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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 50

1888 - Habelschwerdt : Franke
50___________ 362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden. 4. Folgen des Krieges. a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten; b) alle griechischen Staaten sind geschwächt; c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland. Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier, 362-338. 1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang. 2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen. 3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber

2. Rußland, Nord- u. Mittelamerika, Südamerika - S. 70

1917 - Leipzig : Klinkhardt
herausgegebenen „Staatsboten", vorbehalten, die erste gedruckte Mitteilung über diesen hochwichtigen 5lkt zu bringen. Die Unabhängigkeitserklärung erfolgte bekanntlich am 4. Juli 1776, einem Donnerstag. Da der „Staatsbote" die einzige am Freitag erscheinende Zeitung Philadelphias'war, so kam sie mit ihrer Mitteilung allen in englischer Sprache gedruckten Zeitungen voraus. Die in fetten Lettern gegebene Nachricht lautet folgendermaßen: „Philadelphia, den 5. Iulp. Gestern hat der achtbare Tongreß dieses vesten Landes die vereinigten Tolonien freye und unabhängige Staaten er- kläret. Die Declaration in Englisch ist gesetzt in der presse: sie ist datirt den 4. Iuly 1776, und wird heut oder morgen in Druck erscheinen." Wollte man die Namen aller Deutschen, die sich durch tapfere Taten vor dem Feinde auszeichneten, in einer Liste vereinen, so würde dieselbe manche Seiten füllen. Ii. Heinrich Melchior Mühlenberg. klangvoll und klar tönte von dem Turme des schlichten Kirchleins in Woodstock die Glocke hinein in den frischen Januarmorgen des Jahres 1776. Steigend und fallend, leiser und lauter schwangen sich die Töne dahin. Und heute nun wollte der Pfarrer-Gberst seine 5lbschiedspredigt halten vor seiner Gemeinde. Das Haupt neigte er zu kurzem innigen Gebet und ließ dann das scharfe 5luge schweifen über die Versammlung im kleinen Kirchlein, und freudig leuchtete es auf, als es seinen Oberst-Leutnant Abraham Bowmann und seinen Major Peter helsenstein traf. Ein goldener Sonnenstrahl fiel durch die Fenster und spielte auf den Blättern der Bibel, die aufgeschlagen auf dem Hitar lag. von nah und fern waren die deutschen Lauern herbeigeeilt, bis in den ent- legensten Winkel war ja die Künde gedrungen von der Ernennung Mühlen- berg's zum Oberst, und „der deutsche Schulmeister", der anno 1870 den Na- poleon geschlagen un6 die höchste Anerkennung gewonnen hat, war auch hier nicht lässig gewesen. Cr hatte dafür gesorgt, daß das „Schreiben des evang.- luth. und reformierten Kirchenrates, wie auch der Beamten Deutschen Gesellschaft in der Stadt Philadelphia an die Deutschen der Provinzen von New pork und North Carolina" auch in virginien unter den Deutschen bekannt und ver- breitet wurde, worin an die Deutschen die Aufforderung erging, mit Gut und Blut einzustehen für die Sache der Freiheit, Milizen zu bilden und Geld auf- zubringen. (Er las den aufmerksamen Zuhörern ans „Millers Staatsboten" die patriotischen Artikel und begeisterten Kufrufe vor, in denen sie an die Knechtschaft erinnert wurden, vor der sie aus der alten Heimat entflohen wären- in denen sie gewarnt wurden, aus dem Joch der Fürsten Deutschlands unter das Joch der Gouverneure Englands zu kriechen. 5lls das vorbereitungs- lied zur predigt gesungen worden war, drängten sie sich so dicht an die Tür und die Fenster hinan, um ja kein Wort zu verlieren von dem, was drin gesprochen wurde. Mühlenberg bestieg die Kanzel und in schlichten Worten legte er ihnen dar, wie die Bedrückung von feiten des Mutterlandes unerträglich und ungerecht sei, wie die Liebe für das Land, das ihnen eine neue Heimat geboten habe, wie die Gerechtigkeit der Sache, der auch er ergeben sei, Taten und Opfer von Jedem erheische. In lautloser Stille, gespannt und gefesselt hing die versammelte Menge an dem Munde des Redners. Nicht einmal der alte Vater Fehse, der sich sonst nicht leicht um das gewohnte Kirchenschläfchen bringen ließ, tat heute kein 5luge zu. Und manchem rauhen Bauern schlug das

