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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 224

1906 - München : Oldenbourg
224 42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I. 42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I. Von Siegmund von Riezler?) Maximilian ist der einzige unter den deutschen Fürsten, der Beginn und Ende des Dreißigjährigen Krieges erlebte, der einzige, der in allen Phasen des Kampfes mit im Vordergründe steht. Und in seiner Politik im Kriege spiegelt sich getreu der Charakter des großen deutschen Bürgerkrieges: hier wie dort vermengen sich die religiösen Triebfedern mit Besitz- und Machtfragen, hier wie dort geben die ersteren den Anstoß zum Kampfe und behalten während des Kampfes das Übergewicht. Als treuer und gehorsamer Sohn seiner Kirche ist Maximilian trotz seiner Friedensliebe einer von jenen geworden, welche die Fackel zum Brande des großen Krieges anlegten. Selbst seine anfängliche Zurückhaltung in deu konfessionellen Streitigkeiten im Reiche ist zum guten Teil durch das religiöse Motiv zu erklären, daß ihm die Abwehr der mohammedanischen Türken noch wichtiger und vordringlicher erscheint als die der Protestanten. Dann aber gibt er durch sein Eingreifen zum Schutze der katholischen Einrichtung der Prozessionen in Donauwörth das Signal zum Zusammenschlüsse der Protestanten in einem Bündnisse. Der katholische Gegenbund, der dessen natürliche Wirkung i]t, wird von ihm ins Leben gerufen und geleitet. Er rät dem Kaifer Matthias davon ab in Böhmen religiöse Zugeständnisse zu machen, zu beuert sich dieser in seiner Notlage einen Augenblick fast gezwungen sieht und die den Ausbruch des Krieges wahrscheinlich verhindert hätten. Er selbst, der jede Einmischung in die inneren Wirren Österreichs vordem so entschieden ablehnte, hätte dann in den böhmischen Krieg nicht eingegriffen, Hütte es nicht gegolten dem gut katholischen Kaiser zu helfen, den kalvinischen Fürsten zu vertreiben, der Gefahr einer protestantischen Mehrheit im Kursürsteurate und damit der Möglichkeit einer protestantischen Kaiserwahl für die Zukunft vorzubeugen. Auch die ehrgeizigen Ziele, die er dabei sogleich ins Auge faßt, sind nicht frei vou religiöser Färbung: die Kur und die pfälzischen Lande als Preise davonzutragen erscheint als Gewissenspflicht, da die katholische Mehrheit im Kurfürstenrate gesichert und die pfälzische Bevölkerung dem Katholizismus zurückgewonnen werden foll. Als endlich die Ohnmacht der besiegten Protestanten dem Kriege ein Ende zu bereiten scheint, dringt Maximilian darauf, daß als Siegespreis die Zurückstellung der säkularisierten Stifter und Güter an die katholische Kirche gefordert und durchgeführt werde — und sieht sich nun gezwungen auch den Kampf mit Gustav Adolf aufzunehmen, der nicht nur als politischer Rivale Habsburgs um die Ostseeherrschaft sondern auch als Schirmer und Befreier feiner bedrängten Glaubensfreunde in Deutschland landet. Da die Religion unvergleichlich höher steht als die Nationalität, 2) Geschichte Bayerns, V. Band, S. 673 ff. Gotha 1903, A. Perthes.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 231

