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1. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 26

1808 - Innsbruck : Wagner
26 Kurze Säße zur Erweckung der Aufmerksamkeit nes, den Schall einer Glocke und den Knall einer Flinte oder Kartone hören. Ich fühle, daß das Feuer brennt, und das frische Quell-wasser kühlt, daß die Sonnenstrahlen mich erwär- men, daß der Stein hart, die Wolle weich, das Eis kalt, der Spiegel glatt und der Hut rauh ist.— Ich sch m e ck e die Süßigkeit des Zuckers, die Saure "des Essigs, und die Bitterkeit der Mandel. Ich rieche mit Wohlgefallen den Duft der Rose, des Veilchens, der Hyacinthe und der A'urikek. Ich riechd mit Mißfallen den Duft einiger Blumen, und empfinde den üblen Geruch des frischen Mistes. Ich erinnere mich einer Geschichte, die ich vor einiger Zeit gehört; eines Fremden, den ich einmal ge- sehen; eines Schmerzes, den ich ehemals empfunden; eines Vergnügens, daß ich vor langer Zerr genossen; und dessen, was ich gestern in der Schule gelernt habe. Ich kann mir vorstellen, wie ein Schiff aussteht, denn ich habe schon oft Schiffe gesehen. Ich kann mir vorstellen, wie mein Vater, meine Mutter und mein Bru- der aussehen, ob ich sie gleich jetzt nicht vor mir sehe. Ich kann mich an alles, was ich gesehen, gehört, em- pfunden und gefühlt habe, deutlich erinnern, oder ich kann mir dieß alles vorstellen, ohne dazu meinen Kopf, meine Hand, meinen Fuß, meine Augen, Ohren und Nase zu gebrauchen. Die Kräfte, mit welchen ich mir etwas vorstelle, mich an etwas erinnere, über etwas nachsinne, etwas empfinde und etwas will, oder etwas verlange, sind keine Kräfte meines Leibes, sondern K r a f- t e meiner Seele oder Se elen Krafte. Meine Seele ist in mir, aber ich kann sie nicht sehen, son- dern ich kann nur an meinen Vorstellungen, Gedanken und Empfindungen merken, daß ich eine Seele habe. Hätte ich keine Seele, so könnte ich nichts begreifen, nichts lernen, nichts verstehen; ich könnte weder rechnen, noch schreiben, noch lesen; denn indem ich lese, oder rechne, muß ich zugleich denken, und denken kann ich nur mit meiner Seele. Mit meiner Seele denke ich, indem ich rech- ne , an die Zahlen, welche ich zusammenzählen oder abzählen, theilen oder vervielfältigen soll. Mit mei-

2. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 109

1808 - Innsbruck : Wagner
Von der Erde und ihren Bewohnern. ioy unter der Erde, und gewöhnlich stehen bei diesen wil- den Völkern nur mehrere Familien (Stämme) mit ein- ander in Verbindung, welche aber keinen gemeinschaftli- chen Oberherrn, keine Obrigkeit, sondern höchstens im Kriege, oder bei einer großen Jagd einen An führ er- haben, dem sieso lange gehorchen, als der Krieg vder die Jagd dauert. Andere Völker der Erde, welche Hirtenvölker oder Nomaden genannt werden, haben zwar auch keine künstliche und feste Wohnungen, sondern nur Zelte oder Hütten, welche sie leicht abbrechen und wie- der aufschlagen können, aber sie sind doch viel verstän- diger und gesitteter, als die wilden Völker, weil sie sich mit der Viehzucht beschäftigen, wozu mehr Auf- merksamkeit und Kenntniß erfordert wird, als zur Jagd. Ihre Heerden sind ihr ganzer Reichthum. Sie ziehen aus einer Gegend in die andere, und lassen sich nur da auf eine längere Zeit nieder, wo sie gute Weide- Plätze antreffen. Noch andere Völker auf der Erde, welche gesit- tete Völker genannt werden, beschäftigen sich außer der Viehzucht auch noch mit dem Ackerbau, und verstehen allerlei K ü n st e und Handwerke. Sie wohnen in festen und künstlichen Häusern gesellschaft- lich bei einander in Städten, Dörfern und Flecken. Unter ihnen giebt es verschiedene Stände, nämlich r Fürsten, Edelleute, Bürger, Bauern, und verschiede- ne Berufsarten und Gewerbe, indem einige den Acker bauen, andere ein Handwerk oder eine Kunst treiben, noch andere sich mit dem Handel oder mit den Wissenschaften beschäftigen. Gesittete Völker leben nach bestimmten Gesetzen, d. h. sie haben unter sich ausgemacht, was jeder thun und nicht thun darf, und wer unter ihnen wohnen will, muß versprechen, sich diese Gesetze gefallen zu lassen, und sie zu befolgen. Damit dieß von Allen, auch von den Unverständigen und Bösartigen geschehen möge, so wählen sie unter sich einige verständige und rechtschaffene Männer, und geben ihnen den Auftrag, daraufzu sehen, daß Jeder den Gesetzen gehorsam fei, und die Ungehorsamen zu

3. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 198

1808 - Innsbruck : Wagner
iy8 Gesundheitslehre. denn Vernunft und gme Gesinnungen sind die eigen- thümlichsten und größten Vorzüge des Menschen. Wenn also euer Körper noch so gesund und noch so schön ist, und ihr habt ein zorniges, rachgieriges, oder zänkisches und halsstarriges Gemüth, seyd ungehorsame, oder fau- le, oder leichtsinnige Kinder, so wird euch k in vernünf- tiger Mensch um eures schönen Körpers willen lieben und achten. Darum bemühet euch mit gleicher Sorg- falt die Gesundheit und Schönheit eurer Seele und eu- res Körpers zu erhalten. iz. Von dem Verhalten in Krankheiten. ju\inbeu und Erwacbiene leben nicht immer vernünftig,, erdenklich und mäßig, und daher sind sie nicht immer gesund, sondern fühlen sich oft krank und schwach,. Wie sollen sie sich dann verhalten? Dieß sollet ihr jetzt lernen, lieben Kinder. Wer sich krank fühlt, soll sich vor allen Dingen ru- hig und geduldig verhalten, und die Hülfe eines Arztes suchen. Das thun leider nur wenige Kranke. Sehr viele wollen in der Krankheit nicht ruhig seyn, sondern arbeiten, und ihre Geschäfte betreiben, und dadurch machen sie die Krankheit schlimmer. Andere wollen sich nicht geduldig den Befehlen und Anordnungen des Arz- tes unterwerfen, sondern geschwind geheilt seyn, und nehmen darum einen Quacksalber an , der dann freilich die Krankheit oft geschwind genug vertreibt, aber auf eine solche Art, daß eine noch gefährlichere Krankheit hinterher kommt. Ihr fraget, lieben Kinder, was Quacksalber sind? So nennt man die niedrigen Betrüger, welche sich rüh- men, alle Krankheiten schnell und glücklich zu heilen, ja sogar die Bcgchaffenheit und den Ursprung der Krank- heit aus dem Urin des Kranken sicher beurtheilen zu können, und die doch nicht die allergeringste Kenntniß vom menschlichen Körper, von den Heilkräften der Na- tur , und von den Kräften der Arzneimittel haben, da- her auch nicht von der Obrigkeit zu Aerzten bestellt sind, sondern sich eigenmächtig und heimlich zu Aerzten aus- werfen. Ueberall finden sich solche Betrüger, und ger \

4. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 73

1808 - Innsbruck : Wagner
zur Beförderung guter Gesinnungen rc. 73 durfte. Noch waren die Körner unversehrt, und zum Kennen geschickt. Von einer schweren Sorge war nun doch der arme bekümmerte Valentin frei. Freudig ver- kündigte er seinen Fund dem Nachbar, der sogleich bereit war, ihm die Saar unterzueggen. Jetzt begab er sich auf seinen Acker, um die Saar auszustreuen. Er that es unter Thränen, .denn wie traurig war noch immer seine Lage! „ Was wird aus dir, aus deiner al- len Mutter, deinen Brüdern und Schwestern werden, dachte er bei sich selbst, wenn die Saat nicht gedeihen sollte! Vielleicht wäre es besser, du dientest bei guten Leuten, als das; du ein Ackergut besitzest, dessen Schul- denlast dich zu Boden drückt!" Auf einmal wurde er heiter, und faßte Muth, denn ihm fiel ein tröstlicher Denkspruch ein, den er in seinen Knabenjahren gelernt hatte. Dieser Spruch hieß: „die mit Thränen säen, werden mit Freuden ernten," oder mit andern Worten: wer mit Sorge und Kummer eine Unternehmung anfangt, wird Freudenthranen weinen, wenn sie gelingt. Valentin fühlte sich getröstet und gestärkt, indem er dachte: auch meine Kummer-Thränen können ja durch Gottes Güte in Freudenthranen ver- wandelt werden, wenn die Ernte kommt; ich will das Beste hoffen, und redlich thun, was ich kann. Täglich dachte er an seinen Trostspruch, und nun wurde er nicht wieder muthlos. Er hatte wirklich das Glück, eine sehr reiche Ernte zu machen, und bald half er sich wieder so weit, daß er ein Pferd anschaffen konnte. Damit bearbeitete er-den kleinen Acker, welcher noch un- verschuldet war, und im Winter that er damit Fuhren für Lohn. Das eine Pferd brachte ihm so viel ein, daß er bald ein zweites, und endlich noch ein drittes anschaffen, eine Schuld nach der andern bezahlen, und sich nach Verlauf einiger Jahre ganz von Schulden frei machen konnte. Noch lebt der brave Valentin in einem hohen Alter, und im Wohlstände, nnb nie spricht er von seinen ehemaligen traurigen Schicksalen, ohne hin- zu zu fügen: „die mit Thränen säen, werden mit Freu- den ernten."

5. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 108

1808 - Innsbruck : Wagner
io8 Von der Erde und ihren Bewohnern. die verschiedenen Völker der Erde Einiges mit einander gemein, theils in Ansehung ihrer Gestalt und Farbe, theils in Anjehung ihrer Lebensart. Die meisten Eu- ropäischen Völker haben gewöhnlich eine weiße Haut, langes herabhangendes Haar, hervorstehende Nasen, und blaue oder schwärze Augen. Dagegen sindet man in Afrika meistens Menschen mit einer schwarzen sammet- weichen Haut, kurzen wolltgtcn Haaren, breiten aufge- stülpten Nasen, und rosenrothen Lippen. Diese schwar- zen Menschen werden N e q e r oder M o h r e n genannt. Die meisten Bewohner Asiens haben eine olivenfarbige Haut; einige Asiatische Völker sind aber auch braungelb. Die Amerikaner sind größtentheils rothbraun oder kupferfarbig, haben einen schlanken Wuchs, und tief liegende Augen. In fast allen Landern der Erde sind die Menschen gewöhnlich, wenn sie ausgewachsen sind, 5 Fuß, oder anderthalb Ellen hoch Doch werden in den kältesten Landern der Erde, wo es fast gar keine an- dere Jahreszeit, als den Winter giebt, die Menschen se!ter?über 4 Fuß hoch, und sind gemeiniglich sehr un- gestaltet. Hie und da findet man Menschen von außer- ordentlicher Größe, welche 7 bis 8 Fuß hoch sind; man nennt sie Riesen. Doch giebt es kein Volk auf der Erde, welches aus lauter Riesen besteht. Auch in Ansehung ihrer Lebensart haben die ver- schiedenen Völker der Erde vieles mit einander gemein. Einige nehmlich, welche man wilde Völker nennt, treffen gar keine Veranstaltung, um ihres Lebens-Un- terhalts" sicher zu seyn. Sie säen und pflanzen nicht, sie sammeln keinen Vorrath von Lebensmitteln, sorgen überhaupt gar nicht für die Zukunft, sondern gehen nur dann auf Nahrung aus, wenn der Hunger sie dazu treibt. Ihre einzigen Beschäftigungen sind daher Jagd und Fischerei. Sie wohnen gewöhnlich auch nicht einmal in Dörfern bei einander, haben überhaupt keine ordentliche und feste Wohnungen, sondern nur elende Hütten, die aus einigen Pfählen bestehen, welche in die Erde gegraben, und mit Thierhäutcn oder mrt einer groben Filzdecke überzogen, oder nur mit großen Baum- blättern bedeckt sind; einige wohnen sogar in Höhlen

6. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. III

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
Vorwort. Bei der Umgestaltung des Mittelschulwesens -dürste dem Geschichts-Unterricht eine bedeutsame Aufgabe vorbehalten sein. Je mehr im Betriebe der alten Sprachen die formalen Übungen in den Hintergrund treten gegenüber dem Erkennen und Verarbeiten des Inhaltes der Schriftwerke, desto notwendiger wird die Geschichte, in Verbindung mit dein Deutschen, das geistige Band werden, welches die verschiedenen Zweige des Unterrichts zu geordneter Weiterbildung zusammenfügt. Zu dieser Thätigkeit^muß die Geschichtsstunde schon auf der Unterstufe vorbereiten. Sie muß alle Geistesgaben im Kinde wecken und speisen, muß aber auch tausend Fäden anschlingen, ans denen die spätere Entwicklung ihr Gewebe nach allen Richtungen weiter zu flechten vermag. Das vorliegende Buch bemüht sich, die Begebenheiten und Zustände vorübergegangener Zeiten möglichst zu Erlebnissen des Schülers zu erheben, durch welche dieser völlig in Anspruch genommen werde. Es will nicht allein das Gedächtnis, sondern in weit höherem Maße die Seelenkräfte des Denkens, der Phantasie, deö Gefühles beschäftigen, um dadurch auf deu Willen erfrischend und stärkend einzuwirken. Ich habe daher des öfteren, wenn ich ein beliebtes Stichwort gebrauchen darf, Zusammengehöriges auseinander gerissen, weil ich den Knaben (und Mädchen) die Freude nicht vorwegnehmen wollte, durch Anspannung von Verstand und Gemüt es selbst zusammen-

7. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. IV

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
— Iv — zufinden und auch bei Wiederholungen eine gewisse Selbstthätigkeit zu entfalten. Hält man die jungen Geister an, den lehrreichen Belegen für die vormalige Zerrissenheit unseres Volkes nachzuspüren, sie mit ähnlichen Verhältnissen namentlich der griechischen Geschichte zusammenzustellen, welche der unsrigen so enge verwandt ist, so wird das Gesamtbild, zu dem sie gelangen, ihnen unvergeßlich werden. Bei dieser Behandlung wird der Geschichts-Unterricht einen Reiz, eine Lehrkraft gewinnen, die ihn fast ebenbürtig neben das Lesen der Klassiker stellt, ihn in der Hand eines gewandten und liebevollen Lehrers jedenfalls zu einer wertvollen Vorschule desselben macht. ' Der Lehrer Beruhards von Weimar, der treffliche Hortleder, hat die Geschichte „das rechte Fürstenbuch" genannt. Wir dürfen sie heute als das Bürgerbuch bezeichnen. Aus ihm wird ein vernünftig geleiteter Unterricht die Grundlagen herstellen für die Erkenntnis des öffentlichen Lebens, in welchem unsere Schüler als Mitglieder der bürgerlichen Gesellschaft dereinst mitarbeiten sollen ant allgemeinen Wohle. Ich wüßte kein Mittel, durch welches das nationale Empfinden sicherer großgezogen, bessere Nahrung und ebenmäßigeres Wachstum gewinnen könnte, als die Geschichtsstnnde und die durch sie vorbereitete Aneignung der altklafsischeu wie der nationalen Litteratur. Der von den Schülern selbst erbrachte Nachweis, wie die Gegenwart die Frucht ist aller vorangegangener Zeiten mit allen Anstrengungen und Opfern einzelner Menschen und ganzer Geschlechter und mit all ihren verhängnisvollen Mißgriffen, wird den jugendlichen Sinn auf ein höheres Walten hinlenken und neben die stolze Frende über das unschätzbare Erbe, das uns zugefallen, das Verständnis stellen für die heilige Pflicht, das teuer Errungene festzuhalten und weiter zu entfalten. Darum habe ich (beiläufig) auch auf das Deutschtum in der Diaspora des öfteren aufmerksam gemacht. Auch hoffe ich, der aus allerhöchstem Munde ergangenen ernsten Forderung, daß schon der Jugendunterricht die socialen Gegensätze umfassen, sie aufklärend und versöhnend darstellen solle, in ausreichendem Maß entsprochen zu haben, obgleich in meinem Buche das politische Parteigetriebe nicht berührt ist.

8. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. V

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
Überhaupt habe ich der Kulturgeschichte ausgiebigeu Raum zugewiesen, ohne jedoch die vielgeschmähte Kriegsgeschichte zu sehr einzuengen. Erziehend wirkt doch vor allem die Anschauung der sich bethätigenden sittlichen Kraft; und wo träte diese überzeugender, überwältigender in die Erscheinung als in einem Kriege, wo um der Menschheit höchste Gegenstände gestritten wird! Allerdings habe ich die Kriege fast noch ungleichmäßiger behandelt als die Friedenszeiten. Warum ich aber unter den Schlachten des Siebenjährigen Krieges nur Roßbach und Kunersdorf, unter den Kämpfen unseres Jahrhunderts besonders Königgrätz und Sedan mit einigen Einzelzügen ausgestattet, wird leicht zu erkeunen sein. Unsere konfessionellen Unterschiede war ich bemüht, ohne Vorurteil und ohne Gehässigkeit zu erläutern. Wir haben genug und übergenug des Trennenden und müssen nachgerade darüber hinwegzukommen suchen. Um so sorgfältiger ist das Verbindende, Gemeinsame herangezogen worden, vor allem die Kunst. Von einem ausgebreiteteren Bilderschmucke zwar glaubte ich abstehen zu sollen, zumal billige Sammelwerke wie Hottingers Orbis pictus derartige Beigaben der Schulbücher entbehrlich machen und die Lehmann'schen lind Langl'schen Bildertafeln hoffentlich Mb in keiner Schule mehr fehlen werben. Ausführlich habe ich bafür die beutsche Kunst des Mittelalters besprochen, um scheu bein Kinbe die Herrlichkeit beutscher Ban-nnd Bildwerke verständlich zu machen, die vor aller Augen in unseren Städten stehen. Von der Anschauung des Vorhandenen aber mnß ein gesunder Unterricht immer ausgehen; dann wird das Fernerstehende, namentlich das Hellenentum, vou selbst und um so rascher sich aneignen lassen. Denn das wertvollste aller Erziehungsmittel bleibt doch immer das Leben. Alle Vorgänge der Geschichte, auch der alten, gewinnen Klarheit und Faßlichkeit nur durch die Vergleichung mit der Gegenwart, welche ihrerseits bei jeder dieser Zusammenstellungen in eine neue Beleuchtung tritt, ehe sie in all ihren verwickelte», vielfach noch uv' '•m'.chttidfu Erscheinungsformen und Strömuugeu selber der eigentliche Gegenstand der Betrachtung wird. Sedan und Thermopylä gehören

9. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. VII

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
— Vii — möglich zu gestalten, ihrem Lernbedürfnis, ihrem Fassungsvermögen, die ich beide nach langjähriger Erfahrung in Schule und Haus viel höher anschlage als es gewöhnlich zu geschehen scheint, den Inhalt anzupassen gestrebt: die belehrenden und aneifernden Bilder aus der sorglich geprüften Vergangenheit besonders des griechischen und des deutschen Volkes, aber auch den Aufbau der römischen und mittelalterlichen Geschichte. Ich möchte meine jungen Freunde bei der Wanderung durch die weiten Ränme der Geschichte aus so manches Große und Gute aufmerksam machen, damit sie es für die Erkenntnis späterer reiferer Jahre einstweilen im Auge und den veredelnden Eindruck für immer in der Seele behalten. Ich möchte für sie diese Wanderung mit dem reinsten Genusse, mit dem nachhaltigsten Segen erfüllen. Daher habe ich sie mit allen irgendwie entbehrlichen Zahlen besonders in der Alten und Mittleren Geschichte verschont, aber die Namen von Personen und Örtlichkeiten nicht gespart. Ein gesunder Sinn will immer wissen, wer, welcher Mensch für eine Sache, eine Idee gehandelt oder gelitten, und wo es geschehen. Der Einzelinensch ist immer wichtiger, fesselnder als eilt leibloser Jemand oder ein nebelhaftes Passivum. Das Namenlose ist aus die Dauer langweilig oder unheimlich. Voraussichtlich wird trotz all meiner Liebesmüh auch mein Buch mitunter aus der Hand eines entrüsteten Knaben an die Waud fliegen, dein man etwa zumutet, den ganzen Inhalt mit allen Einzelheiten seinem arme» Gedächtnis einzuverleiben, Wörter daraus zu lernen. Gewiß ist die Pflege des Gedächtnisses höchst wertvoll; sie mag in den letzten Jahrzehnten etwas vernachlässigt worden sein. Aber man muß den Teufel nicht durch Beelzebub ans traben wollen. Im Geschichts-Unterricht darf das Gedächtnis nur in höherem Sinne geübt und gestärkt werden. Was hier das junge Menschenkind behalten soll, das Muß ihm auswählend und verknüpfend, erläuternd und belebend dargeboten werden. Die Aufsätze, aus denen mein Buch besteht, wollen frisch, aber ja nicht hastig besprochen, die eingestreute» Andeutungen je nach der Fähigkeit und Lernlnst der Klasse oder nach den Neigungen des Lehrers ausgebeutet werden. Ist das Wesentliche herausgehoben, dann mag man es den

10. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 20

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
offen, wenn sie als Metöken, Hintersassen, durch Vermögen oder Kenntnisse sich nützlich machen konnten. So wurde Athen eine Gemerbestadt und bald auch ein Handelsplatz ersten Ranges. Der wachsende Wohlstand führte zu edler Gesittung, Solon verbot in kluger Voraussicht über-iriebenen Prunk, zumal bei Begräbnissen, er verbot aber auch, über Verstorbene anderes als Gutes zu reden. Die solonischen Gesetze wurden ans große drehbare Holz-pyramiden eingetragen und öffentlich aufgestellt; sie wurden aus hundert Jahre angenommen und beschworen. Der Gesetzgeber selbst entzog sich der Zudringlichkeit von Verehrern und Tadlern durch eine zehnjährige Reise nach Ägypten und Asien; er wollte seinen Landsleuten Zeit gönnen, sich an die neue Ordnung zu gewöhnen. 4. Die Tyrannen. Peisistratos. Wie in Athen vor Solon waren auch in anderen Städten die Reichen und Vornehmen im Besitz aller Macht. Allein durch Handel und Gewerbe, die sich immer weiter entwickelten, gewannen auch die anderen Stände Reichtum und Bildung und strebten nach Gleichstellung mit dem Adel. Ehrgeizige Männer, in der Regel selbst den herrschende» Häusern angehörend, traten au die Spitz- der Unzufriedenen; sie stürzten die Macht der Vornehmen (die Aristokratie) und wurden mit der Einwilligung des Volkes dann selber Fürsten. Diese „Tyrannen" waren meist kluge und wohlmeinende Männer, welche ihre Stellung durch gemietete Krieger (Söldner), aber auch durch einen glänzenden Hofhalt zu behaupte,, suchten. Darum fanden Künste und Wissenschaften au ihnen eifrige Förderer. Periandros von Korinth z. B- wurde wie Solon unter die sieben Weisen gerechnet. Sein Freund war der gefeierte Dichter und Citherspieler Arion. Rur ungern entließ er den Künstler von seinem Hos, als dieser in den üppigen Griechen-itädten Unteritaliens durch sein Spiel und seinen Gesang Ruhm und Gold gewinnen wollte. Seine Hoffnung erfüllte sich. Zn Tarent mietete er zur Heimfahrt ein korinthisches Schiff. Lüstern nach seinen, Gelde, beschlossen die Seelente ihn zu ermorden, gestatteten ihm jedoch ans sein Flehen, in einem Lied Abschied zu nehmen vom Leben. Da hüllte er sich in den wallenden Pnrpur-Talar der Künstler und sang zur Cither seinen Schwanengesang; dann sprang er in die Flut. Aber die süßen Klänge hatten eine Schar wohllautsroher Delphine angelockt; einer nahm den Sänger auf den Rücken und trug ihn zum nahen Vorgebirge Tainaron (Malapan). Dort, am Südfuße des Tay-
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