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49. Elisabeth Charlotte.
In dem Zimmer des Museums im Otto-Heinrich-Bau, in dem wir Liselottes Bild gefunden, hängt an einem Pfeiler, abgesondert, als sollte es mit keinem andern in Berührung kommen, das Porträt eines Mannes mit einem Banditengesicht; das ist der Graf Melac, der Mann vom 2. Mürz 1689; Held kann man nicht sagen, denn Gott weiß es, das, was er an dem Tage getan hat, war kein Heldenstück.
Im September 1688 hatte Ludwig Xiv. sein Manifest erlassen:
„Daß weil der römische Kaiser mit verschiedenen Teutschen und „anderen Höfen heimliche Abrede und Anschläge gemacht, seine siegreiche „Waffen nach einem nun bald zu schließenden Frieden mit den Türken an „den Rhein und gegen Frankreich zu wenden, der König in Frankreich „sich gernüßiget sähe, sich aller der Orte am Rhein und Neckar zu versichern, „woraus ihm Schaden entstehen könne, bis der Madame von Orleans wegen „ihrer Erbschaft die Guüge an Geld, der ihr angestorbenen Väter- und „Brüderlicher Allodial-Güter und Fahrnuß geschehen rc. 2c. 2c."
Am 27. September wurde dieses Manifest übergeben, schon vorher aber, am 15. September, waren Bouflers und La Breteche mit dem französischen Heer vor Kaiserslautern erschienen, hatten die ganze Pfalz weggenommen, auch Speyer, Oppenheim, Worms und Mainz. Der Dauphin kam hinterdrein und nahm Philippsburg und am 24. Oktober kapitulierte Heidelberg vor dem Marschall Durras. In der von dem Dauphin ratifizierten Kapitnlationsurknnde hieß es: „Daß alle Mobilien im Schlosse unangetastet beibehalten, nichts am Schlosse veräußert, daß au allen Gebäuden in und vor der Stadt nichts veräußert, die Bürgerschaft mit Plünderung, Brandfchatznng oder anderer Beschädigung verschonet bleibe."
Kommandant von Heidelberg wurde der Geueral Gras Melac.
Am 14. Februar 1689 — o der sausenden Geschwindigkeit — wurde darauf zu Regensburg das Reichsgutachten abgefaßt:
„Daß die allen Glauben vergessende Cron Frankreich wegen der vielen friedbrüchigen Tätlichkeiten und Eingriffe in die Teutschen Lande, Rechte u. a. m. als ein Reichsfeind zu erklären und alle Reichsglieder gegen dieselbe mit zu gehen verbunden sein sollen."
Darauf, wie der alte Meister Gottfried in seiner „fortgesetzten historischen Chronik" berichtet, „zog der Graf Melac, als er von der Annäherung der Reichstruppen gehört, mit einiger Reuterey von Heidelberg ans, steckte Rohrbach, Laimen, Nußloch, Wiesloch, Kirchheim, Bruchhausen, Eppelheim, Neckar-Hansen, Neuen heim und Handfchnchsheim in Brand." Und als es nun kein Halten mehr in Heidelberg gab, beschloß er in einer Weise Abschied von der Stadt zu nehmen, daß seines „Daseins Spur" für immer sichtbar bleiben sollte. Schon feit einigen Tagen hatte man französische Minierer beschäftigt gesehen in Mauern und Türme des Schlosses Bohrlöcher zu treiben und sie mit Pulver zu laden. Am 2. März 1689, frühmorgens um 5 Uhr, stand
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth_Charlotte Mürz Ludwig_Xiv Ludwig Marschall_Durras Gottfried Graf_Melac Reuterey_von_Heidelberg Rohrbach Kirchheim
Extrahierte Ortsnamen: Otto-Heinrich-Bau Graf_Melac Rhein Frankreich Frankreich Rhein La_Breteche Speyer Oppenheim Worms Mainz Philippsburg Heidelberg Heidelberg Frankreich Wiesloch Bruchhausen Eppelheim Heidelberg
— 87
Bitte um Unterstützung ihrer Bestrebungen zur Erhaltung Bayerns. Noch ehe dieser Brief an Friedrich gelaugte, hatte derselbe schon einen geheimen Botschafter, den Grafen Göry nach Bayern gesendet, der auskundschaften sollte, was es denn mit dem Vertrage mit Österreich sei. Gegen Abend kam der Gesandte an und noch iu derselben Nacht wurde er durch ihren Geheimsekretär zu Maria Anna und Herzog Karl August zu einer Unterredung gerufen. Am nächsten Tage fand eine Zusammenkunft mit den Ministern statt. Die Beratungen dauerten bis tief in die Nacht. Herzog Marl versprach, daß er öffentlich gegen den Vertrag auftreten werde, und Friedrich Ii. sicherte ihm ausgiebige Hilfe zu.
