Die Astronomie lehrt, daß diese Bewegung der Erde in ca.
3651/4 Tagen erfolgt. Man nennt den Zeitraum eines einmaligen
Umlaufs der Erde um die Sonne das Erdenjahr.
Im grauen Altertum hielt man unfern Planeten noch für eine
im Ocean schwimmende Scheibe. Ganz ungebildete Völker huldigen
heute noch dieser falschen Anschauung. Es ist aber gewiß, daß die
Erde gleich alleu übrigen Planeten eine kugelähnliche Gestalt hat.
Von der Figur einer mathematisch genauen Kugel weicht der Erd-
ball allerdings vielfach ab. Vor allem ist er an zwei sich diametral
gegenüberliegenden Stellen eingedrückt oder abgeplattet. Sodann ist
seine Oberfläche nicht etwa eben und flach, wie der ruhige Meeres-
fpiegel, sondern reich an den mannigfaltigsten Erhebungen und Ein-
senkungen, an hohen Bergen und tiefen Thälern u. s. w. Doch sind
diese im Verhältnis zur Größe des ganzen Erdkörpers so gering-
fügig, wie etwa die Unebenheiten, welche an einer Kegelkugel durch
anklebende Stüubchen und Sandkörner hervorgebracht werden.
Staunenerregend ist die Größe der Erde. Denken wir uns durch
deu Mittelpunkt der letztern einen geradlinigen Tunnel angelegt, so
würde derselbe ca. looomal länger sein als der Mont-Eenis-Tunnel.
Ein Durchmesser der Erde hat im Mittlern eine Länge von
12733 1cm oder 1716 geogr. Meilen. Die Gesamtoberfläche des
Erdballs aber mißt 509 950 000 qkrn oder ca. 9 250 000 [ ] M.
Das ist eine Flüche — über 940mol größer als jene des ganzen
Deutschen Reiches! Und doch, wie verschwindend klein ist die Erd-
kugel im Vergleich zum riesigen Sonnenball, dessen Oberfläche das
11800fache von derjenigen der Erde beträgt!
Achse und jjule des Himmels und der Erde.
Z)ie Himmelsrichtungen.
Wer das Firmament und die leuchtenden Sterne daran längere
Zeit aufmerksam betrachtet, bemerkt gleichmäßige Kreisbewegungen
der Gestirne und vor allem den regelmäßigen Auf- und Unter-
gang der meisten Sterne. Er gewinnt den Eindruck, als drehe
sich die ganze Hohlkugel des Himmels mit den daran hängenden
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Sternen in etwa 24 Stunden einmal um eine Gerade, die man
Himmelsachse nennt. Dieselbe scheint mitten durch den Erdball zu
gehen. Das in der Erde liegende Stück der Himmelsachse heißt
Achse der Erde. Ihre Endpunkte sind die Erdpole.
Bei der vermeintlichen Achsendrehung der Himmelskugel bleiben zwei
sich entgegengesetzte Pnnkte in Ruhe. Das sind die Pole des Himmels.
Derjenige der ruhenden Punkte am Firmaments, den wir (über
unserem Horizonte) sehen, heißt Nordpol des Himmels. Ihm ist
der Nordpol der Erde zugewendet.
Die Richtuug nach dem Nordpol hin heißt Nordrichtung. Ihr
gerade gegenüber liegt die Südrichtung.
Die Himmelsgegend, in welcher die Sonne (indem sie am
scheinbaren täglichen Umlauf der Gestirne teilnimmt) des Morgens
aufgeht, heißt Osten. Wo unser Tagesgestirn uutergeht, liegt der
Westen. Am 21. März und am 23. September geht die Sonne
genau im Ostpunkt auf, im Westpunkt unter.
Zwischen den sogenannten Haupthimmelsrichtungen (Nord,
Süd, Ost und West) liegen die Nebenhimmelsrichtungen:
Nordost, Nordwest, Südost, Süd-
west (Bild 1);
Nordnordost, Ostnordost, Nord-
nordwest, Westnordwest,
Südsüdost, Ostsüdost, Südsüdwest,
Westsüdwest.
Auf geographischen Karten ist die
... ; / uach dem obern Rande die
Nordrichtung, jene nach dem links-
Bild 1. Himmelsrichtungen. seitigen Rande die Westrichtung n. s. w.
Die Notation des Erdliallö. Der tvechsel von Tag und llacht.
