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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 266

1906 - München : Oldenbourg
266 49. Elisabeth Charlotte. In dem Zimmer des Museums im Otto-Heinrich-Bau, in dem wir Liselottes Bild gefunden, hängt an einem Pfeiler, abgesondert, als sollte es mit keinem andern in Berührung kommen, das Porträt eines Mannes mit einem Banditengesicht; das ist der Graf Melac, der Mann vom 2. Mürz 1689; Held kann man nicht sagen, denn Gott weiß es, das, was er an dem Tage getan hat, war kein Heldenstück. Im September 1688 hatte Ludwig Xiv. sein Manifest erlassen: „Daß weil der römische Kaiser mit verschiedenen Teutschen und „anderen Höfen heimliche Abrede und Anschläge gemacht, seine siegreiche „Waffen nach einem nun bald zu schließenden Frieden mit den Türken an „den Rhein und gegen Frankreich zu wenden, der König in Frankreich „sich gernüßiget sähe, sich aller der Orte am Rhein und Neckar zu versichern, „woraus ihm Schaden entstehen könne, bis der Madame von Orleans wegen „ihrer Erbschaft die Guüge an Geld, der ihr angestorbenen Väter- und „Brüderlicher Allodial-Güter und Fahrnuß geschehen rc. 2c. 2c." Am 27. September wurde dieses Manifest übergeben, schon vorher aber, am 15. September, waren Bouflers und La Breteche mit dem französischen Heer vor Kaiserslautern erschienen, hatten die ganze Pfalz weggenommen, auch Speyer, Oppenheim, Worms und Mainz. Der Dauphin kam hinterdrein und nahm Philippsburg und am 24. Oktober kapitulierte Heidelberg vor dem Marschall Durras. In der von dem Dauphin ratifizierten Kapitnlationsurknnde hieß es: „Daß alle Mobilien im Schlosse unangetastet beibehalten, nichts am Schlosse veräußert, daß au allen Gebäuden in und vor der Stadt nichts veräußert, die Bürgerschaft mit Plünderung, Brandfchatznng oder anderer Beschädigung verschonet bleibe." Kommandant von Heidelberg wurde der Geueral Gras Melac. Am 14. Februar 1689 — o der sausenden Geschwindigkeit — wurde darauf zu Regensburg das Reichsgutachten abgefaßt: „Daß die allen Glauben vergessende Cron Frankreich wegen der vielen friedbrüchigen Tätlichkeiten und Eingriffe in die Teutschen Lande, Rechte u. a. m. als ein Reichsfeind zu erklären und alle Reichsglieder gegen dieselbe mit zu gehen verbunden sein sollen." Darauf, wie der alte Meister Gottfried in seiner „fortgesetzten historischen Chronik" berichtet, „zog der Graf Melac, als er von der Annäherung der Reichstruppen gehört, mit einiger Reuterey von Heidelberg ans, steckte Rohrbach, Laimen, Nußloch, Wiesloch, Kirchheim, Bruchhausen, Eppelheim, Neckar-Hansen, Neuen heim und Handfchnchsheim in Brand." Und als es nun kein Halten mehr in Heidelberg gab, beschloß er in einer Weise Abschied von der Stadt zu nehmen, daß seines „Daseins Spur" für immer sichtbar bleiben sollte. Schon feit einigen Tagen hatte man französische Minierer beschäftigt gesehen in Mauern und Türme des Schlosses Bohrlöcher zu treiben und sie mit Pulver zu laden. Am 2. März 1689, frühmorgens um 5 Uhr, stand