3. Das Vaterland - S. 379

1900 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
379 Schon war's ziemlich spät am Nachmittag, und seine Hoffnung war so nahe am Untergange wie die Sonne; denn schon kehrten die Lustwandler zurück. Da legte sich ein recht tiefes Leid auf das wetterharte, vernarbte Gesicht. Er ahnte nicht, daß nicht weit von ihm ein stattlich gekleideter Herr stand, der ihm lange zuhörte und ihn mit dem Ausdrucke tief empfundenen Mitleids betrachtete. — Als endlich alles fruchtlos blieb und die müde Hand den Bogen nicht mehr führen konnte, auch sein Bein ihn kaum mehr trug, setzte er sich auf einen Stein und stützte die Stirn in die hohle Hand. Er weinte heimlich. Der Herr aber, der dort am Stamme der alten Linde lehnte, hatte gesehen, wie die verstümmelte Hand die Thränen abwischte, da- mit das Auge der Welt die Spuren nicht sähe. Es war aber, als wenn die Thränen ihm wie siedend heiße Tropfen auf das Herz ge- fallen wären, so rasch trat er herzu, reichte dem Alten ein Goldstück und sagte: „Leihet mir Eure Geige ein Stündchen!" Der Alte sah voll Dankes den Herrn an, der mit der deutschen Sprache so holperig umging, wie er mit der Geige. Was er aber wollte, verstand der Invalide doch und reichte ihm seine Geige. Sie war nun so schlecht nicht; nur der gewöhnliche Geiger kratzte so übel. Er stimmte sie glockenrein, stellte sich ganz nahe zu dem Invaliden und sagte: „Kollege, jetzt nehmt Ihr das Geld, und ich spiele." — Und nun fing er an zu spielen, daß der Alte seine Geige neugierig betrachtete und meinte, sie sei es gar nicht mehr; denn der Ton ging wunderbar in die Seele, und die Töne rollten wie Perlen dahin. Manchmal war's, als jubilierten Engelsstimmen in der Geige, und dann wieder, als klagten Töne schweren Leids aus ihr heraus, die das Herz so be- wegten, daß die Augen feucht wurden. Jetzt blieben die Leute stehen, sahen den stattlichen Herrn an und horchten auf die wundervollen Töne; jedermann sah's, der Mann geigte für den Armen, aber niemand kannte ihn. Immer größer ward der Kreis der Zuhörer. Selbst die Kutschen der Vornehmen hielten an. Und was die Hauptsache war, jedermann sah ein, was der kunstreiche Fremde beabsichtigte, und gab reichlich. Da fiel Gold und Silber in den Hut und auch Kupfer, je nachdem das Herz war. Der Pudel knurrte. War's Vergnügen oder Ärger? Er konnte den Hut nicht mehr halten, so schwer war er geworden. „Macht ihn leer, Alter," riefen die Leute dem Invaliden zu, „er wird noch ein- mal voll!" Der Alte that's, und richtig! er mußte ihn noch einmal leeren in seinen Sack, in den er die Violine zu stecken pstegte. Der Fremde stand da mit leuchtenden Augen und spielte, daß ein Bravo über das andere erscholl. Alle Welt war entzückt. Endlich ging der Geiger in die prächtige Melodie des Liedes: „Gott erhalte Franz den Kaiser!" über. Alle Hüte und Mützen flogen von den Köpfen; denn die Österreicher liebten ihren edlen Kaiser Franz von ganzem Herzen, und er verdiente es auch; allgemach wurde der Volksjubel

