Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erdkunde - S. 18

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 18 — Länder it. s. w. in hohem Grade von den Oberflächengestaltungen der Festländer ab. — Erklärungen!) Je nach der größern oder geringem Erhebung eines Landes über den Meeresspiegel kann man drei Hauptformen der vertikalen Gliederuug unterscheiden: Tiefland, Hochland, Gebirge. Die zwei ersten dieser Formen bieten in der Hauptsache gewöhnlich flach oder doch einförmig gestaltete Oberflächen dar. Sie unterscheiden sich nur durch ihre Verschiedeue Höhe. Was im Durch- schnitt über 300 in Meereshöhe hat, kann man zum Hochlande rechnen. Besonders einförmige und flache Tief- und Hochländer heißen Tief- bezw. Hoch-Ebenen (Plateaus, Tafelländer). Sanfte Bodenerhebungen bilden je nach Umständen Landrücken (z. B. uralifch-baltifcher Landrücken), welliges Hoch- bezw. Tiefland, Hügellaudschafteu u. f. w. Bedeutendere, oft auch steilere Eiuzelerhebuugen heißen Berge. Man unterscheidet an denselben den Fuß, die Abhänge und den Gipfel. Weit ausgedehnte, stark gegliederte und zerklüftete Er- Hebungsmassen von bedeutender Meereshöhe heißt man Gebirge. Dieselben erscheinen oft als eine Summe znsannnengruppierter Berge, die durch größere oder geringere Einsenkungen, durch Thäler und Schluchten aller Art voneinander getrennt sind. Nach ihrer Höhe zerfallen die Gebirge in Hoch-, Mittel- und Vorgebirge. Die Hochgebirge tragen auf ihrem Rücken mehr oder weniger ausgedehnte Schnee- und Eisfelder (Gletscher). Je nachdem die einzelnen Teile des Gebirges linienartig an- geordnet oder gruppen- und massenartig umeinander gelagert siud, unterscheidet mau Ketten- oder Gruppen-(Massen-)Gebirge. (Die Alpen, Pyrenäen, Karpaten, Kordilleren z. B. sind Kettengebirge.) Diejenige Linie, welche über die höchsten Erhebungen eines Ketten- gebirges hinführt, heißt der Kamm. Derselbe zeigt auf- und nieder- steigende Krümmungen, welche durch Gipfel und durch Eiusatteluugen hervorgerufen werden. Mit dem Kamm fällt in der Regel anch die Wasserscheide zusammen. Ist der Kamm schmal und scharf, so heißt er Grat, ist er breit und flach gerundet, so nennt man ihn Nucken.

2. Erdkunde - S. 24

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 24 — 3. Die Äthiopier (Neger) sind vorzugsweise kenntlich an ihrem (von oben betrachtet!) sehr langen, seitlich zusammengedrückten Schädel, ihren weiten Nasenöffnungen, schräg stehenden Schneide- zahnen, an ihren großen und starken Unterkinnladen, aufgeworfenen Lippen, meist krausen, schwarzen Haaren und ihrer fast schwarzen Hautfarbe. 4. Die Amerikaner stehen in der Mitte zwischen den Kau- kasiern und den Mongolen. Namentlich nähern sie sich den letztern durch ihr stark verbreitertes Gesicht, ihr straffes, schwarzes Haar und ihre gelbliche Hantfarbe. Letztere geht bei den Indianern Nord- amerikas (den „Rothäuten") ins Kupferrote über. 5. Die Malayen gleichen den Äthiopiern vor allem durch ihre Schiefzähnigkeit. Im übrigen sind ihre Schädel (von vorn nach hinten) kurz und ragen die Scheitelbeine seitlich stark hervor. Ihre Nasen sind flach, ihre Backenknochen breit und flach, ihre Oberkiefer etwas hervorragend. Die Hautfarbe der Malayen ist bräuulich, ihre Haare sind meist straff und lang. Die meisten civilisierten Völker gehören der kaukasischen Rasse an. Dieselbe ist über ganz Enropa, das nördliche Afrika und über Vorderasien verbreitet. Durch Auswauderung und Koloni- sation kamen die Kaukasier auch nach Amerika, wo sie längst vor- herrschend geworden sind. Die Mongolen bewohnen die Mitte, den Osten und Norden von Hinterasien. (Mehr oder weniger den Mongolen verwandt sind die Finnen, Magyaren, Osmanen und Eskimos.) Die Neger bewohnen Afrika vom Südrande der Sahara angefangen. Durch den Sklavenhandel wurden sie auch nach außer- afrikanischen Tropenländern verpflanzt, um iu der Plantagenwirt- schaft als Arbeitskräfte benutzt zu werden. Die Amerikaner sind bis auf etwa acht Millionen zusammen- geschmolzen. Sie sind nur in der Neuen Welt zu finden. Die Malayen bewohnen namentlich die ungeheuer ausgedehnte Inselwelt zwischen Madagaskar und der Osterinsel und außerdem Teile der hinterindischen Halbinsel.