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 192

1906 - München : Oldenbourg
192 35. Augsburger Studien. burger Fabriken belästigte, ward der Schaden trotz der bei den meisten großen Werken befindlichen Dampfmaschinen sofort auf enorme Summen berechnet und die Leute liefen in echt deutscher Art zum Magistrat und schrien nach Wasser wie der Hirsch im Psalter. Alle, auch die neuesten Augsburger Fabrikanlagen beschränken sich auf das Mündungsdreieck von Lech, Wertach, Singold und Brunnenbach. Obgleich jetzt keine politische Schranke mehr wehren würde, Fabriken auf dem kaum einen Büchsenschuß entfernten altbayerischen Boden anzulegen, blieb man doch auf dem alten Augsburgischen Gebiete, weil es allein der höchsten Gunst des Wasserlaufes teilhaftig ist. So sprechen die vier Flußgötter am Augustus-brunnen in der Tat auch für unsere Zeit eine tiefe Wahrheit aus: die Wahrheit, daß Augsburg die natürlichste und notwendigste Stadt aus weit und breit für alle Epochen sei. Der Lech hat die Eigenart, daß er, kanalisiert, in und vor den Stadtmauern Augsburgs dem fleißigen Gewerbsmann willig feine Dienste bietet; draußen aber im natürlichen Bett als reißender Hochgebirgsstrom unbändig die Brücken abwirft, die Ufer fcheidet und verheert. Den Bauer schädigt er, den Bürger macht er reich; nach außen wehrt er den Zugang znr Stadt, im Innern öffnet er dem Fleiße des Bürgers tausend Wege, ein Wehrstrom nach außen, ein Nährstrom nach innen. Man kann sagen, auf der ganzen weiten Strecke von Landsberg bis zur Mündung ist kein Punkt, wo der Lech dem Menschen freundlich gesinnt wäre, außer bei Augsburg. Dies ist wiederum ein natürliches Privilegium der natürlichen und gewordenen Stadt, wertvoller vielleicht als alle die vielen kaiserlichen Privilegien, womit sie in alten Tagen so reich begnadet wurde. Darum besaß der Lech für Augsburg niemals eine Handelsbedeutung, aber oft eine ftrategifche und immer eine gewerbliche. Nicht einmal die früher öfters versuchte freie Holztriftung, die sich auf der Isar bis aus diesen Tag erhalten hat, vermochte auf dem Lech zu bestehen. Doch kann man noch immer in einer für Handwerksburschen und Volksuatur-forfcher recht empfehlenswerten Weise per Lechfloß in 10 bis 14 Tagen von Augsburg direkt nach Wien fahren. Ein folches kleines Lechfloß ist das einzige Handelsfahrzeug der Augsburger zu Wasser. Um so tiefer mag man den Hnt ziehen vor jenen alten Augsburgischen Kaufleuten, die im 16. Jahrhundert Schiffe nach Ostindien rüsteten und dieses Geschäft glorreich zu Ende führten mit 175 Prozent Gewinn. Als vor hundert Jahren Macht und Reichtum der Stadt unaufhaltsam zerrann, schob man diesen Unstern auf die geographische Lage, die eben keine rechte Handelslage mehr sei. Denn Städte und Völker wie der einzelne suchen die Ursache ihres Mißgeschickes immer lieber außer sich als in sich. Allein die Handelsbedeutung Augsburgs war immer nur hervorgewachsen aus der gewerblichen. Der Beweis steht auf der Landkarte geschrieben. Auch in den Geschichtsbüchern. Erst als das Angsburgifche Gewerbe im 14. Jahrhundert

