur den blutigen Mantel und den edelsteingezierten Königshut nahmen sie ihm, um diese Gegen- stände dem Narses zu überbringen. Dann gaben sie ihn dem Schoß der Erbe wieder. So verlor Totila Thron und Leben, nachdem er elf Jahre lang König der Goten gewesen war. Selbst der feindliche

9. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 94

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
94 12. Casars Kampf mit Ariovist. Mauer, indem sie einzeln auf die Feinde lossprangen, ihnen die Schilde Herabrissen und von oben herunter die Schwerter in die entblößten Leiber stießen. Wahrend dadurch der linke Flügel der Deutschen ins Wanken geriet, drang der rechte siegreich vor und warf die Römer zurück. In dieser schwierigen Lage brachte der Befehlshaber der seitwärts haltenden römischen Reiterei Hülse. Er erkannte die Gefahr und befahl eigen- mächtig, daß die dritte Schlachtreihe, die kriegsgeübten Beteranen, zur Unterstützung des bedrängten Flügels vorrückten. Nun war die Schlacht für die Germanen, die über keinen Rückhalt, keine Ersatztruppen verfügten, sondern ihre ganze Kraft beim ersten Stoße eingesetzt hatten, verloren. Nach verzweifelter Gegen- wehr und furchtbaren Verlusten wandte sich alles zur Flucht, dem Rheine zu. Die meisten wurden von den Verfolgern niedergehauen; nur wenigen, besonders kräftigen, gelang cs, über den Rhein zu schwimmen; einige retteten sich in Vor- gefundenen Kähnen. Unter ihnen befand sich auch der ver- wundete König. Ein am Ufer liegendes Fahrzeug entzog ihn der nachsetzenden römischen Reiterei. Es war das erste Mal, daß römische Soldaten die grünen Wellen des deutschen Stromes erblickten. Ariovists Gemahlin kam in der allgemeinen Ver- wirrung ums Leben, vielleicht durch eigne Hand. Von zwei Töchtern wurde die eine auf der Flucht getötet, die andre gefangen. Über den unglücklichen König selbst hören wir nichts mehr. Wahrscheinlich erlag er seinen Wunden bald nach dem Zusammensturz seines Glückes. Dies war das Ende eines gewaltigen Mannes. Hätte ihm das Schicksal einen kleineren als Cäsar entgegengestellt, vielleicht strahlte sein Name in der Geschichte in gleichem Glanze wie der Armins, des großen Cheruskers. So aber erscheint er als ein wunderbares Meteor, dessen Spur mit seinem Erlöschen völlig verschwindet. Der Preis, den Cäsar in dieser Ger- manenschlacht im Jahre 58 vor Christus errungen hatte, war das herrliche fruchtbare Land Gallien, das heutige Frankreich, und der Rhein war für ein halbes Jahrtausend die Grenze des römischen Reiches gegen die Deutschen geworden. Denn alles linksrheinische Land nahm Cäsar in Besitz, und in den

10. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 119

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
15. Armin im Kampfe mit Germanicus. 119 Soldaten waren sorglich darauf bedacht, die Zugordnung beim Übergang zur Schlacht nicht zu stören. Wären doch die Germanen ebenso an Zucht und Gehorsam gewöhnt gewesen! Aber diese verscherzten wieder den Sieg und zerstörten den klugen Plan Armins durch ihren leichtsinnigen Ungestüm und ihre unbezähmbare Kampfeswut. Gegen Armins Befehl brach die Hauptmasse der Cherusker zu früh hervor und stürzte sich auf die stärksten Reitergeschwader. Da befahl Ger- manicus der übrigen Reiterei seitwärts eine Wendung zu machen und die Angreifer im Rücken anzufallen. Jetzt griff auch das Fußvolk an, und zu gleicher Zeit fiel die Reiterei den Deutschen in den Rücken und in die Flanken. Nach einem wilden, ver- zweifelten Kampfe geriet die deutsche Schlachtordnung in gräß- liche Verwirrung. Die einen drängten von der Ebene dem Walde zu, die andern aus dem Walde ins Freie. Der Teil der Che- rusker, der auf der Anhöhe mit Armin gehalten hatte, wahr- scheinlich das Gefolge des Herzogs, wurde jetzt herabgedrängt. Weithin kenntlich ragte über alle der große Held hervor. Durch gewaltige Thaten und ermunternden Zuruf, durch Hindeuten auf seine frisch blutende Wunde suchte er den Kampf zum Stehen zu bringen. Umsonst! Wunder der Tapferkeit ver- richtend, stürzte er auf die Bogenschützen los, um ihre Reihen zu durchbrechen, und dies wäre ihm geglückt, wenn nicht die keltischen Kohorten sich ihm entgegengeworfen hätten. Dennoch schlug er sich durch, dank der Riesenkraft seines Arms und dem feurigen Ungestüm seines Rosses. Mit dem Blut der Wunde bestrich er sich das Antlitz, um nicht erkannt zu werden. Jetzt sprengte er gegen die Schar der Chauken, die in römischem Dienst standen. Diese freilich erkannten ihn doch. Aber wenn sie auch römische Waffen trugen, so war doch die deutsche Treue nicht ganz in ihnen erstorben. Sie sahen den hehren Mann vor sich, von dem der Sänger auch in ihrer Heimat preisende Lieder sang, über dessen Thaten und Leiden auch sie begeisterte Thränen geweint hatten. Wie auf Ver- abredung öffneten sie ehrfürchtig die Reihen vor ihm und ließen ihn durch. Auch Jngomer entrann. Die meisten Mannen lagen tot auf dem Schlachtfeld. Weitaus mußten Walhalls Thore
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