1906 - München : Oldenbourg
42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I. 231 und was er selbst mit Stiftung des Collegium anglicanum in Lüttich und in Burghausen und Mindelheim für sie getan, auch die Kollegien zu Landshut und Straubing, denen er landesherrlichen Konsens und Förderung erteilt habe, ans Herz. Wanne Unterstützung fanden bei ihm die Jesuitenmissionen in Ostasien, deren Fortschritte er mit Freuden verfolgte. Durch den gelehrten Astronomen des Ordens, den Jesuiten Adam Schall aus Köln, ließ er dem Kaiser vou China eine in Wachs modellierte Darstellung der Heiligen drei Könige vor dem Christkind überreichen. Für die Kanonisation Loyolas hat er in Rom seine Fürsprache eingelegt. Eine Anzahl der von Tilly eroberten Fahnen und Standarten ließ er in der Münchener Jesuitenkirche aufstellen. Folgte er aber in der Hauptrichtung seines Tuns und Lassens den von den Jesuiten gewiesenen Bahnen, so dürfte mein doch nicht sagen, daß er zu einem Werkzeuge des Ordens herabgesunken wäre. Überhaupt war sein Urteil zu selbständig, sein Wille zu fest, sein fürstliches Selbstgefühl zu ausgeprägt, als daß er Übergriffe des Klerus in seine fürstlichen Rechte geduldet hätte. Selbst dem Papste gegenüber verstand er die Person wohl vom Amte zu scheiden. Wenn er 1647 durch feine Gesandten am französischen Hofe sich gegen die Auffassung verwahrte, als ob er den Jesuiten Einfluß auf die äußere Politik gestatte, war dies im großen und ganzen nicht unberechtigt. Auch wenn er in solchen politischen Fragen, bei welchen ein kirchliches Interesse hereinspielte — was allerdings wohl bei der Mehrzahl zutraf — die Stimme feiner jesuitischen Berater einholte, behielt er sich doch stets die Entscheidung darüber vor, ob es zweckmäßig sei von den rein kirchlichen Gesichtspunkten sich leiten zu lassen. Wenigen Fürsten schwebte ein so hohes Ideal ihres Berufes vor und keiner ist wohl in seinem Wirken dem eigenen Ideal so nahe gekommen wie er. Tugend — so lautete einer seiner Aussprüche — ist eine Zierde aller Menschen; vor allen anderen aber muß durch sie glänzen der Fürst, den der Titel des „Durchlauchtigsten" auszeichnet. Und in seinem Testament gab er seinem Sohne zu bedenken, daß der wahre Glaube ohne Gottesfurcht und tugendfamen Wandel wenig nütze. Das Leben des Fürsten, sagt er hier, ist die beste Lehre für Beamte und Untertanen und eifert mehr zur Tugend an als viele Mandate und Strafen. Berühmt sind die Monita paterna, die 1639 für den Kurprinzen Ferdinand Maria verfaßt, die Pflichten eines Fürsten gegen Gott, gegen sich selbst und die Untertanen schildern. Sie zeichnen das Idealbild eines katholischen Fürsten im Sinne der Gegenreformation und der Jesuiten und widerlegen anfs wirksamste jeden, der den gewaltigen sittlichen Ernst dieser Richtung unterschätzen wollte. Vergleicht man diese und die anderen von Maximilian für seinen Sohn hinterlassenen Vorschriften mit der Schilderung Albrechts V. durch seine Rate, dann hinwiederum mit dem Charakterbilde des Enkels, des frivolen Max Emanuel, so springt das große historische Gesetz der sich ablösenden Gegensätze rein wie selten in die Augen. Die Monita

