Macht rin ungemeines Ansehen in zeitlichen Dingen
verschiffte, wodurch in der Folge neue Unruhen ent-
stunden. Welfen, Gibellinen. Kreuzzügr.
konnte von dem, was er begann, zwar Blüs
*** then und Hoffnungen, aber keine Zeitigung, noch
weniger Früchte erleben. Er that indeß, was er
konnte, seinem Werk eine Dauer zu verschaffen; und
da sein großer Verstand fühlte, daß es für jeden an-
dern zu viel gefordert scy, so viele und ungeheure
Länder in Ordnung zu erhalten: so theilte er sein
weitschichtiges Reich, und verordnet, daß die künf-
tigen Regenten seiner Königreiche zwar jederzeit aus
seinem Geschlecht, aber daß aus demselben von dem
Volk jederzeit nur der würdigste gewählt werden sollte.
Wohl konnte ihn diese Verfügung beruhigen; aber sie
konnte nichts zusichern.
Unmittelbar nach ihm folgte ein Jahrhundert
voll der traurigsten Unruhen und Zerrüttungen. Seine
Sohne und Enkel lebten meist höchst unfriedlich unter
sich, theilten unter sich die von ihm vereinigten Lander,
und nahmen unaufhörlich wieder neue Theilungen vor,
von denen eine, welche im I. 84z zu Verdun vor-
genommen, und vermög welcher die drey Königreiche,
Deutschland, Frankreich und Italien von einander
getrennt worden sind, vorzüglich berühmt ist. Deutsch-
land wurde in dieser Theilung Ludwig Ii. (dem zweyt-
gebohrnen Sohn Ludwigs I.) zuerkannt, weswegen
dieser Herr, Ludwig , der Deutsche, genannt worden,
wie er dann auch wstklich der Stifter des deutschen
Reiches gewesen ist. Das Glück trieb, so zu sagen,
einen grausamen Scherz, als es im 1.884 jene drey
großen Reiche in der Person eines karolingischen Prin-
Dn Carls, des Dicken, noch einmal auf einige Au-
Mblicke vereinigte. Dieser Prinz verband mit einem
schwachen Körper einen eben so schwachen Geists wo-
von er in einem Feldzuge wider die Normmmer (S. 29)
eine
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Ii Ludwig Ludwigs_I. Ludwigs_I. Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Italien Carls
44
Reich zu Lehen aufgetragen, und eine gemeinschaft-
liche Verbindung mit Deutschland anerkannt hat. Hat-
ten sich die folgenden Kaiser mit einer Verfassung,
welche für Deutschland die natürlichste, und im Grunde
die einzig mögliche ist, begnüget: so wären die ge-
folgten schrecklichen Zerrüttungen, die Vergießungen
unzähliger Strbmme Bluts, und die Barbareyen so
vieler Jahrhunderte nie zum Vorschein gekommen.
Aber so fieng nun der Streit um die Herrschaft
über Menschen von neuem an. Alle jene herrlichen An-
stalten, welche Carl, der Große, angelegt, aber welche
schon dessen unmittelbare Nachfolger vernachläßigt hat-
ten, arteten theils aus, theils verfielen sie gänzlich,
und die deutsche Nation blieb, in Rücksicht wür-
diger Bemühungen um ihre wahre Veredlung, bis
tief ins rzte Jahrhundert, weit unter dem, was sie
seyn sollte. Höchst wunderbar, und seltsam ist i-ndeß
jener Streit, so wie er begonnen, wie ein Auftritt
sich aus dem andern hervorgewälzt, wie jeder sich all-
mahlig, oft erst nach einem Umlauf von vielen Jahr-
hunderten, wieder entwickelt, und wie sich am Ende
wieder das ursprüngliche, das heutige, und, wie ich
eben gesagt habe, das natürlichste Verhältniß der
deutschen Fürsten unter sich hergestellt hat.