Die Dämmerung.
Die Erscheinung, als drehe sich das ganze Himmelsgewölbe
mitsamt den Gestirnen alltäglich in ostwestlicher Richtung um eine
bestimmte Achse, beruht nur auf einer Sinnestäuschung, welche durch
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Extrahierte Ortsnamen: Nord Nordost Nordwest Ostnordost Westnordwest Ostsüdost Westsüdwest
die wirkliche, in entgegengesetzter Richtung erfolgende Achsendrehung
der Erde hervorgerufen wird. Man nennt diese Bewegung unseres
Planeten seine Rotation. Dieselbe erfolgt genau in der Zeit, in
welcher das Himmelsgewölbe eine ostwestliche Umwälzung zu voll-
ziehen scheint •— also innerhalb 24 Stuudeu.
Der Achsendrehung der Erde verdanken wir den Wechsel von
Tag und Nacht. Die der Sonne eben zugewendete Erdhälfte ist
beleuchtet und hat daher (physischen) Tag, indes die andere von
keinem Sonnenstrahl getroffen, vielmehr vom Schatten der Erde
bedeckt wird.
Der Übergang vom Tageslicht zum Dunkel der Nacht erfolgt
nie plötzlich und unvermittelt. Dem Eintritt der vollen Tageshelle
geht ein allmählich zunehmendes Halblicht, die sogenannte Dämme-
rung, voran. Dieser Morgendämmerung aber entspricht natürlich
eine Abenddämmerung.
Diese Erscheinungen des Halblichtes verdanken wir dem Dasein
der irdischen Lufthülle. (Wie so?)
Äquator, parallelkreise und Meridiane der Erde.
Geographische Länge und Lreite.
Um die Erdoberfläche einteilen und sich auf ihr orientieren zu
können, nimmt man für sie bestimmte festliegende Punkte und Kreis-
systeme an, die gewissen am Himmel gedachten Kreisen und Punkten
genau entsprechen.
Als feststehende Punkte an der Erdoberfläche haben wir bereits
die beiden Pole kennen gelernt.
Jeder der angenommenen Kreise wird in 360° und jeder Grad
wieder in 60' geteilt.
Von besonderer Wichtigkeit ist der Äquator oder Gleicher der
Erde. Es ist dies jener größte Kreis um die Erde, dessen sämtliche
Punkte gleichweit (je 90°) vom Nord- und Südpol abstehen lind
der den Erdball in eine nördliche und eine südliche Halbkugel teilt.
An Größe übertrifft der Äquator alle andern der angenommenen
Kreise, weil der Erdkörper gerade am „Gleicher" ausgeweitet ist! j
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_ 5 —
(gewissermaßen zum Ausgleich der Abplattung an den Polen). Der
Umfang der Erde beträgt am Äquator 5400 geographische Meilen
— ca. 40 000 km. Parallel zum Äquator deukt man sich in Ent-
sernungen von je einem Grade 89 „Parallelkreise" auf der süd-
lichen wie auf der nördlichen Halbkugel, die vom Äquator aus nord-
wie südwärts mit 1, 2, 3 u. s. w. bis 89 bezeichnet werden.
Natürlich werden die Parallelkreise um so kleiner, je näher sie dem
bezüglichen Pole liegen. Außer den angegebenen Parallelkreisen
denkt man sich noch zwei Paare besonders bemerkenswerter Kreise
parallel zum Äquator gezogen, nämlich die zwei „Wende-" und die
zwei „Polarkreise". Jene stehen 23^^ vom Gleicher, diese eben-
soweit vom bezüglichen Pole ab.
Mit dem System der Parallelkreise denkt man sich 360 Meri-
diane oder Mittagshalbkreise verbunden. Dieselben gehen von Pol
zu Pol, durchschneiden die Parallelkreise und somit auch den Äquator
rechtwinklig, und zwar in Abständen von je einem Grade. Sie sind
alle von gleicher Größe. Daher konnte man darüber streiten, welcher
von ihnen mit 0 zu bezeichnen, d. h. von welchem aus zu rechnen
sei. Neuestens scheinen die Geographen dahin übereinkommen zu
wollen, daß der durch die Londoner Sternwarte „Greenwich" gehende
Meridian als Anfangs- oder Nullmeridian anzunehmen sei. Von diesem
aus bezeichnet man nun die aufeinanderfolgenden Meridiane gewöhnlich
mit den Zahlen 1 bis 180 ostwärts und 1 bis 180 westwärts. Der
Nullmeridian teilt die Erde in eine östliche und westliche Halbkugel.
