— 179 —
das Königreich Siam (630 000 qkm, 5 Millionen E.). Die
Hauptstadt Bangkok am Menam (200 000 E.) ist zum Teil auf
Pfählen im Flusse erbaut. Großartige Buddhatempel. Lebhafter Handel.
Europäische Besitzungen.
1. Britische: a) Birma (Barma), der westliche Teil Hinter-
iudiens, ein überaus fruchtbares Reislaud (415 000 qkm und
8 Millionen E.) — Rangun (180 000 E.) an der Jrawadi-
münduug ist der Haupthandelsplatz.
b) Niederlassungen an den Meerengen (Malakka und Singa-
pur). Von besonderer Bedeutung ist der Freihafen Singapur
(184 000 E.) auf einer kleinen Küsteninsel, infolge der glücklichen Lage
Mittelpunkt des Handels zwischen Indien, Ostasien und Australien.
2. Französische: Jndochina (705 000 qkm, 25 Millionen E.),
Gesamtname für die im Osten und Südosten der Halbinsel liegenden
Gebiete: a) Schutzstaat Kambodscha, b) Cochinchina mit der Haupt-
stadt Saigon (65000 E.), e) Schutzstaat Anuam mit Hnü
(30 000 E.) und d) Tongking, eine sehr fruchtbare Landschaft, auch
als Durchgaugslaud nach Südchina wichtig. Hauptort Hanoi
(Kescho) 150 000 E.
Vorderindien.
Es umfaßt das Hochland Dekhan sowie die vorgelagerte hindo-
stanische Tiefebene, welche sich nordwärts bis zum Himalaja erstreckt
und aus zwei sehr verschiedenen Teilen besteht: a) der vorwiegend
dürren Ebene des Indus, b) dem reich bewässerten und außerordent-
lich fruchtbaren Tieflande des Ganges, welcher in seinem Unterlaufe
sich mit dem Brahmaputra vereinigt.
Vorderindien bringt fast alle Produkte der heißen Zone
in größter Fülle hervor, besonders Reis, Weizen, Baumwolle, Ba-
nanen (Banianen, eine Feigenart), Thee, Kaffee, Zuckerrohr, Gewürze,
feine Farbstoffe, Tabak, Mohn (zur Opiumbereitung), Jute (zu Ge-
weben), Seide, viele Arten von Palmen. — Die Tierwelt zeigt die
größten und kräftigsten Formen im Elefanten, Nashorn, Tiger u. f. w.—>
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
— 181 —
dunkelfarbige Urbewohner. Verhältnismäßig sehr gering ist die Zahl
der Europäer (etwa 200 000).
Ungefähr 3/4 aller Bewohner Indiens sind noch Heiden (An-
Hänger des Brahmaismus, Buddhismus u. a.), 57 Millionen bekennen
sich zum Islam, 21/2 Millionen zum Christentum.
Die ehemalige Einteilung der Hindu in vier Gesellschaftsklassen
oder Kasten (Priester, Krieger, Ackerbauer und Gewerbetreibende,
Dienende) ist in Anpassung an die modernen Erwerbszweige um-
gestaltet, indem sich die beiden unteren in mehrere neue Kasten auf-
gelöst haben. Die außerhalb der Kasten stehenden P a r i a s werden
als rechtlos mit Verachtung behandelt.
A. Die Kimataja-Länder.
Am obern Indus liegt der britische Schutzstaat Kaschmir,
eine herrliche Alpenlandschaft, mit der Hauptstadt Srinagar
(120 000 E.), wo die feinen Kaschmir-Shawls gefertigt werden.
B. Das Tiefland des Indus.
La höre (177 000 E.) im obern Jndusgebiet, dem fruchtbaren
Pandschab, ist ein wichtiger Handelsplatz. — Peschawer (Peschauer,
84 000 E.) ist als „Thor Indiens" eine wichtige Grenzfestung gegen
Afghanistan.
C. Das Tieftand des Ganges.
Es ist außerordentlich dicht bevölkert und hat viele große Städte.