Der König von Preußen setzte sein gegebenes Wort sofort in die Tat um. Er stellte eine Armee ins Felb. Ein gleiches tat Österreich. Aber man vermied den Kampf und als die Kaiserin von Rußland gegen Österreich Stellung nahm, willigte eublich Kaiser Joseph in den Verzicht auf Bayern; nur das Land zwischen Inn und Salzach, das sogenannte Jnnviertel, wurde ihm abgetreten.
Zwischen Karl Theodor und seinem Bayernvolke kam es nie zu rechter Eintracht. Die Pfälzer würden bevorzugt, und wer sich den Plänen des Kurfürsten entgegenstellte, den trafen Verfolgungen. Das mußte besonbers der eble Vaterlandsfreund Johann Georg von Lori erfahren. Derselbe war gegen die Abtretung Bayerns au Österreich. Dafür wurde er aus der Nähe des Kurfürsten verbannt. Lori ertrug die Strafe mit der Ruhe eines guten Gewissens. Auf dem Totenbette sprach er die Worte: „Ist halt boch gut sterben, wenn man ehrlich gelebt hat." König Maximilian Ii. ließ dem Braven au beiseit Geburtshaus eine Gebenktafel mit der Inschrift setzen: „Hier würde am 17. Juli 1722 der aufopfernde Vaterlandsfreund und seelenvolle nationale Geschichtsschreiber Johann Georg von Lori geboren." So siubet oft eine gute Tat, auch wenn ihr anfänglich mit Unbank gelohnt wird, boch noch bic verdiente Anerkennung.
Das Mißtrauen der Bayern gegen Karl Theodor schtuaub niemals, selbst dann nicht, wenn er wirklich etwas Gutes vorhatte. Das Volk war uubefriebigt, der Fürst mißgestimmt. In dieser Zeit begann in Frankreich jene Umwälzung, die für ganz Europa so folgenschwer würde und unter dem Namen Französische Revolution bekannt ist. Der König Ludwig Xvi. wurde auf der Flucht gefangen genommen und später enthauptet. Die Unruhen schienen sich auszudehnen und die beutscheu Fürsten schlossen beshalb ein Büubuis gegen Frankreich. Der Krieg begann, nahm aber für Deutschland balb eine ungünstige Wenbung. Da schloß Preußen Fricben mit den Franzosen und nun brangen brei französische Heere gegen Österreich vor. Zwei bavon verwüsteten Franken und Bayern, wurden aber wieder vertrieben. Erfolgreicher focht in Italien die britte Armee unter dem 27-jährigen Napoleon Bonaparte, dem Sohn eines Advokaten
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Maria_Anna Maria Karl_August Karl August Marl Friedrich_Ii Friedrich Joseph Karl_Theodor Karl Johann_Georg_von_Lori Johann Maximilian_Ii Maximilian Johann_Georg_von_Lori Johann Karl_Theodor Karl Ludwig_Xvi Ludwig Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Bayerns Frankreich Europa Frankreich Deutschland Bayern Italien
20. Die Reformation. 51
„Es arbeiteten die Armen nicht mehr, fonbern wer Tuch zum Gewaube, ober (Setreibe zur Nahrung beburfte, ging zu einem Reichen, forberte es aus christlichem Rechte und nahm es im Weigerungsfälle enttoeber mit Gewalt, ober wanbte sich an Münzer, der ihm das (Srforberliche zusprach." Durch feine Anhänger würden Klöster, Schlösser und Denkmäler zerstört, bis die Schlacht bei Frankenh aufen biefem Treiben ein Ende machte. Die verführten Bauern kamen massenhaft um; Münzer würde 1525 zu Tode gefoltert.
f. Die Zdicbcrtäufer in Münster.
Ein ebenso trauriges, als aller Vernuuft bares Nachspiel yieoon trug sich etwa 10 Jahre später in Westfalen zu. Die Wiebertäitfer erhielten in Münster die Oberhanb. Ein nteberläitbifcher Schneiber, Johann Wockhokd, genannt Johann von Leyben, riß die Gewalt an sich. Mit dem Zeichen eines Herrschers versehen, hielt er auf dem Marktplatze, wo der „Stuhl Davibs" aufgerichtet war, Gerichtssitzung und führte bte größten Greueln ein.