Um die Bilder von der Erdoberfläche (Globen und Erdkarte)
nicht mit Linien zu überladen, pflegt man in dieselben gewöhnlich
nur in Abständen von je 10° Meridiane und Parallelkreise ein-
zuzeichnen.
Will man nun unter Bezugnahme auf das geschilderte festliegende
Kreisnetz:c. die geographische Lage eines Ortes ausdrücken, so muß
man seine geographische Länge und Breite angeben (Bild 2).
Unter geographischer Breite eines Ortes versteht man dessen
Bogenabstand vom Äquator nach Norden oder nach Süden hin
(daher „nördliche" oder „südliche Breite"). Gemessen wird dieser Ab-
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— 6 —
stand mit demjenigen Meridianbogen, der
zwischen dem fraglichen Orte und dem
Äquator liegt
Bild 2. Bestimmung der geogra-
phischen Lage eines Ortes.
Unter geographischer Länge eines
Ortes (z. B. x) versteht man dessen
Bogenabstand vom Nullmeridian nach Osten
oder Westen hin (daher „östliche" oder
„westliche Länge"). Dieser Abstand wird
mit demjenigen Parallelkreisbogen gemessen,
der zwischen dem fraglichen Orte und dem
Nullmeridian sich erstreckt'^.
Man drückt nun die geographische Lage von x folgendermaßen
aus: x liegt unter dem 40.° nördl. Br. und dem 40.° östl. L.
Die scheinbare jährliche Bewegung der Sonne — im Znsammenhalte
mit ihrem scheinbaren täglichen Umlauf um die Erde.
Wer den Lauf der Sonne ein volles Jahr hindurch genau
verfolgt, glaubt außer der bereits angedeuteten taglichen Be-
wegung derselben auch noch eine jährliche wahrzunehmen. Es
scheint ihm nämlich, als rücke die Sonne von Tag zu Tag um 1°
ostwärts, denn er sieht sie von Tag zu Tag bei (um das an-
gegebene Bogennmß) östlicher liegenden Fixsternen, bis sie endlich
■— nach Ablauf eines Jahres — einen ganzen Kreis am Himmel be-
schrieben hat. Man hat diesem Himmelskreise den Namen Ekliptik
beigelegt. Dieselbe durchschneidet aber den Himmelsäquator also,
daß ihre eine Hälfte aus der nördlichen, ihre andere auf der südlichen
Halbkugel des Himmels liegt, und daß die Ebenen der bezeichneten
Kreise einen Winkel von ca. 231/2" zu einander bilden.
Der aufmerksame Beobachter sieht also unser Tagesgestirn zwei-
mal im Jahre — und zwar am 21. März und am 23. September -
im Äquator stehen, einmal aber findet er es in der größten nörd-
lichen und einmal in der größten südlichen Entfernung vom Äquator
1 Bogen ax bedeutet die geographische Breite von x.
^ Ix bezeichnet die geographische Länge von x.
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— 8 —
Schon Kopernikus hat überzeugend dargethan, daß die an-
gedeuteten Veränderlichkeiten durch eine eigentümliche Stellung der
Erdachse zur Ebene der Erdbahn hervorgerufen werden, Die
Achse ist nämlich zur Erdbahnebene beständig unter einem Winkel
von 661/2 0 geneigt. Dabei bleibt sie sich während der ganzen Re-
Volution parallel. Diese Umstände erzeugen den Wechsel der Jahres-
zeiten und die Verschiedenheit der Tagesläuge1.
Da Erdgürtel von verschiedener geographischer Breite (wegen
ungleichen Einfalls der Sonnenstrahlen u. s. w.) in ungleicher Weise
von der Sonne erleuchtet und erwärmt werden, so war die Ein-
Hier ist ein Wechsel der Jahreszeiten weniger merklich als in den
übrigen Gebieten der Erde; deun zwischen den Wendekreisen oder
„Tropen" siud die Tageslängen nur wenig verschieden und sieht man
die Mittagssonne nur weuig vom senkrechten Stande am Himmel
abweichen. Für die Gegenden des Äquators beträgt die größte Ab-
weichung des Sonnenstrahls von der senkrechten Richtung nur
„Unter den Tropen" herrscht ein ewiger Sommer, dessen Hitze jedoch
durch gewaltige Regengüsse periodisch gemildert wird.