3. Erdkunde - S. 130

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 130 — vom Meere entfernt liegen. — Die anßerordentlich reiche natürliche Bewässerung der Lombardei wird durch ein teilweise uraltes Netz von Berieselungskanälen den lechzenden Fluren zugeführt und dadurch jene strotzende Üppigkeit hervorgebracht, die Oberitalien zu einem so gesegneten Landstrich macht. Der Boden ist höchst fruchtbar; er liefert zwei Ernten (Weizen und Mais) nacheinander. Wiesen werden jährlich vier- bis fünfmal gemäht. Die sumpfige Küstenniederung eignet sich besonders zum Anbau von Reis. Außerdem bringt der Boden noch Wein, Feigen und Kastanien hervor; auch wird überall der Maulbeerbaum gepflanzt. In den Getreidefeldern find oft Feigen- und Maulbeerbäume reihen- weise angepflanzt, indem sie zngleich die Stütze für die Weinrebe bilden, so daß ein Grundstück neben Getreide noch Feigen und Wein sowie Nahrung für die Seidenraupe liefert. Mit Recht wohl nennt man daher die lombardische Tiefebene den „Garten Europas". B. Die eigenttiche Kalöinset hat ihr Rückgrat im A p e n n i n. Er zieht von den Meeralpen aus in einem steil zum Meere abfallenden Bogen um den Golf von Genua, nimmt dann eine südöstliche Richtung an und teilt sich in zwei Züge, die das wilde Hochland der Abruzzen einschließen; die östliche Kette steigt im schroffen Gran Sasso bis zu 3000 m an. Wieder vereinigt verläuft das Gebirge, der Westseite Italiens sich nähernd, mit abnehmender Höhe bis zur Südspitze der Halbinsel. Die Gebirge Siciliens erscheinen als eine Fortsetzung des Apennin. Hart an der Ostküste erhebt sich der riesige Vulkankegel des Ätna fast 3300 m hoch. Zu beiden Seiten des Apennin breiten sich mehrere kleine Ebenen aus, so die toskanische, die römische, die apulische und die campanische Ebene. Letztere, das „Paradies von Europa", ist auf das sorgfältigste bebaut und mit zahlreichen Städten und Dörfern übersät. In verschwenderischer Fülle hat die Natur ihren Segen über die campagna felice (die glückliche Ebene) ausgegossen. Dichte Kastanienwälder bedecken die Berge, an deren Abhängen die

4. Erdkunde - S. 13

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 13 — Nur erwähnen wollen wir endlich noch der elektrischen und optischen Erscheinungen in der Luft. Zu jeuen zählen: die Ge- Wittererscheinungen, das Wetterleuchten, das Nordlicht, das St. Elms- feuer. Die prächtigsten optischen Erscheinungen aber sind: der Regen- bogen, die „Höfe" um Sonne und Mond, die Nebensonnen und Nebenmonde, die Morgen- und Abendröte, das Dämmerlicht, die Luftspiegelungen u. s. w. Die Höhe der irdischen Lufthülle läßt sich begreiflicherweise nicht genau mit Ziffern ausdrücken. D^ die Luft nach oben all- mählich dünner und dünner wird, so muß mau eben annehmen, daß sie sich gauz unmerklich im Welträume verliere. Verteilimg von Festland und Wasser ans der Erdoberfläche. „Auf der Oberfläche unseres Planeten ist das Meer die Regel, das Land die Ausnahme." Auf letzteres treffen nämlich nur 27/ioo der Gesamtoberfläche. Es nimmt also das Festland fast dreimal weniger Flächenraum ein als das Meer. Bemerkenswert ist, daß die nördliche Halbkugel an Land dreimal reicher ist als die südliche, die östliche 2^ mal reicher als die westliche. Diese ungleichmäßige Verteilung des Festlandes auf der Erdoberfläche hat zur Einteilung in eine Land- (Bild 4) und in eine Wasserhalbkugel (Bild 5) ge- Bild 4. Landhalbkugel. Bild S. Wasserhalbkugel. führt. (Ungefähr in der Mitte der letztern finden wir Neu-Seeland, in der Mitte der Landhalbkugel aber liegt Süd-England.)