— Delhi (193 000 E.) an der Dschamna, dem großen rechten
Nebenfluß des Ganges, soll früher als Residenz des Großmoguls
2 Millionen Einwohner gehabt haben. Aus der Glanzzeit sind noch
viele herrliche Tempel und Paläste erhalten. — Allahabad am
Zusammenflusse des Ganges und der Dschamna hat 175 000 E.
Benares (220 000 E.) ist eine den Indern heilige Stadt mit vielen
Badeplätzen in dem göttlich verehrten Ganges. - Patna (165000 E.)
ist der Hauptmarkt für Opium, welches besonders nach China ge-
liefert wird. — Kalkutta an dem auch Seeschiffen zugänglichen
westlichen Mündungsarme des Ganges (862 000 E.) ist der Sitz
der indischen Regierung und der zweite Seehandelsplatz.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt]]
— 172
Nr. Name Flächeninhalt in qkm Einwohnerzahl Auf
5. 6. 7. 8. Französische (Jndochina [d. i. Kambodscha, Cochinchina, An- nam, Tongking^, Pondichery) Portugiesische (Goa, Diu, Macao, Osttimor).... Deutsche (Kiautschou) . . . Vereinigten Staaten von Amerika gehörige (Philip- pinen und Suluiuseln) . . 706 000 20 000 500 296 000 25 Mill. 1 80 000 7 „ 35 48 160 24
Ostasien.
Das Kaiserreich China.
Es umfaßt auf einem Flächenraume von 11 Millionen
den größten Teil des hinterasiatischen Hochlandes, ferner die dem-
selben im Osten vorgelagerte Tiefebene. An Größe wird China von
Rußland und Großbritannien (mit den Kolonien) übertroffen, aber
der Bevölkerungszahl nach nur von letzterem Reich. Nach neuerer
Annahme hat China 357 Millionen Einwohner, das ist fast der
gesamten Menschheit. Auf das eigentliche China treffen hiervon
345 Millionen, während die Nebenlander, obwohl sie 2/3 der Ge-
samtfläche einnehmen, nur etwa 12 Millionen Bewohner zählen.
Das eigentliche Khina,
von den Chinesen mit Stolz „das Reich der Mitte" genannt,
breitet sich über den östlichen Abhang des hinterasiatischen Hochlandes
und über die chinesische Tiefebene aus. Das Land wird vom Hoangho
und Jangtsekjang durchflösse:?. Ein weit ausgedehntes Kanalnetz
verbindet dieses wasserreichste Strompaar Asiens (der berühmte Kaiser-
kanal hat eine Länge von 1300 km — der Lange des Rheins).
Das milde Klima, die Fruchtbarkeit des Bodeus und die starke Be-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Kambodscha Cochinchina Macao Osttimor Amerika Ostasien China China China China Asiens Rheins
— 174 —
stehen geblieben, weil sie in blinder Verehrung zur Vergangenheit
aufschauten und in dünkelhafter Selbstüberschätzung sich bis in die
neueste Zeit von allen andern Völkern abschlössen. Seit 1842 ist
das Land allmählich den Fremden zugänglich geworden. Unaus-
haltsam dringen europäische Einrichtungen vor, besonders seit das
Deutsche Reich, Großbritannien und Rußland an der Küste Be-
sitzungen erworben haben (S. 175).
Infolge rastloser Thätigkeit der (besonders katholischen) Missionäre
zählt China jetzt schon über 1 Million Katholiken und etwa 100 000
Protestanten. Staatsreligion ist die Lehre des Konfutfe, die Niedern
Volksklassen bekennen sich meist zum Buddhismus.
China ist ein unumschränktes Kaiserreich. Der Herr-
scher, „der Sohn des Himmels", vereinigt in sich die höchste Welt-
liche mit der höchsten geistlichen Gewalt. — Das Land wird in
18 Provinzen eingeteilt, welche unter nahezu selbständigen Statt-
Haltern stehen.