3. Vaterländische Geschichte - S. 109

1909 - Nürnberg : Korn
— 109 — deshalb gerne dys Zeitalter des Dampfes. Der Schotte James Watt gilt als der Erfinder der Dampfmaschine. Einem englischen Ingenien^ Stephenson, dem Sohn armer Eltern, gelang es zuerst, die Kraft des Dampfes zur Fortbewegung von Wagen praktisch zu verwerten. Die erste Eisenbahn wurde von ihm in England in Betrieb gesetzt zwischen Darlington und Stockton (am 27. Sept. 1825). Der Postmeister von Darlington hatte mit Stephenson die Wette eingegangen, daß er mit seinem Postfuhrwerke die Lokomotive überholen werde. Stephenson gewann die Wette glänzend. 10 Jahre später wurde die erste Eisenbahn in Deutschland zwischen den bayerischen Städten Nürnberg und Fürth-hergestellt (1835). Etwas früher (1805) hatte der Amerikaner Fnlton das erste Dampfschiff erbaut, das zwischen New-Dort und Albany auf dem Flusse Hudson verkehrte. Durch die Eisenbahnen und die Dampfschiffe ist ein gewaltiger Um-schwung im Verkehrswesen eingetreten. Mit Leichtigkeit werden die schwersten Lasten schnell und billig fortgeschafft. Für den Reisenden sind diese Erfindungen ganz besonders angenehm. In kurzer Zeit und mit wenig Geld kann er große Strecken zurücklegen. Von ähnlicher Tragweite als die Erfindung der Eisenbahnen war die Entdeckung des elektrischen Telegraphen. Sömmering in München machte die ersten Versuche damit; dem berühmten Physiker Steinbeil daselbst gelang es zuerst (1837), telegraphische Zeichen niederzuschreiben. Er verband die Mgl. Akademie in München mit der nicht ganz eine Stunde entfernten Sternwarte in Bogenhausen. Uns kommt das alles heutzutage ganz selbstverständlich vor. Wir wundern uns nicht mehr über die Drähte^ welche den Eisenbahnlinien entlang das ganze Land überspannen; auch darüber nicht, daß in den Weltmeeren Telegraphenleitungen versenkt sind (Kabel werden sie genannt), so daß man von Festland zu Festland mit blitzartiger Geschwindigkeit Nachrichten telegraphieren kann. Da aber Wind und Wetter den Leitungen über der Erde oft Schaden zufügen, sl> beginnt man jetzt zwischen den größeren Städten unterirdische Drahte leitungen herzustellen. So wurde im Jahre 1891 ein Kabel zwischen Berlin und München über Nürnberg gelegt. Jetzt kann man sogar schon auf weite Strecken hin ohne Draht telegraphieren, den Schiffern, die übers Meer fahren, werden vom Land aus die neuesten Ereignisse mitgeteilt Der Telegraph ist aber bereits durch eine andere Erfindung der neuesten Zeit überholt. Der Physiker und Lehrer Philipp Reis, ein Deutscher, brachte 1860 das erste Telephon (den Fernsprecher) zustande. Nunmehr ist es nicht nur möglich, daß man sich von seinem Wohnzimmer aus mit jemand anderem am gleichen Orte, der auch an das Telephonnetz angeschlossen ist, unterhalten kann, sondern, daß man z. B. von Nürnberg aus mit seinen Bekannten in Würzburg, Frankfurt, München oder