5. Erdkunde - S. 15

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 15 — / Arten und Benennungen der Glieder von Erdteilen und von Meeren. — Äie knstengliedernng der Länder. Man unterscheidet an jedem Erdteil die geschlossene, zusammen- hängende Hauptmasse und die Glieder. Jene nennt man den Rumpf des Erdteils. Die Glieder sind entweder ganz vom Erdteil getrennt, also rings vom Ocean umgeben, oder sie sind nur im größten Teile ihres Umsanges vom Meere umflossen, während sie auf einer Seite mit dem festen Lande zusammenhängen. Im erstem Falle heißen sie Inseln, im letztern Halbinsel». Sehr schmale, lang- gestreckte Halbinseln nennt man Landzungen. Ein kleiner, aber steiler Landesvorsprung heißt Vorgebirge oder Kap. Schmale, zwi- schen zwei Meerflächen eingezwängte Landstriche, welche zwei größere Ländermassen verbinden, heißen Landeugeu. Die Ränder der Fest- länder, welche vom Meere begrenzt werden, nennt man Ufer, Küsten oder Gestade (Steilküsten, Klippenküsten und Flachküsten). ^ Die Inseln werden — je nach ihrer Lage in Beziehung auf die Kontinente — in koutiueutale oder oeeauische unterschieden. Die ersteren sind entweder als losgetrennte Teile des benachbarten Kontinentes zu betrachten, oder sie sind (in der Nähe der Fest- länder) durch Anschwemmungen entstanden. Vom Kontinente ab- gelöste Inseln sind z. B. die britischen. Zu den „Anschwemmungs- inseln" hat man z. B. Usedom und Wollin zu rechnen. Die „oceanischen" Inseln liegen fern von Kontinenten. Sie sind ent- weder vulkanischen Ursprungs oder von Korallentierchen (aus Kalk- ablagerungen) aufgebaut. Die Zahl der Jnfeln beläuft sich auf mehrere Tausende. An Größe sind sie weit mehr voneinander verschieden als die Erdteile. Als Teile des Meeres erscheinen z. B.: Binnenmeere, die fast ringsum vom Lande umschlossen sind, Buchten oder.baien, das sind kleinere Einschnitte des Meeres ins Festland, Meerbusen oder Golfe, größere Meereseinschnitte, Fjorde, d. h. schmale und lange Meereseinschnitte mit steilen Ufern.