China soll angeblich über 50 Städte mit mehr als 7a Million
Einwohner zählen; doch ist die Bevölkeruugsangabe sehr schwankend.
Gewiß ist, daß das Mündungsgebiet der beiden Hauptströme so dicht
bevölkert ist wie kein anderes Land der Erde. Ein Teil der Be-
wohner lebt hier ständig auf Flößen im Wasser. Bei solcher Über-
völkerung treten trotz der Fruchtbarkeit des Bodens oft Hungersnot
und Seuchen auf. Viele Chinesen wandern deshalb nach Indien,
Amerika und Australien aus.
Die wichtigsten Städte Chinas sind:
Peking (mit 1600 000 E.), die Hauptstadt und Residenz
des Kaisers. — Tientsin (fast 1 Million E.) ist die Hafen-
stadt für Peking, mit diesem jetzt dnrch eine Eisenbahn ver-
bunden.
Nanking (72 Million E.), am Jangtsekjang gelegen, ist
eine blühende Handels- und Fabrikstadt, sowie Hauptsitz der chine-
sischen Gelehrsamkeit. — Schanghai (mit 450000 E>) und
Kanton (mit 2v2 Millionen E.) sind die wichtigsten See-
Handelsplätze.
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Extrahierte Ortsnamen: China China China Indien Amerika Chinas Peking Tientsin Peking Nanking Schanghai
— 199
stehen die Völker Afrikas noch ans niedriger Bildungsstufe.
Vielfach herrscht Sklavenhandel; einzelne Stämme sind noch Menschen-
fresser. Von einheimischer Gewerbthätigkeit kann kaum die Rede
sein (Bild 70). Der Handel beschränkt sich vornehmlich auf den
Austausch der heimatlichen Produkte gegen europäische Waren.
e) R e g i e r u n g s f o r m. Der größere Teil Afrikas ist im
Besitze wilder Völker, welche meist unter Stammeshäuptlingen leben.
Bild 71. Karawanenführer im ägyptischen Sudan.
Die europäischen Besitzungen dehnen sich immer mehr von den Küsten
in das Innere aus.
tlordafrika.
Ägypten.
Ägypten bildet dem Namen nach einen türkischen Vasallen-
staat, der unter einem Vicekönig steht, welcher den Titel „Khedive"
führt. In Wirklichkeit aber ist Ägypten unter englischer Herrschaft. ^
Das Reich besteht 1. aus dem eigentlichen Ägypten und
2. aus dem durch Besiegung des Mahdi wiedergewonnenen ägyp-
tischen Sudan (.Bild 71). Dessen wichtigster Ort ist das der
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Indien.
11
Indische Reiche gab es einige Jahrhunderte vor Christus mehrere; eines
derselben soll noch nordöstlich von ihrem Stammlande, auf der großen
mittelasiatischen Hochebene, unter dem Namen Kusthana bestanden haben.
Andere Königreiche waren im Lande der Fünf Ströme: Indus, Hpdaspes,
Acesines, Hparotis, Hpphasis (indisch Pantschanada, bei den Griechen
Pentapotamia, heutzutage englisch als Pendschab), ohne braminische
Einrichtungen und deßwegen als nicht ebenbürtig betrachtet. Auch im
schönen Gebirgsthale von Kashmir (indisch Kasjapamura) war ein
uraltes Fürftenthum und an dem untern Laufe des Indus das Reich der
Aratta (Adraiftä). Das mächtigste von allen war das der Prasier (indisch
Pratsja) mit der Hauptstadt Patalipatra, im eigentlichen Gangeslande.
Am oberen und mittleren Laufe des Ganges ist der eigentliche Schauplatz
des Braminenvolkes; dort lagen oder liegen noch in ihren Trümmern
die uralten Königsstädte Hastinapura, Indroprastha, Mathura.