Im I. 9z6 bestieg Otto I, ein Sohn des vorigen
Königs, den deutschen Thron; er bestieg ihn, wie
seine letzten vier Vorfahrer, Arnulph, Ludwig, das
Kind, Conrad, und Heinrich, durch eine freye Wahl
der deutschen Freyen, aber mit einem ausgesuch-
ten, ungewöhnlichen Pomp. Bey seiner feyerlichen
Krönung zu Aachen erschienen die drey ersten ursprüng-
lichen Erzbischöfe Deutschlands von Cöln, Trier und
Mainz, und der letztere krönte ihn. Hierauf hielt
Otto eine öffentliche Tafel, und dabey verrichteten die
vier ersten Hauptherzoge Deutschlands diejenigen Aem-
ter, welche bis itzt kaiserliche Reichshofämter geblieben
sind. Der Herzog Arnulph von Baiern erschien als
Marschall, der Herzog von Lothringen als Kämmerer,
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Carl Otto Ludwig Ludwig Conrad Heinrich Heinrich Otto
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Aachen Deutschlands Mainz Deutschlands Baiern Lothringen
schlecht zum andern wandern würde, nicht nur ihre
Rechte über Italien nach und nach an die einzelnen
reichen Städte und Staaten verkauft, wie dann Kai-
ser Carl Iv. von Böhmen den kaiserlichen Gütern in
Italien vollends ein Ende gemacht, sondern sie haben
auch ihre, bis dahin von Pfalzgrafen (S. 45.) ver-
waltete kaiserliche Kammergüter, und andere Vor-
rechte größtentheils verschenkt, oder verkauft, so,
daß Kaiser Ludwig von Vaiern (und er, der erste)
genöthigt war, jene Reisen, welche die ehemaligen
Kaiser auf ihren Kammergütern durch Deutschland
gemacht hatten, einzustellen, und in seinem Land zu
wohnen. Durch das vom Kaiser Carl Iv., aus Böh-
men , im I. 1356 mit Zuziehung der Reichsstande er-
richtete Reichsgesetze, (vorzugsweise die goldene Bulle
genannt) wurden zumal die Anstande der Churfürsten
gehoben, die Zahl derselben auf sieben festgesetzt, und
die auf der uralten Hauptnation und dem Land Bai-
ern ursprüglich haftende Churwürde der ältern Linie
des Gesammthauses Baiernpfalz zuerkannt, welche
(vermög einer zu Pavia 1329 geschloßnen nutzpießli-
chen Theilung) die Länder am Rhein, nebst d^mit
höchsten Vorzügen begabten Würde der Pfalzgraf-
schaft am Rhein, besessen hat. Im I. 1495 endlich
kam, unter Kaiser Marimilian I., das beste und wohl-
thätigste aller Reichsgesetze, der von den meisten Reichs-
ständen längst gewünschte allgemeine Reichslandfriede,
vermög welchem das, seit den Carolingern vorhandene
Faustrecht (S. 42.) gänzlich unterdrückt, und jede
streitende Parthey an das, (nach dem Rath deschur-
fürsten von Mainz, Verthholds von Henneberg , er-
dichtete) Reichskammergericht angewiesen seyn soll, zu
Stand. Und so kamen mehrere Anstalten, welche die
Aufnahme des Nachdenkens, und sohin die treflichste
Erfindung der Buchdruckerkunst hätten begünstigen
sollen, zum Vorschein; allein die Unwissenheit der
damaligen Zeit war von einer ganz andern Art, als
sie es zu den Zeiten Carls, des Großen, war. Da-
mals hatte mau fast gar keine, itzt aber besaß mau
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Carl_Iv Ludwig_von_Vaiern Ludwig Carl_Iv. Marimilian_I. Verthholds_von_Henneberg Carls
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Deutschland Baiernpfalz Pavia Rhein Rhein Mainz
theses zum Disputiren.drucken zu lassen, mlw> er
damals noch keineswegs gesinnt war, eine Volkssache
daraus zu machen, wie er dann seine Theses wohl-