Enblich würde die Stadt erobert, hart bestraft, Johann und zwei seiner Anhänger zu Tode gefoltert und in eisernen Käsigen an den Turm gehängt, 1535.
g. Der schmalkaldische Krieg, ^5^7—^555, und das Interim.
Nach dem Reichstage zu Augsburg brohte Kart V., mit strengen Maßregeln gegen die Protestanten vorzugehen. Diese schlossen daher 1530 den schmamakdischen f77ö^ Wund. Schon schien ein Religionskrieg unver- I weiblich, als bte erneuerte Türkengefahr die Deutschen zur Einheit rief. Es kam der „Nürnberger Religions-friebe" 1532 zu staube, infolge beffen alle Religionsstreitigkeiten bis zu einem Konzil ruhen sollten.
Nachbem die Protestanten das Konzil zu Orient 1545 als ein unfreies erklärt und beshalb nicht , .,
beschickt hatten, beschloß der Kaiser, mit Waffen I gegen sie vorzugehen. Es folgte der schmalkalbische Krieg. In der Schlacht bei Mühlberg wnrbe der Kurfürst vou Sachsen geschlagen und gefangen genommen. Bald bemächtigte sich der Kaiser des Sanbgrafen von Hessen und hatte bannt beit Wiberstanb der Protestanten im wesentlichen gebrochen.
3*
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Extrahierte Personennamen: Johann_Wockhokd Johann Johann_von_Leyben Johann Johann
Kap. 16. § 103 u. 104. Kurpfalz-Baiern unter Karl Theodor. 69
wohner enthaltende Land zwischen dem Inn, der Donau und der Salzach
mit der Hauptstadt Braunau. _
Als Kaiser Joseph Ii noch einen Versuch machte Baiern durch Tausch gegen tue österreichischen Niederlande zu erwerben, legten gleichfalls die bairischen Herzoge Karl und Max Joseph Verwahrung dagegen ein und hatten wieder den König von Preußen zum Beistand, der nun einen deutschen Fürstenbund zur Aufrechterhaltung des deutschen Länderbestandes stiftete. ,
(104.) Die übrige Regierungszeit Karl Theodors in Baiern ist übrigens durch verschiedene nützliche Werke bezeichnet. Zu diesen gehören: die Anlage des englischen Gartens in München (durch den nachmals zum Grafen von Rumford erhobenen Amerikaner Thompson, der sich auch durch die Einführung der „Rumfordischen Suppen" zur Speisung der Armen verdient machte), die Errichtung einer Militär-Akademie, die Verbesserung der Straßen- und Wasserbauten, die Trockenlegung und Besiedlung der Moore, besonders des Donaumooses, die Vermehrung der Gemäldesammlung durch einen Teil der Schleißheimer und Düsseldorfer Gallerie, die verbesserte Einrichtung der Hofbibliothek, die Ordnung des Münzkabinets durch Ignaz von Streber, die Erweiterung der Universität Ingolstadt.
Dennoch wollte sich zwischen dem Kurfürsten und seinen bairischen Unterthanen kein vertrauensvolles Verhältnis bilden. Das gegenseitige Mißtrauen stieg vollends, als Karl Theodor nach der Unterdrückung des allerdings kirchen- und staatsgefährlichen Jlluminaten-Ordens (den der Jngolstadter Professor Adam Weishaupt gestiftet hatte) nicht nur die strengste Zensur einführte, sondern auch die Güter der Exjesuiteu, welche Kurfürst Max Iii zur Förderung der Aufgaben des Unterrichts und der Bildung bestimmt hatte, zur Errichtung einer Malteserzunge für den Fürsten von Bretzenheim verwendete. (Von seinem Nachfolger wieder zurückgenommen.)
Die französische Revolution, gegen welche auch Baiern dem Kaiser beistand, verhängte auch über Psalzbaiern schwere Verluste; alle kurpfälzischen Länder am Rhein kamen in die Gewalt Frankreichs und selbst Baiern kam in ein Kriegsgedränge, so daß der Kurfürst aus München nach Lobkowitz in Sachsen flüchten mußte, worauf er mit Moreau einen Waffenstillstand schloß, dessen drückende Bedingungen zum Glück wegfielen, da einige Tage daraus Moreaus Rückzug an den Rhein Baiern wieder von der Kriegslast befreite (Sept. 1796).