4. Das Vaterland - S. 113

1900 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
113 seinen Gefangenen über Land durch Schwyz in sein Schloss Küssnacht führen. Als sie nun auf dem See waren, da entstand ein so un- gestümer Sturmwind, dass sie alle elend zu verderben meinten. Da sprach der Diener einer zum Landvogt: „Herr, Ihr seht Eure und unsere Lebensgefahr; nun ist der Teil ein starker Mann und versteht sich gut darauf, mit einem Fahrzeuge umzu- gehen; man sollte ihn jetzt in der Not gebrauchen.“ Sogleich wandte sich der Landvogt an Teil mit den Worten: „Wenn du dich getrauest, uns aus dieser Gefahr zu helfen, so wollt’ ich dich deiner Bande entledigen.“ Der Teil gab zur Antwort: „Ja, Herr, ich getraue uns mit Gottes Hilfe wohl zu retten.“ Also ward er losgebunden, trat an das Steuerruder und fuhr redlich dahin; doch lugte er allenthalben auf gute Gelegenheit zu ent- rinnen. Und als er der Felsenplatte nahe kam, welche seitdem den Namen Teilsplatte hat, ersah er seinen Vorteil und er- munterte die Knechte, fest anzuziehen, bis sie vor jene Platte kämen; denn dann hätten sie das Schlimmste überwunden. Also kamen sie der Platte nahe. Da drückte er das Schiff mit Macht an den Felsen, erraffte sein Schiesszeug, welches im Schiffe beim Steuerruder lag, und that einen Sprung hinaus auf die Platte; das Schiff aber stiess er mit Gewalt weit hinter sich in den See zurück. Nun kletterte er den Berg hinauf und floh durch das Land Schwyz bis auf die Höhe an der Landstrasse bei Küssnacht, und wo dort eine hohle Gasse ist, verbarg er sich im Gebüsch, den Landvogt erwartend. Dieser und seine Diener kamen, mit genauer Not dem See entronnen, durch den Hohlweg geritten. Teil hörte in seinem Versteck allerlei An- schläge des Landvogts wider ihn, nahm seine Armbrust und durchschoss den Vogt mit einem Pfeile, dass er tot vom Rosse zu Boden sank. Hierauf entfloh Teil über das Gebirge gen Uri. Das Volk aber freute sich überall, wo die That ruchbar wurde, dass es seines schlimmsten Gewaltherrn entledigt war. Nach Ferdinand Bäi'sler. 58. Eine Maienfahrt. Am 1. Mai 1308 weilte der König Albrecht auf seinem Schloß zu Baden im Aargau und wollte nach altem Landesbranche an diesem Tage eine Maienfahrt halten. Man zog da wohl in den grünen Wald, um den Mai heimzuholen, und schmückte sich ihm zu Ehren mit bunten Kränzen. So ritt denn auch der König mit Fürsten und Herren ans, und im Gefolge befand sich sein junger Brnders- sohn Johann, der wegen unbefriedigter Erbansprüche dem königlichen Oheim grollte. Nachdem Johann eben wieder vergeblich nm sein Erbland angehalten hatte, saß man zum Mahle nieder. Als nun Das Vaterland. 8

