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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 69

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
König Agilulf und Gregor der Große. Smaragdns, dem Nachfolger deskallinikos, eine knrze Waffenruhe geschlossen. Nach deren Ablauf war er mit seinem Heere und einer slavischen Hülfs-schar, die ihm der Chakan der Avaren geschickt hatte, gegen Cremona gezogen, eroberte die Stadt (21. August 603) und zerstörte sie gänzliäi; hierauf nahm er Mantua, dessen Mauern er mit Sturmböcken durchbrach, und stand schon in Begriff über den Po vor Ravenna zu rücken, als Smaragdns um Waffenstillstand bat und die Tochter des Königs, die mit dem Herzog Godiskalk von Kallinikos gefangen worden war, samt Gemahl, Kindern und Schätzen herausgab. . Im Juli des folgenden Jahres (604) sicherte der verständige König feinem Volke das Königtum und seiner Familie die Thronfolge dadurch, daß er fein noch nicht zweijähriges Söhnchen Adelwald als Langobardenkönig anerkennen ließ. Dies geschah im Eirkns zu Mailand vor den Augen einer Gesandtschaft des Frankenkönigs Theudebert. Das 4,öchteichcn Theudeberts ward dabei mit dem Knäblein verlobt und ewiger Friede zwischen Langobarden und Franken geschloffen. Im April des nächsten Jahres (605) brach der Krieg mit Byzanz wieder aus. Doch Agilulf brachte in Tuscien eine Burg nach der andern in feine Gewalt, so daß Smaragdns sich noch in demselben Jahre einen einjährigen Frieden für 12 000 Solidi erkaufte und nach Ablauf desselben um dreijährige Verlängerung bat. Agilulf gewährte ihm die Bitte, und fo ward bis zum November 609 die Ruhe erhalten und dann noch sechs- mal der Friede verlängert, so daß die Kämpfe zwischen Kaiserlichen und Langobarden bis 615, die ganze übrige Regierungszeit Agilulfs hindurch geruht haben. Daß der König auf weitere Eroberungen verzichtete, ist ein neuer Beweis für feine Herrscherklugheit, vielleicht auch für den segensreichen Einfluß der friedliebenden Theudelinde. „Er wollte das bisher noch gar nicht recht zur Ruhe gekommene Langobardenreich nach geschehener Abrundung — denn die kaiserlichen Gebietsinseln und Grenzeinschiebsel hatte er alle gewonnen — in seinen Teilen erst zusammenwachsen und dadurch festen Bestand gewinnen lassen. Nur so sicherte er den Langobarden die Herrschaft in Italien. Zugleich befestigte er die beste Stütze des Reichs, nämlich das Königtum, zum Nutzen seines Volkes und auch seiner Familie, die er für lange Zeit mit dem Throne verband. War alles in gute Ordnung gebracht, dann konnten Krieg und Eroberung wieder beginnen." An einen ewigen Frieden mit den Byzantinern wäre ja nicht zu denken gewesen. Daß er byzantinischerseits so lange erhalten blieb, hatte seinen Hauptgrund in den damaligen innern Wirren des oströmifchen Reichs, dem Wiederausbruch des Kriegs mit den Persern und in der Gefahr, die von seiten der Avaren in gleicher Weise Langobarden wie Byzantinern drohte. Zuerst brachen die unter avarischer Hoheit stehenden Slaven den Frieden

2. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 336

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
336 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. Gesippen beider untereinander, obwohl die Königin Fredegunde, König Chilperichs Witwe, sie oftmals ermahnte, von der Fehde abzulassen und sich gütlich zu vertragen, damit nicht aus diesem hartnäckigen Zwiste noch schlimmere Folgen erwüchsen. Da sie aber mit versöhnlichen Worten sie nicht beruhigen konnte, brachte sie endlich beide Teile mit der Streitaxt zur Ruhe. Sie lud nämlich viele Männer zu einem Gelage ein und hieß die Häupter der Hadernden, drei Männer Namens Chariwald, Leodo-wald und Wal den, auf ein und derselben Bank sich niedersetzen. Und als nun das Mahl bis zur einbrechenden Nacht sich hinzog, blieb man noch, nachdem der Tisch bereits abgeräumt war, auf den Bänken sitzen, um weiter zu zechen. So dauerte das Trinkgelage fort. Und als sie viel Wein getrunken hatten, wurden alle dermaßen berauscht, daß zuletzt sogar die dienenden Knaben schwer bezecht in den Winkeln des Hauses schlafend herumlagen. Da schlichen sich Männer, die von Fredegunde dazu bestellt waren, mit drei Beilen hinter den Rücken jener drei Franken, und während diese noch miteinander sprachen, erhoben die Männer die Beile und hieben, sozusagen mit einem Schlage, die drei Franken nieder. Daraus gingen die übrigen vom Mahle. Als dies nun den Verwandten der Ermordeten gemeldet wurde, fingen sie an, auf Fredegunde scharfe Wacht zu halten, und sie sandten Boten an König Childebert den Zweiten, den Sohn Sigiberts, daß er die Königin Fredegunde greifen und töten lasse. Wirklich ließ auch Childebert zu diesem Zweck in der Champagne ein Heer aufbieten ; ehe es aber ausrückte, entkam Fredegunde mit Hilfe ihres Anhangs und begab sich nach einer andern Gegend. — So herrschte eine wahrhaft „grundstürzende" Verwirrung aller sittlichen und rechtlichen Begriffe im Innern des fränkischen Staates, dessen politische Geschichte wir nunmehr in Kürze weiter zu betrachten haben. 10. Die Zeit der inneren Kriege, von der Merten Aerchs-terlung Ms Zu Cbilpmcbs Tode. (Bon 561 bis 584.) Nachdem Chlothar der Erste noch einmal aus wenige Jahre die sämtlichen fränkischen Besitzungen in seiner Hand vereinigt hatte, trat nach seinem Tode, wie bereits erzählt worden ist, eine Teilung ein wie nach dem Tode Chlodowechs, die aber infolge der seitdem gemachten Eroberungen größere Gebiete als jene früheren und verschiedenartigere Elemente umfaßte. Es wurden zunächst vier Königreiche gebildet mit den Hauptstädten Paris, Orleans, Soissons und Metz, wo die Brüder Charibert, Guntram, Chilperich und Sigibert Hof hielten. Daß eine solche Teilung dem germanischen Erbrecht vollkommen entsprach, ist bereits bemerkt worden;

3. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 132

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
132 Die Langobarden bis zum Verlust ihrer Selbständigkeit. feiner Rettung blieb — die fränkische Hilfe, dachte er zu spät. Hätte er sich von Anfang an auf die Möglichkeit eines Bündnisses des heiligen Stuhles mit den Franken gefaßt gemacht, so konnte er vielleicht noch eine ansehnliche Stellung behaupten; allein es scheint fast, als ob er sich von diesem Bündnisse unvorbereitet überraschen ließ. Den Franken war er nicht gewachsen; er wurde besiegt. Aber der Friede, so demütigend er für Ahistulf auch gewesen sein mag, stellte doch immerhin nur den Besitzstand für das Langobardenreich wieder her, wie er bei Ahistulfs Thronbesteigung gewesen war. Der Bruch des Vertrags und des Königs trotziger Wagemut ward ihm erst zum Verhängnis. Der kühne Versuch, sich durch Eroberung Roms zum Herrn der Lage aufzuwerfen, schlug fehl, und die zweite Niederlage zwang ihn zu weit härteren Zugeständnissen. Wenn auch der Umfang des Reiches nur wenig geschmälert wurde, so lähmte doch der zweite Friedensschluß die Widerstandskraft der Langobarden empfindlich und schwächte ihr Selbstbewußtsein wie ihr Ansehen in gleichem Grade. So ließ der König, der unter günstigen Verhältnissen Großes geleistet haben würde, sein Reich geschwächt zurück.*) 20. König Ksidernrs und des Mngobardenrlrches Fall. (Bon 757 bis 774.) Das hohe Ziel Ahistulfs, die Vereinigung Italiens zu einem einzigen Reiche, war für immer unerreichbar geworden; der langobardische Staat war, obwohl er noch immer bei weitem den größten Teil der Apenninenhalbinsel umfaßte, nicht mehr die erste Macht im Lande. Papst und Frankenkönig waren an feine Stelle getreten. Die nationale Partei im Reiche, durch deren Macht Ahistulf König geworden war und deren Ziele dieser Fürst verfolgt hatte, war unterlegen, das römische Wesen erhob übermächtig sein Haupt. Vielleicht wäre noch jetzt ein kraftvoller und kluger Herrscher, der sich mit dem Volke eins wußte, im stände gewesen, die Selbständigkeit der lango-bardischen Eigenart zu retten, in der schon stark romanifierten Gestalt, welche die Nation im Lauf der Jahrhunderte angenommen hatte, — denn sehr weit war die Verschmelzung zwischen Langobarden und Römern vorgeschritten —; aber die Langobarden besaßen kein angestammtes Königsgeschlecht, das durch jahrhundertealte Gewohnheit und eingewurzelte Liebe fest stand, und dieser Mangel machte, nach Ahistulfs Tode mehr als je, die schwierige Lage des Staats noch schwieriger, indem er den Feinden des Reiches Gelegenheit bot, bei der Besetzung des Thrones ihren schädlichen Einfluß geltend zu machen. *) Nach S. Abel a. a. O. S. 56.

4. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 409

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die letzten Merowinger. 409 Von diesem Ereignisse an Hai das Geschlecht der Arnulsinge ober Karolinger allein die Geschicke des Frankenreichs geleitet. Von den ganz in Schwäche versunkenen Merowingern, die noch über achtzig Jahre den Königsnamen geführt haben, hören wir nichts weiter, als daß sie gekrönt und möglichst früh verheiratet wurden und dann starben: 691 starb Theuderich der Dritte, der seit 678 auch über Austrasien und Burgund „geherrscht" hatte; ihm folgte sein unmündiger Sohn Chlodowech der Dritte, diesem 695 sein Bruder Childebert der Dritte, diesem 711 sein Sohn Dagobert der Dritte. Alle diese Merowinger „wahrten die äußeren Ehren des Regiments, sie hielten Hos aus den verschiedenen Landgütern des Reichs, hielten Gerichtssitzungen, ließen Urkunden ausstellen, empfingen Gesandte und nahmen die Heerschau ab;" aber nicht ihr Wille, sondern der Pippins war entscheidend, Pippin war der Regent, wenn er auch der Form nach Beamter des merowingischen Königs war. Die Thaten Pippins zu berichten ist eine Ausgabe des nächsten Buches; hier muß ihre einfache Aufkohlung genügen: nach außen der glückliche Feldzug gegen den Friesenfürsten Ratbod, der 689 Westfriesland abtreten mußte, und die Kriege zur Unterwerfung der Alamannen, die seit längerer Zeit dem Reiche entfremdet waren (709 bis 712); im Innern die Beruhigung und Festigung des wankenden Reiches. Er starb 714. Was in einem halben Jahrhundert versäumt worden war, konnte er freilich in wenigen Jahren nicht völlig wieder gut machen.*) Aber es trat wenigstens eine Besserung ein; der unruhige Adel erhielt in den fortwährenden Kriegen Beschäftigung. Kirche und Volk wurden geschützt, die Mission bei den noch heidnischen Rhein- anwohnern, namentlich den Friesen, wieder aufgenommen und alle Kräfte, die sich bisher in den inneren Kriegen verzehrt hatten, zum Kampf gegen die äußeren Feinde gesammelt. Das Werk, das Pippin so erfolgreich begonnen hatte, führte fein gewaltiger Sohn Karl Martell (714—741) in glänzender Weise fort. Fünf Jahre freilich mußte er kämpfen, ehe er die von seinem Vater mühsam errungene Gewalt wiedergewann; aber er überwand durch Tapferkeit und Ausdauer, durch Klugheit und Thatkraft nach und nach alle Schwierigkeiten. Bei Vincy (unweit Cambrai) erfocht er 717 einen vollständigen Sieg über die Reustrier, der ihm zunächst die unbestrittene Herrschaft in Austrasien sicherte; nach einem zweiten Stege bei Soissons (719) würde er auch Herr in Neustrien. Großes hat er gethan: er hat in langwierigen, schweren Kämpfen die Friesen und Sachsen zurückgeschlagen, die großen Stammherzogtümer Aquitanien, Schwaben, Thüringen und Baiern wieber abhängig gemacht, fast Jahr für Jahr die Grenzen des Reichs mit seinen Waffen gesichert; er hat durch seinen herrlichen Sieg *) Das Folgende meist nach Arnold, Fränkische Zeit, Bd. 1, S. 152 ff.

5. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 337

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die Zeit der inneren Kriege bis $u Chilperichs Tode. 387 daß aber dieses Erbrecht auch auf die höchste Gewalt angewendet wurde, sollte für das Frankenreich zum unheilvollen Verhängnis werden. Die Könige der Teilreiche gerieten in mannigfache Zerwürfnisse untereinander, und wenn dadurch auch das Ansehn der Frankenherrschaft nach außen noch nicht gemindert wurde, so mußten doch die ewigen Bürgerkriege, die häufigen Grenzveränderungen und Herrschaftswechsel im Innern einen Znstand der Unsicherheit hervorrufen, unter dem die Bevölkerung unsäglich litt. Die Geschichte der nun folgenden Zeit trägt einen ganz andern Charakter als die Zeit der Söhne Chlodowechs. Damals überwog noch die Einheit des Staates, wenn es auch nicht an Reibungen und Kämpfen unter den Brüdern fehlte. In der Zeit nach 561 nahm der Bürgerkrieg dagegen kein Ende. Damals hatten Männer ausschließlich die Geschicke ihrer Völker geleitet; jetzt griffen bald zum großen Machtet! der Völker zwei herrschsüchtige Frauen entscheidend in die Staatsgeschäfte ein. Damals hatte ein noch immer kraftvolles Königtum den aufstrebenden Elementen des Widerstandes im Innern die Spitze geboten, die Ordnung im Staate hatte auf dem Verhältnis zwischen König und Unterthanen beruht; jetzt wuchs allmählich aus den Kreisen der hohen Königsbeamte» ein mächtiger Adel empor, welcher durch eigensinnige Unbotmäßigkeit das Gefüge des Staates lockerte. Damals hatte sich eine gleichmäßige Durchdringung des fränkischen und des germanischen Volkstums angebahnt; jetzt bildete sich ein immer schärfer werdender Gegensatz zwischen den romanischen Elementen im Osten und Süden und den germanischen im Westen aus. Damals hatten glückliche Eroberungen das Selbstgefühl und die Wehrkraft des Reiches gestärkt; jetzt blieben die Versuche, gegen Langobarden und Westgoten erobernd aufzutreten im ganzen erfolglos, wenn auch das lange bestrittene westgotische Gebiet zwischen Garonne und Pyrenäen'567 in fränkischen Besitz kam. So läßt sich eigentlich nirgends ein Fortschritt zum Bessern erkennen. Nur die ursprünglich deutschen Länder östlich vom Rhein wurden eines solchen, und zwar eines höchst bedeutsamen, teilhast; dort nämlich begann das Christentnm durch die Bemühungen der irisch-schottischen Heidenbekehrer zuerst festen Fuß zu fassen. Es wäre wohl schwer, aber doch nicht unmöglich gewesen, daß die Söhne Chlothars des Ersten friedlich nebeneinander bestanden hätten; denn wenn einer von ihnen sich eigenmächtig gebaren wollte, wie schon im Jahre 562 Chilperich gegen Sigibert, so wurde er durch die andern in feine Schranken zurückgewiesen. Aber zum Unglück starb schon sechs Jahre nach der Teilung der friedfertigste der vier Könige, Charibert von Paris (567), ohne Erben zu hinterlassen. Zwar teilten die überlebenden Brüder friedlich untereinander das Gebiet Chariberts, aber dennoch wurde die Teilung eine Quelle zukünftigen Zwistes. Über einzelne große Städte, namentlich Marseille und Paris, konnte man sich nämlich nicht einigen; Klee, Geschichtsbilder. Iii. 22

6. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 169

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
1. Kückklick und Vorschäu, zugleich Einleitung in die fränkische Geschichte, a) Germanen und Römer. l$)er die Geschichte der Germanen während der Völkerwanderung erzählen will, kann nicht anders vorschreiten, als indem er die Thaten und Schicksale der einzelnen Hauptstämme nacheinander berichtet. Denn die große That Armins, dem es gelang, wenigstens einen großen Teil der norddeutschen Völkerschaften zu einmütigem Handeln anzutreiben und ihnen vorübergehend ein dunkles Gefühl ihrer Zusammengehörigkeit einzuflößen, diese That steht ganz vereinzelt da und findet in den sieben folgenden Jahrhunderten kein Seitenstück. Nur daß der zweite Germane von welthistorischer Größe, der Ostgote Theoderich, eine Verbrüderung der germanischen Reiche seiner Zeit herbeizuführen suchte. Sonst reichte der Blick auch der bedeutendsten Männer, welche die Geschicke germanischer Völker lenkten, im ganzen nicht über die Grenze ihres Stammes oder Reiches hinaus. Erst Karl der Große faßte gleichsam in sehr veränderter Form die Gedanken Armins und Theoderichs wieder auf, indem er alle noch vorhandenen deutschen Stämme in seinem Weltreiche vereinigte. Da es nun insbesondere der ganze zweite Band und das vorstehende Buch in diesem dritten Bande unsrer „Geschichtsbilder" immer nur mit den einzelnen Stämmen, und nicht einmal mit allen, zu thun hatte, da sich infolgedessen nur selten und flüchtig eine Gelegenheit bot, den Blick des Lesers auf die übrige germanische Welt zu lenken, und da andrerseits die Geschichte der Franken, die wir demnächst zu erzählen haben, langsam, aber in ununterbrochener Folge zu dem Karolingischen Weltreiche, das alle den Sturm der Völkerwanderung überdauernden deutschen Stämme umfaßte, hinführt, fo ist hier der geeignete Ort, einen Rückblick zu thun über die ganze germanische Welt,*) soweit sie uns überhaupt bisher unter die Augen getreten ist, und dabei den Blick auch auf einiges zu lenken, das genauer zu berühren die Gelegenheit noch fehlte; am Schlüsse dieser Rundschau *) Mil Ausschluß der nordischen oder skandinavischen.

7. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 188

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
188 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. den Franken, unterworfen; zuletzt von allen die kraftvollen Sachsen, die Karl der Große erst durch dreißigjährige Kämpfe (von 772 bis 804) seinem Reiche einverleiben konnte, welches von andern germanischen Völkern die Burguuden schon 532 verschlungen hatte, die Langobarden erst 774 in sich aufnahm. Den unbefangenen Leser mag es wohl verdrießen, wenn er so einen tapfern Stamm nach dem andern den harten Siegern unterliegen sieht; für die Deutschen war dies doch ein Glück; denn nun wurde ihnen das aufgezwungen, was ihnen so lange zu ihrem Unheil gefehlt hatte, die staatliche Einheit, die allein das Fortbestehen ihrer Nationalität verbürgte. Und wenn das Weltreich Karls des Großen auch nur einen kurzen Bestand gehabt hat, so haben sich darin doch zuerst als Glieder eines Ganzen empfunden diejenigen Stämme, die sich dann unter Karls Enkel, Ludwig dem Deutschen, zu einem zwar engeren, aber auch dauerhafteren Staatsverband zusammenschlossen, als die glänzenden Reiche der Ostgermanen auf römischem Boden längst in Staub gesunken waren. Wie nun der Staat der Franken, aus kleinen, unscheinbaren Anfängen allmählich zu dem großen und mächtigen Reiche erwuchs, aus dem sich außer der deutschen noch zwei Nationen, die französische und die italienische, entwickeln konnten, das haben wir in den folgenden Kapiteln zu erzählen. Den Schluß dieser Einleitung aber soll ein Überblick über die Geschichte dieses Reiches bilden, der, von einem höchst kundigen Manne*) entworfen, trefflich geeignet ist, das Auge des Lesers für die Erkenntnis des Wesentlichen und Eigenartigen in dieser Staats- und Reichsgeschichte im voraus zu schärfen. f) Umschau über die fränkische Geschichte. „Die Zwitterstaaten, welche die Ostgermanen aus römischer Erde bildeten, haben sich nach kurzer Blüte ausgelebt. Goten, Wandalen und Burguuden waren durch die Flut der Völkerwanderung am weitesten von der früheren Heimat abgetrieben worden. In den neuen Wohnsitzen waren sie außerstande, sich durch das Zuströmen frischer volksverwandter Kräfte zu ergänzen, sie verkümmerten an der römischen Kultur, mit der sie sich zu früh und zu rasch gesättigt hatten. Die Neugestaltung des Occidents, welche durch die ostgermanischen Reiche nur vorbereitet, nicht durchgeführt werden konnte, ist von dem Staat der Franken vollbracht worden. Die Eroberung Galliens, welches das Kernland des weströmischen Reiches in dessen letzten Jahrhunderten gewesen war, führte sie in das Erbe der christlichrömischen Bildung ein. Nach Sprache und Anlage etwa in der Mitte *) Heinrich Brunner, Deutsche Rechtsgeschichte 1, 187 ff. Auch hier müssen wir uns für unsre Zlvecke einige Änderungen erlauben.

8. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 252

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
252 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. Franken hervor. Die gefährlichsten Umtriebe erschütterten das Reich des Königs Alarich, die alle den Zweck verfolgten, das arianische Joch abzuschütteln und das Land den fränkischen Glaubensgenossen in die Hände zu spielen. Es ist früher berichtet worden, wie der große Theoderich sich bemühte, die glimmende Feindschaft zwischen Alarich und Chlodowech nicht zur fressenden Flamme auflodern zu lassen. Aber selbst eines solchen Mannes Wort vermochte nicht auf die Dauer der Ländergier und Ruhmsucht eines Chlodowech Schranken zu setzen. Auch reizte der Westgotenkönig den Frankenkönig unvorsichtig dadurcb, daß er in dem burgutttitschen Kriege — freilich nur schwächlich — den König Guudobad gegen Chlodowech unterstützte. Daß er dies nicht nachdrücklich that, nämlich indem er gleichzeitig mit Chlodowechs Angriff auf Gundobad den Krieg gegen Chlodowech begann, war ein Fehler, den der persönlich tapfere, aber unentschlossene Herrscher, welcher freilich wohl auch durch das unselige Verhältnis zu seinen römischen Unterthanen gebunden war, später schwer büßen sollte; denn es vergingen nur sieben Jahre nach jenem Angriff, bis Chlodowech ihn mit Krieg überzog und nun im Bunde mit Gundobad. Der unglückliche Kampf Alarichs mit feinem überlegenen Gegner ist im zweiten Bande unsrer „Bilder" kurz erzählt worden. Wir berichten im Folgenden möglichst mit Gregors Worten,*) die freilich mancher Ergänzung bedürfen. „Als nun der Westgotenkönig Alarich sah, daß König Chlodowech ohne Unterlaß die Völker bekriegte und unterwarf, schickte er Gesandte an ihn, (es geschah auf Theoderichs väterliches Mahnen, um den drohenden Sturm abzuwenden) und ließ ihm sagen: „Wenn es meinem Bruder beliebt, so wäre es der Wunsch meines Herzens, daß wir uns einmal sähen, so Gott will." Chlodowech aber (durch Theoderichs ernste Warnung doch etwas eingeschüchtert) war ihm nicht entgegen und kam zu ihm. Sie trafen sich denn auch**) auf einer Insel der Loire in der Nähe von Amboise im Gebiete von Tours, sprachen, aßen ^und tranken miteinander, gelobten sich Freundschaft und schieden dann in Frieden. Viele aber nämlich die katholischen Romanen^ — wünschten schon ^damals in allen gallischen Landen von ganzem Herzen, die Franken zu Herren zu haben." Wenn nach dieser Zusammenkunft mit ihren wertlosen Freundschaftsversicherungen noch mindestens zwei Jahre vergingen, ehe Chlodowech losbrach, so lag das zum Teil daran, daß des gewaltigen Mannes Gesundheit erschüttert war. Er soll fast zwei Jahre lang (von 505 bis 507) in Paris am falten Fieber krank gelegen haben. Kaum war er genesen, so konnten **) Die Zeit läßt sich nicht genau bestimmen; im 2. Bd., S. 383, ist das Jahr 498 angegeben; doch wird die Zusammenkunft > wohl erst nach dem burgundischen Kriege, etwa zwischen 500 und 505 stattgefunden haben.

9. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 339

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die Zeit der inneren Kriege bis zu Chilperichs Tode. 339 trachtet ihr? Habt ihr nicht Überfluß an allem? In euren Palästen giebt es Genüsse des Lebens in Fülle, eure Vorratskammern sind übervoll von Wein, Weizen und Öl, in euern Schatzkammern liegt Gold und Silber aufgehäuft. Eins aber fehlt euch: weil ihr den Frieden nicht habt, entbehrt ihr der Gnade Gottes. Warum nimmt einer dem andern das Seine weg? Warum trachtet der eine nach des andern Gut? Achtet, ich beschwöre euch, auf das Wort des Apostels: „So ihr euch aber untereinander beißet und fresset, so sehet zu, daß ihr nicht untereinander verzehrt werdet.1' Wahret euch also vor der Zwietracht, die euch und euer Volk in das Verderben bringt! Was ist sonst anders zu erwarten, als daß ihr, wenn euer Kriegsvolk zu Grunde gerichtet ist, ohne Stütze dasteht und, von euren Feinden überwältigt, dann von euern Thronen stürzet ? Hast du, o König, deine Lust am innern Kriege, so kämpfe den Kamps, von dem der Apostel sagt, daß er innen im Menschen vorgehe, daß den Geist gelüste wider das Fleisch und die Gebrechen den Tugenden weichen und daß du frei deinem Haupte, das ist Christus, dienest, während du bisher in Unfreiheit gedienet hast der Wurzel alles Übels." Daß die gutgemeinte Warnung und Bitte des wackeren Mannes ungehört verhallte, versteht sich von selbst. Über die äußeren Kriege in diesem Zeitraum genügen ein paar kurze Andeutungen. Die Langobarden, seit 568 die Herren von Oberitalien und die südöstlichen Nachbarn der Franken, wurden diesen bald sehr unbequem. Einige ihrer bedeutendsten Kampfe mit den Franken sind im ersten Buche dieses Bandes berichtet worden. Wir wissen, daß die Langobarden unnötigerweise viel Kraft an ihre Einfälle ins südöstliche Frankenreich, namentlich in die Provence, setzten und daß von beiden Teilen mit wechselndem Glück gefochten wurde. Konnten die Langobarden hier auch keine Eroberungen machen, so waren sie doch dem benachbarten Teilreiche Burgund lästig genug; ein großer Teil der burgundisch-sränkischen Streitmacht wurde durch die beständige Wacht gegen die unruhigen Nachbarn immer in Anspruch genommen. Seit diese im Jahre 575 durch die Franken eine empfindliche Niederlage erlitten hatten, standen sie von thörichten Angriffen ab. Nun aber begannen die Franken und zwar die austrasischen des Childebert, des Nachfolgers Sigiberts, ihrerseits im Einverständnis mit Byzanz in Oberitalien einzufallen, zu plündern, beutebeladen heimzukehren und hie und da wohl auch eine Stadt oder Burg zu besetzen; aber auch sie brachten es nicht zu dauernden Eroberungen. Seit 591 herrschte dann Friede zwischen Franken und Langobarden.^) Ein andrer neuer Feind tauchte kurz nach den Langobarden im Osten auf. Es waren die wilden Av ar en, die wir bereits in Der Langobarden* *) Vgl. oben S. 56 f. 22*

10. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 340

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die Franken bis *um Untergange der Merowinger. geschichte kennen gelernt haben. Sie machten im Jahre 562 einen Raubzug in das ostfränkische Reich Sigiberts. Es gelang ihm, sie zu vertreiben ; aber bald kehrten sie zurück und schlugen Sigiberts Heer. Dennoch bewog der auftrasische König ihren Chakan zu einem friedlichen Bündnis und hatte seitdem vor ihnen Ruhe. Erst nach dem Tode von Sigiberts Nachfolger Childebert (596) kamen sie wieder, ließen sich aber durch eine Geldabsindung zum Abzug bewegen. Mit den W e st g o t e n wurde zwar 567 der lange Streit um die Striche zwischen der Garonne und den Pyrenäen (die heutige Gascogne) zu gunsten der Franken beigelegt; aber die wiederholten Angriffe König Gnntrams von Burgund auf das westgotische Septimanien, das Küstenland zwischen den Pyrenäen und dem Rhonedelta, mit den Städten Roussillon, Narbonne und Nhnes, scheiterten an der Tapferkeit des greisen Königs Leovigild und seines Sohnes Rekared.*) Viel wichtiger als alle diese auswärtigen Kriege waren die Kämpfe unter den Teilstaaten. Sie alle zu erzählen und dabei dem Gewährsmann Gregor in dem Maße wie oben das Wort zu geben, ist im Rahmen unseres Werkchens unmöglich und würde auch wenig Zweck haben. Es ist ein wüstes, wirres Getümmel, in dem man sich schwer zurechtfindet und das im einzelnen zu unerquicklich ist, um die menschliche Teilnahme des Lesers zu erregen und zu fesseln. Aber einige gewaltige Menschen ragen doch aus diesem Wirrsal hervor, deren Schicksale und deren Verbrechen dem Zeitalter gleichsam den Stempel aufgedrückt haben und zugleich einen leitenden Faden durch die Geschichte dieses Zeitalters bilden."*) Als Einführung in die vielfach verwickelten Verhältnisse teilen wir zuerst die trefflich orientierende Darstellung eines ausgezeichneten Geschichtsforschers mit. „König Sigibert von Austrasien war ein tapferer Krieger und ein tüchtiger Mann; aber noch höher priesen seine Zeitgenossen seine Gemahlin B r u n h i l d e (Brunichildis, Brünnhilde). Sie war die Tochter des Westgotenkönigs Athanagild. Durch Empörung und durch ein Bündnis mit den Oströmern hatte dieser den Thron gewonnen."***) Später wußte er zwar diesen gefährlichen Bundesgenossen einen Teil der Städte wieder zu entreißen, die er ihnen hatte überlassen müssen; aber er kam doch nicht zum ungestörten Besitz von Spanien. Umsomehr mußte er sich hüten, mit den Franken in Krieg zu kommen, damit nicht die Kaiserlichen wieder von der andern Seite vordrängen. Die Franken hatten schon wiederholt das noch westgotische Gallien zu erobern versucht und hatten auch trotz mancher *) Bgl. Band 2, S. 392. **) Siehe Kaufmann, Deutsche Geschichte, Bd. 2, S. 141 f. Die folgenden Absätze sind diesem Werke entnommen. ***) Vgl. Band 2, S. 388 f.
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