247
Aachen. Unter seinen 26 Kirchen ist der Münster von Karl dem
Großen um 800 erbaut; in demselben befindet sich auch sein Grab?)
Schon unter den Römern war Aachen ein wichtiger Platz und, seit
Karl dem Großen lange Zeit Hauptstadt des deutschen Reichs. Über
750 Jahre (bis 1558) ist sie die gewöhnliche Krönungsstadt ge-
wesen; 37 Kaiser und 11 Kaiserinnen sind in ihr gekrönt worden.
Bald hinter Köln nimmt der Rhein die Wupper aus dem
herrlichen Wupperthale auf. Dann führt er uns an der Malerstadt
Düsseldorf, von wo nicht weit entfernt die fabrikreichen Städte
Elberfeld und Barmen wie das Ebbe-Geb. liegen, an Kaisers-
werth und der Ruhr vorbei, welche das Sauerländische Geb.
von dem Haarstrang scheidet. Kaiserswerth soll seinen glänzenden
Namen davon erhalten haben, daß Kaiser Friedrich Barbarossa dort ein-
mal Gevatter gestanden hat; wichtiger aber ist die kleine Stadt durch die
seit 1836 dort gegründete, berühmte Diakonissenanstalt. — Von der
Festung Wesel an, wo die Lippe in den Rhein fließt, nimmt der
Strom eine etwas westlichere Richtung, verläßt dann bald das deutsche
Gebiet, fließt westlich durch Holland und mündet in mehreren Armen
(Waal, Leck, Rhein und Issel) in die Nordsee. — Von der Quelle
bis zum Main nennt man ihn Ober-Rhein, vom Main bis zum
Ausfluß Nieder-Rhein.
Das ist der herrliche, uns in Kriegszeiten oft streitig gemachte
Rhein. Jeder echte Deutsche sieht ihn als ein Kleinod an, das
er zu schützen und zu bewahren hat wie seilten Augapfel. „Mögen
Deutschlands Söhne nie vergessen, daß der Rhein ein deutscher
Strom ist!" (I. S.)
191. Der Mäusetnrm bei Bingen.
Der Erzbischof Hatto von Mainz, früher Abt zu Fulda (bis
968), war ein harter Mann, der nur selber Schätze sammeln wollte,
aber dem armen Volke nichts gönnte. Einst kam eine große Teurung
über das Land, und das Volk hatte nichts zu essen, nicht einmal
schwarzes trockenes Brot. Aber der Erzbischof hatte noch alle Speicher
voll Korn und Weizen. Wäre er nun ein guter Christ gewesen, so
hätte er die Armen umsonst gespeist, und hätte den übrigen sein Ge-
treide um einen billigen Preis verkauft. Das that er aber nicht,
sondern wer nicht den höchsten Preis bezahlen konnte, der bekam
nichts und wurde mit hartell Worten von feinen Dienern abgewiesen.
Ja, als endlich die Ärmsten seinen Palast umlagerten und vor Hun-
ger ächzten und schrieen, da ließ er sie in ein Vorratshaus führen,
als sollten sie dort Nahrung bekomlnen. Als sie aber darin waren,
befahl er, das Haus anzuzünden und alle diese elenden Menschen zu
verbrennen. Als nun das Wehgeschrei der Unglücklichen bis in seinen
^ *) Daß Karl der Große in Aachen auch geboren sei, wie man oft annimmt,
läßt sich nicht mit Bestimmtheit nachweisen. D. V.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Karl_dem
Großen Karl Karl_dem_Großen Karl Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Hatto_von_Mainz Karl_der_Große Karl
Extrahierte Ortsnamen: Aachen Aachen Rhein Malerstadt
Düsseldorf Kaiserswerth Rhein Holland Rhein Nordsee Main Ober-Rhein Main Nieder-Rhein Rhein Deutschlands Rhein Fulda Aachen
197
6. An der Ostsee treffen wir die reichen Handelsstädte Rostock und
Wismar, sowie die Hafenorte Ribnitz, Wustrow, Warnemünde und
Dassow. Sie alle liegen an tief in das Land eindringenden Meerbuchtungen,
welche durch niedrige Halbinseln, Sandbarren, oder wie bei Wismar durch eine
Insel, Pöl, geschlossen sind. Die Ostseehäfen setzen uns in unmittelbaren Verkehr
mit den Handelsplätzen anderer Länder und fremder Weltteile, und unsere 350
Schiffe erfreuen sich überall eines vorzüglichen Rufes.
