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1. Deutsches Lesebuch für Volks- und Bürgerschulen - S. 82

1873 - Leipzig : Wartig
82 fällen und in wunderlichen Windungen das Bergthal hinabrauscht. Das ist nun die Ilse, die liebliche, süsse Ilse! Sie zieht sich durch das gesegnete Ilsethal, an dessen beiden Seiten sich die Berge allmählich höher er- heben, und diese sind bis zu ihrem Fusse meistens mit Buchen, Eichen und gewöhnlichen Blattgesträuchen be- wachsen, nicht mehr mit Tannen und anderem Nadelholz. Denn jene Blätterholzart ist vorherrschend auf dem Unter- harze , wie man die Ostseite des Berges nennt, im Gegen- satz zur Westseite desselben, die der Ober harz heisst und wirklich viel höher ist, und also auch viel geeigneter zum Gedeihen der Nadelhölzer. Es ist unbeschreibbar, mit welcher Fröhlichkeit und Anmuth die Ilse sich hinunter stürzt über die abenteuer- lich gebildeten Feisstücke, die sie in ihrem Laufe findet, so dass das Wasser hier wild emporzischt oder schäu- mend überläuft, dort aus allerlei Steinspalten, wie aus tollen Gieskannen, in reinen Bogen sich ergiesst, und unten wieder über die kleinen Steine hintrippelt, wie ein munteres Mädchen. Ja! die Sage ist wahr: die Ilse ist eine Prinzessin, die lachend und blühend den Berg hinabläuft. Wie blinkt im Sonnenschein ihr weisses Schaumgewand! Wie flattern im Wind ihre silbernen Busenbänder! Wie funkeln und blitzen ihre Diamanten ! Die hohen Buchen stehen dabei, gleich ernsten Vätern, die verstohlen lachend dem Mutli- willen des lieblichen Kindes Zusehen; die weissen Birken bewegen sich tantenhaft vergnügt und doch ängstlich über die gewagten Sprünge; der stolze Eichenbaum schaut hinein, wie ein verdriesslicher Oheim, der das schöne Wetter bezahlen soll; die Vöglein in den Lüften jubeln ihren Beifall; die Blumen am Ufer flüstern zärtlich: ,,0, nimm uns mit, nimm uns mit, lieb’ Schwesterchen!“ H. Heine. Der Schwarzwalcl. Wer irgend auf der Landkarte Bescheid weiss, kann leicht das Schwarzwaldgebirge zeigen. Am grossen Rhein- knie, nördlich von Basel, erhebt es sich und nach Norden ziehend, endet es am Neckar, dessen tiefes Thal es vom Odenwalde trennt. Es ist 28 Meilen lang und 4 Meilen breit. Steil steigt das Gebirge aus der oberrheinischen

