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1. Für einen einjährigen Unterricht in einer unteren Klasse berechnet - S. 177

1862 - Hildburghausen : Nonne
Karl Ix. von Frankreich. 177 ließ, schwur sie im Stillen dem Admiral und allen Hugenotten blutige Rache. Sie drang in ihren Sohn, in eine allgemeine Ermordung der Hugenotten einzuwilligen und so die Feinde seiner Krone für immer zu vernichten. An- fangs sträubte sich der junge König gegen die Mordanschläge seiner Mutter. Als diese aber betheuerte, Coligny habe eine Verschwörung gegen den Thron und gegen alle Katholiken eingeleitet, da rief der König: „Bei dem Tode Gottes, man todte den Admiral, aber nicht ihn allein, sondern alle Huge- notten, damit auch nicht einer übrig bleibe, der uns beunruhigen könne." 2. Unverzüglich wurden die Anstalten zu einem allgemeinem Blutbade gemacht, bei welchem nur Heinrich von Navarra und der Prinz von Condö verschont bleiben, jedoch gezwungen werden sollten, die katholische Religion anzunehmen. Die Nacht vom 23. auf den 24. August 1572 wurde zur Ausführung bestimmt. Die Glocke im Louvre *) sollte das Zeichen geben und ein weißes Tuch um den linken Arm sollte das Merkmal sein, an welchem sich die Katholiken gegenseitig erkennen könnten. Als cs dunkel wurde, erwartete Karl unter bangem Herzklopfen die Stunde zum Anfange des Blutbades. Seine Mutter, die beständig um ihn blieb, sprach ihm Muth ein. Man mußte ihm aber doch den Befehl zunr Läuten der Louvre-Glocke abnöthigen. Mit der Unruhe eines Missethäters ging er zum Fenster und sah'zitternd hinaus. Dasselbe thaten seine Mutter und sein Bruder, und auch diese zitterten vor ungewisser Erwartung des Aus- gangs der Dinge. Endlich hörte man einen Pistolenschuß, aber nach diesen! ward es wieder stille. In der Angst wünschten sie den heillosen Befehl zu- rück, aber zu spät: das Blutbad hatte bereits seinen Anfang genommen. Gleich nach gegebenem Zeichen war das Haus Colignh's mit 300 Ge- harnischten besetzt worden. Auf den Zuruf: „Im Namen des Königs!" ward die Pforte des Hauses den Andringenden geöffnet, die Wächter augenblicklich erschlagen. Dann stürzten die Mörder nach dem Zimmer des Admirals. Er war bei dem ersten Lärm aufgestanden und stand mit dem Rücken an die Wand gelehnt, als die Mörder eindrangen. „Bist du Coligny?" rief einer derselben. „Ich bin es," sprach der Admiral, „junger Mann, habe Ehrfurcht vor diesen grauen Haaren!" — Ein Stoß mit dem Degen war die Ant- wort, viele Hiebe und Stöße folgten nach. Dann stürzte man den zerfleisch- ten Leichnam zum Fenster hinaus. Unterdessen hatte das Morden auch in den Straßen begonnen. Auf- geschreckt durch den plötzlichen Lärm stürzten die Hugenotten aus den Häu- sern und fielen ihren Feinden in die Hände. Von allen Seiten ertönte das Gebrüll der Mörder, das Schreien und Flehen der Verfolgten, das Winseln der Sterbenden, dazwischen das Knallen der Gewehre und Geklirre der Schwer- ter. Kein Geschlecht, kein Alter, kein Stand fand Gnade. Der Marschall Tavannes rannte in wüthender Mordbegier durch die Straßen und schrie: „Lasset Ader, Bürger, es ist im August so heilsam, als im Mai!" Von den Straßen drang man in die Häuser und setzte hier das entsetzliche Gewürge fort. — Ueber dem blutigen Gemetzel stieg die Sonne empor und beleuchtete die Gräuel der verwichcnen Nacht. Ueberall lagen die Leichen in den Straßen umher, viele auch wurden aus den Häusern durch die Straßen in die Seine geschleppt. * I *) Louvre, der alte königliche Palast zu Paris, am rechten User der Seine. I 12