bedachrlich als eine gelehrte Streitigkeit in lateinischer
Sprache schrieb. Tezel unterließ nicht, dagegen zu
eifern, und Luther säumte nicht, darauf wieder zu
antworten. Die Streitigkeiten wurden gedruckt, und
durch ganz Deutschland zerstreuet. Man erwartete
mit der größten Begierde, was man zu Rom dazu
sagen würde. Höchst wahrscheinlich wäre mit dem
Luther die Sache noch gar leicht beyzulegen , mrd er
zum freywilligen Stillschweigen zu bringen gewesen;
allein es fehlte denen, welche die zweckmäßigen sanf-
tern Mittel dazu in ihren Händen hatten, an Kennt-
uiß der Menschen und machen, um wenigst die Er-
fahrung zu Rath zu ziehen, und mit Hülfe derselben
zu begreiffen, was bey einem zügellosen, und höchst
vernachläßiqten, undunwissenden Volk, bey welchem
jede, die nächste, die beste (wenn nur neue) Lehre
den Schein der Wahrheit erhalten konnte, der gering-
ste Anlaß hervorzubringen im Stand, und welches
Gegenmittel in dieser Lage das beste sey. Luther
wurde nach Augsburg berufen, und sollte daselbst vor
dem Cardinal Cajetan seine Sätze wiederrufen. Lu/
ther wollte sich dazu nicht verstehen, berief sich auf
die Entscheidung einer allgemeinen Kirchenverfamm-
lung, und erwartete zu Wittenberg, wo sein eigner
Ordensgeneralvikari, Johann von Staupiz, mit ihm
verstanden war, den weitern Erfolg ab, als zu Rom
durch eine ( den 15. Jun. 1520 datirte)Bulle Luthers
Schriften verdammt, und ihre Lesung verboten wurde.
Dem ungeachtet nahm ihn der Ehurfürst, Friedrich,
genannt der Weise, von Sachsen, da er bey dem,
im Jahr 1519 erfolgten Tod des Kaisers Marimilian
Iren, in den sächsischen Ländern Reichsverweser ge-
worden war, in seinen Schutz, und nun verfiel Luther,
der schon an sich ein überaus heftiger, stolzer, und
kühner Mann war, darauf, unmittelbar wider die
Macht des Pabsts in öffentlichen Schriften loszuzie-
hen.
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Extrahierte Personennamen: Cardinal_Cajetan Johann_von_Staupiz Johann Luthers Friedrich Friedrich Luther
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rom Wittenberg Sachsen
Ho
hieng von zufälligen Umständen, und gewöhnlich von der
Gegenwart eines Mannes von Ansehen ab, was am
Ende daraus werden sollte, und nicht nur jedes Land,
jedes Fürstenthum, sondern jede Stadt und Gemeinde
gieng hierinn ihren eignen, oft höchst schwärmerischen
Weg. Die gemeinsten Leute machten Anführer, wiedann
diehäupter dersogenanntenwiedertäufer inwestphalen,
Johann Mathias, und Johann Bockold, jener ein Beck
von Hartem, dieser ein Schneider von Leyden war.
Die Obrigkeiten mußten theils geschehen lassen, was
sie nicht hindern konnten, theils waren sie auch mit
dem Volk ganz Einer Gesinnung-, und jene deutschen
Lander waren bald nicht mehr die zahlreichsten, wo
Volk und Fürst der alten Religion getreu geblieben,
oder dabey erhalten worden sind. Luther, der anfangs
selbst nicht wußte, welche Glaubenssätze er in der
Folge aufstellen würde, schaffte das Meßopfer, die
Klostergelübde, und den Cölibat, nebst andern Dingen,
ab, wie er sich dann selbst im I. 1526 mit Catharina
von Bora, einer Nonne vernehmer Herkunft, ver-
mählt, auch sogleich an den Geistlichen häufige Nach-
ahmer , überhaupt aber an einer überaus beträchtli-
chen Menge von Städten und Fürsten eifrige Anhän-
ger gefunden hat.