5. Die weite Welt - S. 20

1882 - Leipzig : Klinkhardt
20 14. Sanftmut. Der berühmte Perikles war einst in Staatsangelegen- heiten auf dem Markte von Athen beschäftigt. Da drängte sich ein Unverschämter an den hochverdienten Mann heran und überhäufte ihn mit groben Schmähungen; ja, er verfolgte ihn den ganzen Tag damit, ohne daß der Geschmähte ein Wort darauf erwiderte. Und als Perikles abends eben so gelassen nach Hause zurück- kehrte, immer noch verfolgt von dem Schmähenden, gab er beim Eintritte in das Haus, da es mittlerweile dunkel geworden war, seinem Diener den Auftrag, dem Fremden mit einer Laterne heimzuleuchten. 15. Lakonische Reden. Der Spartanerheld Leónidas verteidigte den Engpaß von Thermopylä mit einer Hand voll Krieger gegen die unübersehbaren Scharen der Perser. Als diese das Häuflein sahen, glaubten sie gar nicht an einen ernstlichen Widerstand, und der Perserkönig ließ die Spartaner auffordern, ihm die Waffen zu übergeben. „Komm und hole sie!" war die kurze Antwort. — Als ein Fremder, der sich zu den Spartanern gesellt hatte, bestürzt mit- teilte, der Feinde seien so viele, daß sie durch ihre Pfeile die Sonne verfinstern würden, erhielt er zur Antwort: „Desto besser, dann känrpfen wir im Schatten." — Als einst ein fremder König dem spartanischen Senate drohend sagen ließ: „Wenn ich in euer Land konime, werde ich alles mit Feuer und Schwert verheeren", antwortete derselbe einfach: „Wenn!" — „Siegen oder sterben!" war der Wahl- spruch im Schlachtgewichte. Keiner durfte fliehen, keiner die Waffen strecken, wenn auch die Zahl der Feinde noch so groß war. Darum sagte einmal eine spartanische Mutter zu ihrem in den Kampf ziehenden Sohne, indem sie ihm den Schild über- gab: „Entweder mit diesem, oder auf diesem!" — Eine andere Mutter erhielt die Nachricht, ihr Sohn sei gefallen. Rasch fragte sie: „Und er hat mit gesiegt?" Als man ihr das bejahete, fuhr sie fort: „Nun, dazu habe ich ihn geboren, daß er für sein Vaterland zu sterben wisse." — Die spartanischen Schwerter waren kurz; „denn", sagte einst ein Spartaner, „wir lieben es, dem Feinde nahe zu sein." — Ein athenischer Redner nannte die Spartaner unwissende Menschen. „Du hast recht", entgegnete ein Spartaner, „denn wir allein unter den Griechen haben nichts Böses von euch gelernt." — Als man dem Lykurg den Vorschlag machte, er möge die Stadt Sparta doch mit Mauern befestigen lassen, sagte er: „Ihre Männer müssen ihre Mauern sein." — Zu einem, der über wichtige Dinge zur Unzeit sprach, sagte Leónidas: „Freund, selbst das Rechte nur zur rechten Zeit." — 16. Spartanische Tapferkeit. Ein Spartaner hatte einen Fuchs gestohlen und verbarg ihn unter dem Mantel. Als der Fuchs ihm den Unterleib zerfleischte, gab der Tapfere keinen Laut von sich, bis er tot zu Boden fiel. — Als ein spartanischer Krieger ausgelacht wurde, weil er lahm in den Kampf ging, sagte er: „Ihr hättet recht, mich auszulachen, wenn ich vor dem Feinde fliehen wollte; aber ich will ja mit ihm kämpfen!" — Als die Spartaner bei Thermopylä völlig umzingelt waren und den gewissen Tod vor Augen sahen, wollte Leónidas zwei edle Jünglinge, deren Tod ihm nahe ging, deni Vaterlande erhalten, und er verfiel auf das Mittel, sie mit einem Berichte nach Sparta zu senden, so lange noch ein Entkommen einzelner möglich war. Aber der eine, die Absicht merkend, gab ihm zur Antwort: „Herr, ich bin hierher gekominen, dir als Krieger zu dienen, nicht aber als Läufer." Und der andere sprach: „Herr, erst wollen wir kämpfen, dann will ich deinen Schlachtbericht überbringen." 17. Philipp von Makedonien und Aster. Als dem makedonischen Könige Philipp an ein und demselben Tage drei Freudenbotschaften gebracht wurden, rief er mit vieler Seelenruhe aus: „O Schicksal, gieb mir für so vieles und so großes Glück auch ein kleines Unglück!" Das kleine Unglück sollte nicht lange auf sich warten lassen. Ein Bogenschütze, Namens Aster, hatte dem Könige seine Dienste angeboten, indem er sich rühmte,

