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1. Lebensbilder aus der deutschen Götter- und Heldensage - S. 2

1891 - Leipzig : Voigtländer
aber, der in der Mitte des großen Gebietes wohnte und sich nach einem alten Nationalgott Tuisko benannt haben soll, blieb bei weitem der mächtigste. Dies waren unsere Vorfahren im engeren Sinne, die alten Deutschen, d. H. Nachkommen des Gottes Tnisko; die Römer aber nannten sie Germanen, d.h. Speermänner. Im Norden, aus der Halbinsel Skandinavien, auf Jütland und den Inseln der Ostsee, die nicht allzu fern von der Küste jener Halbinseln liegen, zweigte sich schon sehr frühe ein Bruderstamm der alten Deutschen von dem gemeinsamen Urvolke ab. Dies waren die G n u t e n, von denen die Goten , die S w i o n e n, von denen die Schweden, und die Noreg er, von denen die Norweger und Dünen abstammen. Das Land war gar öde und kalt, besonders im Norden, wo fast ein ewiger Winter herrscht, und Schnee und Eis selten schmilzt. Den Goten gefiel es daher in dem rauhen Lande gar nicht, und sie fingen an auszuwandern. Wie ein großer Bienenschwarm zogen sie über die Ostsee weiter nach Süden, wo es wärmer wurde und suchten sich dort eilte neue Heimat. Die zurückbleibenden nordischen Brüder wurden später mit dem gemeinsamen Namen Nordmänner bezeichnet, und der Stamm kurzweg der nordische Stamm genannt. Diese Nordmänner behielten am längsten und am reinsten die ursprünglichen (Sitten und Gebräuche und auch ihren alten heidnischen Glauben bei. Als alle südlicher wohnenden germanischen Bruderstämme schon längst das Christentum angenommen und den alten Glauben beinahe ganz vergessen hatten, da gingen die nordischen Sänger, Skalden genannt, noch von Burg zu Burg und sangen bei den Gastmählern der Großen herrliche Lieder von den mächtigen Göttern ihrer Heimat. Von diesen Göttern, die auch von unseren Vorfahren, den Urbewohnern des jetzigen Deutschlands, verehrt wurden, soll hier die Rede sein.

2. Lebensbilder aus der deutschen Götter- und Heldensage - S. 4

1891 - Leipzig : Voigtländer
— 4 — einen südlichen und einen nördlichen. Der fitbliche Teil war voller Licht und Glanz, er würde beshalb Muspelheim, b. H. Reich be§ Lichtes genannt. Der nörbliche Teil aber war iibe und finster, und ein bichter, kalter Nebel lag datü-6er ausgebreitet; Niflheim, b. H. Reich des Nebels ober bet Finsternis, wurde sein Name. Zwischen biesen Beiben Reichen in der Mitte blieb noch ein Raum, der mit einem Ende an Muspelheim stieß und von bort einiges Sicht empfing, mit bent anberen Ende aber bis an Niflheim reichte und bort fast ebenso finster und kalt wie dieses war. Da ließ Allvater aus Muspelheim feurige Funken in diesen mittleren Raum fallen, und dieselben schmolzen den Schnee, das Eis und den Reif, womit der Raum zum großen Teile angefüllt war. Die geschmolzenen Tropfen wurden lebendig, und ans ihnen entstaub ein großer Riefe, 2)mir ober Ö r g e l m i r genannt. Aus anberen Tropfen tiilbete sich dann eine große Kuh, von bereu Milch der Riese sich nährte. Anbere Funken, die aus Muspelheim herüberflogen, fetzten sich zu großen und kleinen Lichtern zusammen, die fortan Tag und Nacht regieren mußten. Das waren die Sonne, der Mond und die unzähligen Sterne. Die Kuh des Riefen Ymir beleckte nun die Eisblöcke, und aus denselben kamen erst einige Meufchcnhaare, dann ein ganzes Haupt und endlich am dritten Abenb eine ganze Menschengestalt hervor. Das war bei- starke und mächtige Gott Buri. Von ihm stammen alle übrigen Götter ab. Der Riese Ymir aber warb bet Stammvater eines großen Riesengeschlechtes. Götter und Riesen lebten nun eine lange Zeit mit einander in steter Feindschaft, am meisten gehaßt aber war bet Urriefe 3)mir selbst. Enblich warb et übertounben und getötet. Der Sohn des mächtigen Buri hatte sich mit einer Riesentochter vermählt und bekam von ihr brei Söhne. Das waren die brei gewaltigen Götter Dbin, Wile und We. Odin aber war

