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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 218

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
*18 Iii. Zeitr. Die neuere Zeit. Von der Refor mation bis jetzt. entfernt und der Kaiser Ferdinand hatte Aufhebung der Censur und eine frei» sinnige Verfassung versprochen; allein die Gährung dauerte in drohender Weise fort und der Kaiser verließ am 18. Mai Wien und ging nach Jnspruck. Die bewaffneten Bürger, die akademische Legion und die Arbeiter waren die eigentlichen Herren in der Stadt. In Prag versammelte sich ein Congreß der slavischen Völker Oestreichs und der Haß gegen die Deutschen trat so gewaltthätig hervor, daß Waffengewalt gebraucht werden mußte und nur nach ernsthaftem Kampfe der Fürst Win-dischgrätz bett Aufruhr zu beimpfen vermochte. In Preußen stellte vorzüglich die Rheinprovinz brittgettbe Forderungen wegen einer freieren (Konstitution des preußischen Staats auf und schickte eine Deputation nach Berlin; biefer, so wie einer Deputation der Berliner Stadtverordneten, versprach der König am 18. März Aenberung des Ministeriums, Censurfreiheit, freie Verfassung mit beschließenden Stäuben uttb Bürgerbewaffnung. Großer Jubel verbreitete sich in Berlin uttb große Volksmassen strömen zum Schlosse, dem Könige zu danken, aber auch der Ruf läßt sich hören: „Fort mit dem Militär!" Der König erscheint auf dem Balkon, aber feine Stimme wird in dem Tumulte nicht verstanden. Zugleich entsteht ein Gedränge gegen die Schloßwache; es fallen einige Schüsse; Cavallerie rückt vor, den Platz zu säubern. Da erschallt, (wie am Abend des 23. Februar in Paris,) das Geschrei: „Verrath! Verrath!" und wie ein Lauffeuer geht die Bewegung durch die Stadt. Barricaden werden errichtet und gleich nach 3 Uhr Nachmittags beginnt der Kampf. Steine von den Dächern werden auf die Soldaten herabgefchleu-dert, von den Barricaden und aus den Häusern wird auf sie geschossen. Aber mit Hülfe der Kanonen werden einige Hauptstraßen, namentlich die alte Königsstraße, von den Truppen eingenommen. Der Kampf zieht sich in die Nacht hinein. Gegen Morgen tritt eine Stille ein, und an den Straßenecken liest matt eine Proclamation des Königs an die Berliner, in welcher er den Abzug der Truppen verspricht, wenn auch die Barricaden weggeräumt würden; und einer Deputation der Bürgerschaft verspricht er das gleiche, so wie auch die Freilassung der Gefangenen. Die Zusage wird ausgeführt, die Truppen verlassen die Stadt und die Bürger werden zur Auftechthaltung der öffentlichen Ordnung bewaffnet. Die Ruhe der Stadt war zwar leidlich hergestellt, selbst das Militär kehrte bald auf das Verlangen der Bürgerschaft zurück; allein die Spannung und Unsicherheit des ganzen öffentlichen Zustandes dauerte fort und mehrere aus einander folgende Ministerien vermochten nicht mit der am 22. Mai in Berlin eröffneten preußischen Nationalversammlung etwas Befriedigendes zu Stande zu bringen. Die Zuversicht auf die innere Festigkeit des preußischen Staates war eben so stark erschüttert, als auf die des östreichischen; und was war nun vollends von den kleineren deutschen Staaten zu erwarten? In dieser sorgenvollen Zeit wandten sich die Blicke aller, welchen die Rettung der gesetzlichen Ordnung int Vaterlande ant Herzen lag, nach Frankfurt hin, wo sich aus allen deutschen Ländern eine bedeutende Anzahl von Männern versammelt hatte, um die Zukunft Deutschlands zu berathen, und wo auch die Bundesversammlung, das bisherige gemeinschaftliche Organ des deutschen Bundes, vereinigt war. Schon ant 4. März hatte der Bundestag einen Aufruf an das deutsche Volk erlaffen und zum einmüthtgen Zusammenwirken der Regierungen und

2. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 157

1895 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 157 — Familie bleich und entstellt bei der Nationalversammlung an. Beim Eintritte sagte der König mit Würde: „Ich bin hierher gekommen, um Frankreich ein großes Verbrechen zu ersparen, und ich denke nirgends sicherer zu sein als in Ihrer Mitte, meine Herren!" Man empfing ihn kalt und wies ihn mit seiner Familie nach oben in einen für Zeitungsschreiber vorbehaltenen Platz. Dort mußte er zuhören, wie unten die Versammlung über seine Absetzung und die gänzliche Abschaffung der königlichen Regierung beratschlagte. Unterdessen verkündete das Knallen der Gewehre und das Donnern der Kanonen, daß die Entfernung des Königs das Blutvergießen, welches dieser Monarch so sehr fürchtete, keineswegs abgewendet habe. Die Schweizergarde war nach der heldenmütigsten Gegenwehr größtenteils niedergemacht, das Schloß erstürmt worden. Hierauf begaben sich ganze Haufen des Pöbels, das Gesicht vom Pulverdampfe geschwärzt und die Hände mit Blut besudelt, in die Nationalversammlung und forderten die Absetzung des Königs. Die Versammlung erschrak und faßte eiligst den Beschluß, es solle durch das Volk ein Nationalkonvent gewählt werden; denn das Königtum tauge nicht für Frankreich. Der König wurde deshalb vorläufig feiner Würde verlustig erklärt und wie ein Missethäter mit seiner Familie nach dem sogenannten Tempel, einem alten, turmähnlichen Schlosse, gebracht. Am 21. September 1792 wurde der Nationalkonvent aus den wütendsten Jakobinern errichtet. Sofort hob dieser die Königswürde definitiv auf, verwandelte Frankreich, die älteste christliche Monarchie, in eine Republik und brachte mit dieser eine neue Zeitrechnung in Verbindung. Man zählte nach Jahren der Republik und fing den Anfang des ersten Jahres vom 21. September 1791 an. Auch die Namen der Monate wurden verändert und statt der Wochen Dekaden eingeführt, wovon jede 10 Tage enthielt. 36 heidnische Festtage traten an die Stelle von 52 christlichen Sonntagen. Mit der Abschaffung des Königtums wurden alle Wappen und Bildsäulen der Könige vom Pöbel zertrümmert; der Konvent richtete die Banden dazu ab. Ja sogar die königlichen Gräber zu St-Denis unweit der Hauptstadt wurden aufgewühlt, die Leichname ans den

3. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 173

1895 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 173 — Franzosen langweilig; sie ärgerten sich darüber, daß Frankreich nicht das große Wort in Europa führen sollte, sondern andere Mächte ebensoviel zu sagen hatten; sie murrten, daß unter dem Bürgerkönigtum Frankreich ruhmlos dastehe. Weil der König sparsam war, hieß es, er sammle Schätze für sich und seine Familie, während die Minister und die hohen Staatsbeamten ihre Stellung mißbrauchten, um sich zu bereichern. Der letztere Vorwurf war auch nicht ganz grundlos. Zuletzt verlangte man mehr Freiheit; ehrgeizige Männer, welche gern selbst Minister geworden wären, griffen die Regierung an, und die Republikaner halfen nach Kräften mit. Nach und nach wuchs die Unzufriedenheit, der König gab jedoch nicht nach. Die Pariser Bürger gerieten hierüber in großen Unwillen, und daran hatten die Republikaner ihre Freude; sie stellten sich aber, als ob sie an keine Revolution dächten, und stimmten nur in den Ruf nach einer Reform der Staatsverfafsung ein. Die Führer der Unzufriedenen veranstalteten endlich in Paris eine Versammlung, in welcher sie ihre Forderungen an die Königliche Regierung feierlich aussprechen wollten; diese aber verbot die Versammlung. Von Revolution und Republik war öffentlich noch keine Rede, insgeheim aber bereiteten sich die Revolutionäre zu einem Streiche vor. Am 22. Februar 1848 durchzogen Volkshaufen unter dem Geschrei: „Es lebe die Reform!" die Straßen; einzelne Bataillone der Nationalgarde stimmten ein, andere sahen dem Treiben gleich-gültig zu, und bald war die halbe Bevölkerung der ungeheuern Stadt auf den Beinen. Der König wurde jetzt ernstlich besorgt und entließ seine Minister, ernannte aber nicht sofort andere. Die Soldaten und die Stadtpolizisten zerstreuten am nächsten Tage (23. Febr.) die lärmenden Volkshaufen, ohne von ihren Waffen Gebrauch zu machen; wenn aber ein Haufen auseinandergetrieben war, so sammelte er sich bald wieder und fing sein Unwesen von neuem' an. Ein solcher Haufen, welcher größtenteils mit Pistolen, Piken und Stöcken bewaffnet war, wälzte sich abends 9 Uhr gegen das Gebäude des Ministeriums des Auswärtigen, vor welchem ein Bataillon Linien-Jnfanterie aufgestellt war; plötzlich fiel ein Schuß, man weiß nicht,

4. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 163

1895 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Jesu erinnerte (Fig. 35). Und gelassen streckte jetzt Ludwig seine Hände hin und sprach: „So bindet sie denn, damit ich den Kelch der Leiden bis auf die Neige trinke." Dann trat er auf die linke Seite des Gerüstes und rief: „Still, Trommelschläger!" Sie hielten ein, und er sprach nun mit vernehmbarer Stimme: „Franzosen! ich sterbe unschuldig an allen Verbrechen, deren man mich anklagt; ich verzeihe den Urhebern meines Todes und bitte Gott, daß das Blut, welches ihr jetzt vergießen wollet, nie über Frankreich komme. Und du, unglückliches Volk. . . !" Diese letzten Worte wurden von dem Getöse aller Trommeln verschlungen, die auf Santerres Gebrüll zu wirbeln begannen. Zugleich ergriffen die Henker ihr Opfer und führten es unter das Fallbeil. Der Beichtvater kniete neben ihn und rief ihm die Worte zu: „Sohn des hl. Ludwig, steige hinauf gen Himmel!" Da fiel das Beil, und das Haupt des unschuldigen Königs rollte über das Blutgerüst. Einer der Henkersknechte hob es triumphierend empor und zeigte es den Zuschauern, während von allen Seiten das Geschrei: „Es lebe die Nation! Es lebe die Freiheit!" ertönte. Hüte und Mützen flogen in die Höhe, und singend tanzte der Pöbel um das Blutgerüst. Der bessergesinnte Franzose aber verbarg aus Angst vor jener Rotte seinen tiefen Schmerz. Die Schreckensherrschaft. Mit Hilfe des bewaffneten Pöbels bemächtigten sich die wildesten Republikaner (die sogenannten Berg- oder Schreckensmänner) der Gewalt und ließen nicht nur alle Anhänger des Königtums und solche, die als Königlichgesinnte verdächtig wurden, unter der Guillotine bluten, sondern auch die gemäßigten Republikaner oder die sogenannten Girondisten. Es entstand in Frankreich ein Bürgerkrieg, während es gleichzeitig mit Österreich, Preußen, den deutschen und italienischen Fürsten, mit England und Spanien Krieg angefangen hatte. Anfangs ging es den republikanischen Heeren schlecht, allein die Bergmänner stellten immer stärkere Heere auf, guillotinierten die Generale, die unglücklich fochten oder ihre Schuldigkeit nicht thaten, und der kriege-

5. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 174

1895 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 174 — ob zufällig oder absichtlich; die Soldaten glaubten, sie würden angegriffen, gaben Feuer und streckten 16 Personen tot und noch mehrere verwundet nieder. Darauf erhob sich ein entsetzliches Geschrei; die Aufrührer hoben die Toten auf und führten sie auf Wagen in den Straßen herum unter dem Rufe: „Man ermordet unsere Brüder! Rache, Rache! Zu den Waffen! Zu den Barrikaden!" Entsetzen und Zorn bemächtigte sich des Volkes, denn es glaubte wirklich, der König habe befohlen, alles niederschießen zu lassen, was nach Reform rufe. Nun griffen viele Tausende zu den Waffen; das Straßenpflaster wurde aufgerissen, Barrikaden (Schanzen) errichtet und damit die Straßen verrammelt. Dies geschah in der Nacht; am 24. morgens wurde amtlich verkündet, der König habe ein neues Ministerium ernannt und willige in eine Reform der Staatsverfassung. Allein da die Leiter der Revolution sahen, daß die ausmarschierten Soldaten Befehl hatten, nicht zu feuern, und dem Tumulte ruhig zuschauten, so waren sie entschlossen, noch mehr zu wagen. Zwischen 10 und 11 Uhr drang ein Haufen in das Palais Royal, einen der Familie Orleans gehörigen Palast, und verwüstete ihn. Dann ging es gegen die Tuilerien, das königliche Residenzschloß, hier hatte der König seine Abdankungsurkunde unterzeichnet zu Gunsten seines 10jährigen Enkels, des Grafen von Paris, und entfernte sich in bürgerlicher Kleidung durch den Garten der Tuilerien mit der Königin, bestieg eine Mietkutsche und suhr nach dem Schlosse Dreux. Die Herzogin von Orleans, Mutter des Grasen von Pariv, hatte sich mit demselben in die Kammer der Abgeordneten begeben, ein Glück für beide, denn bald drang ein wilder Haufen in die Tuilerien, riß den Thron in Fetzen, warf diese zu den Fenstern hinaus und zertrümmerte die Geräte. Aber auch gegen die Abgeordnetenkammer zog eine revolutionäre Masse, draug mit wildem Geschrei iu den Saal und verjagte die Abgeordneten. Wie durch ein Wunder rettete sich die Herzogin mit dem Grafen von Pariv und ihrem jüngern Sohne aus dem Gedränge und flüchtete uach Deutschland. In Paris wurde die Republik ausgerufen und eine provisorische Regierung eingesetzt. Als der König dies hörte, verließ

6. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 176

1895 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 176 — auch die Nationalgarde trat unter das Gewehr. Vom 24. wütete die Straßenschlacht ununterbrochen fort bis zum 26.; die Revolutionäre verteidigten sich mit wütender Hartnäckigkeit. Der Erzbischof d'affre, der vor eine Barrikade hingetreten war und Worte der Versöhnung sprach, erhielt einen Schuß, an dessen Folgen er nach einigen Tagen starb; es wurden mehr Generale getötet oder verwundet als in einer der großen Schlachten Napoleons I. Die Aufrührer wurden endlich vollständig besiegt; aber wenigstens 10 000 Menschen hatten das Leben verloren, und 4000 Gefangene wurden über das Meer nach verschiedenen als Verbannungsort dienenden Inseln gebracht. Die Nationalversammlung gab hierauf Frankreich eine neue Verfassung. Das Land sollte eine Republik bleiben und an deren Spitze ein Präsident mit vierjähriger Amtsdauer gestellt werdeu. Am 10. Dezember fand die Präsidentenwahl statt, bei welcher sich 1448 000 Stimmen für den General Cavaignac, 5 430 000 für den Prinzen Louis Napoleon Bonaparte ergaben. Dieser, Sohn Louis Napoleons (eines Bruders von Napoleon I.) und der Horteuse Beauharnais, war am 20. April 1808 geboren. Er geriet bald mit der Nationalversammlung in Uneinigkeit, da sie nicht auf seinen Wunsch einging, ihm die Präsidentschaft von 4 auf 10 Jahre zu verlängern. Seitdem beschuldigte er sie bei dem Volke, sie ver- schleudere die Zeit mit unnützem Gezänke, thue nichts zum Wohle des Volkes und vereitle die besten Absichten des Präsidenten. Er versicherte sich der Anhänglichkeit der Generale und Soldaten der in Paris garnisonierenden Regimenter und unternahm alsdann einen Staatsstreich, indem er in der Nacht vom 1. auf den 2. Dezember 1851 alle Männer von Bedeutung, welche gegen seine Erhebung gewirkt hatten, verhaften ließ; am 20. und 21. Dezember ließ er das Volk darüber abstimmen, ob seine Präsidentschaft auf 10 Jahre verlängert und ihm die Vollmacht übertragen werden solle, Frankreich eine neue Verfassung zu geben; es stimmten 7^2 Millionen Franzosen nach seinem Wunsche. Jetzt arbeitete er mit allen Mitteln auf die Wiederherstellung des Kaisertums hin. Am 21. November 1852 fand