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 266

1906 - München : Oldenbourg
266 49. Elisabeth Charlotte. In dem Zimmer des Museums im Otto-Heinrich-Bau, in dem wir Liselottes Bild gefunden, hängt an einem Pfeiler, abgesondert, als sollte es mit keinem andern in Berührung kommen, das Porträt eines Mannes mit einem Banditengesicht; das ist der Graf Melac, der Mann vom 2. Mürz 1689; Held kann man nicht sagen, denn Gott weiß es, das, was er an dem Tage getan hat, war kein Heldenstück. Im September 1688 hatte Ludwig Xiv. sein Manifest erlassen: „Daß weil der römische Kaiser mit verschiedenen Teutschen und „anderen Höfen heimliche Abrede und Anschläge gemacht, seine siegreiche „Waffen nach einem nun bald zu schließenden Frieden mit den Türken an „den Rhein und gegen Frankreich zu wenden, der König in Frankreich „sich gernüßiget sähe, sich aller der Orte am Rhein und Neckar zu versichern, „woraus ihm Schaden entstehen könne, bis der Madame von Orleans wegen „ihrer Erbschaft die Guüge an Geld, der ihr angestorbenen Väter- und „Brüderlicher Allodial-Güter und Fahrnuß geschehen rc. 2c. 2c." Am 27. September wurde dieses Manifest übergeben, schon vorher aber, am 15. September, waren Bouflers und La Breteche mit dem französischen Heer vor Kaiserslautern erschienen, hatten die ganze Pfalz weggenommen, auch Speyer, Oppenheim, Worms und Mainz. Der Dauphin kam hinterdrein und nahm Philippsburg und am 24. Oktober kapitulierte Heidelberg vor dem Marschall Durras. In der von dem Dauphin ratifizierten Kapitnlationsurknnde hieß es: „Daß alle Mobilien im Schlosse unangetastet beibehalten, nichts am Schlosse veräußert, daß au allen Gebäuden in und vor der Stadt nichts veräußert, die Bürgerschaft mit Plünderung, Brandfchatznng oder anderer Beschädigung verschonet bleibe." Kommandant von Heidelberg wurde der Geueral Gras Melac. Am 14. Februar 1689 — o der sausenden Geschwindigkeit — wurde darauf zu Regensburg das Reichsgutachten abgefaßt: „Daß die allen Glauben vergessende Cron Frankreich wegen der vielen friedbrüchigen Tätlichkeiten und Eingriffe in die Teutschen Lande, Rechte u. a. m. als ein Reichsfeind zu erklären und alle Reichsglieder gegen dieselbe mit zu gehen verbunden sein sollen." Darauf, wie der alte Meister Gottfried in seiner „fortgesetzten historischen Chronik" berichtet, „zog der Graf Melac, als er von der Annäherung der Reichstruppen gehört, mit einiger Reuterey von Heidelberg ans, steckte Rohrbach, Laimen, Nußloch, Wiesloch, Kirchheim, Bruchhausen, Eppelheim, Neckar-Hansen, Neuen heim und Handfchnchsheim in Brand." Und als es nun kein Halten mehr in Heidelberg gab, beschloß er in einer Weise Abschied von der Stadt zu nehmen, daß seines „Daseins Spur" für immer sichtbar bleiben sollte. Schon feit einigen Tagen hatte man französische Minierer beschäftigt gesehen in Mauern und Türme des Schlosses Bohrlöcher zu treiben und sie mit Pulver zu laden. Am 2. März 1689, frühmorgens um 5 Uhr, stand

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 242

1906 - München : Oldenbourg
242 44. Karl Ludwigs Rückkehr in die Pfalz. dreißigjährigen Verwüstung schwinden mußten. Wer alte Häuser ausbessere, heißt es in einer Verordnung vom 7. Mai 1650, solle auf zwei Jahre, und wer neue baue, auf drei Jahre von jeder Häusersteuer frei fein; wüste Felder anzubauen machte ein Jahr frei von Abgaben; wer ganz verwilderte Plätze anbaute, war auf drei Jahre, wer Weinberge wieder anpflanzte, auf sechs Jahre von jeder Auslage durchaus entbunden. Nicht nur die verjagten Pfälzer kamen wieder, auch Kolonisten ans fremden Landern, aus der Schweiz, aus Holland. Frankreich, England sammelten sich. Eine kleine Schar von friedlichen Bewohnern des Luzeruertales in Piemont siedelte sich noch spät (1665) im Amt Germersheim an und erhielt außer der Steuer-, Gewerbe- und Abzugsfreiheit ihre eigene Gemeindeverwaltung und ihre selbstgewählten Geistlichen. Die Städte erhielten ihre munizipalen Freiheiten bestätigt oder sie wurden mit neuen bereichert und in wenigen Jahren waren £>ie Ruinen wieder in Sitze bürgerlichen Fleißes umgewandelt. Der Kurfürst selbst munterte auf, wo er konnte, und half auch mit Geld, obwohl seine eigenen Mittel so beschränkt waren, daß er zur Reise auf den Reichstag (1652) von einzelnen Städten als Vorschuß auf die Steuern sich 50 Taler borgen mußte. So lebendig man bemüht war das materielle Wohl zu heben und so glücklichen Erfolg die Gunst der Natur jenen Bemühungen zu teil werden ließ, so hatte doch an dem neu aufkeimenden Wohlstände des Landes jener edle und freie Sinn einen großen Anteil, womit religiöse Formen jeder Art geduldet und geschützt wurden. Karl Ludwig, in der Welt und im Leben viel Herumgetrieben und mit einer reichen Bildung ausgestattet, dachte über die kirchlichen Formen viel freier als seine calvinisch strengen Vorfahren jemals sich gestattet hätten. Von jener naiven Glaubenseinfalt seines Ahnen Fried -rtel) Iii., dem calvinisch warmen Eifer seiner Vorfahren Johann Kasimir und Friedrich Ix . oder der ängstlich kirchlichen Befangenheit seines Vaters war in dem mehr nach außen gerichteten, weltmännisch gebildeten Karl Ludwig nichts zu finden: in jenem Augenblicke ein großes Glück für Land und Untertanen. (£<? wurde nicht nach der Form des Bekenntnisses und den kirchlichen Zeremonien gesragt, wenn man fleißige und brauchbare Bürger suchte, und Karl Ludwig wart) einer der ersten deutschen Fürsten, der durch die Tat jenes unselige Vorurteil widerlegte, man müsse um gut regieren zu können Untertanen einerlei Bekenntnisses haben. Die auswärtigen Verhältnisse hatten indessen den Kurfürsten viel be- schäftigt, namentlich die vollständige Durchführung des Westfälischen Friedens. Noch wurden der Pfalz verschiedene Hoheitsrechte entzogen, ein großer Teil von Ortschaften und Ämtern vorenthalten. Was aber den Kurfürsten am meisten beschäftigte, war das Schicksal des getreuen Frankenthal, das die spanische Besatzung nicht mehr räumen zu wollen schien. Die Truppen der Spanier, Schweden und Franzosen hausten, wo sie noch als Besatzung lagen, trotz des Friedens wie in der Kriegszeit; in Alzey ward, während sich der