2. Für einen einjährigen Unterricht in einer unteren Klasse berechnet - S. 182

1862 - Hildburghausen : Nonne
182 Neue Geschichte. nächst (1599) nach Irland *), wo er sich aber so ungeschickt benahm, daß er seine Truppen verlor und einen schimpflichen Vertrag eingehen mußte. Als er hierauf gegen der Königin Befehl nach London eilte, um dieselbe durch einen Fußfall zu beschwichtigen, enthob sie ihn seiner Würden, ließ ihm aber zum Zeichen ihrer bewahrten Gunst den Grad eines Generals. Nichts deftoweniger spielte der undankbare Günstling die Nolle des Belei- digten und beschimpfte die alternde, aber eitle Königin auf das empfindlich- ste, indem er sie „ein altes Weib" schalt, ,,deren Seele so häßlich sei als ihr Gesicht." Endlich suchte er sogar die Schotten zu einem Einfall in Eng- land zu beredeir und erregte in London einen Aufruhr des Volkes gegen die Königin. Da endlich mußte ihn Elisabeth verhaften lassen. Er wurde zum Tode verurtheilt und 1601 hingerichtet. Nach diesem Ereignisse versank die Königin in tiefe Schwermnth, die ihr übriges Leben lähmte. Nach langem Leiden starb sie am 24. März 1603, im 70. Jahre ihres Lebens, nach 43jähriger Regierung. Mit ihr erlosch das Haus Tudor und Jakobs, den Elisabeth selbst als ihren Nachfolger bezeichnet hatte, bestieg den englischen Thron. Er nahm, da er die Kronen von Schottland und England mit Irland vereinigte, den Titel „König von Großbritanien " an. 41. Deutschland: Der dreißigjährige Krieg I6i8-i648. 1. Der böhmische Krieg' 1618—1621. Rudolf Ii. 1576—1612. Beeinträchtigung der Evangelischen, die Union 1608; die katholische Ligné 1609. Der Majestätsbrief 1609. Matthias 1612—1619. Der Fenstersturz zu Prag 1618. Ferdinand Ii. 1619 bis 1637. Thurn vor Wien. Friedrich V. von der Pfalz, König von Böhmen 1619. Die Schlacht am weißen Berge 1620. 2. Der pfälzische Krieg 1621 —1624. Mansfeld schlägt Tilly bei Wisloch, Tilly den Markgraf Friedrich bei Wiinpfen 1622 (die 400 Pforzheimer),^ sowie Christian von Brannsch-weig bei Höchst. Die Pfalz an Baiern 1623. 3. Der dänische Krieg 1624—1630. König Christian von Dänemark. Wallenstein, kaiserlicher Generalissimus 1625. Die -Schlacht an der Dessaner Brücke 1626. Die Belagerung von Stralsund 1628. Der Friede zu Lübeck, das Restitutions- edikt 1629. Der Reichstag zu Regensburg 1630: Wallenstein's Absetzung. 4. Der schwedische Krieg 1630 —1635. Gustav Adolf's Landung 1630. Tilly zerstört Magdeburg. Die Schlacht bei Breitenfeld 1631. Wallenstein's zweites Auftreten 1632-1634. Die Schlacht bei Lützen 1632, Wallenstein's Ermordung 1634. Der Friede zu Prag 1635. 5. Der französisch-schwedische Krie^g 1635 — 1648. Schweden und Frankreich gegen Deutschland. Ferdinand Ui. 1637—1657. Der westfälische Friede 1648, Die Folgen des dreissigjährigen Krieges. 1. Aer böhmische Krieg 1618-1621. Unter Karl des V. nächsten Nachfolgern, Ferdinand dem I. und Mari mili an dem kl. erfreute sich Deutschland der Ruhe und des innern Friedens, aber bereits unter Rudolf dem kl. (1576—1612) erneuerten sich die Religionsstreitigkeiten, die bei mehreren Gelegenheiten einen für die Pro- *) Irland war 1172 durch Heinrich den Ii., den Vater von Richard Löwenherz, mit England vereinigt worden. 2) Mit Jakob dem I., dem Sohne der Maria Stuart, kam das Haus Stuart (1603—1714) auf den englischen Thron. (Vgl. Oliver Cromwell: Kursus 2. S. 232 bis 240.) Die Schwester Heinrich des Viii. war die Großmutter der Maria Stuart und da die Nachkommen Heinrich's kinderlos gestorben waren, so war Jakob von Schottland der rechtmäßige Erbe des englischen Thrones.