7. Geschichte der Neuzeit - S. 514

1897 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
514 Zeitalter der Kmpfe um brgerliche und nationale Freiheit. heit gebracht hatte, nicht. Unterdessen rckte eine Schar von 160 jungen Leuten unter dem Lieutenant Peter Wysocki gegen die Kaserne der litauischen Ulanen, wre aber verloren gewesen, wenn sich nicht das vierte polnische Infanterieregiment und andere Truppen den Aufstndischen angeschlossen htten. Dadurch gelang die Einnahme des Zeughauses, aus welchem 30 000 Gewehre an das Volk verteilt wurden; die Generale Hauke, Trembinski, Blumer, Po-tocki, Sa, Nowicki waren gettet worden. Der Grofrst verlie mit dem Reste der Russen und den treugebliebenen polnischen Truppen die Stadt, blieb aber vor der Mokotower Barriere, in der Hoffnung, durch Unterhandlungen die Ruhe wiederherstellen zu knnen. Die Aufstndischen waren jetzt zwar Meister in Warschau, hatten aber keinen geeigneten Fhrer zur Begrndung der Ordnung, da der vom Volke strmisch verlangte, im Kriege erprobte General Chlopicki sich verborgen hielt. Da berief der Finanzminister, Fürst Lubecki, den Administrationsrat, verstrkte denselben durch einige angesehene Persnlichkeiten und sprach in einer Proklamation mit Bedauern der das Vorgefallene. Das Volk wollte indes von einer Vershnung mit dem Militr-gouverneur nichts wissen. Darum that der Administrationsrat einen Schritt weiter und erwhlte einen exekutiven Ausschu, in den auch Lelewel berufen wurde. Dieser verwandelte nun seinen geheimen patriotischen Klub in einen ffentlichen zur Beratung der die Angelegenheiten des Vaterlandes. Chlo-pickt wurde zum Oberbefehlshaber ernannt. Darauf gingen auch die seither bei dem Grofrsten gebliebenen polnischen Soldaten der (30. November bis 3. Dezember); Lelewel forderte Konstantins Gefangennahme und einen Angriff auf Litauen. Die am 3. Dezember eingesetzte provisorische Regierung unter dem Vorsitze des Fürsten Czartoryski schlo jedoch einen Vertrag, demgem Konstantin den Polen die Festungen Modlin und Zamosc berlie und mit seiner Mannschaft, etwa 6000 Mann, freien Abzug nach Litauen erhielt, welches er am 11. Dezember erreichte. Am 5. Dezember erschien Chlopicki in der provisorischen Regierung und machte sich, auf das Heer bauend, ohne weiteres zum Diktator, indem er erklrte, er werde den Un-Ordnungen ein Ende machen. Die Herstellung der Ordnung begann er damit, da er Lelewel aus der Regie-rung entfernte und dessen Klub mit Waffengewalt sprengte; derselbe lebte indes im geheimen fort. Lelewel war ein echter Revolutionr, der keine Ausshnung mit dem Grofrsten und dem Kaiser wnschte und deshalb zu Gewaltmaregeln riet. Er wollte, da die provisorische Regierung die ganze Nationalkraft aufbiete und das Land-Volk durch Aufhebung der Leibeigenschaft gegen die russische Herrschaft entflamme. Davon wollte dagegen der Adel nichts wissen. Und so blieb die Bewegung eine Adels- und Militrrevolution, an welcher die Masse des Volkes nur insofern teil-nahm, als sie die verlangten Rekruten und Requisitionen mit dem gewohnten Ge-horsam lieferte.

