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1. Deutsches Lesebuch für Volks- und Bürgerschulen - S. 82

1873 - Leipzig : Wartig
82 fällen und in wunderlichen Windungen das Bergthal hinabrauscht. Das ist nun die Ilse, die liebliche, süsse Ilse! Sie zieht sich durch das gesegnete Ilsethal, an dessen beiden Seiten sich die Berge allmählich höher er- heben, und diese sind bis zu ihrem Fusse meistens mit Buchen, Eichen und gewöhnlichen Blattgesträuchen be- wachsen, nicht mehr mit Tannen und anderem Nadelholz. Denn jene Blätterholzart ist vorherrschend auf dem Unter- harze , wie man die Ostseite des Berges nennt, im Gegen- satz zur Westseite desselben, die der Ober harz heisst und wirklich viel höher ist, und also auch viel geeigneter zum Gedeihen der Nadelhölzer. Es ist unbeschreibbar, mit welcher Fröhlichkeit und Anmuth die Ilse sich hinunter stürzt über die abenteuer- lich gebildeten Feisstücke, die sie in ihrem Laufe findet, so dass das Wasser hier wild emporzischt oder schäu- mend überläuft, dort aus allerlei Steinspalten, wie aus tollen Gieskannen, in reinen Bogen sich ergiesst, und unten wieder über die kleinen Steine hintrippelt, wie ein munteres Mädchen. Ja! die Sage ist wahr: die Ilse ist eine Prinzessin, die lachend und blühend den Berg hinabläuft. Wie blinkt im Sonnenschein ihr weisses Schaumgewand! Wie flattern im Wind ihre silbernen Busenbänder! Wie funkeln und blitzen ihre Diamanten ! Die hohen Buchen stehen dabei, gleich ernsten Vätern, die verstohlen lachend dem Mutli- willen des lieblichen Kindes Zusehen; die weissen Birken bewegen sich tantenhaft vergnügt und doch ängstlich über die gewagten Sprünge; der stolze Eichenbaum schaut hinein, wie ein verdriesslicher Oheim, der das schöne Wetter bezahlen soll; die Vöglein in den Lüften jubeln ihren Beifall; die Blumen am Ufer flüstern zärtlich: ,,0, nimm uns mit, nimm uns mit, lieb’ Schwesterchen!“ H. Heine. Der Schwarzwalcl. Wer irgend auf der Landkarte Bescheid weiss, kann leicht das Schwarzwaldgebirge zeigen. Am grossen Rhein- knie, nördlich von Basel, erhebt es sich und nach Norden ziehend, endet es am Neckar, dessen tiefes Thal es vom Odenwalde trennt. Es ist 28 Meilen lang und 4 Meilen breit. Steil steigt das Gebirge aus der oberrheinischen