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 135

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Heinrichs Kamps um die Krone. 135 schen Großen erreicht: Deutschland war ein förmliches Wahlreich, die regierende Familie besaß kein Anrecht mehr auf die Krone. Dagegen setzte sich nun Heinrich mit aller Macht, und diese war so gering nicht, als seine Gegner geglaubt hatten. Unter den Fürsten selbst hielten die Feinde seiner Feinde zu ihm und diese vertheidigten nun das Königörecht ungefähr in derselben Weise, in welcher die meisten ihrer Gegner das Recht der Kirche verfochten; jeder Theil schaute nämlich, wie er am meisten gewinnen könnte, daher machte es den Herren auch kein Ge- wissen, ihre Parteistellung zu ändern, von Rudolfen zu Heinrichen und von Heinrichen zu Rudolfen überzugehen. So hielten in Schwaben selbst, dem Herzogthume Rudolfs, zu Heinrichen: die Bischöfe von Konstanz, Augsburg, Straßburg, Basel, die Aebte von St. Gallen und von der Reichenau; von den Grafengeschlechtern: Nellenburg, Hohenstaufen, Lenz- burg, Achalm, Buchhorn, Gingen, Lechsgmünd. In ganz Deutschland erklärten sich aber die Städte für den König; sie benutzten den Krieg ihrer Herren gegen den König dazu, um von diesem Erweiterung ihrer Rechte zu gewinnen; es war ja bereits die Politik von Heinrichs Groß- vater Konrad gewesen, sich der Städte gegen die hohe Aristokratie zu bedienen. Im alten Alemannien ging Heinrich noch weiter; er bewaff- nete 12,000 Bauern und schickte sie gegen seine hochgestellten Feinde, was diese so erbitterte, daß Berthold von Zähringen die gefangenen Bauern entmannen ließ. Die Bewaffnung der Bauern war allerdings ein sehr gefährliches Beispiel; daß die sächsischen Gemeinen sich nach der Schlacht an der Unstrut nur unwillig der Rache an ihrem Adel enthielten, ist oben gesagt worden, im obern Alemannien aber hatten sich die Bauern nicht hundert Jahre früher gegen die geistlichen und weltlichen Herren förmlich empört und waren nur mit Mühe überwun- den worden, Beweis genug, daß der Stoff zu einem Kriege der Ge- meinen gegen die Herren vorhanden war; daß Heinrich ihn nicht voll- ständig in Flammen setzte, daran hinderte ihn einmal die Rücksicht, die er auf seine vornehmen Anhänger zu nehmen hatte, und sodann war er eine zu despotische Natur, als daß er eine Revolution von unten auf hätte machen können; die Unterdrückung der hohen Aristokratie war Erbpolitik seines Hauses, damit war aber keineswegs eine Erhebung der niedern Stände gemeint, sondern man ließ diese nur gelegenheitlich gegen den hohen Adel los, weil dieser sich unmittelbar neben der Königsmacht behaupten wollte. Was alles Heinrich einem Könige den Bauern ge- genüber für erlaubt hielt, hatte er hinlänglich durch seinen Burgenbau und seine ganze Wirthschaft in Sachsen bewiesen. Das Kriegsglück schwankte; Heinrich verlor die Schlachten von Melrichsstadt 1078, bei Flarchheim 1080, und am 15. Oktober desselben Jahres die an der Elster unweit'zeitz; doch alle diese Schlachten hin-

7. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 281

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Der cimbrische Krieg. 281 durch seine kriegerische Tüchtigkeit hatte er vor Numantia die Aufmerk- samkeit des jüngern Scipio auf sich gezogen und wurde der Mann des gemeinen Volkes, welchem er durch seine Geburt angehörte. Es machte ihn nach den Zeiten des letzten Gracchus zum Volkstribun und in diesem Amte zeigte er furchtlosen Trotz und kaltblütige Ent- schlossenheit gegen alle Drohungen und Ränke der vornehmen Partei; er brachte sogar ein Gesetz durch, daß kein Bürger bei der Abstim- mung durch irgend jemand beaufsichtigt werden durfte; denn die Vor- nehmen hatten es so eingerichtet, daß sie genau wußten, ob ihre er- kauften Stimmen auch wirklich in ihrem Interesse abgegeben würden. Dieser Marius war nun der Hoffnungsanker des gemeinen Volkes und es hob ihn von einer Würde zur andern. Metellus schätzte den Ma- rius als Kriegsmann, behandelte ihn aber mit Stolz, und als er Urlaub begehrte, damit er sich zu Rom um das Konsulat bewerben könnte, versagte ihm Metellus denselben und meinte, daran solle der Plebejer aus Arpinum gar nicht denken. Nun stiftete aber Marius in dem Heere eine solche Unzufriedenheit und machte dem Metellus so viel Verdruß, daß er ihn endlich selbst gehen hieß. Marius wurde zum Konsul (107) gewählt und gegen alles Herkommen dem Metellus sein Oberbefehl nicht verlängert, sondern dem Marius übergeben. Me- tellus weinte vor Zorn, konnte aber den Volksbeschluß nicht ändern, und der Senat tröstete ihn durch den Beinamen Numidikus. Marius ließ zu Rom seinem Hasse gegen die Gegner vollen Lauf, durchwühlte die ganze Schande des L. Bestia und der vornehmen Herren, welche Iugurtha bestochen hatte; in sein Heer aber nahm er viele oapite een»! auf, was früher nur in Nothfällen geschehen war. Dem Kriege in Afrika machte er wirklich, wie er versprochen hatte, ein rasches Ende; er schlug den Iugurtha und trieb ihn zu seinem Schwiegervater, dem Könige Bochus von Mauritanien, der ihm denselben auf Zureden des L. Sulla, den Marius abgeschickt hatte, auslieferte (106). Marius führte den Iugurtha zu Rom im Triumphe auf; dann wurde der miß- handelte König in ein Kerkerloch geworfen, in welchem man ihn ver- schmachten ließ. Achtzehntes Kapitel. Der cimbrische Krieg (113-101). Während Marius in Afrika das Ansehen des römischen Namens wieder herstellte, wurde Rom durch den cimbrischen Schrecken heimgesucht.

8. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 34

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
34 Das Christenthum unter den Germanen und Slaven. den die Meier zu vornehm um sich mit dem Landbau abzugeben, sie ließen sich zu Edelknechten machen und verwalteten die Gerichtsbarkeit in den Streitigkeiten, welche unter den Klosterleuten über Marken, Weiderechte, Wasserleitungen, Holzfällen u. s. w. entstanden. Wo selche vornehme Meier waren, wurden Keller (cellarius) angestellt, um den Einzug der Gefälle zu besorgen. Wie die Pfarrkirchen entstanden. Am Sonntage hören wir von allen Seiten her Glockengeläute, und wenn wir auf einer Höhe stehen, erkennen wir an den Kirchthürmen die Lage der Dörfer, welche durch Hügel oder Bäume verdeckt sind; aber im siebenten, achten und neunten Jahrhundert war es anders, da gab es nur wenige Dorfkirchen; denn von den Dörfern und Gemeinden, die wir heut zu Tage sehen, waren kaum die ersten Spuren vorhanden. Man sah nur kleine Weiler, welche einem Gutsherrn gehörten, einzelne Häuser und Höfe, gewöhnlich Lehen, immer seltener ganz freies Eigenthum; den größten Theil des Bodens bedeckte Waldung. Hie und da ging es nun einem Gutsherrn zu Gemüthe, daß so viele seiner Leute ohne Kenntniß des christlichen Glaubens und ohne Genuß der Heilsmittel auf- wachsen, heranleben und endlich dahinfahren sollten; das Verderben vieler Seelen mußte er sich selbst zuschreiben. Darum bauten immer mehr solche Gutsherren weltlichen Standes (die Stifte thaten es ohnehin) auf ihren Höfen Kirchen, kleine Häuser in Form eines Schuppen, hölzern, mit Stroh oder Schindeln bedeckt, lange Zeit ohne Glasfenster. Ein Sohn des Gutsbesitzers, oder ein Verwandter, oder auch ein Leib- eigener, der aber alsdann frei wurde, erlernte in irgend einem Stifte das Nothwendigste von der Theologie, wurde geweiht und diente nun der neuen Kirche als Priester. Er wohnte auf dem Hofe und bezog von demselben seinen Unterhalt; dieser wurde ihm entweder in Natu- ralien verabreicht oder es wurden ihm liegende Güter angewiesen. Letztere blieben aber so gut als die Kirche ein Eigenthum des Gutsherrn (Pa- tronus), daher heißt es auch in alten Urkunden: „ich übergebe den Hof mit der Kirche — oder die Kirche mit dem Hofe — oder den Weiler, darin die Kirche ist" u. s. w. Die Kirchenstifler waren auch die Kirchen- herren und verkauften, verpfändeten oder vergabten die Kirche mit dem Kirchengut, oft so, daß eine Kirche mehrere Kirchenherren erhielt, eine Uebung, die freilich gegen das kanonische Recht verstieß, aber vorerst geduldet werden mußte. Auch das Kirchengut war gleich dem der Klöster nicht immer sicher; vielmal nahmen die Kirchenherren das Einkommen der Kirche lieber für sich, als daß sie die Kirche im baulichen Zustande erhielten und einen Priester besoldeten. Es kommen Verbote von Bi-