Die von den beiden Polarkreisen eingeschlossenen Gebiete em-
psangen die Sonnenstrahlen schiefer als andere Teile der Erdober-
' Näheres hierüber siehe „Weltkunde" von A. Jakob S. 42 f.
teiluug der Oberfläche unseres
Planeten in klimatische Zonen von
selbst gegeben (Bild 3).
Bild 3. Karte der klimatischen Zonen.
Der Erdgürtel, welcher sich
zwischen den beiden Wendekreisen
erstreckt, empfängt die Sonnen-
strahlen am wenigsten schief, bezw.
senkrecht. Nach physikalischen Ge-
setzen wird ihm daher die größte
Wärmemenge zu teil, und man
nennt ihn mit Recht Gürtel des
heißen Klimas oder „heiße Zone".
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304
Iii. Das Jtteet.
N.-Hälfte, zu welcher der Zutritt arktischen Wassers durch die Meeres-
bodenschwetle zwischen Europa und Nordamerika behindert wird. Allein
abgeschlossene Meeresglieder (Mittelmeerl, rotes Meer) sind durch die
hohe Masserscheide an ihrem Eingang vor dem Andrang des kalten
Tiefenwassers gesichert; ihre Tiefe zeigt genau die der Winterkälte ihrer
Oberfläche entsprechende Temperatur.
Außer der nur lhermometrisch erkennbaren allgemeinen Zirkulation
sämtlicher Wasserteilchen erführt das Meer Aufregungen plötzlicher Art
vom Grund zum Spiegel durch unterseeische Erdbebenstöße (Seebeben,
die mitunter ganze Küstenstädte vernichten durch den entsetzlichen Wogen-
fchwall, den sie plötzlich ans Gestade werfen), vor allem jedoch eine täg-
liehe, seine ganze Masse treffende Erregung durch die Gezeiten- und
eine sanfte Vorwärtsbewegung seiner Oberflächenteile in den breiten
Bändern der Meeres ströme.^ Das beständige Anschlagen des Meeres
an die Küste in nur minutenlangen Pausen nennt man die Brandung,
die Wellenerhebung, durch welche das geschieht, die Brandungswelle.
Stellt U den Mond und die größere Kugel links die Erde dar (die
Entfernung der Mittelpunkte beider voneinander auf 1/10 verringert gegen-
über dem für die Radien angewandten Maßstab), so wird die Erdstelle A,
weil sie dein Mond um einen Erdradius näher liegt als der Mittelpunkt
C, auch stärker als dieser vom Mond angezogen, sobald der Mond in den
Meridian von A tritt (über A kulminiert); andererseits wird aus dem
nämlichen Grund C stärker vom Mond angezogen als die Gegend bei B.
Dadurch erleidet zwar die feste Masse der Erde keine merkbare Beeinträch-
tigung ihrer Gestalt, wohl aber das Meer mit seinen leicht verschiebbaren
Teilchen: sowohl unter demjenigen Meridian, dessen Bewohnern der
Mond im Zenith steht, als auch unter dem, dessen Bewohner er gegen
die Fußsohlen („im Nadir") steht, schwillt das Meer zu einer flachen
Welle empor, weil es beiderseits das Streben erhielt sich vom Anziehungs-
punkt C zu entfernen, es ist Flut (Zenith- und Nadirflut), dagegen auf
den von der beiderseitigen Welle um 90 Längengrade entfernten zwei
Meridianen Ebbe, weil von dort die Wasserteilchen nach den Flutseiten
abgelenkt werden. Am geringsten wird sich diese Hebung und Senkung
des Meeresspiegels nach den Polen zu äußern; ein die ganze Erde um-
kleidender Ozean müßte mithin, in der Richtung der Flut-Meridiane
durchschnitten, eine elliptische Verziehung erfahren, und es müßte sich
1 S. 6 (dritter Abschnitt). 2 S. 92 (§ 4). 3 S. 93 (§ 4).
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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§ 2. Der Mond.