2. Deutsches Lesebuch für Volks- und Bürgerschulen - S. 138

1873 - Leipzig : Wartig
138 3eit lang in römifchen feeren gebient, die Äunft bes Krieges gelernt und felbft die römifdje Stittermürbe erlangt i>atte. (Sr t;iefe ^ermann ober Slrmin. (Sin f ebener und gemattiger Selb, ebeln ©efc^tcd^tes, untabelig an Sitten, fing mie menige feines Lottes, non feuriger S3erebtfamfeit und glühenb für die greift, gewann er leidet die bergen aller freigefinnten Sjtäm ner und Jünglinge, und mar der Stifter einer großen $8er= fdftoörung. 3n einer nächtlichen Sterfammlung im Sbalbe febmuren sie allen Römern in ©eutfdjlanb den Untergang. So gemeint inbeb biefe Unternehmung betrieben mürbe, fo erfuhr sie bod) Segeft, und meil biefer ehrgeizige Sjtann nichts fo fehr als die Freiheit bes gemeinen Zolles i>afete und Überbein mit Slrmin, der ihm feine feftöne und freigefinnte ©oditer Sfuisnetba entführt hatte, in erbitterter $ei;be lebte, fo ¿erriet!; er fogleicl) bas gange Vorhaben. Starus aber lachte barüber und hielt die ©eutfehen für bummer und fid; für mächtiger, als bajf er irgenb eine ©efaftr hätte fürchten bürfen. 2lls der ¿gerbft bes $af)res 9 nach ©hr- gefommen mar, und die in Storbbeutfchtanb gemöbntid;en langen Stegengüffe beoorftanben, fchritt Hermann zur 2lusfitl;rung bes planes. Ssarus mürbe Oon allen Setten angegriffen, ©er Stimmet felber mar mit den ©entfetten zum Untergange der Stömer berfchmoren. Ungemitter braten los, unenblidfer Siegen ftrömte nicber, und die ©ebirgsmäffer fdfmollcn zu Strömen an. fpiö|= lieh erfcfioll in bent Traufen bes Sbatbes und der (Sem äff er der fürchterliche Striegsgefang der ©eutfehen. (Srfd;rodcn ftanben die Stömer, die fid; bureb die engen ©imler mübfam fort; fehlenden. ©a mürben sie Oon allen Seiten mit einem ¿Qagel oon Steinen, Pfeilen und Sburftangen überfdjüttet. ©ann ftürgten die ©eutfehen Oon den Roheit nieber zum ¿ganbgemenge. ©rauen und (Sntfe|en ergriff die Stömer. Sie zogen auf einer matblofen ©bene (an der Sberra) hiu, und halten fo ziemlich Drbnung, erlitten aber auch hier Sierluft, und famen aufs Sterte in die Sbalbgebirge (bei ©etmolb). ©a öffnete ficb ihnen ein unmegfantcs iu bent ihnen aufs Sieue grobe Scharen Oon ©eutfehen auflauerten und ihre Sticberlage im ©euto; bitrger Sbalbe oollenbeten. Sfarus ftürzte fid) in fein Sdfmert. Stur menige Stömer enttarnen; alle anberit mürben erfddagen ober gefangen. Hermann feierte den ©öttern grobe Dbferfefte und meihte ihnen alle ©obten und alle Sseute, alfo bab die Stömer unbe;

3. Deutsches Lesebuch für Volks- und Bürgerschulen - S. 209

1873 - Leipzig : Wartig
209 brangen aber in Rerbinbung mit den Reicptnöpben bi» in die Ralfe von Rterfeburg bor. $f;r £>eer mar über 60,000 Riann ftarf. griebricf) tonnte nur mit 22,000 9rann bent $einbe ent; gegen gelten. 33ei dem ©orfe Rojjbad;, in der Räl;e von Sßeifjenfeli», traf er auf beufetben. ©ie $ranpfen maren be§ (Siegel fd;on gcmijj. ©amit ifmeit ba» breubifdje ¿Qäitfleitt ja nicht entgegen möge, pgen sie unter luftigem ©rombeten; fdjalle an dem tilget boritber, auf meinem die ^reufjen ftan; den, um ibit von allen ©eiten einpfddiefjen. ©er Völlig fafj mit feinen ©enerälen an der ©afel, al§ märe er mitten im ^rieben im Suftfdfloffe p jpotsbam, und die ©olbaten der= ^efjrten, mie iljr Rteifter, ebenfalls ru^ig au» ihren gelbfeffeln ba3 5diittagsbrot und fdienen nicht an Stampf p benfen. ©er geinb muffte gar nic£;t, ma§ er bap fagen füllte; bod) fein ©rftaunen füllte halb noch größer merbeit. 2öie burd; Räuberei maren plotjlid; Reffet und 3c^e berfdjmunben; mie au» der ©rbe gefcfjoffen ftanben die Krieger in Reihe und ©lieb, und in bemfelben 2iugenblicfe bonncrten auch die preujp fdjen Batterien und ftredten Reihen der $einbe p 23oben. @l)e die granpfcn fid) bmn erften ©d;red erholen tonnten, braufte auch fd;on, mie der ©turmminb, der fitbne Leiter; general ©eibli^ mit feinen Regimentern den ¿gügef hinunter in die Reifen der geinbe. Rirgenbg tonnte man den tapferen ^reufjen mibcrftel;en. 3ber fließen fonnte, floh; man marf die Sbaffcn und ba» ©epäd von fid;, lieff Kanonen und ga§; nett im ©tid;e. Rid;t anbcrtfjalb ©tunben f;atte die ©d)lad;t gebauert — 7000 $einbe maren gefangen, 63 Kanonen und 22 gafmen erbeutet, ©er fröl;üd;e ©ieg lüftete den ffßreufjen nur 91 ©obte, und gap ©eutfddaub jubelte dem ficgreicfjeit Könige p. ©amit l;atte jebod; ^riebricb feinen ^rieben, f^aft ganj ©d;lefieu mar in den Rauben der Deftreicfyer. ©ort ftanb der erfahrene §eibi;err der Rtaria ©fierefta, Siarl von Sotbringen, mit 80,000 Riann ©cftreidjern. Slber fd;on hier 2öod;en nach der ©d;Iad;t bei Ropbad; trat ^riebricb il;nt mit 30,000 Rzann entgegen. Rief;r hatte der Stönig nid;t pfamntcnbringen tonnen. Sbollte er jebod; ©d;lefien nicht gang aufgeben, dann mufjte er eine ©d)lad;t magen. @» mar ein fülmes Unternehmen; benn ging die ©d;lacl;t berloren, dann gab e§ für ^riebrid; feine Rettung mel;r. ©a§ muffte er nur p gut. @r der; fammelte die $ü£;rer feine» dgeere§ und l;ielt dpen eine u. Äiautuelt, Sefebucfy. 14

4. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 368

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
368 <» einem Bündnisse gegen die Fremdlinge. Qnintilins Barns, der römische Statthalter, der sich gegen die armen Deutschen die här- testen Bedrückungen erlaubte, schenkte dem Hermann unbegrenztes Vertrauen; er ahnete nicht, welch ein Löwe hier schlummerte, der ihn zu vernichten nur die Gelegenheit erwartete. Segest, Fürst der Cherusker, der mit Hermann in Feindschaft lebte, bemühte sich umsonst, dem Qnintilins Barns die Augen zu öffnen; er verlangte vergebens, daß Barns den Hermann und die andern Häuptlinge gefangen nehmen sollte; der Jüngling hatte sich zu fest in sein Vertrauen gesetzt, und in vermessener Sicherheit lebte Barns dahin. Da brach an der Ems eine Empörung gegen die Römer aus, und Varus zog eiligst mit seinen Legionen dorthin, um die Ruhe wieder herzustellen. Hermann führte mit den deutschen Hülfs- völkern die Nachhut. Als Barns in dem jetzigen Fürstentnme Lippe in ein Thal, mit waldigen Bergen umgeben, vorgerückt war, wurden die Römer von den Deutschen plötzlich von allen Seiten angegriffen; denn Hermann mit seinem Nachtrabe fiel auch von hinten über sie her und richtete eine schreckliche und schmach- volle Niederlage unter ihnen an. Die ganze Natur schien sich mit den Deutschen gegen die Römer verschworen zu haben; der Regen goß in Strömen, alle Gewässer waren angeschwollen; aus dem sumpfigen Boden sanken die schwerbepackten Römer ein; Bogen und Pfeile wurden von dem drei Tage lang anhaltenden Regen unbrauchbar; der dichteste Wald mit seinen uralten Stämmen und seinem mächtigen Gestrüpp versperrte den Flüch- tigen den Weg. Barns ließ alles überflüssige Gepäck verbrennen, er ließ seine Soldaten sich verschanzen, sie wehrten sich drei Tage wie Verzweifelte; aber vergebens, der Vertilgungskamps wurde von den Deutschen mit allzugroßer Entschlossenheit und Begeiste- rung geführt, von allen Gauen strömten sie in Waffen herbei. Endlich am dritten Tage war den Römern jeder Ausweg ver- sperrt. Mit dem Rauschen des Regens und dem Geheul des Sturmes mischte sich der erneuerte Schlachtruf der Deutschen; dort Weheruf und Jammergeschrei, hier Schlachtgesang und Siegesruf. Die Römer warfen die Waffen weg oder gaben sich mit eigener Hand den Tod, und auch Barns, der die Gefangenschaft mehr fürchtete, als den Tod, stürzte sich in sein Schwert. Nur

5. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 379

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
379 Im Jahre 924 machten die Ungarn einen ihrer gewöhnlichen furchtbaren Einfälle in Deutschland und raubten und mordeten bis ins Thüringische hinein. Unglücklicher Weise lag Heinrich den ganzen Sommer im Hildesheimischen krank und konnte ihrer nicht anders als durch einen neunjährigen Waffenstillstand los werden, den er mit einer Abgabe erkaufen mußte. Aber nach 9 Jahren hatte er ihnen eine andere Abgabe zugedacht. Er fing an, seine Unterthanen im Kriegswesen förmlich zu üben. Er verbesserte ihre Waffen, lehrte sie in geschlossenen Gliedern und planmäßig fechten und bemühte sich besonders, eine kühne und geübte Reiterei zu bilden, welche allein gegen die Ungarn ent- scheiden konnte. Und weil nur der Mangel an Festungen ein so weites Vordringen der Feinde möglich machte, so befestigte er die alten Städte und legte neue Städte und Burgen an. Jeder neunte Mann vom Lande mußte sich ich diesen neuen Städten niederlassen, die er zugleich mit Magazinen versah, und denen er manche Freiheit verlieh. Die Verteidiger der Burgen wur- den Bürger genannt, und dies ist der Ursprung unseres Bür- gerstandes. Während des Waffenstillstandes mit den Ungarn führte Hein- rich Krieg gegen die Böhmen und andere benachbarte Völker, die Deutschland früher wiederholt geplündert hatten. Diese Feldzüge waren eine neue Übung für seine Krieger. Im Jahre 928 war die Zeit des Waffenstillstandes abgelaufen. Heinrich hatte sich schon vorher auf einer Versammlung der Stimmen seiner Her- zöge für diesen Fall versichert; alle hatten den Krieg bewilligt. Als daher die Gesandten der Ungarn den ferneren Tribut zu fordern kamen, wurden sie mit Hohn abgewiesen. Ein fürchter- licher Heereszug, wie mau ihn nie gesehen, brach darauf 933 wie ein Heuschreckenschwarm in Thüringen und Sachsen ein. Aber die braven Deutschen waren auf sie gefaßt und fürchteten nichts mehr, als daß die Ungarn nicht standhalten und also nicht blutig genug bezahlen würden. Und so geschah es auch; die Flucht war allgemein, doch wurden die meisten eingeholt und niederge- hauen, und die man lebendig fing, an die Bäume geknüpft. Es war ein herrlicher Sieg, der Niederlage des Varus zu verglei- chen, denn es war eine gerechte Ausrottung frecher Räuber und Vaterlandsverwüster. Die Hauptschlacht siel nicht weit von Sou-

6. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 408

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
408 vertilgen." Das ganze Volk staunte über diese neue Weissagung; Johann aber sank in die Kniee und ries: „Schon vor mehreren Tagen, liebe Brüder, hat auch miv Gott dies geosfeubaret; aber es gefiel seiner Weisheit, dieses Lurch einen andern zu verkündigen. Wohlan denn, du ge- beutst, Allmächtiger, und dein Knecht gehorcht!" Nun wurde der Schneider König und richtete sich einen förmlichen Hof- staat ein. Der Scharfrichter Knipperdölling wurde sein Mi- nister, Krechting sein Geheimrat. Achtundzwanzig Trabanten bildeten seine Leibwache. Von nun an erschien er stets im königlichen Gepränge, das Scepter in der Hand, sein schar- lachroter Mantel blitzte von Gold und Juwelen. Ihm zuv Seite gingen schön geschmückte Edelknaben, die ein Schwerts eine Bibel, den Neichsapfel und die Krone trugen. Das Belagerungsbeer machte unterdessen nur geringe Fortschritte; aber desto verderblicher wütete der Hunger unter den Aufrührern und die Grausamkeit des Königs, der jeden Tag mit Mordthaten bezeichnete. Seine Frau äußerte einst, sie könne doch nicht glauben, daß Gott mit dem Elende gedient sei, welches er über die unglückliche Stadt bringe. Dafür enthauptete er sie mit eigener Hand auf dem Markte und tanzte mit dem Volke um den blutigen Leichnam herum. Diese schaudervollen Unruhen dauerten bis Juni 1535. Da endlich erbarmten sich zwei Bürger der unglücklichen Stadt und leiteten in einer stürmischen Nacht mehrere feindliche Krieger durch den Graben auf den Wall. Diese hieben die Wache nieder, rissen die Thore auf, und mit lautem Sieges- geschrei strömten die Scharen der Bischöflichen in die offene Stadt. Lange leisteten die verhungerten Wiedertäufer ver- zweiflungsvolle Gegenwehr; endlich mußten sie sich ergeben. Rothmann war im Kampfgewühle gefallen, der König Johann aber, seine Minister Krechting und Knipperdölling wurden in eiserne Käfige gesperrt, eine Zeitlang wie wilde Tiere zuv Schau herumgeführt und zuletzt auf dem Markte mit glü- henden Zangen gezwickt und zu Tode gemartert. Ihre Leichname wurden in drei eisernen Käfigen hoch am St. Lamberti-Turiue, der König in der Mitte und etwas höher, aufgehängt.

7. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 423

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
423 Könige von Neapel. Seitdem wich alle Zucht und Ordnung, und das Elend der Franzosen überstieg jedes Maß. Soldaten von allen Regimentern liefen wild durch einander. Die we- nigsten Reiter hatten noch Pferde, vielen fehlte es sogar an Schuhen, und sie umwickelten kläglich die Füße^ mit abge- rissenem Tuche. Da wütete der Hunger so entsetzlich, daß selbst gefallene Pferde mit Gier verzehrt wurden. Wie Todes- gestalten wanderten die Soldaten über die Schnee- und Eis- felder; ganze Wolken von Kosacken zogen hinter ihnen her. Nirgends Ruhe, nirgends Rast. Kaum hatten sie ein Feuer angemacht und sich um dasselbe gelagert; augenblicklich störte sie wieder das Hurrah der Kosacken auf. Der bloße Ruf: „Kosacken!" setzte ganze Haufen in schnellen Trab; wen die Kraft zum Fliehen verließ, der streckte vergebens die Hand nach den atemlos Vorübereilenden aus. Betäubt vor Kälte wan- derten viele wie Wahnsinnige mitten in das Feuer. Die Russen fanden oft des Morgens um die erloschenen Wacht- feuer schauerliche Totenversammlungen. So endete das große, in so stolzen Hoffnungen ausgezogene Heer, und nur wenige sahen ihre Heimat wieder. Moskau war der Scheiterhaufen der Macht und Größe Napoleons. Jene sechs verhängnis- vollen Monate hatten über 300 000 Menschen und 130 000 Pferde gekostet. Jni Jahre 1813 verbrannte man noch in Rußland über 200 000 erstarrte Leichen. 26. Die Völkerschlacht bei Leipzig. Das niedergebeugte Europa sah in jenem grausigen Un- tergänge das Strafgericht Gottes selbst und erhob sich in kühner Begeisterung für die Wiedereroberung seiner Freiheit. Preußen ging mit seinem Beispiele voran. Der König schloß mit den Russen Friede und Freundschaft und rief, von Bres- lau aus, am 3. Februar 1813 sein Volk zu den Waffen auf. Und freudig drängten sich Knaben und Jünglinge, Männer und Greise, Reiche und Arme, das ganze Volk ohne Unterschied des Ranges und Standes, zum harten Dienste des Krieges. Von Weib und Kind schieden die Krieger, männlich entschlossen, alles für alles zu wagen. Und die Alten, welche nicht mitziehen konnten, waffneten und segne- ten ihre Söhne. Frauen und Mädchen, selbst Kinder leg- ten Geld und Gut, oder die Arbeit ihrer Hände, auf den Altar des Vaterlandes; das ganze Volk wetteiferte in Dar-

