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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 266

1906 - München : Oldenbourg
266 49. Elisabeth Charlotte. In dem Zimmer des Museums im Otto-Heinrich-Bau, in dem wir Liselottes Bild gefunden, hängt an einem Pfeiler, abgesondert, als sollte es mit keinem andern in Berührung kommen, das Porträt eines Mannes mit einem Banditengesicht; das ist der Graf Melac, der Mann vom 2. Mürz 1689; Held kann man nicht sagen, denn Gott weiß es, das, was er an dem Tage getan hat, war kein Heldenstück. Im September 1688 hatte Ludwig Xiv. sein Manifest erlassen: „Daß weil der römische Kaiser mit verschiedenen Teutschen und „anderen Höfen heimliche Abrede und Anschläge gemacht, seine siegreiche „Waffen nach einem nun bald zu schließenden Frieden mit den Türken an „den Rhein und gegen Frankreich zu wenden, der König in Frankreich „sich gernüßiget sähe, sich aller der Orte am Rhein und Neckar zu versichern, „woraus ihm Schaden entstehen könne, bis der Madame von Orleans wegen „ihrer Erbschaft die Guüge an Geld, der ihr angestorbenen Väter- und „Brüderlicher Allodial-Güter und Fahrnuß geschehen rc. 2c. 2c." Am 27. September wurde dieses Manifest übergeben, schon vorher aber, am 15. September, waren Bouflers und La Breteche mit dem französischen Heer vor Kaiserslautern erschienen, hatten die ganze Pfalz weggenommen, auch Speyer, Oppenheim, Worms und Mainz. Der Dauphin kam hinterdrein und nahm Philippsburg und am 24. Oktober kapitulierte Heidelberg vor dem Marschall Durras. In der von dem Dauphin ratifizierten Kapitnlationsurknnde hieß es: „Daß alle Mobilien im Schlosse unangetastet beibehalten, nichts am Schlosse veräußert, daß au allen Gebäuden in und vor der Stadt nichts veräußert, die Bürgerschaft mit Plünderung, Brandfchatznng oder anderer Beschädigung verschonet bleibe." Kommandant von Heidelberg wurde der Geueral Gras Melac. Am 14. Februar 1689 — o der sausenden Geschwindigkeit — wurde darauf zu Regensburg das Reichsgutachten abgefaßt: „Daß die allen Glauben vergessende Cron Frankreich wegen der vielen friedbrüchigen Tätlichkeiten und Eingriffe in die Teutschen Lande, Rechte u. a. m. als ein Reichsfeind zu erklären und alle Reichsglieder gegen dieselbe mit zu gehen verbunden sein sollen." Darauf, wie der alte Meister Gottfried in seiner „fortgesetzten historischen Chronik" berichtet, „zog der Graf Melac, als er von der Annäherung der Reichstruppen gehört, mit einiger Reuterey von Heidelberg ans, steckte Rohrbach, Laimen, Nußloch, Wiesloch, Kirchheim, Bruchhausen, Eppelheim, Neckar-Hansen, Neuen heim und Handfchnchsheim in Brand." Und als es nun kein Halten mehr in Heidelberg gab, beschloß er in einer Weise Abschied von der Stadt zu nehmen, daß seines „Daseins Spur" für immer sichtbar bleiben sollte. Schon feit einigen Tagen hatte man französische Minierer beschäftigt gesehen in Mauern und Türme des Schlosses Bohrlöcher zu treiben und sie mit Pulver zu laden. Am 2. März 1689, frühmorgens um 5 Uhr, stand