Durch einen geheimen Artikel im Frieden von Campo Formio 1797 sollte Baiern an Österreich einen Strich Landes bis zum Inn abgeben. Inzwischen führte aber der Ausgang der Rastatter Kongreß-Verhandlungen einen neuen Krieg herbei, vor dessen Ausbruch Karl Theodor starb, indem ihn am 16. Februar 1799 am Spieltisch der Schlag traf. Mit ihm erlosch die Sulzbacher Linie in Baiern, da er auch von seiner zweiten Gemahlin Marie Leopoldine keinen Erben hatte.
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Einmischung
Frankreichs.
Charakter des Krieges: nicht mehr^, Religion^ krieg.
18 Vii. Der Dreißigjährige Krieg.
treue und daher behielt der Friebe den Charakter eiues Souber-friebeus.
§ 77.
Der Schwedisch-französische Krieg 1636—1648.
1. Die sowohl vou dem Kaiser als auch vou anbereu Fürsteu au den Prager Separatfrieden geknüpfte Hoffnung, er werbe die Einleitung zu einem allgemeinen Friebensznstanb bilben, ging nicht in Erfüllung. Vielmehr entbrannte bald darauf der Kampf mit neuer Heftigkeit; er zog sich sogar noch 12 lange Jahre hin und nahm bet der immer größer werbenben Versilberung der Truppen eine so grauenhafte Gestalt an, daß die letzte Periobe des 30 jährigen Krieges zu den trübsten und unheilvollsten Zeiten gehört, welche das beutfche Volk zu erleben hatte. Die Verantwortung, die Kriegsflamme von neuem angefacht und fortwährenb genährt zu haben, hat Frankreich zu tragen, befseit leitender Minister Richelieu danach strebte, die Macht Habsbnrgs zu schwachen und Frankreichs Grenzen bis an den Rhein auszudehnen. Frankreich ermunterte Schweden zur Fortsetzung der Feindseligkeiten, ermöglichte dem hochstrebenben Bern har b von Weimar durch finanzielle Unterstützung die Werbung neuer Truppen und brachte selbst ein Heer auf, das unter Zuxeinte und Goitbe in Deutschland einfiel und namentlich im Süden große Verheerungen anrichtete.
Durch die Beteiligung Frankreichs erhielt der Krieg ein anderes Gepräge. Bisher hatte es sich um den Gegensatz zwischen Katholizismus und Protestantismus gehandelt; dem unversöhnlichen Haß beiber Religionsparteien waren die ersten blutigen Scenen in Böhmen entsprungen und die ernste Gesährbung des Protestantismus durch das Restitutionsedikt war einer der Grünbe gewesen, welche Gustav Aböls zur Einmischung bestimmt hatten. Jetzt aber trat das religiöse Moment in den Hintergrund. Keine der fremden Möchte dachte mehr an Verteidigung kirchlicher Interessen; jeder war es nur um Eroberung zu tun. Der Krieg artete aus zu einem Kampf Fremder gegen Fremde; denn außer Schweden und Franzofen tauchten Wallonen, Kroaten, Ungarn, Spanier zc. als Streitende auf. Das unglückliche Deutschland bot nur den blutgetränkten Schauplatz dar, auf welchem die Leidenschaften und Roheiten der verwilderten Massen zur Entfaltung kanten. Die geworbene Soldateska sah es als ihre Hauptaufgabe an, die Vorräte der Bürger und Bauern zu verbrauchen, das Land gänzlich auszusaugen und dem nachziehenden Gegner alle Hilfsquellen zu entziehen. So ward Deutfchland mit seinen einst blühenden Gefilden und volkreichen, wohlhabenden Städten und Dörfern
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Extrahierte Personennamen: Richelieu Gustav_Aböls Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Frankreich Frankreichs Rhein Frankreich Weimar Deutschland Frankreichs Schweden Ungarn Deutschland Deutfchland
20
Vii. Der Dreißigjährige Krieg.
