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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 169

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
1. Kückklick und Vorschäu, zugleich Einleitung in die fränkische Geschichte, a) Germanen und Römer. l$)er die Geschichte der Germanen während der Völkerwanderung erzählen will, kann nicht anders vorschreiten, als indem er die Thaten und Schicksale der einzelnen Hauptstämme nacheinander berichtet. Denn die große That Armins, dem es gelang, wenigstens einen großen Teil der norddeutschen Völkerschaften zu einmütigem Handeln anzutreiben und ihnen vorübergehend ein dunkles Gefühl ihrer Zusammengehörigkeit einzuflößen, diese That steht ganz vereinzelt da und findet in den sieben folgenden Jahrhunderten kein Seitenstück. Nur daß der zweite Germane von welthistorischer Größe, der Ostgote Theoderich, eine Verbrüderung der germanischen Reiche seiner Zeit herbeizuführen suchte. Sonst reichte der Blick auch der bedeutendsten Männer, welche die Geschicke germanischer Völker lenkten, im ganzen nicht über die Grenze ihres Stammes oder Reiches hinaus. Erst Karl der Große faßte gleichsam in sehr veränderter Form die Gedanken Armins und Theoderichs wieder auf, indem er alle noch vorhandenen deutschen Stämme in seinem Weltreiche vereinigte. Da es nun insbesondere der ganze zweite Band und das vorstehende Buch in diesem dritten Bande unsrer „Geschichtsbilder" immer nur mit den einzelnen Stämmen, und nicht einmal mit allen, zu thun hatte, da sich infolgedessen nur selten und flüchtig eine Gelegenheit bot, den Blick des Lesers auf die übrige germanische Welt zu lenken, und da andrerseits die Geschichte der Franken, die wir demnächst zu erzählen haben, langsam, aber in ununterbrochener Folge zu dem Karolingischen Weltreiche, das alle den Sturm der Völkerwanderung überdauernden deutschen Stämme umfaßte, hinführt, fo ist hier der geeignete Ort, einen Rückblick zu thun über die ganze germanische Welt,*) soweit sie uns überhaupt bisher unter die Augen getreten ist, und dabei den Blick auch auf einiges zu lenken, das genauer zu berühren die Gelegenheit noch fehlte; am Schlüsse dieser Rundschau *) Mil Ausschluß der nordischen oder skandinavischen.

2. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 287

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
36. Totila, der große Gotenheld. 287 Dieser kam den Flüchtigen ganz nahe und holte auf Totila aus, um ihm den Speer in den Rücken zu stoßen. Ein junger Gote aber sah dies und schrie voll Entsetzen und Angst für den geliebten Fürsten: „Hund, was beginnst du? Wagst du, die Hand wider deinen Herrn zu erheben?" Kaum hörte Asbad, daß er den König vor sich habe, so holte er mit aller Kraft aus und bohrte ihm den Speer zwischen die Schulter- blätter tief in den Rücken hinein. Der Stoß war tödlich. Aber zwei der treuen Goten ritten rechts und links dicht an den wunden König heran und nahmen ihn so in die Mitte. Auf diese Weise setzten sie mit ihm die Flucht fort, obwohl er kaum noch ein Lebenszeichen gab. Asbad erhielt von dem Goten Skipuar einen Hieb ins Bein. Da gaben seine Ge- fährten die Verfolgung auf und kehrten mit ihm um. Des Königs Getreue aber glaubten im Dunkel der Nacht, die Ver- folger seien ihnen noch auf den Fersen, und flohen weiter. Endlich gelangten sie in ein Dörslein mit Namen Caprä. Hier rasteten sie, hoben den König vom Roß, trugen ihn in die Hütte einer armen Frau und verbanden ihm die schreckliche Wunde. Er aber starb ihnen unter den Händen. Ein edles Herz stand still. Da beweinten die treuen Männer ihren geliebten Herrn, gruben ihm schnell ein Grab, zimmerten einen einfachen Sarg und bargen den teuern Leichnam in die Erde. Dann wichen sie von dannen. Die Kaiserlichen wußten nicht, daß Totila gestorben sei, bis ihnen die Frau, in deren Hütte er seine Heldenseele aus- gehaucht hatte, es milteilte und sein Grab zeigte. Trotzdem wollten sie nicht daran glauben und gruben an der Stelle nach. Da fanden und öffneten sie den Sarg mit der Leiche des Königs. Selbst den Feinden flößte der ernste Anblick Ehrfurcht und Trauer ein. Sie wagten es nicht, den toten Helden zu beschimpfen. Nur den blutigen Mantel und den edelsteingezierten Königshut nahmen sie ihm, um diese Gegen- stände dem Narses zu überbringen. Dann gaben sie ihn dem Schoß der Erbe wieder. So verlor Totila Thron und Leben, nachdem er elf Jahre lang König der Goten gewesen war. Selbst der feindliche

3. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 84

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
84 11. Die Kimbern und Teutonen. andre Teil der Wandervölker, die Kimbern, stand bereits auf italischem Boden. Sie hatten die Mitte der Alpen im Brenner Paß bequem überstiegen, waren von hier durch die Thäler des Eisack und der Etsch gewandert und, in drei Züge geteilt, nach Südtirol gelangt. Unterhalb Trient hatte sich der Konsul Lutatius Catulus, ein trefflicher Mann, am linken User der Etsch aufgestellt. Hier verlegte er die Über- gänge durch starke Verschanzungen und schlug eine Brücke über den reißenden Fluß, um sich für den Notfall den Rückzug zu sichern. Als nun aber die endlosen Scharen der deutschen Riesen aus dem Gebirge hereinbrachen, da erfaßte die Römer von neuem der kimbrische Schrecken. Denn diese Leute zeigten eine Kraft und Todesverachtung, gegen welche Menschenwaffen ebenso wenig wie feindliche Naturgewalten etwas ausrichten zu tonnen schienen. Die an Kälte gewöhnten Nordmänner ließen sich ruhig die halbnackten Leiber beschneien; aus den eisbedeckten Höhen setzten sie sich auf ihre Schilde und glitten lachend die sähen Abhänge hinunter neben gähnenden Abgründen vorbei. Als sie das römische Bollwerk und das Strombett untersucht hatten, begannen sie wie Riesen der Vorwelt Bäume zu entwurzeln, Felsstücke abzubrechen und alles in den Fluß zu werfen. Krachend schmetterten die schweren Gegenstände wider die Pfeiler der Brücke, daß der Bau wankte. Wie nun die Römer vollends sahen, daß die Kimbern sich anschickten, einen Damm in den Strom hineinzubauen, um sich einen Übergang zu schaffen, und daß das Wasser schon über die Ufer trat, da ergriff alle ein namenloses Entsetzen. Der wackre Feldherr bemerkte, daß hier kein Halten mehr möglich sei. Damit die Schmach der Flucht nun nicht das Vaterland, sondern nur ihn treffe, befahl er seinem Adlerträger das Zeichen zum Auf- bruch zu geben, indem er die Stange mit dem Adler aus der Erde zog. Dann eilte er den ersten Flüchtlingen rasch voran und ritt vor ihnen her. Es sollte scheinen, als hätten die Soldaten nicht feige fliehend, sondern auf den Befehl des Feldherrn den Rückzug angetreten. In dem Bollwerk jenseit der Etsch war eine kleine römische Besatzung zurückgeblieben, wackere Helden, die an der allgemeinen Bestürzung nicht teil-

4. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 92

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
92 12. Casars Kampf mit Ariovist. schickt. Aber ich will weder deinen Tod noch ihre Freundschaft. Hebe dich weg aus meinem Reiche und überlaß mir Gallien! Dann werde ich dir zu jedem Gegendienst bereit sein und mit meinen tapfern Mannen alle deine Kriege zu Ende führen, ohne daß du dir selber Mühe zu machen brauchst." Es war das alte Anerbieten der Kimbern und Teutonen: überlaßt uns Land und nehmt dafür unsre Waffendienste! Aber wie viel selbstbewußter trat Ariovist auf als jene! wie klar und klug wußte er die Worte zu setzen! wie genau kannte er die inneren Verhältnisse zu Rom! Doch auch Cäsar wußte, was er als Sohn seines Vaterlandes, als Vertreter des Staates zu thun hatte. Er verwarf die Vorschläge des Königs und bestand auf seinen alten Forderungen. So verlief das Gespräch er- gebnislos, und die Entscheidung durch blutigen Kamps war unvermeidlich geworden. Auch im Kriege zeigte Ariovist eine Klugheit und ein staunenswertes Geschick, das von der ungestümen Tapferkeit der Kimbern sehr verschieden war. Jeder Soldat weiß heut- zutage, was ein Flankenmarsch ist. Bei einem solchen mar- schiert nämlich das Heer nach einer Seite ab, vor der Front des Feindes vorbei, aus dessen Angriff man jederzeit gefaßt sein und dem der Zweck des Marsches verborgen bleiben muß. Durch einen solchen unvermuteten, mit musterhafter Schnellig- keit ausgeführten Flankenmarsch führte Ariovist sein Heer den Römern plötzlich in den Rücken und schlug sein Lager so auf, daß er ihnen alle Zufuhr abschnitt und dadurch Cäsar in nicht geringe Verlegenheit brachte. Vergebens versuchte der große Feldherr sich aus seiner Übeln Lage durch eine Schlacht zu befreien. Fünf Tage hintereinander bot er dem Feinde die Schlacht an. Aber der umsichtige deutsche König hielt seine ungestümen Krieger, unbeirrt durch ihr Murren, zurück, indem er sich auf die Aussagen der weisen Frauen berief, die vor dem Neumond keinen Sieg verhießen. Nur kleine Reiter- gefechte lieferte man sich, wobei die Römer zum ersten Male jene merkwürdige gemischte Aufstellung der Deutschen „Hunderte", die früher geschildert worden ist, kennen lernten. Endlich wußte sich Cäsar nicht anders zu Helsen als dadurch, daß er

5. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 124

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
124 16. Armin im Kampfe mit Marbod. Aber dies sollte ihm selbst zum Verderben ausschlagen. Seine nördlichen Bundesgenossen, die Semnonen und Lango- barden, fielen zornig von ihm ab und traten dem Bunde bei, an dessen Spitze der Kämpfer für die Freiheit, der gefeiertste und geliebteste Mann der Nation, Armin, stand. Als nun der römische Angriff auf einmal abbrach, wendeten sich die Waffen der Vaterlandsfreunde gegen den zweideutigen, un- patriotischen Marbod, um ihn zu strafen für seine römer- freundliche Haltung. Der Geist der Freiheit sollte auch in diesem Teile Deutschlands augefacht werden. Dann erst, wenn dies gelang, war ein gemeinsamer Angriff auf Rom möglich. So kam es denn zur Entscheidungsschlacht, und zwar schon im ersten Jahre nach dem Aufhören der Römerkriege. Es war am Nordabhange des Erzgebirges im heutigen Sachsen, wo wieder einmal Germanen gegen Germanen kämpften. Die Schlachtreihen wurden geordnet. Nicht planlos, wie es einst Brauch gewesen war, stürzten die einzelnen Scharen in den Kampf. Hoch zu Roß ritt Armin durch die Reihen der Seinen, alles mit scharfem Auge überblickend und prüfend. Mit seiner hinreißenden Beredsamkeit entflammte er die Herzen der Streiter zu heftiger Schlachtbegier. Auch Marbod redete zu seinem Heere. Nie sind Germanen gegen Germanen mit wuchtigerem Ungestüm aufeinander gestoßen. Und dennoch wurde kein eigentlicher Sieg erfochten, da auf beiden Seiten der rechte Flügel geschlagen wurde. Daß aber Armins Er- folg der günstigere war, ergiebt sich aus Marbods Verhalten nach der Schlacht. Während die Cherusker mit den Lango- barden und andern Bundesstreitern sich auf einen neuen Kampf vorbereiteten, zog Marbod sein Lager auf eine Hügelreihe zurück, ein Zeichen, daß er sich selbst für besiegt hielt. In- folgedessen aber sielen noch mehr Völker von ihm ab und gingen zu Armin über. Da sah sich der König genötigt, nach Böhmen umzukehren, und schickte Gesandte an den Kaiser Tiberius, die um Hilfe bitten sollten. Die kalte Antwort lautete: „Marbod hat keinen Grund, die röinischen Waffen gegen die Cherusker anzurufeu, da er die Römer, als sie den- selben Feind bekämpften, ohne Hülfe gelassen hat." So erntete

6. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 157

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
21. Die Schlacht bei Adrianopel und weitere Kämpfe. 157 allgemeinen Flucht mit sortgerissen; in der grenzenlosen Ver- wirrung, im Dunkel der mondlosen Nacht ist der bedauerns- werte Herrscher umgekommen. Sein Leichnam ivurde nirgends gefunden, denn keiner wagte an den folgenden Tagen das Schlachtfeld zu betreten, auf dem noch einzelne Gotenschwärme die Gefallenen ausplünderten. Einige gemeine Soldaten, die den Kaiser auf der Flucht unter sich erblickten, behaupteten, er sei, von einem Pfeil getroffen, zusammeugebrochen. Andre be- richteten später, er sei nicht sogleich gestorben, sondern ver- wundet in eine Hütte in der Nähe des Schlachtfeldes geschafft und von einigen Getreuen notdürftig verbunden worden. Feinde, die nicht wußten, wer in der Hütte war, seien heran- gekommen, hätten aber die verrammelte Thür nicht erbrechen können, da hätten sie, um nicht lange Zeit zu verlieren, Stroh und Holz zusammengetragen und es angesteckt, und so sei die Hütte mit dem Kaiser und allen andern, die darin waren, verbrannt. Nur einer sei aus dem Fenster gesprungen und habe sich den Goten ergeben; später soll er glücklich ent- flohen sein und das Ende des Kaisers erzählt haben. Ter Kaiser, der so elend ums Leben kam, war fünfzig Jahre alt geworden und hatte vierzehn Jahre das schwere Amt des Herrschers geübt. Er war kein großer Mann, aber daß er im ganzen ein wackrer Fürst, voll redlichen Bemühens das Rechte zu thun, gewesen, kann ihm niemand abstreiten. Bei Anbruch des folgenden Tages gingen die Sieger in dichten Haufen aus Adrianopel los. Sie wußten, daß die höchsten Beamten, die kaiserlichen Insignien und der Staats- schatz dort geborgen waren; deshalb suchten sie die Stadt um jeden Preis zu nehmen, schlossen sie noch im Lauf des Vor- mittags ein und begannen trotz dem Widerspruch des verstän- digen Fridigern sie von allen Seiten zu stürmen. Als ob sie in die Schlacht eilten, so liefen die tollköpfigen, sieges- trunkenen Helden gegen die steinernen Mauern, ohne Deckung, ohne Belagerungsmaschinen, während die Belagerten aus sicherm Versteck ihre todbringenden Geschosse auf sie nieder- sandten. Ein großer Haufe flüchtiger Soldaten und Troß- knechte hatte nicht mehr in die Stadt hineinkommen können

7. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 159

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
21. Die Schlacht bei Adrianopel und weitere Kämpfe. 159 den Händen faßten und mit den gewaltigen Armen schwangen diese Riesen die schweren Mauerpfeile über die Thore zurück, Ge- schosse, die von der hohen Mauer herab Maschinen, von niehreren Männern bedient, oder doch mehrere Männer mit vereinten Kräften, auf sie niedergeschmettert hatten. Die Römer trauten ihren Sinnen nicht, als sie das tolle Beginnen merkten. Da draußen schienen keine Menschen, sondern Giganten zu lärmen. Doch wußten die Schlauen bald Rat; sie feilten den Verband an zwischen der furchtbaren eisernen Spitze und dem hölzernen Schaft des Geschosses; wenn nun dieses abgeschleudert war und draußen aufschlug, zersprang der Verband, und die Spitze fiel ab; diejenigen dagegen, welche ihr Ziel — den Körper des Feindes — trafen, wirkten darum nicht minder ver- derblich. Trotz aller Verluste stürmten die Goten indes immer von neuem gegen die Thore und Mauern. Aber alles war vergebens, und als sie sich spät in der Nacht niedergeschlagen und traurig in ihre Wagenburg zurückzogen, machten sie sich untereinander bittere Vorwürfe, daß sie nicht dem klugen Rate Fridigerns gehorcht, sondern von ihm die Belagerung und Bestürmung der Stadt eigensinnig verlangt hatten. Den Rest der kurzen Sommernacht hindurch hatten sie genug damit zu thun, an den Wunden ihre Heilkünste zu üben. Bei Tagesanbruch aber beschlossen sie, nach langem Beraten und heftigem Hin- und Herreden, weiter zu ziehen, das offne Land zu verheeren und dadurch die Feinde zu einem günstigen Frieden zu nötigen. So rückten sie langsam vor- wärts nach Südost, unterwegs alles verwüstend und nieder- brennend. Da ihnen nirgends eine bewaffnete Macht ent- gegentrat, wandten sie sich bald nach Konstantinopel, fanden aber diese Stadt mit tüchtigen Verteidigern besetzt. Eine Reiterschar von Saracenen, einem ganz wilden asiatischen Volksstamm aus Arabien, war frisch angekommen und stürzte sich sogleich in den Kampf, als eben die Goten zum ersten Mal vor der Stadt erschienen. Ein hartnäckiger Streit ent- spann sich, der lange ohne Entscheidung blieb, bis ein uner- hörter Zwischenfall die Goten entmutigte. Einer der Sara- cenen, mit großem Haarschopf, nackt bis auf einen Schurz um

8. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 173

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
23. Manch, der König der Westgoten, und Stilicho. 173 schon damals zusammengebrochen. Kein Opfer schien zu groß, um Alarichs Freundschaft zu erhalten. Stilicho fühlte dennoch, daß der Boden unter seinen Füßen zu wanken begann. Die Schmeichler am Hofe umgarnten den schwächlichen Honorius immer mehr; eine schlau angelegte, weitverzweigte Hosintrigue brachte dem besten Manne Roms den Untergang, dem man es nicht verzeihen konnte, daß er ein Germane war. Ein gewisser Olympius, ein scheinheiliger Heuchler, war die Seele der nichtswürdigen Umtriebe, die gegen den großen Mann angesponnen wurden. Dem dummen Kaiser brachte er den Wahn bei, Stilicho strebe für sich und seine Familie nach dem Throne. Da beschloß man den Tod desselben Helden, der Italien zweimal vom Untergang ge- rettet hatte. Das edle Opfer der schnöden Bande durch- schaute bald das ganze Gewebe von Lüge und Neid; Stilicho entwich mit wenigen Begleitern nach Ravenna. Inzwischen hatte der Kaiser selbst das Todesurteil des Mannes unterschrieben, dem er alles verdankte und in dessen Hände sein sterbender Vater ihn befohlen hatte. Briefe kamen in Ravenna an, in denen den kaiserlichen Truppen daselbst der Befehl erteilt wurde, den „Verräter" gefangen zu nehmen. Das erfuhr indes Stilicho, sobald er die Stadt betreten hatte. Er flüchtete sich in eine nahe Kirche. Trotz der Dunkelheit der Nacht und einem stürmischen Unwetter hielten seine wenigen Getreuen mit gezogenen Schwertern am Altäre die Wache um den geliebten Herrn. Es wurde Morgen, und kaiserliche Soldaten drangen in die Kirche. In Gegenwart des Bi- schofcs schwuren sie, daß Stilichos Leben geschont werden solle. Da verließ der Verratene die heilige Freistatt und folgte den Schergen. Als sie aber vor der Kirche waren, zeigte ihr Anführer ihnen einen kaiserlichen Befehl, in welchem Stilicho wegen seiner „Verbrechen gegen- den Staat" zum Tode ver- urteilt war. Eine Anzahl Germanen hatte sich vor der Kirche versammelt; diese und das kleine Gefolge Stilichos rissen jetzt die Schwerter aus der Scheide, um ihren Lands- mann und Freund zu retten. Aber der hochherzige Mann wehrte ihnen und gebot Ruhe. Und auch jetzt noch gehorchten

9. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 283

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
36. Totila, der große Gotenheld. 283 schnell es anging, wieder ausfüllen und kam in fünfundzwanzig Tagen damit zustande. Die Bevölkerung strömte rasch wieder zusammen, reichliche Vorräte wurden von der See her in die Stadt geschafft. Erstaunt und bestürzt eilte Totila zurück. Er ließ die gerechten Vorwürfe seiner Großen, daß er die Mauern nicht ganz zerstört habe, schweigend über sich ergehen und ver- suchte Rom, ehe die zerstörten Thore wieder hergestellt wären, zu erstürmen. Am späten Abend kamen die Goten an der Tiber an und schlugen ihr Lager aus, und schon am folgenden Morgen stürmten sie mit Heldenmut die Mauern. Doch alles Blut floß umsonst, und auch von allen späteren Angriffen mußten sich die Goten mit schweren Verlusten zurückziehen. Da gab Totila die Belagerung auf und zog sich im April 547 nach Tibur, setzt Tivoli, zurück, das er rasch befestigte und wohin er alle seine Schätze brachte. In den beiden folgenden Jahren verrichtete der König noch manche glänzende Waffenthat; doch fielen keine entscheidenden Ereignisse vor; denn auch Belisar führte den Krieg matt und verdrossen, da es gänzlich an Hilfsmitteln fehlte, etwas Großes zu wagen. Endlich bat er den Kaiser selbst, ihn aus Italien abzuberufen, und Justinian erfüllte sofort seinen Wunsch und sandte ihn wieder in den Kampf mit den Persern. Die Goten waren inzwischen Herren von ganz Italien geworden. Kaum hatte Belisar Italien verlassen, als auch Rom wieder in die Hände des Königs fiel, der es selbst diesmal mit schonendem Edelmut behandelte. Zudem hatte sich der unermüdliche Herrscher eine bedeutende Kriegsflotte geschaffen, wie sie seit Theoderichs Tagen nicht bestanden hatte und mit der er Sicilien, Sardinien und Korsika wieder eroberte und das Mittelmeer beherrschte. Trotz dieses Glückes trachtete er nur danach, seinem Volke und dem gequälten Land Italien einen dauernden Frieden zu verschaffen. Abermals ging ein Friedens- bote von ihm zum Kaiser. Doch an dem kalten Justinian, der niemals selbst das Schwert führte, prallte die eindruig-- lichste Vorstellung ab. Mit schnödem Spott wies er Totilas maßvolle Anerbietungen zurück, und so sah sich dieser wieder genötigt zum Schwert zu greifen. Justinian aber betraute

10. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 197

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
27. Die Völkerschlacht auf den katalaunischeu Gefilden. 197 von ihrer vorteilhaften Stellung herab die anstürmenden Hunnen mit leichter Mühe zurück. Da Attila sah, daß durch diesen Verlust sein Heer in Bestürzung geriet, hielt er es für angemessen, seine Scharen durch eine Ansprache zu ermutigen. Er sagte etwa folgende Worte: „Nach so vielen Siegen brauche ich euch eigentlich nicht erst anzufeuern, als ob ihr Neulinge im Kriege wäret. Was ist euch so zur Gewohnheit geworden, als der Krieg? Und was kann es Süßeres geben für einen Tapferen, als mit eigner Hand Rache zu üben? Ja, es ist eine Lust, sein Herz an Rache zu sättigen. Darum frisch, die Feinde angegriffen! Verächtlich sind sie, fürwahr, zwieträchtige Völker, die die Angst vor uns zusamniengetrieben hat. Fürchtet ihr die Römer, die Erbärmlichen, mit ihren leichten Waffen? Sie sinken schon hin, wenn sie in die Schlachtreihen treten. Laßt sie stehen, — sie fallen von selbst! — und werft euch auf die Alanen und Westgoten! Da ist der Sieg am schnellsten zu holen, wo der Kern der Feindesmacht steht. Sind die Sehnen zerschnitten, so sinken die Glieder zusammen; der Leib kann nicht aufrecht stehen, wenn man ihm die Knochen herausgezogen. Zeigt eure Be- herztheit! bewährt eure Schlauheit! Sättigt euch am Blute der Feinde! Fürchte doch keiner Tod und Verwundung! wem der Tod bestimmt ist, den ereilt er auch daheim auf dem Lager; wer aber Sieger sein soll, den trifft kein Geschoß. Denkt an eure Ahnen! sie hatten noch keine Waffen, und doch stoben die Völker vor ihnen in alle Winde. Ich selbst will zuerst meinen Speer auf die Feinde schleudern. Wer aber müßig bleibt, wo Attila kämpft, der ist ein Toter." Durch diese Worte begeistert stürmten alle in die Schlacht. Wohl konnte den Mutigsten das Herz erzittern vor sol- chem Kampf, doch die Gegenwart des Königs ließ selbst den Zagenden alles Zaudern vergessen. Bald kämpfte Mann gegen Mann; ein fürchterliches Handgemenge entbrannte, hin und her wogte der Streit, gewaltig, wechselvoll, hartnäckig, unmenschlich; von keiner Schlacht erzählt das Altertum, die dieser zu vergleichen wäre. Größere Thaten und erschüttern- dere Ereignisse hat keine Zeit erblickt. Wie ältere Leute er-
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