Nun möchte sowohl über die Frage, ob ein Lan-
desherr verbunden sey, seine zu einer (der herrschen-
den entgegengesetzten) Religion übergehenden Unter-
thanen in seinem Land zu dulden, ferner über die
Frage, ob ein fteyer Reichsstand befugt sey, einem
andern fteyen Reichsstand in Gewissenssachen einen
Zwang aufzulegen, an sich wenig Zweifel gewesen
seyn; allein hier kamen noch ganz andere Bedenklich-
keiten zum Vorschein; denn ausserdem, daß sich die
catholischen Fürsten, als natürliche Mitbcschützer aller,
ehmals allein für die Bekenner der catholischen Reli-
gion in Deutschland gemachten, Stiftungen, ange-
sehen, mithin geglaubet haben mögen, die Veräußerung
derselben zum Behuf einer fremden Religion nicht zu-
aeben
jß*
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_Mathias Johann Johann_Bockold Johann Catharina
von_Bora
protestantische Stande, als die Churfürsten von der
Pfalz, von Brandenburg, rc. welche jenem, (ihnen
ohnehin sehr hoch zu stehen kommenden) Bund,
schon lange nicht mehr hold waren, nicht nnr gänz-
lich ruhig blieben, sondern daß sich einige derselben
sogar für ihn erklärten, und ihm mit ihren Truppen
persönlichen Beyftand zu leisten versprachen. Unter
Liesen war der berühmte Herzog Moriz von Sachsen,
der (wenn gleich ein sehr eifriger Protestant) den-
noch in besonder» Rücksichten, und in der Hofnung,
bey dem Kaiser noch mehr zu gewinnen, dem schmal«
kaldischen Bündniß seiner Glaubensgenossen niemals
beygetretten, und vielmehr von jeher der eifrigste An-
hänger des Kaisers, welcher ihm die größte Verspre-
chungen machte, geblieben war. Auch der Pabst
Paul versprach, nebst andern Begünstigungen, auf
sechs Monat lang zwölf tausend Mann zu Fuß, und
fünf hundert zu Pferd auf eigne Kösten zu unterhal-
ten ; und indem nun Carl auch aus Spanien sechs
tausend Mann wohlgeübter und versuchter Völker
kommen ließ: brachte er eine Armee von sechs und
dreyßig tausend Mann zusammen, ein zwar wenig
zahlreiches, aber in Rücksicht auf Kriegszucht und
Tapferkeit, höchst wichtiges Heer, dessen Sammel-
platz Vaiern war.
Indessen hatten die schmalkadischen Bundsgenos-
sen, welchen der Churfürst Friedrich von Sachsen,
der Landgraf von Hessen, der Herzog von Würtem-
berg, die Fürsten von Anhalt, und die Reichsstädte
Augsburg, Ulm, und Straßburg, und mithin noch
lange nicht alle protestantische Fürsten und Stände
anhrengen, eine Armee auf die Beine gestellt, der-
gleichen im sechzehnten Jahrhundert in Europa kaum
noch gesehen ward. Sie bestand aus si'ebenzig tau-
send Mann zu Fuß, und fünfzehn tausend zu Pferd,
zählte hundert und zwanzig Kanonen, acht hundert
Rüstwägen, - tausend Lastthiere, sechs tausend
Schanz-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Moriz_von_Sachsen Pabst
Paul Carl Friedrich_von_Sachsen Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Spanien Hessen Augsburg Ulm Europa
sch en Bundeshäupter wohl bekannt waren, es nicht ein-
mal der Muhe werth, sich in seinem Lager bey In-
golstadt, worinn er (im Jahr 1546) das verbündete
Herr erwartete,^ mit jener Sorgfalt, welche man wi-
der wohl angeführte Armeen beobachtet, zu befestigen.
Wie dasselbe endlich ankam, blieb eo auch, wie vor-
her zu sehen war, meist unthätig stehen, und brachte
die Zeit mit Zänkereyen und Berathschlagungen zu.
Kaiser Carl V. vermied seiner Seirs sorgfältig alle Gele -
genheit zur Schlacht, und verstärkte sich iudeß noch
mit einem zahlreichen Heer niederländischer Truppen.
Während dem spielte Moriz von Sachsen eine
ganz besondere Rolle. Moriz befand sich nicht bey
der Armee des Kaisers, dessen treuester Bundsgcnoß
er war, sondern hatte ein ungleich seltsamere Geschäft
übernommen. Dieser eben so kühne, als schlaue,
Prinz hatte seine Absichten, in deren Rücksicht er
dem schmalkadischen Bund nicht beygetretten war, dcr-
gestalten zu verheimlichen, und gegen seinen Vetter,
den Churfürsten Friedrich von Sachsen, einen solchen
Schein aufrichtiger Gesinnungen anzunehmen gewußt,
daß dieser, wie er mit seinen Völkern nach dem
schmalkadischen Heere zog, für seine Länder nicht
besser sorgen zu können glaubte, als wenn er selbe
der Beschützung seines Vetters Moriz anvertraute.