6. Die weite Welt - S. 6

1882 - Leipzig : Klinkhardt
6 seligen erworben", sagte ein dritter. Da fragte der älteste unter den Richtern: „Hieß er auch seinem Volke und den Nachbarvölkern der Gerechte? Pies ist der einzige Beiname, welcher denen ziemt, die gesetzt sind über die Menschen, ihre Brüder." Die Zeugen verstummten. Jetzt erhoben sich die Richter von ihren Sitzen und sprachen: „Der, welcher im Lichte wohnt, hat die Seele des Toten gerichtet; wir aber richten den Leib. Er soll ein Jahr unbegraben bleiben; denn es giebt nur eine Herrschertugend, nämlich die Gerechtigkeit, und keine andere Tugend ist ohne diese." W. Schlegel. 3. Belsazar. Die Mitternacht zog näher schon; in stummer Ruh' lag Babylon. Nur oben in des Königs Schloß, da flackert's, da lärmt des Königs Troß. Dort oben in dem Königssaal Belsazar hält sein Königsmahl. Die Knechte saßen in schimmernden Reih'n und leerten die Becher mit funkelndem Wein. Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht'; so klang es dem störrigen Könige recht. Des Königs Wangen leuchten Glut; im Wein erwuchs ihm kecker Mut. Und blindlings reißt der Mut ihn fort, und er lästert die Gottheit mit fündigem Wort. Und er brüstet sich frech und lästert wild; die Knechteschar ihm Beifall brüllt. Der König rief mit stolzem Blick; der Diener eilt und kehrt zurück. Er trug viel gülden Gerät auf dem Haupt; das war aus dem Tempel Jehovahs geraubt. Und der König ergriff mit frevler Hand einen heiligen Becher, gefüllt bis zum Rand, und er leert ihn hastig bis auf den Grund, und rufet laut mit schäumendem Mund: „Jehovah! Dir künd' ich auf ewig Hohn, — ich bin der König von Babylon!" Doch kaum das grause Wort verklang, dem König ward's heimlich im Busen bang. Das gellende Lachen verstummte zumal; es wurde leichenstill im Saal. Und sieh! und sieh! an weißer Wand, da kam's hervor wie Menschenhand, und schrieb und schrieb an weißer Wand Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand.

7. 1 = 5. Schulj. - S. 65

1908 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
65 Kaiser die Bande und lief schnell zurück, legte sich in den Zuber und badete nach wie vor. Als Otto wieder zu seinem Heere gelangte, wollte er erkunden, wer sein unbekannter Retter gewesen wäre. Zornig saß er im Zelte auf seinem Stuhle und sprach: „Ich war verloren, wenn mir nicht zwei ritterliche Hände geholfen hätten; wer aber den nackten Mann erkennt, führe ihn zu mir her, daß er reichen Lohn und meine Huld empfange; kein kühnerer Held lebt hier, noch anderswo." Nun wußten wohl einige, daß es Herr Heinrich von Kempten gewesen war; doch fürchteten sie den Namen dessen auszusprechen, dem der Kaiser den Tod geschworen hatte. „Auf dem Ritter," antworteten sie, „lastet schwereungnade; möchte er deine Huld wieder gewinnen, so ließen wir ihn vor dir sehen." Da nun der Kaiser sagte, und wenn er ihm gleich seinen Vater erschlagen hätte, so solle ihm vergeben sein, nannten sie ihm Heinrich von Kempten. Otto befahl, daß er alsbald herbeigebracht würde; er wollte ihn aber erschrecken und ihn übel empfangen. Als Heinrich von Kempten herbeigeführt worden war, gebärdete der Kaiser sich zornig und sprach: „Wie getraut Ihr Euch, mir unter die Augen zu treten? Ihr wißt doch wohl, warum ich Euer Feind bin, der Ihr meinen Bart gerauft und ohne Schermesser geschoren habt, daß er noch ohne Locke steht. Welch hoffärtiger Übermut hat Euch jetzt dahergeführt?" — „Gnade, Herr!" sprach der kühne Degen. „Ich kam gezwungen hierher; mein Fürst, der hier steht, gebot es bei seinen Hulden. Gott sei mein Zeuge, wie ungern ich diese Fahrt getan; aber meinen Diensteid mußte ich lösen. Wer mir das übel nimmt, dem lohne ich so, daß er sein letztes Wort gesprochen hat." Da begann Otto zu lachen: „Seid mir tausendmal willkommen, Ihr aus- erwählter Held! Mein Leben habt Ihr gerettet, das würde ich ohne Eure Hilfe verloren haben!" So sprang er auf und küßte ihm Augen und Wangen. Ihre Feindschaft war dahin und eine lautere Sühne gemacht. Der hochgeborene Kaiser lieh und gab ihm großen Reichtum und brachte ihn zu Ehren, deren man noch gedenkt. Grimm. 26. Willigis. Im Jahre 1009 wurde Avilligis, der Lehrer Kaiser Ottos Iii., ein frommer und gelehrter Mann, zum Bischöfe von Mainz gewählt; er war aber von geringer, armer Herkunft und sein Vater ein Wagnersmann gewesen. Deswegen hassten ihn die adeligen Domherren und Stifts- genossen, nahmen Kreide und malten ihm verdriefsweise Räder an die Wände und Türen seines Schlosses und gedachten, ihm damit eine Schmach zu tun. Als der fromme Bischof ihren Spott vernahm, da hiess er einen Maler rufen; dem befahl er, mit guter Farbe in alle seine Gemächer weifse Räder in rote Felder zu malen, und liess dazu setzen einen Reim, der sagte: „Willigis, Willigis, denk, woher du kommen sis.“ Daher rührt, dass seit der Zeit alle Bischöfe zu Mainz weifse Räder im roten Schilde führen. Andere fügen hinzu, Willigis habe aus Demut ein hölzernes Pflugrad stets an seiner Bettstätte hängen gehabt. Grimm. Das Vaterland. L 6