1646—1648 namentlich dem bayerischen Lande durch furchtbare Verheerungen tiefe Wunden. Der fchwedifche General Königsmark sollte die kaiserlichen Erbstaaten erobern. Er drang ins Herz von Böhmen vor und machte 1648 einen Angriff auf Prag. Schon hatte er die sog. Kleinfeite der Stadt weggenommen, da verkündeten Trompeten unter dem Geläute der Glocken dem Lande die längst ersehnte Botschaft von dem allgemeinen Frieden (Oktober 1648). Grollend zogen die Schweden von Prag ab. Sie schleppten aber reiche Beute mit heim und darunter befand sich die Handschrift von Ulfilas' gotischer Bibelübersetzung, der berühmte Codex argenteus (jetzt in der Universitätsbibliothek von Upsala). Paul Gerhardt saug:
„Gott Lob, nun ist erschollen Das edle Fried- und Freudewort,
Daß nunmehr ruhen sollen
Die Spieß' und Schwerter und ihr Mord."
§ 78.
Der Westfälische Friede 1648.
Verhandlungen 1. Schon auf dem Regensburger Reichstag vorn Jahre 1640
zu Osnabrück und ^ ™ r , i ^ ' ns.. .
Münster, kam der Wunsch nach Beendigung des Krieges zum Ausdruck. Allein
die hieraus bezüglichen Beratungen verliefen resultatlos und der Kampf tobte weiter. Ernstlicher wurden die Friedensverhandlungen von 1645 an in Angriff genommen und zwar zu Osnabrück zwischen dem
Kaiser und den Schweden, die zugleich die protestantischen Stände ver-
traten, und in Münster zwischen dem Kaiser und den Franzosen. Aber auch jetzt noch fehlte es den beteiligten Parteien an dem rechten Eiser. Unbedeutende Vor- und Formfragen und die Selbstsucht der auswärtigen Mächte, die mit möglichst reicher Beute den deutschen Kriegsschauplatz verlassen wollten, bewirkten eine derartige Verzögerung der Verhandlungen, daß der endgültige Abschluß des Friedens erst am 24. Oktober 1648 erfolgte. Die Friedensbestimmungen zerfallen in 3 Gruppen: 1) in solche, welche sich auf territoriale Verhältnisse, 2) in solche, welche sich auf religiös-kirchliche Verhältnisse und 3) in solche, welche sich auf verfassungsrechtliche Zustände beziehen.
Territoriale Be- 2. I. Xemtormte Bestimmungen.
stimmungen.
a. Frankreich erhielt: das österreichische Elsaß, den Sundgau, die Festung Breisach, das Besatzungsrecht in Philippsburg, die Bestätigung des Besitzes der Städte und Bistümer Metz, Tonl und
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155. Thierwanderungen.
339
saniere Reisen machen verschiedene Nager.
Nur flüchtig zu gedenken des Eichhorns,
das mitunter Wald mit Wald vertauscht
und der Feldmäuse, die sich sogar
durch größere Flüsse nicht am Weiter-
ziehen hindern lassen, wie man denn
weiß, daß sie selbst den Main und
Rhein durchschwammen, müssen wir die
Wurzelmaus, oder wie sie von ihrer
Heimat heißt, die Kamtschatka-Ratte
besonders hervorheben. Im Frühjahre
verlassen Legionen dieser Thiere Kamt-
schatka und ziehen in westlicher Richtung
hunderte von Meilen landseinwärts den
Ufern des Octrals und Jdoma zu, wo
sie gegen Mitte August ankommen. Ihre
Anzahl ist so ungeheuer, daß der Vorüber-
zug einer einzigen Colonne oft mehrere
Stunden währt. Im Oktober kehren die
stark gelichteten Schaaren nach Kamt-
schatka zurück und diese Rückkehr ist ein
Freudenfest für das Land, weil eine
Menge von Raubthieren die Züge be-
gleitet, deren kostbares Pelzwerk eine
willkommene Beute für die Bewohner
dieser winterlich unfruchtbaren Gegenden
ist. Minder regelmäßig, aber eben so
merkwürdig sind die Wanderungen des
Lemmings, der auf Schwedens und
Norwegens Gebirgen in so großer An-
zahl lebt, daß man auf dem Sewoge-
birge oft ein Schlupfloch neben dem
andern sieht. Zu Zeiten steigen diese
gefräßigen Geschöpfe von den Küsten
des Eismeeres nach den Thälern Lapp-
lands herab, rücken in gedrängten Massen
vorwärts und befolgen dabei immer eine
gerade Linie, welche kein Hinderniß zu
unterbrechen vermag. Berge und Felsen
werden überstiegen, Flüsse durchschwom-
men. So geht der Zug, hauptsächlich
zur Nachtzeit unaufhaltsam weiter, eine
Geißel des Landes, ein Schrecken für
seine Bewohner. Denn ob auch Tausende
und aber Tausende unterwegs zu Grunde
gehen, ihre Zahl bleibt noch so erstaunens-
würdig groß, daß sie alle und jede Vege-
tation zerstören, das Gras nicht nur
bis auf die Wurzel abbeißen, sondern
auch noch den Boden aufwühlen und die
darin befindlichen Samenkörner hervor-
suchen. — Glücklicher Weise findet ein sol-
cher Lemmingseinfall in derselben Gegend
alle zehn Jahre höchstens einmal statt.