3. Lebensbilder aus der deutschen Götter- und Heldensage - S. 16

1891 - Leipzig : Voigtländer
Glanz und Schein ging von demselben aus. Sie hatte auch ein prächtiges Falkengemanb; wenn sie das anlegte, so konnte sie schnell wie ein Falke durch die Luft fliegen. In Walhalla empfing sie an Odiu's Seite die in der Schlacht Gefallenen, und die Hälfte derselben gehörte ihr, währenb Obin die anbere nahm. Mit den Walküren bewirtete sie die Einherier bei ihren Mahlen und reichte ihnen den köstlichen Met aus dem mit Silber beschlagenen Trinkhorn. Sie war auch die Göttin der Liebe und Ehe. Sie bestrafte durch eine Dienerin, Wara mit Namen, treulose Ehegatten, half aber bagegen Mann und Frau, wenn sie unverfchnlder in Not und Elend geraten waren. Die Brautleute brachten ihr daher auch fleißig Opfer dar, damit sie ihnen Glück und Heil zuteil werben lasse. Ein Tag in der Woche — es war der sechste — war ihrem Dienste besonders geweiht, und der heißt noch bis aus heute Freitag, b. i. Tag der Freya. An biesem Tage sauben barum bei unseren Vorfahren auch immer die Verheiratungen statt, da man diesen Tag für einen glücklichen hielt. In Norbdeutschlaud hat sich diese Sitte noch bis jetzt erhalten. Die Königin der Götter wurde anfangs, ebenso wie ihr Gemahl, in heiligen Hainen unter Bäumen oerehrt; doch brannte an den ihr geweihten Orten immer ein Feuer, das nie ausgehen durste und von Priesterinnen unterhalten wurde. Später erbaute man ihr auch prächtige Tempel. So soll ein solcher Tempel zu Upsala in Schweden und ein anderer zu Freienwalde in der Mark gestanden haben. Freya hatte auch einen Bruder, der hieß Frey r. Wie man die Freya als die Monbgöttin betrachtete, so galt Freyr als Sonnengott. Auch er war, wie seine Schwester, jugendlich und schön; er gab den Menschen gute und fruchtbare Jahre und reiche Ernten, und diese feierten ihm zu der Zeit, wo die Tage wieder anfingen länger zu werden, ein wichtiges

