48
Einundzwanzigster Abschnitt.
m
Ruhezeit ein wenig länger, denn jetzt holte Äindenburg zum Äaupt-schlage aus! Mit einem Male, wieder ganz unvermutet, brach das Leer Falkenhayns an der Nordwestecke der Walachei, da wo im linken Strumpf der große Zeh steckt, über das Gebirge nach Rumänien herein. Wieder waren die Rumänen auf diesen Schlag nicht vorbereitet gewesen. Das war ja doch auch nicht die gefähr-lichste Stelle für sie, hatten sie gedacht. Wenn man sie einschließen und abschnüren wollte, so mußte man ja doch entweder von der Do-brudscha her oder aus der spitzen Ecke des Gebirges westlich der Walachei vorstoßen. An dieser Stelle und an der Donau gegenüber Mackensen hatten deshalb die Rumänen auch alle Kunst auf-gewandt und alle Kräfte angehäuft, um sich gegen einen Einbruch der Feinde zu sichern. And gerade deshalb brach Falkenhayn an der Stelle herein, wo er zwar die Rumänen nicht umklammern konnte, wo es ihm aber dafür möglich war, sie zu überraschen. Die Überraschung gelang vollkommen. Trotz des ungeheuer gebirgigen Geländes stürmten die Österreicher, Angarn und Deutschen in einem ungeheuer eiligen Tempo in die Grenzgebiete hinein. Das Rumänenheer wurde nicht nur vollständig geschlagen, sondern geriet auf der Flucht in einen solchen Wirrwarr, daß es immer eiliger und eiliger nach der Lauptstadt zu fliehen mußte, und das war für uns sehr wichtig. Denn in der Walachei lagen ungeheure Mengen von Getreide aufgestapelt, besonders Mais und Gerste, aus denen man das herrlichste Viehfutter bereiten kann, und daran mangelte es bei uns ja doch vor allem. Wären nun die Rumänen schön Schritt für Schritt zurückgegangen, so hätten sie Zeit gehabt, diese ganzen Ge-treidemassen zu verbrennen und zu vernichten. Bei der großen Eile aber, die sie hatten, mußten sie alles stehen und liegen lassen, und die kolossalen Mengen von Getreide fielen in unsere Land. Dabei war noch etwas besonders Spaßiges: Ehe der Krieg mit Rumänien ausbrach, hatten wir nämlich sehr viel Getreide in Rumänien aufzukaufen versucht. Damit uns das nicht zukommen sollte, hatten uns schnell die Engländer vor der Nase weg die rumänische Ernte aufgekauft. Das Getreide nach England zu bringen, war ihnen allerdings nicht möglich, weil es die Türken ja nicht aus dem Schwarzen Meer herausgelassen hätten. Aber nun konnten wir es doch nicht mehr kaufen, und es blieb in Rumänien liegen. Als wir nun ober
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Extrahierte Personennamen: Zeh
Extrahierte Ortsnamen: Walachei Donau England Rumänien
28 Kap. u. §. 18.
Hechte, wir halten Schafe, Kühe und
Pferde, wir ziehen Spargeln und Spi»
nat, wir bauen Rocken und Erbsen:
alles das für den Hunger.
§. 18.
Jetzt ist fast die ganze Erde bewont,
so weit wir sie kennen, und so weit sie
bewonbar ist. Einige Länder aber sind
erst spät bevölkert worden. Auf
land war noch vor 1000 Jaren keine
Seele. Auch auf den Azoren haben
die Portugifen, vor 240 Jaren, wol
Habichte in Menge, aber keinen Men-
schen, angetroffen.
Bevölkerte Länder sind entweder
stark, oder nur wenig, bevölkert: und
auch dieses wechselt nach den Zeiten ab.
In dem großen Schweden sind jetzt
weni-
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zr Kap. Ii. §. 20.
land ganz unbrauchbar gemacht! Aber
dafür kan nun niemand was.
2v.
Iv. Gewäckse, wie Menschen, wandern
aus einem Land ins ander«.
Jedes Gewächs muß irgendwo
wild wachsen §. 8.
Viel« Gewächse könnten auch in Nie-
ren Ländern wachsen, wo eben solcher
Boden, und «in eben so schickliches Kli«
ma, als in ihrem Urlande, ist. Nur
von selbst wachsen sie nicht da; wol
aber, wenn sie durch Zufall, oder durch
Menschenhände, dahin geraten.
Wein konnte von je her in Frank-
reich und Deutschland wachsen: aber
erst vor 2zvo Jaren wurde der erste
Weinstock aus Kleinasien nach Mar-
seille,
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Extrahierte Ortsnamen: Nie- Frank- Deutschland Kleinasien Mar-
Verändrungen der Erde, zz
stille, und nachher allmälich von dar
bis an den Rhein herauf, gebracht. —
Auch Madeira war noch vor 38° Ja«
ren ein bloßer dicker Wald. Die Por-
tugisen steckten diesen Wald an, und
pflügten Reben aus Candia in die Asche.
Seitdem erst wächst auf Madeira Ma-
deira-Wein. Noch jünger ist der Wein-
bau am Tap, und an der Wolga.
So wie in Deutschland einst keine
Traube wuchs: so war auch eine Zeit,
wo bei uns weder Rocken, noch wej.
zen, noch Zwerfchen, noch Spar-
geln, noch Tabak, noch Rarroffeln,
wuchsen; alles ist erst aus Asten und
Amerika hieher verpflanzt worden. (Nun
was wuchs dann ursprünglich hier? —
nur Gras, Erdbeeren, Holzaepfel, und
Waldbäume). Reis und Zucker wuchs
B 5 sonst
z6 Kap. Ii. §. 22.
ehedem erst nach Deutschland, so wie
neuerlich erst nach Amerika, gekommen.
