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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 44

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
44 Die Langobarden bis zum Verlust ihrer Selbständigkeit. Weiler aber darf man nicht gehen; von einer wirklichen Verknechtung aller Römer im Reich ist nie, auch in den Stürmen der ersten Jahre nicht, die Rede gewesen. Auch geschahen die späteren Ausbreitungen nicht mehr gewaltsam. Es kam vielmehr jetzt zu einer geordneten Landteilung, wie sie auch bei Ost- und Westgoten und andern germanischen Völkern vorgenommen worden war, nach den Grundsätzen der sogenannten „Gastfreundschaft" (hospitalitas); d. H. jeder römische Grundbesitzer war als Wirt gezwungen, einem langobardischen selbständigen Freien als seinem Gast ein Dritt-teil seines Landbesitzes abzutreten. Doch auch diese Abtretung fand oft nicht wirklich statt; vielmehr begnügten sich die Langobarden, abgesehen von den ersten Eroberungen, bei ihrer späteren Ausbreitung damit, statt des Eigentums an Grund und Boden nur ein Drittel des Ertrags, der Früchte, zu erlangen; und da thatsächlich die römischen Großgrundbesitzer schon seit Jahrhunderten ihre Landgüter nicht selbst bewirtschafteten, sondern sie an Kolonen (persönlich freie, aber an die Scholle gebundene Zinspflichtige, die nur einen Teil des Ertrags für sich behielten, das Meiste dem Herrn ablieferten) zur Bewirtschaftung verliehen, so gestaltete sich das Verhältnis zwischen Wirt und Gast, Römer und Langobarde, meist so, daß der Römer dem Langobarden den dritten Teil seiner Kolonen, also auch den dritten Teil seiner Ansprüche gegen die Kolonen abtrat. Daher erklärt es sich auch, daß wir häufig Langobarden in den Städten lebend finden. Es war nicht notwendig für sie, auf dem Lande zu wohnen und selbst den Acker 31t bestellen; ihre Kolonen hatten ihnen den vertragsmäßigen Teil des Ertrags, in Früchten oder in Geld, abzuliefern. Freilich eignete sich der Langobarde solche Anteile an Früchten oder Kolonatsrechten oft noch außer dem Grundbesitz an, den er bei der ersten Ansiedelung als seinen ursprünglichen Anteil vom eroberten Lande erhalten hatte. Ging es auch sicher nicht ohne vielfache Bedrückung und Vergewaltigung der römischen Bevölkerung ab, so wurden doch nur die im Kriege gefangenen und nicht ausgelösten Römer verknechtet, alle übrigen blieben frei und lebten unter sich nach römischen und zwar justinianischen Gesetzen, während bei den Langobarden natürlich langobardisches Recht galt. In gemischten Fällen, d. h. überall, wo Verhältnisse zwischen Römern und Langobarden obwalteten, wurde, mit einigen notwendigen Änderungen und Zusätzen (die aber erst feit 584 festgestellt wurden), auch nach langobardischem Rechte verfahren. Daß inan den Römern ein Wergelt) zubilligte, das Recht der Fehde aber untersagte, ist selbstverständlich. Von einer Verschmelzung von Römern und Langobarden zu dem Mischvolke der Lombarden konnte natürlich erst die Rede fein, als die Einwanderer allmählich das katholische Bekenntnis annahmen, was erst im zweiten Viertel des siebenten Jahrhunderts geschah. Von den Schichten 6er langobardischen Bevölkerung stand der alte Volksadel oben an; ihm

2. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 179

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Rückblick und Vorschau, zugleich Einleitung in die fränkische Geschichte. 179 manen zur römischen Bevölkerung, die ihre neuen Herren verhältnismäßig früh zu romanisieren wußte. Obgleich sich ihre Lage in den einzelnen Staaten verschieden gestaltete, so behielt sie doch allenthalben ihre persönliche Freiheit, ihr Recht und ihr bewegliches Vermögen. Und wenn sie sich auch eine Landteilung gefallen lassen mußte, so erfolgte diese doch im Anschluß an Grundsätze des römischen Verwaltungsrechtes, nämlich nach dem Vorbilde des römischen Einquartierungssystems, welches kennen zu lernen die Germanen im römischen Dienste reichliche Gelegenheit gefunden hatten. Und auch die innern Einrichtungen der neuen Reiche knüpfen in wesentlichen Punkten an die vorgefundenen römischen Institutionen an. Die Bur-gunden, Westgoten und Wandalen haben sie freilich bald in selbständiger Weise umzubilden begonnen. Dagegen fungierte in Italien die alte römische Verwaltungsmaschine bis zur langobardischen Eroberung ohne erhebliche Störungen fort. Odowakar ließ den Senat und den ganzen römischen Beamtenapparat bestehen, und Theoderich liebte es, die althergebrachten Formen fast mit Ängstlichkeit zu wahren. Sieht man aber nicht auf die Formen, sondern auf das Wesen der Dinge, so wird man sich freilich der Wahrnehmung nicht verschließen, daß sich nichtsdestoweniger mit dem Entstehen der ostgermanischen Staaten eine Veränderung von weltgeschichtlicher Tragweite vollzogen hat. Der springende Punkt ist, daß in ihnen zuerst der römische Westen neue Herren empfangen hat. Das haben die Römer lebhaft empfunden, und die Germanen haben es ihnen deutlich zum Bewußtsein gebracht. Und wenn der germanische König von jenen „der Herr des Staats" genannt wird, so haben sie damit eben den Widerspruch ausgedrückt, der zwischen dem wahren Sachverhalt und dem abgelebten Gedanken des römischen Imperiums obwaltete. Übrigens bildeten die Staaten der Ostgermanen nur den Übergang zu einer gründlichen Umformung der abendländischen Welt, welche durchzuführen den Franken befchieden war. In Italien wurde den Franken durch einen andern westgermanischen Stamm, die Langobarden, tüchtig vorgearbeitet, ein schneidiges Volk aus härterem Stoff als die bildsamen und duldsamen Ostgoten. (I) Die Langobarden. Die Langobarden, deren Geschichte, wie wir annehmen dürfen, noch frisch vor dem Gedächtnis unsrer Leser steht, sind das einzige westgermanische Volk, das sich, wie die gotisch-wandalischen, bei seiner Wanderung zuerst nach Südosten wandte,*) ja das einzige, das überhaupt völlig aus- *) Von den Markomannen abgesehen, die hier nicht in Betracht kommen, weil sie in viel frühem Zeit wanderten und ihre Wanderung aus ein viel kleineres Gebiet beschränkten. 12*

3. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 180

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
180 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. gewandert ist und die deutsche Erde ganz verlassen hat; denn die Alamannen blieben auf ursprünglich germanischem Boden, die Besetzung Britanniens geschah nicht auf einmal, durch ein Volk in seiner Gesamtheit, sondern allmählich, durch einzelne Scharen drei verschiedener Stämme, die größtenteils in ihren alten Sitzen verharrten, und die Franken haben wohl Gallien erobert, dabei aber ihre Stammländer am Rhein nicht aufgegeben und den Zusammenhang mit der deutschen Muttererde nie verloren. Zeigten die Langobarden sich darin den Ostgermanen ähnlich und hat ihr Reich in Italien mit den Reichen der Wandalen, Burgunden, Westgoten und Ostgoten auch das gemeinsame Merkmal, daß in ihm von Anfang an außer dem nationalen Gegensatz zwischen der germanischen und der ihr an Kopfzahl überlegenen römischen Bevölkerung auch ein folgenschwerer konfessioneller Zwiespalt obwaltete, so sind doch die Verschiedenheiten bedeutender als das Gemeinsame. Schon bei der Gründung des Reiches treten die widerstandskräftigen Langobarden ganz anders auf als z. B. die milden Oftgoten; das zeigt sich namentlich in ihrem Verhältnis zu den Römern und zu den römischen Institutionen. Wo die Langobarden festen Fuß fassen, da fegen sie das römische Verwaltungssystem und die römische Ämterverfassung hinweg; sie schaffen nicht einen Zwitterstaat, sondern ein rein nationales Staatswesen. Die Römer wurden nicht als gleichberechtigtes, sondern als unterjochtes Volk behandelt. Noch um die Mitte des siebenten Jahrhunderts ^ ist das Volksrecht frei von römischen Einflüssen. Erst als der Staat eine feste volkstümliche Grundlage gewonnen hatte, begann eine maßvolle Anlehnung an römische Einrichtungen und die staatsrechtliche Gleichstellung der römischen Bevölkerung sich anzubahnen. Die Reiche der Burgunden, der Wandalen und der Ostgoten sind als arianische Reiche im Kampfe mit katholischen Mächten untergegangen. Die Westgoten traten allerdings länger als ein Jahrhundert vor ihrem Untergang zum Katholizismus über; aber der Klerus gewann bei ihnen so weitgehenden Einfluß auf die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten, daß er die Staatsgewalt untergrub und dem Reiche die Kraft raubte, sich gegen die Angriffe des Islam zu wehren. Dagegen war bei den Langobarden seit ihrem Übertritt zur römischen Kirche an die Stelle des überwundenen konfessionellen Zwiespaltes ein politischer Gegensatz^ getreten, nämlich der Gegensatz gegen die weltliche Machtsphäre des Papsttums; eine dritte Macht — das fränkische Königtum — mußte eingreifen, um diesen Konflikt zum Austrag zu bringen. Dabei kamen die Langobarden um ihre Selbständigkeit und wurden zu einem Gliede des großen Frankenreichs, womit sie das Schicksal aller westgermanischen Völker und der Burgunden teilten.

4. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 43

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
König Kleffo, etwas über langobardische Verfassung, Abzug der Sachsen rc. 43 Seitenzweig der im Mannesstamm ausgestorbenen Lethinge, welcher mit Audoin zur Herrschaft gelangt war, schon nach einem Vierteljahrhundert wieder ab. Bei der hohen Machtstellung der Herzoge lag die Gefahr nahe, daß das eben gegründete, aber noch nicht ausgebaute Reichsgebäude, dem auf einmal der Hausherr fehlte, in eine Anzahl Herzogtümer zerbröckle. Aber die Volksedlen und Freien erkannten selbst einmütig, daß der junge Staat einer einheitlichen Leitung, eines mächtigen Königtums bedurfte; deshalb traten sie in Pavia zusammen zur Wahl eines neuen Oberhauptes und erkoren einen aus ihrer Mitte. Kleffo. den Herzog von Bergamo, aus dem altedlen Geschlechte des Beleos, einen tapfern und thatkräftigen Mann. Die spärlichen Nachrichten, die uns über seine kurze^ Regierung überkommen sind, lassen erkennen, daß Kleffo irrt ganzen auf dem von Alboin betretenen Weg in äußerer Ausdehnung und innerer Ausgestaltung des Reiches fortschritt; doch war er rauher und willkürlicher als jener. Zweierlei wird aus seiner Regierungszeit besonders hervorgehoben: die harte Behandlung der römischen Bevölkerung und — damit zusammenhängend — die Ergreifung festen Grundeigentums durch die Langobarden. Die Langobarden in Italien waren, außer den Wandalen in Afrika, die einzigen Germanen, die ihr Reich auf altrömischem Boden ohne irgend welchen Vertrag mit einem Kaiser, einem Statthalter oder der Einwohnerschaft lediglich als Eroberer begründeten. So geschah denn das erste Eindringen und auch die erste Niederlassung sehr gewaltsam; gar viele vornehme, reiche Römer, welche sich durch die Flucht in den Süden nicht retten konnten oder wollten, wurden erschlagen, kriegsgefangen, also verfechtet, ihre ländlichen Besitzungen, wie selbstverständlich die des römischen Fiskus, als erobertes Land vom König und dem Volksheer angeeignet. Das gleiche Geschick traf aber auch die Stadtgemeinden; wohin die Eroberer drangen, da hoben sie die städtische Verfassung auf. Das war aber ein ganz besonders harter Schlag; denn die ganze antike, zumal römischitalische Kultur und das Kulturleben beruhte auf der Stadt, war ein städtisches. Auch die Ländereien der Stadtgemeinden verfielen der Verteilung, und schlimm erging es im Anfang auch den Kirchen und Klöstern, sowie den einzelnen Priestern bis gegen Mitte des stebenten Jahrhunderts. Die Einwandrer waren zum Teil noch Heiden, zum größern Teil Arianer, und als solche unzweifelhaft nicht ohne Erbitterung gegen die Katholiken, obgleich diese bei den Langobarden lange nicht so leidenschaftlich war wie etwa bei den Wandalen. Der Hauptgrund, daß vorzugsweise Klöster und Kirchen angegriffen und beraubt wurden, lag gewiß darin, daß hier die meisten Reichtümer geborgen waren. So wurden denn die Priester, wenn sie sich der Beutegier der Eroberer widersetzten, natürlich nicht geschont, die Kirchen geplündert, die Ländereien derselben von der Krone eingezogen oder verteilt.

5. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 155

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
21. Die Schlacht bei Adrianopel und weitere Kämpfe. 155 im Westen des Reiches, an Feldherrntüchtigkeit nicht nach- stehe, und womöglich die Goten bezwingen, ehe Gratian ihm zu Hülfe käme. Ebenso eifrig wünschte Frid igern eine Schlacht zu liefern, bevor Verstärkung für die Feinde einträfe. Am 9. August brach das kaiserliche Heer mit Sonnen- aufgang auf, die Goten aufzusuchen. Das Gepäck ließ man dicht bei Adriauopel zurück. Anderthalb Meilen mußten die schwergewappneten Krieger auf schlechtem Wege im Schnell- sckiritt marschieren, und dabei stieg die Sonne immer höher und schien heiß herab. Es war um Mittag, als sie die kreisförmige Wagenburg des gotischen Heeres erblickten. Unter dröhnendem Kriegsgesang ordneten sich die Goten. Die rö- mischen Feldherrn stellten ihre Reihen so auf, daß die Reiter das Vordertreffen bildeten und dahinter erst das Fußvolk stand. Da, als die Römer das Signal zum Beginn des Kampfes jeden Augenblick erwarteten, schritt aus dem gotischen Heerhausen eine Gesandtschaft hervor, die um Frieden bat. Dem Kaiser erschienen aber die Gesandten nicht vornehm genug, er verlangte, daß die edelsten Fürsten selbst kämen als Bürg- schaft, daß das Anerbieten ernsthaft gemeint sei. Die Ge- sandten kehrten um. Es verging wieder eine Zeit. Mittler- weile standen die ermüdeten Legionen im Sonnenbrände hung- rig und mit trocknen Kehlen da. Der schlaue Fridigern ver- zögerte nämlich nur darum den Ansang des Kampfes, weil er erst die Ankunft einer ostgotischen Reiterschar, die ihm Hülfe zugesagt hatte, abwarten wollte. Daher entsandte er noch einmal einen Boten, mit der Bitte, der Kaiser möchte etliche vornehme Männer ins Gotenlager schicken, die er seinem Volke gegenüber für Geiseln ausgebeu könnte; die Bürgschaft dafür, daß sie unversehrt blieben, nehme er auf sich; anders könne er den Wunsch des Kaisers nicht erfüllen. Jetzt siegte bei dem wankelmütigen Valens die Bedenklichkeit über die Ent- schlossenheit. Er zeigte sich bereit, wenigstens einen seiner Großen hinübergehen zu lassen, und der kühne Richomer, ein Franke von Geburt, erbot sich dazu freiwillig. Während er aber auf das gotische Lager zuschritt, änderte sich plötzlich die Sachlage durchaus. Die beiden Führer der römischen

6. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 287

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
36. Totila, der große Gotenheld. 287 Dieser kam den Flüchtigen ganz nahe und holte auf Totila aus, um ihm den Speer in den Rücken zu stoßen. Ein junger Gote aber sah dies und schrie voll Entsetzen und Angst für den geliebten Fürsten: „Hund, was beginnst du? Wagst du, die Hand wider deinen Herrn zu erheben?" Kaum hörte Asbad, daß er den König vor sich habe, so holte er mit aller Kraft aus und bohrte ihm den Speer zwischen die Schulter- blätter tief in den Rücken hinein. Der Stoß war tödlich. Aber zwei der treuen Goten ritten rechts und links dicht an den wunden König heran und nahmen ihn so in die Mitte. Auf diese Weise setzten sie mit ihm die Flucht fort, obwohl er kaum noch ein Lebenszeichen gab. Asbad erhielt von dem Goten Skipuar einen Hieb ins Bein. Da gaben seine Ge- fährten die Verfolgung auf und kehrten mit ihm um. Des Königs Getreue aber glaubten im Dunkel der Nacht, die Ver- folger seien ihnen noch auf den Fersen, und flohen weiter. Endlich gelangten sie in ein Dörslein mit Namen Caprä. Hier rasteten sie, hoben den König vom Roß, trugen ihn in die Hütte einer armen Frau und verbanden ihm die schreckliche Wunde. Er aber starb ihnen unter den Händen. Ein edles Herz stand still. Da beweinten die treuen Männer ihren geliebten Herrn, gruben ihm schnell ein Grab, zimmerten einen einfachen Sarg und bargen den teuern Leichnam in die Erde. Dann wichen sie von dannen. Die Kaiserlichen wußten nicht, daß Totila gestorben sei, bis ihnen die Frau, in deren Hütte er seine Heldenseele aus- gehaucht hatte, es milteilte und sein Grab zeigte. Trotzdem wollten sie nicht daran glauben und gruben an der Stelle nach. Da fanden und öffneten sie den Sarg mit der Leiche des Königs. Selbst den Feinden flößte der ernste Anblick Ehrfurcht und Trauer ein. Sie wagten es nicht, den toten Helden zu beschimpfen. Nur den blutigen Mantel und den edelsteingezierten Königshut nahmen sie ihm, um diese Gegen- stände dem Narses zu überbringen. Dann gaben sie ihn dem Schoß der Erbe wieder. So verlor Totila Thron und Leben, nachdem er elf Jahre lang König der Goten gewesen war. Selbst der feindliche

7. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 156

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
156 21. Die Schlacht bei Adrianopel und weitere Kämpfe. Vorhut Hutten sich thöricht genug in ein Handgemenge mit den gegenüberstehenden Feinden eingelassen und mußten sich » mit blutigen Köpfen zurückziehen, ein übles Vorzeichen für den Erfolg der Schlacht. Das Getümmel hinderte Richomer weiter vorzuschreiten; und in demselben Augenblicke sausten auch die ostgotischen Reiter aus den Bergschluchten schnell wie der Blitz herbei. Fridigern hatte seinen Zweck erreicht, die Römer hatten durch nutzlose Verhandlungen die beste Zeit verloren. Von allen Seiten begann nun die Schlacht. Vor dem furchtbaren Anstürmen der Goten wichen gleich anfangs die Römer zurück. Aber die ermutigenden Zurufe der Feldherren brachten sie wieder zum Stehen, und das Schlachtgewühl schwoll wie eine Feuersbrunst an. Wütend stießen die feind- lichen Reihen aufeinander. Der linke Flügel der römischen Reiter drang fast bis zur Wagenburg vor, aber er blieb ohne Unterstützung und wurde deshalb von den allenthalben ein- stürmenden Goten erdrückt. Das Fußvolk stand nun ohne Deckung da, und so eng waren die Scharen zusanimengedrängt, daß die Soldaten kaum das Schwert ziehen und die Hände rühren konnten. Der Himmel war von Staubwolken ver- hüllt, betäubendes Geschrei erfüllte die Luft. Überall brachten die Geschosse Verderben, weil keiner sie kommen sah und sich decken konnte. Flucht war in der fürchterlichen Enge un- möglich. Die Felder füllten sich mit Leichenhaufen. Die Seufzer der Sterbenden klangen schrecklich an die Ohren der Gesunden. Schwarzes, geronnenes Blut bedeckte den Boden weithin, und der Fuß der Streiter glitt auf dem schlüpfrigen Schlamm aus. Die Sonne neigte sich zum Untergang. Mit neuer Wut stürmten die Goten heran, da war es mit der Widerstands- kraft der unglücklichen Römer zu Ende. Wem seine Glieder noch gehorchten, der wandte sich zur Flucht. Es waren nur elende Trümmer des Heeres, die flohen. Die ganze Armee war nicht nur geschlagen, sie war vernichtet. „Seit dem Un- glückstage von Cannä," ruft der Geschichtschreiber Ammian aus, „hat unser Staat keine größere Niederlage erlitten." Kaiser Valens, der tapfer mitgesochten hatte, wurde in der