2. Deutsches Lesebuch für Volks- und Bürgerschulen - S. 138

1873 - Leipzig : Wartig
138 3eit lang in römifchen feeren gebient, die Äunft bes Krieges gelernt und felbft die römifdje Stittermürbe erlangt i>atte. (Sr t;iefe ^ermann ober Slrmin. (Sin f ebener und gemattiger Selb, ebeln ©efc^tcd^tes, untabelig an Sitten, fing mie menige feines Lottes, non feuriger S3erebtfamfeit und glühenb für die greift, gewann er leidet die bergen aller freigefinnten Sjtäm ner und Jünglinge, und mar der Stifter einer großen $8er= fdftoörung. 3n einer nächtlichen Sterfammlung im Sbalbe febmuren sie allen Römern in ©eutfdjlanb den Untergang. So gemeint inbeb biefe Unternehmung betrieben mürbe, fo erfuhr sie bod) Segeft, und meil biefer ehrgeizige Sjtann nichts fo fehr als die Freiheit bes gemeinen Zolles i>afete und Überbein mit Slrmin, der ihm feine feftöne und freigefinnte ©oditer Sfuisnetba entführt hatte, in erbitterter $ei;be lebte, fo ¿erriet!; er fogleicl) bas gange Vorhaben. Starus aber lachte barüber und hielt die ©eutfehen für bummer und fid; für mächtiger, als bajf er irgenb eine ©efaftr hätte fürchten bürfen. 2lls der ¿gerbft bes $af)res 9 nach ©hr- gefommen mar, und die in Storbbeutfchtanb gemöbntid;en langen Stegengüffe beoorftanben, fchritt Hermann zur 2lusfitl;rung bes planes. Ssarus mürbe Oon allen Setten angegriffen, ©er Stimmet felber mar mit den ©entfetten zum Untergange der Stömer berfchmoren. Ungemitter braten los, unenblidfer Siegen ftrömte nicber, und die ©ebirgsmäffer fdfmollcn zu Strömen an. fpiö|= lieh erfcfioll in bent Traufen bes Sbatbes und der (Sem äff er der fürchterliche Striegsgefang der ©eutfehen. (Srfd;rodcn ftanben die Stömer, die fid; bureb die engen ©imler mübfam fort; fehlenden. ©a mürben sie Oon allen Seiten mit einem ¿Qagel oon Steinen, Pfeilen und Sburftangen überfdjüttet. ©ann ftürgten die ©eutfehen Oon den Roheit nieber zum ¿ganbgemenge. ©rauen und (Sntfe|en ergriff die Stömer. Sie zogen auf einer matblofen ©bene (an der Sberra) hiu, und halten fo ziemlich Drbnung, erlitten aber auch hier Sierluft, und famen aufs Sterte in die Sbalbgebirge (bei ©etmolb). ©a öffnete ficb ihnen ein unmegfantcs iu bent ihnen aufs Sieue grobe Scharen Oon ©eutfehen auflauerten und ihre Sticberlage im ©euto; bitrger Sbalbe oollenbeten. Sfarus ftürzte fid) in fein Sdfmert. Stur menige Stömer enttarnen; alle anberit mürben erfddagen ober gefangen. Hermann feierte den ©öttern grobe Dbferfefte und meihte ihnen alle ©obten und alle Sseute, alfo bab die Stömer unbe;

3. Deutsches Lesebuch für Volks- und Bürgerschulen - S. 209

1873 - Leipzig : Wartig
209 brangen aber in Rerbinbung mit den Reicptnöpben bi» in die Ralfe von Rterfeburg bor. $f;r £>eer mar über 60,000 Riann ftarf. griebricf) tonnte nur mit 22,000 9rann bent $einbe ent; gegen gelten. 33ei dem ©orfe Rojjbad;, in der Räl;e von Sßeifjenfeli», traf er auf beufetben. ©ie $ranpfen maren be§ (Siegel fd;on gcmijj. ©amit ifmeit ba» breubifdje ¿Qäitfleitt ja nicht entgegen möge, pgen sie unter luftigem ©rombeten; fdjalle an dem tilget boritber, auf meinem die ^reufjen ftan; den, um ibit von allen ©eiten einpfddiefjen. ©er Völlig fafj mit feinen ©enerälen an der ©afel, al§ märe er mitten im ^rieben im Suftfdfloffe p jpotsbam, und die ©olbaten der= ^efjrten, mie iljr Rteifter, ebenfalls ru^ig au» ihren gelbfeffeln ba3 5diittagsbrot und fdienen nicht an Stampf p benfen. ©er geinb muffte gar nic£;t, ma§ er bap fagen füllte; bod) fein ©rftaunen füllte halb noch größer merbeit. 2öie burd; Räuberei maren plotjlid; Reffet und 3c^e berfdjmunben; mie au» der ©rbe gefcfjoffen ftanben die Krieger in Reihe und ©lieb, und in bemfelben 2iugenblicfe bonncrten auch die preujp fdjen Batterien und ftredten Reihen der $einbe p 23oben. @l)e die granpfcn fid) bmn erften ©d;red erholen tonnten, braufte auch fd;on, mie der ©turmminb, der fitbne Leiter; general ©eibli^ mit feinen Regimentern den ¿gügef hinunter in die Reifen der geinbe. Rirgenbg tonnte man den tapferen ^reufjen mibcrftel;en. 3ber fließen fonnte, floh; man marf die Sbaffcn und ba» ©epäd von fid;, lieff Kanonen und ga§; nett im ©tid;e. Rid;t anbcrtfjalb ©tunben f;atte die ©d)lad;t gebauert — 7000 $einbe maren gefangen, 63 Kanonen und 22 gafmen erbeutet, ©er fröl;üd;e ©ieg lüftete den ffßreufjen nur 91 ©obte, und gap ©eutfddaub jubelte dem ficgreicfjeit Könige p. ©amit l;atte jebod; ^riebricb feinen ^rieben, f^aft ganj ©d;lefieu mar in den Rauben der Deftreicfyer. ©ort ftanb der erfahrene §eibi;err der Rtaria ©fierefta, Siarl von Sotbringen, mit 80,000 Riann ©cftreidjern. Slber fd;on hier 2öod;en nach der ©d;Iad;t bei Ropbad; trat ^riebricb il;nt mit 30,000 Rzann entgegen. Rief;r hatte der Stönig nid;t pfamntcnbringen tonnen. Sbollte er jebod; ©d;lefien nicht gang aufgeben, dann mufjte er eine ©d)lad;t magen. @» mar ein fülmes Unternehmen; benn ging die ©d;lacl;t berloren, dann gab e§ für ^riebrid; feine Rettung mel;r. ©a§ muffte er nur p gut. @r der; fammelte die $ü£;rer feine» dgeere§ und l;ielt dpen eine u. Äiautuelt, Sefebucfy. 14