4. Vaterländische Geschichte - S. 56

1909 - Nürnberg : Korn
^viel es ist, wenn die Sonne scheint. Im Rathaus besorgten die Bürgermeister und die Ratsherren die Regierung der Stadt. Dieselben wurden anfangs nur aus den vornehmen Geschlechtern, den Patriziern, gewählt-bald aber wollten die Handwerker, die sich in Genossenschaften vereint hatten (Zünfte), teil haben an der Regierung der Stadt. Ta ihnen die freiwillige Mitwirkung versagt wurde, so erzwange» sie sich einen Einfluß auf die Verwaltung durch jene zahllosen kleinen Kämpfe, die, von Süd-deutfchlaud ausgehend, das freie, stolze Bürgertum des Mittelalters schufen. Handel und Gewerbe haben die Städte emporgebracht und reich gemacht. Ter Welthandel nahm seinen Weg über Augsburg und Witrm berg durch gauz Deutschland. Man konnte Waren kaufen von England, Spanien, Italien, Rußland und vom Morgenlande. Freilich hatte der Handel sehr unter den Räubereien, wie sie zu jener Zeit üblich waren, zu leiden. Wenn ein Schiff an einer Küste scheiterte, so nahmen die Leute,' welche dort wohnten, alle Waren, die auf dem Schiff untergebracht waren, und betrachteten sie als ihr Eigentum. Das nannte man Strandrecht' Ein ganz ähnlicher Brauch hatte sich im Mittelalter auch auf das Land übertragen. Wenn auf der schlechten Straße ein Wagen umstürzte oder die Achse brach, so nahm der Herr des Grandes ohne weiteres alle Waren als ihm gehörig weg. Gar mancher ließ seine Wege absichtlich in recht schlechtem Zustand um eine Beute zu erhaschen. Trotz solcher Beschwerlichkeiten und Verluste wurden die Kaufleute doch reich. Die Reichsten der damaligen Zeit waren die Fugger und Welser in Augsburg. Die ersten Fugger waren einfache Leineweber. Bald wurden sie so vermögend, daß sie Fürsten, ja selbst dem Kaiser Geld leihen konnten. Die deutschen Kaiser wohnten öfters bei ihnen. Als einst K a r l V. wieder bei Fugger eingekehrt war, soll dieser dos Wohnzimmer mit Zimmtholz, das sehr hoch im Preise stand, haben heizen lassen, auch soll er mehrere Schuld-verschreibuugen des Kaisers gleichgültig in das Feuer geworfen haben. Mit berechtigtem stolze konnte derselbe Kaiser dem Könige von Frankreich, der ihm seine Schatzkammer zeigte, sagen: „Ich habe in Augsburg einen Leineweber, der kann das alles bezahlen". Die Fugger wußten ihren Reichtum auf die rechte Weise anzuwenden. Sie gründeten die sogenannte ?yuggerei. Das sind 53 kleine Häuser, in welchen arme Leute gegen gauz geringes Entgelt wohnen. Bier Tore verbinden diese kleine Stadt, der rtueb die Kirche nicht fehlt, mit der sie umschließenden Stadt Augsburg. Audi der reiche Konrad Groß hat sich in seiner Vaterstadt Nürnberg ein bleibendes Denkmal gesetzt. Er stiftete nämlich ein vollständig eingerichtetes Spital für Arme, Kranke und Alte, das jetzt noch besteht. Heutzutage kauu jeder Gewerbetreibende sich eine Werkstatt ein-richten und barin für die Leute arbeiten. Zu jener Zeit war das aber anders. Es gab in jedem Handwerk nur eine gewisse Anzahl von Meistern.

5. Vaterländische Geschichte - S. 87

1909 - Nürnberg : Korn
— 87 Bitte um Unterstützung ihrer Bestrebungen zur Erhaltung Bayerns. Noch ehe dieser Brief an Friedrich gelaugte, hatte derselbe schon einen geheimen Botschafter, den Grafen Göry nach Bayern gesendet, der auskundschaften sollte, was es denn mit dem Vertrage mit Österreich sei. Gegen Abend kam der Gesandte an und noch iu derselben Nacht wurde er durch ihren Geheimsekretär zu Maria Anna und Herzog Karl August zu einer Unterredung gerufen. Am nächsten Tage fand eine Zusammenkunft mit den Ministern statt. Die Beratungen dauerten bis tief in die Nacht. Herzog Marl versprach, daß er öffentlich gegen den Vertrag auftreten werde, und Friedrich Ii. sicherte ihm ausgiebige Hilfe zu. Der König von Preußen setzte sein gegebenes Wort sofort in die Tat um. Er stellte eine Armee ins Felb. Ein gleiches tat Österreich. Aber man vermied den Kampf und als die Kaiserin von Rußland gegen Österreich Stellung nahm, willigte eublich Kaiser Joseph in den Verzicht auf Bayern; nur das Land zwischen Inn und Salzach, das sogenannte Jnnviertel, wurde ihm abgetreten. Zwischen Karl Theodor und seinem Bayernvolke kam es nie zu rechter Eintracht. Die Pfälzer würden bevorzugt, und wer sich den Plänen des Kurfürsten entgegenstellte, den trafen Verfolgungen. Das mußte besonbers der eble Vaterlandsfreund Johann Georg von Lori erfahren. Derselbe war gegen die Abtretung Bayerns au Österreich. Dafür wurde er aus der Nähe des Kurfürsten verbannt. Lori ertrug die Strafe mit der Ruhe eines guten Gewissens. Auf dem Totenbette sprach er die Worte: „Ist halt boch gut sterben, wenn man ehrlich gelebt hat." König Maximilian Ii. ließ dem Braven au beiseit Geburtshaus eine Gebenktafel mit der Inschrift setzen: „Hier würde am 17. Juli 1722 der aufopfernde Vaterlandsfreund und seelenvolle nationale Geschichtsschreiber Johann Georg von Lori geboren." So siubet oft eine gute Tat, auch wenn ihr anfänglich mit Unbank gelohnt wird, boch noch bic verdiente Anerkennung. Das Mißtrauen der Bayern gegen Karl Theodor schtuaub niemals, selbst dann nicht, wenn er wirklich etwas Gutes vorhatte. Das Volk war uubefriebigt, der Fürst mißgestimmt. In dieser Zeit begann in Frankreich jene Umwälzung, die für ganz Europa so folgenschwer würde und unter dem Namen Französische Revolution bekannt ist. Der König Ludwig Xvi. wurde auf der Flucht gefangen genommen und später enthauptet. Die Unruhen schienen sich auszudehnen und die beutscheu Fürsten schlossen beshalb ein Büubuis gegen Frankreich. Der Krieg begann, nahm aber für Deutschland balb eine ungünstige Wenbung. Da schloß Preußen Fricben mit den Franzosen und nun brangen brei französische Heere gegen Österreich vor. Zwei bavon verwüsteten Franken und Bayern, wurden aber wieder vertrieben. Erfolgreicher focht in Italien die britte Armee unter dem 27-jährigen Napoleon Bonaparte, dem Sohn eines Advokaten