5. Herzog Maximilian I. von Bayern vor der Schlacht am weißen Berge - S. 3

1898 - München : Piloty & Loehle
Herzog Maximilian I. von Äayern vor der Schlacht am weißen Lerge 1620. Der furchtbare 30jährige Krieg, der unser Vaterland auf die schrecklichste Weise verheerte, entzündete sich in Böhmen. Durch den Prager Fenstersturz 1618 hatten die böhmischen Stände dem Kaiser den Gehorsam aufgekündet. Nach dem Tode des gealterten Matthias erklärten sie dessen Vetter und Nachfolger Ferdinand Ii. der böhmischen'urone verlustig und übertrugen sie auf deu Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz. Nachdem dieser das verhängnisvolle Angebot angenommen, mußte der Krieg zwischen ihm und dem Kaiser entscheiden. Ausschlaggebend war, daß der letztere die beste Streitmacht, die es damals in Deutschland gab, das Heer des katholischen Bundes der Liga, für sich gewann, während die protestantische Union ihr Oberhaupt Friedrich V. im Kampf um Böhmen im Stiche ließ. Nachdem Ferdinand Ii. mit seinem Jugendfreund und Studiengenossen (auf der Universität Ingolstadt), dem Herzog Maximilian von Bayern, dem Haupte der Liga, zu München einen Vertrag geschlossen, rückte dieser mit seinem Feldherrn Johann Tserklaes von Tilly an der Spitze der bayerisch-ligistischen Streitkräfte in das bereits abgefallene Oberösterreich ein, das er rasch dem Kaiser wieder unterwarf, und zog dann nach Böhmen, wo der Feind vor ihm zurückwich bis westlich von Prag. Hier kam es am 8. November 1620 zur entscheidenden Schlacht am weißen Berg. Schon nach 1^/2 Stunden hatten die ligistischeu und kaiserlichen Truppen einen vollen Sieg über das von Christian von Anhalt geführte Heer Friedrichs V. davongetragen, dem diese Niederlage und seine Flucht nach Holland nicht nur sein böhmisches Königtum, sondern sogar seine Stammlande Pfalz und Oberpfalz kostete. Den Kriegsrat, der im katholischen Heere vor dieser folgenschweren Schlacht abgehalten wurde, schildert unser Bild, das von Karl von Piloty (1826—86) gemalt ist.