4. Größeres Handbuch für Schüler zum Gebrauche bei dem Unterrichte in Bürgerschulen und höheren Unterrichtsanstalten - S. 58

1874 - Leipzig : Klinkhardt
58 Nordamerika, früher mit Urwäldern bedeckt, wurde seit 1496 wegen des Stockfischfanges von den Engländern besucht und seit 1585 mit Kolonisten an den Küstenländern bevölkert. Der Quäker William Penn gründete Philadelphia und baute Pennsylvanien an. In Folge der Eifersucht der Franzosen entstand der Kolonialkrieg (1755—62) Eng- lands gegen Frankreich und Spanien, der 1762 in Paris zu Gunsten Englands sich entschied. Als die Kolonisten die Kriegskosten mit decken sollten und ihr billiger Wunsch, ins Parlament Abgeordnete mitschicken zu dürfen, unerfüllt blieb, entstanden (1764—65) Gährungen wegen Stempel- steuer und Einfuhrzölle auf Thee re., welche (1775—83) den Freiheits- krieg mit England herbeiführten. Der Oberfeldherr Georg Washing- ton, Pflanzer aus Virginien, vorsichtig, wachsam, feurig und heldenkühn, im Glücke nie vermessen und im Unglücke ungebeugten Muthes, war gleich groß als Krieger, wie als Staatsmann. Benjamin Franklin (Sohn eines Seifensieders, von 17 Geschwistern das jüngste Kind, Buchdrucker, Generalpostmeister, Erfinder des Blitzableiters) vertrat die Rechte seiner Landsleute in England, später als Gesander in Paris, und starb 1790. — 1776 erklärten 13 Staaten ihre Unabhängigkeit. Bourgogne wurde mit 10,000 Briten und erkauften deutschen Soldaten 1777 bei Saratoga durch Gates gefangen genommen. Fremde Hilfe brachten La Fayette (tapfer, weise, der thätige Zeuge dreier welterschütternder Revolutionen) und Kvsciusko. Als 178t oer Landkrieg endete, wurde der Krieg auf den europäischen Meeren fortgesetzt. Bei Belagerung Gibraltars 1782 durch die Franzosen und Spanier richteten die glühenden Kugeln der Engländer unter Elliot furchtbare Verheerungen an. Im Frieden zu Paris, 1783, wurde die Unabhängigkeit Nordamerikas, das in Washington 1781—97 seinen Präsidenten erhielt, anerkannt. Allgemeines. Französische Sprache und Sitten griffen überall um sich, der Lupus bewirkte namentlich in großen Städten sichtbar Verschlech- terung der höchsten und niedrigsten Stände. — Erfindungen: Luftpumpe von Otto v. Guerike (i 1686), Pendeluhren in Holland, Sprachrohr, Blatternimpfung durch Dr. Jenner, Pianoforte von Schröder, Porzellan von Böttger, Luftschiffe von Mongolsier, Kattundruckereien in Sachsen, Dampfmaschinen. — Gelehrte: Leibnitz, f 1716, Philosoph und Mathe- matiker; Newton, ï 1727,Mathematiker und Naturforscher; Linnó,-s l778, Naturforscher zu Upsala. — Musiker: Bach, Händel, Graun, Haydn, Mozart. — Maler: Mengs, Canova. — Orgelbauer Silbermaun. — Ackerbau, Handel, Gewerbe, Fabriken heben sich. Kartoffeln allgemein verbreitet. Veredelte Schafe. Ausbildung der Staatswissenschaft. Gre- gorianischer Kalender allgemein eingeführt.