8. 1 = 5. Schulj. - S. 28

1908 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
28 kein Blick der Menschen mich mehr treffen könnte. Den man bis jetzt den treuen Dietrich genannt hat, den wird man nun den unge- treuen heißen. Und erführe auch die Welt nichts davon, so würde mir doch mein eigenes Herz die Vorwürfe nicht ersparen." So klagte sich Dietrich an, und mit solchen Gedanken quälte er sich. Als er aber ruhiger ward, überlegte er sich doch, daß ihm kein anderes Mittel zu seiner Rettung übrig geblieben war, und daß Ecke in seinem Trotze selbst seinen Tod verschuldet hatte. Er sagte sich, daß er ja gern den Gegner am Leben gelassen hätte, wenn dieser nur selbst gewollt hätte, und ruhiger nun denkend, sah er die Not- wendigkeit ein, sogar die Rüstung und die Waffen seines Feindes an sich nehmen zu müssen, da die seinen in dem Kampfe allzusehr gelitten hatten und zu fernerem Kampfe untauglich waren. Er ging also zu dem toten Helden und entkleidete ihn zunächst seines Panzers. Als er aber selbst diesen anlegen wollte, bemerkte er, daß er ihm doch viel zu lang war. Er versuchte, mit seinem Schwerte das untere Stück des Panzers abzuschlagen. So wenig aber dieses Schwert während des Kampfes vermocht hatte, den herr- lichen Panzer zu durchschneiden, so wenig vermochte es auch jetzt, durch die Panzerringe zu dringen. Da holte Dietrich auch Eckes Schwert, Eckesachs geheißen, und mit ihm hatte er bald den unteren Teil des Panzers abgetrennt, so daß ihm dieser nur noch bis zum Knie reichte. Alsdann ging Dietrich hin und grub ein Loch in die Erde. In dasselbe legte er den Toten, den er dann mit Erde und zuletzt mit Laub und Gras bedeckte.*) Hierauf nahm er außer Schwert und Panzer auch noch Eckes Helm und Schild mit sich, denn sein eigener Schild war ja von Eckes Hand zerschlagen, und auch sein Helm Hildegrim konnte sich an Güte mit Eckes Helm nicht messen. Nur den köstlichen Edelstein, von dem Hildegrims Glanz ausging, brach er ans und setzte ihn in Eckes Helm; den von Blut beronnenen und von Schwertesschlägen arg zerhauenen Hildegrim jedoch ließ er auf dem Kampfplatze liegen. Aufs neue und köstlichste gerüstet ging Dietrich nun zu seinem Rosse. Er band es von dem Baume los und bestieg es. Ehe er aber fortritt, drehte er sich noch einmal nach dem frischen Grabe um und sprach: „Leb' wohl, du tapfrer Held! Nun will ich hinreiten zu denen, die dich ausgesandt haben, und will ihnen die traurige Nachricht bringen, daß du in ihrem Dienste hier den Tod gefunden hast." Dann ritt er davon. Sein Roß aber ward auf beiden Seiten von dem Blute überströmt, das aus des Helden Wunden rann. Albert Richter. (Deutsche Heldensagen.) *) Es war im Heidentums allgemeiner Glaube, daß die Seelen Verstorbener, deren Leib nicht bestattet worden war, ruhelos umherirren müßten. Versagte man einem Toten das Begräbnis, so konnte es nur als Strafe oder aus Haß geschehen, je nachdem es einen Verbrecher oder einen Feind betraf.