2. Vaterländische Geschichte - S. 87

1909 - Nürnberg : Korn
— 87 Bitte um Unterstützung ihrer Bestrebungen zur Erhaltung Bayerns. Noch ehe dieser Brief an Friedrich gelaugte, hatte derselbe schon einen geheimen Botschafter, den Grafen Göry nach Bayern gesendet, der auskundschaften sollte, was es denn mit dem Vertrage mit Österreich sei. Gegen Abend kam der Gesandte an und noch iu derselben Nacht wurde er durch ihren Geheimsekretär zu Maria Anna und Herzog Karl August zu einer Unterredung gerufen. Am nächsten Tage fand eine Zusammenkunft mit den Ministern statt. Die Beratungen dauerten bis tief in die Nacht. Herzog Marl versprach, daß er öffentlich gegen den Vertrag auftreten werde, und Friedrich Ii. sicherte ihm ausgiebige Hilfe zu. Der König von Preußen setzte sein gegebenes Wort sofort in die Tat um. Er stellte eine Armee ins Felb. Ein gleiches tat Österreich. Aber man vermied den Kampf und als die Kaiserin von Rußland gegen Österreich Stellung nahm, willigte eublich Kaiser Joseph in den Verzicht auf Bayern; nur das Land zwischen Inn und Salzach, das sogenannte Jnnviertel, wurde ihm abgetreten. Zwischen Karl Theodor und seinem Bayernvolke kam es nie zu rechter Eintracht. Die Pfälzer würden bevorzugt, und wer sich den Plänen des Kurfürsten entgegenstellte, den trafen Verfolgungen. Das mußte besonbers der eble Vaterlandsfreund Johann Georg von Lori erfahren. Derselbe war gegen die Abtretung Bayerns au Österreich. Dafür wurde er aus der Nähe des Kurfürsten verbannt. Lori ertrug die Strafe mit der Ruhe eines guten Gewissens. Auf dem Totenbette sprach er die Worte: „Ist halt boch gut sterben, wenn man ehrlich gelebt hat." König Maximilian Ii. ließ dem Braven au beiseit Geburtshaus eine Gebenktafel mit der Inschrift setzen: „Hier würde am 17. Juli 1722 der aufopfernde Vaterlandsfreund und seelenvolle nationale Geschichtsschreiber Johann Georg von Lori geboren." So siubet oft eine gute Tat, auch wenn ihr anfänglich mit Unbank gelohnt wird, boch noch bic verdiente Anerkennung. Das Mißtrauen der Bayern gegen Karl Theodor schtuaub niemals, selbst dann nicht, wenn er wirklich etwas Gutes vorhatte. Das Volk war uubefriebigt, der Fürst mißgestimmt. In dieser Zeit begann in Frankreich jene Umwälzung, die für ganz Europa so folgenschwer würde und unter dem Namen Französische Revolution bekannt ist. Der König Ludwig Xvi. wurde auf der Flucht gefangen genommen und später enthauptet. Die Unruhen schienen sich auszudehnen und die beutscheu Fürsten schlossen beshalb ein Büubuis gegen Frankreich. Der Krieg begann, nahm aber für Deutschland balb eine ungünstige Wenbung. Da schloß Preußen Fricben mit den Franzosen und nun brangen brei französische Heere gegen Österreich vor. Zwei bavon verwüsteten Franken und Bayern, wurden aber wieder vertrieben. Erfolgreicher focht in Italien die britte Armee unter dem 27-jährigen Napoleon Bonaparte, dem Sohn eines Advokaten