Das Renthier, dieser höchste
Schatz des Nordländers, verläßt in
Heerden von vielen Tausenden gegen
Ende Mai die Wälder Sibiriens, um
sich gegen die Insekten, namentlich gegen
die Renthierbremse zu schützen und an
den Polarmeeren Nahrung zu suchen
und kehrt erst im Herbste wieder zurück.
Auffallender erscheinen die Wan-
derungen mehrerer Arten der Antilo-
pen. Diese sind bekanntlich Bewohner der
Ebenen und baumlosen Flächen der Tro-
penländer. Europa besitzt nur eine Art,
die Steppen- oder Saiga-Antilope, die
heerdenweise Polens Ebenen bevölkert,
Winters aber südwärts zieht. Afrika
allein zählt über 60 Arten, von
denen der Springbock am interessan-
testen sein dürfte. In Heerden von 20 bis
25,000 Stück lebt er in Südafrika, und
es ist ein eignes Schauspiel, diese Thiere
jagen zu sehen, weil da beständig mehrere
4 bis 6 Fuß hoch über einander weg
springen. In dürren Jahren fallen die
Springböcke verwüstend in die Saat-
felder der Cap-Colonie ein. Doch müssen
sie den angerichteten Schaden mit ihrem
eignen vorzüglichen Fleische wenigstens
theilweise Zahlen. Sie werden nämlich
bei diesen Einfällen in Masse erlegt. —
Selbst das Geschlecht der Robben
und Wale hat seine Wanderer aufzu-
weisen. Heerden von Seehunden lagern
auf den im März und April vom Nord-
pol herabtreibenden Eisfeldern und lassen
sich so wärmeren Meeresstrecken zutreiben.
Das Walroß benutzt dieselben Fahr-
zeuge, doch zu kürzeren Stationen. Der
beutegierige Delphin folgt den Zügen
der Fische, durchkreuzt alle Meere und
steigt selbst die Flußmündungen hinauf.
Gleich verwegen ist der P o t t f i s ch
(Cachelot), der von der Baffinsbai
und Davisstraße aus bis in's atlantische
Meer und selbst in das Mittelmeer hin-
streicht.
Ii.
Aus dem Letztgesagten haben wir
schon ersehen, daß die Wanderungen
der Thiere nicht nur auf dem Festlande,
sondern auch im flüssigen Elemente vor- -
kommen; ja hier sind sie noch leichter
auszuführen, weil sich den Zügen weniger
22*
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Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Main Rhein Kamt- Schwedens Norwegens Sibiriens Europa Afrika Südafrika
170
Ii. Bilder aus der Länder - und Völkerkunde.
zuweilen, daß man in dieser Lage blei-
den muß, um den Thieren die nöthige
Erholung zu gönnen. Mit dem Morgen
beginnt man die Reise .wieder bei dem
Glanze des Nordlichtes, das entweder
als Raketengarbe über dem Himmel aus-
gebreitet liegt, oder als Regenbogen
aufgeht, oder in leuchtenden Strahlen
aufschießt. Die ganze Reise ist von er-
tödtender Einförmigkeit. Nur ein un-
behaglich krankhaftes Gefühl erinnert den
Menschen, daß er noch lebt; Herz und
Sinne sind erstarrt, und der Geist ist öde
und wüste, wie die Natur rings umher.
80. Afrika.
Afrika, das alte Libyen der Grie-
chen, machte schon ans die Alten den
Eindruck des Räthselhaften und Geheim-
nißvollen. Es war ihnen das Land der
Wunder, aus dem immer etwas Neues
zu erfahren sei. Was Afrika hervor-
bringt, meint ein altes Sprichwort, ist
außerordentlich, im Guten wie im
Schlimmen. Und noch immer, obwohl
seit Herodot und Plinius viele Jahr-
hunderte vorübergerauscht, ist Afrika für
uns das verschlossene Reich der Wun-
der und Geheimnisse, denn noch immer
sind trotz der zahlreichen Erforschungs-
reisen der neuesten Zeit große Gebiete
dieses merkwürdigen Erdtheiles für uns
gänzlich, andere nahezu unbekannt und
unerforscht geblieben.