9. Bd. 2 - S. 264

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
264 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. Der Spartaner brachte seine Zeit mit gymnastischen Uebungen und öffentlichen Angelegenheiten hin. Landwirthschaft und Industrie war ausschließend der Sklaven Sache. Die Athener ehrten beide, und liebten insbesondere das ländliche Leben mit wahrer Leidenschaft. Wie sehr sie den'gcwerbssieiß geachtet, beweist das Gesez, wornach ein Fremder, wenn er eine Fabrik in Attika errichtete, das Bürger- recht unweigerlich erhielt, jenes so sehr geschäzte Bürgerrecht, welches wohl Königen bisweilen versagt ward. Zn dem Reize eines freien, harmlosen, naturgemäßen Lebens, welcher die Athener auf's Land zog, kam noch die Neigung zur Be- quemlichkeit und Pracht. Republikanische Eifersucht war, wenigstens in früheren Zeiten, durch stolze Wohnhäuser in der Hauptstadt belei- digt worden: daselbst sollten alle Privatgcbäude den Schein einer be- scheidenen Gleichheit tragen, und nur die öffentlichen Gebäude Pracht verkünden. Aber ihre Landhäuser mochten die Reichen nach Gefallen vergrößern und schmücken; man fand nichts Arges daran. Die Kleidung beider Geschlechter war meist aus Wolle. Attika und Arkadien erzeugten die beste, und die Athenerinuen wußten sie sehr geschickt zu verarbeiten. Aber die mi lesi sch e oder überhaupt jo- nische Wolle wurde höher gcschäzt. Leinwand holte man aus dem Peloponnes, noch lieber austhracien und Aegypten. Seide und Baum- wolle dienten zur Pracht, lieber das anschließende Unterkleid wurde ein Mantel getragen; von den Frauen ein Rock und ein Schleier. Aber die Spartanerinnen gingen häufig ohne den leztern, welches den Strengen für eine Art der Nacktheit galt. Allenthalben waren öffentliche Anstalten zum Baden. Reinlich- keit war selbst Religionspflicht. Bäder, Salben, Räucherwerk wur- den unter die gemeinsten Bedürfnisse gerechnet. Die Griechen liebten die Vergnügungen der Tafel, würzten sie durch geistreiche Unterhaltung, und paarten damit noch vcrschledene Sinnenlust. Aber die Weiber — die Hetären ausgeuommen — blieben von den Malen der Männer entfernt. Die Reichen besezten ihre Tafel mit unzähligen Leckerbissen von nah' und fern. Die Schlemmer wußten genau, welches für jede Speise die beste Gegend, Jahreszeit und Zubereitung sey, und eine gute Anzahl Schriftsteller hatte die Kochkunst zum Gegenstände gelehrter Abhandlungen gewählt (*). Sy- rakus brachte die besten Köche hervor. Allgemein war der Hang nach berauschenden Getränken ; und frühe schon wurde das attische Bier durch die köstlichen Weine verdrängt, (*) Neben vielen ähnlichen Werken wurde insbesondere die Gastrono- mie des Archestralos gerühmt.

10. Bd. 2 - S. 14

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
i\ Viertes Kap. Allgemeinste Gestalt der Welt. Parteien heimgesucht, fand Rom znlezt in der schrankenlosen Macht eines Einzigen ein vergteichnngsweises Glück. Mit der Schlacht bei Actium erlosch auf lange Zeit, in den schönsten und wichtigsten Län- dern der Erde, der Name, der Begriff der Freiheit. Weit lebhafter, weit mannigfaltiger, als im vorigen Zeiträume, war jezt der Völkerverkehr. Aber, den verbreiteten Handel abge- rechnet, waren es meist feindselige Verhältnisse, die aus den ver- mehrten Berührungspunkten entsprangen. Im Orient ist vielfältiger Wechsel der Herrschaft. Aber meist gibt blos das Schwert, ohne Künste der Politik, die Entscheidung. Nur einzelne Regierungen und später der Einfluß Roms machen Ausnahmen davon. Im Abendlande dage- gen bleibt durch die Menge der Staaten, durch ihr regeres Leben, durch ihre komplizirten Verhältnisse der äußeren Politik nicht minder, als der inneren ein weites Feld geöffnet. Die vielen griechischen Republiken, neben einander in den mannigfaltigsten Lagen bestehend, von äußeren Feinden immerdar bedroht und hiedurch genöthigt, sich in Bündnisse zu sammeln, aber jede ihr eigenes Interesse behaltend und gegen die übrigen stets eifersüchtig und wachsam, welch' ein Tummet- plaz der ausübenden Staatsklughcit für die Griechen selbst und für ihre Feinde! Auch waren die Griechen und später die Macedonier allerdings in der Politik vortreffliche Meister. Aber die kalten Vorschriften dersel- den, wiewohl man sie gründlich kannte, wurden häufig hintangesezt aus Leidenschaft und Verblendung. Selten war dies bei den Römern der Fall, deren Politik durchaus die feinste, beharrlichste, siegreichste, aber freilich auch die ungerechteste, ränkevollste und verworfenste von allen war. Die Eroberung der Welt war noch mehr das Werk des Senats, als der Legionen, und die römischen Unterhändler gefährlicher, als die Feldherren. Da nun Rom auf seiner langen Laufbahn alle Stufen der Schwäche und Stärke durchging, und mit den verschiedenartigsten Völ- kern durch alle Nuancen der Macht, des Reichthums, der Kultur und der politischen Kenntniß, bald einzeln und bald in Haufen, zu thun hatte: so ist begreiflich, warum es kaum eine Staatsverhandlungder hochverfcinten neuen und neuesten Zci gibt, zu der nicht in der römi- schen Geschichte ein Vorbild oder Seitenstück zu finden wäre. Und so sind auch die — größtenteils mißlungenen — Plane und Kombinationen der Feinde Roms, ihre oft unklugen, oft unglücklichen Bestrebungen, ihre Vereinzelung und beschränkte Selbstsucht, ihr Mangel an Konse- quenz, Festigkeit und Zusammenhalten ein lehrreicher, warnender und erklärender Spiegel.
   bis 10 von 112 weiter»  »»
112 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 112 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 2
2 2
3 0
4 6
5 6
6 4
7 8
8 0
9 0
10 33
11 0
12 5
13 0
14 1
15 3
16 5
17 15
18 5
19 2
20 2
21 7
22 6
23 5
24 6
25 6
26 15
27 6
28 2
29 0
30 0
31 2
32 0
33 3
34 2
35 1
36 0
37 13
38 4
39 3
40 5
41 12
42 2
43 3
44 5
45 36
46 5
47 0
48 3
49 23