3. Kursus 3 = Schulj. 7 - S. 51

1883 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
20. Die Reformation. 51 „Es arbeiteten die Armen nicht mehr, fonbern wer Tuch zum Gewaube, ober (Setreibe zur Nahrung beburfte, ging zu einem Reichen, forberte es aus christlichem Rechte und nahm es im Weigerungsfälle enttoeber mit Gewalt, ober wanbte sich an Münzer, der ihm das (Srforberliche zusprach." Durch feine Anhänger würden Klöster, Schlösser und Denkmäler zerstört, bis die Schlacht bei Frankenh aufen biefem Treiben ein Ende machte. Die verführten Bauern kamen massenhaft um; Münzer würde 1525 zu Tode gefoltert. f. Die Zdicbcrtäufer in Münster. Ein ebenso trauriges, als aller Vernuuft bares Nachspiel yieoon trug sich etwa 10 Jahre später in Westfalen zu. Die Wiebertäitfer erhielten in Münster die Oberhanb. Ein nteberläitbifcher Schneiber, Johann Wockhokd, genannt Johann von Leyben, riß die Gewalt an sich. Mit dem Zeichen eines Herrschers versehen, hielt er auf dem Marktplatze, wo der „Stuhl Davibs" aufgerichtet war, Gerichtssitzung und führte bte größten Greueln ein. Enblich würde die Stadt erobert, hart bestraft, Johann und zwei seiner Anhänger zu Tode gefoltert und in eisernen Käsigen an den Turm gehängt, 1535. g. Der schmalkaldische Krieg, ^5^7—^555, und das Interim. Nach dem Reichstage zu Augsburg brohte Kart V., mit strengen Maßregeln gegen die Protestanten vorzugehen. Diese schlossen daher 1530 den schmamakdischen f77ö^ Wund. Schon schien ein Religionskrieg unver- I weiblich, als bte erneuerte Türkengefahr die Deutschen zur Einheit rief. Es kam der „Nürnberger Religions-friebe" 1532 zu staube, infolge beffen alle Religionsstreitigkeiten bis zu einem Konzil ruhen sollten. Nachbem die Protestanten das Konzil zu Orient 1545 als ein unfreies erklärt und beshalb nicht , ., beschickt hatten, beschloß der Kaiser, mit Waffen I gegen sie vorzugehen. Es folgte der schmalkalbische Krieg. In der Schlacht bei Mühlberg wnrbe der Kurfürst vou Sachsen geschlagen und gefangen genommen. Bald bemächtigte sich der Kaiser des Sanbgrafen von Hessen und hatte bannt beit Wiberstanb der Protestanten im wesentlichen gebrochen. 3*

4. Abriß der bairischen Geschichte - S. 69

1882 - Heidelberg : Winter
Kap. 16. § 103 u. 104. Kurpfalz-Baiern unter Karl Theodor. 69 wohner enthaltende Land zwischen dem Inn, der Donau und der Salzach mit der Hauptstadt Braunau. _ Als Kaiser Joseph Ii noch einen Versuch machte Baiern durch Tausch gegen tue österreichischen Niederlande zu erwerben, legten gleichfalls die bairischen Herzoge Karl und Max Joseph Verwahrung dagegen ein und hatten wieder den König von Preußen zum Beistand, der nun einen deutschen Fürstenbund zur Aufrechterhaltung des deutschen Länderbestandes stiftete. , (104.) Die übrige Regierungszeit Karl Theodors in Baiern ist übrigens durch verschiedene nützliche Werke bezeichnet. Zu diesen gehören: die Anlage des englischen Gartens in München (durch den nachmals zum Grafen von Rumford erhobenen Amerikaner Thompson, der sich auch durch die Einführung der „Rumfordischen Suppen" zur Speisung der Armen verdient machte), die Errichtung einer Militär-Akademie, die Verbesserung der Straßen- und Wasserbauten, die Trockenlegung und Besiedlung der Moore, besonders des Donaumooses, die Vermehrung der Gemäldesammlung durch einen Teil der Schleißheimer und Düsseldorfer Gallerie, die verbesserte Einrichtung der Hofbibliothek, die Ordnung des Münzkabinets durch Ignaz von Streber, die Erweiterung der Universität Ingolstadt. Dennoch wollte sich zwischen dem Kurfürsten und seinen bairischen Unterthanen kein vertrauensvolles Verhältnis bilden. Das gegenseitige Mißtrauen stieg vollends, als Karl Theodor nach der Unterdrückung des allerdings kirchen- und staatsgefährlichen Jlluminaten-Ordens (den der Jngolstadter Professor Adam Weishaupt gestiftet hatte) nicht nur die strengste Zensur einführte, sondern auch die Güter der Exjesuiteu, welche Kurfürst Max Iii zur Förderung der Aufgaben des Unterrichts und der Bildung bestimmt hatte, zur Errichtung einer Malteserzunge für den Fürsten von Bretzenheim verwendete. (Von seinem Nachfolger wieder zurückgenommen.) Die französische Revolution, gegen welche auch Baiern dem Kaiser beistand, verhängte auch über Psalzbaiern schwere Verluste; alle kurpfälzischen Länder am Rhein kamen in die Gewalt Frankreichs und selbst Baiern kam in ein Kriegsgedränge, so daß der Kurfürst aus München nach Lobkowitz in Sachsen flüchten mußte, worauf er mit Moreau einen Waffenstillstand schloß, dessen drückende Bedingungen zum Glück wegfielen, da einige Tage daraus Moreaus Rückzug an den Rhein Baiern wieder von der Kriegslast befreite (Sept. 1796). Durch einen geheimen Artikel im Frieden von Campo Formio 1797 sollte Baiern an Österreich einen Strich Landes bis zum Inn abgeben. Inzwischen führte aber der Ausgang der Rastatter Kongreß-Verhandlungen einen neuen Krieg herbei, vor dessen Ausbruch Karl Theodor starb, indem ihn am 16. Februar 1799 am Spieltisch der Schlag traf. Mit ihm erlosch die Sulzbacher Linie in Baiern, da er auch von seiner zweiten Gemahlin Marie Leopoldine keinen Erben hatte.