8. Geschichte der Neuzeit - S. 567

1897 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Die Parteikmpse in Spanien. 567 zu wirken. Man verdchtigte ihn, da er den Englndern auf Kosten der spanischen Industrie Zugestndnisse zu machen gedenke. Whrend die sran-zsische Regierung auf Christinens Seite gestanden, begnstigte ihn England. In dessen Interesse lag es, die Verbindung Spaniens mit Frankreich, die Ludwig Xiv. durchgesetzt, der bourbonische Familienpakt 1761 von neuem gefestigt hatte, endlich zu lsen, und dazu schien die Vermhlung Jsabellas mit einem nicht franzsischen Prinzen das Hauptmittel. Aber Louis Philipp gelang es durch Christine, die Disposition der die Hand der jungen Knigin zu erlangen. In Paris bildete sich um Christine das Hauptquartier der gegen Espartero arbeitenden Partei; es fanden sich alle gestrzten Minister der Moderados und die khnen Generale O'donnel und Narvaez ein. Am 19. Juli erlie Christine einen Protest gegen Arguelles' Vormundschaft und erklrte ihre Abdankung als eine erzwungene. Schon im Herbste platzte die erste Mine gegen Espartero, diesmal noch ohne Erfolg. Narvaez, der in der Nhe von Cadiz gelandet war, brachte kaum einige Guerillas auf die Beine; O'donnel gewann zwar einige Bataillone der Besatzung von Pam-pelona und bemchtigte sich der Citadelle, allein die Stadt ergab sich nicht. Die Ausstnde in Vittoria, Bilbao und Estella wurden von Zurbano schnell unterdrckt, O'donnel rettete sich der die franzsische Grenze. In Madrid selbst hatte der Reitergeneral Diego Leon einen Teil der Garde gewonnen und war in der Nacht des 7. Oktober in die Korridore des kniglichen Palastes gedrungen, um Jsabella mit Gewalt zu entfhren; aber die knig-lichen Hellebardiere, die innere Schlowache, schlssen die Gitter und zwangen durch ihr Feuer die Eindringlinge zur Flucht. Espartero verfuhr gegen die aufstndischen Bauern und Stdter mit groer Milde; Diego Leon aber lie er kriegsrechtlich erschieen und verlegte zur Bestrafung der Basken die Zoll-grenze vom Ebro an die Pyrenen. Der Finanznot half er nicht ab; da monatelang den Soldaten die Lhnung ausblieb, waren diese besonders gegen ihn erbittert. Seine Absicht, die Zlle zu ermigen, weil sie genau ge-nommen bei der mangelhaften einheimischen Industrie nichts anderes als groe Schmuggelprmien waren, versetzte namentlich Catalonien in Aufregung. Da er auf dem von den Cortes 1834 eingeschlagenen Weg, der Kirche ihre Rechte und die Reste ihres Eigentums zu entreien, sortschritt, entfremdete ihm das Landvolk, den grten und besten Teil der Nation. Am 1. Mrz 1841 sprach der Papst in einer Allokution gegen die Aufhebung der Klster in den baskischen Provinzen, gegen die willkrliche Absetzung von Geistlichen und die unberechtigte Erteilung von Pfrnden, gegen die Verhaftung und Verbannung des ppstlichen Nuntius u. dgl., worauf die spanische Regierung damit antwortete, da sie eine Anzahl Geistlicher verbannte, allen direkten Verkehr mit dem ppstlichen Stuhle verbot, carlistischen und im Auslande