Der Churfürst war aber kaum zu Feld gegangen, als
Moriz auf Mittel sann, wie er sich der Länder, und
der Churwürde desselben möchte bemächtigen können.
Nun schickte ihm der Kaiser eine Abschrift von der über
den sächsischen Churfürsten, und andre, verhängte Achts-
erklärung, und befahl ihm zugleich, die dem Reichs-
oberhaupt schuldige Pflicht und Treue zu beobachten,
sich der verfallnen Staaten des Churfürsten zu be-
mächtigen, und selbe zu behalten. Carl setzte hinzu,
daß, wenn Moriz säumen würde, diesen Befehl zu
vollziehen, er ihn ebenfalls für einen Mitschuldigen
erkennen, uno zu einer gleichen Straft verurtheilen
wür-
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Extrahierte Personennamen: Carl_V. Moriz_von_Sachsen Moriz Friedrich_von_Sachsen Friedrich Moriz Moriz Carl Moriz
Truppen, mit denen er gleichwohl endlich emgeschlos-
sen, und, nachdem er im Gesichte verwundet, und
vor Müdigkeit ganz erschöpft war, von den Feinden
ergriffen wurde. Man führte ihn sogleich zunr Kai-
ser, der, berauscht von seinem Glücke, auf der Wahl-
start siand, und die Glückswünsche seiner Officiere
über diesen durch seine Kriegskunst und Tapferkeit er-
haltenen Sieg annahm. Friedrich näherte sich ihm
mir einem edeln Anstand, Verdes Ranges eines der
ersten Reichsfürften würdig, und eben so weit von
Niedergeschlagenheit als unzeitigem Trotz entfernet
war. „Dasglück des Kriegs, sagteer, hat mich zu
ihrem Gefangnen gemacht, und ich hoffe, allergnä-
digster Kaiser, Sie werden mich" — Hier fiel ihm
Carl hastig in die Rede, und, indem er ihm mit
einem Blick voll Verachtung sagte, daß man ihm
wohl begegnen würde, wie ers verdiente, kehrte er
ihm den Rücken, und ließ ihn stehen. Der Clmrfürst
antwortete kein Wort darauf, sondern gieng mit un-
veränderter Gebehrde, die weder Erstaunen noch Ver-
zagtheit blicken lleß, mit den spanischen Soldaten,
die ihn bewachen sollten, ab. Dieser Auftritt war
mir ein kleines Vorspiel weit härter» Begegnung,
womit der Muth des Churfürsten auf die schwerste
Probe gestellt ward. Carl belagerte die Stadt Wit-
tenberg, deren Einwohner aber die hartnäckigste Ge-
genwehr tharen. Da er nicht zweifelte, das ihr Muth
grdßtentheils auf der Standhaftigkeit der Sybilla
(Prinzeßinn von Cleve, und Gemahlinn des Churfür-
sten) beruhe: ließ er sich von seiner Erbitterung so
weit Hinreißen, daß er in einem Kriegsgericht von
spanischen und italienischen Officieren zu Recht erken-
nen ließ, daß dem Churfürsten der Kopf abgeschlagen
werden sollte. Dieß Urtheil wurde ihm auch wirklich,
und eben zu einer Zeit angekündigt, da er mit dem
Herzog Ernst von Braunschweig, seinem Mitgefang-
nen, im Schachspiel begriffen war. Friedrich hielt einen
Augenblick inn, doch ohne den mindesten Anschein von
Be-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Carl Carl Muth Cleve Ernst_von_Braunschweig Ernst Friedrich Friedrich
122
Neuntes Kapitel.