5. Das Vaterland - S. 119

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
119 fläche aber beträgt über 9 Millionen Meilen im Gevierte, und davon sind über zwei Dritteile Wasser und ein Dritteil Land. Ihre ganze Masse aber beträgt mehr als 2662 Millionen Meilen im Kubikmaße. Das haben die Gelehrten mit großer Genauigkeit ausgemessen und ausgerechnet und sprechen davon wie von einer gemeinen Sache. Aber niemand kann die göttliche Allmacht begreifen, die diese ungeheuer große Kugel schwebend in der unsicht- baren Hand trägt und jedem Pflänzlein darauf seinen Tau und sein Ge- deihen giebt und dem Kindlein, das geboren wird, einen lebendigen Odem in die Nase. Man rechnet, daß jetzt 1400 Millionen Menschen zu gleicher Zeit auf der Erde leben und bei dem lieben Gott in die Kost gehen, ohne die Tiere. So viel für diesmal von der Erde. Gleichwohl, wenn ein Mensch von derselben sich aufheben und in gerader Richtung langsam oder geschwind zum Abendstern aufsteigen könnte, der unter allen Sternen mit der nächste ist (Merkur ist noch näher), so würde er noch merkwürdigere Dinge sehen. Der Stern würde vor seinen Augen immer größer werden, zuerst wie der Mond, bald darauf wie ein großes Rad, zuletzt wie eine unübersehbare Kugel oder Fläche. Sein Licht würde ihm immer milder erscheinen, weil es sich immer über eine größere Fläche verbreitete, ja er würde in einer gewissen Entfernung davon schon Berge und Thäler entdecken und zuletzt auf einer neuen Erde landen. Aber in dem nämlichen Verhältnisse müßte unter ihm die Erde immer kleiner werden, und glänzender ihr Licht, weil es sich auf einen kleinen Raum zusammendrängt. In einer gewissen Entfernung hätte sie für ihn noch den Umfang wie ein großes Rad, hernach wie eine Schützenscheibe, hernach wie der Mond, und endlich, wenn er gelandet wäre, würde er sie weit draußen am Himmel als einen lieblichen Stern unter den anderen erblicken und mit ihnen aus- und untergehen sehen. „Sieh dort", würde er zu dem sagen, mit dem er zuerst bekannt würde, „sieh jenen lieblichen Stern; dort bin ich daheim, und mein Vater und meine Mutter leben auch noch dort. Die Mutter ist eine geborene Soundso." Es müßte ein wunder- sames Vergnügen sein, die Erde unter den Sternen des Himmels und ganz als Ihresgleichen wandeln zu sehen. Hebel. 82. Die Sonne. Die Sonne, so nahe sie zu sein scheint, wenn sie früh hinter den Bergen in die frische Morgenluft hinauf schaut, ist doch zwanzig Millionen Meilen weit von der Erde entfernt. Weil aber eine solche Zahl sich geschwinder aussprechen als erwägen und ausdenken lässt, so merke: Wenn auf der Sonne eine grosse, scharf geladene Kanone stünde, und der Konstabler, der hinten steht und sie richtet, zielte auf keinen andern Menschen als auf dich, so dürftest du deswegen in dem näm- lichen Augenblicke, als sie losgebrannt wird, noch herzhaft anfangen, ein neues Haus zu bauen und könntest darin noch lange Zeit ruhig essen und trinken und schlafen. Denn wenn auch die Kugel in schnurgerader Richtung und immer in gleicher Geschwindigkeit fort und fort flöge, so