Das uns kaum dreihundert Jahre
erschlossene Amerika kennen wir längst
schon gründlicher, als das so nahe lie-
gende Afrika.
Kein Erdtheil ist aber auch so ent-
schieden in sich abgeschlossen, als gerade
Afrika. Es streckt keine wichtige Halb-
insel in den Ocean aus, noch läßt es
dessen Wasser in sein Inneres einschnei-
den; die Küstenumsäumung dieses Fest-
landes bemißt sich nur auf 3500 Mei-
len, erreicht also bei weitem nicht ein-
mal die Küstenerstreckung des viel klei-
neren Europa. Dazu sind die Küsten-
striche fast überall mehr geartet, abzu-
stoßen, als anzuziehen. In der Nord-
hälfte sind die Küsten meistens niedrig
und sandig, oder die Wüste hat Sand-
bänke in das Meer vorgeschoben; in
der Südhälfte dagegen fallen dieselben
größtenteils schroff ab. Die sonst dem
Verkehre so förderlichen und gerade an
den afrikanischen Küsten, insbesondere
am Westrande so häufigen Meeresströ-
mungen erschweren durch ihre Heftigkeit
und die dadurch entstehende Brandung
die Anfahrt, und der günstigen Hafen-
buchten sind verhältnißmäßig nur wenige.
Große Ströme weis't das dürre,
wasserarme Afrika auch nur spärlich
auf, und die wenigen bieten für die
Schifffahrt viele Hindernisse und gestat-
ten also kein Vordringen bis in's Herz
des Erdtheiles. Bedenken wir noch, daß
im Norden eine ungeheuere Wüste sich
quer durch den ganzen Erdtheil zieht,
im Süden aber unwegsame Randgebirge
gleich mächtigen Wällen das Hochland
umschließen, dann werden wir es sehr
erklärlich finden, warum das Innere
Afrikas bis jetzt von allem Völkerver-
kehr abgeschlossen geblieben ist. Nur
da, wo Afrika seine Uferstrecken euro-
päischen und asiatischen Binnenmeeren
zuwendet, also ein Gegengestade zu
civilisirten Ländern bildet, vorzüglich in
dem durch ein großartiges Stromsystem
gesegneten Nordosten hat sich ein selbst-
ständiges Kulturleben entfaltet, welches
aber unter der Herrschaft des Islam
im Laufe der Jahrhunderte ebenso einem
unheilbaren Siechthum verfiel, als die
frühere Blüthe und Macht Asiens. Im
Innern Afrikas sind die patriarchalischen
Urzustände der menschlichen Gesellschaft
noch allgemein verbreitet und sie wer-
den sich dort noch lange gegenüber der
fortgeschrittenen Kultur Europas und
Amerikas, ja selbst Asiens erhalten.
Afrikas Völkerleben ist im Großen und
Ganzen auf der Stufe der Kindheit
stehen geblieben, und es ist kaum zu
hoffen, daß es sich über dieselbe in
Jahrhunderten merklich erheben werde,
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Extrahierte Personennamen: Herodot
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Afrika Afrika Amerika Afrika Afrika Europa Afrika Afrika Asiens Afrikas Europas Amerikas Asiens
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Ulte G efch ichte.
Manche der sogenannten mosaischen Gesetze sind frei-
lich Zusätze spaterer Zeit; manche mag Moses auch schon
vorgefunden oder ans der ägyptischen Verfassung entlehnt
haben; aber die hohe Eigenthümlichkeit und die Grundzüge
dieser Gesetzgebung sind unstreitig das Werk dieses großen,
gottbegeisterten Mannes.
3. Helden - Alter der Israeliten (1500-1095
v. Chr. ).