8. Lieder vom sächsischen Vaterlande aus alter und neuer Zeit - S. 57

1892 - Dresden : Huhle
— 57 — Keine Drohung und Schmach vermochte den Sinn dir zu beugen, Daß du dem göttlichen Wort hättest den Rücken gewandt. Deine Beständigkeit hat der Feinde Wüten entzündet, Und aus einer Gefahr dich in die andre gestürzt. Doch hat Christus, der Herr, dich geschützt in Zeiten der Drangsal Und zum Lohne der Treu dauernden Frieden geschenkt. — Deine Mäßigung hielt mit Gewalt die Geister zusammen, Daß mit frevelnder Hand keiner die Waffen ergriff. Wahrlich, es hebt dies Lob dich empor über andrer Triumphe, Nur ein hohes Gemüt mag diese Tugend verstehn. Drum soll nimmer vergehn dein Nam im Laufe der Zeiten, Deiner Verdienste Ruhm strahlen in ewigem Glanz. Sanft ruh hier dein Gebein, bis einst samt allen Gerechten In verklärter Gestalt Christus dich wieder erweckt. Aber dein Geist soll jetzt schmecken die Freuden des Himmels, An des Erlösers Brust ruhend im Frieden fortan. 59. Die Schlacht bei Mühlberg. (25. April 1547.) (Adolf Sottgcr.) Tiefer grauer Morgennebel Hüllt die Elb und Lochaus Heide, Hüllt das Lagerfeld vor Mühlberg, Hüllt das Herz auch Johann Friedrichs.^) In die Acht erklärt vom Kaiser, Traut er seinem guten Glücke, Trotz der List des falschen Moritz, Gott und Luthers Lehr ergeben. Sorglos um der Feinde Nahen Lauscht der Kurfürst voller Inbrunst In dem Zelt der Morgenandacht, Die vom „guten Hirten" predigt. Ahnend nicht die nächtgen Schritte Des katholischen Fürstenbundes, Letzt der Kurfürst noch gemächlich An der Tafel seinen Gaumen. Horch! Da grüßt Musik sein Frühstück, Ferner Kugeln gelles Pfeifen! Von der Elbe zischt's herüber Aus der Hackenschützen Büchsen. Gegen Ungarn, gegen Spanier Rüstet sich des Sachsen Vortrab; Flugs die Schiffbrück angezündet! Nieder kracht sie in die Fluten. Pfeilschnell doch auf ihre Trümmer Schwingen sich die kecken Spanier, Nackt den Degen in den Zähnen Schwimmen sie durch Kugelregen; Schwimmen tollkühn, todeslachend Und erreichen Mühlbergs Ufer, Währenddes hält Herzog Alba Jenseits vor dem Kaiserlaaer. Und er sieht in seichter Elbfurt Einen Bürger Mühlbergs reiten: „Heda Bursch! Kehr um und führ uns, Widerspruch lohnt dir die Kugel!" Durch die Elbe rauscht der Kriegszug, Festen Muts voran der Bürger, Hinterdrein der Herzog Moritz, Kaiser Karl und all die Seinen. — l) Johann Friedrich, der Großmütige, Kurfürst 153-2 —1547.

9. Lieder vom sächsischen Vaterlande aus alter und neuer Zeit - S. 58

1892 - Dresden : Huhle
— 58 In das Zelt zu Kurfürst Friedrich Eilt jetzt warnend Wach um Wache; Doch der lacht: „O nimmer fürcht ich Meines Vetters Moritz Falschheit!" In das Zelt zu Kurfürst Friedrich Stürmt sein Kämmrer außer Atem: „Kurfürst! Schnell zu Roß! Der Kaiser Setzt schon über mit den Truppen! Herzog Moritz läßt euch melden, Wenn ihr euch des Kaisers Gnade Wollt ergeben, reicht die Hand er Zur Vermittlung euch als Vetter!" Rasch auf's Roß schwingt sich der Kurfürst: „Vorwärts! nichts von Gnad und Moritz! Trost für Kranke! Ha mich schützt noch Wald und Wittenberg und Elbe!" Johann Friedrich jagt gen Lochau, Hinter ihm des Feinds Geschwader, Tie in immer dichtem Hausen Durch die Furt zum Ufer drängen. Mittags hei! Welch Salutieren Vor dem Wald auf Lochaus Heide, Kugeln singen hier ,,Te Deum“, Tort „Ein' feste Burg" dem Feinde. Aber weh dir, Kurfürst Friedrich, An der Treue deiner Feldherrn Scheitert jetzt dein leckes Fahrzeug, Denn sie steuern dich ins Unheil! Ungrische Hnsaren stürmen In des Feindes rechten Flügel, In den linken drängt die Seinen Mördrisch feuernd Herzog Moritz. „Sieg Hispania!" dröhnt der Kriegsschrei Durch die kaiserlichen Reiter, Die mit Karl und Alba sprengen Mitten in der Sachsen Fußvolk. Treulos flüchten Friedrichs Truppen In der Kameraden Reihen, Ihre Glieder wild verwirrend Und im eignen Tod verblutend. Rings nur Elend aus der Wahlstatt, Leichen und zerschellte Waffen; Lanzenknechte, schwerverwundet, Hinter Weidenbäumen schmachtend! Fliehend lenkt der Kurfürst Friedrich Schon gen Wittenberg durchs Moorland, Als ihn spanische Reiterposten Trotz der Dämmernacht erkennen. „Ketzer gieb dich!" schrein sie haltend; Tigergrimmig ficht der Kursürst, Doch ein Hieb in seinen Backen, Doch ein Halsstich macht ihn wanken. Plötzlich naht dem Trupp ein Hauptmann Bon des Herzogs Moritz Fähnlein, Schnell den Spaniern wehrend ruft er: „Kurfürst Friedrich I Mir ergieb dich!" „Und du bist?" —„Ein Deutscher, Trotta!" — „Nun so bin ich dein Gefangner!" Einen Ring dem Ritter reichend Flüstert Friedrich: „Führ mich hin denn!" Dunkel deckt das blutge Schlachtfeld, Drüber Raten krächzend flattern; Über Leichen, argverstümmelt, Folgt der Fürst zu Roß dem Sieger. Aus den Wunden rinnt ein Blut-strom Aus sein Panzerhemde nieder, Doch ein Meer von Herbern Qualen Tobt der Gram in seinem Herzen.