4. Lebensbilder aus der deutschen Götter- und Heldensage - S. 33

1891 - Leipzig : Voigtländer
zweig vor dem östlichen Thore Walhalla's ist vergessen worden, aber hier hast du meinen Ring, worauf alle anderen Geschöpfe den Eid geleistet haben; gehe hin und vereidige auch ihn, damit selbst das kleinste Geschöpf dem Baldur nicht schade."*) Hocherfreut eilte Loki nach dem Mistelzweig und brach ihn ab. Dann begab er sich in den Kreis der Götter zurück, lieferte Frigga den Ring ab und nahm teil an den Belustigungen. Baldur s Bruder, namens Höd ur, der blind war, stand hinten zurück und beteiligte sich nicht an dem Schießen und Werfen. Zu ihm ging Loki. „Warum schießest du nicht auch noch Baldnr?" redete er ihn an, und Hödur antwortete: „Ich sehe ja nicht, wo mein Bruder steht, auch habe ich keine Waffe." Da sprach Loki: „Thue doch wie die anderen Götter und erzeige deinem Bruder Ehre. Ich will dir Bogeu und Pfeil geben und dich dahin weisen, wo er steht." Hödnr nahm nun Loki's Bogen, auf den dieser den Mistelzweig als Pfeil gelegt hatte, und drückte ab. Die Mistel durchbohrte den Guten und Reinen, und leblos fiel er zur Erde. Sprachlos standen die Äsen und blickten sich einander an, wer die ruchlose That vollbracht hätte. Dann aber fingen sie au zu weinen, und so heftig, daß keiner dem anderen den Schmerz sagen konnte. Odin aber nahm den Sterbenden tieferschüttert in seine Arme und drückte ihm die gebrochenen Augen zu. Die Kunde von Baldur's Tod verbreitete sich sofort über ganz Asenheim, und als Odin den Leichnam in Frigga's Palast tragen ließ, da stürzte diese schon laut weinend und mit aufgelöstem Haar heraus, warf sich über den Entseelten und konnte des Klagens und Jammerns nicht satt werden. Endlich sammelte sie sich und rief laut in den Kreis der weinenden Götter hinein: „Will einer für immer meine Gunst *) Siehe Bratnscheck, Germ. Göttersage. Seite 172. Libers, Lebensbilder. z

5. Lebensbilder aus der deutschen Götter- und Heldensage - S. 35

1891 - Leipzig : Voigtländer
— 35 — Hier sah Hermoder nun Baldur und Nanna unter einer Felshatte sitzen und begrüßte sie. In einer anderen großen, von trübem Lichte beleuchteten Halle gewahrte er die entsetzliche Todesgöttin. Sie empfing ihn freundlich und lud ihn ein, die Nackt da zu bleiben. Am anderen Morgen brachte nun Hermoder seine Bitte vor, aber Hela antwortete grinsend: „Ist Baldur wirklich so allgemein beliebt, wie du mir sagst, daß alle lebenden uttd leblosen Wesen um ihn weinen und ihn zurilckbegehren, wohlan! so kehre er nach Walhalla zurück. Ist aber nur ein einziges Ding vorhanden, und sei es auch nur das allergeringste und unbedeutendste auf der ganzen Welt, das ihn nicht beweint, so bleibe er in Helheim." Mit diesem Bescheid kehrte nun der Bote zu den Göttern zurück. Diese sandten hocherfreut Boten in alle Welten ans und ließen alle Dinge und Wesen auffordern, den göttlichen Baldur zu beweinen. Alles, was da lebte und nicht lebte, Menschen und Tiere, alle Pflanzen, ja, Erde und Steine schluchzten, weinten und schwitzten bittere Thränen. Aber in einer einsamen Höhle fanden die Boten ein altes Weib, das sich Thöck nannte. Als sie zum Weinen aufgefordert ward, antwortete sie gleichgültig: „Thock wird nicht weinen über Baldur, denn weder im Leben noch im Tode hatte sie Nutzen von ihm. Was Hela besitzt, möge Hela behalten." Vergebens baten die Gesandten noch lange die Thöck um Mitleid; sie mußten endlich trostlos von bannen ziehen. Da erheb sich plötzlich ein gewaltiger Sturm, die Erbe erbebte, und der Donner hallte schrecklich an beit Felsen wieder. Obiu's gewaltige Stimme schallte weit über Sturm und Donner hinaus, als er dem Weibe zurief: „Ich habe alle deine Missethaten erwogen, und bald ist dein Maß voll; vergiß nicht, daß Odin dich kennt!" Das Weib aber, das ganz allein nicht um den guten Baldur weinen wollte, war der abscheuliche Loki gewesen. 3"