6. Mitteleuropa - S. 51

1913 - Nürnberg : Koch
Rheinisch-westfälisches Industriegebiet. 51 im Südert das uns schon bekannte Saarkohlenlager (etwa so groß wie das Zichtelgebirge); im Norden l. des Rheins das Aachener, r. des Rheins das Ruhr- kohlenlager (doppelt so groß wie das Saarlager). Die Aachener Rohlenfelder vereinigen sich unterirdisch mit den westfälischen. Letztere sind die reichsten: durch eine Gesteinslage von etwa Zooo m (Zugspitzhöhe!) Mächtigkeit laufen etwa 70 kohlenhaltige Schichten („Flöze"), im Aachener Gebiet nur 45. Gegen ^0 000 Berg- leute sind bei der Gewinnung tätig. Abgesehen von dem Nordwinkel der Oberrheinischen Tiefebene (etwa zwischen Mannheim— Frankfurt—mainz) haben wir bisher eine ähnliche Bevölke- rungsdichte wie im Ruhrgebiet in Deutschland noch nicht kennen gelernt. vie Besonderheit und g r 0 ß e v e r s ch i e d e n h e i t der in den Rahlen- gebieten am Süd- und Nordende des Schiefergebirges vorkommenden I n d u - st r i e n ergibt sich: a) Aus der Vergangenheit der Gegend- so hat sich z. B. trotz Aufgabe nicht mehr lohnender Betriebe (Garnbleicherei usw.) in den größten Fabrikorten des Wuppertales, der durch eine Schwebebahn verbundenen voppelstadt Elberfeld- Barmen, die Erzeugung von Bekleidungsgegenständen behauptet. Die Tuchfabrikation in Aachen und Burtscheid hängt mit der früher viel bedeutenderen Schafzucht der Eifel zusammen (Aachen = Bad, heiße Quellen). b) Aus den landwirtschaftlichen Produkten der Gegend' daher finden wir z. L. zwischen Aachen und Köln zahlreiche Zuckerfabriken. 0) Aus der günstigen Verkehrslage; da die Baumwolle z. B. aus überseeischen Ländern eingeführt wird, hat die Seenähe auch die Baumwollindustrie hier aufblühen lassen. d) Am wirksamsten aber gestaltete sich die Nähe der Fundstellen von Eisen und anderen Metallen. Das Bündnis von Eisen und Kohle rief, wie wir sahen, am Südabhang des Schiefergebirges, an der Grenze des Lothringischen Stufenlandes (s. dort), eine Anzahl industriereicher Klein- und Mittelstädte ins Leben, am Nordende aber, im Grenzgebiet von Rheinland und Westfalen, eine Anzahl von Großstädten und die größte Fabrikanlage der Welt, die Kruppschen Gußstahlwerke in Essen. Auch in Aachen spielt die Eisenindustrie eine Rolle. (Die Lisenvorräte ^)er deutschen Bergwerks genügen trotz ihres Reichtums längst nicht mehr dem Bedarf dieser gewaltigen Industrie; es wird sehr viel Eisen aus der fremde — Spa- nien und Schweden — eingeführt). Zahllos sind dort im Rheinisch-westfälischen Industriegebiet die turmhohen Essen, aus denen Tag und Nacht schwarzer Rauch zum Gimmel qualmt, aus denen Ruß dicht wie Schnee- flocken über die Landschaft wirbelt; zahlreich ragen die Hochöfen auf, alten Befestigungstürmen ähnlich; hier wird bei ununterbrochen genährter Glut das Metall geschmolzen. Das Ohr aber vernimmt das dumpfe Dröhnen der gewaltigen Eisenhämmer (der „Fritz" der Aruppwerke hat ein Fallgewicht von 50 t), das Klirren von Aetten, das poltern ununterbrochen rollender Lastzüge. Und welch ein Getriebe und Menschengewühl in einer Gegend, in der ungefähr 600 Leute auf ein \ qkm Bodenfläche kommen! Die wichtigsten Industriestädte dieses Gebietes sind: 1. im Wuppertal: Elberfeld-Barmen (s. 0., 350000 Einw.), in denen neben der Herstellung von Bekleidungsgegenständen selbstverständlich auch die Metallindustrie vertreten ist' Solingen (50 000 Einw.), schon im Mittel-