6. Das Vaterland - S. 95

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
95 5. Mit Mann und Roß und Wagen, so hat sie Gott geschlagen; Feldherr'n ohne Witz, Stückleut' ohn' Geschütz, Flüchter ohne Schuh, nirgends Rast und Ruh. 6. Mit Mann und Roß und Wagen, so hat sie Gott geschlagen; Speicher ohne Brot, aller Orten Not, Wagen ohne Rad, alles müd' und matt, Kranke ohne Wagen; so hat sie Gott geschlagen. Arndt. 57. An mein Volk. So wenig für mein treues Volk, als für Deutsche bedarf es einer Rechenschaft über die Ursachen des Krieges, welcher jetzt beginnt; klar liegen sie dem unverblendeten Europa vor Augen. Wir erlagen unter der Über- macht Frankreichs. Der Friede, der die Hälfte meiner Unterthanen mir entriß, gab uns seine Segnungen nicht, denn er schlug uns tiefere Wunden als selbst der Krieg. Das Mark des Landes ward ausgesogen. Die Haupt- festungen blieben vom Feinde besetzt, der Ackerbau ward gelähmt, so wie der sonst so hoch gebrachte Kunstfleiß unserer Städte. Die Freiheit des Handels war gehemmt, und dadurch die Quelle des Erwerbes und des Wohlstandes verstopft. Das Land ward ein Raub der Verarmung. Durch die strengste Erfüllung eingegangener Verbindlichkeiten hoffte ich meinem Volke Erleichterung zu schaffen und den französischen Kaiser endlich zu überzeugen, daß es sein eigener Vorteil sei, Preußen seine Unabhängigkeit zu lassen. Aber meine reinsten Absichten wurden durch Übermut und Treulosigkeit vereitelt, und nur zu deutlich sahen wir, daß des Kaisers Ver- träge mehr noch wie seine Kriege uns langsam verderben mußten. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung über unsern Zustand schwindet. Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Lithauer! Ihr wißt, was ihr seit sieben Jahren erduldet habt; ihr wißt, was euer trauriges Los ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert euch an die Vorzeit, an den großen Kurfürsten, an den großen Friedrich! Bleibet eingedenk der Güter, die unter ihnen unsere Vorfahren blutig erkämpften: Gewissensfreiheit, Ehre, Unabhängigkeit, Handel, Kunstfleiß und Wissenschaft! Gedenkt des großen Beispiels unserer mächtigen Verbündeten, gedenkt der Spanier und der Portugiesen; selbst kleine Völker sind für gleiche Güter gegen mächtigere Feinde in den Kampf gezogen und haben den Sieg errungen; erinnert euch an die heldenmütigen Schweizer und Niederländer! Große Opfer werden von allen Ständen gefordert werden, denn unser Beginnen ist groß, und nicht gering die Zahl und die Mittel unserer Feinde. Ihr werdet jene lieber bringen für das Vaterland, für euren angeborenen König, als für einen fremden Herrscher, der, wie so viele Beispiele lehren, eure Söhne und eure letzten Kräfte Zwecken widmen würde, die euch ganz fremd sind. Vertrauen auf Gott, Ausdauer, Mut und der mächtige Beistand unserer Bundesgenossen werden unseren redlichen Anstrengungen siegreichen Lohn gewähren. Aber welche Opfer auch von einzelnen gefordert werden mögen, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für die wir sie hingeben,