Die guten Englischen Schafe sind
zuerst dahin aus Spanien, und nach
Spanien sind sie aus Afrika, gekommen.
Denke! Spanier und Engländer wür--
den arme Leute seyn, wenn ihnen nie«
mand diese Schafe zugefürt hätte. Und
wer könnte in der Kutsche faren, wenn
wir keine Pferde hätten!
§. 22.
Wenn fremde Gewächse in Menge
in einem Lande gezogen werden: so ver-
ringern, oder verlieren sich gar, die al-
ten, die sonst wild im Lande wuchsen.
Wo jetzt auf unsern Feldern Tabak und
Rocken steht, da wächst kein Gras mer.
Wo
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Amerika Spanien Spanien Afrika
8
Kap. I. §. 8.
Gewächse schmücken die Erde, ma-
chen die Luft rein, und dienen dem Men-
schen zur Narung, zur Kleidung, zur
Arzenei, zu Werkzeugen, und zur Lust«
Jedes Gewächs wuchs anfänglich
irgendwo wild, oder von selbst. Aber
Winde, Vögel, und Menschenhände,
können es allmä-lich aus einer Gegend
in die andre, und mit der Zeit gar au«
einem Erdteil in den andern, tragen,
wo er sonst nie wuchs. So ist Gavo«
jerrol aus Cypern nach Savojen, und
von dar nach Deutschland, gekommen.
So Zucker und Reis aus Indien über
Aegypten, so Zwerschcn aus Damast
nach Europa, und von hier nach Ame-
rika. So Kartoffeln, Mais, und
Tabak, aus Amerika, über England,
nach deirr übrigen Europa. So Maul-
beer-
26 Kap. 11. §. 17.
Wenn Menschen in ein Land kon,.
men, wo eö noch keine Menschen, folg-
lich auch keine Traiteurs, gibt; so pflegt ih-
re erste Sorge zu seyn, wie sie sich Essen
verschaffen: denn Hungern ist eine üble,
erschrecklich üble, Sache. Hiezu gibt es
4 Mittel. I. Einige leben blos von wild-
wachsenden Vegetabilien, Wurzeln, Bee-
ren, Holzaepfeln, wilden Kirschen, Sago,
Kokosnüffen :c. Aber nicht überall gibts
dergleichen, wenigstens nicht in Menge,
wenigstens nicht zu jeder Jarszeit. Wie
würde einer zu rechte kommen, der im
December in das noch ganz unbewonte
Niedersachsen gekommen wäre? Also
Ii. andre fangen Tiere, Mäuse, Hasen,
Vögel, Fische, Schildkröten rc., und ver-
zeren sie: d. ;i. sie werden Jäger und
Fischer. Noch andre M. fangen auch
Tie.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
......... ................
Veräiidrungen der Erde. 27
Tiere, schlagen sie aber nicht todt, son-
dern machen sie zam, gewönen sie an sich,
machen ganze Heerden auö ihnen, leben
von ihrer Milch, und ziehen so herum',
um Weide für ihr Vieh zu suchen. So
lebt der Araber von Kamelen, der Mon-
gole von Pferden, der Lappe von Ren-
Tieren. Diese Leute nennt man Noma-
den, oder Hirtenvölker. Noch andre
endlich Iv. werden Ackerleute und
Gärtner: d. i. sie pflanzen eine Menge
eßbarer Kräuter^, Wurzeln, oder Bäume,
die sonst von selbst oder wild, aber weit-
läuftig aus einander, wuchsen, auf Ein
Feld zusammen, und bauen Weizen,
Mais, Reis, Kartoffeln, Kol rc. — Wiv
gescheute Europäer tun alles 4 zusammen:
wir sammle» Erdbeeren und Waldkir-
schen, wir fangen Hasen, Schnepfen und
B 2 Hechte,
fl
i
34
Kap. Ti. §. 2i.
sonst blos in Ostjndien: von dar ka-
men beide Gewächse nach Aegypten, von
dar nach Italien und Spanien; und nun
wächst Reis am allerhäufigsien in Caroli-
na, undzucker auf dm Antillen in Amerika.
Von Sinaaepfeln gibt es jetzt ganze
Wälder in Portugal und Spanien; vor
noch 200 Jaren war nicht Ein Bäum-
chen in ganz Europa. Thee wuchs
sonst auch blos in Sina, nun aber auch,
an einigen Orten, in Europa, und viel,
leicht erleben wir noch ganze Wälder von
Lheebüschen in Deutschland.
§. 21.
V. Tiere, wie Menschen, wandern aus
einem Land ins andre.
Mit den Tieren ist es gerade so,
wie mit den Gewächsen §. 20. Nur
lau-
54 Kap. Iii. §. 30.
teils von Klima, Narung, und Klei-
dung, her.
I. Vom Rlima. In ser Hel-
ßen Ländern werden die Leute schwarz:
nicht auf einmal, aber doch nach und
nach, behe dagegen einen Moren und
eine Morin nach Deutschland; ihre Ur-
urenkel werden schon meist wie andre
Deutsche aussehen.
Ii. Von der Narung. Ueberall
ißt und trinkt man; aber nicht überall
ißt und trinkt man einerlei. Es gibt
Menschen, die fast alles roh essen, und
alles kalt trinken: diese sind weit stärker
und gesünder, als wir. Wer viel Wein
trinkt, und noch mer, wer viel Brandte-
wein trinkt, schrumpelt ein, und wird
schwächlich. In manchen Ländern gibt
es
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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