7. Kursus 3 = Schulj. 7 - S. 57

1883 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
22. Deutschlands Zustand nach dem 30jährigen Krieg. 57 nur ein großer, sondern der größte Teil seiner Bewohner umfam, ist begreiflich, wenn man bedenkt, daß sich das verworfenste Gesindel Europas ein Menschenalter lang auf dem blutgetränkten Boden Deutschlands herumtrieb, sengend, plündernd, mordend, allen Lastern frönend und vorher nie gekannte Grausamkeiten ausübend. Städte und ganze Landstriche waren verödet*). In der Gegend von Freising standen ganze Dörfer leer. „Innerhalb ganzer Quadratmeilen befanden sich in manchen Gegenden kein Pferd, feine Kuh, fein eßbares Tier, aber Bären, Wölfe in großer Anzahl; fein Fruchtbaum, fein Haus: Dickicht und Waldbäume standen auf Grund und Boden, welchen noch vor drei Jahrzehnten die Pflugschar durchzog;" ebenso in andern Gegenden Deutschlands. Das Schwert, der Hunger, Krankheit und Seuchen hatten Deutschlands Bevölkerung von etwa 16 Millionen auf ungefähr 4 Millionen gebracht. c. Verwilderung. Zn all' dem kommt noch, daß die den Krieg überlebenden Menschen geistig und sittlich verkommen, verwildert waren. Der Hunger hatte so überhand genommen, daß die Verstorbenen verzehrt, ja daß die Kinder von ihren Eltern geschlachtet und gegessen wurden. Ganze Banden bildeten sich, die auf Menschen Jagd machten, um ihr Leben zu fristen. d. Landwirtschaft. Daraus ergibt sich, welch' großen Rückgang die Landwirtschaft nehmen mußte. Ans blühenden Gärten und wohlangebauten Gegenden waren traurige Wüsteneien, waren Wälder geworden. Mangel an Menschen, Vieh und Getreide ließ erst allmählich eine Besserung zu. Nicht selten mußten Weiber und Kinder den Pflug ziehen. 6. Gewerbe. Ebenso hatte das deutsche Gewerbe gelitten. Die Wollweberei blühte vor dem Kriege jahrhundertelang und brachte *) Augsburg hatte vor dem Kriege gegen 90 000 Einwohner, nach demselben noch 6000; Berlin sank von etlun 25 000 ebenfalls auf 6000. Sachsen verlor von 1631—1632 etwa 1 Million Menschen; die Psalz sank von V2 Million aus 50000; Böhmen verlor etwa 2v2 Million. ß**