Nach der Lehre der Braminen war ein Urwesen, das alle Keime
der-Geister- und Körperwelt in sich enthielt und aus dem Alles hervor-
ging; zuerst die Götter Brama, der schaffende Gott, dann Bishnu, der
erhaltende, und Siwa oder Mahadewa, der zerstörende. An sie reihen
sich unzählige Götter und Göttinen, welche alles Wesen durchdringen
und bewegen; denn alles ist göttlicher Natur, weil hervorgegangen aus
dem göttlichen Urwesen. Diese ganze Welt mit Himmel und Erde, mit
Göttern, Menschen, Thieren, Pflanzen, den Elementen, Metallen
und dem verschiedenen Gestein, wird einst, wenn das letzte (jetzige) Zeit-
alter, Kalijuga, in dem alles mehr und mehr entartet, vollendet ist, zu
Grunde gehen und nichts übrig bleiben als jenes Urwesen, das die Keime
aller Dinge in sich bergen und Wieder zu einem neuen, anders gestalteten
Dasein siervorgehen lassen wird.
Nach dem Glauben der Indier sind sie das erlesene Volk, das sich
von den andern streng abgeschlossen halten muß und sich mit denselben nicht
vermischen darf, wenn es nicht seiner Vorzüge verlustig gehen will.
Doch ist auch unter ihnen selbst eine große Abstufung, und diese Stufen
sind von einander durch unübersteigliche Schranken getrennt; denn
Brama hat die Menschen nicht zu gleicher Würde und zu gleicher Be-
stimmung geschaffen, sondern schon in den Stammeltern einen Unter-
schied für alle Zeiten angeordnet. Er schuf nämlich Braminen (Brah-
manas), Kshatrijas oder Rajahs, Vaisas (Vaisjas) und Sudras. Die
Nachkommen derselben folgen ihren Vätern in allen Verhältnissen des
Lebens und dürfen diese in keiner Weise abändern; daher rührt die
Eintheilung in erbliche Stände oder Kasten, wodurch das Volk mit
Insekten Aehnlichkeit erhält, welche, wie die Bienen, in Königin,
Drohnen und Arbeiter, oder, wie die Termiten, in König und Königin,
Krieger und Arbeiter geschieden sind. Die vornehmste Kaste ist die der
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
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Die Erfüllung der Zeit.
323
es auch anders bei der republikanischen Verfassung und der öffentlichen
Rechtspflege sein's Aber gerade von diesem durch und durch römischen
Zweige besitzen wir verhältnißmäßig wenig. Die Geschichtschreiber geben
uns allerdings die Reden berühmter Feldherren, der Volkstribunen und
Staatsmänner, aber diese sind nur Proben der rednerischen Ausbildung
des Geschichtsschreibers selbst. Nur von Cicero, allerdings dem größten
Redner der Römer, der aber seine griechische Bildung nicht verleugnen
kann, sind Originale auf uns gekommen, während doch von Hortensius,
Antonius und namentlich von Cäsar, der auch als Redner glänzte, viele
in den Händen ihrer Zeitgenossen und noch zu Quintilians Zeit allge-
mein bekannt waren. Nicht besser ist es uns mit den Werken der rö-
mischen Geschichtschreiber ergangen; Cäsars Kommentare sind uns er-
halten, ebenso des Sallustius, seines Zeitgenossen, Geschichte der katili-
narischen Verschwörung und des jugurthinischen Krieges, dagegen ist
seine römische Geschichte verloren; erhalten sind uns ferner die Lebens-
bilder berühmter Feldherren von Kornelius Nepos, der aber nur in
dem Leben des Attikus auf römischem Schauplatze wandelt, das einzige
Beispiel, daß sich ein Römer ausländischer Größen mit Vorliebe an-
nahm. Am beklagenswerthesten ist der Verlust so vieler Dekaden des
Geschichtswerkes von Tit. Livius aus Patavium, von welchem übrigens
in unserer Zeit einzelne Bruchstücke wiederum aufgefunden wurden;
zwar ist er ganz Römer und verhüllt und verschweigt manches, was
den Ruhm seiner Nation schmälern könnte, auch beweist das, was der
Grieche Polybius uns über die römische Geschichte mittheilt, daß Livius
die Quellen nicht immer mit Sorgfalt aufsuchte — nichtsdestoweniger
müssen wir seiner Gelehrsamkeit und seinem Fleiße alle Anerkennung
zollen und seine meisterhaften Gemälde römischer Männer und Thaten
bewundern; Augustus nannte ihn einen Pompejaner.