7. 6. Schuljahr - S. 68

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
68 37. Körner an seinen Vater. Wien, am 10. März 1813. Liebster Vater! Ich schreibe Dir diesmal in einer Ange- legenheit, die, wie ich das feste Vertrauen zu Dir habe, Dich weder befremden noch erschrecken wird. Neulich schon gab ich Dir einen Wink über mein Vorhaben, das jetzt zur Reife gediehen ist. — Deutschland steht auf; der preussische Adler erweckt in allen deutschen Herzen durch seine kühnen Flügelschläge die grosse Hoffnung einer deutschen, wenigstens norddeutschen Freiheit. Meine Kunst seufzt nach ihrem Vaterlande — lass mich ihr würdiger Jünger sein! — Ja, liebster Vater, ich will Soldat werden, will das hier gewonnene glückliche und sorgen- freie Leben mit Freuden hinwerfen, um, sei’s auch mit meinem Blute, mir ein Vaterland zu erkämpfen. — Nenn’s nicht Übermut, Leichtsinn, Wildheit! — Vor zwei Jahren hätte ich es so nennen lassen, jetzt, da ich weiss, welche Seligkeit in diesem Leben reifen kann, jetzt, da alle Sterne meines Glückes in schöner Milde auf mich niederleuchten, jetzt ist es, bei Gott! ein würdiges Gefühl, das mich treibt, jetzt ist es die mächtige Überzeugung, dass kein Opfer zu gross sei für das höchste menschliche Gut, für seines Volkes Freiheit. Vielleicht sagt Dein bestochenes väterliches Herz: Theodor ist zu grösseren Zwecken da, er hätte auf einem andern Felde Wichtigeres und Bedeutenderes leisten können, er ist der Menschheit noch ein grosses Pfund zu berechnen schuldig. Aber, Vater, meine Meinung ist die: Zum Opfertode für die Freiheit und für die Ehre seiner Nation ist keiner zu gut, wohl aber sind viele zu schlecht dazu! Dass ich mein Leben wage, das gilt nicht viel; dass aber dies Leben mit allen Blütenkränzen der Liebe, der Freundschaft, der Freude geschmückt ist, und dass ich es doch wage, dass ich die süsse Empfindung hinwerfe, die mir in der Überzeugung lebte, Euch keine Unruhe, keine Angst zu bereiten, das ist ein Opfer, dem nur ein solcher Preis entgegengestellt werden darf. — In Breslau, als dem Sammelplätze, treffe ich zu diesen freien Söhnen Preussens, die in schöner Begeisterung sich zu den Fahnen ihres Königs gesammelt haben. Ob zu Fuss oder zu Pferd, darüber bin ich noch nicht entschieden und kommt einzig auf die Summe Geldes an, die ich zusammenbringe. — Tonie1) hat mir auch bei dieser Gelegenheit ihre grosse, edle Seele bewiesen. Sie weint wohl, aber der geendigte Feldzug wird ihre Thränen schon trocknen. — Die Mutter soll mir ihren Schmerz vergeben, wer mich liebt, soll mich nicht verkennen, und Du wirst mich Deiner würdig findem * *) - Dein Theodor. *) Körners Braut. Körner.

8. 6. Schuljahr - S. 56

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
56 St. Bernhard im Passeyr, am 22. November 1767 geboren, aus einem Geschlechte, das von gutem, altem Herkommen war und bei den Landlenten einen guten Klang hatte. Er war von hoher, her- kulischer Gestalt und trug einen schönen schwarzen Bart, der bis an den Gürtel reichte; im ganzen Etschlande war er um seiner aner- kannten Rechtlichkeit und Anhänglichkeit an das Althergebrachte un- gemein geliebt. Sein Herz, das sonst ruhig fortschlng, stand in vollen Flammen, wenn die Rechte und die Satzungen der Väter, religiöse Gegenstände, oder die über alles teure heimatliche Erde ge- schmäht oder gelästert wurden. In einer Seele voll schmuckloser Ein- falt und frommer Treue trug er eine unduldsame Vaterlandsliebe und einen hohen Nationalstolz; er haßte alle Feinde der Freiheit und seines Vaterlandes, und darum haßte er nicht bloß die Franzosen und die Bayern, sondern auch den Adel. Dieser Andreas Hofer war unter den Verschworenen zur Rettung seines Vaterlandes, und er kehrte von Wien zurück voll guter Hoff- nung und sagte zu seinen Brüdern: „Wohlan, man wird uns helfen!" Die Zahl der Verschworenen war aber schon sechshundert, und die ganze große Zahl hielt das Geheimnis mehrere Monate verschlossen in der Brust. Aber diesem Volke ist der Gesamtwille teuer und heilig, es stehen alle für einen und einer für alle, und darum be- wahrten sie so lange ein Geheimnis; sie hätten es jahrelang bewahrt. Als aber die Nacht des 9. April des Jahres 1809 gekommen war, ver- kündigten unaufhörliche Freudensalven, Sturmglocken aus den Thälern und von den Höhen und Wachtfeuer auf den höchsten Bergen, die weit- hin am Himmel leuchteten, die Morgenröte der Erlösung; in den Wellen des Inn sah man da und dort ein Brett mit einem kleinen roten Fähnlein schwimmen zum Zeichen, daß es Zeit sei, und Weiber und Kinder trugen Zettel umher, auf welchen die Worte standen: „'s ist Zeit!" Hofer war aber der Hauptmann des Passeyer Aufstandes, er war das Haupt der ganzen Verschwörung. Und als der Morgen des 10. April gekommen, brachen Hofer und seine Tiroler mit ihrem Ingrimm in der Brust hervor von allen Seiten ans die überraschten, erstaunten fremden Truppen; von allen Bergen rollten Felsstücke und Baumstämme, hinter den Felsen und Hecken und ans . den Schluchten und Hütten pfiffen die Kugeln. Die wenigen Feinde, welche dem Tode entkommen waren, flohen in hastiger Eile nach Innsbruck und der Felsenburg Kufstein; Innsbruck wurde aber er- stürmt, Kufstein belagert, und binnen wenigen Tagen war das Land wiedergewonnen von der neuen Herrschaft. Viele Tausende wurden gefangen, und unermeßliches Heergerät kam in die Hände der Sieger. Das war die glorreiche blutige Arbeit der Tiroler Landleute im Frühjahr 1809, eines Volkes, das hart ist wie seine heimatliche Erde und fest und unerschütterlich wie seine Felsen. Das hatte die Macht der Idee gethan, die Allgewalt eines gereizten Volkes, das sich mit eigener Hand sein Recht und seine Freiheit wiederverdienen