6. Lebensbilder aus der deutschen Götter- und Heldensage - S. 37

1891 - Leipzig : Voigtländer
— 37 — er habe in einem Walde viel schönere Äpfel gesehen, als die ihrigen. Jdun ließ sich verleiten, ihre Äpfel mitzunehmen, um sie mit den von Loki angeblich gesehenen zu vergleichen. Im Walde aber harrte ihrer ein mächtiger Riese, mit dem Loki Verabredung getroffen hatte, in der Gestalt eines großen Adlers. Der packte die arme Jdun und trug sie samt ihren Äpfeln nach Jöthunheim, Loki aber kehrte schadenfroh nach Asenheim zurück. Das alles mußte Loki unter den Drohungen Odin's eingestehen. Um die Strafe von sich abzuwenden, versprach er, die Göttin wieder herbeizuschaffen, bat aber Frigga, ihm ihr Falkenkleid zu leihen. Als Loki nun in Falken-« gestalt in Jöthunheim ankam, war der Riese gerade abwesend, und Jdun saß jammernd in einer Felsenkluft gefangen. Schnell verwandelte Loki die Göttin in eine Nus; und flog pfeilschnell mit ihr nach Asenheim zu. Der Riese hatte ihn aber doch gesehen und verfolgte ihn in Adlergestalt. Gerade als der Falke an dem Thore Afenheims angekommen war, holte ihn der Adler ein, aber die Götter hatten schnell ein Feuer angemacht, und während der flinke Falke sich seitwärts in das Thor hinein* flüchtete, flog der Adler, der sich nicht so schnell wenden konnte, gerade in die Flamme hinein und verbrannte. Die Götter freuten sich nun wohl über die Rückkehr Jvun's, denn nun konnten sie sich an ihren Äpfeln wieder verjüngen; aber sie sahen auch ein, daß es mit dem frechen Loki nicht so weiter gehen könne. Auch hatte man bald nachher erfahren, daß Loki Schuld daran war, daß der gute Baldur in Helheim bleiben mußte. Laut forderten die Götter von Odin die Bestrafung des Übelthäters, und dieser beschloß endlich, den Forderungen nachzugeben und Loki sangen zu (affen. Der aber war nirgends zu finden. Er hatte die ihm drohende Gefahr gemerkt und sich auf einen ganz abgelegenen, hohen Berg geflüchtet. Hier erbaute er sich eine Burg mit vier Öffnungen, pm nach allen Seiten spähen zu können. Odin aber entdeckte

7. Lebensbilder aus der deutschen Götter- und Heldensage - S. 44

1891 - Leipzig : Voigtländer
— 44 — heit ertrunken. Ein Riese aber raubte den köstlichen Trank, und von diesem kam er an Odin, den Besitzer aller Weisheit. Odin aber verlieh die Gabe der Dichtung an seinen Sohn B r a g a. Darum nennt man die Dichter noch heute die Nachkommen der Götter. Auch N i o r d u r, der Regengott, war eigentlich ein Waue. Als einst die Äsen mit den Wanen in Fehde gewesen waren, mußte beim Friedensschlüsse Niordur mit seinen beiden Kindern als Geiseln in Asenheim bleiben. Er vermählte sich mit einer zweiten Gattin und durfte nun immer dort wohnen. Sein Palast hieß Noatnn, und von ihm aus durste er in Zukunft die Herrschaft über Wind und Regen führen, die ihm Odin übertrug. Unter den Wassergottheiten standen oben an Ä g i r, der Gott des Meeres, und seine Gattin R a n a, die aus dem Riesengeschlechte stammte. Sie hatten neun Töchter, die Wellenmädchen. Ägir wohnte für gewöhnlich tief unten auf dem Meeresgrunde, doch hatte er auch eine Landwohnung auf der dänischen Insel L e s s ö e im Kattegatt. Ein Dichter *) beschreibt sie folgendermaßen: „In hoher Felsengrotte der Meergott Ägir wohnt, Ein Silberhelm mit Korallen ans seinem Scheitel thront; Hat einen Bart von Meergras, ein Ruder in der Hand, Besetzt mit klaren Steinen: so segelt er an den Strand. So ost das blanke Ruder Ran's nnicht'ger Gatte schwingt, So stillt sich des Meeres Brausen, die Flut ermattet sinkt. Dort ist aus Hlesehb**) sein Muschelthron erbaut, Und in den blauen Wellen er seine Töchter schaut." Seine Gattin ward den Schiffern sehr gefährlich, denn statt die Armen, wenn sie Schiffbrnch litten, zu retten, zog sie *) Oehlenschläger a. a. O. **) Alter Name der Insel Lessöc.