275
erstes und letztes Viertel. Fielen Erd- und Mondbahn in die nämliche
Ebene, so müßten wir bei jedem Neumond eine Sonnenfinsternis, bei
jedem Vollmond eine Mondfinsternis erleben; da sich aber jene zwei
Bahnebenen in einem Winkel von 5" schneiden, so jedoch, daß ihr
Durchschnitt (die Knotenlinie) beständig seine Lage wechselt, indem er
innerhalb der Erdbahn in rund 19 Jahren einen Kreis beschreibt, so
haben wir die Verfinsterungen viel seltener, vollständige nur dann,
wenn bei Konjunktion oder Opposition die Knotenlinie in die Ver-
bindungslinie von Sonnen- und Erdmittelpunkt fällt.
Auf dem uns so nahen Mond gewahren wir dunklere und hellere
Flächen (das „Mondgesicht") schon mit unbewaffnetem Auge. Im Fern-
rohr erscheinen uns jene als Ebenen, diese als Gebirgsländer voller
Ringgebirge mit steilen Kegelbergen in der Mitte, die wie Vulkane
auch Krater besitzen und den höchsten Bergen der Erde bisweilen an
Höhe nicht nachstehen, wie man aus der Länge ihres Schattens schließen
darf. Der Mond besitzt kein Wasser und keine Atmosphäre, folglich
keinerlei Pflanzen- und Tierleben. Auf seiner ewig lautlosen, ganz
öden Oberfläche wechselt ein vierzehntägiger Tag, der zugleich ein heißer
Sommer ist, mit einer ebenso langen eisigen Winternacht, denn kein
Luft- und Wolkenschirm niäßigt dort Zu- wie Ausstrahlung der Wärme.
Wegen der geringen Entfernung des Mondes von der Erde kann
man den Abstand der Mittelpunkte beider Himmelskörper voneinander
besonders scharf durch Beobachtung feststellen. Dies geschah zuerst im
Jahr 1752 durch gleichzeitige Beobachtung der Mondhöhe während des
Eintritts des Mondes in den Ortsmeridian in Berlin und in der
Kapstadt (die fast genau auf demselben Meridian liegen). In obiger
^igur bedeutet der Kreis einen Durchschnitt der Erde im Bertiner
A
Ai
18*
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§ Z. Dopxelbewegung der c5rde.
277
Entfernung der Erde von den Fixsternen außerhalb unseres Sonnen-
systems gegenüber der Ausdehnung der Erdbahn darf man die Stellung
der Erde zu ihnen im ganzen Jahr als sich gleichbleibend betrachten.
Diese Zeit einer einmaligen Rotation heißt ein Sterntag. Im Ver-
lauf eines Jahres verändert nun die Sonne ihren Ort an: Himmel
fast gleichmäßig so, daß sie in einer den Himmelsäquator unter 231/2°
schneidenden Ebene (der Ekliptik^ ostwärts vorrückt und am Ende
des Jahres wieder genau da gesehen wird, wo sie am Anfang des-
selben stand; mithin beträgt dieses Vorrücken täglich 1/365 des Kreis-
umfangs (der himmlischen Ekliptiklinie) oder fast 1°. Um diesen Be-
trag muß die Erde folglich an jedem Tage weiter ostwärts rotieren,
damit sie wieder genau die Stellung zur Sonne wie beim Beginn der
Rotation erwerbe. Diese Zeitdauer einer Erdunidrehung von einer
Sonnenkulmination zur andern heißt ein Sonnentag; er ist der der
bürgerlichen Zeitrechnung zu Grunde liegende Tag, an welchem sich
mithin die Erde um fast genau 3610 dreht. Der Sterntag ist also
um y361 kürzer als der Sonnentag, und die eigentliche Erdrotation
vollzieht sich in 24 Stunden weniger 4 Minuten.
Durch die von der Erdrotation gen O. herrührende scheinbare
Sonnenbewegung gen W. fällt der Schatten aller Gegenstände auf
Erden vormittags auf die W.-Seite des betreffenden Ortsmeridians2,
nachmittags auf die O.-Seite. Zu Mittag fällt der Schatten (auf der
n. Erdhälfte, abgesehen von der Sommerzeit innerhalb der heißen
1 Die Ekliptik ist die Bahn des Erdumlaufs um die Soune (I, 36), also des
scheinbaren jährlichen Umlaufs der Sonne am Himmel. — Weil nur in dieser
Bahnebene Sonnen- und Mondfinsternisse eintreten, nennt man sie Ekliptik- d. h.