6. Vaterländische Geschichte - S. 83

1909 - Nürnberg : Korn
ein. Ott-Heinrich war ein hochgebildeter Fürst, der für die Schulen, namentlich für die Hochschule Heidelberg sehr viel tat. Der Ottheinrichs-bau, der schönste Teil des Heidelberger Schlosses, trägt seinen Namen. Mit diesem Fürsten erlosch die Heidelberger Linie (1559), die fast 150 Jahre die Kurwürde geführt hatte. Die Kur mit der Pfalz fiel S i m m ertt zu; denn Neumarkt war schon ausgestorben. Die junge Pfalz (Neuburg) kam an Zweibrücken. Ii. Die Kurlinie S i m in e r n. (1559—1685.) Bei der Teilung der Pfalz, welche Ruprechts Söhne einst vornahmen, kam Simmern an des Kaisers dritten Sohn Stephan. Seine Besitzungen bestanden aus dem Fürstentum Simmern und der Grafschaft Zweibrücken. Seine beiden Söhne teilten das Land nach seiner Zusammensetzung in S i m m e r n und — Zweibrücken. Der erste Kurfürst der neuen Linie (der vierte Regent in Simmern) war Friedrich Iii. Dieser trat von der lutherischen zur kalvinistischen Lehre über. Er ließ den heute uoch bei den Kalvinisten geltenden Heidelberger Katechismus verfassen. Diejenigen, welche um ihres kalviuistischen Glaubens willen aus ihrer Heimat vertrieben wurden, nahm er in sein Land auf. Nach dem verwerflichen Grundsatz der damaligen Zeit, daß das Volk immer der Religion seines Fürsten folgen müsse, wurden die Bewohner der Pfalz mehrmals nacheinander gezwungen, ihren Glauben zu ändern. Ludwig Vi., Friedrichs Sohn und Nachfolger, der schon zu Lebzeiten seines Vaters Statthalter der Oberpfalz war, zwang die Einwohner der Pfalz, wieder lutherisch zu werdeu. In seinem Testamente hinterließ er die Bestimmung, daß sein Sohn im lutherischen Glauben erzogen werden solle. Trotzdem ließ sein Bruder Kasimir, der die Vormundschaft führte, denselben in der kalvinischen Lehre erziehen. Auch das Volk mußte sich wieder zu dieser Lehre bekennen. Als Friedrich Iv. endlich zur Regierung kam, herrschte er mit Milde und Klugheit im Lande. Die Universität Heidelberg erreichte unter ihm die höchste Blüte. Das Dors Mannheim erhob er zur Stadt. Ihm folgte Friedrich V. Dieser nahm eine englische Königstochter zur Frau. Er stellte sich, wie es schon sein Vater getan hatte, an die Spitze der protestantischen Fürsten. Dadurch und durch die Annahme der böhmischen Königskrone wurde er in den Dreißigjährigen Krieg verwickelt, der ihn aller seiner Länder und Würden beraubte, wie wir schon bei früherer Gelegenheit gesehen haben. Erst nach dem Ende jenes fürchterlichen Krieges erhielt sein Sohn Karl Ludwig die Pfalz wieder. Auch wurde für ihn eine neue Kurwürde, die achte, errichtet; denn die siebente war dem Herzog Maximilian von Bayern verliehen worden. Der neue Pfälzer Kurfürst suchte die Wunden, welche der Krieg dem Lande geschlagen hatte, zu heilen. Auch die Gegensätze zwischen den Glaubensrichtungen hoffte