3. Für einen einjährigen Unterricht in einer unteren Klasse berechnet - S. 139

1862 - Hildburghausen : Nonne
Konradin. 139 blieb entschlossen, das Erbe seiner kaiserlichen Ahnen zu erringen oder ihrer würdig unterzugehen, und lieber einen gefährlichen schwierigen Kamps zu beginnen, als daheim sicher aber rühmlos zu lebe». Mit echt ritterlichem Sinne verkaufte und verpfändete er noch die letzten Trümmer der hohen- staufischen Güter tu Schwaben und warb dafür ein Heer, an dessen Spitze er, in Gesellschaft seines Jugendfreundes, des Prinzen Friedrich von Badens, im Jahre 1267 den Zug über die Alpen antrat. 2. Anfangs ging das Unternehmen glücklich von Statten, da kam es (am 24. August 1268) bei Tagliacozzo^) zu einer Schlacht. Die Fran- zosen wurden überwunden und zurückgetrieben. Da überließen sich die Deutschen einer grenzenlosen Freude, sie plünderten das Gepäck und zer- streuten sich der Beute wegen. Viele auch legten die Panzer und Waffen ab, um von den Anstrengungen des heißen Tages auszuruhen. Plötzlich brach eine Schaar von französischen Rittern aus einem Hinterhalte hervor und verbreitete allgemeine Bestürzung und Verwirrung. Wer fliehen konnte, floh. Konradin eilte mit seinem Freunde Friedrich, nachdem sie lange ritterlich gekämpft hatten, nach der Meeresküste, um zu Schiffe nach Sizilien zu entkommen. Sie wurden aber erkannt, gefangen genommen und an Karl von Anjou ausgeliefert. Dieser beschloß blutige Rache an ihnen zu nehmen. Er setzte ein Gericht nieder, welches über die Gefangenen als Empörer und Hochverräthcr das Todesurtheil sprechen sollte. Da trat aber einer der ver- sammelte» Ritter, Guido von Suzara, auf und sprach; „Konradin frevelte nicht, indem er versuchte, sein angestammtes väterliches Recht durch einen Krieg zu gewinnen; und Gefangene schonend zu behandeln, gebietet göttlich und menschlich Recht." Alle übrigen stimmten ihm bei bis auf den nichts- würdigen Robert von Bari und das genügte dem Tyrannen, das Todes- urtbeil über alle Gefangenen auszusprechen. Konradin saß mit seinem Freunde beim Schachspiel, als ihm das Todesurtheil angekündigt wurde. Er verlor jedoch die Fassung nicht. Die wenige ihm gelassene Zeit benutzte er, gleich seinem llnglücksgefährten, um sein Testament zu machen und sich mit Gott durch Beichte und Gebet aus- zusöhnen. Am 29. Oktober 1268 wurden die Unglücklichen zum Richt- platz nahe vor den Thoreir geführt, von wo ans man die herrlichste Aus- sicht auf den zauberisch schönen Meerbusen von Neapel hat. Schon harrte ihrer daselbst eine große Volksmenge und aus dem Blutgerüste der Henker mit bloßen Füßen und aufgestreiften Aermeln. Jetzt trat jener ungerechte Richter auf und las der versammelten Menge das Urtheil vor. Da sprang Graf Robert von Flandern, Karl's eigner Schwiegersohn, von gerechtem Zorn überwältigt, hervor und rief: „Wie darfst du frecher Schurke einen so großen und herrlichen Ritter zum Tode verurtheilen?" Zugleich traf er ihn mit dem Schwerte dergestalt, daß er für todt hinweggetragen wurde. Der König, welcher atis dem Fenster der gegenüber gelegenen Burg der Hinrich- lung zusah, verbiß seinen Zorn, da er sah, daß die französischen Olittcr des Grasen That billigten. Das Urtheil blieb aber ungeändert. Hieraus sprach 1 1) Baden, eine seit 1100 aus Theilen der Herzogthnmcr Schwaben und Fran- ken gebildete Markgrafschaft, seit 1806 Großherzogthnm. — Tagliacozza, Stadt östlich von Rom, im Königreich Neapel. Die Schlacht wird auch nach dem unweit gelegenen Orte Sknrkola benannt.