8. Lebensbilder aus der deutschen Götter- und Heldensage - S. 46

1891 - Leipzig : Voigtländer
— 46 — Thor kennen gelernt haben. Diesen beiden zur Seite steht noch ein dritter Gott, der höchst wahrscheinlich von allen deutschen Stämmen verehrt ward. Er hieß, je nach den verschiedenen Gegenden, in denen man ihm Diente, Ziu, Tuis, Tuisko oder S a x n o t. Er war derselbe Gott, den wir schon unter dem Namen Tyr bei den Nordmännern kennen gelernt haben. Er war der Gott der Kühnheit und der Tapferkeit, also der Kriegsgott. Er hatte den schrecklichen Fenris-wolf groß gefüttert, aber im Kampfe mit ihm die rechte Hand eingebüßt und wurde fortan der Einhändige genannt. Er war der Deutschen Schlachten- oder Schwertgott, den sie vor jedem Kampfe um Sieg anriefen und ihm Opfer brachten. Um die Schwerter zu weihen, ritzte man den Anfangsbuchstaben seines Namens in die Schwertkliugen ein. Er ward an vielen Stellen unter dem Namen Zio oder Ziu verehrt. Der dritte Tag der Woche war seinem Dienste besonders geweiht und hieß nach ihm Ziustag, woraus später Dienstag geworden ist. Ganz besonders dienten ihm die Bewohner zwischen Elbe und Oder in einem großen heiligen Walde. Als der dort wohnende Volksstamm (Semnouen) später nach Süden auswanderte und sich in Schwaben und Bayern festsetzte, brachte er feine Verehrung auch bahrn. Bei einem anberen deutschen Stamme, beit Sachsen, warb er unter dem Namen S a x n ö t verehrt. Die Sage berichtet darüber folgenbes: In der Gegenb des Harzgebirges wohnte in uralten Zeiten ein überaus kräftiges Völkchen, das wohl geeignet war, Entbehrungen zu erbutben und große Thaten zu vollbringen, das aber den Krieg noch nicht kannte; benn in seine Thäler, in benen es seine Herben weidete, drang nur selten ein Fremder ein. Als nun aber die umwohnenden Völker sich bekämpften, kamen auch Flüchtlinge zu dem friedlichen Gebirgsvölkchen und erzählten gar viel von den gewaltigen Thaten, die sie vollbracht hatten. Da erwachte in