10. Lieder vom sächsischen Vaterlande aus alter und neuer Zeit - S. 64

1892 - Dresden : Huhle
64 Weiter dann vor nach Minden Geht des Kulmbacher Hast, Braunschweig zu überwinden Gönnt er sich kurze Rast. Kurfürst Moritz von Sachsen^) Sandt ihm den Fehdebrief; Albrecht lachend der Faxen, Winkt dem Gesandten und rief: „Sag meinem Jugeudgeuossen, Dreimal schon sonder Scheu Hab er mir unverdrossen Glauben gebrochen und Treu. Wahrlich zum Viertenmale Thät er's am heutigen Tag, Proben wir drum mit dem Stahle, Wer am meisten vermag!" — Über die Weser setzte Albrecht flugs mit dem Heer, Moritz, der schwer Verletzte, Folgte dicht hinterher. Vor einer Schlucht im Walde Hielt der Kulmbacher Held, Gegenüber der Halde Lagert der Kurfürst im Feld. Mittag war es, die Becher Klirrten schäumend im Thal, Die markgräflichen Zecher Taumelten von dem Mahl. Albrecht, dem noch der rote Wein durch die Gurgel glitt, Stutzt, als zu ihm ein Bote Friedlichen Antrags schritt. „Nichts vom Vergleich! Mag's bleiben, Wie es Herr Moritz gewollt; Als mein Foderungsschreiben Sei ihm dies Fähnlein gezollt! — Auf zu Roß, Schwadronen, Lärm blast durch das Land, Moritz gilt es zu lohnen Samt dem Ferdinand!^ Hussa! an Sievershausen Sprengt der Markgras vorbei, Mördrische Kugeln durchsausen Moritzens Reiterei. — Brandenburg zieht vom Leder, Schlägt die meißnischen Reihn, Jetzt mit wallender Feder Stürmt ein Geharnischter drein. Schwarz umpanzert die Glieder Fährt er, ein mächtiger Blitz, Auf die Feinde nieder, Stößt sie vom Sattelsitz. Moritz, der schwarze Ritter, Hält der Verbündeten Flucht, Gegen die Zagenden tritt er, Schleudernd der Blicke Wucht. Weh! durch des Heeres Lücken Zischt eine Kugel herbei, Tief dem Kurfürst im Rücken Bohrt sich das tödliche Blei. In das Lager getragen Wird der gefallene Held, Während die ©einigen schlagen Jubelnd den Feind aus dem Feld. 64. Klagelied Deutschlands beim Tode des Kurfürsten Moritz. (f 11. Juli 1553.) Historisches Lied aus dem 10. Jahrhundert. (Frei nachgedichtet von Otto Lyon.) In Schwarz sollst du dich kleiden, Dein Held, dem keiner gleich, Du großes deutsches Reich, Dir ward Schmerz, Klag und Leiden: Er ist dahin, des Reiches Hut: Moritz, der Fürst von Sachsen. Wie blühte stolz sein Mut! l) Moritz, Herzog von Sachsen 1541 —1547, Kurfürst 1547 — 1553.
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