8. Kursus 3 = Schulj. 7 - S. 70

1883 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
70 Zweiter Abschnitt. schädigungen abzutreten. Bayern schien diesmal sicher eine österreichische Provinz werden zu sollen. Nnn trat Friedrich der Große für Bayerns Selbständigkeit auf und rückte nach fruchtlosen Verhandlungen mit einem Heere in Böhmen ein. Da schließlich auch Rußland mit Krieg drohte, so kam es . —zum Frieden von Feschen, 1779, durch welchen Karl 1 I Theodor und dessen Erben als Nachfolger in Bayern anerkannt wurden; doch mußte das Jnnviertel an Österreich überlassen werden. Das Verhalten des Kurfürsten während der Erbstreitigkeiten entfremdete ihm die Herzen seiner Unterthanen. Verstärkt wurde diese Entfremdung, als der Kurfürst verschiedene Männer, die sich um Bayerns Erhaltung verdient gemacht hatten, bestrafte, statt belohnte. Auch das von Maximilian Iii. bedeutend geförderte Schulwesen verkümmerte unter seiner Regierung wieder. Aber Joseph Ii. gab seine Idee, in den Besitz Bayerns zu gelangen, noch nicht auf. 1785 bot er dem Kurfürsten für die gesamten altbayrischen Lande das Königreich Burgund an. Karl Theodor erklärte sich zu diesem Tausche bereit; Frankreich und Rußland waren dafür gewonnen; den Erben des Kurfürsten wnrden für ihre Zustimmung große Summen geboten. Allein diese wendeten sich wieder mit Erfolg an Friedrich Ii. (Stiftung des Fürstenbundes). Trotzdem darf nicht übersehen werden, daß Karl Theodor viel Gutes in Bayern stiftete. Vor allem erfreute sich die Landeskultur unter ihm einer besonderen Pflege. So hat er sich unter andern besonders um die Austrocknung des Donaumooses sehr verdient gemacht. 18 Ortschaften waren hier bei feinem Tode neu erblüht. Ferner wurden Straßen angelegt oder verbessert, den Salinen und dem Bergbau eine bedeutende Sorgfalt zugewendet, für Gewerbe und Handel viel geleistet, und an der Isar unterhalb München, wo sich öde Strecken und sumpfige Gegenden hinzogen, erhob sich der herrlichste Park, der zwei Stunden lange „englische Garten" mit seinen schönen Alleen, grünen Auen und verschlungenen Pfaden, ein wahrer Glanzpunkt Münchens. Karl Theodor starb 1799, von wenigen nur beweint. „Ein düsteres, schicksalsschweres Jahrhundert für Bayern, von Max Iii. Lichtgestalt nur allzu kurz erhellt, fank mit rhm m