9. Lebensbilder aus der deutschen Götter- und Heldensage - S. 151

1891 - Leipzig : Voigtländer
— 151 — Saragossa entbietet dir seinen williglichen Dienst und mit ihni alle Fürsten des Landes. Sie bitten dich, daß du sie durch die Taufe in die Christenheit aufnehmen lassest; dafür wollen sie dir immer Unterthan sein und Zins zahlen, so viel du verlangst. Sie bitten dich aber, unser Land nicht länger zu bekriegen, sondern nach deiner Heimat zurückzukehren, und wenn du auf Michaelistag eine Versammlung in deiner Stadt Aachen hältst, so will Marsilie und tausend Fürsten dahin kommen und sich taufen lassen." Das war dem Kaiser lieb zu hören, und er antwortete: „Daran hat König Marsilie wohlgethan. Begebt euch nun bis morgen in die Herberge, ich will mit meinen Helden die Antwort beraten." Als nun alle Paladine, Herzöge und Bischöfe vor dem Kaiser versammelt waren und ihren Rat geben sollten, da erhob sich zuerst Roland: „Es ist nur eine List von König Marsilie," sprach er, „er will uns nur ins Verderben locken, denn mit dem Frieden ist es ihm gewiß kein Ernst." So sprach auch Olivier, der Freund Roland's, und alle Paladine traten ihrer Meinung bei. Aber des Kaisers Schwager, Herzog Genelun, trat ihnen entgegen. Er schalt Roland, daß er im Rate vor den Alten gesprochen hatte, und fuhr dann fort: „Roland und seine Gesellen, die Pcilabine, desonbers auch Olivier, sinb voll unbänbiger Kriegslust. Sie können nicht Menschen-blut genug vergießen und würden am liebsten ganz Spanien von einem Ende zum andern verheeren." Das kränkte beit Rolanb sehr, aber er verblieb bei seiner Meinung und mit ihm die Paladine. „Marsilie ist treulos", sprachen sie, „und man darf sich auf fein Wort nicht verlassen." Als Kaiser Kflrl hörte, daß die Helven nicht recht einig waren, (denn auch Genelun hatte einige auf seiner Seite) da schickte er sie fort, damit sie unter sich berieten und dann am anderen Tage ihm ihren Beschluß mitteilten. Jetzt einigten die Helden sich, benn ein alter weiser Bischof, Johannes, gab den

10. Lebensbilder aus der deutschen Götter- und Heldensage - S. 61

1891 - Leipzig : Voigtländer
— 61 — ihr gehalten wie ihre eigene Tochter. So lebten die drei viele Jahre im fernen Ungarlande bei den Hunnen und erwuchsen allmählich. Die Knaben wurden starke und tapfere Jünglinge und Hildegund eine schöne, züchtige Jungfrau. Ob sie es gleich ganz gut hatten in dem fremden Lande und König Etzel und seine Gemahlin sehr liebten, so gedachten sie doch oft ihres deutschen Vaterlandes und sehnten sich sehr nach der Heimat und ihren Lieben. Walter und Hagen kämpften zwar mutig an der Spitze tapferer Hunnen, und der Ruhm ihrer Kühnheit erscholl durch das ganze Ungarland ; aber lieber wären sie doch daheim gewesen und hätten ihre deutschen Mannen zu Kampf und Sieg geführt. Hildegund liebte die Hunnenkönigin wie eine Mutter, aber die rechte Mutter, die in Burgund um ihr verlorenes Töchterlein trauerte, konnte sie doch nicht vergessen, und heimlich, wenn es die Königin nicht sah, weinte sie manch' bittere Thräne. Alle Schätze der Etzelburg standen ihr zu Gebot, und die waren unermeßlich. Sie durfte nehmen, soviel sie wollte und sich damit nach Gefallen schmücken, oder den Armen zur Linderung ihrer Not austeilen. Aber alle schönen Schätze vermehrten nur ihren Kummer, denn es war manche Spange, und manches Stirnband dabei, die einst ihrer Mutter oder deren Frauen gehört, und manches Armband, das früher König Herrich, ihr Vater, oder dessen tapfere Helden getragen hatten, und die nun als Kriegsbeute in der Etzelburg aufbewahrt wurden. Nun ereignete es sich, daß eines Tages eine wichtige Nachricht aus Worms kam: König Gibich war gestorben, und sein Sohn, an dessen Stelle einst Hagen hatte mit Etzel ziehen müssen, war König der Franken geworden. Der junge König verweigerte den Tribut, den sein Vater bisher an Etzel gezahlt hatte, und für den Hagen als Geisel bürgte. Nun litt es den Bürgen nicht länger in der Etzelburg, er
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