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 208
1 32
2 44
3 108
4 46
5 6
6 23
7 12
8 40
9 40
10 7
11 58
12 19
13 14
14 30
15 13
16 52
17 219
18 16
19 2
20 24
21 96
22 15
23 25
24 25
25 38
26 8
27 48
28 34
29 11
30 4
31 40
32 3
33 53
34 20
35 23
36 33
37 5
38 8
39 22
40 9
41 101
42 12
43 93
44 1
45 62
46 8
47 75
48 101
49 93
50 273
51 4
52 86
53 3
54 23
55 48
56 13
57 2
58 22
59 44
60 6
61 71
62 57
63 57
64 130
65 26
66 5
67 9
68 70
69 39
70 123
71 177
72 94
73 14
74 16
75 37
76 24
77 55
78 36
79 28
80 13
81 9
82 24
83 19
84 34
85 8
86 9
87 25
88 12
89 17
90 9
91 7
92 317
93 37
94 34
95 124
96 13
97 31
98 188
99 46

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 53
1 10
2 10
3 18
4 22
5 12
6 55
7 39
8 7
9 35
10 23
11 11
12 33
13 16
14 23
15 23
16 37
17 16
18 4
19 28
20 10
21 13
22 19
23 2
24 33
25 24
26 16
27 28
28 10
29 36
30 32
31 16
32 11
33 98
34 25
35 5
36 10
37 19
38 6
39 34
40 31
41 2
42 16
43 23
44 3
45 11
46 12
47 114
48 21
49 29
50 26
51 31
52 17
53 15
54 28
55 7
56 7
57 8
58 32
59 123
60 17
61 6
62 27
63 12
64 16
65 12
66 3
67 31
68 29
69 0
70 8
71 19
72 17
73 71
74 23
75 96
76 26
77 25
78 19
79 13
80 28
81 162
82 11
83 12
84 17
85 17
86 9
87 18
88 35
89 21
90 9
91 28
92 2
93 14
94 2
95 9
96 15
97 24
98 42
99 5
100 68
101 5
102 38
103 51
104 13
105 7
106 14
107 5
108 7
109 25
110 9
111 16
112 26
113 11
114 9
115 12
116 14
117 5
118 18
119 27
120 2
121 36
122 8
123 16
124 31
125 14
126 8
127 86
128 13
129 33
130 3
131 119
132 24
133 23
134 13
135 3
136 125
137 6
138 10
139 23
140 52
141 12
142 31
143 42
144 11
145 22
146 17
147 30
148 26
149 4
150 21
151 8
152 38
153 23
154 14
155 24
156 45
157 8
158 20
159 32
160 8
161 10
162 11
163 11
164 27
165 17
166 40
167 11
168 11
169 9
170 2
171 36
172 29
173 103
174 7
175 98
176 26
177 121
178 12
179 31
180 38
181 5
182 104
183 324
184 14
185 2
186 12
187 12
188 13
189 12
190 0
191 15
192 13
193 30
194 29
195 8
196 34
197 34
198 19
199 21