Zweites Kapitel.
Die Erfüllung der Zeit.
Koma aeterna! Rom ist ewig! war zu Augustus Zeit ein römischer
Glaubenssatz, und unter seinen nächsten Nachfolgern hätte ein lauter
Zweifel den Tod gebracht. Zn der Thal, welches Volk war denn noch
da, welches die römische Weltmonarchie mit Erfolg anzugreifen vermochte?
Karthago war jetzt eine römische Stadt und wenigstens 400 andere
umsäumten die Küste Nordafrikaö und den Rand des großen Sand-
meeres; was wollten die Negerhorden gegen das römische Afrika unter-
nehmen? Dem römischen Asien drohte früher die Macht der Parther;
21 *
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name]]
Extrahierte Personennamen: Cicero Antonius Cäsar Cäsars Kornelius_Nepos Augustus Augustus
274
Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
Umgebungen des Indus ermunterte jezt die vervielfältigten Handels-
reisen zu Wasser und zu Lande. Die Seteuciben (vordem Empor-
kommen der part hi scheu Macht) und die Ptolemäer theilten sich
in den indischen See-Handel; diese befuhren alle Küsten von Arabien
bis Ceylon und Malabar. Hipp alns wagte zum erstenmale die Fahrt
gerade über's Meer nach Indien. Er fuhr vorr Ocelis in Arabien aus.
Die Selenciden belebten vorzüglich den Verkehr zu Lande. Seteu-
kus Nikator war mit seinem Heere bis an den Ganges gedrungen.
Bengalen, Agra und Delhi traten aus der Dunkelheit hervor,
das große Patibothra (an der Vereinigung des Soane mit dem
Ganges) wurde entdeckt, und blieb von da der wichtigste Stapelort.
Vom Indus an durch Mittelasien zogen die Waaren theits ans den
im vorigen Zeiträume (B. ?. S. 245) beschriebenen Wegen, theilö
wurden sie stromaufwärts bis dahin gebracht, wo ein kurzer Landweg
zu dem oberen O r u s führte, auf dessen Rücken sie hinab in das kaspische
Meer, dann weiter in den Kur und nach einem abermaligen Land-
transport in den Phasiö und das schwarze Meer gelangten. (In noch
späteren Zeiten wurden anstatt der leztgenannten Flüsse die Wolga
und der Tanais (Don) gebraucht.)
Den karthagischen Handel haben wir im vorigen Zeiträume be-
leuchtet. Auch einige spanische und gallische Städte, wie Nnmantia,
Narbona, Bannes (in Bretagne) u. a. trieben ansehnlichen Han-
del. Auf Britannien und einen Theil der Nordseeküsten, so auch
auf die skandinavischen Länder, fällt allmälig durch einzelne Ent-
deckungsreisen und durch Zinn- und Bernstein-Handel ein zweifelhaf-
tes Licht.
§. 29. Römischer Handel.
Die Römer haben den Handel nicht werth geachtet und unmittel-
bar wenig für den denselben gethan. Sie hielten für rühmlicher, die
Nationen zu würgen und zu plündern, als gegen Zuführung friedlicher
Jndnstrieprodukte einen freiwilligen Tribut von denselben zu erheben.
Mehrere der blühendsten Handetstaaten sind unter den Streichen des
rohen Römerarms gefallen. Zuerst die stillen Etrusker, hierauf Syra-
kus und Karthago und Korinth. Auch die kleinasiatischen Städte und
Rhodus und selbst Massitia wurden hart von ihnen bedrängt. Gleich-
wohl war Rom nicht ohne Handel. Es hatte eine eigene Innung
von Kaufleuten (*), prägte Silbermünzen noch vor den punischen
Kriegen, und schuf während des ersten derselben sich eine Marine. Nur
(*) Die k* Claudia verbot den Patriziern, persönlich Handel zu treiben.