7. Vaterländische Geschichte - S. 87

1909 - Nürnberg : Korn
— 87 Bitte um Unterstützung ihrer Bestrebungen zur Erhaltung Bayerns. Noch ehe dieser Brief an Friedrich gelaugte, hatte derselbe schon einen geheimen Botschafter, den Grafen Göry nach Bayern gesendet, der auskundschaften sollte, was es denn mit dem Vertrage mit Österreich sei. Gegen Abend kam der Gesandte an und noch iu derselben Nacht wurde er durch ihren Geheimsekretär zu Maria Anna und Herzog Karl August zu einer Unterredung gerufen. Am nächsten Tage fand eine Zusammenkunft mit den Ministern statt. Die Beratungen dauerten bis tief in die Nacht. Herzog Marl versprach, daß er öffentlich gegen den Vertrag auftreten werde, und Friedrich Ii. sicherte ihm ausgiebige Hilfe zu. Der König von Preußen setzte sein gegebenes Wort sofort in die Tat um. Er stellte eine Armee ins Felb. Ein gleiches tat Österreich. Aber man vermied den Kampf und als die Kaiserin von Rußland gegen Österreich Stellung nahm, willigte eublich Kaiser Joseph in den Verzicht auf Bayern; nur das Land zwischen Inn und Salzach, das sogenannte Jnnviertel, wurde ihm abgetreten. Zwischen Karl Theodor und seinem Bayernvolke kam es nie zu rechter Eintracht. Die Pfälzer würden bevorzugt, und wer sich den Plänen des Kurfürsten entgegenstellte, den trafen Verfolgungen. Das mußte besonbers der eble Vaterlandsfreund Johann Georg von Lori erfahren. Derselbe war gegen die Abtretung Bayerns au Österreich. Dafür wurde er aus der Nähe des Kurfürsten verbannt. Lori ertrug die Strafe mit der Ruhe eines guten Gewissens. Auf dem Totenbette sprach er die Worte: „Ist halt boch gut sterben, wenn man ehrlich gelebt hat." König Maximilian Ii. ließ dem Braven au beiseit Geburtshaus eine Gebenktafel mit der Inschrift setzen: „Hier würde am 17. Juli 1722 der aufopfernde Vaterlandsfreund und seelenvolle nationale Geschichtsschreiber Johann Georg von Lori geboren." So siubet oft eine gute Tat, auch wenn ihr anfänglich mit Unbank gelohnt wird, boch noch bic verdiente Anerkennung. Das Mißtrauen der Bayern gegen Karl Theodor schtuaub niemals, selbst dann nicht, wenn er wirklich etwas Gutes vorhatte. Das Volk war uubefriebigt, der Fürst mißgestimmt. In dieser Zeit begann in Frankreich jene Umwälzung, die für ganz Europa so folgenschwer würde und unter dem Namen Französische Revolution bekannt ist. Der König Ludwig Xvi. wurde auf der Flucht gefangen genommen und später enthauptet. Die Unruhen schienen sich auszudehnen und die beutscheu Fürsten schlossen beshalb ein Büubuis gegen Frankreich. Der Krieg begann, nahm aber für Deutschland balb eine ungünstige Wenbung. Da schloß Preußen Fricben mit den Franzosen und nun brangen brei französische Heere gegen Österreich vor. Zwei bavon verwüsteten Franken und Bayern, wurden aber wieder vertrieben. Erfolgreicher focht in Italien die britte Armee unter dem 27-jährigen Napoleon Bonaparte, dem Sohn eines Advokaten

8. Vaterländische Geschichte - S. 67

1909 - Nürnberg : Korn
67 — in bet Verborgenheit an, die Bibel in die beutsche Sprache zu übersetzen. In Worms war auch gegen alle Anhänger Luthers die Acht ausgesprochen worden; aber niemand vollzog sie. Nun würde auf einem neueu Reichstag zu Speyer (1529) der kirchliche Streit wieber aufgegriffen und die Wormser Beschlüsse würden erneuert. Dagegen protestierten die lutherisch ge-sinnten Stäube (6 Fürsten und 14 Reichsstädte) und erhielten von da ab den Namen „Protestanten". Schon im nächsten Jahre saud wieder eiuc Reichsversammlung statt diesmal in Augsburg (1530). Hier überreichten die Protestanten ihre Bekenntnisschrift „die Augsburger Konfession", welche die von der katholischen Kirche abweichenden Lehreu enthält. Damit war dem Laufe der Reformation eine bestimmte Bahn vorgezeichuet. Die Bauern mißverstanden die Lehre Luthers. Unter der gepredigten christlichen Freiheit verstanden sie die Befreiung von allen Abgaben. Dies und der fast unerträgliche Druck von Lasten und Frondiensten brachte sie zur Empörung gegen ihre Herren. Sie scharten sich zusammen, zerstörten Klöster und Schlösser und hausten in Schwaben und am Rhein in ganz fürchterlicher Weise. Diese Ausstände sind unter dem Namen der Bauernkrieg bekannt. Luther hatte Erbarmen mit der traurigen Lage der Bauern, eiferte aber später selbst nicht zum wenigsten gegen die gewalttätigen Aufrührer. Vvn Bayern blieben die Unruhen fern. Auch die Lehre Luthers drang vorerst noch nicht in Bayern ein. Die Strenge, mit der Herzog Wilhelm dies hinderte, trug ihm von seinen Glaubensgenossen den Beinamen „der Standhafte" ein. Herzog Wilhelm schuf mit seinem Bruder manche treffliche Einrichtung. Die Festung Ingolstadt, die noch heute der bedeutendste Waffenplatz Sübbentschlaubs ist, verdankt ihnen ihre Entstehung. Die Universität dortselbst würde reichlich unterstützt. Biele berühmte Gelehrte besanben sich unter den Professoren. Aber nicht nur der Hochschule, auch den Schulen des nieberen Volkes wendeten sie ihre Aufmerksamkeit zu, indem sie viele Dorfschulen gründeten und die erste bayerische Schulordnung erließen. Der jüngere Bruder Ludwig starb zuerst. Fünf Jahre regierte Wilhelm noch allein; dann ging die Herrschaft auf seinen Sohn Albrecht T. den Großmütigen (1550—1579) über. Dieser war ein verständiger und kunstsinniger Fürst. Auch er hielt die Reformation ferne von seinem Land, verfuhr aber dabei milder als sein Vater. Während seiner Regierung kam es in Sachen des Protestantismus zum Passauer Vertrag (1552), in welchem den Protestanten einstweilen die freie Ausübung ihrer Religion zugesichert wurde und zum Augsburger Religionsfrieden (1555), in dem die Gleichberechtigung beider Konfessionen ausgesprochen würde. Albrecht war ein Freuub der Künstler und Gelehrten. Die Tonkunst liebte er sehr und berief den berühmten Tonkünstler, den Niederländer Orlando di Lasso, an seinen Hof. Zn jener Zeit erreichte auch die Hoch-