9. Geschichte der Neuzeit - S. 706

1897 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
706 Zeitalter der Kmpfe um brgerliche und nationale Freiheit. Versuch, dem stillen Aufruhr das gefhrliche Kanouen-Spielzeug abzunehmen (17. zum 18. Mrz), brachte den Brgerkrieg zum Ausbruch. Die Truppen des Generals Lecomte bemchtigten sich zwar der Geschtze, vermochten sie aber aus Mangel an Bespannung nicht zeitig genug fortzuschaffen. Auf das Sturmgelute der Glocken erschienen die Arbeiter-Bataillone; das 88. Linien-regiment trat zu ihnen der und erffnete damit die allgemeine Meuterei der Soldaten, welche ihre Offiziere verlieen oder mihandelten und fest-nahmen, darunter die Generale Lecomte und Thomas, die noch am Abend als erste Opfer des Aufruhrs unter den Kugeln der Mordgesellen niedersanken (18. Mrz). Thiers lie den General Vinoy die noch gehorsamen Truppen so schnell als mglich aus dem Ansteckungsbereich entfernen. Wer von den bessern Klassen in der Lage war, kehrte gleichfalls der Hauptstadt den Rcken, die nun der Willkr preisgegeben war. Von allen ffentlichen Gebuden wehte die rote Fahne, das unzweideutige Sinnbild des Blutbannes, den die neue Gewalt bte. Das Centralkomitee ordnete die Wahlen fr die zur Herrschaft bestimmte Kommune an und stellte am 22. Mrz, als einige Hundert friedliebende Brger ohne Waffen mit dem Rufe: Vive la paix! die Straen durchzogen, durch ein Blutbad die Ordnung" her. Die Kommune betrachtete sich nicht nur als das Oberhaupt der Stadt, sondern des Staates und begann unverzglich mit den Reformsegnungen, als Abschaffung der Aus-Hebung mit Ausnahme der Nationalgarden und Erla der Mietschulden fr Oktober 1870 bis April 1871. Ein Angriff auf die Versailler Truppen am 3. April ward blutig zurckgewiesen: Paris war eingeschlossen, aber fr die Zeit dieser zweiten Belagerung einer entsetzlichen Gemeindefreiheit" ber-liefert. Die Gter der Versailler Regierungsmitglieder Thiers, Favre, Picard u. a. wurden eingezogen, spter ausgeweidet" und geschleift; Verrter" und Verdchtige, d. h. Anhnger der Ordnungspartei, Beamte, Geistliche, Wohl-habende als Geiseln" verhaftet, mihandelt, beraubt, gemordet. Die Feinde des Militarismus zwangen unter Todesstrafe alle mnnlichen Bewohner der freien Stadt" vom 19. bis zum 40. Jahre zum Eintritt in die Kommune-Armee. Der Bund von Paris" verkndete in einer Erklrung an das franzsische Volk" am 19. April: Die ra experimentaler, positiver wissen-schaftlicher Politik ist erffnet. Zu Ende ist es mit der alten gouvernemen-taten und klerikalen Welt, dem Militarismus, der Bureaukratie, der Aus-beutung der Agiotage, den Monopolen, den Privilegien, welche die Knechtschaft des Proletariats, das Unglck und die Niederlage des Vaterlandes verschuldet haben." Die despotische, willkrliche, unverstndige, kostspielige Centralis-tum", wie sie seither jede Gemeindeselbstndigkeit vernichtet hatte, sollte ersetzt werden durch eine freiwillige Verknpfung der freien Stdtegemein-