Aber Geld dazu durften sie geben.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht]]
TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
England.
257
Zeit begannen die Eroberungen der Engländer in Ostindien im großen
Maßftabe. Vorher besaß die englisch-ostindische Kompagnie einige Fakto-
reien und Forts, spielte aber neben den Franzosen und Spaniern eine ziem-
lich unbedeutende Rolle, und der englische Name stand bei den eingebor-
nen Fürsten und Völkern in geringer Achtung. Dies änderte Robert
Klive, der aus einem Schreiber Unteroffizier wurde und durch seine krie-
gerische Tüchtigkeit von Stufe zu Stufe emporftieg. Unternehmend wie
Kortez verstand er es dabei die Streitigkeiten der einheimischen Fürsten
zu benutzen, einen durch den andern zu stürzen und der Kompagnie als
Lohn für ihre Hilfeleistung große Landschaften zu erwerben. Der Na-
bob von Bengalen, Surradscha Dowla, wurde auf die wachsende
Macht der Engländer eifersüchtig und rückte mit einer Armee von 50,000
Mann gegen Kalkutta; diesen schlug Klive mit 1000 Engländern, 2000
Sipahis und 6 Kanonen vollständig den 26. Juni 1757 bei Plassep,
eroberte Dowlas Hauptstadt und setzte dessen Verwandten Mir D sch affir
als Nabob ein. Als dieser die ungeheuren Summen, welche er für seine
Erhebung versprochen hatte, nicht bezahlen konnte, mußte er wohlgelegene
Plätze als Pfand geben und einen Theil seiner Einkünfte in Beschlag
nehmen lassen. Später besiegte Klive den Nabob von Audh und unter-
stützte einen Prätendenten auf den Thron des großen Mogul; aus Dank-
barkeit gab derselbe der Kompagnie die Oberherrschaft über die Pro-
vinzen Bengalen, Behar und Orira zu Lehen, so daß diese Gesellschaft
von Kaufleuten über ein Reich von 15 Millionen Einwohnern zu ge-
bieten hatte (1767). Diese Eroberungen hatte Klive aber nicht ohne
viele Handlungen der Treulosigkeit und Grausamkeit gemacht und wurde
nach seiner Rückkunft nach England des Mißbrauches seiner Gewalt an-
geklagt, weniger jedoch aus Liebe zur Gerechtigkeit als aus Parteifeind-
schaft. Klive vertheidigte sich vor den Schranken des Oberhauses wie
ein Mann, der sich in seinem Rechte glaubte, wenn er zu Gunsten der
englischen Herrschaft keine Rücksichten auf Menschlichkeit und Verträge
nahm, weil seine Gegner es auch nicht besser machten, sobald es ihnen
die Umstände erlaubten; er wurde freigesprochcu, tödtete sich aber im
folgenden Jahre (1774) durch einen Pistolenschuß. Zuvor hatte man
ihm das Kommando gegen die aufgestandenen Kolonisten in Nordamerika
angetragen, denn in Amerika waren die englischen Ansiedler zu einem
Volke herangewachsen, das sich einen eigenen Haushalt gründen und
dem Mutterlande nicht mehr gehorchen wollte. Mit diesem amerikanischen
Unabhängigkeitskriege beginnt eine neue Epoche der Menschheit; die
Oberherrschaft Europas über Amerika neigt sich zu Ende, ein anderer
Erdtheil entfaltet sein selbstständiges Leben, ausgerüstet mit der ganzen
Erbschaft der europäischen Civilisation.
B um ül l e r, Ncuc Zeit.
17
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Robert
Klive Surradscha_Dowla Dowlas
Extrahierte Ortsnamen: England Ostindien Bengalen Kalkutta Bengalen England Nordamerika Amerika Europas Amerika