9. Teil 3 - S. 4

1906 - Berlin : Klinkhardt
4 Und er brüstet sich frech und lästert wild! Die Knechteschar ihm Beifall brüllt. Der König rief mit stolzem Blick; der Diener eilt und kehrt zurück. Er trug viel gülden Gerät auf dem Haupt; das war aus dem Tempel Jehovahs geraubt. Und der König ergriff mit frevler Hand einen heiligen Becher, gefüllt bis zum Rand Und er leert ihn hastig bis auf den Grund und rufet laut mit schäumendem Mund: „Jehovah! dir künd ich auf ewig Hohn, — ich bin der König von Babylon!“ Doch kaum das grause Wort verklang, dem König ward’s heimlich im Busen bang. Das gellende Lachen verstummte zumal; es wurde leichenstill im Saal. Und sieh! und sieh! an weißer Wand da kam’s hervor wie Menschenhand Und schrieb und schrieb an weißer Wand Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand. Der König stieren Blicks da saß, mit schlotternden Knien und totenblaß. Die Knechteschar saß kalt durchgraut und saß gar still, gab keinen Laut. Die Magier kamen, doch keiner verstand zu deuten die Flammenschrift an der Wand. Belsazer ward aber in selbiger Nacht von seinen Knechten umgebracht. Buch der Lieder, 4. Aufl. 1900. H. Heine. 5. Das Glück von Edenhall. von Edenhall der junge Lord läßt schmettern Festdrommetenschall; er hebt sich an des Tisches Bord und ruft in trunkner Gäste Schwall: „Nur her mit dem Glücke von Eden- Hall!" 2. Der Schenk vernimmt ungern den Spruch, des Hauses ältester Vasall, nimmt zögernd aus dem seidnen Tuch das hohe Trinkglas von Kristall; sie nennen's das Glück von Edenhall. 3. Darauf der Lord: „Dem Glas zum Preis schenk Roten ein aus Portugal!" Mit Händezittern gießt der Greis, und purpurn Licht wird überall; es strahlt aus dem Glücke von Edenhall.

10. Kürtziste Universal-Historie Nach der Geographia Auf der Land-Karte - S. 54

1750 - München : Gastl
4 Hlperiodus, Die Monairehia 1« Affyria. hundert Jahren gestiffret. Nach dessen Tod haben die H-rrschafft über disen Or- den ererbet die Ertz-Hertzogen aus Oester reich / und König in Spanien: und dists ist einer der vornehmsten Ritter- Orden m Europa. (26.L.5) Der Orpheus, und die Lirenes, oder Meer-« Fräulein. Anno mundi27o8. Amnerckungen. i. Die Sirenes w.^ ren Jungfrauen,so überaus schön singe rer>; weil sie aber stoltz wurde«/ ftynd sie vo« denen ^luüsverstaltet worden. Dastürtz^ len sie sich ins Mer, hatten imobernlciv Weibs- Gestatt, unten waren sie Fisch- * Die Vorbeyfahrende schlafferten p mit lieblichen Gesang ein, und zerrisset selbe hernach. 2. Als uiyfies vorbeygefahren, ver^ stopfte er allen seinen Gefährten dieohl'^ mir Wachs, sich selbst ließ er an den Map Baum binden, und so käme er durch. t 3. Als Orpheus vorbei) fuhr, spielte auf derharpssen nochvtl lieblicherals^ Lireues. Dlse brachten sich vor Scha^ selbst um. 4
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