Ende der Kirchenversammlung zu Trient 1563. Die
Catholiken und Protestanten beobachteten sich ein-
ander. Churfürst Gebhard von Cöln, der 1582
von der katholischen Religion abfiel, wurde vertrie-
den, und die Prolestanten hielten sich ruhig. Als
aber die damalige Reichsstadt Donauwört, weil sie
1607 eine catbolifche Proceßion gestört hatte, in die
Reichsacht erklärt, und vom Herzog Mar, von Bai-
rrn, wegen dem Kriegsaufwand in Besitz genommen
wurde, errichteten die Protestanten j6io zu Schwä-
bifchhalle eine Union, welcher die Catholiken ein
gleiches Bündniß, die heil Liga genannt, entgegen
setzten. Anfang des Zojährigen Krieges zu Prag 1618,
wo die protestantische Stände ihren rechtmäßigen
König entsagten, und den Cburfürst Friedrich von der
Rheinvfalz zum König wählten. Verbindung Kaiser
Ferdinands ll. mit Herzog Maxi. vonbaiern, wel-
cher über dir rheinpfälzisch - böhmische Armee 1620
einen entscheidenden Sieg davon trug. Fortsetzung
-es Kriegs wider die protestantische Fürsten, über
welche der baierische General Tilly den Meister spiel-
te , wodurch der Kaiser Ferdinand H. Anlaß nahm,
1629 das Restitutionsedikt zu erlassen. Ankunft des
Gustaphs Adolphs in Deutschland 163c; der dem
Krieg unverzüglich eine neue, für die Protestanten
glückliche, Wendung gab » und be» Leipzig den Tilly
schlug 1631; aber 1622 in einer Schlacht bey Lüzen
«ms Leben kam. Schlacht bey Nördlingen 1634.
Wrstphälischer Friede 1648.
Der
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
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Extrahierte Personennamen: Gebhard_von_Cöln Friedrich Friedrich Ferdinands Maxi Tilly Ferdinand_H._Anlaß Ferdinand Wrstphälischer
Extrahierte Ortsnamen: Rheinvfalz Ferdinands Deutschland Leipzig
heil. Liga genannt. Das Seltsamste dabey war, daß
die Häupter ein und eben desselben Fürstenhauses die
Anführer dieser Bündnisse waren. Friedrich Ivte
Churfürst und Pfalzgraf war das Haupt der Union,
und Mar Ire von Baiern war das Haupt der Liga.
Ganz Deutschland griff nun zu den Waffen, um ffch
wechselweise aufzureiben. Ein entsetzliches Vorhaben;
dessen grauenvolle Vorstellung auf beyde Partheyen
anfangs sv mächtig wirkte, daß sie, nach einigen ge-
ringen Feindseligkeiten, zu München einen Friede
schlossen, und die Truppen wieder abdanktcn.
Allein die Veranlassungen zum allgemeinen Aus-
bruch waren zu häufig, und im 1.1618 zündete eine
Begebenheit zu Prag jenen berühmten Krieg an , der
sich dreyßig Jahre fortgewälzt, der Deutschland, mehr
als Einmal, an den Rand des Abgrunds geführt, und
ganze Lander von Menschen entblößt hat. Kaiser
Rudolph Ute harte den Protestanten in Böhmen die
freye Religionsübung zngesagt; die eatbolischeu Geist-
lichen legten aber jene Zusage bald dahin aus, als
wenn sie nur von den königlichen Kammergütern ver-
standen werden könnte, und sie thaten daher, waö
ihrer Seits auch die Protestanten, da, wo sie der
stärkere Theil waren, gethan haben; sie schrankten
die Religion ihrer Glaubensgegner, wo sie konnten,
ein. Dieß ärgerte die böhmischen Protestanten der-
gestalt, daß sie 1618 den 23. May auf dem Schloß
zu Prag die königliche Commissarien, wie rasende
Leute, zu Rede stellten, auch zween Staatsrathe,
Slabata und Martini;, nebst dem Sekretär Fabricius,
zum Fenster hinauswarfen. Dabey ließen sies aber
noch keineswegs bewenden, sondern wie nach dem,
im I. 1619 den 20. Marz erfolgten. Hintritt des
Kaisers Mathias, dessen rechtmäßiger Nachfolger Fer-
dinand Ilre zum Kaiser gewählt wurde, wollten sie
von ihm nichts wissen, sondern traten für sich zusam-
men, und wählten den Chm fürsten und Pfalzgrafen
Friedrich Vten zum König in Böhmen, welcher auch.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ivte
Churfürst Friedrich Rudolph_Ute Mathias Friedrich_Vten Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Deutschland Deutschland Slabata