9. Kursus 3 = Schulj. 7 - S. 51

1883 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
20. Die Reformation. 51 „Es arbeiteten die Armen nicht mehr, fonbern wer Tuch zum Gewaube, ober (Setreibe zur Nahrung beburfte, ging zu einem Reichen, forberte es aus christlichem Rechte und nahm es im Weigerungsfälle enttoeber mit Gewalt, ober wanbte sich an Münzer, der ihm das (Srforberliche zusprach." Durch feine Anhänger würden Klöster, Schlösser und Denkmäler zerstört, bis die Schlacht bei Frankenh aufen biefem Treiben ein Ende machte. Die verführten Bauern kamen massenhaft um; Münzer würde 1525 zu Tode gefoltert. f. Die Zdicbcrtäufer in Münster. Ein ebenso trauriges, als aller Vernuuft bares Nachspiel yieoon trug sich etwa 10 Jahre später in Westfalen zu. Die Wiebertäitfer erhielten in Münster die Oberhanb. Ein nteberläitbifcher Schneiber, Johann Wockhokd, genannt Johann von Leyben, riß die Gewalt an sich. Mit dem Zeichen eines Herrschers versehen, hielt er auf dem Marktplatze, wo der „Stuhl Davibs" aufgerichtet war, Gerichtssitzung und führte bte größten Greueln ein. Enblich würde die Stadt erobert, hart bestraft, Johann und zwei seiner Anhänger zu Tode gefoltert und in eisernen Käsigen an den Turm gehängt, 1535. g. Der schmalkaldische Krieg, ^5^7—^555, und das Interim. Nach dem Reichstage zu Augsburg brohte Kart V., mit strengen Maßregeln gegen die Protestanten vorzugehen. Diese schlossen daher 1530 den schmamakdischen f77ö^ Wund. Schon schien ein Religionskrieg unver- I weiblich, als bte erneuerte Türkengefahr die Deutschen zur Einheit rief. Es kam der „Nürnberger Religions-friebe" 1532 zu staube, infolge beffen alle Religionsstreitigkeiten bis zu einem Konzil ruhen sollten. Nachbem die Protestanten das Konzil zu Orient 1545 als ein unfreies erklärt und beshalb nicht , ., beschickt hatten, beschloß der Kaiser, mit Waffen I gegen sie vorzugehen. Es folgte der schmalkalbische Krieg. In der Schlacht bei Mühlberg wnrbe der Kurfürst vou Sachsen geschlagen und gefangen genommen. Bald bemächtigte sich der Kaiser des Sanbgrafen von Hessen und hatte bannt beit Wiberstanb der Protestanten im wesentlichen gebrochen. 3*

10. Kursus 3 = Schulj. 7 - S. 86

1883 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
86 Zweiter Abschnitt. 29. Ludwig I. und Maximilian Ii., deren Schöpfungen. 1. Köni g Ludwig I. a. Ludwig als Privatmann. Ludwig war ein einfacher iirtb sparsamer Fürst. „Nie", sagte er, „habe ich einen Schlafrock gehabt und nie einen Lehnstuhl, und wenn ich des Morgens aufstehe, bin ich gleich ganz angekleidet." Die vielen Kammerdiener seines Vorgängers wurden mit den Worten entlassen: „Anziehen kann ich mich selbst, und ausziehen will ich mich nicht lassen." Gerne beschäftigte er sich mit den Meisterwerken großer Geister. Die Dichter Goethe und Schiller liebteer vor allem und führte Werke von ihnen sogar auf Reisen mit. Der König stand gewöhnlich frühe auf und arbeitete viel. Für alles hatte er Interesse; nicht selten mischte er sich ganz allein unter das Publikum, wobei es, da er häufig nicht erkannt wurde, öfters zu ergötzlichen Vorfällen kam. So wurde er z. B. einmal von einem heftigen Regen überrascht. Er rettete sich in ein Häuschen der Vorstadt Au. Sehend, daß die Armut mit ihrem traurigen Gefolge daselbst Wohnung genommen, fragte er die Hausfrau, ob sie sich denn noch nicht an den König um Unterstützung gewandt habe. Allein diese entgegnete zornig: „Was, von dem Knicker wäre anch was zu holen!" Der König lachte und schickte noch an demselben Tage eine Hundertguldenrolle mit der Aufschrift: „Von Ludwig dem Knicker". b. Lndwig als Regent. Unter der Regierung dieses Fürsten entstand eine große Zahl von Anstalten und Einrichtungen, welche für das Wohl des Staates von großer Bedeutung wurden. Die Landwirtschaft hob sich u. a. durch Bildung von Hagelversicherungsvereinen und durch besondere Pflege die Obstbaumzucht. Das Gewerbe suchte er durch Industrieausstellungen mit Preisverteilung, durch Gewerbe- und polytechnische Schulen zu heben. Ebenso war er für den Handel besorgt. Die Eisenbahnbauten, anfangs nicht wenig angefeindet, erweiterten sich immer mehr und mehr. Auch der Ludwigskaual wurde unter ihm ausgeführt. Eine große Förderung erfuhr aber der Handel durch die Mitwirkung Bayerns zur Gründung eines deutschen Zollvereins, wodurch
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