4. Für einen einjährigen Unterricht in einer unteren Klasse berechnet - S. 178

1862 - Hildburghausen : Nonne
.. X V. 1 Neue Geschichte. So heftig Karl vor dem Anfange des Blutbades gezittert hatte, so ge- rietst er doch nachher selbst in Wuth. Er rief mehrmals zum Fenster hinaus: „Tödte, todte!" ja mau sagt, er habe selber mit einer Flinte unter die Flücht- linge geschossen, die sich über den Fluß zu retten versuchten. Noch zwei Tage hindurch währte das Morden. Dann durchzog Karl Ix. mit seinen Höflingen wie im Triumphe die leichenerfüllten Straßen und weidete seine Augen an dem blutigen Schauspiele. Auch Coligny's Leichnam fand er; der wüthende Pöbel hatte ihn auf alle Art beschimpft und endlich bei den Beinen an einem Galgen aufgehängt. Als nun einige Höflinge vom Ge- rüche der Verwesung sich abwendeten, trat Karl Ix. noch näher hinzu mit den Worten: „Ein todter Feind riecht immer gut!" Nicht nur in Paris, sondern fast im ganzen Königreiche wurde auf des Königs Befehl die Ermordung der Hugenotten vollzogen. Nur wenige Statthalter hatten Gewissen genug, sich der Ausführung des königlichen Be- fehles zu widersetzen. Man nannte die furchtbare Mordnacht wegen des darauf folgenden Bartholomäustages die Bartholomäusnacht, oderauch, weil sie bald nach der Hochzeit des Königs Heinrich von Navarra Statt fand, die Pariser Bluthochzeit. Das Ereigniß erregte Freude und Abscheu im Auslande. Während Philipp Ii. von Spanien Freridenfeste anstellte und „der heilige Vater" in Rom *) eine feierliche Danksagungsnusse halten, die Kanonen lösen und eine eigene Münze auf die Vernichtung von mindestens 24,000 „Ketzern" schlagen ließ, äußerte der dcritsche Kaiser Maximilian Ii.2), der Schwieger- vater Karl des Ix.: „Wollte Gott, mein Tochtermann hätte nrich um Rath gefragt; wollte ihm treulich als ein Vater gerathen haben, daß er solches inmmer gethan hätte!" Zwei Jahre nach der Pariser Blutbochzeit <1574) starb unter den Qua- len eines bösen Gewissens Karl Ix., erst 24 Jahr alt, und sein Bruder Heinrich Iii. folgte. Nach Heinrich des Iii. Tode ( 1589) bestieg jener Heinrich von Navarra als Heinrich Iv. und erster Bourbon3) den Thron von Frankreich. Dieser erließ das Edikt von Nantes3), durch welches die Hugenotten gleiche Rechte mit den Katholiken erhielten und machte so den blutigen Religionskriegen ein Ende. 40. England: Elisabeth 1558—1603. 1. Elisabeth's Jugend. Die jungfräuliche Königin. Die englische Hochkirche. 2. Schiff- fahrt: Franz Drake, Cavendisb. Die Armada 1588. 3. Handelsverbindungen und Kolonieen. Der Graf Essex. Elisabeth's Tod. Jakob I., König von Großbritanien. 1. Elisabeth, geboren 1533, war die Tochter Heinrich des Viii., 1) Es war Gregor Xiii., derselbe, der den sogenannten „gregorianischen" Kalen- der einführte (vergl. S. 69. Anm. 1.), in welchem er die in Verwirrung gerathene Jahresrechnung durch Auswerfen von zehn Tagen (im Oktober 1582) wieder ordnete. 2) Maximilian Ii., der Sohn und Nachfolger Ferdinand des I., regierte von 1564—1576. b) Die Bonrbonen herrschten in Frankreich von 1589—1792. — lieber König Heinrich Iv. 1589—1610 s. Kursus 2. S. 206—210. — Nantes, Stadt am rech- ten Ufer der untern Loire.

5. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 85

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Das Interregnum oder Zwischenreich. 1256 bis 1273. 8l Leben im Kriege gegen die Friesen im nördlichen Holland. Denn da er im Winter über das Eis bei Medenblick setzen wollte, brach es unter ihm, sein schweres Pferd blieb mit ihm stecken und er wurde von den Friesen erschlagen. 45. Das Interregnum oder Zwischenreich. 1256—1273. Das kaiserliche Ansehen war so sehr gesunken, daß unter den deutschen Fürsten keiner war, der Kaiser zu sein begehrte. Vielmehr sahen die geistlichen Kurfürsten, denen am meisten daran gelegen war, einen Kaiser zu haben, weil sie an ihm -och einigen Schutz gegen die Uebel des Faustrechts hatten, sich nach einem ausländischen Fürsten um. Auswärts galt der alte ehrwürdige Kaisername noch mehr, als in Deutschland selbst. Es fanden sich auch zwei Fürsten, die zu der Krone Lust hatten, der englische Graf Richard von Co rnw al lis, Brud er des Königs Heinrich Iii. von England, und der König Alfons von Kastilien (einem Theile Spaniens), der den Beinamen des Weifen hatte, weil er in der Himmelskunde erfahren war. Auf der Erde wußte er aber nicht so gut Bescheid, denn er regierte fein Land nicht zum besten. Dennoch wählte ihn ein Theil der deutschen Fürsten, mit dem Erzbifchofe von Trier an ihrer Spitze, weil er reich war und einen hohen Preis gegeben hatte — sie schämten sich nicht, Geld von ihm zu nehmen. Und eben so hatte sich die Gegenpartei, wozu die Erzbischöfe von Mainz und Köln gehörten, vom Grasen Richard bestechen lassen, der reiche Zinngruben in seiner Grafschaft Cornwallis besaß. Ja, von diesem wurde erzählt, er sei mit 32 Wagen nach Deutschland gekommen, jeder mit acht Pferden bespannt, und darauf ein 3 Ohm haltendes Faß mit Sterlingen, einer englischen Goldmünze, angefüllt. Sie waren beide nur Schattenkaiser. Alfons hat Deutschland nie gesehen und Richard ist zwar mehrmals da gewesen, hat aber so gut wie gar nichts ausgerichtet; sondern es war nur, als wenn er eine Reise durch Deutschland machte und Geld ins Land brächte. Da konnte dann, weil keiner über Deutschlands Ehre wachte, die erste große Ungerechtigkeit von einem französischen gegen einen deutschen Fürsten ungestört und ungestraft vollführt werden. Von dem ganzen hohenstaufischen Geschlechte war nämlich nur noch ein Knabe, der Sohn Konrads Iv., übrig geblieben, der auch Konrad hieß und weil er früh starb, gewöhnlich nur der kleine Konrad oder Konradin genannt wird. Er wuchs ganz still in Schwaben auf den wenigen übrig gebliebenen Stammgütern seines Hauses heran. Als er 16 Jahre alt wurde und viel von den reichen, schönen Ländern hörte, die sein Vater in Italien besessen hatte, kam ihm die Lust an, diesen Theil feines Erbes wieder in Besitz zu nehmen. Diese Länder waren aber indeß von einem Räuber weggenommen worden, der kein Recht daran hatte, nämlich dem französischen Herzog Karl von Anjou. Konrad fühlte den Muth seiner Vorfahren in sich, den Räuber zu vertreiben und viele muthige Ritter, seine Freunde, versprachen ihm ihren Beistand; vor allen sein vertrautester Jugendfreund, der Prinz Friedrich von Baden. Im Jahr 1268 zogen sie aus. In Italien strömten noch mehr der alten Freunde seines Hauses zu ihm. Unerschrocken trat der Jüngling seinem Feinde entgegen und kämpfte gegen ihn bei Scurcola in Unteritalien. Die Franzosen wurden geschlagen; aber unglücklicher Weise überließen sich die Deutschen zu schnell der Lust zum Plündern und zerstreuten sich im feindlichen Lager. Diesen Augenblick benutzte ein alter erfahrener französischer Ritter, Erard von Valery, fiel plötzlich ans einem Hinter-

6. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 193

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Oestreichs Krieg. 1809. 193 lagen. Der preußische Staat bestand nur noch aus Brandenburg (außer der Altmark), Pommern, Preußen und Schlesien, einem Gebiet von 2856 Quadratmei l en mi 4,594,000 Bewohnern. Dazu mußten ungeheure Summen als Kriegskosten bezahlt werden: es steht rechnungsmäßig fest, daß in den Jahren 1806 bis 1813 nicht weniger als 1000 Millionen Franken (1 Milliarde = 266,666,666 2/3 Thlr.) an (Kontributionen und Leistungen aus Preußen gezogen worden sind. Endlich durfte der König in den nächsten 10 Jahren nur ein Heer von 42,000 Mann halten. Polen, mit der Hauptstadt Warschau, wurde zu einem Großherzogthum erhoben und der Kurfürst von Sachsen, der indeß auch den Königstitel angenommen hatte, zum Großherzog eingesetzt. Aus den preußischen Ländern an der Elbe und Weser, dem größten Theile des Hannoverschen, dem Braunschweigischen und Hessischen, — den Kurfürsten von Hessen hatte er unter dem Vorwande, daß er es heimlich mit Preußen gehalten, aus seinem Lande getrieben, — machte Napoleon eines neues Königreich, Westfalen mit der Hauptstadt K a s s e l, und setzte seinen jüngsten Bruder Hieronymus zum König ein. 96. Oestreichs Krieg von 1809? Nach diesen außerordentlichen Veränderungen hätte man nun glauben sollen, daß die Welt wohl einige Zeit Ruhe haben würde; allein Napoleons Ehrgeiz ließ keine Ruhe zu. Da er jetzt im Osten und Norden von Europa feinen Willen durchgesetzt hatte, so richtete er feine herrfchfüchtigen Blicke nach dem Süden hin. In Spanien war Uneinigkeit zwischen dem alten schwachen Könige Karl Iv. und seinem Sohne Ferdinand. Diese benutzend, brachte Napoleon den alten König dahin, daß er die Krone niederlegte, und den Sohn lockte er verrätherisch über die Grenze nach Frankreich und nahm ihn hier gefangen; er sollte als Gefangener in einer französischen Festung sein Leben endigen. Den Spaniern aber setzte Napoleon seinen Bruder Joseph, der bis dahin Neapel beherrscht hatte, zum Könige, und nach Neapel setzte er den bisherigen Großherzog von -Berg, Mu r a t. Allein die Spanier waren nicht gesonnen, diese Gewaltschritte so geduldig zu ertragen. Sie ergriffen zornig die Waffen und haben sich trotz mancher Niederlagen, die sie von den regelmäßiger geübten französischen Heer erdulden mußten, 5 Jahre lang mit Heldenmuth gewehrt, bis sie endlich, mit Hülfe der Engländer, und als ganz Europa gegen den Unterdrücker aufstand, ihre Freiheit wieder errangen. In diesen Jähren haben viele tausend Franzosen, und leider auch Tausende von Deutschen, die Napoleon in diesen verderblichen Krieg mitführte, ihr Grab in Spanien gefunden. Diese neue Treulosigkeit des gewaltsamen Mannes, nebst vielen andern Ursachen der Unzufriedenheit, brachten Oestreich im Jahr 1809 noch einmal dazu, einen Versuch zu machen, das schwere Joch, welches auf Europa lastete, abzuwerfen. Mit rascher Entschlossenheit sprach der Kaiser Franz das Wort des Krieges aus, stellte die Prinzen seines Hauses an die Spitze seiner Heere, rief Freiwillige auf, errichtete Landwehren, und erweckte in feinem ganzen Volke eine edle Begeisterung. Wäre diefesmal noch andere starke Hülfe dazu gekommen, wäre Rußland nicht mit Napoleon im Bunde und Preußen nicht gar zu sehr geschwächt gewesen, so würde schon damals-die große Stunde der Befreiung geschlagen haben. (Denn obgleich Oestreich ganz allein stand und^Napoleon, außer den Kräften von Frankreich, auch die von Italien, Holland und dem größten Theile Deutschlands gegen dasselbe aufbieten konnte, so war es doch nahe daran, den Sieg zu erringen. 13

7. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 113

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Maximilian i. Ü3 in Oberitalien das schöne Mailand mit seinem Gebiete, und in Unterhalten das noch schönere Königreich Neapel. Das Volk aber, welches gern einem jeden kriegslustigen Fürsten seinem tapfern Arm lieh, wenn er Sold und Beute verhieß, die Schweizer, fochten in diesen Kämpfen bald auf der einen, bald auf der andern, ja oft auf beiden Seiten und entschieden meistens den Sieg. Zuerst suchte der französische König Karl Viii. die Ansprüche des Hauses Anjou auf Neapel hervor und eroberte das Land durch einen schnellen Kriegszug im I. 1495. Aber eben so schnell wurden die Franzosen mit Hülfe des Kaisers und des spanischen Königs Ferdinand des Katholischen wieder vertrieben; und zuletzt blieb das Land im Besitze der Spanier. Mailand, welches nach dem alten Rechte des Reiches unter der Lehnsherrschaft des deutschen Kaisers staub, reizte die Habsucht der französischen Könige ebenfalls. Karls Vii. Nachfolger, Ludwig Xii., griff im I. 1500 die Stadt an, indem alte Familienverträge mit dem Hause Visconti den Schein des Rechtes leihen mußten, eroberte sie und ließ den unglücklichen Herzog Ludwig Moro nach zehnjähriger Gefangenschaft sein Leben im Kerker endigen. Zwar wurden die Franzosen im Jahre 1513 mit Hülfe der Schweizer ans Mailand, ja aus ganz Italien vertrieben, allein schon im Jahre 1515 kamen sie unter ihrem neuen kriegslustigen Könige, Franz I., wieder, schlugen die bis dahin unbesiegten Schweizer in einer zweitägigen blutigen Schlacht bei Marignano, welche den Namen des jungen Königs in ganz Europa berühmt machte, und bemächtigten sich Mailands von neuem. Die mächtigste Stadt in Oberitalien war damals Venedig, berühmt und reich durch den ausgedehntesten Handel aus dem mittelländischen Meere, durch Besitzungen auf den Inseln und Küsten desselben, und durch ausgebreitete Herrschaft in Italien selbst. Der Uebermnth der reichen Republik hatte ihr die Eifersucht der Fürsten zugezogen. Im I. 1508 schlossen der Kaiser Maximilian, der kriegerische Papst Julius Ii., und die Könige von Frankreich und Spanien einen Bund gegen Venedig, den man die Ligue von Cambray nannte. Die Macht der größten Reiche Europas schien den Staat der reichen Kaufleute gänzlich erdrücken zu müssen. Aber diese wußten ihr Geld und ihre Klugheit so geschickt zu gebrauchen, daß sie die Verbündeten durch Versprechungen, die sie dem einen, durch kleine Vortheile, die sie dem andern gewährten, bald wieder trennten. Der große Bund löste sich auf, ja die bisherigen Freunde wurden zu Feinden unter einander, und die stolze Republik Venedig ging unverletzt aus der Gefahr hervor. ’ Hätte in Deutschland die rechte Einigkeit geherrscht, so hätten die Fremden nicht so in Italien schalten können; allein die innere Unordnung und die langen Fehden hatten Deutschland geschwächt, und überdies waren die deutschen Fürsten mehr auf ihren Vortheil als auf die Ehre des Reiches bedacht. Auf den Reichs-tagen erschienen sie nicht mehr selbst, sondern schickten Gesandte, und daher gingen nicht nur die Geschäfte sehr langsam, sondern auch die alte Herzlichkeit verschwand immer mehr, welche früher noch oft einen großen Entschluß zur Reife gebracht hatte^ wenn Kaiser und Fürsten selbst zusammen kamen und von Angesicht zu Angejicht mit einander verhandelten. Die Gesandten dagegen wechselten kalte Worte oder lange schriftliche Erklärungen mit einander und setzten ihr Verdienst darin, wenn sie bewirken konnten, daß ihr Land wenig zu den Lasten des Reiches beizutragen brauchte. — Maximilian wollte wenigstens dadurch Deutschland wieder stark machen, daß er dem Faust recht ein Ende machte und die Herrschaft bet
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