9. 6. Schuljahr - S. 64

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
64 5. Mit Mann und Roß und Wagen, so hat sie Gott geschlagen; Feldherrn ohne Witz, Stückleut' ohn' Geschütz, Flüchter ohne Schuh, nirgends Rast und Ruh. 6. Mit Mann und Roß und Wagen, so hat sie Gott geschlagen; Speicher ohne Brot, allerorten Not, Wagen ohne Rad, alles müd' und matt, Kranke ohne Wagen: so hat sie Gott geschlagen. 34. An mein Volk. So wenig für mein treues Volk als für Deutsche bedarf es einer Rechenschaft über die Ursachen des Krieges, welcher jetzt beginnt; klar liegen sie dem unverblendeten Europa vor Augen. Wir erlagen unter der Übermacht Frankreichs. Der Friede, der die Hälfte meiner Unterthanen mir entriss, gab uns seine Segnungen nicht, denn er schlug uns tiefere Wunden als selbst der Krieg. Das Mark des Landes ward ausgesogen. Die Hauptfestungen blieben vom Feinde besetzt, der Acker- bau ward gelähmt, so wie der sonst so hoch gebrachte Kunstfleiss unserer Städte. Die Freiheit des Handels war gehemmt und dadurch die Quelle des Erwerbes und des Wohlstandes verstopft. Das Land ward ein Raub der Verarmung. Durch die strengste Erfüllung eingegangener Ver- bindlichkeiten hoffte ich meinem Volke Erleichterung zu verschaffen und den französischen Kaiser endlich zu überzeugen, dass es sein eigener Vorteil sei, Preussen seine Unabhängigkeit zu lassen. Aber meine reinsten Absichten wurden durch Übermut und Treulosigkeit vereitelt, und nur zu deutlich sahen wir, dass des Kaisers Verträge mehr noch wie seine Kriege uns langsam verderben mussten. Jetzt ist der Augenblick ge- kommen, wo alle Täuschung über unsern Zustand schwindet. Branden- burger, Preussen, Schlesier, Pommern, Lithauer! Ihr wisst, was ihr seit sieben Jahren erduldet habt; ihr wisst, was euer trauriges Los ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert euch an die Vorzeit, an den grossen Kurfürsten, an den grossen Friedrich! Bleibet eingedenk der Güter, die unter ihnen unsere Vorfahren blutig erkämpften: Gewissensfreiheit, Ehre, Unabhängigkeit, Handel, Kunstfleiss und Wissen- schaft! Gedenkt des grossen Beispiels unserer mächtigen Verbündeten, gedenkt der Spanier und der Portugiesen; selbst kleine Völker sind für gleiche Güter gegen mächtigere Feinde in den Kampf gezogen und haben den Sieg errungen; erinnert euch an die heldenmütigen Schweizer und Niederländer! Grosse Opfer werden von allen Ständen gefordert werden, denn unser Beginnen ist gross, und nicht gering die Zahl und die Mittel unserer Feinde. Ihr werdet jene lieber bringen für das Vaterland, für euren angeborenen König, als für einen fremden Herrscher, der, wie so viele Beispiele lehren, eure Söhne und eure letzten Kräfte Zwecken widmen würde, die euch ganz fremd sind. Vertrauen auf Gott, Aus- dauer, Mut und der mächtige Beistand unserer Bundesgenossen werden