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 18

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Einmischung Frankreichs. Charakter des Krieges: nicht mehr^, Religion^ krieg. 18 Vii. Der Dreißigjährige Krieg. treue und daher behielt der Friebe den Charakter eiues Souber-friebeus. § 77. Der Schwedisch-französische Krieg 1636—1648. 1. Die sowohl vou dem Kaiser als auch vou anbereu Fürsteu au den Prager Separatfrieden geknüpfte Hoffnung, er werbe die Einleitung zu einem allgemeinen Friebensznstanb bilben, ging nicht in Erfüllung. Vielmehr entbrannte bald darauf der Kampf mit neuer Heftigkeit; er zog sich sogar noch 12 lange Jahre hin und nahm bet der immer größer werbenben Versilberung der Truppen eine so grauenhafte Gestalt an, daß die letzte Periobe des 30 jährigen Krieges zu den trübsten und unheilvollsten Zeiten gehört, welche das beutfche Volk zu erleben hatte. Die Verantwortung, die Kriegsflamme von neuem angefacht und fortwährenb genährt zu haben, hat Frankreich zu tragen, befseit leitender Minister Richelieu danach strebte, die Macht Habsbnrgs zu schwachen und Frankreichs Grenzen bis an den Rhein auszudehnen. Frankreich ermunterte Schweden zur Fortsetzung der Feindseligkeiten, ermöglichte dem hochstrebenben Bern har b von Weimar durch finanzielle Unterstützung die Werbung neuer Truppen und brachte selbst ein Heer auf, das unter Zuxeinte und Goitbe in Deutschland einfiel und namentlich im Süden große Verheerungen anrichtete. Durch die Beteiligung Frankreichs erhielt der Krieg ein anderes Gepräge. Bisher hatte es sich um den Gegensatz zwischen Katholizismus und Protestantismus gehandelt; dem unversöhnlichen Haß beiber Religionsparteien waren die ersten blutigen Scenen in Böhmen entsprungen und die ernste Gesährbung des Protestantismus durch das Restitutionsedikt war einer der Grünbe gewesen, welche Gustav Aböls zur Einmischung bestimmt hatten. Jetzt aber trat das religiöse Moment in den Hintergrund. Keine der fremden Möchte dachte mehr an Verteidigung kirchlicher Interessen; jeder war es nur um Eroberung zu tun. Der Krieg artete aus zu einem Kampf Fremder gegen Fremde; denn außer Schweden und Franzofen tauchten Wallonen, Kroaten, Ungarn, Spanier zc. als Streitende auf. Das unglückliche Deutschland bot nur den blutgetränkten Schauplatz dar, auf welchem die Leidenschaften und Roheiten der verwilderten Massen zur Entfaltung kanten. Die geworbene Soldateska sah es als ihre Hauptaufgabe an, die Vorräte der Bürger und Bauern zu verbrauchen, das Land gänzlich auszusaugen und dem nachziehenden Gegner alle Hilfsquellen zu entziehen. So ward Deutfchland mit seinen einst blühenden Gefilden und volkreichen, wohlhabenden Städten und Dörfern