Versinsterungsebene und die Linie, in der sie das scheinbare Himmelsgewölbe berührt,
Ekliptiklinie.
' Jni weiteren Sinne nennt man jede Nordsüdlinie, die man durch irgend
einen Puukt der Erdoberfläche gezogen denkt, den Meridian dieses Ortes, obwohl
auf dem Globus und auf den Karten nicht unzählige, soudern nur 360 Meridiane
gezogen zu werden pflegen.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
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§ Z. Doppelbewegung der Erde.
279
worden; denn selbst die östlichsten und westlichsten Gegenden des
Deutschen Reichs stehen nicht viel mehr als 71/,, Längengrade vom
15. Meridian ab.
Ihre Bahn um die Sonne1 legt die Sonne in 365 x/4 Tagen
zurück. Sie ist kein ganz genauer Kreis, sondern wie bei den übrigen
Planeten eine (der Kreisgestalt sehr nahe kommende) Ellipse, in deren
einem Brennpunkt sich die Sonne befindet. In größter Sonnennähe
(im Perihel [perche]) schwebt die Erde zu Anfang Januar, in größter
Sonnenferne (im Aphel [afel]) zu Anfang Juli. Der wirkliche Wandel
der Erde in dieser kreisähnlichen Bahn bewirkt den Schein, als ver-
schöbe sich die Sonne in der Ekliptik zu immer östlicheren Sternbildern;
man nennt den äquatorialen Himmelsgürtel, in welchem dies geschieht,
den Tierkreis (da man sich die dortigen Sterngruppen auf den
Karten zum leichteren Zurechtfinden meist mit Tierfiguren umzeichnete)
und teilt ihn in 12 gleiche Teile (die Zeichen des Tierkreises, nach
benachbarten Sternbildern genannt). Zur Frühlings- und Herbst-
Tagundnachtgleiche (20. März, 22. oder 23. September) steht die Sonne
gerade im Himmelsäquator, am 21. Juni tritt sie in das Zeichen des
Krebses, am 21. oder 22. Dezember in das des Steinbocks (beschreibt
an diesen Tagen den n. oder Krebs-, bezüglich den s. oder Stein-
bocks - Wendekreis). ^
Der von Julius Cäsar eingeführte und nach ihm benannte
julianische Kalender nahm die Zeitdauer eines Erdumlaufs um die
Sonne genau zu 365^ Tagen an und ließ nach je 3 Jahren (zu
365 Tagen) ein Schaltjahr zu 366 Tagen folgen. Da aber jene
Zeitdauer in Wirklichkeit um etwas über 11 Minuten kürzer ist als
3651/4 Tage, so zählte man seit Julius Cäsar immer in 400 Jahren
3 Schalttage zu viel (Julianischer Kalender). Deshalb verordnete
Papst Gregor Xiii. 1582, daß innerhalb 400 Jahren stets 3 Schalt-
tage weniger als bisher in den Kalender aufgenommen würden
(Gregorianischer Kalender), und übersprang 10 Tage im Kalender
(denn weil man im Lauf der Jahrhunderte irrtümlich 10 Tage als
Schalttage statt als gewöhnliche Kalendertage aufgeführt hatte, schrieb
man damals z. B. am wirklichen Neujahrstag erst den 22. Dezember).
Sternwarte aus. Wo Einheitszeit eingeführt ist, kann also telegraphisch von der
Sternwarte aus soder durch Einstellen eines Chronometers daselbst) die im betr.
Stundenstreifen gültige Zeit allen Orten übermittelt werden.
1 I, 36.
2 Mit den genannten 4 Tagen beginnen die „astronomischen" Jahreszeiten;
diejenigen der naturgemäßen Jahresteiluug, die sogenannten „meteorologischen"
Jahreszeiten, dagegen 3 Wochen früher. Vergl. I, S. 5 (7). Jene Anfänge der
astronomischen Jahreszeiten verschieben sich öfters von einem Tag auf den anderen
(1896 fand z. B. der Sommeranfang schon am 20. Juni statt), da die Zeit eines
Umlaufs der Erde um die Sonne nie mit derjenigen von 365 oder 366 Tagen
ohne Rest teilbar ist. Die obigen Angaben darüber beziehen sich auf das durch-
schnittliche Zeitverhältnis im laufenden Jahrzehnt.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Julius_Cäsar Cäsar Julius_Cäsar Cäsar Gregor_Xiii Gregor