9. Vaterländische Geschichte - S. 69

1909 - Nürnberg : Korn
— 69 — den heutigen Tag hie und da erhalten hat, schritt er mit aller Strenge ein. Auch in der Landwirtschaft regte Maximilian Verbesserungen an. Er ließ Straßen bauen und an ihnen Alleen anlegen. Das übermäßige Streuholen im Walde verbot er; denn dadurch wird den Bäumen die Nahrung entzogen. Waldblößen ließ er mit jungen Bäumchen anpflanzen. Bei alledem hatte er auch noch Geld für Bauwerke. Die Residenz in München wurde unter großem Kostenaufwand erweitert, und seinem mächtigen Borgänger Ludwig dem Bayern ließ er in der Frauenkirche ein herrliches Denkmal setzen. Der besonderen Fürsorge des Herzogs erfreute sich das Bildungswesen. Er führte den Schulzwang ein, wonach jedes Kind bis zum 12. Jahre die Schule besuchen mußte. Keine geringere Sorgfalt verwendete er auf das Kriegswesen. Bayern hatte damals fast 1% Millionen Einwohner. Immer der dreißigste waffenfähige Mann wurde ausgehoben und aus dieser Mannschaft und geworbenen Truppen ein besoldetes Landheer gebildet, das für die Kriegstüchtigkeit wohl geübt wurde. An der Spitze desselben stand Graf Tilly als Feldherr. So war Maximilian gerüstet für den schrecklichsten Glaubenskrieg, der jemals ausgekämpft wurde, den dreißigjährigen Krieg, der mit eisernem Tritte den Wohlstand Bayerns und ganz Deutschlands zugrunde richtete. Ein Vorspiel zu diesem Kriege lieferten die folgenden Begebenheiten in der Reichsstadt Donauwörth. Die Mehrzahl der dortigen Bürger war protestantisch. Der Stadtrat verbot nun dem Abt des Klosters zum heiligen Kreuz dortselbst eine Prozession (Bittgang) mit fliegenden Fahnen. Der Abt hielt aber dessenungeachtet eine Prozession ab und ließ die Fahnen nicht zusammengewickelt, wie es verlangt war, sondern offen voraus tragen. Bei der Rückkehr überfiel das aufgeregte Volk in Donanwörkh den Zug, trat die Fahne in den Schmutz und jagte die Mönche ins Kloster zurück. Bald kamen zwei kaiserliche Räte, welche den Vorgang untersuchen sollten. Sie sprachen im Namen des Kaisers die Reichsacht über die Stadt aus und mit der Ausführung wurde Herzog Maximilian von Bayern beauftragt. Derselbe zog mit einigen tausend Mann vor Donauwörth. Die Stadt wurde bald übergeben und blieb von da an bayerisch. Dieses Ereignis machte ein gewaltiges Aufsehen in ganz Deutschland. Die Protestanten schlossen auf Betreiben des Kurfürsten von der Pfalz zu Auhausen bei Wassertrüdingen in Mittelfranken ein Bündnis: „die Union" (1608); zum Oberhaupt derselben wurde Friedrich V. von der Pfalz ernannt. Die Katholiken vereinigten sich nunmehr auch und gründeten einen Gegenbund: „die Liga", deren Führer Maximilian von Bayern war. So standen sich zwei Wittelsbacher gegenüber. Es bedurfte nur mehr eines geringen Anstoßes zum Kriege. Er kam bald. Kaiser Rudolf Ii. hatte in seinem Majestätsbriefe den Protestanten freie Religionsübung zugesagt und den Herren, Rittern und Städten die Er-