10. Lese- und Lehrbuch für ländlich-gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 110

1910 - Leipzig [u.a.] : Teubner
110 Iv. Bei der Arbeit. haares geradezu ein Gradmesser seiner Güte. Man sieht, die mikro- skopische Untersuchung ist bei der Schafwolle von großer prak- tischer Wichtigkeit. Sie dient zur Unterscheidung der einzelnen Wollsorten, des echten Wollhaares vom Grannenhaare, der Schur- von der Gerberwolle, zur Erkennung von Erkrankungen des Woll- haares sowie zur Nachweisung der zerstörenden Einflüsse von Langen odei Säuren. Dr. Georg v. Georgievics. 70. Aber die Verwendung der Vflanzenstoffe. 1. Unendlich vielseitig ist der Nutzen, den uns das Pflanzenreich gewährt. Nicht nur, daß die Pflanzen die Erde, den Wohnort des Menschen, mit frischem Grün und bunten Blumen schmücken, dem Menschen Schatten spenden, ihm Speisen und Getränke und Arznei- mittel verschaffen: auch zur Herstellung von abertausend nützlichen Gegenständen liefern sie ihm den Stoff. Bald benutzt er das Holz, bald die Rinde, bald die Wurzeln, Blätter oder Früchte. Nichts findet sich, was keine Verwendung gestattete. Der Zimmermann und der Schiffbauer brauchen das Holz der Eichen, Tannen, Kiefern, Fichten und Lärchen, der Roßkastanien und Rüster zu Balken und Pfosten, Masten und Planken. Tischler, Drechsler und Stellmacher verwenden außerdem die Hölzer von der Rot- und Hainbuche, von Ahorn, Birke und Erle, von der Linde und der Schwarzpappel, die Hölzer unserer Obstbäume, des Zederbaumes und des Wacholders, der Zypressen und Taxusbäume, des Buchsbanmes und des Ebenholzes. Esche und Nuß- baum und zahlreiche fremde Hölzer, z. B. der Mahagoni, liefern wegen ihrer feinen Masern geschätzte Furniere. Selbst der Holzabfall findet Verwendung, sei es als Brennholz, sei es in Gestalt von Sägespänen zum Ausstopfen und Verpacken, zur Herstellung von Briketts, als schlechter Wärmeleiter zur Füllung von Eisbehältern, zum Reinmachen der Wohnräume, gefärbt statt des Wollstaubes bei der Herstellung von Samttapeten, zur Darstellung künstlichen Holzes, zur Gewinnung von Kreosot und Holzessig. Aus dem Holze der Bäume bereitet man Kohlen, die man zur Unterhaltung des Schmiedefeuers bei feinen Metallarbeiten, als Zusatz zum Schießpulver, zum Entfärben und Desinfizieren, als Filter, als Zahnpulver und als Zeichenmaterial benutzt. Aus der Rinde der Eichen, aber auch aus Ebereschen, Kastanien und Erlen sowie aus einer großen Anzahl von krautartigen Pflanzen gewinnt man Gerbstoffe. Die Rinde der Korkeiche verschafft uns den Kork, der nicht nur als Flaschenverschluß, sondern auch als Wärmeschutzmasse für Dampfröhren, zu Einlegesohlen und Korkteppichen, zur Herstellung von Schwimmgürteln und Rettungsbooten, als Poliermittel und zu feinen Schnitzarbeiten verwendet wird. Die Nadelhölzer liefern Harz, das, von den flüchtigen Ölen befreit, Geigenharz oder Kolophonium bildet, ferner Pech, Teer, Terpentin und den Kienruß, aus dem man schwarze Farbe und Druckerschwärze erzeugt. Andere Bäume liefern Lacke, z. B. Kopallack, Dammarlack, Mastix und Schellack, zur Herstellung von Firnissen, Polituren und Kitten.
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