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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 44

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
44 Die Langobarden bis zum Verlust ihrer Selbständigkeit. Weiler aber darf man nicht gehen; von einer wirklichen Verknechtung aller Römer im Reich ist nie, auch in den Stürmen der ersten Jahre nicht, die Rede gewesen. Auch geschahen die späteren Ausbreitungen nicht mehr gewaltsam. Es kam vielmehr jetzt zu einer geordneten Landteilung, wie sie auch bei Ost- und Westgoten und andern germanischen Völkern vorgenommen worden war, nach den Grundsätzen der sogenannten „Gastfreundschaft" (hospitalitas); d. H. jeder römische Grundbesitzer war als Wirt gezwungen, einem langobardischen selbständigen Freien als seinem Gast ein Dritt-teil seines Landbesitzes abzutreten. Doch auch diese Abtretung fand oft nicht wirklich statt; vielmehr begnügten sich die Langobarden, abgesehen von den ersten Eroberungen, bei ihrer späteren Ausbreitung damit, statt des Eigentums an Grund und Boden nur ein Drittel des Ertrags, der Früchte, zu erlangen; und da thatsächlich die römischen Großgrundbesitzer schon seit Jahrhunderten ihre Landgüter nicht selbst bewirtschafteten, sondern sie an Kolonen (persönlich freie, aber an die Scholle gebundene Zinspflichtige, die nur einen Teil des Ertrags für sich behielten, das Meiste dem Herrn ablieferten) zur Bewirtschaftung verliehen, so gestaltete sich das Verhältnis zwischen Wirt und Gast, Römer und Langobarde, meist so, daß der Römer dem Langobarden den dritten Teil seiner Kolonen, also auch den dritten Teil seiner Ansprüche gegen die Kolonen abtrat. Daher erklärt es sich auch, daß wir häufig Langobarden in den Städten lebend finden. Es war nicht notwendig für sie, auf dem Lande zu wohnen und selbst den Acker 31t bestellen; ihre Kolonen hatten ihnen den vertragsmäßigen Teil des Ertrags, in Früchten oder in Geld, abzuliefern. Freilich eignete sich der Langobarde solche Anteile an Früchten oder Kolonatsrechten oft noch außer dem Grundbesitz an, den er bei der ersten Ansiedelung als seinen ursprünglichen Anteil vom eroberten Lande erhalten hatte. Ging es auch sicher nicht ohne vielfache Bedrückung und Vergewaltigung der römischen Bevölkerung ab, so wurden doch nur die im Kriege gefangenen und nicht ausgelösten Römer verknechtet, alle übrigen blieben frei und lebten unter sich nach römischen und zwar justinianischen Gesetzen, während bei den Langobarden natürlich langobardisches Recht galt. In gemischten Fällen, d. h. überall, wo Verhältnisse zwischen Römern und Langobarden obwalteten, wurde, mit einigen notwendigen Änderungen und Zusätzen (die aber erst feit 584 festgestellt wurden), auch nach langobardischem Rechte verfahren. Daß inan den Römern ein Wergelt) zubilligte, das Recht der Fehde aber untersagte, ist selbstverständlich. Von einer Verschmelzung von Römern und Langobarden zu dem Mischvolke der Lombarden konnte natürlich erst die Rede fein, als die Einwanderer allmählich das katholische Bekenntnis annahmen, was erst im zweiten Viertel des siebenten Jahrhunderts geschah. Von den Schichten 6er langobardischen Bevölkerung stand der alte Volksadel oben an; ihm

2. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 179

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Rückblick und Vorschau, zugleich Einleitung in die fränkische Geschichte. 179 manen zur römischen Bevölkerung, die ihre neuen Herren verhältnismäßig früh zu romanisieren wußte. Obgleich sich ihre Lage in den einzelnen Staaten verschieden gestaltete, so behielt sie doch allenthalben ihre persönliche Freiheit, ihr Recht und ihr bewegliches Vermögen. Und wenn sie sich auch eine Landteilung gefallen lassen mußte, so erfolgte diese doch im Anschluß an Grundsätze des römischen Verwaltungsrechtes, nämlich nach dem Vorbilde des römischen Einquartierungssystems, welches kennen zu lernen die Germanen im römischen Dienste reichliche Gelegenheit gefunden hatten. Und auch die innern Einrichtungen der neuen Reiche knüpfen in wesentlichen Punkten an die vorgefundenen römischen Institutionen an. Die Bur-gunden, Westgoten und Wandalen haben sie freilich bald in selbständiger Weise umzubilden begonnen. Dagegen fungierte in Italien die alte römische Verwaltungsmaschine bis zur langobardischen Eroberung ohne erhebliche Störungen fort. Odowakar ließ den Senat und den ganzen römischen Beamtenapparat bestehen, und Theoderich liebte es, die althergebrachten Formen fast mit Ängstlichkeit zu wahren. Sieht man aber nicht auf die Formen, sondern auf das Wesen der Dinge, so wird man sich freilich der Wahrnehmung nicht verschließen, daß sich nichtsdestoweniger mit dem Entstehen der ostgermanischen Staaten eine Veränderung von weltgeschichtlicher Tragweite vollzogen hat. Der springende Punkt ist, daß in ihnen zuerst der römische Westen neue Herren empfangen hat. Das haben die Römer lebhaft empfunden, und die Germanen haben es ihnen deutlich zum Bewußtsein gebracht. Und wenn der germanische König von jenen „der Herr des Staats" genannt wird, so haben sie damit eben den Widerspruch ausgedrückt, der zwischen dem wahren Sachverhalt und dem abgelebten Gedanken des römischen Imperiums obwaltete. Übrigens bildeten die Staaten der Ostgermanen nur den Übergang zu einer gründlichen Umformung der abendländischen Welt, welche durchzuführen den Franken befchieden war. In Italien wurde den Franken durch einen andern westgermanischen Stamm, die Langobarden, tüchtig vorgearbeitet, ein schneidiges Volk aus härterem Stoff als die bildsamen und duldsamen Ostgoten. (I) Die Langobarden. Die Langobarden, deren Geschichte, wie wir annehmen dürfen, noch frisch vor dem Gedächtnis unsrer Leser steht, sind das einzige westgermanische Volk, das sich, wie die gotisch-wandalischen, bei seiner Wanderung zuerst nach Südosten wandte,*) ja das einzige, das überhaupt völlig aus- *) Von den Markomannen abgesehen, die hier nicht in Betracht kommen, weil sie in viel frühem Zeit wanderten und ihre Wanderung aus ein viel kleineres Gebiet beschränkten. 12*

3. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 180

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
180 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. gewandert ist und die deutsche Erde ganz verlassen hat; denn die Alamannen blieben auf ursprünglich germanischem Boden, die Besetzung Britanniens geschah nicht auf einmal, durch ein Volk in seiner Gesamtheit, sondern allmählich, durch einzelne Scharen drei verschiedener Stämme, die größtenteils in ihren alten Sitzen verharrten, und die Franken haben wohl Gallien erobert, dabei aber ihre Stammländer am Rhein nicht aufgegeben und den Zusammenhang mit der deutschen Muttererde nie verloren. Zeigten die Langobarden sich darin den Ostgermanen ähnlich und hat ihr Reich in Italien mit den Reichen der Wandalen, Burgunden, Westgoten und Ostgoten auch das gemeinsame Merkmal, daß in ihm von Anfang an außer dem nationalen Gegensatz zwischen der germanischen und der ihr an Kopfzahl überlegenen römischen Bevölkerung auch ein folgenschwerer konfessioneller Zwiespalt obwaltete, so sind doch die Verschiedenheiten bedeutender als das Gemeinsame. Schon bei der Gründung des Reiches treten die widerstandskräftigen Langobarden ganz anders auf als z. B. die milden Oftgoten; das zeigt sich namentlich in ihrem Verhältnis zu den Römern und zu den römischen Institutionen. Wo die Langobarden festen Fuß fassen, da fegen sie das römische Verwaltungssystem und die römische Ämterverfassung hinweg; sie schaffen nicht einen Zwitterstaat, sondern ein rein nationales Staatswesen. Die Römer wurden nicht als gleichberechtigtes, sondern als unterjochtes Volk behandelt. Noch um die Mitte des siebenten Jahrhunderts ^ ist das Volksrecht frei von römischen Einflüssen. Erst als der Staat eine feste volkstümliche Grundlage gewonnen hatte, begann eine maßvolle Anlehnung an römische Einrichtungen und die staatsrechtliche Gleichstellung der römischen Bevölkerung sich anzubahnen. Die Reiche der Burgunden, der Wandalen und der Ostgoten sind als arianische Reiche im Kampfe mit katholischen Mächten untergegangen. Die Westgoten traten allerdings länger als ein Jahrhundert vor ihrem Untergang zum Katholizismus über; aber der Klerus gewann bei ihnen so weitgehenden Einfluß auf die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten, daß er die Staatsgewalt untergrub und dem Reiche die Kraft raubte, sich gegen die Angriffe des Islam zu wehren. Dagegen war bei den Langobarden seit ihrem Übertritt zur römischen Kirche an die Stelle des überwundenen konfessionellen Zwiespaltes ein politischer Gegensatz^ getreten, nämlich der Gegensatz gegen die weltliche Machtsphäre des Papsttums; eine dritte Macht — das fränkische Königtum — mußte eingreifen, um diesen Konflikt zum Austrag zu bringen. Dabei kamen die Langobarden um ihre Selbständigkeit und wurden zu einem Gliede des großen Frankenreichs, womit sie das Schicksal aller westgermanischen Völker und der Burgunden teilten.

4. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 43

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
König Kleffo, etwas über langobardische Verfassung, Abzug der Sachsen rc. 43 Seitenzweig der im Mannesstamm ausgestorbenen Lethinge, welcher mit Audoin zur Herrschaft gelangt war, schon nach einem Vierteljahrhundert wieder ab. Bei der hohen Machtstellung der Herzoge lag die Gefahr nahe, daß das eben gegründete, aber noch nicht ausgebaute Reichsgebäude, dem auf einmal der Hausherr fehlte, in eine Anzahl Herzogtümer zerbröckle. Aber die Volksedlen und Freien erkannten selbst einmütig, daß der junge Staat einer einheitlichen Leitung, eines mächtigen Königtums bedurfte; deshalb traten sie in Pavia zusammen zur Wahl eines neuen Oberhauptes und erkoren einen aus ihrer Mitte. Kleffo. den Herzog von Bergamo, aus dem altedlen Geschlechte des Beleos, einen tapfern und thatkräftigen Mann. Die spärlichen Nachrichten, die uns über seine kurze^ Regierung überkommen sind, lassen erkennen, daß Kleffo irrt ganzen auf dem von Alboin betretenen Weg in äußerer Ausdehnung und innerer Ausgestaltung des Reiches fortschritt; doch war er rauher und willkürlicher als jener. Zweierlei wird aus seiner Regierungszeit besonders hervorgehoben: die harte Behandlung der römischen Bevölkerung und — damit zusammenhängend — die Ergreifung festen Grundeigentums durch die Langobarden. Die Langobarden in Italien waren, außer den Wandalen in Afrika, die einzigen Germanen, die ihr Reich auf altrömischem Boden ohne irgend welchen Vertrag mit einem Kaiser, einem Statthalter oder der Einwohnerschaft lediglich als Eroberer begründeten. So geschah denn das erste Eindringen und auch die erste Niederlassung sehr gewaltsam; gar viele vornehme, reiche Römer, welche sich durch die Flucht in den Süden nicht retten konnten oder wollten, wurden erschlagen, kriegsgefangen, also verfechtet, ihre ländlichen Besitzungen, wie selbstverständlich die des römischen Fiskus, als erobertes Land vom König und dem Volksheer angeeignet. Das gleiche Geschick traf aber auch die Stadtgemeinden; wohin die Eroberer drangen, da hoben sie die städtische Verfassung auf. Das war aber ein ganz besonders harter Schlag; denn die ganze antike, zumal römischitalische Kultur und das Kulturleben beruhte auf der Stadt, war ein städtisches. Auch die Ländereien der Stadtgemeinden verfielen der Verteilung, und schlimm erging es im Anfang auch den Kirchen und Klöstern, sowie den einzelnen Priestern bis gegen Mitte des stebenten Jahrhunderts. Die Einwandrer waren zum Teil noch Heiden, zum größern Teil Arianer, und als solche unzweifelhaft nicht ohne Erbitterung gegen die Katholiken, obgleich diese bei den Langobarden lange nicht so leidenschaftlich war wie etwa bei den Wandalen. Der Hauptgrund, daß vorzugsweise Klöster und Kirchen angegriffen und beraubt wurden, lag gewiß darin, daß hier die meisten Reichtümer geborgen waren. So wurden denn die Priester, wenn sie sich der Beutegier der Eroberer widersetzten, natürlich nicht geschont, die Kirchen geplündert, die Ländereien derselben von der Krone eingezogen oder verteilt.

5. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 155

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
21. Die Schlacht bei Adrianopel und weitere Kämpfe. 155 im Westen des Reiches, an Feldherrntüchtigkeit nicht nach- stehe, und womöglich die Goten bezwingen, ehe Gratian ihm zu Hülfe käme. Ebenso eifrig wünschte Frid igern eine Schlacht zu liefern, bevor Verstärkung für die Feinde einträfe. Am 9. August brach das kaiserliche Heer mit Sonnen- aufgang auf, die Goten aufzusuchen. Das Gepäck ließ man dicht bei Adriauopel zurück. Anderthalb Meilen mußten die schwergewappneten Krieger auf schlechtem Wege im Schnell- sckiritt marschieren, und dabei stieg die Sonne immer höher und schien heiß herab. Es war um Mittag, als sie die kreisförmige Wagenburg des gotischen Heeres erblickten. Unter dröhnendem Kriegsgesang ordneten sich die Goten. Die rö- mischen Feldherrn stellten ihre Reihen so auf, daß die Reiter das Vordertreffen bildeten und dahinter erst das Fußvolk stand. Da, als die Römer das Signal zum Beginn des Kampfes jeden Augenblick erwarteten, schritt aus dem gotischen Heerhausen eine Gesandtschaft hervor, die um Frieden bat. Dem Kaiser erschienen aber die Gesandten nicht vornehm genug, er verlangte, daß die edelsten Fürsten selbst kämen als Bürg- schaft, daß das Anerbieten ernsthaft gemeint sei. Die Ge- sandten kehrten um. Es verging wieder eine Zeit. Mittler- weile standen die ermüdeten Legionen im Sonnenbrände hung- rig und mit trocknen Kehlen da. Der schlaue Fridigern ver- zögerte nämlich nur darum den Ansang des Kampfes, weil er erst die Ankunft einer ostgotischen Reiterschar, die ihm Hülfe zugesagt hatte, abwarten wollte. Daher entsandte er noch einmal einen Boten, mit der Bitte, der Kaiser möchte etliche vornehme Männer ins Gotenlager schicken, die er seinem Volke gegenüber für Geiseln ausgebeu könnte; die Bürgschaft dafür, daß sie unversehrt blieben, nehme er auf sich; anders könne er den Wunsch des Kaisers nicht erfüllen. Jetzt siegte bei dem wankelmütigen Valens die Bedenklichkeit über die Ent- schlossenheit. Er zeigte sich bereit, wenigstens einen seiner Großen hinübergehen zu lassen, und der kühne Richomer, ein Franke von Geburt, erbot sich dazu freiwillig. Während er aber auf das gotische Lager zuschritt, änderte sich plötzlich die Sachlage durchaus. Die beiden Führer der römischen

6. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 287

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
36. Totila, der große Gotenheld. 287 Dieser kam den Flüchtigen ganz nahe und holte auf Totila aus, um ihm den Speer in den Rücken zu stoßen. Ein junger Gote aber sah dies und schrie voll Entsetzen und Angst für den geliebten Fürsten: „Hund, was beginnst du? Wagst du, die Hand wider deinen Herrn zu erheben?" Kaum hörte Asbad, daß er den König vor sich habe, so holte er mit aller Kraft aus und bohrte ihm den Speer zwischen die Schulter- blätter tief in den Rücken hinein. Der Stoß war tödlich. Aber zwei der treuen Goten ritten rechts und links dicht an den wunden König heran und nahmen ihn so in die Mitte. Auf diese Weise setzten sie mit ihm die Flucht fort, obwohl er kaum noch ein Lebenszeichen gab. Asbad erhielt von dem Goten Skipuar einen Hieb ins Bein. Da gaben seine Ge- fährten die Verfolgung auf und kehrten mit ihm um. Des Königs Getreue aber glaubten im Dunkel der Nacht, die Ver- folger seien ihnen noch auf den Fersen, und flohen weiter. Endlich gelangten sie in ein Dörslein mit Namen Caprä. Hier rasteten sie, hoben den König vom Roß, trugen ihn in die Hütte einer armen Frau und verbanden ihm die schreckliche Wunde. Er aber starb ihnen unter den Händen. Ein edles Herz stand still. Da beweinten die treuen Männer ihren geliebten Herrn, gruben ihm schnell ein Grab, zimmerten einen einfachen Sarg und bargen den teuern Leichnam in die Erde. Dann wichen sie von dannen. Die Kaiserlichen wußten nicht, daß Totila gestorben sei, bis ihnen die Frau, in deren Hütte er seine Heldenseele aus- gehaucht hatte, es milteilte und sein Grab zeigte. Trotzdem wollten sie nicht daran glauben und gruben an der Stelle nach. Da fanden und öffneten sie den Sarg mit der Leiche des Königs. Selbst den Feinden flößte der ernste Anblick Ehrfurcht und Trauer ein. Sie wagten es nicht, den toten Helden zu beschimpfen. Nur den blutigen Mantel und den edelsteingezierten Königshut nahmen sie ihm, um diese Gegen- stände dem Narses zu überbringen. Dann gaben sie ihn dem Schoß der Erbe wieder. So verlor Totila Thron und Leben, nachdem er elf Jahre lang König der Goten gewesen war. Selbst der feindliche

7. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 226

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
226 31. Theoderich der Große als Friedensfürst. wiedergewonnen. Theoderichs Stellung glich in der That der der alten römischen Kaiser, und er empfand dies mit freudigem Stolze. Auf diese seine kaiserliche Würde und aus sein kaiserliches Ansehen stützte sich auch die Schirmherrschaft, die er über die kleineren germanischen Königreiche seines Zeitalters ausübte. Durch Geschenke und Gesandtschaften suchte er die Fürsten derselben an sich zu fesseln und sie durch Ver- schwägerungen zu einer großen Familie mit ihm und unter- einander zu verbinden. So vermählte er von seinen Töchtern eine dem Westgotenkönige, eine andere dem Könige der Bur- gunden, seine schöne geistvolle Schwester Amalafrida gab er dem Wandalenkönig, seine Nichte Amalaberga dem Könige der Thüringer zur Gattin. Leider wurde ihm kein Sohn geboren. Seiner hochgesinnten und feingebildeten Tochter Amalaswintha suchte er die Krone dadurch zu sichern, daß er sie einem Angehörigen des Amalerhauses Eutharich vermählte. So war denn Theoderich in allen Stücken das Muster eines wohlwollenden, weisen, kraftvollen Herrschers; kein größerer und besserer hat jemals über das Römerland Italien gewaltet als dieser Germane. Und dennoch trübten auch seinen Lebensabend schmerzliche Erfahrungen, wie sie so oft große Männer erleben müssen, wenn sie sehen, wie das mühselige Werk ihres Schaffens von feindlichen Mächten unterwühlt wird. Der geliebte Schwieger- sohn, der tüchtige Eutharich starb in, frischesten Mannesalter, und der greise König mußte den kühnen Bau seines weitläufigen Reiches, das außer Italien und den umliegenden Inseln das Alpengebiet, die Donauländer vom Rhein bis zur Save und einen bedeutenden Teil Südgalliens, mittelbar auch das west- gotische Spanien, umfaßte, den Händen eines Weibes und eines Knaben, seines Enkels Athalarich, anvertrauen. Noch anderes kam hinzu, was diesen hohen, freudigen Geist in Kümmernis stürzte. Aber am schmerzlichsten traf ihn doch der Unvank seiner Römer, die er seit dreißig Jahren mit allen erdenkliche» Wohl- thaten überhäuft hatte. Hervorragende Männer traten in geheime Verbindung mit dem oströmischen Kaiser Justinus, der als ein fanatischer Katholik gegen die verhaßten Arianer alle Mittel für erlaubt hielt. „Weg mit deni barbarischen Ketzer!" so hieß es,

8. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 156

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
156 21. Die Schlacht bei Adrianopel und weitere Kämpfe. Vorhut Hutten sich thöricht genug in ein Handgemenge mit den gegenüberstehenden Feinden eingelassen und mußten sich » mit blutigen Köpfen zurückziehen, ein übles Vorzeichen für den Erfolg der Schlacht. Das Getümmel hinderte Richomer weiter vorzuschreiten; und in demselben Augenblicke sausten auch die ostgotischen Reiter aus den Bergschluchten schnell wie der Blitz herbei. Fridigern hatte seinen Zweck erreicht, die Römer hatten durch nutzlose Verhandlungen die beste Zeit verloren. Von allen Seiten begann nun die Schlacht. Vor dem furchtbaren Anstürmen der Goten wichen gleich anfangs die Römer zurück. Aber die ermutigenden Zurufe der Feldherren brachten sie wieder zum Stehen, und das Schlachtgewühl schwoll wie eine Feuersbrunst an. Wütend stießen die feind- lichen Reihen aufeinander. Der linke Flügel der römischen Reiter drang fast bis zur Wagenburg vor, aber er blieb ohne Unterstützung und wurde deshalb von den allenthalben ein- stürmenden Goten erdrückt. Das Fußvolk stand nun ohne Deckung da, und so eng waren die Scharen zusanimengedrängt, daß die Soldaten kaum das Schwert ziehen und die Hände rühren konnten. Der Himmel war von Staubwolken ver- hüllt, betäubendes Geschrei erfüllte die Luft. Überall brachten die Geschosse Verderben, weil keiner sie kommen sah und sich decken konnte. Flucht war in der fürchterlichen Enge un- möglich. Die Felder füllten sich mit Leichenhaufen. Die Seufzer der Sterbenden klangen schrecklich an die Ohren der Gesunden. Schwarzes, geronnenes Blut bedeckte den Boden weithin, und der Fuß der Streiter glitt auf dem schlüpfrigen Schlamm aus. Die Sonne neigte sich zum Untergang. Mit neuer Wut stürmten die Goten heran, da war es mit der Widerstands- kraft der unglücklichen Römer zu Ende. Wem seine Glieder noch gehorchten, der wandte sich zur Flucht. Es waren nur elende Trümmer des Heeres, die flohen. Die ganze Armee war nicht nur geschlagen, sie war vernichtet. „Seit dem Un- glückstage von Cannä," ruft der Geschichtschreiber Ammian aus, „hat unser Staat keine größere Niederlage erlitten." Kaiser Valens, der tapfer mitgesochten hatte, wurde in der

9. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 81

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Heinrich Vi., Philipp v. Schwaben und Otto Iv. 1190 bis 1215. 81 allein an 70000 Ritter sollen zugegen gewesen sein. Mt den lombardischen Städten hatte er sich so völlig versöhnt, daß er 1184 zum letzten Male einen wahren Festzug nach Italien machen konnte. Allenthalben wurde er mit Jubel empfangen, ja, seine Hauptfeindin, die Stadt Mailand, bat es sich zu einer besondern Gnade aus, daß er die Hochzeit seines Sohnes Heinrich mit der sicilianischen Prinzessin Constanzia in ihren Mauern feiern möchte. Er that es 1186 und glaubte durch diese Heirath seinem Hause die glänzendsten Aussichten eröffnet zu haben; denn Constanzia war die Erbin der reichen Länder Neapel und Sicilien. Aber gerade diese Länder sind es gewesen, die nachher beut hohenstausischen Geschlechte den Untergang bereitet haben. Er selbst, der Kaiser Friedrich, faßte noch in feinem hohen Alter den ritterlichen Entschluß, einen Kreuzzug nach dem gelobten Lande zu machen, welches er schon einmal unter seinem Oheim Konrad betreten hatte. Der türkische Sultan Saladin von Aegypten hatte Jerusalem den Christen wieder abgewonnen, und auf diese Nachricht stand beinahe ganz Europa zur Wiedereroberung der heiligen Stadt auf. Der Kaiser Friedrich, König Richard Löwenherz von England, König Philipp August von Frankreich stellten sich selbst an die Spitze ihrer Heere; die Seestaaten rüsteten zahllose Schiffe aus; und theils zu Wasser, theils zu Lande, brachen die Schaaren nach dem Morgenlande auf. Kaiser Friedrich zog an der Spitze von 150,000 tapfern Streitern zu Lande. Es war ein langer und gefahrvoller Weg. Man hatte mit wilden Raubvölkern, mit der Treulosigkeit der griechischen Kaiser in Konstantinopel und der Hinterlist der Türken in Kleinasien zu kämpfen. Allein wo es Klugheit oder Tapferkeit zur Anwendung der Gefahren galt, da war der alte Kaiser immer der erste und alle mußten ihn noch in seiner Heldenkraft bewundern. Plötzlich aber fand sein ruhmvolles Leben ein Ende, welches niemand erwartet hatte. Als das Herr bei Selencia, an der Gränze von Syrien, über den Fluß Seleph ging, es war am 10. Juni 1190, sprengte der kühne Greis mit seinem Pferde in den Strom, um schneller hinüber zu kommen. Aber die Wellen rissen ihn mit sich fort, er kämpfte vergebens gegen sie und wurde endlich sterbend mit Mühe herausgezogen. Es entstand eine unbeschreibliche Trauer in seinem ganzen Heere; in Europa glaubte man mehrere Jahre noch nicht an seinen Tod, bis endlich die wenigen Ueberbleibsel seines Heeres wieder zurückkehrten und er nicht mit ihnen. Dem Heere war es übel ergangen, nachdem er, die Seele des Ganzen, hinweg war. Krankheiten, Unfälle, Uneinigkeiten mit den Engländern und Franzosen, und dieser unter einander, vereitelten das ganze große Unternehmen. Nachdem einige Städte den Türken wieder abgewonnen waren, kehrten die meisten nach Hanse zurück und Jerusalem wurde nicht wieder erobert. 43. Heinrich Vi. 1190—1197, Philipp von Schwaben 1197—1208, und Otto Iv. 1197—1215. Friedrichs I. Sohn Heinrich, der nun König wurde, war seinen Vorfahren mcht gleich an Großsinnigkeit und Ebelmuth: er war hart, grausam, gelbgierig, und hegte gewaltige Plane des Ehrgeizes in seiner Seele. Wenn er lange gelebt hätte, so möchte er vielleicht Deutschland wie Italien eine anbere Gestalt gegeben haben; benn er hatte einen eisernen Willen und hatte sich die Verkleinerung der 6

10. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 82

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
8*5 Ii. Zeitr. Das Mittelalter. Von 768 bis 1517. Fürstenmacht als ein festes Ziel vor Augen gesetzt. In Italien wuchs seine Macht schon außerordentlich, da er wirklich die Erbländer seiner Gemahlin Constanzia, Neapel und Sicilien, unter seine Herrschaft bekam. Allein mitten in seinen großen Entwürfen starb er plötzlich im jugendlichen Alter, im Jahre 1197. Sein erst dreijähriger Sohn Friedrich sollte eben von Heinrichs Bruder, Philipp, nach Deutschland gebracht und da gekrönt werden. Es war begreiflich, daß unter diesen Umständen die den Hohenstaufen ergebenen Fürsten lieber Philipp selbst wählten. Doch ward er nicht allgemein anerkannt, denn die Welfen stellten ihm Otto Iv, den Sohn Heinrichs des Löwen, gegenüber. Als es Philipp gelungen war, seine Herrschaft so ziemlich im ganzen Reich zu befestigen, wurde er von seinem ehemaligen Freund, dem tapfern aber jähzornigen Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach, erschlagen. Dieser hatte ihm wichtige Dienste geleistet; dafür begehrte er, so erzählt man, von dem König seine Tochter Kunigunde zur Frau. Philipp versprach sie ihm, glaubte aber nachher eine vortheilhastere Verbindung schließen zu können, wenn er sie dem Könige von Böhmen vermählte. Darüber wurde der Pfalzgraf, den er auch sonst noch beleidigt hatte, heftig erzürnt und erschlug den Kaiser mit dem Schwerte in seinem Schlosse zu Altenburg bei Bamberg, als er eben mit seinem Hofmarschall im Schachbrette spielte. Dies geschah 1208. Otto von Wittelsbach wurde in die Reichsacht gethan und irrte lange flüchtig umher, bis ihn der treue Marschall König Philipps, Heinrich von Kalden, in einer Scheuer versteckt fand und niederstach. Otto Iv. war nun allein im Besitz der Macht; aber er konnte weder die hohenstansische Partei gewinnen, noch mit Papst Innocenz Iii, der ihn zum Kaiser krönte, sich vertragen. So wurde denn der junge Friedrich, Heinrichs Vi. Sohn, besonders unter Mitwirkung des Papstes, als Gegenkönig aufgestellt und 1215 zu Aachen gekrönt. Otto wurde allmählich von allen seinen Anhängern verlassen und behauptete sich nur in seinen Erbländern. Daß er so rasch von seinem jugendlichen Gegner überflügelt wurde, dazu trug gewiß auch bei, daß Otto in wenig würdiger Weise an einem Kriege des englischen Königs, so zu sagen, als dessen Söldner, gegen Frankreich Theil nahm, und 1214 bei Bovines Don den Franzosen geschlagen wurde. Er starb 1218. 44. Friedrich Ii. 1215—1250, Konrad Iv. 1250—1254, und Wilhelm von Holland, 1247—1256. Friedrich war mit so glänzenden Eigenschaften begabt, daß er ein Wohlthäter für Deutschland hätte werden können, wenn er nicht ebenfalls durch seine Erbländer in Italien wäre verleitet worden, seine besten Kräfte auf dieses undankbare Land zu verwenden; er ist während seiner 35jährigen Regierung nur dreimal, zusammen etwa 7 Jahre lang, in Deutschland gewesen. Seine Regierung ist noch mehr, wie die seines Großvaters, mit Streitigkeiten in Italien, zum Theil mit den lombardischen Städten, hauptsächlich aber mit den Päpsten, angefüllt. Er hatte es mit zwei klugen und kühnen Gegnern, Gregor Ix. und Innocenz Iv., zu thun, die es nicht vergessen konnten, daß er, der schon Herr in Deutschland und im nördlichen Italien war, noch dazu Unteritalien beherrschen sollte. Er hielt auf diese Weise das römische Gebiet von allen Seiten umschlossen.
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