7. In Mecklenburg leben über x/2 Mill., nämlich 677 000 Menschen, wovon
100 000 auf Mecklenburg-Strelitz kommen. Sie ernähren sich der Mehrzahl nach
auf dem Lande und in den Städten vom Betriebe der Landwirtschaft. Die jähr-
liche Ausfuhr an Getreide, Mehl, Schlachtvieh, Pferden, Butter, Wolle, Kartoffeln,
Ölfrüchten rc. ist eine beträchtliche, und in den Bierbrauereien, Spiritusbrennereien,
Stärke- und Zuckerfabriken werden die Rohprodukte der Landwirtschaft weiter ver-
wertet.
8. Unter den 3000 Ortschaften Mecklenburgs sind 52 Städte und 8 Flecken.
Davon kommen auf Mecklenburg-Strelitz 500 Ortschaften mit 10 Städten (der
Anteil an Ratzeburg als Stadt gerechnet) und 2 Flecken. Schwerin und
Neustrelitz sind die Haupt- und Residenzstädte der beiden Großherzöge; Lud-
wigslust und Doberan sind Nebenresidenzen des Großherzogs von Mecklenburg-
Schwerin. Die kleinsten Städte des Landes sind Neustadt und Wesenberg'
der kleinste Flecken ist Klütz. In den kleineren Städten wird neben dem Hand-
werk und dem Kleinhandel hauptsächlich Ackerbau betrieben. Daneben blüht in
Malchow, Plau, Parchim und Rehua die Tuchmacherei. Fast sämtliche Städte
haben Amtsgerichte und die Hälfte von ihnen sind Sitze von Domanial- und
ritterschaftlichen Ämtern. Landgerichte sind zu Schwerin, Güstrow, Rostock und
Neustrelitz. Das Obcrlandesgericht hat seinen Sitz zu Rostock. Schwerin, Wismar,
Rostock, Neustrelitz, Ludwigslust und Parchim sind Garnisonstädte. In Sternberg
und Malchin wird (jährlich abwechselnd) der Landtag abgehalten. Rostock und
Wismar zeichnen sich durch ihre großen hanseatischen Giebelhäuser aus. Das
großartigste Gebäude im Lande ist das Großherzogliche Schloß in Schwerin. Die
Kirche zu Doberan gilt für die schönste Kirche Mecklenburgs. Die Hälfte des
Landes mit 1100 Hauptgütern, wovon 100 auf Mecklenburg-Strelitz kommen,
besitzt die Ritterschaft. Durch schöne Lage und Größe der herrschaftlichen Gebäude
zeichnen sich aus: Jvenack, Schloß Basedow, Burg-Schlitz, Remplin und
Schlieffenberg. Das größte Dorf ist Neukloster mit 1600 Ew.
9. An Anstalten, die von allgemeiner Bedeutung sind, besitzt das Land
folgende: Die Universität zu Rostock, die Lehrerseminare zu Neukloster,
Lübtheen und Mirow, das Blinden-Institut zu Neukloster, die Taub-
stumm en-Anstalt zu Ludwigslust, das Id toten haus zu und die Irren-
tz eilanstalt (Sachsenberg) unweit Schwerin, das Rettungshaus zu Gehlstorf bei
Rostock, das Landarbeitshaus zu Güstrow, die Landes-Strafanstalt zu
Dreibergen bei Bützow, das Stift Bethlehem zu Ludwigslust, das Solbad mit
dem Kinderhospital (Bethesda) zu Sülze, das Kinderseebad (Fr.-Fr.-Hospiz) zu Müritz
bei Ribnitz, die Wasser-Heilansta lte n zu Stuer und Feldberg, die S tahlbäder
zu Goldberg, Parchim und Doberan, die Seebäder zu Doberan, Warnemünde
und Voltenhagen, die Jungfrauenklöster zu Dobbertin, Malchow und Ribnitz.
— Die Anzahl der Kirchen im Lande beträgt in runder Zahl 500.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]