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 20

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
20 Vii. Der Dreißigjährige Krieg. 1646—1648 namentlich dem bayerischen Lande durch furchtbare Verheerungen tiefe Wunden. Der fchwedifche General Königsmark sollte die kaiserlichen Erbstaaten erobern. Er drang ins Herz von Böhmen vor und machte 1648 einen Angriff auf Prag. Schon hatte er die sog. Kleinfeite der Stadt weggenommen, da verkündeten Trompeten unter dem Geläute der Glocken dem Lande die längst ersehnte Botschaft von dem allgemeinen Frieden (Oktober 1648). Grollend zogen die Schweden von Prag ab. Sie schleppten aber reiche Beute mit heim und darunter befand sich die Handschrift von Ulfilas' gotischer Bibelübersetzung, der berühmte Codex argenteus (jetzt in der Universitätsbibliothek von Upsala). Paul Gerhardt saug: „Gott Lob, nun ist erschollen Das edle Fried- und Freudewort, Daß nunmehr ruhen sollen Die Spieß' und Schwerter und ihr Mord." § 78. Der Westfälische Friede 1648. Verhandlungen 1. Schon auf dem Regensburger Reichstag vorn Jahre 1640 zu Osnabrück und ^ ™ r , i ^ ' ns.. . Münster, kam der Wunsch nach Beendigung des Krieges zum Ausdruck. Allein die hieraus bezüglichen Beratungen verliefen resultatlos und der Kampf tobte weiter. Ernstlicher wurden die Friedensverhandlungen von 1645 an in Angriff genommen und zwar zu Osnabrück zwischen dem Kaiser und den Schweden, die zugleich die protestantischen Stände ver- traten, und in Münster zwischen dem Kaiser und den Franzosen. Aber auch jetzt noch fehlte es den beteiligten Parteien an dem rechten Eiser. Unbedeutende Vor- und Formfragen und die Selbstsucht der auswärtigen Mächte, die mit möglichst reicher Beute den deutschen Kriegsschauplatz verlassen wollten, bewirkten eine derartige Verzögerung der Verhandlungen, daß der endgültige Abschluß des Friedens erst am 24. Oktober 1648 erfolgte. Die Friedensbestimmungen zerfallen in 3 Gruppen: 1) in solche, welche sich auf territoriale Verhältnisse, 2) in solche, welche sich auf religiös-kirchliche Verhältnisse und 3) in solche, welche sich auf verfassungsrechtliche Zustände beziehen. Territoriale Be- 2. I. Xemtormte Bestimmungen. stimmungen. a. Frankreich erhielt: das österreichische Elsaß, den Sundgau, die Festung Breisach, das Besatzungsrecht in Philippsburg, die Bestätigung des Besitzes der Städte und Bistümer Metz, Tonl und

7. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 339

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
155. Thierwanderungen. 339 saniere Reisen machen verschiedene Nager. Nur flüchtig zu gedenken des Eichhorns, das mitunter Wald mit Wald vertauscht und der Feldmäuse, die sich sogar durch größere Flüsse nicht am Weiter- ziehen hindern lassen, wie man denn weiß, daß sie selbst den Main und Rhein durchschwammen, müssen wir die Wurzelmaus, oder wie sie von ihrer Heimat heißt, die Kamtschatka-Ratte besonders hervorheben. Im Frühjahre verlassen Legionen dieser Thiere Kamt- schatka und ziehen in westlicher Richtung hunderte von Meilen landseinwärts den Ufern des Octrals und Jdoma zu, wo sie gegen Mitte August ankommen. Ihre Anzahl ist so ungeheuer, daß der Vorüber- zug einer einzigen Colonne oft mehrere Stunden währt. Im Oktober kehren die stark gelichteten Schaaren nach Kamt- schatka zurück und diese Rückkehr ist ein Freudenfest für das Land, weil eine Menge von Raubthieren die Züge be- gleitet, deren kostbares Pelzwerk eine willkommene Beute für die Bewohner dieser winterlich unfruchtbaren Gegenden ist. Minder regelmäßig, aber eben so merkwürdig sind die Wanderungen des Lemmings, der auf Schwedens und Norwegens Gebirgen in so großer An- zahl lebt, daß man auf dem Sewoge- birge oft ein Schlupfloch neben dem andern sieht. Zu Zeiten steigen diese gefräßigen Geschöpfe von den Küsten des Eismeeres nach den Thälern Lapp- lands herab, rücken in gedrängten Massen vorwärts und befolgen dabei immer eine gerade Linie, welche kein Hinderniß zu unterbrechen vermag. Berge und Felsen werden überstiegen, Flüsse durchschwom- men. So geht der Zug, hauptsächlich zur Nachtzeit unaufhaltsam weiter, eine Geißel des Landes, ein Schrecken für seine Bewohner. Denn ob auch Tausende und aber Tausende unterwegs zu Grunde gehen, ihre Zahl bleibt noch so erstaunens- würdig groß, daß sie alle und jede Vege- tation zerstören, das Gras nicht nur bis auf die Wurzel abbeißen, sondern auch noch den Boden aufwühlen und die darin befindlichen Samenkörner hervor- suchen. — Glücklicher Weise findet ein sol- cher Lemmingseinfall in derselben Gegend alle zehn Jahre höchstens einmal statt. Das Renthier, dieser höchste Schatz des Nordländers, verläßt in Heerden von vielen Tausenden gegen Ende Mai die Wälder Sibiriens, um sich gegen die Insekten, namentlich gegen die Renthierbremse zu schützen und an den Polarmeeren Nahrung zu suchen und kehrt erst im Herbste wieder zurück. Auffallender erscheinen die Wan- derungen mehrerer Arten der Antilo- pen. Diese sind bekanntlich Bewohner der Ebenen und baumlosen Flächen der Tro- penländer. Europa besitzt nur eine Art, die Steppen- oder Saiga-Antilope, die heerdenweise Polens Ebenen bevölkert, Winters aber südwärts zieht. Afrika allein zählt über 60 Arten, von denen der Springbock am interessan- testen sein dürfte. In Heerden von 20 bis 25,000 Stück lebt er in Südafrika, und es ist ein eignes Schauspiel, diese Thiere jagen zu sehen, weil da beständig mehrere 4 bis 6 Fuß hoch über einander weg springen. In dürren Jahren fallen die Springböcke verwüstend in die Saat- felder der Cap-Colonie ein. Doch müssen sie den angerichteten Schaden mit ihrem eignen vorzüglichen Fleische wenigstens theilweise Zahlen. Sie werden nämlich bei diesen Einfällen in Masse erlegt. — Selbst das Geschlecht der Robben und Wale hat seine Wanderer aufzu- weisen. Heerden von Seehunden lagern auf den im März und April vom Nord- pol herabtreibenden Eisfeldern und lassen sich so wärmeren Meeresstrecken zutreiben. Das Walroß benutzt dieselben Fahr- zeuge, doch zu kürzeren Stationen. Der beutegierige Delphin folgt den Zügen der Fische, durchkreuzt alle Meere und steigt selbst die Flußmündungen hinauf. Gleich verwegen ist der P o t t f i s ch (Cachelot), der von der Baffinsbai und Davisstraße aus bis in's atlantische Meer und selbst in das Mittelmeer hin- streicht. Ii. Aus dem Letztgesagten haben wir schon ersehen, daß die Wanderungen der Thiere nicht nur auf dem Festlande, sondern auch im flüssigen Elemente vor- - kommen; ja hier sind sie noch leichter auszuführen, weil sich den Zügen weniger 22*

8. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 170

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
170 Ii. Bilder aus der Länder - und Völkerkunde. zuweilen, daß man in dieser Lage blei- den muß, um den Thieren die nöthige Erholung zu gönnen. Mit dem Morgen beginnt man die Reise .wieder bei dem Glanze des Nordlichtes, das entweder als Raketengarbe über dem Himmel aus- gebreitet liegt, oder als Regenbogen aufgeht, oder in leuchtenden Strahlen aufschießt. Die ganze Reise ist von er- tödtender Einförmigkeit. Nur ein un- behaglich krankhaftes Gefühl erinnert den Menschen, daß er noch lebt; Herz und Sinne sind erstarrt, und der Geist ist öde und wüste, wie die Natur rings umher. 80. Afrika. Afrika, das alte Libyen der Grie- chen, machte schon ans die Alten den Eindruck des Räthselhaften und Geheim- nißvollen. Es war ihnen das Land der Wunder, aus dem immer etwas Neues zu erfahren sei. Was Afrika hervor- bringt, meint ein altes Sprichwort, ist außerordentlich, im Guten wie im Schlimmen. Und noch immer, obwohl seit Herodot und Plinius viele Jahr- hunderte vorübergerauscht, ist Afrika für uns das verschlossene Reich der Wun- der und Geheimnisse, denn noch immer sind trotz der zahlreichen Erforschungs- reisen der neuesten Zeit große Gebiete dieses merkwürdigen Erdtheiles für uns gänzlich, andere nahezu unbekannt und unerforscht geblieben. Das uns kaum dreihundert Jahre erschlossene Amerika kennen wir längst schon gründlicher, als das so nahe lie- gende Afrika. Kein Erdtheil ist aber auch so ent- schieden in sich abgeschlossen, als gerade Afrika. Es streckt keine wichtige Halb- insel in den Ocean aus, noch läßt es dessen Wasser in sein Inneres einschnei- den; die Küstenumsäumung dieses Fest- landes bemißt sich nur auf 3500 Mei- len, erreicht also bei weitem nicht ein- mal die Küstenerstreckung des viel klei- neren Europa. Dazu sind die Küsten- striche fast überall mehr geartet, abzu- stoßen, als anzuziehen. In der Nord- hälfte sind die Küsten meistens niedrig und sandig, oder die Wüste hat Sand- bänke in das Meer vorgeschoben; in der Südhälfte dagegen fallen dieselben größtenteils schroff ab. Die sonst dem Verkehre so förderlichen und gerade an den afrikanischen Küsten, insbesondere am Westrande so häufigen Meeresströ- mungen erschweren durch ihre Heftigkeit und die dadurch entstehende Brandung die Anfahrt, und der günstigen Hafen- buchten sind verhältnißmäßig nur wenige. Große Ströme weis't das dürre, wasserarme Afrika auch nur spärlich auf, und die wenigen bieten für die Schifffahrt viele Hindernisse und gestat- ten also kein Vordringen bis in's Herz des Erdtheiles. Bedenken wir noch, daß im Norden eine ungeheuere Wüste sich quer durch den ganzen Erdtheil zieht, im Süden aber unwegsame Randgebirge gleich mächtigen Wällen das Hochland umschließen, dann werden wir es sehr erklärlich finden, warum das Innere Afrikas bis jetzt von allem Völkerver- kehr abgeschlossen geblieben ist. Nur da, wo Afrika seine Uferstrecken euro- päischen und asiatischen Binnenmeeren zuwendet, also ein Gegengestade zu civilisirten Ländern bildet, vorzüglich in dem durch ein großartiges Stromsystem gesegneten Nordosten hat sich ein selbst- ständiges Kulturleben entfaltet, welches aber unter der Herrschaft des Islam im Laufe der Jahrhunderte ebenso einem unheilbaren Siechthum verfiel, als die frühere Blüthe und Macht Asiens. Im Innern Afrikas sind die patriarchalischen Urzustände der menschlichen Gesellschaft noch allgemein verbreitet und sie wer- den sich dort noch lange gegenüber der fortgeschrittenen Kultur Europas und Amerikas, ja selbst Asiens erhalten. Afrikas Völkerleben ist im Großen und Ganzen auf der Stufe der Kindheit stehen geblieben, und es ist kaum zu hoffen, daß es sich über dieselbe in Jahrhunderten merklich erheben werde,

9. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte - S. 40

1817 - München : Königl. Schulbücher-Hauptverl.
40 Ulte G efch ichte. Manche der sogenannten mosaischen Gesetze sind frei- lich Zusätze spaterer Zeit; manche mag Moses auch schon vorgefunden oder ans der ägyptischen Verfassung entlehnt haben; aber die hohe Eigenthümlichkeit und die Grundzüge dieser Gesetzgebung sind unstreitig das Werk dieses großen, gottbegeisterten Mannes. 3. Helden - Alter der Israeliten (1500-1095 v. Chr. ). Als die Eroberung von Palästina wirklich begin- nen sollte, starb Moses. Zosua aber, der Sohn Nuns, welcher in die Stelle des Verstorbenen als all- gemeiner Heerführer eintrat , ein kriegserfahrner Mann von festem Sinne, vollführte dieselbe, wenigstens ei- nem großen Theile nach, binnen kurzer Zeit. Die Be- sitznahme des Landes ward erleichtert, theils durch die Menge der Israeliten, deren Zug einer großen Völker- wanderung glich, theils durch die fromme Begeisterung derselben, theils durch die kluge Leitung der Priester, theils auch durch den losen Zusammenhang, welcher unter den Völkern Canaans Statt fand. Das Loos der letztem war sehr hart: Viele wurden getödtet; Viele entflohen; selbst an der Nordküste Afrikas glaubte man Spuren der unglücklichen Flüchtlinge gefunden zu haben. Viele Ca- naaniter blieben indessen noch lange unbesiegt ; es fehlte viel, daß sie nach dem Willen des Gesetzgebers, sogleich ausge- rottct wurden. Die Eroberung war noch keineswegs ganz vollendet, als das Land bereits unter die Stämme Israels vertheilt wurde. Wann indessen diese Theilung wirklich und in ihrem ganzen Umfang vollzogen worden sey, laßt sich nicht genau bestimmen; dem Wesentlichen nach war sie folgende: jenseits des Jordans wohnte der Stamm Rü- den am südlichsten; nördlicher der Stamm Gad; der halbe Stamm Manasse am nördlichsten. Im diesseiti- gen Lande besaß der Stamm Juda die südlichen Gegen- den, und schloß südwestlich den Stamm Simeon ein; nördlich von Juda wohnte der Stamm Benjamin, und nordwestlich am Meere der Stamm Dan; an beide Stäm- me nördlich gränzte der Stamm Ephraim, und an die-

10. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte - S. 698

1817 - München : Königl. Schulbücher-Hauptverl.
Hgs Neuere Geschichte. gen. Calvin hatte durch neue Behauptungen den Zwist noch vergrößert; die Uneinigkeit zwischen beiden Parteien nahm mehr und inehr zu, und in dem Con- cordi e n - B n ch e, welches, nachdem es (25. Iuny 1580) von dem Churfürsten August von Sachsen be- kannt gemacht worden, in den meisten evangelischen Staaten Deutschlands Aufnahme fand, waren die streitigen Pnnete so schneidend bestimmt, daß zwischen Lutheranern und Calvinisten weitere Bereinigungs-Ver- suche für lange Zeit unmöglich blieben. „Die Luthera- ner freuten sich, ans Licht zu bringen, in wie Vielem die Neformirten mit den Türken übereinstimmen, und wie diese noch besser als sene feyen. Die Neformir- ten aber waren des Sinnes, daß, wenn Feuer und Wasser sich vereinigen, so, daß jenes nicht mehr trockne, dieses nicht mehr lösche, alsdann, eher nicht, an eine Vereinigung mit den Lutheranern zu denken sen. Hierüber, da jeder Theil einzeln stritt, wurden durch die Catholischen beide leicht überwunden." Ii. Die Bündnisse. Bei der Spannung der kirchli- chen Parteien war es um so natürlicher, daß diese sich durch Bündnisse stärkten, je schlaffer die Negierung Nu- dolfö Ii. war. 1) Die Union. Am 4. May i608 schlossen mehrere protestantische Fürsten die sogenannte Union. Der Churfürst Friedrich Iv. von der Pfalz, der Pfalzgraf Philipp Ludwig von Neuburg, die Markgrafen Chri- stian von Culmbach und Joachim Ernst von Ansbach, der Herzog Johann Friedrich von Wirtemberg, und der Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach waren die ersten Mitglieder der Union; ihre Zahl wurde aber bald durch den Beitritt anderer prote- stantischen Fürsten vermehrt. Aufrechthaltung des Protestantismus war Zweck, der.churfürst von der Pfalz war Haupt des Bundes. Aus Veranlassung des Zülichschen Erbfolge-Streits war die Union zuerst lhatig. Als Johann-Wilhelm, Herzog von Berg, Jülich und Cleve (l6oy), ohne Kinder zu hinterlassen, gestorben war, machten mehrere Für-
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