10. Geschichte der Neuzeit - S. 33

1897 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Erste Kriege Karls V. mit Franz I. 33 Am 24. Februar 1525, dem Geburtstage des Kaisers, focht Pescara mit dem viel strkern Feinde nach wohlerwogenem Plane die Entscheidungs-schleicht. Das feindliche Heer hatte 12000 Schweizer unter kriegserfahrenen Hauptleuten, die gesrchteten schwarzen Banden", ein norddeutsches Fuvolk von 7000 Mann unter dem Herzoge von Suffolk; das franzsische Fuvolk stand unter dem Herzog von Alenyon, Franzens Schwager; die treffliche Reiterei befehligte der König selbst; um ihn die vornehmsten und erprobtesten Feldherren Frankreichs: die Marschlle Chabanes, Bonnivet, La Tremouille, de Foix, der Herzog von Lothringen, der Graf de Tonnerre; das Geschtz kommandierte de Genouillac, der bei Marignano den Ausschlag gegeben hatte. Durch den groen Tiergarten, in dessen Mauer Frundsberg nachts eine 60 Schritte breite ffnung hatte brechen lassen, drangen Spanier vor; aber Genouillac richtete schnell Geschtz auf diese Stelle, und die Schlacht wre vielleicht zu Gunsten der Fran-zosen ausgegangen, wenn der König nicht, durch eine scheinbare Flucht der Deutschen verleitet, mit der Reiterei hervorgebrochen wre und sein eigenes Geschtz gehindert htte. Nun entbrannte ein heier Kampf auf allen Punkten; die Landsknechte stachen die Schwarzen nieder, griffen dann den linken Flgel an und vernichteten auch diesen. Das Mitteltreffen, die franzsische Reiterei und die Schweizer, zersprengte die Italiener, und kaum vermochte Pescara mit den Spaniern stand zu halten: da kamen ihm 1500 spanische Bchsenschtzen zu Hilfe und erffneten ein so verheerendes Feuer auf die franzsische Reiterei, da diese schlielich die Flucht ergriff und sich, untermischt mit den verfolgenden Reitern, auf die fechtenden Schweizer warf. Als auch die Lands-knechte heranrckten, wichen die Schweizer, deren Anfhrer die neue Schmach nicht berleben wollten und den Tod fanden. Um den König geschart, hielten die Edelsten in heldenmtigem Kampfe lange aus. Im Augenblicke, als fein Pferd nieder-gestochen und er selbst bedroht ward, ergab er sich und wurde zu Bourbon gefhrt. In der Schlacht blieben auer den Schwarzen und 6000 Schweizern die tapfersten Franzosen: Bonnivet, La Tremouille, Chabanes, Suffolk, de Tonnerre, Lothringen, Sanfeverino u. s. w. Gefangen wurden noch König Heinrich von Navarra, der Prinz von Talmont, der Herzog von Revers, der Markgraf von Saluzzo, die meisten der nicht gefallenen schweizerischen Hauptleute mit 4000 Gemeinen, die von den Landsknechten besser behandelt wurden, als die erbitterten Nebenbuhler sonst gewohnt waren. Der Sieg war vollkommen. Franz schrieb an seine Mutter: Nur die Ehre ist mir geblieben und das Leben, das gerettet ist." Karl dankte nur demtig Gott. Die Pavierschlacht aber klang lange fort in den Liedern der frummen Landsknechte. Der Sieg vereitelte auch die franzsischen Praktiken gegen Deutschland, besonders des Wrttembergers Anschlge. Zwar miglckte ein abermaliger Einfall in das sdliche Frankreich vollstndig, aber Franz, der nach Spanien gebracht worden war. fand doch fr gut, um der Freiheit willen im Madrider Frieden vom 14. Januar 1526 allen seinen Ansprchen auf Mailand, Genua, Neapel u. s. w. zu entsagen und auch in die Abtretung des Herzogtums Burgund zu willigen. Der Friede wurde bekrftigt durch die Verlobung Franzens mit Karls Schwester Eleonore, der verwitweten Knigin von Portugal, von dem eidbrchigen König aber nicht gehalten. Er schtzte Bumller Weltgeschichte, in. 7. Aufl. 3
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