10. Vaterländische Geschichte - S. 70

1909 - Nürnberg : Korn
— 70 - bauung protestantischer Kirchen gestattet. Als aber auch die Bewohner der dem Erzbischöfe von Prag gehörigen Städte Klostergrab und Braunau solche Kirchen erbauten, wurde die Kirche in Klostergrab niedergerissen und die in Braunau geschlossen. Darüber beschwerten sich die Prostetanten, erhielten aber vom Kaiser einen ungnädigen Bescheid. Da sie glaubten, die katholischen Räte des Kaisers hätten denselben veranlaßt, drangen die Abgesandten der Protestanten unter der Führung des Grafen von Thnrn in die Schloßkauzlei zu Prag ein und warfen nach kurzem Wortwechsel die beideu Räte Martinitz und Slavata sowie den Geheimschreiber Fabricius durchs Fenster in einer Höhe von 16 m in den wasserleeren Schloßgraben hinab (23. Mai 1618). Alle drei kamen indes ohne bedeutendere Beschädigungen davon. Das war die nächste Veranlassung zum Dreißigjährigen Krieg (1618—1648). Die Böhmen übertrugen die Regierung sofort 30 Direktoren, an deren Spitze der Graf von Thnrn stand. Als bald darnach Kaiser Matthias starb, erkannten die Böhmen seinen Nachfolger Ferdinand nicht als ihren Herrn an und wählten das Haupt der Union, Friedrich V. von der Pfalz, zum König. Derselbe nahm die neue Würde an und zog nach Prag, obgleich ihm seine Mutter warnenb zurief: „Mein Sohn, bu trägst die Pfalz nach Böhmen!" Sie behielt recht. Kaiser Ferbinanb verbünbete sich mit Maximilian von Bayern und biefer rückte mit seinem Heere nach Böhmen. Unter Tillys Leitung würde in nur emstünbiger Schlacht am Weißen Berge bei Prag (1620) das ganze Heer Friebrichs V. geschlagen. Friedrich floh nach Hollanb. Er würde in die Reichsacht erklärt und seine Sauber würden ihm abgenommen. Das Volk nannte ihn den „Winterkönig", weil er nur einen Winter regiert hatte. Zur Erinnerung an seinen glänzenben Sieg errichtete Maximilian die Mariensäule, die heute noch den Marienplatz in München ziert. Der dankbare Kaiser aber verlieh auf dem Reichstag zu Regensburg 1623 Maximilian die Friedrich V. abgenommene Kurwürde. Seitdem ist Bayern ein Kurfürstentum. Einige Jahre später erhielt er als Entschädigung für seine Aufwendungen im Krieg auch noch die Oberpfalz. Der Kurfürst von Bayern war nun der mächtigste deutsche Reichsfürst. Sein Ansehen stellte selbst das des Kaisers in Schatten. Dieser ergriff beshalb mit Freuben das Anerbieten des Herzogs von Frieblanb Wallenstein, der sich bereit erklärte, aus eigenen Mitteln dem Kaiser ein Heer von 40 000 Mann zu stellen. Da aber diese Soldaten in Freunbes-unb Feinbeslanb fürchterlich hausten und ihr Führer Wollenstem immer herrischer auftrat, so daß bi es sogar die Reichsfürsten beängstigte, würde er wieber entlassen. Mit der Sache der Protestanten staub es nicht gut; der Dänenkönig, der ihnen zu Hilfe gekommen war, war besiegt und aus Deutfehlaub ver-
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