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 449

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
449 schlossen verließ der deutsche Krieger Haus und Hof, Weib und Kind. Nicht in wildem Jubel, nicht in aufregenden Versamm- lungen, nicht in wüstem Geschrei nach Kampf und Blut, wie in Frankreich, äußerte sich die deutsche Begeisterung: in den Gottes- häusern lag das Volk auf den Knieen, um den Lenker der Schlachten für die gerechte Sache anzuflehen. In der unglaub- lich kurzen Frist von zwölf Tagen standen die preußischen Heere gerüstet, ihnen schlossen sich ohne Verzug die süddeutschen Truppen an. Mit derselben Schnelligkeit eilten sie der bedrohten Grenze zu. Unter erprobten Führern, voll Entschlossenheit und brennend vor Kampfbegierde, waren in den ersten Tagen des August schon über eine halbe Million deutscher Krieger am Rhein versammelt, um das Wort des Dichters wahr zu machen, dessen Gesang aller Herzen entstammte: „Lieb' Vaterland, magst ruhig sein, — fest steht und treu die Wacht am Rhein." Unter dem 30. Juli rich- tete der König Wilhelm von Preußen in würdiger und männ- licher Sprache einen Erlaß an das deutsche Volk, in welchen: er erklärte, „daß er und sein Volk mit ihm entschlossen seien, gleich den Vätern und in fester Zuversicht auf Gott, den Kampf zu bestehen zur Errettung des Vaterlandes." Am 2. August über- nahm er den Oberbefehl über die gesamten Heere. Nach der prahlerischen Sprache ihrer öffentlichen Blätter hätte man glauben sollen, daß die Franzosen sofort nach der Kriegserklärung ge- waltige Truppenmassen nach Deutschland werfen würden, um in dem überraschten Lande den Kampf zu eröffnen. Allein Zö- gerung, Verwirrung, Mangel an einheitlicher Leitung und Ord- nung bewirkten, daß erst zu derselben Zeit, als unsere Heere sich am Rhein in Schlachtordnung aufstellten, es den Franzosen möglich war, ihre Truppen in Elsaß und Lothringen, den Grenzprovinzen gegen Deutschland, zusammen zu ziehen. Sie bildeten zwei Armeen: die eine unter dem Oberbefehle des Marschalls Mac Mahon, des berühmtesten unter den französischen Generalen, in einer Stärke von 120,000 Mann, welche nördlich von Straßburg Stellung nahm, um wo möglich einen Vorstoß über den Rhein »ach dem südlichen Deutschland zu versuchen; die zweite, unter- persönlicher Leitung des Kaisers und des durch seine Rücksichts- losigkeit und Grausamkeit während des mexikanischen Feldzuges bekannten Marschalls Bazaine. Eine dritte Armee unter Can- Lcscbuch für Ober-Klassen. 29

9. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 182

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
182 Manch Kind, das erstarrt im Mutterarm, Und manch ein Wanderer, müd' und arm, Das Herz, das schon am Leben verzagt, Und das die Schuld über Berge gejagt — Wer immer es sei, wen die Nacht überrascht, Wen der Sturm und wen die Lawin' erhascht; Wer mit wankendem Fuß am Abgrund hangt, Einen Strauch, eine Wurzel am Felsen erlangt: — Der Mönch und sein Hund sind nah und fern, Die Retter der Menschen, der Hülflosen Stern. 6. Das Pferd. Vor allen Tieren zeichnet sich das Pferd aus. Edel und kräftig steht es da; stolz trägt es das Haupt mit schön gewölbter Stirn und Nase; klug und mild blickt es uns an aus dem runden, grossen Auge, das im Dun- kel mit grünem Schein leuchtet. Mit den spitzen Ohren spielt und lauscht es aufmerksam. Die vorstehende, freie Brust zeugt von dem Mute, der in ihr wohnt; schlank und glatt ist der Nacken, und um den gebogenen Hals flattert die lange Mähne. Die Lenden sind sicher und fest, behende und leicht die Beine, und die Füsse gewaffnet mit harten, ungespalte- nen Hufen. Ungeduldig harret es des befreundeten Reiters; es wiehert laut, scharrt mit dem Vorderfufse, stampft die Erde. Wie ein Sturmwind fliegt es mit seinem Herrn über den weiten Plan; aber bei Nacht und Dunkel trägt es ihn sorgsam und sicher auf schmalem Pfad an Abgrün- den vorbei. Im Kriege folgt es verständig dem Rufe des Führers und dem Klange der Trompete; mutig stürzt es in den Kampf und wiehert freudig nach errungenem Siege. Ist sein Reiter gefallen, und es kommt vorüber an dessen Leichnam, so senkt es trauernd das Haupt, und Thränen scheinen seinem Auge zu entquellen. Ein mutiges Pferdepaar in gleichem Schritt mit dem zierlichen Wagen des Vornehmen forteilend, gehorsam dem Worte des Führers, lenksam mit leichter Zügelbe- wegung, ist wahrlich ein schöner Anblick. Aber gleich

10. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 307

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
307 trennen. Bei andern dagegen, z. B. beim Wasser und Öl geschieht die Trennung leicht. Hier verschieben oder sondern sich die Teilchen schon durch die leiseste Berührung. Die erstern heißen daher feste, die letzter» flüssige Körper. Durch Versuche hat man gefunden, daß Stahl, Eisen, Kupfer, Sil- der, Gold, Zinn, Blei, in der Ordnung, wie sie hier folgen, abnehmende Festigkeit besitzen, Stahl also die größte, Blei die geringste. Die Holzarten stellte man nach ihrer Stärke so auf: Eiche, Erle, Rotbuche, Esche, Weißbuche, Weißdorn, Weide, Tanne, Ulme, Kirschbaum, Linde, Birnbaum, Pflaumen- baum, Fichte. Durch Versuche erfuhr man ferner, daß ein seidener Faden dreimal mehr aushält, als ein eben so dicker leinener, daß ein ungebleichter Faden fester ist, als ein ge- bleichter, daß ein stark gedrehter Strick weniger trägt, aks ein schwach gedrehter. Manche Gegenstände können fester ge- macht werden, als sie ursprünglich sind, z. B. Tuch und wollene Zeuge durch das Walken, die Metalle durch ein mä- ßiges Hämmern. Gewisse Zusätze vermehren die Festigkeit eines Metalles. Auch sind zwei Metalle, mit einander ver- einigt, gewöhnlich stärker, als jedes allein war. So hält ein Gemisch von Blei und Zinn besser, als Blei oder Zinn für sich. Messing ist fester als Kupfer und Zink, woraus mau es verfertigte. Die Festigkeit der Körper richtet sich nicht immer nach ihrer Dichtigkeit, denn Gold ist viel dichter als Eisen und doch bedeutend schwächer. 6. Bewegbarkeit. Wird ein Körper geteilt, so bleiben die Teile nicht aus der Stelle, wo sie waren, son- dern sie kommen auf eine andere. Auch ganze Körper kön- nen auf einen andern Ort gesetzt werden, als der ist, wo sie eben sind: der Tisch, das Buch, die Tafel lassen sich weiter rücken oder forttragen. Es können daher die Körper ihre Stellen verlassen, und indem dies geschieht, bewegen sie sich oder werden bewegt, darum sagt man auch: Sie sind bewegbar. Oft kommt es uns vor, als wenn sich Gegenstände bewegten, und doch ruhen sie. Wenn wir in einem Wagen rasch fahren und starr nach einer Seite auf die Erde hinsehen, so scheint der Weg mit allen darauf be^ stndlichen Dingen zu fliehen, und der Wagen still zu stehen. 20 *
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