Als die Eroberung von Palästina wirklich begin-
nen sollte, starb Moses. Zosua aber, der Sohn
Nuns, welcher in die Stelle des Verstorbenen als all-
gemeiner Heerführer eintrat , ein kriegserfahrner Mann
von festem Sinne, vollführte dieselbe, wenigstens ei-
nem großen Theile nach, binnen kurzer Zeit. Die Be-
sitznahme des Landes ward erleichtert, theils durch die
Menge der Israeliten, deren Zug einer großen Völker-
wanderung glich, theils durch die fromme Begeisterung
derselben, theils durch die kluge Leitung der Priester,
theils auch durch den losen Zusammenhang, welcher unter
den Völkern Canaans Statt fand. Das Loos der letztem
war sehr hart: Viele wurden getödtet; Viele entflohen;
selbst an der Nordküste Afrikas glaubte man Spuren der
unglücklichen Flüchtlinge gefunden zu haben. Viele Ca-
naaniter blieben indessen noch lange unbesiegt ; es fehlte viel,
daß sie nach dem Willen des Gesetzgebers, sogleich ausge-
rottct wurden. Die Eroberung war noch keineswegs ganz
vollendet, als das Land bereits unter die Stämme Israels
vertheilt wurde. Wann indessen diese Theilung wirklich
und in ihrem ganzen Umfang vollzogen worden sey, laßt
sich nicht genau bestimmen; dem Wesentlichen nach war sie
folgende: jenseits des Jordans wohnte der Stamm Rü-
den am südlichsten; nördlicher der Stamm Gad; der
halbe Stamm Manasse am nördlichsten. Im diesseiti-
gen Lande besaß der Stamm Juda die südlichen Gegen-
den, und schloß südwestlich den Stamm Simeon ein;
nördlich von Juda wohnte der Stamm Benjamin, und
nordwestlich am Meere der Stamm Dan; an beide Stäm-
me nördlich gränzte der Stamm Ephraim, und an die-
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Extrahierte Personennamen: Palästina Zosua Benjamin
Hgs
Neuere Geschichte.
gen. Calvin hatte durch neue Behauptungen den
Zwist noch vergrößert; die Uneinigkeit zwischen beiden
Parteien nahm mehr und inehr zu, und in dem Con-
cordi e n - B n ch e, welches, nachdem es (25. Iuny
1580) von dem Churfürsten August von Sachsen be-
kannt gemacht worden, in den meisten evangelischen
Staaten Deutschlands Aufnahme fand, waren die
streitigen Pnnete so schneidend bestimmt, daß zwischen
Lutheranern und Calvinisten weitere Bereinigungs-Ver-
suche für lange Zeit unmöglich blieben. „Die Luthera-
ner freuten sich, ans Licht zu bringen, in wie Vielem
die Neformirten mit den Türken übereinstimmen, und
wie diese noch besser als sene feyen. Die Neformir-
ten aber waren des Sinnes, daß, wenn Feuer und
Wasser sich vereinigen, so, daß jenes nicht mehr
trockne, dieses nicht mehr lösche, alsdann, eher nicht,
an eine Vereinigung mit den Lutheranern zu denken
sen. Hierüber, da jeder Theil einzeln stritt, wurden
durch die Catholischen beide leicht überwunden."
Ii. Die Bündnisse. Bei der Spannung der kirchli-
chen Parteien war es um so natürlicher, daß diese sich
durch Bündnisse stärkten, je schlaffer die Negierung Nu-
dolfö Ii. war.
1) Die Union. Am 4. May i608 schlossen mehrere
protestantische Fürsten die sogenannte Union. Der
Churfürst Friedrich Iv. von der Pfalz, der Pfalzgraf
Philipp Ludwig von Neuburg, die Markgrafen Chri-
stian von Culmbach und Joachim Ernst von Ansbach,
der Herzog Johann Friedrich von Wirtemberg, und
der Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach
waren die ersten Mitglieder der Union; ihre Zahl
wurde aber bald durch den Beitritt anderer prote-
stantischen Fürsten vermehrt. Aufrechthaltung des
Protestantismus war Zweck, der.churfürst von der Pfalz
war Haupt des Bundes. Aus Veranlassung des
Zülichschen Erbfolge-Streits war die Union
zuerst lhatig. Als Johann-Wilhelm, Herzog
von Berg, Jülich und Cleve (l6oy), ohne Kinder
zu hinterlassen, gestorben war, machten mehrere Für-
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Extrahierte Personennamen: Iuny August Friedrich_Iv Friedrich Philipp_Ludwig_von_Neuburg Philipp Ludwig Joachim_Ernst_von_Ansbach Ernst Johann_Friedrich_von_Wirtemberg Johann Friedrich Georg_Friedrich_von_Baden-Durlach Friedrich Johann-Wilhelm Cleve